Kitabı oku: «Verschwunden», sayfa 6

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Kapitel 12

“April!” schrie Riley. “April!”

Riley rannte zum Badezimmer und sah hinein. Ihre Tochter war nirgendwo zu sehen.

Sie rannte verzweifelt durch das Haus, öffnete Türen, sah in jeden Raum und jeden Schrank. Sie fand nichts.

“April!” schrie sie wieder.

Riley erkannte den bitteren Gallengeschmack in ihrem Mund. Es war der Geschmack von Angst.

Schließlich bemerkte sie in der Küche einen seltsamen Geruch, der durch das offene Fenster kam. Sie kannte den Geruch aus lange vergangenen College Tagen. Ihr Entsetzen ebbte ab und machte trauriger Verstimmung platz.

“Meine Güte,” murmelte Riley laut und fühlte dennoch unendliche Erleichterung.

Sie riss die Hintertür auf. Im Licht des frühen Morgens konnte sie ihre Tochter sehen, die in ihrem Schlafanzug am alten Gartentisch saß. April sah sie schuldbewusst an.

“Was willst du, Mom?” fragte April.

Riley ging mit großen Schritten durch den Garten und hielt ihre Hand ausgestreckt vor sich.

“Gib ihn mir,” sagte Riley.

April versuchte unbeholfen eine unschuldige Miene aufzusetzen.

“Dir was geben?” fragte sie.

Riley Stimme war angespannt, wenn auch mehr aus Traurigkeit als aus Ärger. “Den Joint, den du rauchst,” sagte sie. “Und bitte – lüg mich nicht deswegen an.”

“Du bist verrückt,” sagte April und tat ihr bestes um rechtschaffen verärgert zu klingen. “Ich habe nichts geraucht. Du nimmst immer nur das Schlechteste von mir an. Weißt du das eigentlich, Mom?”

Riley bemerkte, dass ihre Tochter seltsam vornübergebeugt auf der Bank saß.

“Beweg deinen Fuß,” sagte Riley.

“Was?” fragte April, die Unverständnis vortäuschte.

Riley zeigte auf den verdächtigen Fuß.

“Beweg deinen Fuß.”

April stöhnte laut und gehorchte. Wie erwartet fand sich unter ihrem Hausschuh ein gerade ausgetretener Marihuana Joint. Eine kleine Rauchfahne stieg noch von ihm auf und der Geruch war stärker als vorher.

Riley beugte sich nach unten und hob ihn auf.

“Und jetzt gib mir den Rest davon.”

April zuckte mit den Schultern. “Den Rest von was?”

Riley konnte kaum ihre Stimme ebenmäßig halten. “April, ich meine es ernst. Lüg mich nicht an. Bitte.”

April rollte mit den Augen und griff in ihre Hosentasche. Sie zog einen weiteren Joint heraus.

“Um Himmels willen, hier,” sagte sie und reicht ihn ihrer Mutter. “Versuch mir nicht zu erzählen, dass du den nicht selber rauchst sobald du Gelegenheit dazu hast.”

Riley stopfte beide Joints in die Taschen ihres Bademantels.

“Was hast du sonst noch?” verlangte sie.

“Das ist alles,” schnappte April. “Glaubst du mir nicht? Bitte, durchsuch mich doch. Durchsuch mein Zimmer. Mehr habe ich nicht.”

Riley zitterte am ganzen Körper. Sie kämpfte damit ihre Emotionen unter Kontrolle zu bringen.

“Wo hast du das her?” fragte sie.

April zuckte wieder mit den Schultern. “Cindy hat sie mir gegeben.”

“Wer ist Cindy?”

April lachte bitter. “Tja, das kannst du natürlich nicht wissen, oder Mom? Es ist nicht so als würdest du besonders viel über mein Leben wissen. Was kümmert es dich auch? Ich meine, macht es irgendeinen Unterschied für dich, wenn ich high werde?”

Riley war verletzt. April hatte sie an der wundesten Stelle getroffen. Riley konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.

“April, warum hasst du mich?” weinte sie.

April sah sie überrascht an, wenn auch kaum reumütig. “Ich hasse dich nicht, Mom.”

“Warum bestrafst du mich dann? Was habe ich getan um das zu verdienen?”

