Kitabı oku: «Handbuch zu Marcel Prousts »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«», sayfa 10

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Spanisch

1920 Pedro Salinas (Übers. Bd. I–III) / José María Quiroga Plá (Mitarb. an Bd. III): En busca del tiempo perdido. Bd. I. Madrid/Barcelona: Espasa-Calpe, 1920. Bd. II. Ebd. 1922. Bd. III. Ebd. 1931. [Die restlichen vier Bände von Marcelo Menasché für Rueda (Buenos Aires, Argentinien), 1945–46; von Fernando Gutiérrez für José Janés (Spanien), 1952; von Consuelo Berges für Alianza Editorial (Madrid, Spanien), 1967–69.

1981 Julio Gómez de la Serna (Übers.): En busca del tiempo perdido. 2 Bde. Madrid: Aguilar, 1981. [Bd. I und II der dreibändigen Gesamtausgabe.]

2000 Mauro Armiño (Übers. und Komm.): A la busca del tiempo perdido. 3 Bde. Madrid: Valdemar, 2000–05.

Spanisch (Argentinien)

2000 Estela Cantó (Übers.): En busca del tiempo perdido. Buenos Aires: Losada, 2000–10. [Beruht vermutl. noch auf dem Clarac/Ferré-Text. Cantó starb 1994.]

Spanisch (Kuba)

2008 Hugo Vidal Obregón (Übers. Bd. I) / Jacques-François Bonaldi (Übers. Bd. II): Sodoma y Gomorra. 2 Bde. Havanna: Arte y Literatura, 2008.

Spanisch (Ecuador)

1974 Ana Bergholtz Mujica (Übers.): Por el camino de Swann. 2 Bde. Guayaquil: Cromograf, 1974/75.

1994 Mario Campaña Avilés (Übers.): El tiempo recobrado. Quito: Libresa, 1994.

Spanisch (Kolumbien)

2007 Daniel Quintero (Übers.): A la sombra de las muchachas en flor. Bogotá: Yoyo Libros, 2007.

Spanisch (Uruguay)

1990 Carlos Manzano (Übers.): En busca del tiempo perdido. Montevideo: Lumen, 1990 ff.


Innentitel des 1. Bandes der russischen Übersetzung von 1973 durch Nikolaj Michajlovič Ljubimov.

Ins Russische

Obwohl eine größere Zahl von russischen Intellektuellen in Paris lebte und z. T. auch als Korrespondenten tätig war, so etwa Waleri Brjussow, Maximilian Voloschin, Michail Voloschin oder Michail Kusmin, entging Proust der russischen Literaturszene gänzlich, die vollkommen auf den Symbolismus fixiert war. Selbst die französischen Lobeshymnen 1913 auf Du côté de chez Swann (WS) wurden als Freundschaftsdienste abgetan; zwar machte Kuzmin, der mit dem Leningrader Verlag Academia zusammenarbeitete, diesen auf das französische Echo auf WS aufmerksam, doch der Beginn des Ersten Weltkriegs rückte Übersetzungsprojekte an den Rand des Interesses. Auch À l’ombre des jeunes filles en fleurs musste trotz des Prix Goncourt aus russischer Perspektive, die nach Krieg und Revolution eher Zeit- als Menschheitsprobleme in den Fokus zu nehmen bereit war, hinter dem zweitplazierten Dorgelès mit seinem Kriegsroman Les Croix de bois (dt. Die hölzernen Kreuze, siehe S. 90) zurücktreten, der ja auch in Frankreich Prousts »Mädchen in Blüte« absatzmäßig überrundete (in den ersten zwei Jahren 85 000 gegenüber 23 000 Exemplaren).

Der erste sowjetrussische Hinweis auf Proust dürfte die Todesnachricht in der Krasnaja Niwa (»Rotes Feld«) vom 11. Februar 1923 sein, in der der Volkskommissar für das Bildungswesen, Anatoli Lunatscharski, Prousts außergewöhnlich eleganten Stil, seine Landschaftsbeschreibungen, seine Analyse psychischer Phänomene sowie seine subtile Kritik am aristokratischen Frankreich rühmt, das er aber dennoch – nach Lunatscharskis Auffassung – bewundere. Dieses grundlegende Missverständnis – die Fokussierung auf die Kulisse – begleitete alle späteren Stellungnahmen dieses einflussreichen Kritikers zu Proust, der ihn zunehmend als einen Repräsentanten der bourgeoisen Literatur darstellte – »es ist einfach unmöglich, sich mit dem unerträglichen Snobismus und der unterwürfigen Schmeichelei gegenüber der Aristokratie abzufinden, von denen dieser Roman überbordet. […] Zutiefst dekadent« (a. a. O., 10. Januar 1926) –, ohne ihn jedoch als einen solchen zu sehen, denn er förderte durchaus die frühen Übersetzungsbemühungen. Dennoch bestimmte auch nach seiner Amtsenthebung 1929 dieser einmal angewiesene Kurs weiter die breite Rezeption Prousts in Russland.

