Kitabı oku: «Versuch einer Ethnographie der Philippinen», sayfa 10
35. Mundos
Die Mundos sind wilde Bergvölker auf Cebú (Mozo 134) und Panay (Mozo, l. c. u. Hügel 367). Nach Hügel (l. c.) gleichen sie den Igorroten in „Allem”, was aber nach den genaueren Nachrichten Mozo’s nicht wahr ist, denn nach diesen theilen sie die Sitten und Bräuche der Tagalen und Visayer, und Hügel hat jenes „in Allem” wohl nur den Manilesen nachgesagt, die alle wilden Heiden „Igorrotes” tituliren, denn Panay hat Baron Hügel nicht besucht.
Sie glauben an den Patianac, der uns schon von den Tagalen her bekannt ist, ihm schreiben sie es zu, wenn sie auf einem Pfade sich verirren. In diesem Falle entledigen sie sich ihres ohnediess nur dürftigen Anzugs, denn der Patianac flieht vor den Nackten, und so können sie auf diese Weise den verlorenen Weg wiederfinden (Mozo 137). Um Diebe zu entdecken oder verlorene Sachen wiederzufinden, bedienen sie sich gewisser Zauberformeln, welche sie Bilao nennen (l. c.). Sie halten überhaupt viel auf Zauberei, weshalb unter ihnen auch zahlreiche Zauberer wohnen, welche sich in Crocodile oder andere Thiere verwandeln können und dann den Menschen viel Unheil zufügen (Mozo 135). Sie glauben an Behexung, „Gavay” genannt, von der man sich durch besondere Ceremonien, welche Mozo (Misiones 136) beschreibt, wieder befreien oder enthexen kann. Die Christen haben deshalb eine grosse Scheu vor diesen Wilden und wollen ihre Niederlassung in ihren Dörfern nicht dulden. Sie leiden sehr an Magenkrankheiten, „Bungsol” genannt (Mozo 136).
Die Zahl der Mundos ist eine beträchtliche; 1848 zählte man nach Diaz Arenas allein in der Provinz Ilo-ilo (Insel Panay) 5000 Mundos. Nach eben demselben Autor leben unter ihnen viele Remontados. Es ist überhaupt noch fraglich, ob die Mundos ein selbständiger eigenartiger Stamm sind, ich vermuthe nach ihren abergläubischen Bräuchen, dass sie Visayer im Stadium der Vicol-Heiden vom Isaróg, Iriga, Caramuan &c. sind. Sie scheinen von Remontados und Negritos abzustammen (man vgl. Buzeta II, 103).
36. Carolanen (Carolanos)
Der Name dieses Stammes wird nur von Diaz Arenas erwähnt, nach welchem sie 1848 auf der Insel Negros in der Kopfzahl von 2322 in dem Gebirgszuge lebten, der sich von der Hauptstadt gegen Cauayan hin ausdehnt. Wahrscheinlich ist diess nur ein besonderer Name für einige Horden von Visayer-Heiden.
37. Visayer (Visayas) 31
Die Visayer bewohnen alle jene Inseln, welche südlich von Luzon, Masbato, Burías, Ticao und Mindoro und nördlich von Borneo, Sulu und Mindanao liegen. Auf letzterer Insel wird von ihnen auch die ganze Nord- und Ostküste bewohnt, jedoch streng genommen nur an der Küste. Im südlichen Theile von Palawan (Paragua der Spanier) scheinen andere Malaien bereits zu wohnen.
Die Visayer-Sprache zerfällt in die Dialekte von Cebú, dem eigentlichen Visayer-Dialekt und jenem, der auf der Gruppe der Calamianen und Cuyos-Inseln gesprochen wird. Eine Unterabtheilung des Visayer-Dialektes sollen wieder der Dialekt von Süd-Panay, das Panayano, ferner der Dialekt von Capiz sein, doch widersprechen sich da die Nachrichten, und da ich der Visayer-Sprache unkundig, so will ich darüber hinweggehen. Nach ihren Sitten und Bräuchen zerfallen sie in die eigentlichen Visayer, in die Caragas und Calamianen incl. Coyuvos.
