Kitabı oku: «Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins», sayfa 6
Kapitel Neun
Die vier Soldaten stolperten zu einem Tisch und fielen auf die Bänke. Sie stießen eine Lampe um und das flammende Öl breitete sich rasch über dem Tisch aus, entzündete ein kleines Feuer und ließ sie in einen Lachanfall ausbrechen. Jabnet wich zurück und ich tat es auch, wusste nicht, was ich tun sollte.
Yzebel entfernte ihre zerlumpte Schürze und erstickte die Flammen. Die Männer applaudiertem ihrem geistreichen Trick, hämmerten dann auf den Tisch nach Essen und Trinken.
Jabnet ersetzte die umgestürzte Lampe und gab ihnen die letzten drei Schüsseln Essen. Als ich eine leere Schüssel zum Tisch für den vierten Mann brachte, um etwas des Essens zu teilen, hatten sie bereits das verschlungen, was unser Abendessen hätte sein sollen.
»Aufgepasst!«, schrie der Mann, den ich wiedererkannt hatte. »Das hässliche Elefantenmädchen wird uns zu Fall bringen, wie sie es mit allen Biestern des Walds tut.«
Seine Freunde fanden seine Bemerkung sehr originell und offenkundig dachte Jabnet auch, dass es witzig war, weil er hinter meinem Rücken lachte. Der großmäulige Soldat war derselbe, der sich über mich lustig gemacht hat, als Obolus mich aus dem Fluss zog. Seine grauen Knopfaugen lagen zu nahe beieinander zu einer verdrehten Nase und seine wenigen verbliebenen Zähne waren schief, kaputt und gelb. Sein Haar ähnelte einer wirren Masse toten Unkrauts und ich fragte mich, warum es nicht wie sein zotteliger Bart war. Ich mochte ihn oder seine Freunde nicht und wünschte, dass er mich nicht »Elefantenmädchen« nennen würde.
Ich wusste, dass es weiser gewesen wäre wegzugehen, aber stattdessen schenkte ich ihm meinen fiesesten Blick. Er lachte mich einfach weiter aus.
»Oh-oh«, sagte einer der anderen Soldaten. Die drei mittleren Finger seiner linken Hand waren abgehackt worden, was nur seinen Daumen und kleinen Finger ließ, welche er wie eine Krabbe benutzte. »Sei vorsichtig, Sakul, sie wirft dir den bösen Blick zu.« Er klickte mit seinen Krabbenfingern in meine Richtung.
Mehr Gelächter. Ich stand so nahe bei Sakul, dass sein fauler Geruch mir schlecht werden ließ. Er konnte sich einfach ausstrecken und mich ohrfeigen oder mit seiner Faust umhauen, genau wie der fette Mann es Tin Tin Ban Sunia angetan hatte. Andererseits könnte ich ihn ebenfalls schlagen oder sein Gesicht zerkratzen und das würde ich vielleicht, wenn er nicht die Klappe hielt. Meine Hände waren so fest verkrampft, dass ich spürte, wie meine Fingernägel in meine Handflächen schnitten.
»Liada!«, rief Yzebel von der Kochstelle. »Komm und hilf mir.«
Ich starrte in Sakuls Wieselaugen, bemerkte, dass sie seicht und wässrig waren, genau wie sein benebeltes Gehirn.
Nachdem ich den Tisch verließ, hörte ich einen der Männer sagen: »Du bist knapp mit deinem Leben davongekommen, Sakul.«
»Schneid diese letzten zwei Melonen für sie auf«, sagte Yzebel. »Und ich werde sehen, ob ich ein wenig mehr Fleisch von den Knochen des armen Schweins schneiden kann.«
Ich hob ein Messer von der Kochstelle auf. »Wir geben ihnen keinen Wein. Sie hatten genug.«
Jabnet kicherte und ging zu einem anderen Tisch, brachte einen frischen Krug mit Rosinenwein und vier Trinkschalen zu den Männern.
Ich schob mein Messer in eine fette Melone, um sie aufzuschneiden. Nachdem ich die Samen ausgehöhlt und sie auf die Erde geworfen hatte, stach ich auf eine weitere ein.
»Liada«, sagte Yzebel mit leiser Stimme. Ich blickte sie an. »Ich glaube, diese Melonen sind bereits tot«, sagte sie und schenkte mir ein Zwinkern.
Ja, ich hatte eine Schweinerei aus ihnen gemacht. Ich brachte die vier gelben Hälften zum Tisch, hackte sie in Stücke und warf sie in den Freiraum zwischen die Männer. Sie schienen Freude daran zu haben wie Tiere gefüttert zu werden, konkurrierten miteinander, um zu sehen, wer die ekelhaftesten Geräusche machen konnte. Möglicherweise würde ein Trog auf dem Boden besser zu ihren Essgewohnheiten passen.