Ein merkwürdiger Randaspekt ist das völlige Schweigen des Malers, Schriftstellers und tonangebenden Kunstkritikers Alexander (frz.: Alexandre) Nikolajewitsch Benois (1870–1960) über Proust. Benois lebte von 1905 bis 1907 in Paris und verkehrte in den Salons von Robert de Montesquiou, Reynaldo Hahn und Madame Greffulhe, bei der er nachweislich Proust begegnet ist; als Bühnen- und Kostümbildner (insbes. des »skandalösen« Kostüms für Nijinsky in Gisèle) der Ballets Russes bewegte er sich in den progressivsten französischen und russischen Künstlerkreisen, war mit Jean Cocteau bekannt, und über seine Künstlergruppe und Zeitschrift Mir Iskusstwa, (»Welt der Kunst«) hatte er markanten Einfluss auf das kulturelle Leben in Russland. Jedoch kein Wort über Proust, nicht einmal in seinen Memoiren. Proust dagegen erwähnt ihn in SG (S. 202) und in G (S. 503).

1927 riskierte es der auf klassische europäische Literatur spezialisierte Leningrader Verlag Academia, den ersten Band der Recherche in der Übersetzung des ausgewiesenen Übersetzers englischer und französischer Literatur Adrian Frankowski (1888–1942) in drei Teilbänden herauszubringen, während fast gleichzeitig im Nedra-Verlag der zweite Band in der Übersetzung von Ljubow Gurjewitsch unter Beteiligung der bekannten Dichterin Sofia Parnok erschien. Die wenigen Kritiker, die diese Publikationen wahrnahmen, so I. Anassimowa, K. Loksa, G. Jakubowski, ließen zwar keinen Zweifel daran, dass es sich um das Werk eines bedeutenden Autors handelte, beim großen Publikum aber stießen sie auf wenig Resonanz. Entscheidender jedoch war, dass jetzt die russische Avantgarde um Anna Achmatowa, Marina Zwetajewa, Boris Pasternak, Georgi Iwanow, Georgi Adamowitsch, Michail Kusmin, Ossip Mandelstam und andere auf Proust aufmerksam wurde. Diese Autoren gehörten zu dem »progressiven« Moskauer Verlag Goslitisdat. Die Ende der zwanziger Jahre sich verschärfende stalinistische Gesinnungsdiktatur zwang die Verlage Nedra und Academia, ihre Proust-Projekte einzustellen; der Nedra-Verlag verschwand auf unerklärten Wegen vom Markt und wurde 1963 neu gegründet47, der Academia-Verlag wurde dem Goslitisdat-Verlag, der symbolistische und futuristische Literatur verlegte und an dem Proust-Projekt keinerlei Interesse hatte, angegliedert und ging 1937 in ihm auf. Die Auflagen der drei Teile des ersten Bandes betrugen je rund 3000 Exemplare. 1927 hatte der Academia-Verlag noch eine Übersetzung des zweiten Bandes in zwei Teilen durch den bekannten Literaturwissenschaftler und Balzac-Übersetzer Boris Grifzow (1885–1950) angekündigt, doch davon erschien 1928 nur der erste Teil in einer Auflage von ebenfalls 3000 Exemplaren.

Unter dem Schutzschirm der »Progressivität« konnten schließlich die oben erwähnten avantgardistischen Autoren von Goslitisdat einen Stimmungswandel in ihrem Verlag herbeiführen und das Proust-Projekt wiederbeleben. Boris Grifzow fragte Frankowski im Auftrag von Goslitisdat, ob er eine Gesamtübersetzung erstellen wolle; dieser teilte sich den Auftrag mit dem nicht minder ausgewiesenen Übersetzer Andrej Fjodorow (1906–97). Beide waren aber wohl trotz ihrer Erfahrung mit dem Auftrag überfordert, denn in ihren Übersetzungen sind häufig grammatische Konstruktionen in bedenklicher Weise vereinfacht und schwierige Partien gelegentlich sogar einfach ausgelassen. Die ersten vier Bände dieser Übersetzung erschienen 1934–38; als jedoch Frankowski gerade seine Übersetzung der Gefangenen abgegeben hatte, verschärfte sich durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs der politische Wind in Russland abermals, und das Typoskript sollte aus ideologischen Gründen vernichtet werden; Frankowskis Mitarbeiterin Raissa V. Frenkel gelang es jedoch, das Typoskript (oder aber eine übersehene Kopie) 1940 aus den Verlagsarchiven zu entwenden und, nachdem Frankowski während der Blockade Leningrads 1942 verhungert war, zu verwahren. Ihre Erbin Sofia Poljakowa reichte das Manuskript schließlich 1992 an den Moskauer Verlag Inapress weiter, der diese Gefangene Frankowskis 1998 im Rahmen einer kommentierten Neuausgabe der Übersetzung Frankowski/Fjodorow herausgab.

