Kitabı oku: «Gesund ohne Aluminium», sayfa 3
Sicherlich, die Bevölkerung hätte großes Interesse daran, einen möglichen krank machenden Einfluss zu vermeiden. Die Krankenversicherungen hätten auch geschäftlich profitiert, wenn weniger Menschen chronisch krank werden. Doch die Gesundheitsbehörden und in der Folge die öffentlichen Geldgeber verloren das Interesse an dem komplizierten Thema. Zumal es dazu kaum Berichterstattung von Seiten der Medien gab – und damit auch aus der Bevölkerung wenig Druck kam.
Und mittendrin agierte ständig eine Heerschar von Lobbyisten, die in allen möglichen Institutionen als Einflüsterer und Financiers, als Druckmacher, Verhinderer und Manipulatoren tätig wurden. Ihr Anliegen war es, Aluminium aus der Schusslinie zu halten. »Besonders fies war die Unterstellung, dass unsere Forschungsergebnisse auf schlampiger Arbeit und Laborkontaminationen beruhen«, ärgerte sich Daniel Perl, der damals als Neurobiologe an der Mount Sinai Universität in New York forschte[5]. Da half es ihm wenig, dass seine Studien in hoch angesehenen Journalen wie »Science« erschienen waren. Die von der Alu-Lobby finanzierte Forschergruppe warf mit Dreck um sich, ohne selbst Belege zu liefern. Und sie hatte Erfolg der weltweit ausstrahlte. Die Botschaft kam an: An Aluminium ist nichts dran.
Dazu ein kurzer Ausschnitt aus dem Buch »Die Alzheimer’sche Krankheit«[6] von Joachim Bauer, der damals Facharzt für Innere Medizin und Psychiatrie an der Psychiatrischen Universitätsklinik Freiburg war und später erfolgreiche Sachbücher schrieb (u. a. »Warum ich fühle, was Du fühlst«, Hoffmann & Campe 2005, »Schmerzgrenze«, 2011, Blessing). Zu Aluminium und Alzheimer notierte er Anfang der 90er-Jahre ganz unter dem Einfluss der lobbygesteuerten Kampagne folgendes:
»Inwieweit Toxine bei der Alzheimer-Demenz eine Rolle spielen, ist unklar. Vermutungen über eine pathogenetische Rolle von Aluminium basierten auf Berichten über eine erhöhte Erkrankungsrate in Gebieten mit vermehrter Aluminiumbelastung des Trinkwassers [Martyn et al. 1986] und auf dem angeblichen Nachweis von Aluminium in Plaques [Candy et al. 1986] und in Neurofibrillenbündeln [Good et al. 1992]. (…) Nachdem jüngst gezeigt wurde, dass Plaques kein Aluminium enthalten und frühere diesbezügliche Messungen auf einer Kontamination des jeweils untersuchten Gewebes mit aluminiumhaltigen Fixierlösungen beruhten [Chafi et al. 1991; Landsberg et al. 1992], ist eine pathogenetische Rolle von Aluminium eher unwahrscheinlich.«
Hunderte Seiten dick sind die Arbeiten, die sich – auf den ersten Blick vollkommen objektiv und sachlich – mit den möglichen Gesundheitsgefahren von Aluminium befassen. Und ja, die Arbeiten sind geschickt gemacht. Sie erwähnen auch alle bekannten Risiken, wo Aluminium bereits als Auslöser überführt wurde: Die Dialysedemenz, Knochenerweichung, Blutarmut, Aluminiumasthma und einige mehr. Doch stets wird betont, dass die Dosis das Gift mache und von den geringen Mengen, die bei Aluminium-Verbindungen im Umlauf sind, keine Gefahr ausgehe, zumal Aluminium vom Organismus kaum aufgenommen und gleich wieder ausgeschieden werde.
Als unschlagbares Argument erwies sich schließlich die Botschaft, dass Aluminium als häufigstes Metall der Erde ja ohnehin omnipräsent sei. Wenn von Aluminium irgendeine relevante Gefahr ausgehe, dann wäre die Menschheit wohl schon längst ausgestorben.
