Kitabı oku: «Römische Geschichte», sayfa 10

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(13) Alle bis auf den letzten Mann wären vernichtet worden, wenn nicht einer der Römer, sich stellend, als gehörte er zu den Hilfstruppen (denn auch Mithridates hatte, wie ich schon erwähnte, viele in seinem Heer, die auf gleiche Weise gerüstet waren) und hätte ihm etwas zu sagen, auf ihn zugekommen wäre und ihn verwundet hätte. Er wurde zwar sogleich ergriffen und niedergemacht, die Feinde aber gerieten darüber in Bestürzung, und viele Römer entkamen. 2 Mithridates heilte seine Wunde, da er aber befürchtete, es möchten noch mehrere Feinde unter seinem Heer sein, musterte er unter irgendeinem Vorwand seine Soldaten und gab ihnen plötzlich Befehl, nach ihren Zelten zu eilen; so entdeckte er die einzeln zurückbleibenden Römer und ließ sie niedermachen.

(14) Inzwischen kam Lucullus an, und man glaubte allgemein, er würde leicht mit ihm fertig werden und alles Verlorene in Kürze wieder erobert haben. Allein auch er richtete nichts aus. 2 Mithridates hatte auf der Höhe von Talaura eine feste Stellung genommen und ließ sich in kein Treffen ein. Der andere Mithridates, Schwiegersohn des Tigranes, fiel, aus Medien kommend, unversehens über die umschwärmenden Römer her und hieb viele zusammen. Tigranes selbst sollte im Anzug sein, 3 und nun begann es, im Heer unruhig zu werden. Die valerianischen Soldaten69 nämlich, welche nach abgelaufener Dienstzeit noch beim Heer geblieben waren, hatten sich, infolge des Sieges, der Ruhe und des Überflusses sowie durch Lucullus’ häufige Abwesenheit sich selbst überlassen, schon in Nisibis gerührt 4 und wurden von einem unruhigen Menschen, Publius Clodius (nach anderen hieß er Claudius), obwohl dessen Schwester Lucullus’ Gemahlin war, noch mehr aufgestiftet. Eine weitere Ursache der Unruhen gab die Nachricht von der baldigen Ankunft des Konsuls Acilius, der aus vorbenannten Gründen als Nachfolger für Lucullus gesandt worden war. So achteten sie ihn, als ob er schon außer Dienst wäre, noch weniger.

(15) Lucullus nun war deshalb, und weil er die von Marcius, der vor Acilius Konsul gewesen war und jetzt in seine Provinz Kilikien heranzog, erbetene Hilfe nicht erhalten hatte, in großer Verlegenheit, 2 indem er es ebenso bedenklich fand vorzurücken, wie in seiner jetzigen Stellung zu bleiben. Er entschied sich endlich für Ersteres, in der Hoffnung, Tigranes, vielleicht von dem Marsch ermüdet, zu überfallen, in die Flucht zu schlagen und so die aufrührerischen Soldaten etwas zu beruhigen. Allein beides gelang ihm nicht. 3 Das Heer folgte ihm bis zur Grenze von Kappadokien, dort aber kehrten alle einmütig, ohne ein Wort zu sagen, um. Die Valerianer aber, welche hörten, dass sie vom Senat zu Rom aus ihrem Dienst entlassen wären, verließen ihn allesamt.

(16) Wundern darf man sich nicht, wie Lucullus, obgleich der geschickteste Feldherr und der erste Römer, der mit einem Heer über den Taurus gegangen und zwei mächtige Könige besiegt hatte (und sie auch wohl gefangen genommen hätte, wenn er den Krieg schnell hätte beendigen wollen), seiner eigenen Soldaten nicht Meister wurde, und wie diese sich immer gegen ihn auflehnten und ihn endlich verließen. 2 Denn er forderte zu viel von ihnen, war schwer zugänglich, streng im Dienste, unerbittlich im Strafen, wusste sie nicht durch Worte zu gewinnen, nicht durch Milde zu fesseln, nicht durch Auszeichnung oder Belohnung sich ergeben zu machen; was überall bei dem großen Haufen und besonders im Krieg unerlässlich ist. 3 Solange sie nun Glück in der Schlacht und Beute als Lohn der Gefahren hatten, gehorchten sie ihm; als sie aber gegen den Feind im Nachteil und ihre Hoffnungen in Furcht umgeschlagen waren, hatte er auch ihre Achtung verloren. Dass es daran lag, sah man bald, da dieselben Soldaten unter Pompeius (denn dieser sammelte die Valerianer wieder unter seine Fahnen) die lenksamsten Leute waren. Solchen Einfluss hat eine Persönlichkeit vor der anderen.