1963 wurde der Goslitisdat-Verlag in Isdatelstwo Chudoshest­wennaja Literatura (Verlag für fiktionale Literatur, kurz »Chudosh« oder IKL) umbenannt; die verschiedenen Umbenennungen und Zusammenschlüsse von Verlagen erklären übrigens, warum in Literaturhinweisen oft voneinander abweichende Verlagsangaben bei demselben Buch gemacht werden. Anfang der Siebziger beschloss Chudosh, das Proust-Projekt wieder aufzunehmen, und bot dem Literaturwissenschaftler und Übersetzer klassischer französischer Literatur, Nikolai Ljubimow (1912–92), den Auftrag an. Die ersten drei Bände dieser Übersetzung erschienen noch in einigermaßen enger Folge – 1973, 1976 und 1980 –, Sodom und Gomorrha jedoch, das bereits 1982 fertig übersetzt war, wurde von der Sitten-Zensur bis 1987 aufgehalten, und die Gefangene, die 1988 druckfertig war, konnte erst 1989 nach umständlichen Verhandlungen für einen neuen Vertrag erscheinen. 1990 dann wurde Chudosh zahlungsunfähig, und Ljubimow wechselte zu dem kleinen Privatverlag Krus. Über diesen Verzögerungen ließen Ljubimows Kräfte mehr und mehr nach, so dass seine Übersetzung der Entflohenen, die er vor seinem Tod 1992 noch abschließen konnte, nicht mehr die von den anderen Bänden gewohnte Qualität und zudem erhebliche Lücken aufwies. Ljubimow schrieb deshalb ein Nachwort, in dem er die Mängel seiner Übersetzung auf das Original abwälzte, was ja bekanntlich nicht völlig unbegründet ist, aber bei weitem nicht deren Umfang in seiner Arbeit rechtfertigt; das Manuskript wurde deshalb von Tatjana Sikatschewa für den Krus-Verlag überarbeitet und erschien so 1993 im Rahmen eines Nachdrucks der Ljubimow-Übersetzung, wobei merkwürdigerweise Band V ausgelassen wurde. Kurz danach spaltete sich jedoch der Verleger A. V. Markowitsch vom Krus-Verlag ab und überredete Ljubimows Witwe, ihm das »unverfälschte« Manuskript zu überlassen, das dann 2001 im Amphora-Verlag erschien. Ljubimow hatte noch kurz vor seinem Tod den produktiven Übersetzer Waleri Nikitin mit der Fertigstellung seines Projekts beauftragt, doch auf eine Wiedergefundene Zeit aus Nikitins Hand wartet Russland noch heute vergeblich. Die Abspaltung Markowitschs oder auch das Proust-Projekt hat der Krus-Verlag übrigens nicht überlebt.

Das Moskauer Verlagshaus Natalis startete Ende der neunziger Jahre eine Übersetzung des noch fehlenden letzten Bandes, doch die Herausgeber nahmen so tiefgreifende Änderungen an dem Manuskript des Übersetzers vor, dass dieser sich schließlich weigerte, seinen Namen dafür herzugeben. Der Text erschien deshalb 1999 unter dem Pseudonym A. I. Kondratjew, fand aber keine Gnade bei der Kritik, die den Text streckenweise eher als Nacherzählung denn Übersetzung wahrnahm. Die Übersetzung von 2009 der anerkannten Literaturübersetzerin Alla Smirnowa für den Alfa-Kniga-Verlag wurde zwar besser aufgenommen, aber dennoch als unbefriedigend empfunden, insbesondere in den Partien mit komplizierterer Syntax, in der sich Smirnowa nach Ansicht der Kritik gelegentlich hoffnungslos verheddert.

