Kitabı oku: «Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins», sayfa 4

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Kapitel Sechs


Ich konnte nicht glauben, dass Yzebel mir den Armreif gab. Er war aus dickem Kupfer gemacht, war breit und kompliziert graviert. Die Mitte bestand aus einem großen Kreis, der ein Bild von etwas umschloss, das ich nicht ausmachen konnte. Je genauer ich schaute, desto mehr Details sah ich. Ich legte ihn an mein Handgelenk an, aber er glitt über meine Handherunter.

»Hier.« Yzebel griff nach dem Armring. »Lass es mich dir zeigen.«

Sie untersuchte ihn für einen Moment. Eine Lücke, die so breit bemessen wie ihr Daumen war, trennte die zwei Enden, die sich um mein Handgelenk bogen. Sie drückte die Enden aufeinander zu, ließ los, drückte sie dann noch einmal, brachte sie enger aneinander. Sie bedeutete mir meine Hand auszustrecken, ließ den Armreif dann ein wenig aufspringen, um ihn über mein Handgelenk zu schieben. Er passte genau, mit gerade genug Platz, um sich drehen zu lassen, aber nicht über meine Hand zu rutschen.

»Schön.« Ich streckte meine Hand aus, um ihn zu bewundern. »Es ist das Erstaunlichste, das ich jemals gesehen habe. Ich danke dir, Yzebel. Ich werde ihn niemals ausziehen.«

Ich winkte mit meinem Handgelenk zu Jabnet, so dass er die Schönheit davon sehen konnte. Seine Augen verengten sich auf eine hasserfüllte Art und Weise.

»Ich gehe ins Bett«, sagte er.

Seine Mutter wünschte ihm eine gute Nacht und er nahm unsere Lampe, um ins Zelt zu gehen.

Ich bewegte eine andere Lampe näher, um den Armreif im helleren Licht zu untersuchen. Plötzlich erkannte ich, was darauf eingraviert war.

»Elefanten!«, schrie ich auf.

Zwei Spalten fein gravierter Elefanten marschierten die Seiten hoch, in Richtung des runden Abschnitts in der Mitte. Das runde Stück bedeckte teilweise den letzten Elefanten auf jeder Seite, schenkte den Anschein, dass die Elefanten geradewegs daruntergegangen waren.

»Hast du die Elefanten gesehen?« Ich drehte mein Handgelenk Yzebel zu.

Sie lächelte und nickte.

Der runde Mittelteil enthielt einen kleinen polierten Bereich, der wie eine Bohne geformt war, mit etwas, das einem Stiefel ähnelte, der sich von der oberen Kante hineinstreckte. Flocken von Blau hingen an dem offenen Bereich, was mich denken ließ, dass es einst vielleicht gefärbt war, aber ich konnte die Bedeutung davon nicht ausmachen. Symbole schienen um die Außenseite des Kreises herum eingeschrieben zu sein, aber ich hatte kein Wissen über ihre Bedeutung. Ich fragte Yzebel, ob sie es wusste, aber sie schüttelte ihren Kopf.

»Was ist mit dem Weinkrug passiert, den ich dir für Bostar den Bäcker gegeben habe?«, fragte sie.

Meine Schulter sackten zusammen. Es hatte mir den ganzen Abendvor diesen Moment gegraut. Ich spielte mit meinem Armreif, entließ dann ein tiefes Seufzen.

»Du nimmst vielleicht den Armreif zurück, wenn ich es erzähle.«

»Nein. Du hast heute Nacht hart für mich gearbeitet. Er gehört dir. Als du so lange weg warst, habe ich Jabnet geschickt, um dich zu suchen, und er sagte, du hast meinen Weinkrug auf den Boden geworfen und bist weggerannt. Er hat mir die zerbrochenen Stücke zurückgebracht.«

»Das ist wahr, nehme ich an. Auf dem Weg zu Bostars Zelt habe ich die Elefanten Straße gekreuzt, wo all die Elefanten leben. Als ich diese schönen Tiere entlang beider Seiten des Pfads gesehen habe, musste ich mir das genauer ansehen. Ich dachte, ich würde nur ein kleinesStücklaufen, dann für deine Brotlaibe zu Bostar gehen. Aber dann habe ich Obolus gefunden und er war am Leben! Ich dachte, dass er sicher am Fluss gestorben war.«

Ich erzählte ihr davon, wie Obolus mich aus dem Fluss gezogen hat und rückwärts in den Baum gerannt war, dann bewusstlos dalag, nachdem er gefallen und sein Kopf auf den Felsbrocken aufgeschlagen war.