Mit dieser Botschaft, die am Anfang der meisten von der Industrie gesponserten Forschungsberichte als eine Art Mantra heruntergebetet wird, ließen sich auch die Behörden, die Mediziner, die Journalisten leicht überzeugen. Kaum jemand fragte daraufhin noch weiter nach. Wenn Aluminium ohnehin überall ist, wie sollte man es dann auch vermeiden?
»Das ist die Frage, mit der ich immer als erstes konfrontiert werde, wenn sich jemand ohne Hintergrundwissen zu Aluminium bei mir meldet«, sagt Christopher Exley. »Für die Leute ist Aluminium Aluminium, egal ob das nun als Bestandteil eines Felsens in der Erde steckt, oder als chemische Verbindung mit Chlor im Antitranspirant oder im Deo drin ist. Doch das sind vollständig unterschiedliche Dinge. So wie Natrium, Chlor und Natriumchlorid, also Speisesalz, vollständig unterschiedliche Dinge sind.«
Allein in Kosmetikprodukten werden mehr als 50 verschiedene Aluminiumverbindungen eingesetzt. Aus vielen diesen Verbindungen lösen sich Aluminium-Ionen deutlich leichter als aus ihrer Verbindung mit Silizium und Sauerstoff, wie sie im Erdboden vorherrschen. Das Aluminium im Lehm oder im Granit ist mit dem Aluminium im Deo also überhaupt nicht vergleichbar. Und in der Natur kommt Aluminium in gediegener, also reiner Form gar nicht vor.
Besonders leicht binden Aluminium-Ionen an Nervenzellen, überwinden dabei die Blut-Hirn-Schranke und dringen ins Gehirn ein. Dass Aluminium an der Entstehung von Alzheimer beteiligt ist und möglicherweise eine bedeutsame Rolle spielt, entdeckten mehrere Forscher-Gruppen bereits in den 1970er- und 80er-Jahren.
Der prominenteste dieser Wissenschaftler ist der schon erwähnte Daniel Perl, langjähriger Professor für Neuropathologie an der Mount Sinai School of Medicine in New York. »Wir kannten die Ergebnisse von Kollegen, die im Tierversuch bei Hasen Alzheimer ausgelöst hatten, indem sie deren Gehirn mit Aluminium in Kontakt brachten«, erzählte mir Perl. Er wollte daraufhin prüfen, ob dies für Menschen auch gilt. Perls Team entwickelte eigene bildgebende Verfahren, um das Aluminium in den Alzheimer-Plaques sichtbar zu machen. Er verglich die Gehirne von Menschen, die an Alzheimer gestorben waren, und der Zusammenhang war frappierend. »Aluminium hatte sich zwar ungleichmäßig im Gehirn verteilt, aber genau dort, wo wir die höchste Konzentration fanden, waren auch die Zerstörungen am massivsten.« In den beschädigten Regionen lag der Aluminiumanteil beim zwei- bis dreifachen Gehalt, den man bei Gesunden findet.
Seine Ergebnisse wurden in den weltbesten Journalen veröffentlicht. Hochrangige Wissenschaftler wie der Nobelpreisträger Carleton Gajdusek arbeiteten an Nachfolgestudien mit, welche die Ergebnisse bestätigten. Und dennoch heißt es heute »offiziell«, dass Aluminium keinerlei Einfluss auf die Entstehung von Alzheimer hat.
Perl beschreibt, wie eine kleine Gruppe recht bekannter und im Wissenschafts-Betrieb sehr angesehener Kollegen auf Kongressen und in den Medien ständig lautstark gegen diese These auftrat. »Diese Wissenschaftler vertraten vehement den Standpunkt, es handle sich bei dem Aluminium, das wir fanden, wohl um Labor-Verunreinigungen oder sonstige schlampige Arbeit.« – Nach und nach wirkte diese Art der Darstellung, zumal die Gruppe auch stets ausreichend finanzielle Mittel für Übersichts-Artikel zur Sicherheit von Aluminium hatte. Und in den von der Industrie finanzierten voluminösen Arbeiten, welche ebenfalls in hochrangigen Journalen erschienen, wurde Aluminium von jeglichem negativen Einfluss beim Untergang der Gehirnzellen freigesprochen. »Jeder Forschungsdollar, der weiterhin in diese Richtung investiert wird, ist ein verlorener Dollar«, erklärte etwa der angesehene New Yorker Alzheimer-Experte Henry Wisniewski. Und diese Sichtweise setzte sich nach und nach weltweit durch. Das Thema Aluminium und Alzheimer geriet in Vergessenheit.
