Kitabı oku: «Seewölfe Paket 20», sayfa 28

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7.

Schon mehrmals hatten die Ausgucks in den Felsen gewechselt und sich köstlich amüsiert. Wechselweise hatten Arwenacks, Kolberger und die „gepreßten“ Spanier stundenweise geschlafen oder sich ausgeruht.

Jetzt hockten Luke Morgan und Blacky hoch oben in den Felsen und beobachteten seit mehr als zwei Stunden Hafen und Reede von Santiago de Cuba.

Auch sie amüsierten sich und waren ständig am Grinsen, als sie die Wuhling im Häfen sahen.

Von hier oben aus waren die ratlosen Uniformierten und ein dicker Kerl – offenbar der Hafenkommandant – gut zu erkennen. Immer wieder fuhr eine Schaluppe zur Reede hinaus, um die Stelle zu bewundern, wo einstmals die Galeone gelegen hatte.

„Die kriegen sich nicht mehr“, sagte Blacky lachend, „die kurven ständig hin und her und wissen nicht mehr aus noch ein. Denen müssen doch regelrecht die Schädel rauchen.“

„Bei dem bißchen Gehirn wird es nicht viel Rauch geben“, meinte Luke grinsend, „die sind ja bescheuert, wenn sie immer wieder ihre Kähne nachzählen, statt sofort mit der Suche zu beginnen.“

Es war wirklich ein ergötzliches Schauspiel, zumal sie auch mit Kiekern bewaffnet waren.

Später sahen sie dann, wie vier Schaluppen ausliefen und nach Südwesten segelten. Sie verschwanden hinter der Kimm und kehrten erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück.

„Jetzt haben sie noch mehr zu raten“, sagte Blacky. „Schade, daß wir nicht hören können, was sie so quatschen.“

Etwas später stiegen sie ab, um Hasard Bericht zu erstatten.

Der Seewolf lachte laut, die anderen Kerle amüsierten sich ebenfalls prächtig.

„Bei denen kocht es jetzt“, sagte Hasard. „Die kriegen kein Bein mehr auf die Erde. Muß ja ein furchtbares Gefühl sein, nach einem Saufabend festzustellen, daß man als Kapitän kein Schiff mehr hat.“

Die „Carmencita“ war jetzt restlos entladen. Ihre Räume waren leer, aber nicht nur ihre Räume.

Hasard hatte Carberrys Vorschlag aufgegriffen und das Schiff kräftig ausgenommen. Es war total ausgeplündert worden. Die Kapitänskammer war leer und ausgeräumt, der Proviant war umgestaut worden, und in den Laderäumen der „Caribian Queen“ und der „Pommern“ lagen festgezurrt die Kanonenrohre, die Pulverfässer und die Kugeln. Die Utensilien, die zu den Geschützen gehörten, waren auf beide Schiffe verteilt worden.

Die „Carmencita“ sah jetzt eher wie ein Neubau aus, an den der Takelmeister noch keine Hand angelegt hat. Da gab es keine Spieren mehr, kein einziges Segel. Das laufende Gut war ausgeschoren worden und ruhte jetzt auf der „Pommern“. Ebenso das Werkzeug.

Ferris Tucker nickte anerkennend.

„Das war ein satter Fang“, meinte er, „für jedes einzelne Stück haben wir Verwendung.“

„Auch für den spanischen Rotwein“, sagte Carberry genüßlich. „Mit dem werden wir eine Ehrenrunde für die Dons saufen. Das haben sie wirklich verdient.“

Wieder wurde gelacht und darüber gesprochen, was die Dons wohl für Gesichter ziehen würden, wenn sie das wüßten.

„Was tun wir jetzt mit der Galeone?“ fragte Dan und deutete auf das gerupfte halbnackte Hühnchen, das ziemlich wüst aussah.

„Wir lassen sie hier liegen. Wenn die Dons sie durch Zufall doch mal finden sollten, dann haben sie noch mehr Rätsel zu lösen, was sich so alles fast direkt vor ihrer Haustür abgespielt hat.“

„Und unsere gepreßten Freunde?“

„Die haben zwei Jollen zur Verfügung, mit denen können sie verschwinden. Sie müssen selbst entscheiden, ob es für sie ratsam ist, den Hafen anzulaufen.“

Die gepreßten Freunde standen ziemlich belemmert auf ihrer Galeone und starrten sie düster an. Sie schienen immer noch nicht so richtig zu glauben, was sie mit eigenen Augen sahen.