Offenbar war das überraschend für Yzebel. »Er ist gefallen?«

»Ja, ich dachte, ich hätte ihn umgebracht.«

»Warum warst du im Fluss?«

»Jemand hat mich letzte Nacht ins Wasser geworfen.«

»Warum?«

»Ich weiß es nicht. Es scheint, als ob ich für eine lange Zeit geschlafen hätte. Ich kann mich an nichts anderes vor dem Fluss erinnern. Ich bin unter Wasser gegangen und Obolus hat mich mit seinem Rüssel gepackt.«

Yzebel kaute ihr Brot und nahm einen Schluck Wein. »Aber du erinnerst dich nicht, wer dich in den Fluss geworfen hat?«

»Nein.«

Sie nahm ihren letzten Bissen vom Brot und hielt mich mit ihrem stetigen Blick fest. Schließlich sagte sie: »Fahr fort.«

»Als ich Obolus auf der Elefanten Straße gesehen habe, habe ich den Weinkrug fallen gelassen –« Ich hörte auf, um darüber nachzudenken. »Nein, Moment, der Krug zerbrach nicht. Er fiel zu Boden, aber ich bin sicher, dass er nicht zerbrochen ist, da ich ihn zerspringen gehört hätte. Als ich davon zurückkam Obolus zu sehen, war da nur eine große purpurne Schlammpfütze, also nahm ich an, dass er zerbrochen war, aber jetzt, da ich darüber nachdenke, dürfte er nur umgekippt und ausgelaufen sein, als ich ihn fallen gelassen habe. Dann kam jemand vorbei und hat den Krug weggenommen. Aber es ist trotzdem meine Schuld. Ich hätte ihn niemals fallen lassen dürfen.«

»Hmm. Ich habe diesen Stopfen fest hineingeschoben. Ich denke nicht, dass er herausgeknallt wäre, als er auf dem Boden aufschlug.« Yzebel blickte über ihre Schulter in Richtung des dunklen Zelts, wo Jabnet schlief, schaute dann wieder zu mir. »Aber du hast dennoch das Brot von Bostar bekommen?«

»Ja. Ich saß auf der Erde auf der Elefanten Straße und weinte, als jemand mich fragte, ob ich etwas verloren hätte. Ich schaute auf und sah Tendao dort stehen.«

»Tendao!« Yzebel lehnte sich zu mir hin, ihre Augen groß. »Woher kennst du Tendao?«

»Du hast mir von ihm erzählt.«

»Ich?« Sie richtete sich auf.

»Ja, heute, als ich zum ersten Mal hierherkam. Du hast gefragt, woher ich seinen Umhang habe.«

Sie schaute auf den Umhang, den ich noch immer trug, und lehnte sich auf den Tisch, brachte ihr Gesicht näher zu mir. »Sag mir genau, wie du dazu kamst Tendaos Umhang zu tragen.«

»Die Soldaten haben gelacht und sich am Fluss über den armen Obolus und mich lustig gemacht, nachdem er seinen Kopf an dem Felsbrocken angeschlagen hat. Ich verstand nicht, was geschehen war, und die Männer machten mir Angst. Ich machte mir Sorgen darüber, was sie mit mir tun würden. Mir war kalt und ich zitterte. Dann spürte ich seinen Umhang meine nackten Schultern berühren. Ich sprang weg, aber dann sah ich, dass es ein nett aussehender, junger Mann war. Er hatte keinen Bart und seine Augen waren von einem weichen Braun, genau wie deine. Er streckte mir den Umhang hin und –«

Yzebel unterbrach mich. »Wie alt, denkst du, ist er? In Hannibals Alter?«

»Nein«, sagte ich. »Jünger als Hannibal, aber älter als Jabnet. Ist Tendao Jabnets Bruder?«

Yzebel antwortete nicht; stattdessen studierte sie ihre Hände, die nun fest ineinander verschränkt waren. Nach einer Weile schluckte sie und blickte starr in die Dunkelheit hinaus.

Soweit ich wusste, begann mein Leben an diesem Tag. Aber so viel war geschehen: Obolus, der mich rettete; die drohenden Soldaten; der große Mann in der rot-violetten Robe, der einen Turban trug; Tendao; Jabnet; Yzebel; wieder Obolus, dieses Mal lebendig; Tendao, der mir ein zweites Mal half; Lotaz mit ihren vielen Armketten – aber keine schöner als meine; der große Sklave; das Mädchen, das Garn spann – ich war wegen ihr noch immer neugierig; der vergnügte Bostar; die lärmenden Soldaten zur Abendessenszeit; und Hannibal, der gutaussehende Hannibal. Er erinnerte mich an den Fluss, mächtig und tief. Aber der Fluss hat mich beinahe umgebracht, warum verglich ich ihn also damit?