April starrte ins Leere. “Vielleicht solltest du ein bisschen Zeit damit verbringen darüber nachzudenken.”

April stand auf und ging zurück ins Haus.

Riley ging durch die Küche und nahm mechanisch alles aus den Schränken was sie für das Frühstück brauchte. Während sie die Eier und den Frühstücksspeck aus dem Kühlschrank nahm, dachte sie über die Situation nach. Sie sollte April direkt Hausarrest geben. Aber wie konnte sie das?

Als Riley zu Hause war, konnte sie ein Auge auf April haben. Aber jetzt war alles anders. Wieder zurück im Einsatz war ihr Tagesablauf unvorhersehbar. Und offensichtlich war das auch ihre Tochter.

Riley dachte über ihre Möglichkeiten nach, während sie die Speckstreifen in die Pfanne legte. Eins schien sicher. Da April sehr viel mehr Zeit mit ihrem Vater verbringen würde, sollte Riley ihm wirklich sagen, was passiert war. Aber das würde ein weiteres Problem bringen. Ryan war jetzt schon davon überzeugt, dass Riley häuslich inkompetent war, sowohl als Ehefrau als auch als Mutter. Wenn Riley ihm erzählte, dass sie April beim Marihuana rauchen erwischt hatte, dann wäre er sich dessen absolut sicher.

Und vielleicht hatte er damit sogar recht, dachte sie unglücklich, als sie zwei Scheiben Brot in den Toaster stopfte.

Bis jetzt hatten Ryan und Riley einen Sorgerechtsstreit um April verhindern können. Auch wenn er es niemals zugeben würde, wusste sie, dass Ryan seine Freiheit als Single zu sehr genoss um sich um die Erziehung einer Teenagerin zu kümmern. Er war nicht begeistert gewesen, als Riley ihm gesagt hatte, dass April ab jetzt mehr Zeit mit ihm verbringen würde.

Aber sie wusste auch, dass sich die Einstellung ihres Exmannes sehr schnell ändern konnte, vor allem wenn er eine Entschuldigung hatte, um ihr für irgendetwas die Schuld zu geben. Falls er herausfand, dass April Marihuana geraucht hatte, dann würde er vielleicht versuchen ihr April ganz wegzunehmen. Der Gedanke war unerträglich.

Ein paar Minuten später saßen Riley und ihre Tochter am Frühstückstisch. Die Stille zwischen ihnen war noch angespannter als sonst.

Schließlich fragte April, “Wirst du Dad davon erzählen?”

“Denkst du ich sollte das?” erwiderte Riley.

Unter diesen Umständen schien die Antwort ehrlich genug zu sein.

April ließ den Kopf hängen und sah besorgt aus. Dann bettelte sie, “Bitte erzähl es nicht Gabriela.”

Die Worte trafen Riley mitten ins Herz. April war besorgter darüber, dass ihre Haushälterin es herausfinden könnte, als darüber was ihr Vater dachte – oder ihre eigene Mutter, was das anging.

So schlimm ist es also geworden, dachte Riley traurig.

Das wenige, was von ihrem Familienleben übrig geblieben war, löste sich vor ihren Augen auf. Sie fühlte sich, als wäre sie kaum noch eine Mutter. Sie fragte sich, ob Ryan sich Gedanken über sein Vater-sein machte.

Wahrscheinlich nicht. Sich schuldig fühlen war nicht Ryans Stil. Sie beneidete ihn manchmal für seine emotionale Gleichgültigkeit.

Nach dem Frühstück, als April sich für die Schule fertig machte, wurde das Haus still und Rileys Gedanken begannen sich um das zu drehen, was am Morgen passiert war – falls es passiert war. Wer oder was hatte an der Haustür geklappert? Hatte es ein Klappern an der Tür gegeben? Wo waren diese Kieselsteine plötzlich hergekommen?

Sie erinnerte sich an Maries Panik über die Telefonanrufe und die zwanghafte Angst in ihr geriet außer Kontrolle. Sie nahm ihr Handy und rief eine vertraute Nummer an.

“Betty Richter, FBI, Forensisches Labor,” kam die knappe Antwort.

“Betty, hier ist Riley Paige.” Riley schluckte hart. “Ich denke, du weißt warum ich anrufe.”