»Wir vermuteten schon damals, dass diese Gruppe von der Aluminium-Industrie finanziert wurde«, sagt Perl. »Später tauchten nach und nach die Beweise auf, dass hier massive Geldmittel geflossen sind und bis heute weiter fließen.«
In diesem Ausschnitt aus einem von der Aluminium-Industrie herausgegebenen Buch[7] heißt es:
»Im Jahr 1955 beauftragte der Aluminium-Verband Wissenschaftler am Kettering-Laboratorium der Universität von Cincinnati mit einer Übersichtsarbeit zu Aluminium und Gesundheit. Ihre Schlussfolgerung war, dass es keinen Grund für gesundheitliche Bedenken gegenüber einer Exposition von Aluminium gab. Dieselben Schlussfolgerungen veröffentlichten sie noch einmal in den Jahren 1974 und 1979. Diese beruhigenden Ergebnisse gaben der Industrie ein falsches Gefühl der Sicherheit, und so kam es zu einer verspäteten Reaktion auf die Anschuldigung, dass Aluminium die Ursache der Alzheimer-Erkrankung sei. Im Jahr 1980 wurde das Kettering-Team beauftragt, kontinuierlich Übersichtsarbeiten zu Aluminium und Gesundheit zu verfassen, was sie auch bis 1988 taten. Seit dieser Zeit wurden die Übersichtsarbeiten vom New York State Institute für Grundlagenforschung bei Entwicklungsstörungen unter der Direktion von Dr. Henry Wisniewski vorgenommen. Der Aluminium-Verband hat außerdem viele Monographien veröffentlicht und war in den Jahren 1989, 1992 und 1994 Sponsor von internationalen Gesundheits-Konferenzen.«
Henry Wisniewski stand also mitsamt seinem Institut auf der Gehaltsliste der Aluminium-Industrie. Dasselbe gilt für Nicholas Priest, einen britischen Alzheimer-Experten, der Herausgeber und Autor mehrerer von der Industrie finanzierter Arbeiten ist und heute als Toxikologe im Auftrag der kanadischen Regierung arbeitet. Als ich Professor Priest im August 2012 in London für ein Interview getroffen habe, schlug er als Treffpunkt die Räume des Internationalen Aluminium-Instituts, der Lobbying-Organisation der Industrie, am noblen Haymarket im Zentrum von London vor. Wir durften jedoch nichts drehen, wodurch dies erkennbar gewesen wäre. »Ich möchte nicht, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, ich könnte nicht unabhängig sein«, begründete er mir gegenüber seine Weigerung.
Im Interview erzählte mir Priest dann seine Sicht der Dinge, welche einem Freispruch von Aluminium in allen Punkten gleich kam. Zwar sei Aluminium neurotoxisch und es stimme schon, dass im Tierversuch Alzheimer ähnliche Symptome ausgelöst werden können, auf den Menschen sei das jedoch alles keinesfalls übertragbar. »Es wird höchste Zeit, dass wir hier endlich das Prinzip der Vorsorge verlassen«, erklärte Priest im Interview. »Es wurde in hunderten Arbeiten gezeigt, dass von Aluminium keine Gefahr ausgeht – und deshalb brauchen wir hier auch nicht länger vorsichtig zu sein. Dieses Thema ist vollkommen tot.«
Im selben Jahr als der Industrie-Großauftrag abgeschlossen wurde, gründete Henry Wisniewski die jährlich stattfindende »Internationale Konferenz der Alzheimer-Gesellschaft zur Alzheimer-Krankheit« (AAICAD). Es ist nicht wirklich überraschend, dass dort das Thema »Aluminium« kaum vorkommt.
Seit seinem Tod im Jahr 1999 vergibt die AAICAD jährlich einen »Henry Wisniewski-Preis« für das Lebenswerk im Bereich der Alzheimer-Forschung.
