Kitabı oku: «Elisabeth», sayfa 8

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Der Leibarzt Dr. Seeburger beruhigte die Eltern. Franz Joseph fand noch Muße, auf die Jagd zu gehen und, wie er stolz an seine Mutter schrieb, »72 Reiher und Kormorans« zu schießen. Die Reise ins Landesinnere wurde angetreten, nach fünftägiger Dauer jedoch in Debreczin abgebrochen, weil die Nachrichten über die kleine Sophie sich verschlimmerten.

Elf Stunden lang sah die 19jährige Kaiserin verzweifelt dem Sterben ihres Kindes zu. »Unsere Kleine ist ein Engel im Himmel. Nach langem Kampfe ist sie zuletzt ruhig um ½10 Uhr verschieden. Wir sind vernichtet«155, telegraphierte der Kaiser am 29. Mai 1857 seiner Mutter aus Budapest. Mit der Leiche seines Kindes fuhr das junge Kaiserpaar nach Wien zurück.

Elisabeth war untröstlich. Während sich der Kaiser nach einer angemessenen Zeit beruhigte, schloß sie sich gegen jedermann ab, suchte die Einsamkeit, weinte tage-, ja wochenlang, verweigerte die Nahrung, gab sich völlig ihrer Trauer hin. Angesichts ihrer Verzweiflung wagte es niemand, ihr offene Vorwürfe zu machen. Aber das Verhältnis zur Schwiegermutter, deren Liebling die kleine Sophie gewesen war, wurde eisig. Denn schließlich war es die junge Kaiserin, die die Kinder gegen den ausdrücklichen Willen, ja gegen den Widerstand der Erzherzogin mit nach Ungarn genommen hatte.

In den folgenden Wochen und Monaten vollzog sich in Elisabeth eine bedeutsame Wandlung. Sie gab nach diesem Unglück, an dem sie sich nicht unschuldig fühlte, den Kampf um das verbliebene Kind, die kleine Gisela, auf. Es schien so, als wenn sie die Existenz dieses Kindes gar nicht mehr zur Kenntnis nehmen wollte. Sie kümmerte sich nicht um die Kleine, überließ der Großmutter nun allein das Feld.

Sisis Seelenzustand und ihre schlechte körperliche Verfassung gaben im Sommer 1857 berechtigten Grund zur Sorge. Da sich weder Franz Joseph noch Sophie zu helfen wußten, wurde Herzogin Ludovika nach Wien gerufen. Sie reiste mit drei jüngeren Schwestern Sisis an. Ludovika: »Sisi schien der Umgang der jungen heiteren Geschwister sehr wohlthätig; da ihr der Abschied von uns so schwer wurde, hat sie mir das Versprechen, womöglich nach Ischl zu kommen, abgebettelt.«156

Noch ein halbes Jahr später hatte Sisi den Verlust nicht überwunden. Der Kaiser schrieb seiner Mutter: »Die arme Sisi ist sehr ergriffen von allen Erinnerungen, die ihr hier [in Wien] überall begegnen und weint viel. Gestern ist Gisela bei Sisi in dem kleinen roten Fauteuil unserer armen Kleinen, der in dem Schreibzimmer steht, gesessen und da haben wir beide zusammen geweint, Gisela aber immer vor Freude über diesen neuen Ehrenplatz so herzig gelacht.«157

Gerade in dieser Zeit heiratete Erzherzog Max die belgische Königstochter Charlotte. Die neue Schwägerin Sisis war nicht nur schön und intelligent, sondern auch steinreich. Darüber hinaus hatte sie einen makellosen Stammbaum. Sophie und ihre Anhänger taten nun alles, um diese Gattin des Thronfolgers Max gegen die aus weit bescheideneren Verhältnissen stammende Kaiserin auszuspielen. In ihren Korrespondenzen, Gesprächen und in ihrem Tagebuch konnte Sophie die gute Erziehung, die Schönheit, Klugheit, vor allem aber die Zärtlichkeit Charlottes für ihren Mann und ihre Schwiegermutter nicht genug loben. Bei jedem Wort mußte sich Sisi gerügt fühlen. »Charlotte ist charmant, schön, anziehend, liebevoll und zärtlich zu mir. Es kommt mir so vor, als hätte ich sie schon immer geliebt … Ich dankte Gott von Herzen für die charmante Frau, die er Max geschenkt hat und für das weitere Kind, das er uns gegeben hat«, heißt es in Sophies Tagebuch.158 Die beiden Schwägerinnen waren einander von Herzen unsympathisch. Elisabeths Position am Hof verschlechterte sich zusehends.