Schließlich hatte Riley diesen exakt gleichen Anruf alle drei bis vier Tage in den letzten sechs Wochen getätigt. Agentin Richter war damit betraut die letzten Details im Peterson Fall zu bearbeiten und Riley brauchte verzweifelt einen Abschluss.

“Du möchtest hören, dass Peterson wirklich tot ist,” sagte Betty in mitfühlendem Ton. Betty war eine geduldige Seele, voller Verständnis und gutem Humor und Riley war immer dankbar mit ihr darüber reden zu können.

“Ich weiß, dass es lächerlich ist.”

“Nachdem was du durchgemacht hast?” sagte Betty. “Nein, das denke ich nicht. Aber ich habe nichts, was ich dir sagen könnte. Nur das gleiche wie immer. Wir haben Petersons Leiche gefunden. Sicher, sie war vollkommen verbrannt, aber es war seine exakte Größe und Körperform. Es gibt niemanden, der es sonst gewesen sein könnte.”

“Wie sicher bist du dir? Gib mir einen Prozentsatz.”

“Ich würde sagen neunundneunzig Prozent,” sagte sie.

Riley atmete langsam ein.

“Du kannst keine hundert daraus machen?” fragte sie.

Betty seufzte. “Riley, ich kann dir für so gut wie gar nichts im Leben eine hundertprozentige Sicherheit geben. Niemand kann das. Niemand ist sich hundertprozentig sicher, dass die Sonne am nächsten Morgen wieder aufgeht. Die Erde könnte in der Zwischenzeit von einem riesigen Asteroiden getroffen werden, der uns alle tötet.”

Riley musste reumütig lachen.

“Danke, dass du mir etwas anderes gibst, um das ich mir Sorgen machen kann,” sagte sie.

Betty lachte jetzt auch. “Jederzeit,” sagte sie. “Froh wenn ich helfen kann.”

“Mom?” rief April, bereit für die Schule.

Riley beendete den Anruf und fühlte sich ein bisschen besser. Sie hatte zugestimmt sich heute mit Bill zu treffen, nachdem sie April abgesetzt hatte. Sie mussten den Verdächtigen befragen, der genau auf ihr Profil passte.

Und Riley hatte das Gefühl, dass er möglicherweise der Killer sein könnte nach dem sie suchten.

Kapitel 13

Riley stellte den Motor ab und saß vor Bills Haus, wo sie den schönen zweistöckigen Bungalow bewunderte. Sie hatte sich immer gefragt, wie er es schaffte die Wiese im Vorgarten in einem so gesunden Grün und so gepflegt zu halten. Bills Familienleben mochte in Aufruhr sein, aber er hatte zweifellos einen schönen Vorgarten, der perfekt in die idyllische Nachbarschaft passte. Sie fragte sich wie wohl all die Hintergärten in dieser kleinen Gemeinschaft so nah an Quantico aussahen.

Bill kam aus dem Haus und Maggie, seine Frau, erschien hinter ihm und warf Riley einen grimmigen Blick zu. Riley sah weg.

Bill stieg ein und schlug die Tür hinter sich zu.

“Lass uns von hier verschwinden,” knurrte er.

Riley startete den Wagen und fuhr los. “Ich nehme an es läuft gerade nicht so gut zu Hause,” sagte sie.

Bill schüttelte den Kopf. “Wir hatten einen riesen Streit als ich gestern so spät nach Hause gekommen bin. Heute Morgen hat alles dann nochmal angefangen.” Er hielt für einen Moment inne und fügte dann düster hinzu. “Sie redet wieder über Scheidung. Und sie will das volle Sorgerecht für die Jungs.”

Riley zögerte, aber fragte dann doch, was ihr durch den Kopf ging. “Und ich bin ein Teil des Problems?”

Bill schwieg.

“Ja,” gab er schließlich zu. “Sie war nicht glücklich zu hören, dass wir wieder zusammen arbeiten. Sie sagt du bist ein schlechter Einfluss.”

Riley wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.

Bill fügte hinzu, “Sie sagt, dass ich am Schlimmsten bin, wenn ich mit dir arbeite. Ich bin abgelenkter, mehr von meinem Job besessen.”

Damit hat sie nicht unrecht, dachte Riley. Sie und Bill waren beide besessen von ihrem Job.

Sie schwiegen sich weiter an. Nach ein paar Minuten öffnete Bill seinen Laptop.