Blinde Passagiere am Weg ins Gehirn
Viele Jahre gelang es den Industrie-freundlichen Alzheimer-Gesellschaften, den möglichen Einfluss von Aluminium auf die Entstehung der Krankheit vollständig zu negieren. Erst in den letzten Jahren steigt die Anzahl der Studien wieder an, die sich dem Thema widmen. Eine neue Generation von Wissenschaftlern ist mit ihren Arbeiten nachgerückt. Und sie prüft mit neuen technischen Verfahren den alten Verdacht. Und fast alle dieser Studien zeigen nun, dass es fahrlässig war, einen der Hauptverdächtigen so lange ungeschoren zu lassen.
Eine dieser wichtigen neuen Arbeiten stammt von Pasquale De Sole und seiner Arbeitsgruppe von der Abteilung für klinische Biochemie an der Katholischen Universität Rom. Die Italiener untersuchten die Rolle von Ferritin, einem Proteinkomplex, der im Organismus als Eisenspeicher fungiert. Normalerweise.
Ferritine sind etwa sechs Nanometer große Proteinkomplexe und bieten Raum für bis zu 4.500 Eisen-Atome. Der Großteil des Ferritins befindet sich innerhalb der Zellen, vor allem in Leber, Milz, Knochenmark und Muskeln und wurde bisher vor allem als »eiserne Reserve« für Zeiten eines Eisenmangels angesehen.
Eisen erfüllt im Organismus zahlreiche wichtige Funktionen. Am bekanntesten ist seine Rolle bei der Erzeugung des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin und damit der Sauerstoff-Versorgung der Zellen. Die Eisenmangel-Anämie ist eine relativ häufige Form der Unterversorgung mit Eisen.
Ein Eisenüberschuss kann jedoch ebenso dramatische Folgen haben. Es gibt zahlreiche Schutzmechanismen im Organismus, welche dem möglichen toxischen Effekt von Eisen vorbeugen.
Und einer davon könnte eben die Auslagerung von zu viel Eisen im Ferritin sein, vermutete Pasquale De Sole. Seine These: Neben seiner Rolle als Eisenspeicher könnte Ferritin auch noch die Aufgabe haben, den Organismus generell vor einem Überschuss an toxischen Metall-Ionen zu bewahren.
Bei einer Untersuchung an Nierenpatienten[8] im Jahr 2009 entdeckten die Römer, dass Ferritin auch andere Metalle einlagern kann. Vor allem handelt es sich dabei um Aluminium- und Zink-Ionen. »Der hohe Gehalt an Nicht-Eisen-Ionen führte uns zur Erkenntnis, dass Ferritin nicht nur ein Eisenspeicher ist, sondern insgesamt ein Regulator chemisch aktiver Ionen«, erklärt De Sole.
In zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten wird beschrieben, dass im Zentrum zerstörter Alzheimer-Gehirne ein überraschend hoher Gehalt an Ferritin-Molekülen gefunden wird. Davon stammt die These, dass Eisen toxisch wirken kann und möglicherweise mitschuldig ist an der Entstehung der Krankheit. Andererseits war die Anwesenheit von Ferritin im Gehirn auch wieder keine Überraschung, weil Eisen gerade im größten Sauerstoff-Verbraucher unseres Organismus viele sinnvolle Aufgaben erfüllt.
Für De Sole und seine Kollegen eröffnete sich nun aber eine neue spannende These: Was wäre, wenn die Aluminium-Ionen im »Bauch« des Ferritins gleichsam als blinde Passagiere ins Gehirn gelangen?
Um diese Frage zu klären, plante Pasquale de Sole die aktuelle Arbeit[9], die 2013 publiziert wurde. Als Krankheit mit dem stärksten Einfluss von Aluminium gilt Alzheimer-Demenz. Also lag es nahe, nachzusehen, ob sich der Aluminiumgehalt im Ferritin von Alzheimer-Patienten von dem unterscheidet, was bei gesunden Menschen gefunden wird.
Die Forscher rekrutierten 21 Patienten mit Alzheimer-Diagnose und verglichen ihre Werte mit einigen Vergleichsgruppen, darunter einer Gruppe von 200 gesunden Blutspendern.