(17) Unter diesen Umständen eroberte Mithridates fast sein ganzes Reich wieder und richtete große Verheerungen in Kappadokien an, da weder Lucullus unter dem Vorwand, dass ja Acilius in der Nähe sei, noch auch dieser zu seinem Schutz herbeieilte. Anfangs, als es noch galt, dem Lucullus die Ehre des Sieges zu rauben, hatte er alle Eile, nun, da er aber hörte, was vorgefallen, kam er gar nicht zum Heer, sondern verweilte in Bithynien. 2 Marcius aber kam dem Lucullus nicht zu Hilfe, weil er vorgab, die Soldaten wollten ihm nicht folgen. Bei seiner Ankunft in Kilikien unterwarf sich ihm ein gewisser Menemachos, der von Tigranes abgefallen war. 3 Clodius, welcher sich wegen der Vorfälle in Nisibis fürchtete und von Lucullus zu ihm übergetreten war, setzte er über die Flotte, denn auch er hatte eine Schwester desselben zur Gattin. Später wurde derselbe von den Seeräubern gefangen, aus Furcht vor Pompeius aber wieder freigelassen und kam nach Antiochia in Syrien, als wollte er den Einwohnern gegen die Araber, mit denen sie damals in Feindseligkeiten standen, beistehen. Da er aber auch dort Unruhen anfing, wäre er fast ums Leben gekommen.

62 Die Inhaltsangaben und Konsullisten stammen wohl nicht von Cassius Dio, sondern wurden von späteren Abschreibern hinzugefügt. Zum Teil widersprechen sie auch den Berichten im Text.

63 Der große Mithridates, König von Pontos, der nach glänzenden Siegen eine ungeheure Niederlage durch Lucullus erlitt, in welcher er nach Livius, Epitom. 97 über 60 000 Mann verlor. Er floh mit seinen Reitern zu seinem Schwiegersohn Tigranes, König von Armenien, bei welchem er (nach Plutarch, Lucullus) kaum eine Aufnahme fand.

64 Er war der Sohn des Antiochos Eusebes. Des blutigen Händels unter den letzten Seleukiden müde, hatten die Großen Syriens ihr Land unterworfen. Nach Lucullus’ Sieg über Tigranes bemächtigte sich der in Kommagene lebende Sohn Antiochos wieder des Throns und wurde von Lucullus bestätigt. Pompeius, der Syrien später zu einer römischen Provinz machte, entschädigte diesen Antiochos mit der Herrschaft von Kommagene. Vgl. Appian, Syrische Geschichte 49.

65 Ein Legat des Lucullus.

66 Hauptstadt von Pontos, von Lucullus eingenommen und Fabius zur Bewachung übergeben.

67 Ein Ort dieses Namens liegt am Iris und gehörte früher zu Pontos, der andere liegt am Fluss Sauros in Kappadokien.

68 Nach Plutarch, Lucullus, fielen in dieser Schlacht 7000 Römer, darunter 150 Zenturionen und 24 Tribunen.

69 Sie wurden von Valerius Flaccus nach Asien geführt und nach dessen Ermordung eine Zeit lang von Fimbria befehligt, bis sie auch diesen verließen und zu Sulla übergingen. Sie hießen auch Fimbrianer.

XXXVI. BUCH

INHALT

(1–2) Metellus erobert Kreta. (3–6) Frechheit der Seeräuber. (7–20) Pompeius erhält auf den Vorschlag des Volkstribuns Gabinius den unumschränkten Oberbefehl gegen sie. (21) Er bezwingt sie in kurzer Zeit. (21–25) Gesetze wider Bestechung, Willkür der Prätoren wegen abgesonderter Sitze der Ritter bei den Schauspielen; über die Stimmfähigkeit der Freigelassenen. (26–27) Pompeius wird von Manilius zum Oberfeldherrn gegen Mithridates vorgeschlagen. (28) Er rüstet sich zum Krieg. (29–35) Er besiegt Mithridates in einem nächtlichen Treffen. (35–36) Tigranes, der Vater, ergibt sich und behält sein Reich; der junge Tigranes wird in Fesseln gelegt. (37) Die Albaner überfallen den Pompeius, werden aber zurückgeschlagen. Das Buch umfasst (außer dem Rest des Konsulates von Acilius und Piso) ein Jahr mit folgenden Konsuln:


66Lucius Volcatius Tullus und Marcus Aemilius Lepidus

(1) […] Quintus Caecilius Metellus übte jede Grausamkeit. Von Herrschsucht getrieben, griff er die Kreter, obgleich sie sich auf den bestehenden Vertrag beriefen, an und suchte sie noch vor Ankunft des Pompeius zu Paaren zu treiben. Octavius, welcher kein Heer hatte (weil er nicht Krieg führen, sondern die Städte übernehmen sollte), tat keinen Einspruch, und Cornelius Sisenna, der in Griechenland stand, kam zwar, auf die Kunde davon, nach Kreta und wollte ihn bewegen, die Völker zu schonen, da dies aber nicht half, ergriff auch er keine weiteren Maßregeln wider ihn. 2 Er richtete somit viele Verheerungen an, nahm die Stadt Eleuthera durch Verrat und brandschatzte sie. Denn die Verräter hatten einen sehr starken, fast unbezwinglichen Turm aus Ziegelsteinen bei Nacht so lange mit Essig begossen, dass man ihn zerreiben konnte. Hierauf nahm er Lappa, obgleich sich Octavius darin befand, mit Sturm, tat diesem zwar persönlich nichts zuleide, ließ aber die Kilikier, welche er bei sich hatte, niedermachen.

(2) Jetzt glaubte Octavius, nicht länger untätig bleiben zu dürfen, brauchte anfangs das Heer des Sisenna (der an einer Krankheit gestorben war) und kam, wo er konnte, den Bedrängten zu Hilfe. Als diese abfuhren, begab er sich zu Aristion nach Hierapydna und führte in Gemeinschaft mit diesem den Krieg. Aristion nämlich hatte Kydonia verlassen, einen gewissen Lucius Bassus, der gegen ihn heransegelte, besiegt und Hierapydna eingenommen. 2 Eine Zeit lang hielten sie sich; als jedoch Metellus gegen sie anrückte, verließen sie die Stadt und gingen zu Schiff, gerieten aber in einen Sturm und wurden mit Verlust vieler Leute ans Land geworfen. 3 Jetzt unterwarf sich Metellus die ganze Insel, und die Kreter, welche bisher immer frei gewesen waren und keinen fremden Herrscher anerkannt hatten, wurden zu Sklaven gemacht. Metellus erhielt zwar den Beinamen von ihnen, aber Panares und Lasthenes (denn auch diesen bekam er gefangen) konnte er nicht im Triumph mit aufführen, da sie Pompeius dadurch, dass er einen Volkstribun70 auf seine Seite gebracht hatte, ihm entreißen ließ, weil sie sich durch eine Übereinkunft ihm und nicht jenem übergeben hätten.

(3) Nun komme ich auch auf diesen zu sprechen. Von jeher haben Seeräuber die Seefahrenden, so wie Straßenräuber die Bewohner des Festlandes, angefochten. Immer war dies so und wird so bleiben, solange die Natur der Menschen dieselbe bleibt. 2 Wenn dagegen früher die Räubereien zu Land und zu Wasser sich auf einzelne Gegenden, Jahreszeiten und eine geringere Anzahl von Teilnehmern beschränkten, so hatten jetzt bei den vielen, unaufhörlichen Kriegen, wo so viele Städte zerstört wurden und die Entronnenen überall nur Tod, nirgends Sicherheit fanden, sehr viele diese Lebensart ergriffen. 3 Zu Lande, im Angesicht der Städte, wo jeder Schaden näher empfunden, der Täter leichter aufgegriffen wurde, konnte den Räubereien wirksamer entgegengetreten werden, zur See aber nahmen sie gewaltig überhand. 4 Während nämlich die Römer mit ihren Feinden zu tun hatten, gewannen jene bedeutend an Macht, verbreiteten sich auf allen Meeren und verbanden sich mit allen, die das gleiche Handwerk trieben, sodass einige sogar vielen als Bundesgenossen dienten.71

(4) Was sie in Gemeinschaft anderer taten, ist schon erzählt. Als aber die Kriege aufgehört hatten, ruhten sie nicht, sondern fügten auch allein für sich den Römern und ihren Bundesgenossen großen Schaden zu. Denn nun fuhren sie nicht mehr in geringer Zahl, sondern in großen Flotten daher und hatten ihre eigenen Admirale, sodass sie sich einen großen Namen erwarben. 2 Zuerst plünderten sie nur auf offener See, sodass man nicht einmal im Winter mit Sicherheit auslaufen konnte. Denn Kühnheit, Gewohnheit und Glück machten sie beherzt genug, ohne Nachteil auch dann die See zu halten; später aber griffen sie selbst die in den Häfen Befindlichen an. 3 Wenn einer gegen sie ausfuhr, wurde er meist besiegt und war verloren; siegte er aber je, konnte er, weil sie schneller segelten, doch keines habhaft werden. So kehrten sie, als hätten sie gesiegt, bald wieder um, verheerten und verbrannten Landhäuser, Dörfer und selbst ganze Städte oder hielten sie im Besitz und bedienten sich ihrer als Winterstationen und Rückzugsstützpunkte.