»Es tut mir leid«, flüsterte ich Yzebel zu. »Ich muss lernen meinen Mund zu halten.«

»Ja.« Sie nahm meine Hände in ihre. »Tendao war Jabnets Bruder.«

Ich wollte wissen, was geschehen war, aber ich sah Yzebels Tränen. Nein, ich würde meine Neugier unter Kontrolle halten – fürs Erste.

»Komm.« Yzebel stand auf, wischte ihre Wange ab. »Es ist spät und wir müssen ein Bett für dich machen.«

Ein Vollmond schien über die Baumspitzen, erhellte Yzebels Tische in einem silberfarbenen Schimmer. Der Lärm des Lagers erstarb, während sich die Menschen für die Nacht niederließen.

Das Zelt hatte mehr Platz im Inneren als ich erwartete. Jabnet schlief auf einer Palette neben einem großen Wagenrad im Hinterteil. Ein weiteres Bett lag zur Rechten in der Nähe der Vorderseite.

Yzebel stellte die Lampe auf eine Holzkiste in der Mitte, öffnete ein Stoffbündel und lud drei Tierhäute ab; jede hatte eine Seite gegerbt und die andere Seite war mit dickem, weißem Fell bedeckt. Sie breitete diese auf dem Boden aus, gegenüber ihrem Bett.

»Wird das ein gutes Bett für dich sein?«

Ich nickte und lächelte. Es wäre in der Tat angenehm. Ich dachte, dass es ein weicher und warmer Ort zum Schlafen wäre.

Yzebel hob etwas anderes auf, das mit den Häuten herausgefallen war – ein Kleid. Sie schüttelte es aus und wich einen halben Schritt zurück. Sie schaute mich an, dann das Kleid. Es war eines ihrer Kleider. Der Saum fiel bis zu ihren nackten Füßen.

»Hol ein Messer von der Kochstelle«, sagte sie.

Ich rannte durch die Zeltklappe, schnappte ein Messer und eilte zurück.

Yzebel hielt das Kleid an meinem Körper hoch. »Halt es bis an deine Schultern hoch, so.«

Während ich das Kleid hielt, nahm Yzebel das Messer aus meiner Hand. Sie kniete auf der Erde, blickte hoch, um zu sehen, ob ich es noch immer auf die Weise hielt, wie sie angewiesen hatte, begann dann einen breiten Streifen vom unteren Teil abzuschneiden.

»Als die Priester vor sechs Sommern meinen Ehemann genommen haben«, sagte sie, während sie am Saum arbeitete, »haben sie auch Tendao mitgenommen. Er war nur ein Junge und ich habe ihn seit diesem Tag nicht gesehen. Als du an diesem Morgen zu meinem Zelt kamst, Tendaos Umhang trugst, war ich schockiert.« Sie stutzte den unteren Rand des Kleids zurecht, um das Kleid auszugleichen. »Dann hast du ihn wieder auf der Elefanten Straße gesehen. Jetzt will ich wissen, ob irgendjemand sonst ihn gesehen hat und warum er nicht nach Hause kommt.«

Sie stand auf, nahm mir das Kleid ab und sagte mir, dass ich den Umhang ausziehen sollte. Ich tat es und legte ihn auf mein Bett, hielt dann meine Arme nach oben, während sie das Kleid über meinen Kopf gleiten ließ.

Als sie zurücktrat, legte sie ihre Finger an ihre Lippen, versuchte sich davon abzuhalten zu kichern. Ich schaute an mir herunter und begann zu lachen. Jabnet rollte sich in seinem Bett herum, murmelte etwas und legte sich wieder schlafen.

Die Ärmel kamen über meine Hände herunter und das Gewand hing mehr wie ein Zelt als ein Kleid. Yzebel grinste noch immer, als sie das Stück aufhob, das sie von der Unterseite abgeschnitten hatte. Sie benutzte das Messer, um einen langen Streifen zu schneiden, bedeutete mir dann mich umzudrehen, legte den Stoffstreifen um meine Taille, raffte den ganzen Schlupf des Kleids am Rücken und knüpfte einen Knoten in den behelfsmäßigen Gürtel. Sie stand dann auf, zog die Kordel am Halsausschnitt fest, was es über meine flache Brust nach oben brachte, und band es in meinem Nacken. Als nächstes schnitt sie die Ärmel genau über meinen Ellbogen ab.