Und tatsächlich war der Unterschied spektakulär: Während in den Kontrollgruppen das Ferritin ganz klar von seinem Gehalt an Eisenatomen definiert war – mit Anteilen bis zu 75 Prozent – war es in der Gruppe der Alzheimer-Patienten umgekehrt: Hier lag der Anteil des Aluminiums im Schnitt bei 62 Prozent. Die Ferritin-Moleküle waren demnach keine Eisenspeicher mehr, sondern Aluminium-Transporter. Da Ferritin ungehindert die Blut-Hirn-Schranke überwindet, wäre nun auch eine wichtige Route bekannt, wie Aluminium ins Gehirn eindringt.
»Ich denke, dass wir mit dieser Arbeit eine Art Missing Link zum Verständnis der Entstehung der Alzheimer-Krankheit geleistet haben«, stellte Pasquale de Sole recht selbstbewusst fest. Und auch die wissenschaftliche Community reagierte positiv. – »Die Resultate klingen überzeugend«, sagte mir etwa Kurt Jellinger, der als emeritierter Direktor des Instituts für Klinische Neurobiologie der Universität Wien mehrere Jahrzehnte Alzheimer-Forschung überblickt. »Die kontroverse Beurteilung der Rolle von Aluminium in der Entstehung der Alzheimer-Erkrankung ist noch immer ein Thema reger Diskussionen, die Klärung dieser Frage über weitere Untersuchungen sicherlich notwendig.«
Auch Konrad Beyreuther, Direktor des Netzwerks Altersforschung an der Universität Heidelberg und einer der führenden Alzheimer-Forscher Deutschlands hält die Entdeckung der Italiener für höchst interessant. In einem Interview, das ich mit ihm für einen Artikel im Deutschen Ärzteblatt[10] führte, sagte er:
»Aluminium wirkt auf isolierte Nervenzellen neurotoxisch und führt zum Untergang dieser Zellen. Die Frage ist daher, ob Aluminium-Ionen die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Ich habe vermutet, dass dies bei Alzheimer-Patienten der Fall sein kann, die eine Schrankenstörung aufweisen. Dass Ferritin eine vergleichbare Wirkung haben könnte, ist ein neuer Befund.«
Angesprochen auf die im Mainstream der Wissenschaft, wie auch in den Fachmedien weithin verbreitete Ansicht, dass Aluminium bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit keine Rolle spielt, sagte Beyreuther: »Diese Argumentation bezieht sich auf Befunde, die vor zwanzig und mehr Jahren erhoben wurden. Die heutigen Methoden zur Bestimmung von Aluminium-Ionen sind viel genauer.« Als Beleg führte Beyreuther an, dass mittlerweile überzeugend gezeigt wurde, dass Aluminium im Zentrum der – für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen – Amyloid-Plaques in hoher Konzentration vorliegt. Und zudem treten bei Kaninchen, denen man im Tierversuch Aluminium verabreicht, die gleichen krankhaften Strukturen auf, wie sie regelmäßig auch bei verstorbenen Alzheimer-Patienten gefunden werden.
Das Immunsystem: Unser bedrohter Schutzengel
Eine der Besorgnis erregendsten Eigenschaften des Aluminiums ist sein enormer Einfluss auf das Immunsystem. Dies wird in der langsam beginnenden Diskussion über mögliche schädliche Folgen und toxische Einflüsse des wohl eigenartigsten chemischen Elements dieser Erde bisher fast vollständig übersehen. Sogar die Gesundheitsbehörden befassen sich mittlerweile mit den toxischen Eigenschaften von Aluminium in Lebensmitteln und Kosmetikprodukten. Es wird darüber diskutiert, dass Aluminium Nerven im Gehirn abtöten kann oder die DNA von Zellen der Brust so schädigt, dass daraus vielleicht Krebs entsteht, doch über die Folgen auf das Immunsystem herrscht weitgehend Schweigen. In keinem Bereich ist der Mangel an Verständnis der Vorgänge so groß, und nirgends wird weniger Forschungsförderung betrieben. Es sind meist Zufälle, wenn doch wieder etwas Neues über die Auswirkungen von Aluminium bekannt wird. Und das, was dabei ans Tageslicht dringt, ist oft erschreckend.
