Kitabı oku: «Teich-Gelüste», sayfa 3
»Führ mich ins Tal der Könige«, brachte er in vollster Erregung aus seinen zitternden Lippen hervor und genoss ihre sehnsuchtsvollen Blicke.
Mit feurigen Augen und bebender Stimme erwiderte sie erregt: »Nein, nein! Entdeck es selbst. Liebster, oh, du süßer Traum, der nie enden darf.« Sie war außer sich von seinem unstillbaren, unerfahrenen Verlangen, das in ihr diese unbezähmbare wonnige Lust entfachte und sie konnte ihre innerlich lodernden Flammen kaum noch bändigen.
Völlig losgelöst vom schweren Rum, den er mitbrachte und der ihr so ausgezeichnet mundete, wie der Liebestrunk himmlischer Götter, lag sie verzaubert da. Sie erquickte sich an seiner wohltuenden Nähe. Laura verspürte die Kraft, die seine starken Muskeln ausstrahlten und sie ließ wortlos, mit hitzigen Atemzügen, geschehen, wonach er verlangte. Zielstrebig schob sich seine Hand unter das, was sie noch bedeckte und befreite sie von dem Verlangen, seine Hand dort zu spüren. Um die zärtliche Liebe zu erfahren, an die sie sich kaum noch erinnern konnte.
Gierig schob er mit leichtem Druck ihre noch verschlossenen Schenkel auseinander und zog mit sanftem Spiel der Finger den hauchdünnen Slip zur Seite, der das Tal der Könige erahnen ließ, aber noch bedeckte. Sie spürte seinen heißen Atem, der auf ihrem lockig bewachsenen Flaum der Venushügelchen niederging, hinter denen voller Erwartung, ihr kochender Vulkan brodelte – wie heiße Magma. Seine Lippen küssten die verschlossene Pforte als wenn sie daran anklopften. Sie hob und senkte ihre Lenden, um mehr von seinen Lippen zu erhaschen und seine Zunge fuhr wie mit einem heißen Messer gezogen über den Eingang hinweg, der sich nur all zu leicht öffnete, um ihre Sehnsucht zu stillen.
Das unerfahrene Spiel, wie sie anfänglich annahm, entpuppte sich zu einer ekstatischen Aufladung ihrer Gefühle. Laura dürstete nach dem königlichen Zepter, welches er in seiner Unerfahrenheit bei sich noch versteckt hielt. Jan offenbarte sich der Blick, hinter die geöffnete Pforte, die er nur aus Büchern kannte und sich in seiner Phantasie ausmalte, wie es sein würde, sie zu öffnen. Doch alles war jenseits seiner Vorstellungskraft. Seine Zunge schleckte den Strom der feuchten Lava, die der Liebesgott bereit hielt, von dem rosigen Rand ihres erregten Vulkans, der sich in ein feuerrotes Inferno verwandelte und Laura an den Rand des irdischen Wahnsinns trieb.
Wie von Sinnen tastete sie nach der Lust, die er bei sich trug und bemerkte die Spitze des kochend heißen Drachenkopfes, der begierig nach ihren Fingern lechzte und sich ihr ganz langsam entgegen schob. Fassungslos erkundete sie das Objekt ihrer Begierde und sie konnte kaum glauben, was sie fühlte. Forschend erregt schoben sich ihre Finger über die blutdurchströmten Adern, fühlend hinab, bis sie endlich sein Ende erreichten und die weichen Löckchen, die er trug, an ihrer Fingerspitze kitzelten. Dieser gewaltige Stachel der Lust, der ihm gewachsen war, sprengte alles, was sie jemals gefühlt hatte. Sie umklammerte diesen göttlichen Zauberstab und war beseelt von seinem Ausmaß, welches nicht sein konnte. Und sie, sie war die Auserwählte, die sich an diesem unschuldigen Pfahl der Lust festhielt und sich als erste daran erquicken durfte.
Mit sanfter Kraft entfernte er ihr Höschen und streifte es über ihre langen Schenkeltäler, bis es sich zu Boden senkte. Sehnsüchtig hielt sie den wild pochenden Frischling fest umschlossen, soweit es ihr möglich war, um ihn sicher an den Rand des vibrierenden Vulkans zu führen. Ihre lustvollen Laute beschallten den Raum und übertönten das laute Knistern des glühenden Holzes, welches in dem Kachelofen lichterloh brannte.