Ich wirbelte auf meinen Zehenspitzen herum, beobachtete, wie der Saum meines Kleids sich aufwölbte. »Ich danke dir, Yzebel.« Ich hielt an, schaute ihr ins Gesicht. »Es ist wundervoll.«

»Es ist nicht perfekt«, Yzebel hob die Stoffreste auf, »aber es wird genügen, bis wir ein Neues für dich machen.«

Während sie den Stoff und das Messer auf die Kiste legte, stand ich dort, schaute zu, wie sie ihre Dinge weglegte, und dachte daran, wie viel sie für mich getan hatte, als ob ich ein Teil ihrer Familie wäre, sprach sogar von einem neuen Kleid.

Ich rannte, um sie zu umarmen, und sie legte ihre Arme um mich und hielt mich für einen Moment.

»Nun«, sie schob mich auf Armeslänge weg, »sollten wir besser schlafen gehen. Als Erstes werden wir morgen frisches Fleisch finden gehen, Hartweizen, Wein und –«

»Brot von Bostar«, beendete ich für sie.

Wir lachten. Dann, bevor sie die Lampe ausblies, sagte sie mir, dass ich ins Bett gehen sollte.

Ich legte mich hin, zog Tendaos Mantel über mich und lauschte Yzebel, wie sie ins Bett ging. »Gute Nacht, Yzebel.«

»Gute Nacht … wie war der Name, den du für dich ausgewählt hast?«

»Obolus«, sagte ich. »Aber jetzt, da er am Leben ist, werde ich seinen Namen nicht nehmen. Ich denke, ›Liada‹ ist ein hübscher Name.«

»Liada?«, sagte Yzebel. »Wo habe ich diesen Namen schon einmal gehört?«

Tendao, wollte ich sagen, aber ich blieb still. Ich wollte nicht, dass Yzebels älterer Sohn der letzte Gedanke in ihrem Kopf war, bevor sie schlafen ging.

Nach einem Moment sagte Yzebel: »›Liada‹ ist ein guter Name für dich. Gute Nacht, Liada.«

»Gute Nach, Yzebel.«

Ich hob meinen linken Arm, aber es war zu dunkel, um den Armreif zu sehen. Also fuhr ich mit meinen Fingern entlang der Seiten und spürte die eingravierten Elefanten, wie sie ihren Marsch hoch zu dem mysteriösen Zufluchtsort machten. Ich fragte mich, wie viele unter dieser merkwürdigen runden Mitte des Armreifs waren.

Nach einem langen und ereignisvollen Tag war ich sehr müde, aber mein Verstand ging noch immer alles durch, was geschehen war. Ich dachte an Hannibal, Tendao und Obolus. Ich wusste, dass sie schlafen sollten und fragte mich, wo. Ich hatte keine Ahnung, wo Hannibal oder Tendao schliefen, aber ich wusste genau, wo Obolus war. Ich versuchte mir vorzustellen, wie er auf seinem Bett aus Stroh lag oder döste, während er stand und auf seinen Füßen schwankte.

Ich setzte mich auf meinem Bett auf und starrte auf Yzebel. Ich hörte nichts außer langsamer, gemäßigter Atmung und ich wusste, dass sie schlief. Ich hob also leise meinen Umhang auf, schlüpfte aus dem Zelt und ging im strahlenden Mondlicht in Richtung Elefanten Straße.

Als ich zum Pfad kam, der sich zwischen den Elefanten wand, fand ich ein paar von ihnen liegend vor, manche fraßen Heu, während einer mit seinem Rüssel Wasser aus einem Wasserloch aufsaugte, um es in seinen Mund zu spritzen. Einige dösten schlafend, während sie standen. Ich war überrascht so viele wach zu sehen. Ein großer Kerl versuchte eine Melone zu erreichen, die jenseits der Länge seines Rüssels gerollt war. Ich hob sie auf und, als sich sein Mund für mich öffnete, schob ich sie hinein.

Die friedliche Atmosphäre des Ortes war bemerkenswert. Diejenigen, die wach waren, schienen den Schlaf ihrer Mitelefanten zu respektieren, blieben ruhig, während sie fraßen oder sich umherbewegten, während sie von den Ketten an ihren Füßen eingeschränkt waren. Alle Elefantenbabys waren auf dem Boden ausgestreckt neben ihren Müttern, abgesehen von einem winzigen, das gesäugt wurde.