a) Visayer im engeren Sinne des Wortes. Diese bewohnen die Inseln Panay, Romblon, Tablas, Masbate (sporadisch neben den Vicols), Negros, Cebú, Bóhol, Sámar, Leyte, den Surigao-Archipel und die Landschaft Dapitan der Provinz Misámis auf der Nordküste von Mindanao. Auf dem übrigen Theil der Nordküste von Mindanao (Misámis, Iligan, Cagayán und Butnan) wohnen zwar auch Visayer, aber sie sind mit den eingeborenen Stämmen sehr stark vermischt, doch bleibt ihre Sprache dort die herrschende. Am Meerbusen von Davao sind viele Visayer angesiedelt, welche die Spanier seit dem Jahre 1848, wo sie jenes Land occupirten, dorthin gebracht haben. Die Visayer sind nicht so weit im Archipel verstreut, wie die intelligenteren Tagalen, doch finden sich welche, meist Fischer, selbst auf den Babuyanen, besonders auf Camiguin32 (Mas, pobl. 42). Die Visayer der Küstendistricte sind alle Christen und civilisirt, im Innern dieser Inseln leben sie aber als halbwilde Heiden, welche von jenen Visayern abstammen, die sich den Spaniern nicht unterwerfen wollten, und welche durch Remontados immer neuen Zuschuss erhielten und zum Theil noch erhalten. Ich werde zunächst mich mit den Christen befassen.
Die Visayer waren zur Zeit der Conquista bereits ein civilisirtes Volk, das, entgegen den Ansichten der modernen spanischen Schriftsteller, welche ohne auf die ursprünglichen Quellenwerke zurückzugehen, über die Geschichte der Philippinen Essays schreiben, einen noch höheren Grad von Cultur besass als die Tagalen. Borneo, Mindanao und den Molukken näher gelegen als die Tagalen, standen sie auch mit diesen Ländern in regerer Verbindung, und diese mag auch die Ursache sein, dass ihr Typus dem der eigentlichen Malaien sich mehr nähert, als jenem der Tagalen. Im XVI. und XVII. Jahrhundert wurden sie von den Spaniern Pintados genannt, weil sie ihren Körper zu bemalen pflegten. Sie nahmen ohne besondere Schwierigkeiten das Christenthum an und halfen mit ihren Kriegern den Spaniern die Tagalen unterjochen.
Ihre Hütten sind nach demselben Modell gebaut, wie jene der Tagalen, dagegen unterscheiden sie sich von letzteren durch Tracht und Gewandung. Während die Tagalen das Haar verschneiden, lassen auch die Männer bei den Visayern das Haar lang wachsen (Buzeta I, 242). Die Frauen tragen keinen Tapis, sondern nur die aus grobem aber durchscheinenden Guinara-Zeug verfertigte Saya und die kaum die Brüste bedeckende Camisa (Jagor, Reisen 188). Um das Haar schlingen die Frauen ein Stück Zeug (Buzeta, l. c.). Sie bauen alle Getreidesorten und Culturpflanzen, die auf Luzon cultivirt werden, Reis insbesondere auf Panay, Zucker auf Cebú, Bóhol, Negros, vorzüglichen Cacao auf Cebú, Tabak auf Cebú und Bóhol, Mais auf Cebú, Abacá auf Leyte, Kaffee in der Provinz Misámis auf Mindanao. Viel stärker als auf Luzon wird auch rother Pfeffer cultivirt, da die Visayer damit alle ihre Speisen, besonders aber die Morisqueta, stark würzen (Buzeta I, 33). Cocospflanzungen sind überall, Viehzucht wird lässig betrieben. Sie sind noch eifrigere Fischer als die Tagalen, der Fang von Trepang („Balate”), der hier häufigeren Manatis und Schildkröten liefert ihnen reichen Gewinn, desgleichen das Suchen der Schwalbennester (Buzeta, Mas, Semper, Cañamaque, Cavada a. v. St.).
Von den Tagalen unterscheiden sie sich unangenehm durch ihre Unreinlichkeit (Jagor 188) und durch ihre Trunksucht (Cavada a. v. St.). Ihre alte Religion glich in vielen Punkten jener der Tagalen, auch sie kannten den Ahnencultus, nur wurden die Nonos und Anitos der Tagalen und Nord-Luzonier hier Diuatas oder Divatas genannt. Sie besassen Idole, Liche oder Laravan mit Namen. Ihre Priesterinnen hiessen Babaylanas, neben diesen waren auch Priester. Selbst unter den Christen erhielt sich der alte Glaube insgeheim, 1797 noch entdeckten die Mönche in dem seit der Conquista christlichen Pueblo Sibalon auf Panay (Provinz Antique) 180 Babaylanas (Buzeta I, 300). Selbst unter den Cabezas de Barangay auf Sámar gab es 1648 heimliche heidnische Priester (Tanner III, 544). Auch bei den Visayern war das Schwein das bevorzugte Opferthier.