Sein Herz erhöhte den Pulsschlag und es pochte in ihm im Takt der Leidenschaft. Ihr genussvolles Stöhnen irritierte Jan und er wurde noch etwas vorsichtiger in seinen Bemühungen, nichts Falsches zu tun. Doch mit aller Kraft zog sie seinen schweren Satan mehrfach über den glühenden Kraterrand. Sachte kreiste die Eichel über den weit geöffneten Vulkan und er spürte die angeschwollene Knospe, die sich voller Herzenslust nach der Kraft seiner ganzen Männlichkeit sehnte. Ihre lustvollen Laute signalisierten ihm, wie sehr sie ihn jetzt brauchte. Die unerfahrene, geballte Stärke seiner Muskeln trieben den Stachel der Liebe an und er sah die Sternlein am Firmament der Wonne, die seine Sinne in das Reich der Glückseligkeit entführten.
Wer weiß, wie unendlich lange diese genussvolle Reise dauerte, bis der königliche Stab seinen inneren heißen Kanal mit dem Saft der Liebe füllte und sich, in einer Verkettung von wilden Eruptionen, stoßweise entlud. Die Zeit dieses wundervollen Gefühls rauschte durch die Unendlichkeit seiner Liebe, die er für sie empfand und die er ihr schenkte. Befriedigt schmolz sie dahin wie ein in der Sonne liegender Eiswürfel.
Voller Freude, dieses Erlebnis der geballten jungen Dynamik in sich hinein zu saugen, beschlich sie die Angst, dass sich diese königliche Gabe herab beugte und sie vorzeitig verließ. Dieser so fürchterliche Gedanke erregte sie um so mehr. Sie krallte sich zärtlich in seine starken Lendenhügel, die den heißen Stab zu neuen Taten beflügelten. Im Rausch der Ekstase lud er sich auf wie ein Dynamo und war erneut bereit. Im Takt Liebe und ihrem fast ohnmächtigen Zustand lechzte sie vor Glück und Verlangen. Sie war jetzt süchtig nach seinen wilden Stößen und sie hoffte darauf, dass er den Garten der Lust nicht verlassen würde. Was der vom Glück verwöhnte königliche Gärtner auch nicht tat. Ihre glühenden Lippen suchten die seinen, und sie verbanden sich in inniger Liebe. Ängstlich, ja furchtsam zitternd, sterbend vor Begierde nach der Erfüllung ihrer Lust, die sie so intensiv noch nie erlebt hatte, ergossen sich ihre Freudentränen und rannen in dicken Kullern an den Rand seines Mundes. Er saugte die Tropfen des köstlichen Nass auf, wie ein verdurstender aus der erfrischenden Quelle einer Wüstenoase.
Jans Gefühle brachen wie ein heißer Sandsturm über ihn herein und sein erhabener Pharao stand inmitten des verheißungsvollen Palastes. Umgeben vom Lustgarten des Tals der Könige und sonnte sich, umhüllt von ihrer Leidenschaft, in der Wärme, die ihn umschloss und nicht freiließ. Über seinen Rücken zog der kalte Schauer seiner verlorenen Unschuld, hinab in den Stab der Verheißung, den sie nach der letzten Erleichterung tief befriedigt freigab. Sie lagen sich in den Armen und genossen das befreiende Gefühl der Begierde. Das Feuer, welches sie so unverhofft überrascht hatte, verglühte ganz langsam. Unendlich glücklich und beseelt schmiegten sie sich eng an einander, um nie wieder getrennt zu werden.
Jans Augen blickten verträumt zu den kleinen Scheiben des Sprossenfensters. Hinaus in das Meer der tanzenden Flocken. Lautlos rieselte die schneeweiße Pracht herab aus dem Blaugrau des von Wolken bezogenen Himmels. Der Wind spielte mit dem Schnee und trieb ihn gegen das eiskalte Glas des Fensters. Schemenhaft erschien das Gesicht seiner geliebten kleinen Katja vom großen Nachbarhof der Familie Stern. Dicke Tränen rannen ihr über die Wangen und ihr Gesicht verschwand in dem Weiß der tanzenden Flocken. Erschrocken schnellte er hoch, aber er sah nur noch das schneeweiße Treiben. Der pfeifende Wind klebte den flockigen Schnee an die Scheiben und bedeckte: »Das Fenster der Aale!«
Der erste Biss!
Wie auf Befehl bekam Jan einen tosenden Beifall von den Jungs. »So, Leute, wer ist der Nächte? Wer opfert sich freiwillig?« »Von wegen! Ihr kennt ja das Spielchen!« »War aber gerade so spannend«, bemerkte Erni grinsend.