Im Dezember 1857 stellten sich die lange erwarteten Zeichen einer neuen Schwangerschaft der Kaiserin ein. Aus einem Brief Ludovikas an ihre Schwester Sophie lassen sich die Zwistigkeiten herauslesen: »Was Sisis Hoffnungen betrifft, haben sie mir eine grosse Beruhigung, eine grosse Freude gewährt«, schrieb Ludovika und fügte hinzu: »Du sagst, von mancher Sorge hätten sie Dich befreit – waren das Sorgen, die sich aufs Phisische oder aufs Moralische bezogen? Wenn eine Dich mehr befriedigende Besserung eingetreten ist, so freut mich das ungeheuer.« Und schon am nächsten Tag schrieb Ludovika wiederum an Sophie über ihre »große Beruhigung, daß Sisi jetzt so vernünftig und gewissenhaft geworden ist hinsichtlich des Schnürens und der engen Kleider, eine Sache, die mich immer ängstigte und quälte; ich glaube selbst, daß es Einfluß auf die Stimmung haben kann; denn ein unbehagliches Gefühl, wie das immer geniert zu sein, mag wirklich verstimmen«.159

Hungerkuren und das geliebte Reiten mußte Sisi aufgeben und viel spazierengehen. Franz Joseph begleitete sie dabei, so oft er Zeit fand. Das gute Einvernehmen zwischen den Eheleuten hatte nicht gelitten.

Sophie freilich fand immer wieder Grund, sich über die junge Kaiserin zu beklagen. Devot und ängstlich schrieb Ludovika Briefe wie diesen: »ich möchte hoffen können, daß sich alle Verhältnisse freundlicher gestaltet haben als im vergangenen Jahr, daß Du Ursache hättest, zufriedener zu sein, was mir immer so am Herzen liegt.«160

Ludovika war in diesen Monaten in großer Aufregung um ihre schönen schwierigen Töchter. Helene war inzwischen 22 Jahre alt. Ludovika: »Sie wäre eine gute Frau und Mutter geworden; nun hat sie, und wir alle, es gänzlich aufgegeben, doch hat sie eine große Heiterkeit dabei erhalten.«161 Helene beschäftigte sich vorwiegend mit Malen, »geht auch viel zu armen Kranken in den Dörfern«. Plötzlich aber tauchte im Erbprinzen Maximilian von Thurn und Taxis ein Bewerber um Helenes Hand auf. Der König von Bayern zögerte mit der Heiratserlaubnis, weil die Familie Thurn und Taxis nicht ebenbürtig war. Ludovika schrieb Brandbriefe an ihre Tochter nach Wien. Sie sollte für Helene beim Kaiser intervenieren, der wiederum beim König von Bayern ein gutes Wort einlegen sollte.

So wenig pflichteifrig die junge Kaiserin auch sonst war – für ihre Familie tat sie alles. Sie schrieb fleißig hin und her, beruhigte ihre Mutter und Helene. Ein Rest von schlechtem Gewissen wegen Helenes geplatzter Kaiserhochzeit mag bei ihren Bemühungen mitgespielt haben. Die Hochzeit kam schließlich 1858 zustande.

Im Winter 1857 war auch schon die jüngere Schwester Sisis, Marie, eine Ehekandidatin von großer Schönheit. Als Bewerber trat der Kronprinz von Neapel auf, den freilich noch niemand aus der bayrischen Familie zu Gesicht bekommen hatte. Wieder schwoll der Briefwechsel mit Wien an. Ludovika: Marie »glaubt,daß Ihr die genauesten und sichersten Nachrichten über den jungen Mann habt, und sie bedarf es, darüber beruhigt zu werden, da sie niemand kennt, und der Gedanke, einem Mann anzugehören, der sie und den sie nicht kennt, ist ihr so ängstlich … Daß er nicht hübsch ist, weiß sie schon.« Diese nicht zu leugnende Tatsache hatte Sisi über habsburgische Verwandte, die in Italien waren, herausbekommen.

Ludovika fürchtete auch, daß die »große Frömmigkeit« des Bewerbers Marie »abschrecken« könnte, fügte aber gleich, wohl zu Sophies Beruhigung über die lockeren Auffassungen in Possenhofen hinzu, sie hoffe, diese Frömmigkeit würde Marie »nach und nach selbst immer frömmer machen«.162

Wieder gingen Lehrer in Possenhofen ein und aus. Wieder mußte ein »Landkind« auf höfische Sitten gedrillt werden. Und wiederum hatte eine bayrische Herzogin zu all den neuen Pflichten wenig Lust: Italienisch lernen, Damen empfangen, »um sich ans Sprechen zu gewöhnen«. Da das 16jährige Mädchen noch nicht »formiert« war, also noch keine Regel hatte, versuchten außerdem die Ärzte alle möglichen Künste an ihr, behandelten sie mit Blutegeln und heißen Bädern.