In den Zeiten der Conquista herrschte bei den Visayern die Polygamie. Das Christenthum beseitigte diese, nicht aber die grenzenlose Unsittlichkeit und Unzucht, über welche alle älteren Schriftsteller schauderhafte Details berichten (man vgl. vorzüglich: Morga-Stanley 304 und Carletti 148). Auch heute ist Ehebruch ungemein häufig, um so mehr, als die Gatten keine Eifersucht kennen, und wie in den Zeiten der Conquista, geben sich die Frauen viel leichter preis und sind auch viel geiler als die Mädchen (Jagor, Reisen 236). Der Freier dient, ähnlich wie bei den Tagalen es vordem häufiger üblich war, 2–5 Jahre dem Vater seiner Braut umsonst, ehe er diese als Gattin heimführt (Jagor 235). Francisco Cañamaque (Fil. 186 f.) beschreibt die Brautwerbung wie folgt: Der Freier geht mit einem angesehenen Manne seines Dorfes zu den Eltern seiner Auserwählten, und beide fragen letztere, ob sie zur Eheschliessung geneigt ist, worauf sie mit Ja antwortet. Das Herkommen erfordert es, dass die Braut hierbei des Leides gedenkt, das ihr die durch die Ehe nöthig werdende Trennung von den Eltern verursachen müsste. Die letzteren pflegen, selbst wenn sie wohlhabend sind, dem Freier zu erklären, sich wohl Alles zu erwägen, denn ihre Tochter habe kein Vermögen, besitze keine Kenntnisse und sei überdiess recht albern. Der Freier und sein Genosse wiederholen aber die Werbung immer von Neuem, bis der Vater einwilligt. Ist diess geschehen, so fangen die vor der Thüre versammelten Freunde des Freiers an, Raketen steigen zu lassen und Musikinstrumente zu bearbeiten, andere gehen in das Haus hinein, überreichen süsse Bäckereien, Tabak, Buyo &c. Nach der kirchlichen Trauung durcheilt die junge Frau, begleitet von Freundinnen, die Gassen des Dorfes, um alle Verwandten und Freunde zu einer Chocoladegesellschaft (mit Tanz und Gesang) einzuladen. Wenn die Jungfräulichkeit der soeben Getrauten über allem Zweifel erhaben ist, so tanzen die beiden Gatten zusammen einen Tanz, worauf die geladenen männlichen Gäste eine grosse Anzahl von Töpfen und Schüsseln, welche aber noch nie gebraucht worden sind, zu den Füssen des Paares zerbrechen und hinwerfen. Bei dem Hochzeitsmale essen zuerst die Frauen, nach diesen die geladenen Männer und dann erst die zum Hause Gehörigen, wobei die Sitte erfordert, dass jedes Mal ganz neue Gerichte auf den Tisch oder, richtiger gesagt, auf die über den Boden gelegte Matte, aufgetragen werden, selbst wenn grosse Speisequantitäten von der vorhergehenden Tafel übrig sind. – Die Ehen sind sehr fruchtbar, man zählt oft 12 bis 13 Kinder in einer Ehe, doch ist dafür auch die Kindersterblichkeit eine grosse (Jagor, Reisen 236).