“Ich habe ein paar Details über den Typen, mit dem wir reden werden. Ross Blackwell.”

Er sah auf den Bildschirm.

“Ein registrierter Sexualstraftäter,” sagte er.

Rileys Mund verzog sich angewidert.

“Weswegen verurteilt?”

“Besitz von Kinderpornographie. Er wurde wegen mehr verdächtigt, aber es konnte nichts bewiesen werden. Er ist in der Datenbank aber hat keine Einschränkungen. Es war vor zehn Jahren und das Foto ist ziemlich alt.

Clever, dachte sie. Wahrscheinlich schwer zu erwischen.

Bill las weiter.

“Von verschiedenen Jobs gefeuert mit vagen Begründungen. Das letzte Mal hat er in einer Ladenkette in einem großen Einkaufscenter an der Umgehungsstraße gearbeitet – ziemlich kommerzielle Sachen, hauptsächlich auf Familien mit Kindern ausgerichtet. Als sie Blackwell dabei erwischt haben, wie er die Puppen in anzügliche Posen gesetzt hat, haben sie ihn gefeuert und bei der Polizei gemeldet.”

“Ein Mann mit einer Vorliebe für Puppen und einer Verurteilung wegen Kinderpornographie,” murmelte Riley.

So weit passte Ross Blackwell auf das Profil, dass sie anfingen zusammenzustellen.

“Und jetzt?” fragte sie.

“Er hat einen Job in einem Hobby und Modellbau Laden,” erwiderte Bill. “Eine andere Ladenkette in einem anderen Einkaufscenter.”

Riley war überrascht.

“Wusste der Manager nicht von Blackwells Vorstrafe, als er ihn eingestellt hat?”

Bill zuckte mit den Schultern.

“Vielleicht war es ihm egal. Seine Interessen scheinen rein heterosexuell zu sein. Vielleicht haben sie angenommen, dass er in einem Laden mit Modellbauautos, -flugzeugen und -zügen nichts anrichten kann.”

Sie fühlte wie ein Schauer über ihren Rücken lief. Wie konnte ein Typ wie er einen neuen Job bekommen? Der Mann war möglicherweise ein brutaler Mörder. Warum ließ man so jemanden jeden Tag frei herumlaufen?

Sie schafften es schließlich durch den unnachgiebigen Verkehr bis nach Sanfield. Der Vorort von D.C. schien Riley ein typisches Beispiel einer “Eckenstadt” zu sein, die hauptsächlich aus Einkaufszentren und Firmensitzen bestand. Sie fand sie seelenlos, künstlich und deprimierend.

Sie parkten auf dem Parkplatz des riesigen Einkaufcenters. Für einen Moment saßen sie im Auto und starrten auf das alte Foto von Blackwell auf Bills Laptop. Es gab nichts Markantes an seinem Gesicht, nur ein weißer Mann mit dunklem Haar und einem unverschämten Gesichtsausdruck. Er musste jetzt Mitte fünfzig sein.

Sie und Bill stiegen aus und gingen zu Fuß durch das Einkaufsparadies, bis sie den Modellbauladen fanden.

“Ich will ihn nicht entwischen lassen,” sagte Riley. “Was wenn er uns sieht und abhaut?”

“Wir sollten in der Lage sein ihn im Laden in die Enge zu treiben,” erwiderte Bill. “Wir bringen die Kunden raus und nehmen ihn fest.”

Riley legte die Hand auf ihre Waffe.

Noch nicht, sagte sie sich selbst. Keine Panik auslösen, wenn wir es nicht müssen.

Sie stand vor dem Laden und beobachtete die Kunden, die kamen und gingen. War einer der Männer Blackwell? War er bereits auf der Flucht vor ihnen?

Riley und Bill traten in den Laden. Der Großteil des Ladens wurde durch eine detaillierte Nachbildung einer kleinen Stadt eingenommen, komplett mit fahrendem Zug und blinkenden Verkehrsampeln. Modelflugzeuge hingen von der Decke. Nicht eine Puppe war in Sicht.

Verschiedene Männer schienen in dem Laden zu arbeiten, aber keiner passte zu dem Bild, das sie im Kopf hatte.

“Ich kann ihn nicht sehen,” sagte Riley.

An der Kasse fragte Bill, “Haben sie einen gewissen Ross Blackwell hier arbeiten?”