Ludovika jammerte, wie stets ohne jede Hilfe von Seite ihres Max: »Der Gedanke an die Trennung wird mir jetzt immer schwerer, obgleich ich wünschen muß, daß es sich nicht in die Länge zieht, denn gewiß ist es besser, sie kommt jung in die so ganz andere fremde Lage, sie wird sich dann eher und weniger schwer hinein finden und fügen.«163

Am 21. August 1858 brachte die Kaiserin in Laxenburg den Kronprinzen zur Welt. Er wurde Rudolf genannt, nach dem großen Ahnherrn des Hauses Habsburg, der die österreichischen Erblande 1278 im Kampf gegen König Ottokar von Böhmen erobert und seinen Söhnen als Lehen gegeben hatte. Wie schon bei Gisela machte das Kaiserhaus auch hier wieder einen weiten Rückgriff in die Geschichte des Mittelalters. Franz Joseph ließ um diese Zeit auch das Grab Rudolfs von Habsburg in Speyer auf seine Kosten restaurieren. Er hoffte immer noch, an die alte Tradition der habsburgischen Herrschaft über ganz Deutschland anknüpfen zu können, die Kaiser Franz 1806 mit der Niederlegung der römischen Kaiserkrone aufgegeben hatte. Die Namensgebung des Kronprinzen hatte politische Bedeutung.

Die Freude über den so lange erwarteten Kronprinzen war am Hof überwältigend und beim »Volk« schon deshalb ehrlich, weil diese Geburt Anlaß zu großzügigen Spenden gab. Der Kaiser schenkte seiner Frau eine dreireihige Perlenkette im Wert von 75 000 Gulden. Dem kleinen Rudolf legte er den Orden des Goldenen Vlieses in die Wiege und machte ihn schon am ersten Lebenstag zum Oberst der Armee: »Ich will, daß der durch Gottes Gnade Mir geschenkte Sohn von seinem Eintritte in diese Welt an Meiner braven Armee angehöre.«164 Dies war nicht nur eine Demonstration des Militärstaates, die viele »Zivilisten« verärgerte, sondern auch eine Festlegung für den gerade geborenen Prinzen: Er mußte, ob er wollte oder nicht, Soldat werden. Die späteren Konflikte zwischen Vater und Sohn hatten hier eine ihrer Wurzeln.

Für die Glückwünsche der Haupt- und Residenzstadt Wien fand der Kaiser warme Dankesworte: »Der Himmel hat Mir ein Kind gegeben, das einst ein neues, größeres und eleganteres Wien finden wird, allein wenn auch die Stadt sich verändert, so wird der Prinz doch die alten treuen Herzen unverändert und daher auch die alten Wiener finden, die, wenn es nothwendig sein sollte, auch für ihn ihre erprobte Opferwilligkeit unter allen Verhältnissen beweisen werden.«165

Die Geburt des Kronprinzen fiel in die Zeit der Umwandlung Wiens. Die mittelalterlichen Stadtmauern wurden abgerissen. An ihre Stelle trat eine breite, prächtige Straße, die wie ein Ring die innere Stadt umschloß, die »Ringstraße«. Die Enge der zwischen Mauern eingezwängten alten Stadt sollte der Großzügigkeit und Weiträumigkeit einer modernen, mit den Vorstädten verbundenen Hauptstadt weichen. Daß es allerdings mit diesem steinernen Dokument einer neuen Zeit und einer Kronprinzengeburt allein nicht getan war, deutete Franz Grillparzer in einem seiner Vierzeiler an:

»Wiens Wälle fallen in den Sand;

Wer wird in engen Mauern leben!

Auch ist ja schon das ganze Land

Von einer chinesischen umgeben.«166

Der Druck der Öffentlichkeit auf den Kaiser, endlich auch ein modernes Staatswesen zu schaffen, vor allem eine Verfassung zuzugestehen, wurde immer stärker.

Die Geburt war schwer. Elisabeth erholte sich nur langsam, vor allem, da sie das Kind nicht stillen durfte und deshalb an Milchandrang und Fieber litt. Auch in diesem Fall wurde trotz Sisis Bitten keine Ausnahme gemacht. Wie vorgesehen, wurde das Kind ausschließlich von der Amme, einer (nach Sophies Aussage) »wunderschönen« Bäuerin aus Mähren namens Marianka ernährt. Die Rekonvaleszenz Sisis dauerte über Gebühr lang. Das Fieber kam noch Wochen nach der Geburt immer wieder und schwächte sie sehr. Unter diesen Umständen war es keine Frage, daß das Kind nicht bei der Mutter sein konnte. Wie früher übernahm Großmutter Sophie wieder die volle Verantwortung für die Kindskammer.