(5) Als dies nach Wunsch ging, wagten sie sich auch in das Binnenland und griffen selbst die an, welche nicht die See befuhren. Dies taten sie nicht nur in den auswärtigen Bundesgebieten, sondern selbst in Italien. 2 In der Meinung nämlich, hier größere Beute zu machen und alle anderen um so mehr zu schrecken, wenn sie selbst dieses Land nicht verschonten, erschienen sie sowohl vor anderen Städten Italiens als auch vor Ostia, verbrannten die Schiffe und plünderten alles. 3 Endlich, da sie nirgends Widerstand fanden, verweilten sie sogar länger auf dem Land und stellten die Menschen, welche sie nicht töteten, und die gemachte Beute ganz ohne Scheu, als wären sie zu Hause, zum Kauf aus. Die einen trieben ihr Unwesen hier, die anderen dort (denn überall auf der See konnten die Nämlichen nicht zu gleicher Zeit sein). 4 Sie hatten sich aber so verbrüdert, dass sie selbst den Unbekannten, als kennten sie sich schon längst, Geld und Hilfe schickten. Auch dadurch wurden sie sehr mächtig, dass sie die, welche gegen einige der Ihrigen gefällig waren, in Ehren hielten und auf die Beleidiger allgemeine Jagd machten.

(6) So hoch war der Unfug der Seeräuber gestiegen, dass ein Krieg, den sie führten, höchst beschwerlich, unausgesetzt, durch keine Vorsicht, keinen Vertrag abzuwenden war. Die Römer hörten nun wohl dergleichen und sahen einiges mit eigenen Augen an, da alle sonstige Einfuhr ausblieb und die Getreidezufuhr völlig gesperrt war, ohne dass die nötigen Vorkehrungen getroffen wurden. 2 Zwar schickten sie, durch die jeweiligen Klagen aufgeregt, Befehlshaber mit Schiffen ab, richteten aber nicht nur nichts aus, sondern verschlimmerten noch die Lage der Bundesgenossen, bis endlich die Not zu hoch stieg. Jetzt berieten sie sich mehrere Tage, was zu tun sei. 3 Von unaufhörlichen Gefahren bedrängt und zu einem Krieg genötigt, der, weil sie weder alle gleichzeitig noch, bei dem gegenseitigen Beistand, einzeln bekämpft und allerorten zugleich nicht abgewehrt werden konnten, äußerst schwierig und verwickelt erschien, wussten sie weder Mittel noch Rat, sich zu helfen. 4 Da schlug der Volkstribun Aulus Gabinius, entweder von Pompeius selbst angestiftet oder in der Absicht, sich ihm gefällig zu machen (denn bei seiner schlechten Gemütsart war er keinesfalls auf das Gemeinwohl bedacht), vor, aus den Konsularen einen unumschränkten Oberfeldherrn gegen sie auf drei Jahre zu wählen und ihm eine starke Seemacht nebst vielen Unterbefehlshabern zur Verfügung zu stellen. 5 Er nannte ihn zwar nicht ausdrücklich, doch stand zu erwarten, dass die Wahl des Volkes, sobald es solches hörte, auf ihn fallen würde.