Der Mann hinter dem Tresen nickte und zeigte auf ein Regal mit Modelbausätzen. Ein kleiner, untersetzter Mann mit ergrauenden Haaren sortierte Kartons. Er stand mit dem Rücken zu ihnen.

Riley fasste wieder an ihre Waffe, aber ließ sie im Holster. Sie und Bill trennten sich, um ihm im Falle einer Flucht den Weg versperren zu können.

Ihr Herz schlug schneller als sie sich ihm näherten.

“Ross Blackwell?” fragte Riley.

Der Mann drehte sich um. Er trug dicke Brillengläser und sein Bauch hing über seinen Gürtel. Riley war überrascht von dem stumpfen, blutleeren Farbton seiner Haut. Sie hatte nicht das Gefühl, dass er rennen würde, aber ihre eigene Definition eines widerlichen Menschen passte auf ihn perfekt.

“Das kommt darauf an,” erwiderte Blackwell mit einem breiten Grinsen. “Was wollen Sie?”

Riley und Bill zeigten ihre Marken.

“Wow, FBI?” sagte Blackwell und klang beinahe erfreut. “Das ist neu. Ich bin es gewohnt mit den örtlichen Polizisten zu reden. Sie sind nicht hier um mich zu verhaften, hoffe ich. Ich dachte wirklich, das kleine Missverständnis gehört der Vergangenheit an.”

“Wir wollen Ihnen nur ein paar Fragen stellen,” sagte Bill.

Blackwell grinste und legte seinen Kopf fragend zur Seite.

“Ein paar Fragen, was? Nun, ich kenne meine Rechte ziemlich gut. Ich muss nicht mit Ihnen reden, wenn ich das nicht möchte. Aber hey, wissen Sie was? Es macht vielleicht sogar Spaß. Wenn Sie mir einen Kaffee ausgeben, komme ich mit.”

Blackwell ging zum Tresen und sie folgten ihm in nahem Abstand. Riley war auf jeglichen Versuch zu fliehen vorbereitet.

“Ich mache eine Kaffeepause, Bernie,” rief Blackwell dem Kassierer zu.

Riley konnte an Bills Gesichtsausdruck sehen, dass er sich fragte, ob sie den richtigen Mann hatten. Sie verstand warum er so fühlte. Blackwell schien nicht davon aus der Fassung gebracht zu sein, dass sie hier waren. Tatsächlich schien es ihn eher zu freuen.

Aber soweit es Riley betraf, ließ ihn das nur noch unmoralischer und soziopathischer aussehen. Einige der brutalsten Serienmörder der Geschichte waren charmant und selbstbewusst gewesen. Das Letzte was sie von einem Mörder erwartete war, dass er schuldig aussah.

Es war nur ein kurzer Weg zum Gastronomiebereich. Blackwell folgte Bill und Riley bis zum Kaffeestand. Falls der Mann nervös war, weil ihn zwei FBI Agenten aufgesucht hatten, dann zeigte er es nicht.

Ein kleines Mädchen, das hinter seiner Mutter herlief, stolperte und fiel ihm direkt vor die Füße.

“Uppsala!” rief Blackwell fröhlich. Er beugte sich nach unten und zog das Kind auf die Beine.

Die Mutter murmelte ein automatisches Dankeschön und führte ihre Tochter dann an der Hand weg. Riley beobachtete wie Blackwell die nackten Beine des Mädchens betrachtete, die unter ihrem Rock hervor sahen, und spürte wie ihr übel wurde. Ihr Verdacht wurde stärker.

Riley griff Blackwell am Arm, aber er warf ihr nur einen verwirrten und unschuldigen Blick zu. Sie schüttelte ihn kurz am Arm und ließ ihn dann los.

“Holen Sie sich ihren Kaffee,” sagte sie und nickte zu dem Verkaufsstand in der Nähe.

“Ich hätte gerne einen Cappuccino,” sagte Blackwell zu der jungen Frau hinter dem Tresen. “Die Leute hier zahlen.”

Dann drehte er sich zu Bill und Riley und fragte, “Und was nehmen Sie?”

“Nichts,” sagte Riley knapp.

Bill zahlte für den Cappuccino und die drei setzten sich an einen Tisch, der etwas abseits von den anderen stand.