Ich sah keine Elefantenführer oder Wasserjungen, aber ich fand Obolus auf seiner Seite liegend, fest schlafend. Darauf bedacht ihn nicht zu wecken krabbelte ich in die Beuge zwischen seinem eingerollten Rüssel und Hals. Ich glättete mein neues Kleid, breitete Tendaos Umhang über mir aus und rollte mich ein, fühlte mich sicher und warm. Ich würde nur eine kleine Weile bleiben, dann zurück zu Yzebels Zelt rennen und in mein Bett gehen.

* * * * *

Ich erwachte zu Heustücken, die auf mein Gesicht fielen. Vom blassen Licht wusste ich, dass es bald dämmern würde, aber ich bemerkte nicht, wo ich war. Zuerst dachte ich, dass ich im Wald läge, zwischen zwei Bäumen. Die großen grauen Pfosten erhoben sich auf jeder meiner Seiten und trafen sich über meinem Kopf in einem gewaltigen, grauen, runzeligen Himmel. Ich kippte meinen Kopf zurück und sah einen großen Mund, der eine Armladung Heu mampfte.

»Obolus«, flüsterte ich. »Wann bist du aufgestanden?«

Der große Rüssel schwang in meine Richtung und streifte die Seite meines Kopfs. Ich ergriff ihn und spürte, wie er Luft einatmete, als er meine Hand beschnüffelte. Ich hielt mich fest, um mich hochzuziehen, und fand vor, dass seine Füße so eng an mir positioniert waren, dass es beinahe so schien, als ob er mich hielt. Ich wusste nicht wie, aber er hatte es geschafft sich zu erheben, ohne mich zu stören, stand dann über mir, während ich schlief.

Ich fuhr mit meinen Händen entlang der großen, gebogenen Stoßzähne, die sich weit vor ihm ausstreckten. Wenn es mir möglich wäre darauf zu liegen, würde mein Kopf noch immer nicht die Spitze erreichen. Er hatte zwei dieser beträchtlichen Stoßzähne auf jeder Seite seines Rüssels. Sie erinnerten mich an wunderschöne Zähne, die bei Berührung sehr glatt waren.

»Wie ich sehe, frühstückst du bereits, mein Freund.«

Er machte ein rumpelndes Geräusch tief in seiner Brust und ich hörte auf Anhieb ein beinahe identisches Geräusch von quer über dem Weg, gefolgt von einem schweren, dumpfen Schlag. Obolus hob seinen Fuß und ließ ihn fallen, machte einen sogar noch lauteren dumpfen Schlag. Ein antwortender dumpfer Schlag kam von weiter oben vom Pfad. Ich wusste nicht, was sie sagten, aber diese großen Tiere führten eine Unterhaltung. Da war ich mir sicher.

»Hast du meinen Armreif bemerkt?« Ich hielt mein Handgelenk hoch, so dass er ihn sehen konnte. Er blinzelte und griff nach mehr Heu. »Siehst du die Melone dort drüben?«

Ich deutete über den Pfad auf eine große grüne Wassermelone, die neben dem Heuhaufen eines weiteren Elefanten lag. Ich war nicht sicher, ob er dorthin schaute, wo ich zeigte, aber sein Rüssel kringelte sich um meinen Unterarm.

»Ich werde sie für dich holen, dann muss ich gehen. Yzebel und ich haben an diesem Morgen eine Menge Arbeit zu tun und ich muss mich beeilen zum Zelt zurückzukommen, bevor sie aufwacht.«

Ich blickte an der Elefanten Straße hoch und runter, um sicherzustellen, dass keiner der Männer in der Nähe war, dann rannte ich über den Pfad, schnappte die Melone und rannte zurück zu Obolus. Er hob sofort seinen Rüssel und öffnete seinen Mund. Ich konnte nicht sicher sein, aber ein großes Lächeln schien auf seinem Gesicht zu sein, als ich die Melone in seinen Mund schob. Als er seinen Kopf nach hinten neigte und sie knirschend kaute, machte er mit seinem erhobenen Rüssel ein komisches Geräusch. Das brachte ein tiefes trompetendes Geräusch vom vorigen Besitzer der Melone, gefolgt von einem Fußstampfen von jedem von ihnen. Ich hoffte, ich hatte keinen Streit zwischen den zwei großen Kerlen begonnen.

Ein Wispern von Lavendel tünchte den östlichen Himmel, als ich Tendaos Umhang aufhob und das Heu abschüttelte. »Auf Wiedersehen, Obolus. Ich muss zurück zu Yzebels Zelt eilen. Aber ich werde bald zurück sein, das verspreche ich.«

Kapitel Sieben


Als ich vor der Dämmerung zurück zu Yzebels Tischen kam, war alles ruhig. Ich benutzte das Schüreisen, um durch die Kohlen zu rechen, fand ein paar glimmende, glühende Holzstücke. Mit ein wenig Anzündholz und ein paar Atemhauchen erblühte das Feuer. Ich fügte größere Stöcke hinzu, erweckte das Feuer zu Leben.