(7) Und so geschah es auch; man nahm seinen Vorschlag an und entschied sogleich, den Senat ausgenommen, insgemein für den Pompeius. Der Senat aber wollte lieber alles von den Seeräubern erdulden, als jenem Mann eine so große Macht in die Hände legen, und es fehlte nicht viel, so hätten sie Gabinius mitten in der Curie umgebracht. 2 Er entsprang, und als das Volk die Stimmung der Väter erfuhr, lief es zusammen und stürmte zum Sitzungsort und hätte sie, wären sie noch versammelt gewesen, in Stücke gerissen. 3 Die anderen hatten sich zerstreut und verborgen. Konsul Gaius Piso aber (denn unter ihm und Acilius fiel dieses vor) war ergriffen und sollte für alle sterben, wurde aber von Gabinius losgebeten. Nach diesen Angriffen hielten sich die Großen ruhig und waren froh, mit dem Leben davonzukommen, beredeten aber die neun Volkstribune, sich dem Gabinius zu widersetzen. 4 Einige jedoch widersprachen aus Furcht vor der Menge gar nicht, ein gewisser Lucius Trebellius und Lucius Roscius wagten es zwar, vermochten aber auch nicht so zu sprechen und zu handeln, wie sie zugesagt hatten. Als nämlich der zur Entscheidung festgesetzte Tag kam, 5 gab sich Pompeius, der zwar nichts sehnlicher als diesen Oberbefehl wünschte und bei seinem Ehrgeiz und der Volksgunst darin nicht mehr eine Auszeichnung, im Misslingen dagegen eine Beschimpfung für sich sah, aber den Widerstand der Mächtigen gewahrte, das Ansehen, als müsste ihm derselbe aufgedrängt werden. 6 Auch sonst schien er das, wonach er am meisten trachtete, am wenigsten zu erstreben und tat es jetzt um so mehr, da ihn bei eigener Bewerbung Neid, würde er aber wider Willen, als der tüchtigste Feldherr, dennoch gewählt werden, Ruhm erwartete.

(8) Er erhob sich in der Versammlung und sprach folgendermaßen: »Es freut mich immer, von euch geehrt zu werden, ihr Quiriten. Wohl darf man stolz auf die Auszeichnung seiner Mitbürger sein, und ich, so oft von euch geehrt, finde kein Maß der Dankbarkeit für die Zeichen von Wohlwollen, die ihr mir von Neuem gebt. Allein weder euch will solch unbegrenzte Güte noch mir die beständige Feldherrnschaft geziemen. Der Beschwerden genug habe ich von Kindheit auf getragen, 2 sprecht auch die Leistungen anderer an. Ruft euch ins Gedächtnis, welche Mühsale ich als noch unfertiger Knabe72 im Krieg wider Cinna und, kaum zum Jüngling gereift, in Sizilien und in Afrika73 erduldete, welchen Gefahren ich, bevor ich noch unter den Senatoren saß, in Spanien,74 entgegenging. Für all dieses seid ihr nicht undankbar gewesen – wie sollte ich es leugnen! 3 Zu den vielen und hohen Ehren, deren ihr mich für würdig befandet, habt ihr mir den Oberbefehl wider Sertorius, den kein anderer übernehmen wollte oder konnte, anvertraut und als höchsten Siegespreis einen außergewöhnlichen Triumphzug75 bewilligt. 4 Jetzt haben die vielen Feldherrnsorgen, die mich bedrückt haben, die mancherlei Gefahren, denen ich getrotzt habe, meine Gesundheit geschwächt und meinen Geist erschöpft. Denn denket nicht, dass ich noch Jüngling sei, dass ich so und so viele Jahre zähle.76 5 Zählt die Schlachten, welche ich gekämpft, die Gefahren, welche ich bestanden habe, und überzeugt euch, dass ich über die Zahl meiner Jahre gelebt, dass ich zu Anstrengungen des Körpers wie des Geistes nicht mehr Kraft genug besitze.

(9) Wollte aber einer auch all dieses nicht achten, so bedenkt, welchen Neid, welchen Hass man erregt, was ihr zwar nicht beachtet und nicht beachten dürft, was aber mir sehr nahegeht. 2 Und ich gestehe, dass kein Übel im Gefolge des Krieges mich so sehr aus der Fassung bringt, so sehr bekümmert wie Neid und Hass. Welcher Vernünftige lebte wohl gerne unter Menschen, die ihn beneiden? Wer drängte sich zu einem öffentlichen Amt, wo er im Fall des Misslingens Verantwortung, wenn er glücklich ist, nichts als Neid zu erwarten hat? 3 Erlaubt mir daher, aus diesen und anderen Gründen, in Ruhe für mich und mit den Meinigen zu leben, damit ich endlich auch für meine häuslichen Bedürfnisse sorge und nicht diesen Übeln zum Opfer werde. Wählt gegen die Seeräuber einen anderen Führer. Viele der Älteren und Jüngeren wollen und können den Oberbefehl zur See übernehmen, und ihr habt unter den vielen eine leichte Wahl. 4 Ich bin wohl nicht der Einzige, der euch liebt, der Erfahrung im Kriege hat. Nein auch der – und der – die ich nicht nenne, um nicht den Schein der Parteilichkeit zu haben.«