Der Profos konnte wieder mal den Hals nicht vollkriegen. Er starrte fast lüstern die abgetakelte Galeone an und rieb sich die Hände. „Hm – hm“, sagte er, „Ferris hat ganz recht, das war ein satter Fang. Aber auf der Reede liegen immer noch fünf Galeönchen, die schnuckeliges Zeug an Bord haben. Sollen wir uns nicht noch eine kleine Weihnachtsgans vornehmen und etwas leichtern?“

Er sah sich beifallheischend um, denn das war wirklich der Gipfel der Frechheit. Seine Idee stieß auch auf viel Gegenliebe, doch Hasard hatte andere Bedenken.

„Das würde die Dons ganz schön nerven“, erwiderte er, „aber wo sollen wir das Zeug lassen? Beide Schiffe sind randvoll beladen, und überladen können wir sie nicht, weil wir dann nicht mehr beweglich sind und wie Bleienten in der See liegen. Hm, fünf Galeonen sind tatsächlich noch da“, sagte er nachdenklich. „Die sollte man wirklich nicht so einfach sausen lassen.“

Er lehnte sich an das Schanzkleid und sah die Männer an. Renke Eggens grinste schon, als er bei Hasard wieder diesen Blick sah. Da steckte doch schon wieder etwas dahinter!

„Dann holen wir uns noch eine“, sagte der Profos gierig.

„Geht nicht, Ed, aus den eben genannten Gründen. Aber die fünf Galeonen haben noch jede Menge Pulver an Bord. Was geschieht eigentlich auf solchen Pulverschiffen, wenn einer laut ‚Feuer im Schiff!‘ brüllt?“

Carberry sah den Seewolf an. Er begriff nicht gleich, auf was Hasard hinaus wollte. Dan O’Flynn war da wesentlich gewitzter und schon am Grinsen, noch bevor Hasard seine Frage fertig formuliert hatte.

„Wenn ich da an Bord wäre, mir vorstelle, daß Feuer ausbricht und ich mit dem Hintern auf ein paar hundert Tonnen Schießpulver sitze, dann würde ich mit einem Affenzahn von dem Kahn verschwinden. Ich würde über Bord springen, bevor ich in die Luft geblasen werde.“

Carberry hielt die Luft an.

„Klar“, sagte er eifrig, „ich würde nicht mal nachsehen, ob das überhaupt stimmt, sonst wäre es vielleicht schon zu spät, und ich müßte zeit meines Lebens mit einem gerösteten Achtersteven rumrennen. Klar, ein Satz, und der alte Carberry würde in Richtung Küste schwimmen.“

„Genauso würde sich wohl jeder verhalten“, sagte Hasard. „Das ist nur logisch. Nun gut, übernehmen können wir nichts mehr, aber wir können die Dons noch ein wenig zwacken, denn sie zwacken ja auch überall herum.“

„Mann, ist das ein Gedanke“, sagte Shane, „wenn ich das richtig kapiert habe, dann wollen wir …“

„… nur den Dons das Schießpulver ein bißchen versauen“, sagte Hasard trocken. „Sonst werden sie zu übermütig. Was sie nicht mehr haben, können sie auch nicht gegen uns einsetzen. Aber hört zu, ich werde euch jetzt einen Plan entwickeln, der gute Aussichten auf Erfolg hat. Danach könnt ihr ein paar Stunden schlafen. Wir sperren unsere Dons ein und gehen dann auf einen neuen Raid. Dazu nehmen wir vier Jollen mit, jede mit sechs Mann besetzt. Wir brauchen Fackeln und jede Menge Lunten.“

Eine Viertelstunde lang erläuterte er haargenau seinen Plan. Die Männer hörten mit offenen Mündern zu und staunten wieder einmal über die Gedankengänge eines Philip Hasard Killigrew, der unermüdlich dabei war, der spanischen Krone Schaden zuzufügen.

Als er geendet hatte, waren sie alle sehr still und nachdenklich geworden. Dann wollte Carberry die Futterluke aufreißen und vor Begeisterung losbrüllen, doch Hasard stoppte ihn noch rechtzeitig.