»Es ist nicht mehr viel übrig, Jungs.« Yzebel hob Scheiben des gerösteten Schweins mit ihren Fingern hoch und ließ das Fleisch in ihre Schüsseln fallen. »Ihr seid ein bisschen spät zum Abendbrot gekommen.«
Als sie sich über das Ende des Tischs beugte, um nach einer Schüssel zu greifen, legte Sakul seine Hand auf ihre Seite. »Dein ausgezeichnetes Essen ist nicht die einzige Sache, die den Appetit eines Mannes speist.«
Yzebel richtete sich auf und ich dachte, sie zog ihre Hand zurück, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen, aber sie steckte nur eine verirrte Haarlocke hinter ihr Ohr. Zu meiner Überraschung schenkte sie ihm ein süßes Lächeln.
»Sakul«, sagte Yzebel, »ich dachte dein einziges Vergnügen läge darin den Speer zu werfen und wehrlose Dörfer zu plündern?«
Zwei seiner Kameraden brachen in Gelächter aus und nach einem Moment begriff auch der Krabbenhändige und schloss sich ihnen in der Ausgelassenheit an, winkte mit seiner deformierten Hand, als ob er nach Fliegen in der Luft schnappte.
»Den Speer zu werfen ist in Ordnung«, sagte Sakul, »aber das ist nicht mein einziges Talent.«
Das brachte Gemurmel der Bewunderung von seinen Mitsoldaten, dann schnaubendes Gelächter.
Ich fand nichts an seiner Bemerkung lustig. Ich schaute zu Jabnet, während er mit den betrunkenen Männern mitlachte, offensichtlich vorgab das Geplänkel der Erwachsenen zu verstehen.
»Liada«, sagte Yzebel. »Bring diesen feinen Schaftmännern einen Laib Brot.« Sie lächelte Sakul einmal mehr an, überließ sie dann deren Mahlzeit.
Als ich das Brot auf ihren Tisch fallen ließ, packte Sakul mein Handgelenk und verdrehte es, zwang mich auf die Knie. Ich biss die Zähne zusammen und starrte zu ihm hoch, weigerte mich aufzuschreien.
»Sogar ein unwissendes Sklavenmädchen weiß genug, um das Brot eines Mannes zu schneiden«, knurrte er. »Ich sollte dir dein –«
»Genug, Sakul!« Yzebel eilte zurück an den Tisch. »Lass sie los.«
Sakul drehte sich, um Yzebel anzuschauen, die ihn anfunkelte, während sie nah bei ihm stand. Ihre rechte Hand war hinter ihm außer Sicht. Nach einem Moment grinste er und ließ mein Handgelenk los, schob mich rückwärts in den Schmutz.
»Weißt du von Tashid und Glotel?«, fragte Yzebel ihn.
Ich stand auf und rieb hinter meinem Rücken mein Handgelenk, trat dann zu Yzebel hinüber.
»Ja«, sagte Sakul. »Ich kenne diese zwei Melonenköpfe.« Er behielt seine Augen auf mir. »Sie sind nichtsnutzige Pfeilschleuderer von der zweiten Truppe.«
»Und wo nehmen sie ihr Abendbrot zu sich?«
»An Sojas Tischen, schätze ich.«
»Was gibt Soja ihnen zu essen?«, fragte Yzebel.
»Getrocknetes Pferdefleisch und altes Brot.« Sakul schaute in seine Schüssel mit zartem gebratenem Ferkel. »Dasselbe, das jeder bekommt, wenn sie an ihre Scheunen-Tische gehen.«
»Gibt sie ihnen jemals Lammeintopf?«
»Nein.«
»Und was zu trinken?«
»Diesen schrecklichen Feigenessig, den sie Wein nennt.«
»Ja«, sagte Yzebel. »Diese zwei Schleuderer sind nicht länger an meinen Tischen willkommen, weil sie zänkisch, gemein und obszön und beleidigend sind. Dein Name könnte der Liste hinzugefügt werden, wenn du noch einmal Hand an meine Kinder anlegst oder sie wie Sklaven behandelst.«
Sakul murmelte etwas und nahm einen Schluck von seinem Wein.
»Du kannst mich behandeln, wie es dir gefällt, aber rühr meine Kinder nicht an«, fuhr Yzebel fort, legte ihre freie Hand auf meine Schulter. »Verstehst du mich, Sakul?«
Er donnerte seine leere Trinkschale auf den Tisch und hob den Brotlaib auf. »Selbstverständlich.« Er reichte mir den Laib. »Nun, wird das herzallerliebste kleine Elefantenmädchen bitte mein Brot schneiden?«
Sein Tonfall war ein bisschen zu süß, aber ich nahm den Laib und begann in Richtung der Kochstelle zu gehen, um ein Messer zu holen.