(10) So weit Pompeius. Jetzt nahm Gabinius das Wort: »Ein rühmlicher Zug an Pompeius ist es, ihr Senatoren, dass er die Ehrenstellen weder sucht noch bei den angebotenen übereilt danach greift. 2 Ein anständiger Mann darf überhaupt nicht nach Würden jagen noch sich in wichtige Geschäfte drängen; in diesem Fall aber wird es besondere Pflicht, alles mit Umsicht zu beginnen, um des Erfolges sicher zu sein. Zu rasches Versprechen übereilt die Tat und wird vielen verderblich; reifliche Überlegung zu Anfang aber findet im Handeln ihre Entsprechung und nützt allen. 3 Ihr aber dürft nicht bedenken, was ihm behagt, sondern was dem Staat dient. Nicht den Zudringlichen, sondern den Tüchtigen übertragt die Geschäfte! Jene findet ihr in großer Zahl, von diesen außer Pompeius niemanden mehr. 4 Erinnert euch, welche Unglücksfälle wir in dem Krieg gegen Sertorius aus Mangel an einem tüchtigen Feldherrn erlitten hatten, bis wir aus Jüngeren und Älteren ihn als den rechten Mann herausgefunden hatten! Und doch haben wir ihn vor dem gesetzlichen Alter, bevor er noch im Senat saß, statt der beiden Konsuln ausgesandt. 5 Ich wollte und wünschte, wenn Wünschen etwas nützte, dass wir recht viele brauchbare Männer hätten. Wenn aber der fromme Wunsch nicht reicht, wenn der Tüchtige nicht vom Himmel fällt, wenn es der Naturanlage, der Erfahrung, der Übung und allem, dessen es für das Glück bedarf (und wie selten trifft man sie vereinigt), 6 dann müsst ihr, wenn einer sich findet, diesen einmütig begünstigen und, wenn er nicht will, sogar nötigen. Ein Zwang, gleich ruhmvoll für den, der ihn ausübt und der ihn erleidet, für jenen, weil er sein eigenes Glück fördert, und für diesen, weil er seine Mitbürger beglückt, für die der wohlgesinnte Patriot Leib und Leben aufs Bereitwilligste opfern wird.

(11) Oder glaubt ihr, dass dieser Pompeius nur als Jüngling Soldat und Feldherr sein, unser Reich erweitern, unsere Bundesgenossen schützen und feindliche Länder erobern konnte, jetzt aber bei voller Manneskraft und in solchem Alter, wo jeder sich selbst übertrifft, wo er aus so vielen Kriegen die reichsten Erfahrungen gewonnen hat, euch nicht die wichtigsten Dienste leisten wird? 2 Ihn, den ihr als bartlosen Jüngling zum Feldherrn gewählt habt, solltet ihr als Mann verwerfen? Ihm, dem ihr als Ritter jene Kriege übertragen habt, wollt ihr als Senator diesen Feldzug nicht anvertrauen? 3 Ihm, den ihr vor genauerer Prüfung in dem Drang der Gefahren für den einzigen Retter gehalten habt, wollt ihr, da er so tüchtig sich bewährt hat, in der jetzigen nicht minder wichtigen Sache nicht vertrauen? Ihn, den ihr, noch nicht zum Feldherrn gereift, gegen den Sertorius gewählt habt, wollt ihr, als gewesenen Konsul nicht gegen Seeräuber schicken? 4 Aber es bleibt euch keine Wahl. Und du, Pompeius, höre mich und die Stimme des Vaterlands! Für das Vaterland bist du geboren, für das Vaterland erzogen; seinem Dienste musst du dich weihen, für sein Wohl jeder Beschwerde, jeder Gefahr dich unterziehen, ja wenn du auch sterben müsstest, ohne Zögern selbst dem Tod entgegengehen.

(12) Lächerlich ist es, dich, der du in so vielen und so gefahrvollen Kriegen deinen Mut und deine Vaterlandsliebe bewiesen hast, hierzu erst aufzufordern. 2 Aber noch einmal, folge meinem, folge dem Rat deiner Mitbürger! Nicht schrecke dich die Missgunst Einzelner, sie mache dich nur noch eifriger; verachte gegen die Liebe des Volkes und, gegen den Nutzen, den du uns allen schaffst, diese Neider. 3 Und wenn du je dich rächen willst, so beginne deine Rache damit, dass du wider ihr Hoffen und Erwarten als Feldherr dir neue Lorbeeren erwirbst und deine früheren Großtaten damit krönst, dass du uns aus so vielen und so großen Gefahren befreist.«