„Später, Ed“, sagte er abwehrend, „wenn wir alles hinter uns haben, kannst du so laut brüllen, wie du willst. Jetzt fangen wir erst einmal mit den Vorbereitungen an.“

8.

Es war wieder kurz nach Mitternacht, aber schon der dritte Mai. Und es war wieder eine Nacht für Wölfe, in der der große Raid begann.

Der Wind wehte immer noch aus Nordost. Über der Karibik spannte sich eine Wolkendecke, durch die kein Mondstrahl drang. Es sah auch nicht danach aus, als würde in dieser Nacht die Wolkendecke aufreißen.

Aus der Bucht, in der die spanische Galeone entladen worden war, glitten fast lautlos vier Jollen. Ferris Tucker führte die eine, Hasard die andere. Die dritte wurde von Big Old Shane geführt, und das Kommando der vierten Jolle hatte Dan O’Flynn. In den Jollen lagen Fackeln und jede Menge Lunten.

Der Schlachtplan, den Hasard entwickelt hatte, war wiederum bis ins letzte Detail besprochen worden. Es war wichtig, daß alles genau koordiniert ablief, damit keine Pannen eintraten.

Das Ziel der Jollen war die Reede von Santiago de Cuba, an die sie sich jetzt bei Nordostwind heranpirschten. Die dunklen Boote waren auf dem fast pechschwarzen Wasser kaum zu sehen, und Arwenacks und Kolberger pullten so leise, daß die Geräusche vom Wind übertönt wurden.

Ferris Tucker drehte mit seiner Jolle ab und hielt auf die am weitesten im Nordosten stehende Galeone zu.

Obwohl die Kerle gerade auf reichlich mysteriöse Art ein Schiff verloren hatten, schienen sie nichts dazugelernt zu haben, denn die Aufmerksamkeit der Ankerwachen war nicht sehr groß. Sie rechneten auch ganz sicher nicht mit einem nächtlichen Angriff.

Ungesehen kam Ferris’ Mannschaft an den Bug der Galeone heran. Der Schiffszimmermann hielt sich an der Ankertrosse fest, griff mit der anderen Hand nach seinem Messer und kappte die Trosse. Der Wind war ihr Helfer, das Geräusch, das der Schnitt verursachte, war nicht mehr als ein leises Schaben.

Ferris nickte den schattenhaften Gestalten in der Jolle zu, drückte das Boot lautlos ab und ließ es zu der benachbarten Galeone hinübertreiben. Auf der Steuerbordseite gingen sie unter der Galeone längsseits und verhielten sich mucksmäuschenstill.

Unmerklich trieb die eine Galeone ab, aber das merkten die Kerle an Bord noch nicht.

Inzwischen hatten die drei anderen Jollen ebenfalls „ihre“ Galeonen erreicht und verharrten in Lauerstellung. Alles war genau aufeinander abgestimmt.

Keins der Boote war von den Dons bemerkt worden. Sie ahnten nicht, welches Verhängnis jetzt drohte.

Hasard enterte lautlos auf, wartete, bis die anderen Männer ebenfalls an Deck waren, und fand einen Kerl vor, der am Schanzkleid stand, die Arme aufgestützt hatte und vor sich hindöste.

Ein lautloser Satz, ein Hieb, und der Mann stürzte wie ein Sack zur Seite. Hasard fing ihn auf und legte ihn auf die Kuhlgräting.

Dann blickte er zu den anderen Galeonen hinüber. Er ahnte die Gestalten mehr, als er sie sah, die da lautlos an Bord enterten.

„Soll ich jetzt kokeln?“ fragte der Profos leise.

„Ja, sie scheinen alle an Bord zu sein“, raunte Hasard.

Das war tatsächlich der Fall. Während die eine Galeone unmerklich abtrieb, hatten Arwenacks und Kolberger die drei anderen Galeonen geentert und waren an Deck. Alle vier Schiffe waren jetzt „besetzt“.

Der Profos begann mit dem, was er kokeln nannte. Er entzündete eine Fackel, an der einen gleich die nächste und gab die brennende Fackel an die anderen Männer weiter.

„Aufs Vordeck damit“, sagte er, „für das Gebrüll sorge ich dann.“

Das Aufflammen der Fackeln war auch gleichzeitig das Signal für die anderen Männer. Überall auf den Vordecks der spanischen Galeonen flammten Fackeln auf und wurden auf die Back geworfen.