Da sich Sisis Zustand bis zum Herbst und Winter nicht besserte, wurde wieder einmal Herzogin Ludovika nach Österreich gerufen. Sie kam mit einigen jüngeren Schwestern der Kaiserin, brachte aber auch den alten Hausarzt der Herzogsfamilie, Dr. Fischer, mit, zu dem die junge Kaiserin mehr Vertrauen hatte als zum kaiserlichen Leibarzt Dr. Seeburger. Dr. Fischers Diagnose wurde nicht bekannt. Auch Sophies Tagebuch ist voller Bemerkungen über Sisis Krankheit, nie aber werden – außer häufigem Fieber, allgemeiner Schwäche und Appetitlosigkeit – klare Symptome genannt.

Der alte Hader zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter wurde durch die Kronprinzengeburt nicht kleiner. Es war so schlimm, daß sich Sophie bei Ludovika beklagte, die ihrerseits jammerte: »Dein Brief hat mir in einer Beziehung sehr leid gethan, ich glaubte, es ginge viel besser, und solche Sachen, wie Du mir schreibst, kämen gar nicht mehr vor. Es ist mir ein wahrer Kummer, daß es immer so bleibt, und die Jahre darin keine Änderung hervorbringen. Es ist ein unbegreifliches Benehmen, ein Unrecht, das mich quält und ängstigt, der einzige Kummer, wenn ich an diese so glückliche Lage mit Freude denke, wo so alles vereinigt ist, um glücklich zu seyn und dies seltene Glück dankbar zu genießen!«167

Nur wenn ein Familienmitglied aus Bayern bei ihr war, war von Sisis Krankheit nichts zu spüren. Im Januar 1859 machte die jüngere Schwester Marie, inzwischen per procuram dem Kronprinzen von Neapel angetraut, auf ihrer Reise in ihre neue Heimat Zwischenstation in Wien. Die Schönheit der 17jährigen Braut wurde selbst von Erzherzogin Sophie bewundert: »Ihre schönen Augen haben einen Ausdruck von süßer Melancholie, der sie, wenn das noch möglich ist, noch schöner macht.«168

Marie blieb zwei Wochen in Wien, von der Kaiserin überschwenglich verwöhnt. »Sisi schreibt so glückliche Briefe … und Marie ebenso, es muß wirklich eine Freude sein, sie beisammen zu sehen«, schrieb Ludovika an Sophie.169 Sisi führte die jüngere Schwester ins Burgtheater, in den Prater, in den Zirkus Renz. Die beiden blieben stundenlang allein, um zu plaudern. »Es war fast, als ob das Schicksal wohlbewußt, was für unsere arme Maria in der Zukunft lauerte, ihr noch ein paar Tage Aufschub gewähren wollte«, sagte Elisabeth später.170

Ludovika machte sich freilich Sorgen, daß diese seltsame einsame Hochzeitsreise ihre Tochter doch zu sehr über den Ernst des Lebens täuschte: »Ich fürchte nur, Marie unterhält sich zu gut in Wien und hoffe, sie wird ihre künftige Stellung nicht mit der von Sisi vergleichen, besonders mit dem Verhältnis mit ihrem lieben Kaiser; Gott gebe, daß sie auch ein eheliches Glück findet, aber mit dem Kaiser ist es doch nicht leicht den Vergleich zu bestehen. Meine Hoffnung ist Maries sanfter, fügsamer, mehr wohlwollender Charakter.«171

Ludovika war noch ganz im alten höfischen Denken befangen. Eine Verbindung mit dem neapolitanischen Königshaus war für eine Herzogin in Bayern eine glänzende Partie. Daß der durch ein schroffes, ja grausames absolutistisches Regime gestützte Thron von Revolten aller Art bedroht war, mußte Ludovika wissen, wenn sie auch das wahre Ausmaß nicht gekannt haben mag. König Ferdinand II. (»Re Bomba«) verschloß sich auch der geringsten Liberalisierung und beharrte auf dem Gottesgnadentum seiner königlichen Stellung. Daß er seinen Sohn mit der kleinen Marie verheiratete, hatte nichts als politische Motive. Denn der künftige König von Neapel-Sizilien wurde damit der Schwager des Kaisers von Österreich. Angesichts der Bedrohung durch die Garibaldi-Freischärler im Süden und die Truppen Piemont-Sardiniens im Norden war eine verwandte führende absolutistische Macht des Kontinents, eben Österreich, von Nutzen. In diesen revolutionären Zeiten rückten die Fürsten so nahe wie möglich zusammen.