In ihren sonstigen Bräuchen und Sitten weichen sie nicht sehr von den Tagalen ab. Ihre Todten begruben sie in den Zeiten ihrer Unabhängigkeit, ähnlich wie die Igorroten, in Höhlen, das hat natürlich unter dem Christenthum aufhören müssen. Wie die Tagalen feiern auch die Visayer ein neuntägiges Todtenfest, das am letzten Tage in einer eigenthümlichen Weise seinen Abschluss findet. Der beste Theil des Hauses wird schwarz ausgeschlagen und eine Art Thronhimmel in demselben errichtet, auf dessen Hintergrund 10 bis 12 Todtenköpfe gemalt oder solche aus Papier ausgeschnittene befestigt werden. Dann wird unter diesem Thronhimmel ein Katafalk aufgerichtet, der mit allen Heiligenbildern, die die Verwandtschaft der verstorbenen Personen auftreiben kann, beklebt wird. Um 8 Uhr Abends halten dann die Hinterbliebenen das letzte Gebet für den Verstorbenen ab, was eine halbe Stunde in Anspruch nimmt, worauf das Haus für alle Eintretenden geöffnet wird. Speisen und Getränke stehen Jedem in reichlicher Fülle zur Verfügung. Ist der Magen der Anwesenden befriedigt, so werden von den Anwesenden improvisirte Coplas gesungen, deren Inhalt mit dem Todesfalle in gar keinem Zusammenhange steht, sondern sich meist um Schlachten oder fröhliche Dinge dreht. Diese Coplas werden nach einer durch eigenthümliche Regeln geordneten Weise, ähnlich wie bei dem deutschen Pfänderspiel „zusammengesetzte Hauptwörter”, von Burschen und Mädchen gesungen, welche als Theilnehmer dieses Spieles bellacos und bellacas33 heissen, der Anführer des Chors heisst: Dueño de Jato34 und das Spiel selbst Duplo35 (Cañamaque, Fil. 180–185).
Ihre Industrie beschränkt sich hauptsächlich auf Herstellung von groben Sinamay- und Nipis-Zeugen (Diaz Arenas 291). Einen besonderen Ruf geniessen die wunderbar feinen Piña-Gewebe, bei deren Herstellung Fenster und Thüren fest verschlossen bleiben müssen, da der geringste Luftzug hinreicht, die zarten Fäden zu zerreissen (Buzeta I, 211). Die Ausfuhr von Geweben aus Ananasfasern wird denn auch in dem einzigen Hafen Ilo-ilo allein auf 1 000 000 Dollar geschätzt (Jagor 241). Die beste und feinste Piña wird in Antique gearbeitet (Scheidnagel 127). Durch Gährung wird aus den Cocosnüssen ein stinkendes Öl mit Namen aceite de caracoas oder mabajon lañgis bereitet (Buzeta I, 31), welches in grossen Massen ausgeführt wird. Bei der Ölgewinnung geht man sehr nachlässig vor (Jagor, Reisen 214). Sonst sind noch als Exportartikel der Visayer-Industrie Stöcke und Messergriffe aus Horn erwähnenswerth (Scheidnagel 128).
Das Innere aller der von Visayern bewohnten Inseln ist von „wilden” Visayern, „Infieles, Montesinos, Cimarrones” der Spanier bewohnt. Diese stammen sämmtlich von Flüchtlingen ab, welche vor dem Christenthum und der spanischen Herrschaft in die Wälder flohen. Sie sind meist gutmüthiger Natur und beginnen allmählich, ihren Nacken unter das spanische Joch zu beugen, obwohl trotzdem noch Jahrzehnte verfliessen werden, ehe die Spanier Herren der Binnenlandschaften der Inseln werden, deren Küstensaum sie beherrschen.
b) Calamianen. Die Calamianen bewohnen den gleichnamigen Archipel und den nördlichen Theil von Palawan oder Paragua, die von ihnen fast gar nicht verschiedenen Coyuvos die kleine Inselgruppe von Cuyo. Die sogenannten Agutainos bilden die nördliche Hälfte der Coyuvos. Die Calamianen sind dunkler gefärbt als die übrigen Visayer und haben etwas krauses Haar (Waitz V, 98; nach Mallat I, 335 und Crawfurd), was auf eine Beimischung von Negritoblut hindeuten würde. Ihre Gesichtszüge sollen einen wilden Ausdruck besitzen (Bastian V, 274). Sie bauen Reis, Cacao, Kaffee, Baumwolle und Pfeffer, aber Alles in so geringen Quantitäten, dass nicht einmal der heimische Bedarf damit gedeckt wird (Buzeta I, 452). Desto eifriger wird Fischfang getrieben (Cavada II, 21; Scheidnagel 45), besonders aber die Balate- oder Trepangfischerei; die Calamianen sind auch die eifrigsten und gewandtesten Sucher der essbaren Schwalbennester, weshalb ihre Länder als der Hauptsitz des Schwalbennesterhandels anzusehen sind (Buzeta I, 41; Cavada II, 21). Der Handel mit dem von den Wilden aus dem Gebirge eingetauschten Wachs und Honig wird eifrig betrieben. Sie werden als abergläubisch, indolent und faul geschildert, das „Remontarse” ist unter ihnen besonders häufig (Cavada, l. c.). Industrie existirt kaum dem Namen nach und beschränkt sich nur auf weibliche Webearbeiten.