Es rauchte und qualmte stark, und es sah gefährlicher aus, als es war.

Der Profos stemmte die Arme in die Hüften und setzte zu einem Schrei an, der die ganze Reede erzittern ließ.

„Feuer im Schiff!“ röhrte er auf Spanisch.

Big Old Shane dröhnte ebenfalls los, die anderen Männer unterstützten ihn kräftig und sorgten für eine scheinbare Wuhling, indem sie herumrannten, über die Decks jagten und wie die Irren schrien.

Carberry hielt sich bereits den Bauch vor Lachen, denn der Erfolg dieser gefürchteten Schreckensmeldung trat augenblicklich ein.

Sonst waren die Kerle reichlich lahmarschig und bequemten sich nur schwerfällig an Deck. Diesmal war es so, als hätte jemand in einer Ansammlung wilder Wespennester herumgestochert.

Die Dons schwirrten aus den Kojen, von Entsetzen und Angst getrieben, und rasten an Deck.

Da brannte es tatsächlich, denn die inszenierte Kokelei sah wirklich zum Fürchten aus. Und dann fiel jedem ein, daß sie bis zur Halskrause mit Pulver beladen waren. Das brachte sie erst recht auf Trab.

Im Nu war die Hölle los. Auf der einen Galeone gab es eine regelrechte Panik, als sich die Dons gegenseitig über den Haufen rannten. Auf der zweiten stoben sie wild kreischend wie eine verrückt gewordene Affenherde durcheinander.

Ihr Entsetzen wurde jedoch noch größer, als sie sahen, daß es auf den benachbarten Schiffen ebenfalls brannte.

Die ersten Dons, nur mit Unterhosen bekleidet, verabschiedeten sich, ohne erst lange die Schiffsführung zu fragen. Mit wilden Gebrüll und Geheul rannten sie zu den Schanzkleidern an Backbord und sprangen in Panik über Bord.

Soviel Verstand hatten sie noch, an Backbord über Bord zu gehen, denn dort war die Landseite, die sie so schnell wie möglich erreichen wollten, um nicht in die Luft geblasen zu werden.

„Rette sich, wer kann!“ schrie der stimmgewaltige Profos. „Das Feuer breitet sich aus. Feuer, Feuer!“

Trotz aller Panik gab es auch ein paar Besonnene unter den entnervten Spaniern. Dazu gehörten ein paar Offiziere von der Schiffsführung, die versuchten, sich Gehör zu verschaffen und Ordnung in den wilden Haufen zu bringen.

Carberry schnappte sich einen Offizier, der laut herumbrüllte und die Kerle zur Besonnenheit mahnte.

„Feuer im Schiff!“ schrie er ihn an. „Hast du Pulver in den Ohren? Los, ab mit dir!“

Ein Tritt beförderte den zappelnden Mann ans Schanzkleid. Dort stand Luke Morgan bereit, bückte sich, hievte sich den Don aufs Kreuz und kippte ihn über Bord.

Carberry raste wieder zurück. Auf der Nachbargaleone wurden zwei Boote aus den Halterungen gerissen und einfach über Bord gefeuert. Eine Horde verängstigter Männer sprang hinterher.

Einen Zauderer, der mißtrauisch auf die qualmenden Fackeln stierte, beförderte Hasard über Bord und räumte gleich einen weiteren ab.

Auch bei Shane wurden zwei Kerle mißtrauisch, als sie die Fackeln auf der Back sahen. Sie kümmerten sich nicht um die vorbeihastenden brüllenden und schreienden Männer und wollten die Fackeln aufheben.

„Das sind ja nur Fackeln“, sagte der eine.

Shane packte seinen Hals, hob den Don hoch und schüttelte ihn.

„Du sollst nicht lange fackeln, du Wicht! Ab mit dir!“ Er griff auch noch nach dem Hosenboden des Kerls und warf den kreischenden Don achtlos über Bord.

Der andere stänkerte noch herum, doch der Ex-Schmied von Arwenack langte einmal kräftig zu, damit keine Mißverständnisse auftraten und sich die Wuhling legte. Wo Shane hinlangte, da brauchte nicht mehr kalfatert zu werden, da schoben sich die Planken nahtlos zusammen. Das Kerlchen empfing eine Ohrfeige, die ihn über das Schanzkleid wehte – und weg war er.