Ich persönlich denke, dass hier ein so gigantischer Forschungsschatz begraben liegt, dass man damit eine ganze Generation von Wissenschaftlern mit der Beantwortung existenzieller Fragen für die Zukunft unserer Gesellschaft befassen kann.
Während Infektionskrankheiten ihren Schrecken weitgehend verloren haben, leben wir derzeit inmitten einer wahren Epidemie von chronischen Krankheiten. Die tödlichen Seuchen früherer Jahrhunderte sind heute durch Hygiene und medizinische Interventionen weitgehend verdrängt. Die Kindersterblichkeit ist im Lauf der letzten Jahrzehnte kontinuierlich zurückgegangen. Doch sind unsere Kinder in Zeiten von Frieden, Wohlstand und umfassender medizinischer Versorgung deshalb heute gesünder? – Ganz im Gegenteil.
Speziell in den reichen Ländern gab es noch nie so viele behandlungsbedürftige chronisch kranke Kinder wie heute.
Eine bundesweite Erhebung[11] aus den USA belegt, dass derzeit 43 Prozent der Kinder im Alter unter 18 Jahren an mindestens einer der 20 wichtigsten chronischen Krankheiten leiden. Wenn man krankhaftes Übergewicht sowie Entwicklungsstörungen miteinbezieht, steigt der Anteil auf 54,1 Prozent. Damit sind die vollständig gesunden Kinder erstmals in einem Industrieland sogar in der Minderzahl.
Dieser Trend greift auch auf Europa über. Eine nach demselben Muster in Deutschland durchgeführte Erhebung ergab bei 38,7 Prozent der Kinder eine chronische gesundheitliche Einschränkung, die seit mindestens einem Jahr besteht.
Wie ist diese ebenso paradoxe wie katastrophale Entwicklung zu erklären?
Als ich vor etwa 20 Jahren mehr und mehr in den Gesundheits- und Wissenschaftsjournalismus einstieg, war es oft notwendig, die Arbeit des Immunsystems kurz zu beschreiben. Etwa wenn eine Grippewelle nahte. Wenn ich mir jetzt derartige Berichte von mir oder anderen ansehe, so wirkt das wie ein Blick ins finstere 20. Jahrhundert, ein Blick zurück in die Zeit des Kalten Krieges. Seither gab es einen radikalen Wandel im wissenschaftlichen Verständnis seiner Aufgaben. Was einst als recht simples kriegerisches Abwehrsystem gegen die bösen Mikroben und Krankheitserreger gesehen wurde, entpuppte sich zunehmend als ein faszinierendes System der hochkomplexen Interaktion und als Partner sowohl des Nervensystems als auch der Mitbewohner im Lebenssystem Mensch, dem Mikrobiom. Erst langsam erkennen wir, welch ausgeklügeltes System wir damit zur Verfügung haben. Doch unverwundbar ist es nicht.
Die Möglichkeit, das Immunsystem zu beeinflussen, verführte die Medizin dazu, dieses hoch komplexe System zu manipulieren. Dahinter steht die Unfähigkeit der meisten Ärzte abzuwarten und die Selbstheilung zuzulassen, welche bei der großen Mehrzahl der Infekte auch ohne medizinische Intervention erfolgt wäre. Stattdessen wird ein ganzes Arsenal an Wirkstoffen eingesetzt, welche das Immunsystem der Kinder in ihrer Arbeit behindern und manipulieren.
Wenn das Immunsystem etwa die Körpertemperatur um ein paar Grad hinaufreguliert, verbessert es damit die eigenen Arbeitsbedingungen und schwächt jene der Infektionskeime. Ebenso sinnvoll kann es sein, den Zellen des Immunsystems mit Hilfe lokaler Entzündungen Zugang ins Gewebe zu verschaffen um dort Schäden zu reparieren. Vom Arzt verordnete Fiebersenker und Entzündungshemmer wirken hier kontraproduktiv. Ebenso verhält es sich meist mit der Verschreibung von Antibiotika, welche mitten im Heilungsprozess gegeben werden. Sie behindern das kindliche Immunsystem dabei, eigene Erfahrungen mit der erfolgreichen Bekämpfung von Infekten zu machen und stören die ausgewogene und artenreiche Besiedlung des Darmes, dessen wichtige Funktion für eine nachhaltige Gesundheit sich erst langsam in die Arztpraxen durchspricht.