2012 nahm Jelena Bajewskaja, die seit 1998 in den USA unter dem Namen Helen Bayes eine Professur für französische Literatur innehat, eine Neuübersetzung der Recherche in Angriff, da ihr die Gestückeltheit des russischen Textes von verschiedenen Übersetzern aus verschiedenen Perioden missfiel – »Proust hat nicht sieben Romane geschrieben, sondern einen, und er wollte, dass wir ihn auch als solchen lesen können« – und weil sie ohnehin der Auffassung war, dass jedes große Werk der Weltliteratur alle fünfzig Jahre neu übersetzt werden müsse, »da die Meisterwerke das Altern nicht mögen«48. Zudem war sie in den bekannten Übersetzungen auf zahlreiche Probleme gestoßen – auf deren syntaktische Unzulänglichkeiten war bereits hingewiesen worden –, die ihrer Ansicht nach der Bereinigung bedurften; so interpretiert sie schon den ersten Satz im Gegensatz zu Frankowski und zu Ljubimow, aber auch zu der gewohnten Lesart, in dem Sinne, dass der Erzähler sich lange Zeit nicht früh, sondern in der Früh schlafen gelegt habe49 – wie bekanntlich auch der Autor. 2013 erschien im Fremdsprachen-Verlag Azbuka-Attikus der erste Band der Bayes-Übersetzung, für den sie noch im gleichen Jahr den Maurice-Vaksmahera-Preis erhielt.

Mittlerweile werden im russischen Buchhandel etliche Gesamtausgaben angeboten, die sich aus verschiedenen der oben beschriebenen Bände zusammensetzen, wie auch diverse Ausgaben des ersten Bandes in der einen oder anderen Übersetzung mit immer neuen Vorworten. Die Prophezeiung aus dem Jahre 1924 des Pariser Korrespondenten der Literaturzeitschrift Zveno ([das Verbindungs-]Glied), Georgi Adamowitsch, beginnt, sich zu erfüllen: »Russland wird Proust lieben«.50

1927 Adrian Antonovič Frankovskij: V storonu Svana. [»Der Weg zu Swann.«] 3 Bde. Leningrad: Academia, 1927. [Nachdr. in 1 Bd. bei Azbuka, 2000.]

1927 Ljubov’ Gurevič / [unter Mitarb. von] Sofia Parnok (Übers.): Pod sen’ju devušek v cvetu. [»Im Schatten junger Mädchen in Blüte.«] Moskau: Nedra, 1927.

1928 Boris Grifcov (Übers.): Pod sen’ju devušek v cvetu. [»Im Schatten junger Mädchen in Blüte.«] Tl. 1. Leningrad: Academia, 1928. [Tl. 2 ist nicht erschienen.]

1934 Adrian Antonovič Frankovskij (Bd. I, III) / Andrej Fëdorov (Bd. II, IV) (Übers.): V poiskach utračennogo vremeni. [»Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.«] Moskau: Goslitizdat, 1934–38.

1973 Nikolaj Michajlovič Ljubimov (Bd. I–V) (Übers.) / M. Tolmačev (Komm.): V poiskach utračennogo vremeni. Moskau: Chudožestvennaja Literatura, 1973–89.

1992 Nikolaj Michajlovič Ljubimov (Übers.) (Bd. I–IV, VI): V poiskach utra­čennogo vremeni. Komm. von O. Volček und Sergej Fokin. Moskau: Krus, 1992–93. [Bd. VI fertiggestellt von Tatiana Sikacheva.]

1992 Adrian Antonovič Frankovskij (Übers.) (Bd. I, III, V) / Andrej Fëdorov (Übers.) (Bd. II, IV): V poiskach utračennogo vremeni. Komm. Neuaufl. der Bde. I–IV von Goslitizdat 1934, 1935, 1936 und 1938, sowie von Bd. V aus dem Nachlass Frankovskijs. Moskau: Inapress, 1992–1998.

1999 A. I. Kondrat’iev (Pseudonym) (Übers.): Obretënnoe vremja. [»Die wiedergefundene Zeit.«] Moskau: Natalis, 1999. [Im Text illustrierte, komm. Ausg.]

2001 Nikolaj Michajlovič Ljubimov (Bd. I–VI) (Übers.): V poiskach utra­čennogo vremeni. Moskau: Amphora, 2001. [Bd. VI in der Originalfassung von Ljubimov.]

2009 Anna Smirnova (Übers. und Komm.): Obretënnoe vremja. Moskau: Alfa-Kniga, 2009.

2010 Alexej Godin (Übers. und Komm.): Obretënnoe vremja. [Internetpu­blikation, 2010:]

http://lit.lib.ru/g/godin_a/text_0010.shtml

2014 Elena Baevskaja (= Helen Bayes) (Übers. und Komm.): V storonu Svanna. [»Die Seite von Swann.«] Moskau: Azbuka-Atticus, 2014.


Die erste Textseite »Combray« der chinesischen Übersetzung von 2010.