Yzebel kam heraus und streckte sich. »Guten Morgen.«

»Guten Morgen. Soll ich mit dem Frühstück beginnen?«

Sie blickte in Richtung Osten, wo die Sonne bald über die Bäume brechen würde. »Es ist am besten früh Vorräte zu handeln, während es noch eine gute Auswahl an Gegenständen gibt.«

Jabnet schlief noch immer, als wir gingen.

Ein Lederbeutel, der an einer Schnur um Yzebels Taille festgemacht war, hielt alle Münzen, Ringe und Schmuckstücke, welche die Soldaten in der Nacht zuvor auf ihren Tischen hinterlassen hatten.

Wir fanden den Abdecker an seiner Werkbank an einem Bach in der Nähe der Mitte des Camps. Ich blieb still und beobachtete, während Yzebel über verschiedene Fleischzuschnitte feilschte. Sobald sie mit dem Hammel und dem kleinen Schwein zufrieden war, die er ausgegeben hatte, stritten sie viel über den Wert des Schmucks, den sie als Bezahlung anbot. Schließlich warf sie einen Goldring in den Handel und verlangte drei lebendige Hühner zusätzlich zum Fleisch. Der Abdecker untersuchte den Ring für eine lange Zeit, bevor er der Transaktion zustimmte. Yzebel bat ihn dann die Kiste, worin die Hühner eingepfercht waren, miteinzuschließen.

Auf dem Weg zurück zu Yzebels Zelt balancierte ich die Kiste mit gackernden Hühnern auf meinem Kopf, während sie das geschlachtete Schwein auf ihrer Schulter trug. Wir würden für den Hammel einen zweiten Ausflug machen müssen.

»Also das«, sagte Yzebel in einem trällernden Ton, »ist, was ich einen guten Handel nenne.« Ihre Stimme hob und senkte sich in einer Melodie aus Worten. »Wir haben nicht nur die doppelte Menge an Fleisch bekommen, als wir wollten, sondern auch die Hühner.« Sie lehnte sich herunter, um mich unter der Kiste anzuspähen. »Was hältst du davon, Liada?«

»Ich dachte, dass du eine Menge für die eine Münze, zwei Halsketten und einen kleinen Goldring bekommen hast, aber ich wollte nicht sprechen, während du mit dem Mann handelst.«

»Ja.« Yzebel richtete sich auf und verlagerte ihr Schwein auf ihre andere Schulter. »Es ist gut für dich zu beobachten und zu lernen. Du musst nicht nur die Qualität der Dinge kennen, um die du handeln willst, sondern auch den Wert der Gegenstände im Austausch.«

Wir kamen am Zelt an und Yzebel rief nach ihrem faulen Sohn, so dass er aufwachte. Sie musste ihn noch einmal rufen, bevor er schließlich sich die Augen reibend in den Sonnenschein stolperte.

Er murrte etwas, das ich nicht verstehen konnte, als sie ihm sagte, dass er über das Schwein und die Hühner Wache halten sollte, während wir losgingen, um das restliche Fleisch zu holen.

Auf dem Weg zurück vom Abdecker hielten wir in der Nähe des Fußes vom Steinklopf Hügel an, um noch um Rosinenwein und Hartweizen zu handeln. Unsere Arme waren vollbeladen, als wir zum Zelt zurückkehrten.

Ich konnte von der Länge unserer Schatten sehen, dass es beinahe Vormittag war.

»Sie hat dein Kleid gestohlen«, sagte Jabnet, während wir die Vorräte auf dem Tisch auslegten.

Yzebel griff nach einem Krug und goss Wein für mich und sie ein. »Nein, hat sie nicht.«

»Warum trägst sie es dann?«

»Jabnet.« Yzebel nahm den Wasserschlauch auf, um meinen Wein mit einem großen Maß Wasser zu verdünnen. »Sie trägt es, weil ich es ihr geschenkt habe. Du machst mich mit deinen törichten Fragen müde. Geh in den Wald und sammle Feuerholz, so dass wir zu kochen anfangen können. Ich brauche außerdem einen starken Zweig, um das Schwein über dem Feuer zu rösten. Hol keine Kiefer; der Saft ruiniert den Geschmack des Fleischs.«

Jabnet murmelte mir etwas zu über Saft, als er zwischen uns ging. Yzebel hob ihre Hand und ich dachte, dass sie ihn packen würde, aber sie schüttelte einfach ihren Kopf und verdrehte ihre Augen zum Himmel. Sie lächelte mich an und steckte eine verirrte Locke hinter ihr Ohr.