Trotz ihres schlechten Gesundheitszustandes begleitete Elisabeth ihre jüngere Schwester noch bis Triest. Auch der älteste Bruder, Herzog Ludwig (»Louis«), fuhr mit. Mit großem Erstaunen erlebten die drei Geschwister die mittelalterlichen Zeremonien, mit denen die Neapolitaner ihre künftige Königin empfingen. Im großen Saal des Statthalterpalastes in Triest war in der Mitte eine Seidenschnur gezogen, die die Grenze zwischen Bayern und Neapel symbolisierte. Unter der Seidenschnur befand sich ein großer Tisch, von dem zwei Beine in »Bayern«, zwei in »Neapel« standen. Marie wurde zu einem Armsessel am bayrischen Teil des Tisches geleitet. Aus den beiden mit Wappen und Flaggen geschmückten Türen traten nun die beiden Delegationen ein, bewacht von jeweils neapolitanischen und bayrischen Soldaten. Über die Seidenschnur hinweg tauschten die Bevollmächtigten die Dokumente aus, verbeugten sich gravitätisch voreinander und reichten die Dokumente an die Mitglieder des Gefolges weiter. Der bayrische Bevollmächtigte sprach nun die Abschiedsworte für Marie. Alle Bayern durften noch einmal Maries Hand küssen. Dann wurde die Seidenschnur herabgelassen und Marie mußte sich in den »neapolitanischen« Armsessel begeben. Die neapolitanische Delegation wurde vorgestellt, Marie dann auf die königliche Yacht »Fulminante« gebracht.172

In der Schiffskabine folgte ein tränenreicher Abschied der Geschwister. Maria-Sophia, die 17jährige Prinzessin von Kalabrien, Kronprinzessin von Neapel und Sizilien, segelte nun mit wildfremden Menschen, deren Sprache sie kaum verstand, nach Bari. Die einzige lebende Kreatur aus der Heimat, die sie begleitete, war ihr Kanarienvogel. Es erwarteten sie eine unglückliche Ehe, Revolution und Vertreibung aus ihrem Königreich.

Sisis Bruder Ludwig reagierte auf das Unglück seiner kaiserlichen und königlichen Schwestern auf seine Art: Wenige Monate nach dem Triester Schauspiel brach er aus den starren Formen des höfischen Lebens aus. Er heiratete gegen den Willen des bayrischen Königs und der herzoglichen Familie seine jahrelange Liebe, die bürgerliche Schauspielerin Henriette Mendel, mit der er schon eine voreheliche Tochter hatte und verzichtete ihr zuliebe sogar auf sein Erstgeburtsrecht und bedeutende Geldquellen.

Sisi lehnte die höfische Denkweise inzwischen derartig scharf ab, daß sie demonstrativ diese Heirat ihres Bruders begrüßte und mit der in aristokratischen Kreisen mißachteten Schwägerin ein geradezu inniges, schwesterliches Verhältnis aufbaute, das bis an ihr Lebensende bestand.

Der kleinen Schwester Marie erging es noch weit schlimmer, als Elisabeth befürchtet hatte. Der Bräutigam war geistig und körperlich schwach, hatte einen religiösen Wahn, war impotent. Da König Ferdinand II. schon einige Monate nach Maries Ankunft starb, wurde die 17jährige Königin – neben einem schwächlichen, ängstlichen König, in einem von Revolution und äußeren Feinden bedrohten Königreich, dessen Sprache sie so gut wie nicht verstand. Ludovika schickte bald Photographien »von Marie und ihrem König. Er muß horrible seyn; … Marie sieht so blaß und eingefallen aus.«173

Ganz Italien war in Aufruhr, die Einigungsbewegung unaufhaltsam. Nicht nur das Königreich Neapel-Sizilien war bedroht, auch die habsburgischen Fürstentümer in Toskana und Modena und die österreichischen Provinzen in Oberitalien, die Lombardei und Venetien. Mit der Rückendeckung eines geheimen Bündnisses mit Frankreich schürte Piemont-Sardinien die politische Unruhe, um Österreich zu militärischem Eingreifen zu provozieren.

Die österreichische Politik fiel hilflos auf diesen Schachzug herein. Am 23. April 1859 sandte Kaiser Franz Joseph ein Ultimatum nach Turin, mit der Forderung, die »Armee auf den Friedensfuß zu setzen und die Freischaaren zu entlassen«. Das Ultimatum wurde von Cavour abgelehnt und als willkommener Anlaß zum offenen Konflikt mit Österreich betrachtet. Dies war das erste Ultimatum, mit dem Kaiser Franz Joseph einen blutigen, militärisch und politisch wenig vorbereiteten Krieg heraufbeschwor, ganz ähnlich wie viel später jenes vom Sommer 1914 gegen Serbien.

Österreichische Truppen marschierten in Piemont ein – und waren vor aller Welt die Angreifer. Frankreich kam dem kleinen Land zu Hilfe. Franz Joseph empörte sich gegen Napoleon III.: »Wir stehen wieder am Vorabend einer solchen Zeit, wo der Umsturz alles Bestehenden nicht mehr bloß von Sekten, sondern von Thronen herab in die Welt hinausgeschleudert werden will.«

Nun, als der Krieg bereits ausgebrochen war, versuchte er, Hilfe des Deutschen Bundes, vor allem aber Preußens zu bekommen: »Ich spreche als Fürst im Deutschen Bunde, wenn ich auf die gemeinsame Gefahr aufmerksam mache.«174 Aber von gesamtdeutscher Solidarität konnte nicht die Rede sein. Die preußische Politik hatte ganz andere Ziele. Eine Schwächung des österreichischen Rivalen kam Berlin nur gelegen. Österreich blieb ohne Hilfe.