In weitere Sprachen

Inzwischen liegen Übersetzungen in die meisten größeren Sprachen vor, darunter neben den oben genannten insbesondere ins Arabische (Kairo 2006), Koreanische, Hebräische, Japanische, Rumänische (Bukarest 1987) oder Vietnamesische (Hanoi 2013). Übersetzungen in Hindi (600 Millionen Sprecher), Malayisch (200 Millionen Sprecher) oder Urdu (60 Millionen Sprecher) stehen allerdings noch aus. Jedoch muss auch der Subkontinent nicht mehr gänzlich ohne Proust auskommen, denn 1986 wurde immerhin Du côté de chez Swann in die indische Sprache Malayalam übersetzt (Region Kerala, ca. 33 Millionen Sprecher).

Die erste komplette Übersetzung der Recherche war die ins Tschechische unter dem Titel Hledání Ztraceného Času durch ein fünfköpfiges Team unter der Leitung von Jaroslav Zaorálek, die 1927–30 in Prag bei Odeon erschien (die englische wurde erst 1931 abgeschlossen). Inzwischen ist eine neue Übersetzung von Prokop Voskovec und Jiří Pechar erschienen, die auf dem revidierten Tadié-Text beruht.

In Italien wurde die Bedeutung Prousts schon früh erkannt; so hatte der Autor und Kritiker Lucio d’Ambra (d. i. Renato Tommaso Manganella, 1880–1939) bereits am 10. Dezember 1913 Prousts Werk in der Rassegna contemporanea der italienischen Öffentlichkeit wärmstens ans Herz gelegt: »Merken Sie sich diesen Namen und diesen Titel: […]. In fünfzig Jahren werden unsere Nachkommen den einen neben Stendhal, den anderen neben Le Rouge et le noir und La Chartreuse de Parme rücken«.51 Dennoch nahm erst 1937 Natalia Ginzburg (1916–91) für Einaudi eine Übertragung von Swann in Angriff. Diese Übersetzung konnte sie, bedingt durch die Verfolgung ihres Ehemannes, der im antifaschistischen Widerstand aktiv war, und die Wirren des Krieges, erst nach Ende des Mussolini-­Regimes fertigstellen;52 sie wurde unter dem Titel La Strada di Swann im Rahmen der Einaudi-Gesamtübersetzung 1946–51 der Recherche herausgegeben und 1990 in einer von der Übersetzerin überarbeiteten Fassung wiederaufgelegt. Als Erklärung für das späte Erscheinen von Proust-Übersetzungen in Italien verweist der Romanist Paolo Pinto in seinem Online-Aufsatz53 »Due errori cu­riosi nelle traduzioni di Proust« darauf, dass vor dem Zweiten Weltkrieg die Beherrschung des Französischen für das gebildete italienische Bürgertum eine zu große Selbstverständlichkeit war, als dass Bedürfnis nach einer Übersetzung bestanden hätte. – Besondere Beachtung verdient aber die Ausgabe von 1983–93 bei Mondadori mit der Übersetzung durch den Schriftsteller und Journalisten Giovanni Raboni unter dem Titel Alla ricerca del tempo perduto, die mit ihrem umfangreichen und tief auf das Textverständnis eingehenden Anmerkungsapparat von Alberto Beretta-Anguissola und Da­rio Galateria neue Maßstäbe der Proust-Edition setzte; eine erweiterte und auf der Grundlage des Tadié-Textes überarbeitete Aus­gabe erschien 1993–98. – Der Romanist Paolo Pinto initiierte zusammen mit dem Journalisten und Autor historischer Romane Giuseppe Grasso eine Neuübersetzung für Newton Compton durch bandweise verschiedene Übersetzer, die 1990 erschien; er selbst übersetzte in dieser Ausgabe den ersten Band. Eine weitere Neuübersetzung, diese jedoch wieder aus einer Hand, von der Romanautorin Maria Teresa Nessi-Somaini, gab der Verlag Rizzoli in den Jahren 1985–2006 heraus. – Im gleichen Jahr, in dem der erste Band der Einaudi-Gesamtübersetzung neu herausgegeben wurde, 1946, gab auch Sassoni in Florenz eine Übersetzung des ersten Bandes durch den Theaterkritiker und Widerstandskämpfer Bruno Schacherl (1920–2015) unter dem Titel Casa Swann heraus. Ebenfalls 1946 erschien bei Jandi Sapi in Rom und Mailand eine Übersetzung des zweiten Teils des ersten Bandes durch Armando Landini unter dem Titel Un amore di Swann (»Eine Liebe von Swann«). Dieser beliebte Textauszug wurde 1948 erneut von Giacomo Debenedetti, 1965 von Oreste del Buono, 1988 von Gianna Tornabuoni und 1990 von Eurialo De Michelis für jeweils einen anderen Verlag (s. Liste unten) übersetzt.