Ein besonders heikles Thema sind die immer zahlreicher werdenden Babyimpfungen, deren langfristige Auswirkungen großteils unbekannt sind. Zum einen »ersparen« sie dem Immunsystem die Auseinandersetzung mit Krankheiten wie Windpocken, Rotaviren oder Influenza, welche früher von praktisch allen Kindern durchgemacht wurden und als natürliches Trainingscamp für das Immunsystem fungierten. Zum anderen wird immer deutlicher, dass Aluminiumsalze als Wirkverstärker in Impfungen Fehlprogrammierungen im Immunsystem auslösen können, welche sich bei empfänglichen Kindern als Allergien oder Autoimmunerkrankungen chronifizieren.
Auf und in uns leben Milliarden an Lebewesen in ungeheurer Vielfalt: das Mikrobiom. Jeder Mensch ist ein Zoo. Wir beherbergen zehnmal so viele Bakterien als wir Körperzellen besitzen.
Erst seit wenigen Jahren wächst in der Wissenschaft das Verständnis für die Bedeutung dieser Tatsache. Wir leben seit Anbeginn der Menschheit in einer Symbiose mit unserem Mikrobiom. Im Gegensatz zu der kleinen Zahl an krankmachenden Bakterien haben wir es hier mit Lebewesen zu tun, die selbst untergehen würden, wenn der Mensch stirbt. Deshalb haben sich im Lauf der Evolution unzählige Beziehungen zum gegenseitigen Vorteil entwickelt.
Manche der Bakterien erzeugen lebenswichtige Vitamine, andere schließen die Nahrung auf und machen Spurenelemente verfügbar. Das Mikrobiom steht in engem Kontakt mit dem Immunsystem – mit dem es sich über zwei Milliarden Jahre gemeinsam entwickelt hat. Hier begegnen sich – aus Sicht der Evolution – uralte Freunde aus den Zeiten, als es noch lange keine Säugetiere gab.
Wir leben in einer Welt der Mikroben. Sie sind uns fremd, weil wir sie mit bloßem Auge nicht erkennen können. Doch wir riechen sie, wir schmecken sie, wir beherbergen sie; in ungeheurer Vielfalt. Unter dem Mikroskop eröffnet sich die faszinierende Lebenswelt dieser Organismen. Hauptsächlich in Form von Bakterien und Viren, aber zumindest zeitweilig auch als Amöben, Würmer, Pilze oder Milben führen wir – mit uns selbst als Lebensraum – einen ganzen Zoo spazieren.
Dieses Mikrobiom, das wir mitführen, wiegt bei einem Erwachsenen im Schnitt etwa zwei Kilogramm. Allein auf der Haut einer einzigen Person siedeln mehr Bakterien als es Menschen auf dem gesamten Globus gibt. Der Punkt am Ende dieses Satzes würde 1.000 Bakterien Platz bieten. Viren sind noch einmal eine Zehnerpotenz kleiner. Ein hohler Stecknadelkopf könnte 500 Millionen Schnupfenviren aufnehmen.
Streng genommen gelten Viren aber noch gar nicht als Lebewesen, weil ihnen dazu jegliche Funktionen der Selbstorganisation oder -ernährung fehlen. Sie besitzen nicht einmal eine Zelle, sondern sind – vereinfacht gesagt – bloß eine winzige Kapsel mit ein wenig Erbmaterial drin. Bei manchen Viren ist das ganze noch mit einer Schutzhülle aus Proteinen und Fetten umgeben.
Viren benutzen fremde Zellen, um ihre eigene Bauanleitung in deren Genpool einzuschmuggeln. Sie sind der Kuckuck der Evolution. Influenza oder Polioviren wüten dabei richtiggehend, zwingen die Körperzellen, bis zur völligen Erschöpfung Unmengen von Kopien ihrer selbst herzustellen bis die Wirtszelle restlos ausgebrannt ist und stirbt. Doch nur die wenigsten Viren verfolgen eine derartige Taktik der verbrannten Erde, die ja auch zur Folge hat, dass sie selbst ständig flüchten müssen. Zum einen, weil sie ihren eigenen Lebensraum zerstören, zum anderen, weil sie dadurch natürlich auch eine besonders starke Abwehrreaktion des Immunsystems hervorrufen, das bei solchen Terroraktionen keinen Pardon kennt und jeden einzelnen dieser Eindringlinge gnadenlos verfolgt.