»Also von mir bekommst du schon mal ein dickes Lob, was meint ihr?«
»Ja, doch«, pflichteten sie ihm bei: »ein dickes Lob war die Geschichte schon Wert.«
»Die hat er sich schon verdient«, meinte Leo. Er stand auf und sinnierte schmunzelnd: »Dein Alter war ja ein feines Früchtchen Jan. Kein Wunder, dass du direkt in seine Fußstapfen getreten bist.«
Huby äußerte schallend: »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, so lautet eine alte Bauernregel. Der Alte hat es ihm ja praktisch leibhaftig vorgeführt, wie man so eine einsame und verlassene Dame schnell rum kriegt.«
Leo philosophierte: »Was so ein Fläschchen Rum alles bewirken kann, kaum zu fassen. Dieser Schlingel hat die Pulle auch noch seinem Alten aus dem Ladenregal geklaut. Mein lieber Freund Jan, wer hätte das von dir erwartet.«
»Glatzköpfiger Pharao! Geile Idee! Jan, ich bin gespannt, was uns als nächstes noch für blühende Phantasiegeschöpfe begegnen?«, bemerkte Mano.
»Was passierte mit der schönen Laura, Jan? Hast du sie noch oft beglückt?«, raunte Erni ihm zu und grinste ihn frech an.
»Okay, Jungs!«, erwiderte Leo. »Ihr kennt ja alle die Spielregeln! Zuerst kommt die Entdeckung: Das aller erste Mal! Dann kommt die Liebe: Das aller erste Mal! Dann kommt: Was euch sonst noch so Merkwürdiges vor die Flinte kam.«
Hubertus von Hochdonn rief aufgeregt: »Eine Pose ist weg! Leo ich glaube, das war deine! Sieh mal nach den Angelruten.« Zwei der vier finsteren Gestalten erhoben sich aus dem feurigroten Schein des Grillofens.
»Ich denke, da hängt einer dran!«, rief Leo mürrisch. »Du stehst gerade so günstig. Schau mal nach!« Leo war in der Gruppe der Spezialist für alles, was Geldsegen und Angelgeschick betraf, er sorgte für die Jungs wie ein Vater für seine Söhne. Geschickt hatte er sie sich geangelt und sie wurden beste Kunden in seiner Bankfiliale. Leo war zehn Jahre älter, als der Rest der Truppe, das Alter der vier anderen unterschied sich lediglich um ein bis zwei Jahre und sie waren untereinander dick befreundet.
Jan de Miesrè saß links von Leo und schaute erschrocken in Leos Gesicht. »Mein Gott! «, stellte er im Schein des Feuers fest. »Bald sehe ich auch so aus. Verdammt!«
Es wirkte wie eine in Stein gemeißelte Statue, aus dem härtesten Granit der Alpen. Seine dicken Falten warfen tiefe Schatten. Sie durchzogen seine Wangen, wie Erosionsrinnen den angefressenen Fels, so wie sie nur der Sturm des Lebens hineinschleifen kann. Die einfallenden Mundwinkel wirkten tief eingegraben. Alles glich im schwachen Schein des Mondlichtes den schroffen Felswänden der weißen Klippen von Rügen.