Die erste Übersetzung ins Portugiesische wurde von einem Team von fünf brasilianischen Autoren unter dem Titel Em Busca do Tempo Perdido vorgelegt, wobei der »Dichter der einfachen Dinge«, Mário de Miranda Quintana (1906–94), mit den Bänden I bis IV die Hauptlast trug. Diese Ausgabe erschien im Verlag Globo in Porto Alegre in den Jahren 1948–57 und löste in Brasilien eine lebhafte Proust-Diskussion aus: Während zuvor nur vereinzelte Stimmen zu hören waren (Mario de Andrade wies bereits 1927 auf Proust hin, Manuel Bandeira äußerte sich 1930 ausführlich zu Proust), erschienen von den ca. 250 Titeln, die der »Bibliografia Proustiana«54 zufolge bis 1997 in Brasilien zu Prousts Werk oder zu Werken über Proust veröffentlicht wurden, allein 132 in den Jahren 1948–50. Dabei handelt es sich ganz überwiegend um Zeitungsartikel; eine universitäre Auseinandersetzung mit Proust hat erst in den 1960er Jahren eingesetzt.55 Naturgemäß beruhte die Übersetzung von 1948–57 auf der Erstausgabe; mit der Revision des französischen Textes durch Cla­rac/Ferré wurde eine Neuübersetzung wünschenswert, die nun von der Portugiesin Maria Gabriela de Bragança erstellt wurde und 1984–86 im portugiesischen Verlag Publicacões Europa-América in Mem Martins erschien. Die erneute Überarbeitung des französischen Textes durch Tadié führte zu zwei Neuübersetzungen, die eine durch den brasilianischen Lyriker Fernando Py (d. i. Fernando Antônio Py de Mello e Silva, geb. 1935), die 1992–95 von Ediouro in Bonsucesso (Brasilien) herausgegeben wurde, die andere durch den bekannten portugiesischen Lyriker Pedro Tamen (geb. 1934), die 2003–05 bei Relogio d’Água in Lissabon erschien. Eine weitere brasilianische Übersetzung durch den Journalisten Mario Sergio Conti (geb. 1954; »Proust ist nicht heilig. Er lebt.«) publizierte die Companhia das Letras in São Paulo in den Jahren 2003–12.56

Im Katalanischen liegt seit 1991 eine Gesamtübersetzung auf der Grundlage von Clarac/Ferré vor, und seit 2009 konkurrieren die beiden Verlage El cercle de Viena und Labutxaca mit Neuübersetzungen auf der Grundlage von Tadié, die allerdings noch nicht abgeschlossen sind; eine Übersetzung des Mauriac-Typoskripts erschien bereits 1989.

In Polen lag bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eine Übersetzung der Bände I–V vor. Der Übersetzer, Tadeusz Żeleński, gen. »Boy«, wurde im Sommer 1941 in Lemberg (Lwiw) zusammen mit den anderen Professoren der dortigen Universität von der Wehrmacht ermordet. Die Übersetzung der verbliebenen Bände VI und VII erfolgte erst 1960 durch den bedeutenden Romanisten Maciej Żurowski in Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin Magdalena Tulli (Bd. VI) bzw. mit dem erfahrenen Übersetzer französischer Literatur Julian Rogoziński. – Der polnische Kriegsgefangene Joseph Czapski (1896–1993), der die ersten Teile der Suche eingehend und auch auf Französisch studiert hatte (»Ich bin unzählige Male zu ihm [Prousts Werk] zurückgekehrt und habe immer wieder neue Akzente und neue Perspektiven darin entdeckt«), hielt 1940/41 im russischen Lager Grjasowez aus dem Gedächtnis Vorträge über Proust und Prousts Werk für seine polnischen Mitgefangenen. 1944 diktierte er, abermals aus dem Gedächtnis, diese Vorträge auf Französisch, die dann schließlich 1987 bei den Éditions Noir sur Blanc in Lausanne und 2006 in der Übersetzung von Barbara Heber-Schärer bei der Friedenauer Presse Berlin erschienen. Das obige Zitat stammt aus diesem Buch, S. 11.