c) Caragas. Die Caragas bewohnen die Ostküste von Mindanao vom Cap Surigao bis zum Cap S. Augustin. Sie gehören zu dem kriegerischsten Stamme der Visayer, ihre wilde Tapferkeit machten sich die Spanier in jenen grossen Kriegen zu nutze, welche sie im XVII. Jahrhundert gegen die Holländer und die Sultane von Buhayan, Mindanao und Sulu führten. Von ihrem kriegerischen Wesen zeugt die noch zu Ende des XVII. Jahrhunderts übliche Sitte, dass wer von ihnen sieben Menschen getödtet hatte, das Recht erhielt, einen rothen Turban zu tragen. Dieser Turban führte den Namen Bajacho. Natürlich hat diese Sitte seit lange bereits aufgehört. Die heutigen Caragas, seit drei Jahrhunderten Christen, unterscheiden sich jetzt wenig von den übrigen Visayern. Ihr Hauptnahrungszweig ist die Fischerei, dann erst der Reisbau; Industrie gering.
38. Manobos
Die Manobos sind ein in fast allen Theilen der Insel Mindanao wohnhafter heidnischer Stamm. Ihre Wohnsitze sind die Bergwildnisse südlich von Dapitan (Cavada II, 197), dann durch christliche Visayer-Niederlassungen vom Meere getrennt in den Bergen südlich von Iligan, Cagayán (de Mindanao), Butuan und in den Thälern, welche die bei den letztgenannten Städtchen mündenden Flüsse in ihrem Laufe bilden (Semper, Skizzen a. v. St.; Cavada a. v. St.). Im Süden reichen sie bis zu dem Meerbusen von Davao (Cavada II, 221, 222), wo sie hauptsächlich am östlichen Gestade wohnen, während am linken sich nur einzelne Niederlassungen finden. Sie reichen im Westen bis in die Nähe von Cotta bató (Jagor 44; Cañamaque 43). Doch muss man bei diesen Angaben, soweit sie nicht, wie von Semper als Augenzeugen, sichergestellt sind, sich sehr reservirt verhalten, denn Manobos (Varianten: Manabos, Manobas) ist in Mindanao zu einem Collectivnamen für heidnische Bergstämme geworden36) (Waitz V, 56; D. Claudio Montero y Gay, in dem Bol. de la Sociedad geográfica de Madrid I, n. 4, p. 322).
Die Manobos erinnern in ihrem äusseren Habitus etwas an Chinesen (Semper, Skizzen 59). Sie leben in ganz kleinen Horden, welche gewöhnlich nur aus dem Häuptling – Bagani genannt – und den Brüdern seiner Frauen sich zusammensetzen (l. c. 60). Ihre Hütten stehen auf hohen Pfählen (l. c.), ebenso die Scheunen und Vorrathshäuser, welche mitten in den Feldern stehen (l. c. 61). Die Manobos im Norden treiben Ackerbau, und zwar sind Gegenstände desselben Tabak, Mais, Camote und insbesondere Reis, welch’ letzteren sie in solcher Fülle ernten, dass sie im Stande sind, ganze Bootsladungen an die christliche Küstenbevölkerung zu verkaufen (l. c. 60). Ausserdem obliegen sie dem Dalag-Fischfang mittelst Fischreusen und Netzen (l. c. 47). Die Manobos, welche am Meerbusen von Davao wohnen, scheinen keinen Ackerbau zu treiben, sondern sich nur vom Fischfange und Wurzeln, ja im Nothfalle selbst von ekelhaften Reptilien zu nähren (Cavada II, 223). Die ackerbauenden Manobos sind deshalb nicht sesshaft; sobald ihr nie gedüngter Ackerboden erschöpft ist, verlassen sie ihre Niederlassung und gründen sich an einer anderen günstigen Stelle ein neues Heim (Semper, Skizzen 62). Sie leben in Polygamie, doch gilt nur eine Frau als die legitime, der die anderen zu gehorchen haben (l. c. 60). Jede Frau hat eine Hütte für sich, in welcher sie mit ihren Kindern und den ihr zugewiesenen Sclaven lebt (l. c.). Da die Feldarbeit