Die meisten Viren pflegen deshalb einen weniger radikalen »Lebensstil«. Hepatitis- oder Papillomaviren beispielsweise bevorzugen die chronische Infektion. Sie richten wenig akuten Schaden an, tarnen sich gut und werden deshalb vom Immunsystem oft jahrzehntelang nicht richtig ernst genommen, ignoriert und nebenher mitgefüttert. Hunderte andere Virenarten existieren überhaupt nur als Information in unseren Genen. Sie schlafen dort und niemand weiß, ob sie jemals wieder erwachen um sich zu vermehren. Die meisten zeigen keinerlei Aktivität und sind wohl eher ein vergessenes Relikt der Zeit, das die Erforscher der menschlichen Erbsubstanz meist als »genetischen Junk« einstufen.
Tatsächlich haben Viren und Immunsystem eine gemeinsame Vergangenheit, die in die Urzeit des Lebens zurückreicht und sich im Lauf der Evolution immer wieder gegenseitig beeinflusst und herausgefordert hat. Die Fähigkeit des Immunsystems zu lernen und sich anzupassen, wäre ohne die viralen Lebens- und Sparringspartner nicht denkbar.
Ohne den Einfluss der Viren gäbe es die ganze Menschheit nicht. Viren waren immer so etwas wie der Motor der Evolution, trieben die Entwicklung voran. Auch wenn sie selbst niemals wussten, wo es hingehen sollte. Doch gerade ihre Eigenschaft Fehler, Mutationen und sonstige Missgeschicke zu fördern, machte schließlich auch die Herausbildung höheren Lebens möglich.
Aber nicht nur ihre Eigenschaft als Quälgeist macht evolutionär gesehen Sinn, auch ihre Struktur war von Nutzen. Dass unsere Zellen heute einen Kern haben als »Hirn« und Schaltzentrale ist durch die Eingliederung viraler Bestandteile gelungen. Begriffe wie »gut« und »böse« spielten in der Entwicklungsgeschichte des Lebens ohnedies nie eine Rolle. Was taugte und im Wettlauf der Jahrmillionen Vorteile bot, wurde verwendet, der Rest ging unter.
Und so haben bereits die Vorfahren der ersten Mehrzeller in Symbiose mit Bakterien gelebt. Als Andenken haben wir bis heute in jeder Zelle Mitochondrien, das sind Bakterien, die im Lauf der Jahrtausende geschluckt und in den eigenen Zellverband integriert wurden, weil deren Fähigkeit zur Energiegewinnung Vorteile bot. Diese Mitochondrien blieben bis heute innerhalb der Zelle überraschend eigenständig. Sie besitzen eine eigene Hülle, haben eigenes Erbgut und pflanzen sich unabhängig vom Teilungszyklus der Zelle selbstständig fort. Die Hauptaufgabe der Mitochondrien ist die Energiegewinnung im Rahmen der Zellatmung. Muskelzellen haben demnach besonders viele Mitochondrien. Wenn diese absterben, stirbt auch die Zelle mit. Alleine leben könnten die ehemaligen Bakterien heute jedoch auch nicht mehr, weil sie sich völlig auf ihren Aufgabenbereich im Zellsystem spezialisiert haben und dafür zum Dank von den Versorgungsmechanismen der Zelle mitgefüttert werden.
Jeder Mensch ist entwicklungsgeschichtlich gesehen also ein Produkt der Mikrobenwelt. Unsere »Zell-Hardware« selbst besteht aus eingegliederten Viren und Bakterien. Und unsere »Gen-Software« hätte ohne deren Entwicklungsdruck nie die Herausbildung intelligenten Lebens gemeistert. Die meisten Mikroben leben mit uns in Symbiose. Sie profitieren davon, dass es uns gut geht und wir profitieren von ihnen. Bakterien sind für uns lebensnotwendig. Wirkliche Gefahr geht nur von den allerwenigsten aus.