Eine rumänische Übersetzung lag Proust sehr am Herzen, da er mit mehreren rumänischen Familien befreundet war, insbes. den Soutzos und den Brancovan/Bibescus. Im Februar 1924 war zwar ein kurzer Auszug aus dem zweiten Band in Năzuinţa (Nr. 8, S. 44 f.) in einer Übersetzung von Felix Aderca erschienen, doch diese Anregung verhallte ungehört. Erst nach dem Waffenstillstand 1944 begann die Fundaţia Regală pentru Literatură şi Artă (Königliche Gesellschaft für Literatur und Kunst), sich für ein Übersetzungsprojekt zu interessieren. Der ursprünglich zum Chemiker ausgebildete, später als Musiker erfolgreiche Direktor des Radio-Sinfonieorchesters Bukarest und nebenher als Übersetzer anerkannte Radu Cioculescu (1901–61) hatte bereits an der Front mit einer Übertragung der Recherche ins Rumänische begonnen, deren erster Band 1945, für den Anton Bibescu ein Vorwort schrieb, von der Fundaţia regală in zwei Teilbänden herausgegeben wurde. Die Installierung eines kommunistischen Regimes in Rumänien setzte dem Projekt jedoch ein rasches Ende. 1947 wurde Cioculescu, der versucht hatte, die Abschaffung der Bauernpartei zu verhindern, nach einer politisch missliebigen Radioansprache verhaftet und wegen »Verrats« zu zwölf Jahren Zwangsarbeit verurteilt; dieses Urteil wurde in einem Revisionsprozess 1955 auf zehn Jahre »ermäßigt« – ab 1955. Er starb 1961 im Hochsicherheitsgefängnis von Dej an Lungenentzündung. Die noch von ihm angefertigten Übersetzungen der Bände II–IV wurden 1968 aus seinem Nachlass bei Editura pentru Literatură her­ausgegeben, wie auch 1971 der von ihm noch begonnene und von seiner Frau, der moldawischen Opernsängerin Eugenia Babad-Cioculescu, fertiggestellte fünfte Band, dem 1974 bzw. 1977 die verbleibenden Bände VI und VII in der Übersetzung von Eugenia Babad Cioculescu folgten. Der Verlag hatte zuerst den Journalisten und Literaturkritiker Vladimir Streinu mit der Übersetzung beauftragt, war dann jedoch mit dessen Swann so unzufrieden, dass er den ersten Band noch im selben Jahr erneut herausgab, jetzt in der bewährten Übersetzung von Cioculescu.57

Die erste ungarische Übersetzung stammte von dem Schriftsteller, Romanistik-Professor und rührigen Übersetzer aus dem Französischen Gyergyai Albert, der die ersten drei Bände der Recherche in ungarischer Übersetzung 1937/38 veröffentlichte. Es ist unbekannt, warum er nach Bd. III abbrach – man kann nur spekulieren, dass er oder der Verlag die gleichen Gründe hatten, die auch Chatto & Windus in England und CALPE in Spanien nach dem dritten Band haben abbrechen lassen – die Angst vor dem Homosexualitätsthema bzw. vor der Angst der Zensur vor ebendiesem Thema. Die Fertigstellung des Projekts wurde erst 1995 von Jancsó Júlia in Angriff genommen und 2009 abgeschlossen; zu ihrer Übersetzungsarbeit bemerkte sie in einem Interview mit dem Literaturmagazin Litera (12. 2. 2006) lakonisch und treffend: »Es ist leichter, mit Proust zu leben, als ohne.«

Der Hiatus zwischen Band III und Band IV findet sich dann auch zu niemandes Überraschung in der arabischen Übersetzung, deren Bände I–III von Elias Badiwi in Syrien 1977, 1978 und 1980 erschienen, bis völlige Ruhe einkehrte. Erst 1997 machte sich das Institut Français d’Égypte in Kairo für eine Fortsetzung stark, die mit dem postumen Erscheinen, jetzt in einem Kairener Verlag, der Übersetzungen der Bände IV und V im Jahr 1998 bzw. 2000 des allerdings 1997 verstorbenen Badiwi erfolgte. Der am Institut Français au Caire für Übersetzungen zuständige Autor und syrische Literaturwissenschaftler Jamal Chehayed brachte schließlich mit der Übersetzung der Bände VI und VII, die 2003 bzw. 2006 erschienen, das Projekt zum Abschluss.