“Okay, also was wollen Sie wissen?” fragte Blackwell. Er wirkte entspannt und offen. “Ich hoffe sie sind nicht so voller Vorurteile wie die Behörden, mit denen ich sonst zu tun habe. Leute sind so engstirnig dieser Tage.”

“Engstirnig was das Darstellen von obszönen Posen mit Puppen angeht?” fragte Bill.

Blackwell sah ernsthaft beleidigt aus. “Sie lassen es so dreckig klingen,” sagte er. “Es war nichts Obszönes daran. Schauen Sie selbst.”

Blackwell zog sein Handy aus der Tasche und fing an ihnen Fotos von seinem Werk zu zeigen. Sie beinhalteten kleine pornographische Szenen, die er in einem Puppenhaus arrangiert hatte. Die kleinen menschlichen Figuren waren in unterschiedlichen Stadien der Entkleidung. Sie wurden in einer Vielzahl von Gruppierungen und Positionen in verschiedenen Teilen des Hauses gezeigt. Riley war sprachlos über die schiere Anzahl der verschiedenen Positionen – einige davon illegal in vielen Staaten.

Sieht für mich mehr als obszön aus, dachte Riley.

“Es war satirisch,” erklärte Blackwell. “Ich habe ein wichtiges, soziales Statement abgegeben. Wir leben in einer so krassen und materialistischen Kultur. Jemand muss diese Art von Protest führen. Ich habe mein Recht auf Redefreiheit auf vollkommen verantwortungsbewusste Weise genutzt. Ich habe es nicht missbraucht. Es ist nicht so, als hätte ich ‘Feuer’ in einem überfüllten Theater gerufen.”

Riley bemerkte, dass Bill anfing genervt auszusehen.

“Was ist mit den kleinen Kindern, die über diese Szenen gestolpert sind?” fragte Bill. “Denken Sie nicht, dass Sie ihnen geschadet haben?”

“Nein, das glaube ich nicht,” sagte Blackwell selbstzufrieden. “Sie sehen Schlimmeres jeden Tag in den Medien. Es gibt so etwas wie kindliche Unschuld heutzutage nicht mehr. Das ist genau das, was ich versucht habe der Welt zu sagen. Ich sage Ihnen, es bricht mir das Herz.”

Er klingt fast so, als würde er das ernst meinen, dachte Riley.

Aber es war für sie offensichtlich, dass das nicht der Fall war. Ross Blackwell hatte nicht einen moralischen oder mitfühlenden Knochen in seinem Körper. Riley verdächtigte ihn mit jedem Moment der verging mehr.

Sie versuchte sein Gesicht zu lesen. Das war nicht einfach. Wie ein wahrer Soziopath, verstand er es mit unglaublichem Geschick seine Gefühle zu verbergen.

“Sagen Sie mir, Ross,” sagte sie. “Mögen sie es in der Natur? Ich meine so etwas wie Camping oder Fischen.”

Blackwells Gesicht leuchtete mit einem breiten Lächeln auf. “Oh, ja. Seit ich ein kleines Kind war. Ich war damals ein Pfadfinder. Manchmal bin ich wochenlang alleine in der Wildnis. Ab und zu denke ich, dass ich in einem früheren Leben Daniel Boone gewesen sein muss.”

Riley fragte. “Mögen Sie es auch zu jagen?”

“Natürlich, immer,” sagte er enthusiastisch. “Ich habe jede Menge Trophäen zu Hause. Sie wissen schon, Köpfe von Elchen und Rehen. Ich präpariere sie alle selbst. Ich habe ein Händchen für Taxidermie.”

Riley sah Blackwell aus zusammengekniffenen Augen an.

“Haben Sie einen Lieblingsort? Einen Wald oder ähnliches, meine ich, oder Nationalparks.”

Blackwell strich sich nachdenklich über das Kinn.

“Ich bin oft im Yellowstone Park,” sagte er. “Ich nehme an, das ist mein Favorit. Natürlich ist es schwierig den Great Smoky Mountains Nationalpark zu schlagen. Auch Yosemite. Es ist nicht einfach eine Entscheidung zu treffen.”

Bill warf ein, “Was ist mit dem Mosby State Park? Oder vielleicht dem Nationalpark in der Nähe von Daggett?”