Jan war, wie Leo, ebenfalls gelernter Banker. Aber er stellte sehr schnell fest, dass dies nicht sein Traumjob war. Er verspürte wenig Lust, den Rest seines Lebens damit zu verbringen, die Aktionäre der Bank reich zu machen. Das war nicht sein Ding. Lieber machte er sich selbst reich. Als junger Mann übernahm er die marode Klitsche seines Vaters, die der Alte so in Grund und Boden gewirtschaftet hatte, dass der Konkursverwalter sie ihm laut lachend für ein Butterbrot und ein Ei aus der Konkursmasse hinterher warf. Somit stieg Jan seiner Zeit in das Nussgeschäft ein und kontrollierte seit Jahren die Nussmafia im Hamburger Freihafen. Sein Geschäft bestand vornehmlich darin, die verplombten Nusscontainer aus dem Terminal des Hafens abzuholen, um die Nüsse mit veralteten Maschinen in kleine 250 bis 500 Grammtütchen abzupacken. Ein unüberschaubares Heer von türkischen Gastarbeitern erledigte diesen stupiden Job. Jan vermarktete die Nüsse dann an den Einzelhandel, meist zu Preisen, die fast den Erstellungskosten glichen, was in der Regel unterm Strich wenig Kapitalrendite abwarf. Die hohen Gewinne, die er trotzdem seit Jahren dabei erzielte, hatte er einem dummen, unangenehmen Zufall zu verdanken. Es begann mit einer der üblichen Reklamationen, um den Preis nochmals kräftig zu drücken. Doch diesmal lag es überhaupt nicht in seiner Verantwortung. Er stieß rein zufällig auf das jetzige Hauptgeschäft, was seinem Fast-schon-Pleite-Unternehmen den unverhofften Aufschwung bescherte. Die ganze Sache war so spielend einfach, dass man nicht drauf gekommen wäre, sie zu erfinden. Sie war es ja auch schon. Man musste nur im richtigen Moment zugreifen und diese Idee, aus Alt mach Neu, umsetzen. Jan wurde glatt mit der Nase darauf gestoßen, als der Handelsmanager ihn anrief und erbost fragte: »Jan de Miesrè! Was hast du uns mieses in die Tüten reingemurkst? In der Charge steckt sämtlicher alter Nussmüll der letzten zehn Jahre. Ich schick’ dir diesen ranzigen Dreck zurück. Die ganze Lieferung ist der letzte Schrott.« Worauf ihn blitzartig, in seinem schon sehr hellen Köpfchen, ein Lichtstrahl traf. Spontan ging es ihm auf, wie daraus ein lukratives Geschäft zu machen war.
Aus seiner Not heraus, berichtete er Leo davon. Leo war so clever, zückte seinen Taschenrechner und rechnete ihm eine um 25% höhere Rendite vor, welche unter dem Strich satte 30% Gewinn ausmachte. In vollster Überzeugung seines Plans, erhöhte Leo ihm die Kreditlinie und drehte ihm zusätzlich noch einen neuen Kredit an, damit die ganze Aktion durchstarten konnte. Bestens mit Kapital ausgestattet konnte Jan sämtliche unverkauften Nussprodukte in ganz Deutschland – nach der Weihnachtssaison – ganz generös für einen Spottpreis zurückkaufen. Der Handel war begeistert, diese so elegant auf einen Schlag wieder los zu werden und dankte es ihm mit neuen Aufträgen. Denn im neuen Jahr noch Nüsse aus der Weihnachtssaison zu handeln, war so unmöglich, wie im Winter den Eskimos noch Gefriertruhen zu verkaufen. Seither florierte sein Geschäft wie von selbst, die alten Nüsse wurden im folgenden Jahr zu 20% unter die neu geernteten Nüsse gemischt und zum Normalpreis verkauft.
Seinen Freund Mano bat er, ihm eine neue verkaufsfördernde Verpackung zu gestalten. Kein Problem für Mano. Als Inhaber einer Designagentur entwickelte er ihm flugs eine neue Marke mit einem neuen Packungskonzept. Mit einem bombigen U.S.P., einer super Werbeidee, kitzelte er auch noch eine 1 A Premium-Qualität heraus. Er entwarf ein entsprechendes Packungsdesign, welches den Verkaufsvorteil dick herausstellte. So einfach gelangte der alte unverkäufliche Schrott, runderneuert in neuer Designverpackung wieder dort hin, wo er zum Teil herkam. Zurück in den Handel und natürlich zu dem neuen Premiumpreis.
Mano war der Nächste in der Runde und wusste von diesen Machenschaften nichts. Er glaubte, dass dieser unheimliche Erfolg auf Grund seines neuen Konzeptes entstanden war und Jan bestärkte ihn auch voll darin.
»Was macht die Rute?«, fragte Jan de Miesrè. »Ich habe sie gleich«, kam spontan die Antwort. »Psst, nicht so laut – du Dussel, nicht dass sich der Fisch erschrickt und noch vom Haken reißt.« Alle schlichen behutsam etwas näher zum Ufer und waren gespannt, was Mano da am Haken hatte. Mit geschicktem Ruck zog er die Angel an, so dass der Fisch fest am Haken hing und wild hin und her schoss.
»Junge, der hat ein Tempo drauf!«, rief Mano freudig. »Hast du ihn auch sicher dran«, fragte Leo. »Ja, ja, gib schon den Kescher her!«, fluchte Mano. »Verdammt dicker Jonny! Pass bloß auf, dass der dir nicht abhaut«, meinte Erni, der gespannt die Szene verfolgte. Der unbändige Fisch dachte nicht daran, so schnell aufzugeben.