nur auf den Schultern der Frauen, Kinder und Sclaven ruht, so besteht in der grösseren Zahl derselben auch der grössere Reichthum des Mannes (l. c.). Ihre Waffen sind Lanzen, Schilde, Dolche und Schwerter (Semper, Skizzen 62), die Manobos von Davao wissen auch meisterhaft Bogen und Pfeil zu gebrauchen (Cavada II, 223). Ihre Religion und die Sucht, Sclaven zu erwerben, reizt sie zu beständigen Kriegen und Fehden. Sie haben einen ähnlichen Ahnencultus wie die übrigen Malaien Luzons und der Philippinen (Semper 61), überdiess kennen sie noch andere Götter. „So halten sie den Donner für die Sprache des Blitzes, den sie in der Gestalt eines abenteuerlichen Thieres verehren; wenn der Blitz auf die Erde niederfährt und in die Bäume einschlägt, so soll das Thier, nach ihrer Meinung, mitunter einen seiner Zähne darin stecken lassen” (Semper, Skizzen 61). Der Caiman wird von ihnen heilig gehalten (l. c.), welche Verehrung dieses Thier einst auch von den heidnischen Tagalen genoss (Mas, hist. I, 15). Bezeichnend ist der Name Diuata (Semper, Skizzen 62), der einem ihrer Götter zukommt, es ist dieses Wort gleichlautend mit der Ahnen-Benennung der Visayer. Der Diuata ist der Gott der Erntefeste, man erinnere sich an die religiösen Festlichkeiten, welche die Igorroten zur Erntezeit den Anitos darbringen. Dem Diuata werden Schweine geopfert und, wie bei den Igorroten, an das Opfer eine grosse Schmauserei geknüpft (Mas, pobl. 29). Hochverehrt wird auch der Kriegsgott Tagbusau (Semper 62). Nach beendigter Ernte ziehen die Manobos, wenn die eingeholten Auspicien glückverheissend sind, auf den Kriegspfad. Der Bagani, der als Priester des Tagbusau auch „dessen Talisman” mitträgt, sucht mit seinen Leuten den Feind im Morgenschlummer zu überrumpeln oder hinterrücks im Walde zu überfallen. Alle Erwachsenen werden niedergemetzelt, die Weiber und Kinder aber in die Sclaverei abgeführt (l. c. u. Cavada II, 223). Ihre Bestialität äussert sich sogar in einer Art von Cannibalismus: „Ist der Feind glücklich niedergeworfen und getödtet, so zieht er (der Bagani) ein heiliges, nur diesem Dienste geweihtes Schwert, öffnet der Leiche die Brust und taucht die Talismane des Gottes, die ihm um den Hals hängen, in das rauchende Blut ein. Dann reisst er das Herz oder die Leber heraus, und verzehrt ein Stück davon als Zeichen, dass er nun seine Rache an dem Feinde befriedigt habe. Dem gemeinen Volk wird es nie gestattet, Menschenfleisch zu kosten; es ist das Vorrecht aber auch die Pflicht des fürstlichen Priesters” (Semper, Skizzen 62). Die Schädel der erschlagenen Feinde werden nach Hause mitgenommen, aber nicht nach der bei den Kopfjägern Luzons üblichen Sitte aufbewahrt (Semper, l. c.). Einen der Gefangenen pflegen sie nach glücklich erfolgter Heimkehr gleichsam als Dankopfer dem Tagbusau auf grausame Weise abzuschlachten (Mas, pobl. 40, Semper, l. c.). Wie bei den Negritos wird auch hier jeder Todesfall durch einen Mord eines armen arglosen Wanderers, dem sie im Walde auflauern, wettgemacht (Mas, pobl. 39). Die Manobos der Provinz Surigao scheinen nicht mehr so blutdürstiger Natur zu sein (Cavada II, 206). Ihre Kopfzahl bei Butuan wird auf 10 000 Seelen geschätzt (Jagor, Reisen 322). Mas (pobl. 14) betrachtet sie als Seitenzweig der Igorroten, wohl nur mit Bezugnahme auf ihre Kriegslust und Fressgelage.