Zwei Galeonen waren fast geräumt. Das Wasser war in wilder wirbelnder Bewegung. Überall droschen Arme in die See, hieben Kerle brüllend um sich, um das Land zu erreichen.

Die Kolberger veranstalteten weiteren Tumult, indem sie brüllend über die Decks jagten und auf jeden einhieben, der noch etwas zauderte oder nicht glauben wollte, daß ihm die Galeonen gleich um die Ohren fliegen würden.

Diese künstlich erzeugte Panik endete in einem einzigen Chaos. Aus den Batteriedecks quollen noch Kerle hervor, ab und zu flitzte einer aus dem Logis. Auch zwei Kapitäne und etliche Offiziere hatten in eiliger Flucht ihr Schiff verlassen, ohne sich zu überzeugen, ob es wirklich brannte.

Sie sahen nur den Qualm und Rauch, dann den hellen Lichtschein und wußten, was gleich geschehen würde.

Noch einmal klatschte ein Boot ins Wasser, und entnervte Dons hüpften wie Frösche ins Meer.

Sie schwammen unter großem Geschrei an Land.

Hasard nahm die Luntenstränge und spulte sie ab. In langen Sätzen jagte er zur Pulverkammer hinunter, trat mit dem Stiefel den Boden eines Pulverfasses ein und stopfte die Lunte hinein.

Auf der anderen Galeone trat als Feuerwerker Al Conroy in Aktion.

Ferris Tucker legte die nächsten Lunten, und Big Old Shane packte seine Lunten in aller Ruhe und fein säuberlich ebenfalls in die mit brisantem Pulver gefüllten Fässer. Neben ihm stand Smoky.

„Mann, wenn das losgeht“, sagte er andächtig.

„Dann müssen wir ein Stückchen weiter sein“, murmelte Shane. „Du kennst ja mein Sprichwort: Wer gegen den Wind pißt, kriegt nasse Hosen, aber wer mit Pulverfässern spielt, kriegt einen heißen Arsch.“

„Da ist was dran“, sagte Smoky und flitzte los.

Auf den spanischen Galeonen gab es keine Dons mehr. Auch der letzte hatte sich heulend und zähneklappernd auf die Reise zum Land begeben.

Oben standen sie jetzt und hielten die Enden der Lunten in den Fäusten.

„Verdammt, jetzt brennt es wirklich“, sagte der Profos verdattert. Das Feuer der Fackeln hatte auf die Planken übergegriffen, die Back einer Galeone stand bereits in Flammen.

„Mir wird heiß“, sagte der Profos, „wir sollten lieber verschwinden.“

„Gleich, Ed. Das Feuer ist noch längst nicht bei den Pulverkammern und den Laderäumen. Das dauert noch ein paar Minuten.“

Carberry verzog sein narbiges Gesicht, denn es wurde wirklich sehr mulmig, zumal sich auch noch ein kleiner Brand auf der Kuhl auszubreiten begann. Und direkt darunter lag das Schießpulver.

Hasard blickte zu der fünften Galeone, der sie die Ankertrosse gekappt hatten. Sie trieb auf eine der Galeonen zu, auf deren Back es ebenfalls bereits brannte.

„Die verrückten Kerle sind noch an Bord“, schimpfte er, „merken die denn nicht, was los ist?“

„Die werden gleich verschwinden“, prophezeite Ed, „so dämlich kann auch ein Don nicht sein.“

„Verlaßt die Schiffe!“ rief Hasard zu den anderen hinüber. „Und dann nichts wie weg. Kurs westwärts, uns bleiben nur ein paar Minuten Zeit.“

Jetzt merkten die Kerle auf der treibenden Galeone offenbar, daß sie gleich in die Luft fliegen würden, denn ihr Schiff trieb immer näher an die brennende Galeone heran.

Da gab es kein Zaudern und kein Zögern mehr. Etwa dreißig Mann nahmen Anlauf und sprangen unter wildem Geheul ins Wasser. Die Galeone war von einem Lidschlag zum anderen verlassen.

Fackeln wurden an die Lunten gehalten. Mehr war nicht nötig, den Rest besorgte das Pulver.

„Von Bord!“ befahl Hasard mit brüllender Stimme.