Mehrfach schoss er aus den glitzernden Fluten heraus und zischte ein Stück über die Teichoberfläche. Der schwache Lichtschein des Grills ließ seine rotsilbrigen Rückenflossen aufblitzen wie Sternschnuppen.
»Das ist ein Hecht. Ich schwöre euch. Gib noch mal ein Stück Leine, bevor sie durchreißt«, schrie Jan ihn aufgebracht an! »Ruhig, mein Junge! Ganz ruhig bleiben, den haben wir bald«, beschwichtigte ihn Leo zuversichtlich. Leo stand schon mit dem Kescher parat und hielt ihn bereit. Im flachen Uferwasser wartete er gespannt, was jetzt passiert. Manos Fisch tobte von neuem los und er hatte sichtliche Mühe den dicken Koloss an der langen Leine zu führen.
»Na, na, jetzt reicht es aber bald!«, ärgerte er sich. Mano zog noch mal mit einem festen Ruck die Leine an. Singend erklang der surrende Ton, rauschte vibrierend über den Teich, hinüber zum anderen Ufer und verlor sich in den Rohren der Schilfzone. Langsam beruhigte sich der überlange Kampf und die Gegenwehr des Fisches ließ nach. Mano zog ihn sachte in den flachen Uferbereich, wo er jetzt keine Chance mehr hatte, weil Leo ihn sogleich mit dem Kescher einfing, bevor er versuchen konnte, pfeilschnell wegzuschießen hing er im Netz. Mit wilden Flossenschlägen tobte er darin herum, so dass Leo große Mühe hatte, ihn an Land zu bekommen.
»Klasse, ein dicker Hecht!«, rief Jan blass vor Neid. »Wie viel, wiegt der Bursche Leo?« »Gib mal zuerst den Hammer her, raunte Leo ihm zu.« Erni stand an Jans offener Fischkiste und kramte den schweren Hammer hervor. Schwungvoll warf er ihn zu Leo, der ihn in letzter Sekunde auffangen konnte. Er erhob das gewichtige Werkzeug und schrie lauthals: »Eins, zwei, drei!«
Mit einem heftigen Schlag haute er zu, so dass dem Fisch die Schädeldecke einbrach. Es knackte und krachte fürchterlich laut. Der Fisch war sofort betäubt und gleichzeitig mausetot. Alle starrten auf das eingeschlagene Loch, aus dem das Blut herausströmte. Leblos lag er in dem Schein des Grillofens und muckste sich nicht mehr. Leo griff sich in gewohnter Weise die Angelschnur und wollte den Hecht hochreißen, doch dazu war er zu schwer. Singend zog sich die dünne Schnur durch seine Hand.
»Verdammt! Dreißig Pfund schätze ich, hat der Bursche drauf«, vermutete er selbstbewusst.
»Hey, lass mal sehen, wie lang der ist?«, fragte Huby und beglückwünschte Mano.
»Komm’, mach mal das neue Fass auf, ich habe einen stechenden Durst.«
»Verdammt, die Steaks sind gleich angebrannt!«, eilig raste Jan zum Grill und drehte sie um. »Ist gerade noch mal gut gegangen«, rief er beruhigend.
»Lass schon mal die Kugel roulieren«, forderte Jan Leo auf. Er fummelte die kleine Roulettekugel aus seiner Weste, die über 20 Taschen hatte, und Mano fragte: »Sag mal, was hortest du da alles in deinen Täschchen.«
»Angelhaken, Gewichte, Posen, Angelschnur, Pfeifen, Tabak, Kondome!«
»Wozu brauchst du in deinem Alter noch Kondome?«, fragte Erni neugierig mit einem gehässigen Grinsen.
»Als Tropfenfänger, du Dussel!«, rief Leo freudestrahlend.
»Wart mal ab, die Erfahrung sammelst du auch noch.« Alle lachten und stießen fröhlich gestimmt an.
»Achtung, es geht los«, Leo drehte mit seinen riesigen Pranken die Scheibe des Roulettes und ließ die Kugel roulieren. In rasantem Tempo sausten die Zahlen an ihren Augen vorüber.
»Ich bin gespannt darauf, wer jetzt der Glückliche ist«, rätselte Leo mit fragender Miene. Knatternd rollte die Kugel über die Segmente und hopste im Galopp in die Runde. Alles war still, nur das leise Knistern des Feuers und die Grillen untermalten die Spannung. Endlich beruhigte sich der Schwung und die Roulettescheibe drehte sich gemächlich im Kreis des Feuerscheins. Hops, hops und klick, klack, klick, hüpfte die Kugel über die Zahlenkette.