Als wir unsere Getränke beendetet haben, gab sie mir zwei Kupferstücke, eine winzige Goldkette und ein paar in eine Schleife gelegte Silberohrringe. »Geh zu Bostar«, sagte sie. »Sag ihm, dass wir sieben Brotlaibe brauchen.« Sie zögerte einen Moment. »Nein, hol heute acht Laibe. Zeig ihm die Münzen und den Schmuck und er wird nehmen, was er braucht. Er ist der einzige Händler im Lager, dem du auf diese Weise vertrauen kannst. Bostar nimmt niemals mehr als der Wert seines Brots. Lerne von ihm, worauf man bei einem Mann achten sollte; er ist einer der Besten.« Sie lud ihre restlichen Münzen und Schmuck auf einem viereckigen Tuch ab und reichte mir ihren leeren Geldbeutel.

»Wer noch?«, fragte ich, während ich den Schmuck für Bostar in den Geldbeutel legte.

Yzebel lachte und faltete den Stoff in ein Säckchen, der den restlichen Schmuck enthielt. »Lass gut sein. Wenn einer vorbeikommt, werde ich ihn dir zeigen.« Sie steckte den Beutel hinter die Bänder ihrer Schürze, zog dann den Gürtel meines Kleids enger. »Du siehst, wo die Sonne ist?«

Ich schützte meine Augen vor der Sonne und schaute mit zusammengekniffenen Augen in den Himmel. »Es ist beinahe Vormittag.«

»Sei zurück, bevor die Sonne die Baumspitzen erreicht.«

»Das werde ich. Keine Sorge.«

* * * * *

Auf dem Weg zu Bostars Zelt traf ich auf das Sklavenmädchen vom Tag zuvor. Sie saß auf einem kleinen Schemel außerhalb des schwarzen Zelts mit einem Korb mit Baumwolle neben sich. Ich hielt an, um zu beobachten, wie sie einen zugespitzten Stock, der nicht länger als ihr Unterarm war, aufhob. Ein Spinnwirtel aus Ton, wie ein kleines Rad, war in der Nähe eines Endes des Stocks montiert. Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln und nahm eine Baumwollkapsel aus dem Korb, pflückte einige Samen ab, kitzelte ein paar Faserstränge heraus und verband sie mit der Länge des Garns, das bereits um den Schaft ihres Werkzeugs herumgewickelt war. Sie wirbelte dann den schweren Wirtel und begann ihn mit Fasern von den Baumwollkapseln zu füttern, während neues Garn sich um den Spinnschaft schlang.

Das Mädchen war so fachmännisch bei ihrer Aufgabe und ihre Finger so rasch und flink, das Garn schien von selbst länger zu wachsen. Sie nahm mehr Baumwolle aus dem Korb, entfernte die Samen, kitzelte die Fasern heraus und arbeitete sie in die Schnur aus Garn, während sie die ganze Zeit über den Spinnwirtel wirbeln ließ.

Als das Werkzeug schneller in Richtung Boden wirbelte, stand sie auf und fütterte mehr Baumwolle an das Ende des Garns. Bald hielt sie den Spinnstock an, der von dem Garn, das sich um den Schaft schlang, fett in der Mitte angewachsen war, band dann das Ende des neuen Garns an eine neue Schnur, die bereits zu einemKnäuel gerollt war, und begann das Garn vom Schaft abzurollen und es dem anwachsenden Knäuel hinzuzufügen.

»Tin tin ban sunia«, sagte sie und reichte mir den Schaft.

Das Brandmal verunstaltete ihr hübsches Gesicht. Lotaz’ Sklave hatte auch ein Brandzeichen, aber seines war ein anderes Symbol und war vor langer Zeit vernarbt. Dieses Brandzeichen des Mädchens sah wie ein Pfeil mit drei Spitzen aus und es hatte eine sich windende Schlange als Schaft. Das abstoßende Brandzeichen schien neu zu sein und noch nicht vollständig verheilt.

»Was?«, fragte ich.

»Tin tin ban sunia.« Sie zerrte am Garn, das noch um den Schaft geschlungen war.

»Tin bim suny?«

»Tin tin ban sunia.«

»Tin tin ban sunia«, sagte ich und hielt die Enden des Schafts locker in meinen Händen, so dass er frei rotierte.