Es knisterte und knackte um sie herum. Jeder stellte sich vor, wie das knallte, wenn die Schiffe in die Luft flogen.

Im Hafen selbst war jetzt auch der Teufel los. Leute rannten dort zusammen und halfen den Spaniern an Land. Die ersten krochen erschöpft und schwerfällig aus dem Bach, doch sie wurden augenblicklich wieder munter, als sie den Feuerschein sahen. In kopfloser Hast rannten sie weiter in die Stadt hinein und verschwanden.

Die Seewölfe und Kolberger hatten es jetzt ebenfalls verdammt eilig, in die Boote abzuentern. Ihr Rückzug gestaltete sich jedoch zivilisiert und nicht überhastet. Trotzdem konnte einer nicht schnell genug nach unten gelangen.

Smoky stieß mit Stenmark zusammen, fluchte, verlor das Gleichgewicht und landete im Bach. Sein Fluch ging buchstäblich unter. Er paddelte, tauchte wieder auf und stieß sich den Schädel an der Jolle. Erneut ging er auf Tiefe.

„Verdammt“, brüllte Shane und griff ins Wasser. „Jeden Augenblick fliegt uns halb Kuba um die Ohren, und der Kerl schaut sich die Fische an.“

Er kriegte den zappelnden Smoky zu fassen, zog ihn wie einen müden Hering aus dem Wasser und drückte ihn auf die Ducht.

„Nichts wie weg!“ rief der Decksälteste.

„Das lag ja an dir“, sagte Shane, „und nicht an uns, du Hirsch!“

Der Flammenschein auf der einen Galeone wurde größer. Es war die „Nuestra Señora Maria“, auf welche die fünfte Galeone zutrieb. Der Bugspriet näherte sich ihr bedrohlich. Sie würde auch ohne Lunten in die Luft fliegen, das war sicher.

Die Jollen legten eilig ab. Arwenacks und Kolberger zeigten, was sie vom Pullen verstanden. Sie trieben die Jollen durch das Wasser, daß Bugwellen nur so aufschäumten.

Gespannt blickten die Männer zu den Galeonen. Vom Hafen drang unaufhörlich Geschrei herüber. Dort rannten immer noch die Leute wild durcheinander.

In dem Augenblick bohrte sich der Bugspriet der treibenden Galeone hart und krachend in die Flanke der brennenden „Nuestra Señora Maria“, Funken flogen durch die Luft. Der Wind fachte sie an und wehte sie auf das andere Schiff. Beide Galeonen verhakten sich unlösbar ineinander, verkeilten sich, und auch die Ramm-Galeone fing Feuer.

Die vier Jollen pullten weiter westwärts, getrieben von Riemen, die fast brachen, so hart wurden sie durchs Wasser gepeitscht.

„Die Druckwelle erwischt uns noch“, sagte Hasard, „seid also darauf vorbereitet, und auch auf den fürchterlichen Knall. Wenn ihr den Blitz seht, laßt die Riemen fahren, reißt das Maul auf und haltet euch die Ohren zu.“

Es waren etwa vier Minuten vergangen. Da wurde das Feuer auf der „Nuestra Señora Maria“ noch greller. Die Hitze wehte wie ein Feuersturm über die Decks.

Dann folgte der Blitz.

Mit einem Ruck wurden die Riemen ins Boot gezogen. Die Seewölfe verhielten sich so, wie ihr Kapitän angeordnet hatte. Sie rissen die Mäuler sperrangelweit auf und preßten die Hände auf die Ohren. Die Augen kniffen sie zu kleinen Schlitzen zusammen.

Drüben stieg etwas in den Himmel, das man getrost als rasend schnell emporgeschleuderte Sonne bezeichnen konnte. Erst war der Ball gelb, dann wallte er blitzartig mit rötlichen Stellen hoch, und dann wurde er weiß mit einem sauber abgegrenzten Blaustich.

Im Hafen von Santiago de Cuba und auf der Reede schien der Weltuntergang seinen Anfang zu nehmen.

Dem emporstrebenden, glühend heißen Ball, bestehend aus knapp dreihundert Tonnen Schießpulver, folgte ein zweiter, als die andere Galeone in die Luft flog.

Beide Explosionen vermischten sich zu einer, die immer größer und gewaltiger wurde. Dann rollte der Donner in einer Stärke, daß den Männern fast die Trommelfelle platzten, obwohl sie die Hände auf die Ohren gepreßt hatten.