Yzebel hielt mich auf. »Hier«, sagte sie, reichte mir das Messer, dass sie in Sakuls Rücken gehalten hatte.
Seine Augen wurden beim Anblick des Messers, das hinter ihm zum Vorschein kam, groß, aber dann lachte er und klatschte auf den Tisch, was die Schüsseln und Lampe auf den Holzplanken hüpfen ließ.
»Yzebel!«, schrie er. »Du musst dich mir auf unserem nächsten Schlachtfeld anschließen. Wir könnten da draußen zusammen eine nette Zeit haben.«
»Ja, Sakul. Sobald du kochen lernst, soll ich lernen Menschen zu töten.«
Das erschien den Männern komisch, aber ich dachte nicht, dass sie es als Witz meinte.
Yzebel ging zurück zur Kochstelle.
Nachdem ich das Brot geschnitten habe, begann ich die Tische zu säubern, blieb weg von den Männern.
Als Sakul nach einer weiteren Schüssel rief, zusammen mit einer brennenden Kohle vom Feuer, schaute ich zu Yzebel, die mir zunickte es zu tun. Ich benutzte einen Stock, um eine glühende Kohle aus dem Feuer und in die Schüsselzu arbeiten, fragte mich, was er vorhatte. Ich brachte sie ans Tischende, legte sie ab und ließ sie zu Sakul rutschen. Er schenkte mir ein wölfisches Grinsen, griff dann nach der Schüssel, band einen Beutel von seinem Gürtel auf und nahm eine Handvoll getrockneter Blätter heraus, welche er in die Schüssel über die heiße Kohle krümelte, während seine Freunde mit wachsendem Interesse zusahen. Er hob dann die Schüssel an seine Lippen und blies sanft, bis ein dicker grauer Rauch in die Luft waberte. Sakul atmete den Rauch tief ein und schloss seine Augen. Nachdem er für einen Moment den Atem angehalten hat, öffnete er seine Augen und reichte die Schüssel über den Tisch an einen seiner Kumpane. Der andere Mann wiederholte das Ritual, dann streckte der Dritte seine Hand nach der Schüssel aus.
Ich bekam eine Duftwolke des Rauchs ab; es roch wie ein totes Tier. Ich spürte, wie mein Magen schlingerte und ich musste weg. Ich ging dazu zurück Tische zu säubern, während die Männer bei jeder närrischen Sache, die einer von ihnen sagte, kicherten und lachten.
Ich ertrug den ausgelassenen Klamauk, bis das Essen und der Wein ausgingen. Schließlich erhoben sie sich vom Tisch und torkelten davon. Ich hörte Sakul etwas davon sagen Lotaz einen Besuch abzustatten. Seine drei Freunde stimmten enthusiastisch zu.
Nachdem das Geräusch ihrer Stimmen entlang des Pfads erstarb, ging Yzebel ins Zelt und ich sammelte die Gegenstände ein, welche die vier Männer als Bezahlung für ihr Abendbrot hinterlassen hatten. Es war nicht viel; eine kleine Silbermünze, eine Goldkette mit einem baumelnden blauen Stein und drei Kupfermünzen. Ich fügte sie dem Rest des nächtlichen Einkommens auf dem ersten Tisch hinzu.
»Schau, was ich habe«, sagte Yzebel, als sie aus dem Zelt kam.
Ich drehte mich um und meine Augen wurden bei dem Anblick groß. »Du hast einen Laib Brot gerettet.«
»Ja«, sagte Yzebel mit einem Lächeln. »Genau wie du es letzte Nacht getan hast.«
Wir genossen es unser Brot in Frieden zu essen, während wir die Gegenstände durchsahen, die auf den Tischen gelassen wurden.
»Was war dieses schreckliche Zeug, das Sakul in seiner Schüssel verbrannt hat?«, fragte ich Yzebel.
»Blätter der Hanfpflanze. Der Rauch lässt Männer betrunkener sein als der Wein es tut.«
»Mirwurde schlecht davon.«
Jabnet zeigte mit seinem Kinn in meine Richtung und sagte zu Yzebel. »Sie ist nicht dein Kind.«
Ich starrte ihn an, versuchte zu ergründen, was er meinte. Dann erinnerte ich mich daran, dass Yzebel Sakul gesagt hatte seine Hände von ihren Kindern zu lassen.
Yzebel runzelte ihre Stirn und studierte das Gesicht ihres Sohns für einen Moment. »Sie ist meins, wenn sie das sein will.« Sie zwinkerte mir zu.