(13) So sprach Gabinius. Gegen diese Rede des Gabinius wollte Trebellius auftreten, als er aber nicht zu Wort kam, widersetzte er sich der Abstimmung. 2 Hierüber aufgebracht, verschob Gabinius die Abstimmung über Pompeius und ließ über Trebellius selbst abstimmen. Schon hatten 17 Tribus gestimmt, dass Trebellius ungesetzlich handle und nicht mehr Tribun sein könne, und die achtzehnte war im Begriff, dasselbe zu tun,77 ohne dass Trebellius sich zufriedengab. 3 Da erhob Roscius, jede Einrede vergeblich erachtend, die Hand und schlug vor, zwei Männer zu wählen, um wenigstens so dem Pompeius Macht zu beschränken. Über dieser Handbewegung schrie das Volk so laut und drohend auf, dass ein Rabe, der über ihnen hinflog, wie vom Donner gerührt, auf sie herabstürzte. 4 Jetzt rührte Roscius Zunge und Hand nicht mehr. Catulus hatte bisher geschwiegen, jetzt aber forderte ihn Gabinius, der nicht zweifelte, dass er als erster Senator die anderen günstig stimmen und durch das Beispiel der Volkstribunen belehrt, seinen Beitritt, wie er hoffte, nicht versagen würde, auf, seine Meinung zu sagen. 5 Als ein Mann, der durch Wort und Tat das Gemeinwohl zu fördern strebte, geehrt und hoch geachtet, erhielt er das Wort und sprach folgendermaßen:

(14) »Dass ich jederzeit die Sache des Volkes verfochten habe, ihr Senatoren, kann keinem von euch unbekannt sein. Und seid ihr davon überzeugt, so ist es mir Pflicht, mit offenem Freimut euch zu sagen, was ich für den Staat als ersprießlich erachte, und eure Pflicht ist, mich ruhig zu hören und dann einen Entschluss zu fassen. 2 Schenkt ihr mir nicht Stille, so würdet ihr das Nützliche, welches ihr vielleicht hören dürftet, nicht erfassen; beherzigt ihr meine Worte, so möget ihr immerhin von mir vernehmen, was euch fördern kann. 3 Für meinen Teil nun behaupte ich, dass man keinem Mitbürger die Feldherrngewalt so oft hintereinander übertragen darf. Es ist nach unseren Gesetzen untersagt und hat sich durch die Erfahrung als höchst gefährlich erwiesen. Was machte den Marius zu dem, was er war, als dass er in kürzester Zeit so viele Kriege zu führen bekam und in wenigen Jahren sechsmal Konsul geworden war? 4 Was den Sulla zum Sulla, als dass er so viele Jahre hintereinander den Oberbefehl der Heere behielt, hierauf zum Diktator und dann zum Konsul gewählt wurde? Es liegt einmal nicht in der Natur des Menschen, dass der jüngere oder ältere Mann, an langes Herrschen gewöhnt, sich der Landessitte wieder zu fügen den Willen hätte.

(15) Nicht sage ich dies, den Pompeius zu beschuldigen, sondern weil es euch niemals zuträglich gewesen und nach unseren Gesetzen nicht gestattet ist. Die Feldherrnschaft bringt denen, die wir würdig finden, entweder Ehre, so müssen alle Tüchtigen darauf Anspruch haben (dies ist Demokratie), oder sie bringt Beschwerde, so müssen auch darein sich alle gleich schicken (dies fordert die Gleichheit). 2 So erleichtert euch die Übung vieler durch die Tat die Wahl der Tüchtigen zu jeglichem Auftrag, während im anderen Fall nur wenige die zu solchen militärischen Ämtern die erforderlichen Kenntnisse erwerben. 3 So geschah es, dass ihr in dem Krieg wider Sertorius um Feldherrn so verlegen wart, weil ihr vor dieser Zeit immer nur derselben Männer euch bedientet. Ist also auch Pompeius in jeder anderen Hinsicht würdig, gegen die Seeräuber gewählt zu werden, so dürft, weil eine solche Wahl nicht nur ungesetzlich ist, sondern auch durch die Erfahrung sie als verderblich erwiesen hat, weder ihr noch er sie gestatten.