Das Sklavenmädchen nickte und machte sich an die Arbeit das Garn auf den Knäuel zu wickeln, während ich den Schaft des Werkzeugs hielt.

»Ich verstehe nicht, was das bedeutet.«

Als der Rest des Garns vom Schaft kam, nahm sie ihn mir ab und begann eine neue Schnur zu spinnen.

»Kennst du die Frau, die Lotaz genannt wird?«, fragte ich.

Das Sklavenmädchen drehte den Spinnwirtel und arbeitete den Faden länger und länger, ignorierte mich scheinbar.

»Lotaz hat langes, lockiges Haar«, sagte ich. »Und sie macht Farbe auf ihre Lippen und Wangen.«

Ich nahm eine Baumwollkapsel vom Korb, entfernte die Samen und kitzelte ein paar neue Fasern heraus, wie ich es das Mädchen tun gesehen habe. Sie nahm mir die Baumwolle ab und arbeitete sie rasch in ihre Garnlänge. Ich nahm eine weitere Kapsel auf und wir machten uns an die Arbeit, aber sie reagierte zu keiner Zeit auf irgendeines meiner Worte.

»Kannst du hören, was ich sage?«

Keine Antwort.

»Deine Haare stehen in Flammen!«

Sie nahm eine weitere Baumwollkapsel aus meiner Hand, aber sagte nichts.

»Es gibt einen abscheulichen Soldaten, der hierher rennt, um uns in kleine Stückchen zu hacken und uns an die Löwen zu verfüttern!«

Noch immer nicht die geringste Reaktion. Schließlich sagte ich: »Tin tin ban sunia.«

Das Mädchen lächelte. Offenbar konnte sie hören und sie war mit dem, was ich zu ihr gesagt habe, zufrieden, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich gesagt hatte.

Wir fuhren auf diese Weise fort; sie machte Garn, während ich die Baumwolle herauskitzelte und weiter über das Lager, Yzebel, Obolus und meinem Abenteuer mit dem Weinkrug schwatzte. Ich erzählte ihr sogar, dass ich Hannibal gesehen hatte und wie gutaussehend er war.

Ich dachte, sie war ungefähr in meinem Alter, zwölf Sommer, vielleicht ein wenig jünger, gertenschlank und weniger als zwei Pfeile groß. Ihr Teint war dunkler als Zimtpfirsich, mit Augen, die dunkel wie die Nacht im Wald waren. Sie sprach kein Wort und erkannte niemals meine Anwesenheit an, ausgenommen wenn sie die Baumwollkapseln aus meiner Hand nahm und in ihr Garn arbeitete.

Bald hatten wir den Korb mit Baumwolle in drei große Garnknäuel verwandelt. Das Mädchen legte sie in den Korb, hob ihn dann auf und ging an mir vorbei.

»Tin tin ban sunia«, sagte sie.

Soweit ich wusste, konnte es bedeutete haben »Auf Wiedersehen, schön dich zu kennen« oder »Ich bin jetzt fertig, du kannst gehen« oder »Bitte belästige mich nicht wieder.«

Während ich im Schneidersitz auf der quadratischen Matte saß, wo ich während der letzten zwei Garnknäuel gewesen war, starrte ich das Mädchen an, das von mir davonging, fühlte mich verlassen.

Nach ein paar Schritten hielt sie an, schaute zurück und sagte mit einem großen Lächeln: »Tin tin ban sunia.« Sie neigte ihren Kopf in die Richtung, in die sie losgegangen war, als ob sie sagen wollte: »Komm schon. Worauf wartest du?«

Ich sprang auf und rannte, um neben ihr zu gehen. »Tin tin ban sunia?«

Sie deutete den Pfad hinauf und gab mir einen Griff des Korbs, so dass wir ihn zwischen uns trugen. Der Pfad führte einen steilen Anstieg hinauf, wo er sich dann durch einen Kiefernwald auf der dunklen Seite von Steinklopf Hügel wand. Die Zelte und Baracken unterhalb wichen Hütten, die aus Holzstämmen gemacht waren, mit Dächern aus strohgedeckten Zweigen. Es schien, dass wir die ärmere Nachbarschaft verlassen hatten und in eine wohlhabendere gegangen waren.

Die Hütten lagen weit auseinander und niemand schien in der Gegend zu sein. Untenherum ging der Lärm der Aktivität weiter, mit vielen Menschen, die ihren Geschäften nachgingen, aber dort im Wald war alles, was ich hörte, die Brise in den Baumspitzen und ein einsamer Rabe, der in der Ferne krähte.