Die griechische Übersetzung wurde von dem rührigen Kulturmanager und Filmexperten (Jurymitglied der Internationalen Berliner Filmfestspiele) Paulos Zannas (1929–89) im Gefängnis begonnen, nachdem er 1968 wegen der Teilnahme an der Widerstandsorganisation »Demokratische Verteidigung« verhaftet worden war (Anfang 1972 wegen unheilbarer Gesundheitsschäden entlassen). Die von ihm fertiggestellten Bände I–V.1 erschienen 1969–88 im Eridanós-Verlag. Nach Zannos’ Tod durch Herzversagen 1989 führte Panagiótis Poúlos, sein Nachfolger als Leiter des Übersetzungszentrums des Institut français de Grèce in Athen, das Projekt zu Ende, wobei er auch die alte, noch auf Clarac/Ferré beruhende Übersetzung in Hinblick auf die neue französische Textfassung von Tadié revidierte. Das Institut français gab schließlich 1998–2000 die erste griechische Gesamtübersetzung der Recherche heraus. Seit 2001 liegt die Herausgabe beim Hestia-Verlag, der die Bände zudem mit einem Kommentar von P. Poúlos ausstattete. – Unabhängig von diesen Gesamtübersetzungen erschien 1997 bei Dioni eine Übersetzung des siebten Bandes von Pantelis Andrikopoulos und Dimitris Dimoulas.

Die chinesische Übersetzung Zhuiyi sishui nianhua (nach Erklärung eines der Übersetzer wörtl. etwa »Erinnerung an die vergangenen Jahre, die verronnen sind wie Wasser«) von 1989–91 (Nanjing-Ausgabe) war in der reformierten Kurzzeichenschrift veröffentlicht worden. In Taiwan, das sich der Schriftreform nicht angeschlossen hatte, erschien deshalb 1993 eine Version in traditionellen Langzeichen (Taipeh-Ausgabe). Da die ursprüngliche Ausgabe von einem fünfzehnköpfigen Übersetzerteam erstellt worden war, erschien 2012 eine revidierte Fassung der Nanjing-Ausgabe, die die Unebenheiten zwischen den einzelnen Übersetzer-Abschnitten auszugleichen suchte. Eine Neuübersetzung durch Zhou Kexi auf der Grundlage der Textfassung von Tadié ist bei Shanghai yiwen chubanshe seit 2009 im Erscheinen begriffen; eine Sammlung von Auszügen (424 S.) daraus erschien 2016 bei der Guangxi Normal University Press. Eine weitere Neuübersetzung durch Xu Hejin auf der Grundlage der von Milly erstellten Textfassung erscheint seit 2005 bei Yilin chubanshe (Nanjing).

Im Koreanischen liegt seit 1981 eine auf der Fassung von Cla­rac/Ferré beruhende Übersetzung vor, die zwar den Gesamttitel trägt, aber nur den ersten Band umfasst; womöglich war eine Gesamtübersetzung geplant, die dann aber wegen des Erscheinens der neuen Textfassung von Tadié eingestellt wurde. Deren Erscheinen führte dann aber zu einer hektischen Neuübersetzungs-/Revisionstätigkeit, der Korea nun zwei konkurrierende vollständige Ausgaben verdankt sowie eine dritte, die sich noch im Erscheinen befindet. Der Übersetzer Chang-seok Kim legte neben seiner elfbändigen Gesamtübersetzung noch eine auf 829 Seiten komprimierte Fassung vor.

Einer besonderen Erwähnung bedürfen die Auseinandersetzungen mit Proust in Japan, wo bereits 1931 eine Übersetzung des ersten Bandes durch ein vierköpfiges Team erschien; 1934/35 folgten die Bände bis einschließlich Guermantes I. Die erste vollständige Übersetzung, die von einem sechsköpfigen Team angefertigt wurde und noch auf der Textfassung der Erstausgabe basierte, erschien 1953–55. Im Rahmen einer Gesamtausgabe der Werke Prousts erschien 1973–88 eine auf der Clarac/Ferré-Fassung beruhende Neuübersetzung der Recherche durch den eminenten Proust-Experten Kyuichiro Inoué, der auch schon an der vorangegangenen Ausgabe beteiligt war. Inoué schuf dabei de facto ein neues, eigenes, weitgehend als unlesbar erachtetes Sprachkunstwerk, indem er französische grammatische Strukturen ins Japanische zu integrieren suchte. 1996–2001 erschien eine weitere, jetzt auf dem Tadié-Text basierende Neuübersetzung durch Michihiko Suzuki, die sich weniger der syntaktischen Struktur des Originals verpflichtet fühlt als die Inoué-Übersetzung, sondern vielmehr der Prosodie, die im Japanischen nach anderen Mustern funktioniert als in den indoeuropäischen Sprachen. Das Projekt begann 1993 mit einer zweibändigen Sammlung von Auszügen und Zusammenfassungen, die im Laufe der Zeit ergänzt und erweitert wurden. Zwei weitere Neuübersetzungen, von Yoshikawa Kazuyoshi bzw. Takato Hiromi, sind im Erscheinen begriffen (s. die Liste unten).

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9783159617954
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