(16) Dies fürs Erste und Hauptsächlichste. Weiter aber bemerke ich, dass, wenn gemäß den Gesetzen die Konsuln, die Prätoren, die Prokonsuln und die Proprätoren die Provinzen und Kriegsämter erhalten, es weder recht noch ratsam für euch ist, diese zu übergehen und eine neue Art von Amt einzuführen. 2 Wozu wählt ihr denn die jährlichen Beamten, wenn ihr sie nicht in solchen Fällen gebrauchen wollt? Etwa damit sie in purpurverbrämten Togen umherwandeln? Damit sie nur dem Namen nach Beamte, der Rechte ihrer Ämter aber beraubt seien? 3 Müsst ihr nicht diese und alle anderen Diener des Staates verletzen, wenn ihr die hergebrachten Ämter aufhebt, den gesetzlich gewählten Männern nicht vertraut und eine neue und bisher noch nie bestandene Amtsgewalt einem Mann übertragt, der in keinem öffentlichen Amte steht?

(17) Sollte je außer den jährlichen Magistraten ein weiterer zu wählen nötig sein, so haben wir dafür von alters her eine Institution: den Diktator. Aber auch diesen haben eure Väter nicht für alle Aufgaben und nicht länger als auf sechs Monate gewählt. 2 Bedarf es eines solchen, so könnt ihr, ohne die Gesetze zu verletzen, ohne euch des Leichtsinns in Beratung über das Gemeinwohl schuldig zu machen, Pompeius oder irgendeinen anderen zum Diktator wählen,78 nur soll er seine Gewalt nicht über die festgesetzte Zeit ausdehnen, nicht über die Grenzen von Italien hinaus! Denn es kann euch nicht unbekannt sein, dass auch darauf eure Väter streng hielten und dass man nur ein einziges Beispiel hat, wo ein Diktator für Sizilien gewählt wurde, ohne daselbst Krieg führen zu dürfen.79 3 Allein Italien bedarf keines Mannes mit solcher Befehlsgewalt, und euch wäre, ich sage nicht das Amt, sondern der bloße Name Diktator schon unerträglich. Dies beweist eure Entrüstung gegen Sulla. Wie ließe sich also rechtfertigen, jetzt eine solche Gewalt, auf drei Jahre, für alle Staatsgeschäfte in- und außerhalb Italiens aufzustellen? 4 Wie viele Gefahren daraus für die Staaten entspringen, wie viele schon durch gesetzeswidrige Herrschsucht unser Staatsleben verwirrt und tausenderlei Übel über uns gebracht haben, ist keinem von euch unbekannt.

(18) Was braucht es eines weiteren Beweises? Wer sieht nicht ein, dass es nirgendwo gut getan noch heilsam ist, einem Einzigen das Ganze anzuvertrauen, ihn zum Herrn all unserer Güter zu machen? Und wäre er der Beste, so müssten ihn zu große Auszeichnungen und übermäßige Gewalt übermütig machen und verderben! 2 Auch gebe ich euch zu bedenken, dass ein einziger Mann unmöglich das ganze Meer beherrschen, die Leitung des ganzen Krieges mit Erfolg übernehmen kann. Denn wollt ihr die Sache am rechten Ort angreifen, so müsst ihr sie allenthalben gleichzeitig bekriegen, damit sie sich nicht zusammenschließen, nicht ihre Schlupfwinkel bei den gerade nicht Angegriffenen suchen und euch entschlüpfen. 3 Hierfür aber reicht ein Mann auf keine Weise aus. Denn wie kann er an demselben Tag in Italien, Kilikien, Ägypten, Syrien, Griechenland und Hispanien, auf dem Ionischen Meer und auf den Inseln Krieg führen? Soll etwas Erkleckliches dabei herauskommen, so müsst ihr eine starke Mannschaft und viele Befehlshaber aufstellen.

(19) Wendet man aber ein, dass, wenn ihr auch einem Einzigen den ganzen Krieg übertrüget, dieser doch auf jeden Fall seine Admirale und Befehlshaber unter sich hätte; so antworte ich mit mehr Recht und mehr Bedachtsamkeit auf unseren Nutzen: Warum können nicht dieselben Männer, welche als Befehlshaber unter ihm stehen sollen, von euch selbst gewählt und mit unbeschränkter Gewalt bekleidet werden? 2 Denn so ließen sie sich den Krieg mehr angelegen sein, weil jedem sein eigener Teil zugewiesen wäre, und er einen Fehlgriff, den er machte, keinem anderen zuschieben könnte; sie würden einander vielmehr nacheifern, weil jeder, auf sich selbst gestellt, auch den Ruhm seiner Taten für sich zu ernten hoffen dürfte. Wer dagegen würde unter den Befehlen eines anderen ohne Widerrede den gleichen Eifer betätigen, wenn er nicht für sich, sondern für einen anderen siegen soll?

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9783843803038
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