Blackwell sah jetzt plötzlich unsicher aus.

“Warum wollen Sie das wissen?” fragte er unruhig.

Riley wusste, dass der Moment der Wahrheit – oder des Gegenteils – endlich gekommen war. Sie griff in ihre Tasche und zog Fotos der Mordopfer heraus, die vor ihrem Tod gemacht worden waren.

“Können Sie eine dieser Frauen identifizieren?” fragte Riley.

Blackwells Augen weiteten sich alarmiert.

“Nein,” sagte er mit zitternder Stimme. “Ich habe sie noch nie in meinem Leben gesehen.”

“Sind sie sicher?” hakte Riley nach. “Vielleicht frischen die Namen ihr Gedächtnis auf. Reba Frye. Eileen Rogers. Margaret Geraty.”

Blackwell schien kurz vor einer Panikattacke zu stehen.

“Nein,” sagte er. “Ich habe sie noch nie gesehen. Nie ihre Namen gehört.”

Riley betrachtete für einen Moment aufmerksam sein Gesicht. Schließlich verstand sie die Situation vollkommen. Sie wusste alles, was sie über Ross Blackwell wissen musste.

“Vielen Dank für Ihre Zeit, Ross,” sagte sie. “Wir werden Sie kontaktieren, wenn wir noch etwas brauchen.”

Bill sah sie verwirrt an, als er ihr aus dem Gastronomiebereich folgte.

“Was war das gerade?” schnappte er. “Was hast du dir gedacht? Er ist schuldig und weiß, dass wir ihm auf der Schliche sind. Wir dürfen ihn nicht aus den Augen lassen bis wir ihn festnageln können.”

Riley entfuhr ein Seufzer leichter Ungeduld.

“Denk darüber nach, Bill,” sagte sie. “Hast du seine bleiche Haut gesehen? Nicht eine einzelne Sommersprosse. Der Typ hat wahrscheinlich nicht einen Tag seines Lebens in der Natur verbracht.”

“Also ist er nicht wirklich Pfadfinder?”

Riley lachte auf. “Nein,” erwiderte sie. “Und ich kann dir versprechen, dass er nie in Yellowstone, Yosemite oder dem Great Smoky Mountain Nationalpark gewesen ist. Und er hat auch keine Ahnung von Taxidermie.”

Bill sah jetzt eindeutig verlegen aus.

“Ich habe ihm wirklich geglaubt,” sagte Bill.

Riley nickte zustimmend.

“Natürlich,” sagte sie. “Er ist ein großartiger Lügner. Er kann Menschen alles Mögliche glauben machen. Und er liebt es einfach zu lügen. Er tut es bei jeder Gelegenheit, die er bekommt – und je größer die Lüge ist, desto besser.”

Sie hielt einen Moment inne.

“Das Problem ist,” sagte Riley dann, “dass er wirklich schlecht darin ist die Wahrheit zu sagen. Er ist es nicht gewohnt. Er verliert seine Gelassenheit, wenn er es versucht.”

Bill ging schweigend neben ihr her und versuchte das zu verarbeiten.

“Also willst du sagen—” fing er an.

“Er hat die Wahrheit über die Frauen gesagt, Bill. Deshalb klang er so schuldig. Die Wahrheit klingt wie eine Lüge, wenn er versucht sie zu erzählen. Er hat wirklich und wahrhaftig noch nie eine dieser Frauen gesehen. Ich sage nicht, dass er nicht fähig ist zu morden. Das wäre er wahrscheinlich. Aber er hat diese Morde nicht verübt.”

Bill grummelte vor sich hin. “Verdammt,” sagte er.

Riley sagte nichts weiter auf dem restlichen Weg zum Wagen. Das Ganze war ein ernster Rückschlag. Je länger sie darüber nachdachte, desto besorgter wurde sie. Der wahre Mörder war immer noch da draußen und sie hatte keine Ahnung wer oder wo er war. Und sie wusste, sie wusste einfach, dass er bald wieder töten würde.

Riley war frustriert mit ihrer eigenen Unfähigkeit diesen Fall zu lösen; aber noch während sie sich den Kopf zerbrach, wurde ihr plötzlich klar, mit wem sie reden musste. Jetzt sofort.

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Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 eylül 2019
Hacim:
281 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9781632915856
İndirme biçimi:
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