Neue Steuern wurden erlassen, um diesen Krieg zu finanzieren. Der Schweizer Gesandte berichtete darüber nach Bern: »Es ist dieß für die Bevölkerung Wiens und der Monarchie ein harter Schlag und die Theuerung der Lebensmittel sowohl als der Grund- und Hauszinse, welche ohnehin auf eine beispiellose Höhe geschraubt waren und die Zustände in Paris bald überragen, werden nun wieder um ein Bedeutendes vermehrt. Es ist nicht abzusehen, wo das hinaussoll, und die Stimmung wird dadurch nicht gebessert werden.«175

Daß sich das Kaiserpaar, umgeben von allen Erherzogen und Erzherzoginnen, ausgerechnet in dieser Situation beim Pferderennen im Prater zeigte und zujubeln ließ, war nicht geeignet, die Stimmung zu verbessern. Unberührt vom Krieg in Oberitalien, von der Not der Bevölkerung, erschien im Prater eine wunderschöne junge Kaiserin und übergab feierlich die Staatspreise im Pferderennen.

Die habsburgischen Verwandten, Herrscher in der Toskana und Modena, mußten mit ihren Familien fliehen. Sie suchten Schutz in Wien. Diese zahlreichen italienischen Habsburger waren nun ständige Gäste bei den Familiendiners in der Hofburg, erzählten ausführlich von ihren Erlebnissen und schürten den Zorn auf die Revolution.

Die kaiserliche Familie hielt noch lang an alten Illusionen fest und machte sich über die Lage falsche Vorstellungen. Franz Joseph beschönigte noch im Mai die Lage und sagte zu Sophie, daß die Franzosen tausend Leute durch die Kälte und den Mangel an Lebensmitteln verloren hätten. Sophie: »arme Leute und wegen einer so ungerechten Sache. In Deutschland organisieren sich die Armeen.«176

Die Preußen (»dieser schmähliche Auswurf von Preußen«, schrieb Franz Joseph)177, auch die Bayern und die anderen deutschen Staaten dachten jedoch nicht daran, Österreich im Kampf um die italienischen Provinzen zu unterstützen und ihrerseits Frankreich anzugreifen. Österreich blieb in diesem Krieg isoliert – auch eine Folge der ungeschickten Krimkriegpolitik.

Erzherzogin Sophie schickte in diesen Tagen für 500 Gulden 85 000 Zigarren an die oberitalienischen Truppen.178 Ob sie jemals ihr Ziel erreichten, ist ungewiß. Denn die Organisation des Nachschubes von Lebensmitteln war so mangelhaft, daß die österreichischen Soldaten oft ausgehungert in die Schlacht gehen mußten, während sich hinter den Kulissen Geschäftemacher an den zurückgehaltenen Waren gütlich taten. Trotz großer Tapferkeit der von Hunger und Desorganisation gepeinigten Truppen ging die Schlacht bei Magenta wegen Unfähigkeit der Generäle verloren. In den vornehmen Wiener Salons zupften die Damen inzwischen Charpie (Verbandszeug) – auch die junge Kaiserin, Erzherzogin Sophie und alle Hofdamen. Verwundete und Kranke kamen täglich in langen Zügen vom Kriegsschauplatz. »Sie verfluchten und verdammten die sie in Italien commandirenden Generäle, und besonders Gyulai diente zu Spottgedichten und zur Besudlung«, schrieb Fürst Khevenhüller in sein Tagebuch.179

Nach der peinlichen und blutigen Niederlage bei Magenta wurde dem kommandierenden General Gyulai, einem engen Freund Grünnes, der Oberbefehl entzogen. Als der Kaiser die desolate Lage Österreichs erkannte, fuhr er nach Oberitalien, um durch seine Anwesenheit die Soldaten zu ermuntern. Er pochte immer noch darauf, daß Österreich für eine »gerechte Sache gegen Infamie und Verrat« kämpfe, erkannte aber zunehmend den Ernst der Lage: »Wir haben einen uns an Zahl überlegenen, sehr tapferen Feind gegenüber, dem jedes, auch das schlechteste Mittel gut ist, der die Revolution als Bundesgenossen hat und sich dadurch neue Kräfte schafft, wir sind im eigenen Lande überall verraten.«180

Franz Joseph handelte in dieser Situation ganz wie ein Soldat, dessen Pflicht es ist, in den Krieg zu ziehen. Aber er ließ mit diesem aus militärischer Romantik entspringenden Entschluß doch »tiefere Einsicht in das Wesen seiner eigentlichen Herrscherstellung vermissen«, wie sein Biograph Joseph Redlich schreibt.181 Denn die Abreise des absoluten Herrschers aus Wien bedeutete auch, daß die diplomatischen Verhandlungen, vor allem die mit den deutschen Fürsten, unterbrochen wurden, was jede Chance zu einer nichtmilitärischen Einigung vereitelte.