Die Druckwelle fegte heiß und glühend heran. Sie brachte die jetzt weit entfernten Jollen fast zum Kentern.

Auf der Reede ging das Inferno weiter. Das Wasser wurde aufgewühlt und schien zu kochen, als würde es aus der Tiefe heraus detonieren oder eine riesige Flutwelle hervorbrechen.

Es regnete nach allen Seiten kleine Feuerbälle, Funken, lange Flammenzungen und weißglühende Splitter.

Zwei Galeonen waren buchstäblich in die Luft geblasen worden. Sengende und stark nachglutende Riesenschleier standen hoch über der Reede und trieben langsam davon.

Zu dieser Zeit flog auch die dritte Galeone unter urweltlichem Getöse und Krach in die Luft. Sie barst glutend auseinander und schleuderte ihre brennenden Trümmer in weitem Umkreis nach allen Seiten.

Die nächste Druckwelle wehte die Männer fast aus den Jollen.

Wieder schwankten die Boote unter dem Heranbrausen der heißen Luft wild hin und her.

Das entsetzliche Feuerwerk ging weiter. Auf der Reede erhob sich unmittelbar darauf der nächste Sonnenball. Die vierte Galeone steckte die fünfte an. Als das Pulver explodierte, flog auch die letzte Galeone in die Luft, und die Stadt wurde von einer wilden Druckwelle getroffen.

Heiß und fast kochend fegte es heran. Die Luft war zum Schneiden dick geworden. Die Seewölfe preßten die Fäuste noch fester auf die Ohren, als das unerträglich laute Donnern der wilden Detonationen heranraste.

Der letzte Feuerball stand lange in der Luft. Er glutete stark nach, fiel dann nur sehr langsam in sich zusammen und trieb als glühender Schleier aus Millionen feuriger Partikel langsam davon.

Der Profos sagte etwas, als das Krachen und Donnern verhallt war, aber so laut er auch brüllte, niemand verstand ihn.

Hasard gab das Zeichen zum Weiterpullen. Obwohl immer noch tiefe Dunkelheit herrschte, konnte er die Gesichter der Männer klar und deutlich erkennen.

Die Glut wurde von der Wolkendecke zurückgespiegelt. Die Wolken hatten sich gelblich, weiß und rosa verfärbt.

Auch die Stadt war deutlich im letzten Widerschein zu sehen.

Sie pullten zurück, ziemlich geschockt durch den Höllenlärm und die unglaublich grellen Blitze, und sie verstanden erst eine halbe Stunde später wieder die ersten Worte.

Auf der Reede von Santiago de Cuba aber lag nichts mehr, was noch an ein Schiff erinnerte. Es fanden sich nicht einmal mehr Trümmer.

„So habe ich mir das nicht vorgestellt“, sagte Ferris Tucker. „Das war ja fast der Weltuntergang.“

Hasard nickte nur, er konnte immer noch schlecht hören.

Dann hatten sie endlich die Bucht erreicht, wo die zurückgebliebenen Männer sie staunend empfingen.

„Wir verschwinden“, sagte Hasard, „laßt die Spanier frei, wir bleiben gleich in den Booten und ziehen die Schiffe heraus.“

Die Spanier wurden freigelassen. Hasard zeigte auf die Beiboote der Galeonen. Die Dons waren so verstört, daß sie kein Wort sprachen. Vermutlich nahmen sie an, Santiago sei in die Luft geflogen.

„Ihr seid frei“, sagte Hasard, „haut mit euren Jollen ab oder tut, was ihr wollt.“

Die Dons verschwanden in auffallender Eile. Sie hatten genug, und waren froh, so billig davongekommen zu sein.

Noch einmal begann ein Stück Knochenarbeit, bis die schwerbeladenen Schiffe endlich draußen waren.

Aber sie schafften es, setzten die Segel und gingen auf Südkurs.

Erst viel später, als das ganze Inferno hinter der Kimm verschwunden war und nur der farbige Himmel noch davon kündete, änderten sie den Kurs und steuerten die Windward-Passage an.

Es ging heimwärts. Die Dons hatten eine Schlappe erlitten, die sie so schnell nicht vergessen würden …

ENDE

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1882 s. 21 illüstrasyon
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9783954397792
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