Während die Kugel ihre endlosen Kreise drehte, weil Leo sie mit seinen Pranken wie eine abgeschossene Gewehrkugel in Bewegung setzte, dachte Mano über die faszinierenden Erlebnisse von Jans Erzählung nach und überlegte, was Jan doch für ein feines Früchtchen ist. Es gab eine Menge Leute, die fanden, Jan sehe zum Fürchten aus. Mit seinem wuchtigen dunkelhaarigen Schädel, den tief in ihren Höhlen sitzenden dunkelgrauen Augen und einem Schnauzer über den üppigen Lippen, die in beunruhigendem Kontrast zu seiner markanten Hakennase standen.
Manchmal schien es, als gebe sich Jan auch mit allem, was er plante, die größte Mühe, Furcht, Schrecken und Tränen auszulösen. Einige seiner linken Aktionen jagten den Geschäftspartnern riesige Summen ab, die in seinem feingewebten Firmenund Immobiliengefecht spurlos verschwanden, um nie wieder aufzutauchen. Aber natürlich konnte er auch ganz lieb sein. Wenn er mit seiner kratzigen Stimme über einige seiner Schandtaten berichtete, wie ein unschuldiger kleiner Schuljunge, der eine großartige Leistung vollbracht hat und dafür eine gute Note erhielt, konnte man nicht glauben und begreifen, dass er seine Schachzüge so brutal durchzog. Denn die Anderen waren in seinen Augen zu blöd, sonst hätten sie sich ja gewehrt. Natürlich suchte er sich nur die Schwächeren aus, um sie nach Strich und Faden über den Tisch zu ziehen. Da es dabei immer um viel Geld ging, war Leo auch zur Stelle. Denn Geld wurde immer benötigt, um irgendwo Löcher zu stopfen, die in Jans undurchsichtigem Firmengeflecht entstanden. Sie waren oft so groß, dass er wie eine Spinne im Netz emsig damit beschäftigt war, sie schnell zu flicken. Doch die eiskalte Gier, mit der er sein Geld schnell wieder aus dem Fenster warf, zwang ihn, beständig nach dem nächsten Beutestück Ausschau zu halten, das sich in einer seiner dicht aneinander gereihten Netzfallen verfing. Er hockte auf den oft seidenen Fäden, die zu zerreißen drohten und lauerte auf den nächsten Blödmann, um ihn geschickt zu umgarnen und dann so schnell zuzuschlagen, dass der den tödlichen Biss überhaupt nicht bemerkte bis es zu spät war, sich zu wehren.
Mano kannte ihn in und auswendig. Jan de Miesrè stammte von Hugenotten ab. Vor 300 Jahren entkamen seine Vorfahren der Verfolgung durch die katholische Kirche und wanderten von Frankreich nach Ostpreußen aus. Kurz vor Beendigung des Krieges mussten sie von dort flüchten und kamen in einer der vielen kleinen Elbgemeinden unter. Mano fragte sich, was genau dieses Schlitzohr schon in dem jungen Alter mit dem Schuldenbuch und seiner Erpressung vor hatte. Er schaute in die Runde und meinte: »Was hattest du mit dem Schuldenbuch geplant?«
Jan strahlte aus seiner Visage und sagte: »Wart’s ab! Die Drehzahl verringerte sich, die ersten Farbfelder wurden sichtbar. Langsam zog die Scheibe ihre Kreise, bis sie anhielt und die Kugel genau vor Ernis Nase stehen blieb. Nachdenklich erhob er sich von seinem Sitz, zog das Manuskript unter seinem Hintern hervor und meinte: »Diese Story ist so eiskalt und brutal, dass ich sie schon mal gebührend angewärmt habe. Außerdem hat das Manuskript schon die ganze Welt gesehen. Immer wenn ich im Flieger saß, habe ich daran gearbeitet. Ich musste lange überlegen, wie ich die Geschichte benenne, weil sie so unterschiedlich und facettenreich ist. Aber bei der Vorspeise des Orientelhotels in Hongkong, es gab Lachsröllchen und der Kellner fragte mich in seinem gebrochenen Deutsch, wobei er das »R« immer als »L« aussprach: »Hell Elnie, leckele Lachslöllchen vielvelsplechend, schmeckt sehl gut«, da kam ich drauf, ich bedankte mich bei ihm mit einer Zehn-US-Dollar-Note. Der Titel ist: »Immer wenn der Lachs ruft!«