Vor seiner Abreise fragte Franz Joseph noch den greisen Fürsten Metternich, wie er sein Testament zu machen habe und was für eine eventuelle Regentschaft im Falle seines Todes vorzusehen wäre.

Der Abschied des Kaisers war herzzerreißend. Die Kaiserkinder fuhren mit einem Sechsspänner zum Bahnhof, um ihrem Vater noch einmal zu winken. Die Kinderfrau Leopoldine Nischer beschrieb in ihrem Tagebuch, wie eine dichte Menschenmenge sich um den Wagen sammelte: »Auch drängten sich manche weinende Frauen an’s Fenster, welche hineinriefen ›die armen Kinder‹, so daß es den armen Kleinen schon ganz unheimlich wurde.«182 Gisela war knapp drei Jahre, der Kronprinz acht Monate alt.

Elisabeth begleitete ihren Mann bis Mürzzuschlag und beschwor beim Abschied seine Begleiter, so vor allem den Grafen Grünne: »Sie denken gewiß immerwährend an Ihr Versprechen und geben recht acht auf den Kaiser; das ist mein einziger Trost in dieser schrecklichen Zeit, daß Sie es immer und bei jeder Gelegenheit tun werden. Wenn ich nicht diese Überzeugung hätte, müßte ich mich ja zu Tode ängstigen. Aber was an Ihnen liegt, werden Sie gewiß auch thun, um den Kaiser zu bewegen, bald zurückzukommen und Ihn bei jeder Gelegenheit daran zu erinnern, daß Er ja auch in Wien so nothwendig ist. Wenn Sie wüßten, wie ich mich gräme, hätten Sie gewiß Mitleid mit Mir.«183

»Die Fassungslosigkeit der Kaiserin übersteigt alle Begriffe«, schrieb Leopoldine Nischer. »Sie hat seit gestern früh [nach ihrer Rückkehr aus Mürzzuschlag] noch nicht zu weinen aufgehört, ißt nichts und bleibt immer allein – höchstens mit den Kindern.« Die Verzweiflung der Mutter färbte auch auf die Kinder ab. Die Kinderfrau sorgte sich, weil »die arme Gisela durch die immerwährenden Tränen etwas aus der Fassung gebracht« wurde. »Gestern abend saß sie ganz still in einem Winkel und hatte ganz nasse Augen. Als ich sie frug, was ihr fehle, sagte sie: ›Gisela muß ja auch weinen um den guten Papa.‹ «

Wie die meisten Österreicher hatte auch die Kinderfrau Familienangehörige in der Armee in Italien. Ihr Schwager starb einige Tage nach der Schlacht von Magenta, ihr ältester Sohn überlebte die Schlacht von Solferino.

Sisi war in einem Zustand hysterischer Verzweiflung. Ludovika: »Ihre Briefe sind von Thränen verwaschen!«184 Sie bat den Kaiser, ihm nach Italien folgen zu dürfen. Franz Joseph: »Ich kann leider Deinem Wunsche für jetzt nicht entsprechen, so unendlich gern ich es thäte. In das bewegte Hauptquartiersleben passen keine Frauen, ich kann meiner Armee nicht mit schlechtem Beispiel vorangehen.«185

Er versuchte, seine wieder kränkelnde Frau zu beruhigen: »Ich bitte Dich, mein Engel, wenn Du mich lieb hast, so gräme Dich nicht so sehr, schone Dich, zerstreue Dich recht viel, reite, fahre mit Maß und Vorsicht und erhalte mir Deine liebe kostbare Gesundheit, damit, wenn ich zurückkomme, ich Dich recht wohl finde und wir recht glücklich sein können.«186 Noch aus Verona schrieb er seiner Schwiegermutter Ludovika, sie möchte doch bitte nach Wien fahren oder wenigstens die jüngere Tochter Mathilde schicken, um Sisi aufzuheitern.

Wieder mußte Dr. Fischer aus Bayern kommen, diesmal auf Wunsch der völlig ratlosen Sophie. Ludovika war außer sich und entschuldigte sich quasi bei der Schwester wegen der schwierigen Tochter: »wenn man nur erkennte, was Du Alles thust, wie gut Du es mit andern meinst! Gott gebe, daß es noch einmal anders wird!«187

Die Kaiserin machte wieder Hungerkuren, ritt täglich stundenlang, war in sich gekehrt und entfloh den Familientees und -diners, die Erzherzogin Sophie gab. Die Zahl ihrer Kritiker wuchs. Auch der kaiserliche Leibarzt Dr. Seeburger gehörte inzwischen zu ihnen. Er »ergoß sich in Tadel und Klage über die Kaiserin, die weder als diese, noch als Frau ihrer Bestimmung entspräche; während sie eigentlich unbeschäftigt sei, sind ihre Berührungen zu den Kindern nur höchst flüchtig, und während sie um den abwesenden edlen Kaiser trauert und weint, reitet sie stundenlang zum Abbruche ihrer Gesundheit; zwischen ihr und Erzherzogin Sophie bestehe eine eisige Kluft«.188

Der Schloßhauptmann tadelte »die Haltung der Kaiserin, welche während des Kutschierens rauche, daß es wahrlich mir unangenehm war, derlei anhören zu müssen«, schrieb der Polizeiminister Kempen in sein Tagebuch.189 Sogar Königin Viktoria in England hörte von der schockierenden Tatsache, daß die junge österreichische Kaiserin – ebenso wie ihre Schwester Marie von Neapel – rauche. Das Ausmaß und die Reichweite des Tratsches ist daran leicht zu erkennen.190

Der Kaiser wies seine Frau sehr vorsichtig auf ihre Pflichten hin: »Vergesse auch nicht nach Wien in Anstalten zu fahren, damit sich die gute Stimmung in Wien erhalte. Es ist mir dies von der größten Wichtigkeit.« Und ein anderes Mal: »Ich bitte Dich, um der Liebe willen, die Du mir geweiht hast, nehme Dich zusammen, zeige Dich manchmal in der Stadt, besuche Anstalten. Du weißt gar nicht, was Du mir dadurch helfen kannst. Das wird die Leute in Wien aufrichten und den guten Geist erhalten, den ich so dringend brauche. Sorge durch Gräfin Esterházy, daß der Hülfsverein recht viel schicke, besonders charpie bandagen für die vielen, sehr vielen Blessirten, vielleicht auch Wein.«191

Franz Josephs Berichte über militärische Einzelheiten, aber auch Namen von Toten und Verwundeten, füllten viele Seiten, was die Kaiserin kaum beruhigen konnte. »Es ist so erbittert gekämpft worden, daß ganze Haufen von Todten gelegen sind. Der große Abgang von Offizieren wird schwer zu ersetzen sein.«192

155.ebda., 270
156.N. Sexau. An Auguste von Bayern, 23. 7. 1857
157.Schnürer, 280 (Wien, 3. 11. 1857)
158.Sophie 4. 8. 1857 fr.
159.N. Sexau. München, 30. und 31. 12. 1857
160.ebda. 27. 7. 1858
161.ebda. An Marie von Sachsen, 21. 11. 1857
162.ebda. Possi, 5. 8. 1857
163.ebda. an Sophie, 15. 5. 1858
164.Wiener Zeitung, 23. 8. 1858
165.Wiener Zeitung, 26. 8. 1858
166.Sämtliche Werke, hg. Sauer Abt. I, Bd. 12/1. Teil, Wien 1937, 92
167.N. Sexau, München 12. 3. 1859
168.Sophie 13. 1. 1859 fr.
169.N. Sexau, 23. 1. 1859
170.Marie Louise von Wallersee, Die Heldin von Gaeta, Leipzig 1936, 16
171.N. Sexau. An Marie von Sachsen, 27. 1. 1859
172.nach Wallersee, 17f.
173.N. Sexau. An Marie von Sachsen, 2. 3. 1860
174.Wiener Zeitung, 29. 4. 1859
175.Bern, 18. 5. 1859
176.Sophie 9. 5. 1859 fr.
177.Schnürer, 292, 16. 6. 1859
178.Sophie 28. 5. 1859 fr.
179.Khevenhüller. Résumé 1859
180.Schnürer, 292. Verona, 16. 6. 1859
181.Joseph Redlich, Kaiser Franz Joseph von Österreich, Berlin 1929, 243
182.FA. Nischer-Falkenhof. Tagebuch der Leopoldine Nischer
183.Grünne, o. D. 1859
184.N. Sexau. An Marie von Sachsen, 3. 6. 1859
185.Nostitz Bd. I, 10 f. Verona, 2. 6. 1859
186.ebda. 11
187.N. Sexau
188.Joseph Karl Mayr (Hg.), Das Tagebuch des Polizeiministers Kempen von 1848 bis 1859, Wien 1931, 515, 6. 6. 1859
189.ebda. 4. 9. 1859, 532f.
190.Roger Fulford (Hg.), Dearest Child, London 1964, 286. Die Anmerkung Nr. 1 auf dieser Seite betreffend die Königin von Neapel muß auf Marie (und nicht Therese) korrigiert werden.
191.Nostitz I, 14. Verona, 7. 6. 1859
192.ebda. 16. Verona 7. 6. 1859
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20 aralık 2024
Hacim:
782 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9783902862969
Telif hakkı:
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