Ich grinste und nickte, nahm einen weiteren Bissen von meinem Brot. Jabnet konnte meinetwegen den ganzen Haufen Münzen und Schmuck haben; Yzebel hatte mir gerade etwas viel Wertvolleres gegeben.
Wir beendeten unser mageres Abendessen, dann ging der mürrische Jabnet ins Bett, ohne seiner Mutter auch nur gute Nacht zu sagen.
»Gute Nacht, Jabnet«, flüsterte sie, als sie eine kleine Münze aufhob, sie dann wieder auf den Tisch fallen ließ.
»Wer hat das dagelassen?«, fragte sie, hielt ein Schmuckstück hoch, so dass ich es sehen konnte.
»Sakul.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Bring die Lampe näher. Ich will etwas sehen.«
Ich rückte die Lampe hinüber zu Yzebel und sie ließ die Goldkette mit einem kleinen blauen Stein vor der Flamme baumeln. Sie lächelte und bewegte sie langsam herum, so dass sie zwischen mir und dem flackernden Licht kam.
»Yzebel!«, rief ich. »Ein Stern!«
Sie lächelte.
»Ein perfekter Stern«, sagte ich und zählte mit meinem Finger. »Sechs Spitzen, die davon ausgehen.« Da das Licht durch ihn hindurchging, wurde der blassblaue Stein zu einem brillanten Blaugrün, wie Wasser und Himmel vermischt. »Es ist ein Sternsaphir, aus dem entlegenen Osten, dieselben Länder, wo die Gewürze herkommen. Das ist ein sehr kostbarer Stein.«
Yzebel starrte mich an, offenkundig durch meine Worte überrascht. Ich blickte von ihr zum Stein und wieder zurück.
»Woher um alles in der Welt weißt du das?«, fragte sie, studierte den Saphir.
Ich zuckte mit den Schultern und schüttelte meinen Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Es kam einfach von selbst aus meinem Mund.«
»Eine Sache ist sicher, du hast zuvor einen Stein wie diesen gesehen.«
»Ja, aber wo?«
»Du kennst den Stein beim Namen, woher er kam und etwas über seinen Wert.«
Ich nickte, aber ich war verblüfft. »Dieser Ochsenkopf Sakul, er wusste nicht einmal, was er hatte.«
Yzebel zeigte mir eine gehobene Augenbraue. »Denkst du nicht?«
»Ich bezweifle, dass er einen Saphir von einem Schweineknöchel unterscheiden könnte. Er dachte, er hat uns ein wertloses Kinkerlitzchen hinterlassen.«
»Möglicherweise gab er uns seinen wertvollsten Besitz.«
Ich zeigte Yzebel eine gehobene Augenbraue, was sie zum Lachen brachte.
»Morgen«, sagte sie, »werden wir zu Bostar gehen und sehen, was er darüber denkt.«
»Ja, er würde uns vielleicht zwanzig Laibe für diesen Saphir geben.«
»Ha! Wenn es ein Sternsaphir ist, wie du sagst, wird er vielleicht seine ganze Bäckerei dafür eintauschen. Öfen, Tische, Ochsenkarren, Zelt und alles.«
»Wirklich?« Ich dachte einen Moment darüber nach. »Dann könnten wir unser eigenes Brot backen und die Laibe für Baumwolle eintauschen.«
»Baumwolle? Warum Baumwolle?«
»So dass wir es zu Garn spinnen können.«
»Ich weiß nichts davon Garn zu spinnen. Du?«
»Ich könnte es lernen.«
»Lass uns herausfinden, was dieser kleine Stein wert ist, bevor wir Brot backen und Garn spinnen gehen«, sagte sie.
* * * * *
In dieser Nacht wartete ich, um sicher zu sein, dass Yzebel fest schlief, bevor ich davonschlüpfte.
Als ich zum Zelt des Sklavenmädchens kam, waren der Korb mit Baumwolle und ihr Spinnwerkzeug verschwunden. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, gut oder schlecht, aber etwas war passiert, seit ich mit meiner Ladung Brot vor Sonnenuntergang vorbeigegangen war.
Ich brauchte nur einen Moment, um zu entscheiden, was ich tun sollte. Mit meiner Hand an meiner Seite rannte ich den Pfad entlang, der zur Seite vom Steinklopf Hügel und in die Wälder führte. Ich folgte dem Weg, wie Tin Tin Ban Sunia und ich es mit dem Korb mit Garngetan hatten, kam schließlich zu dem Weg, der zu der abgeschiedenen Hütte führte, wo der haarige, fette Mann lebte.
Das Mondlicht warf schwarze Schatten entlang des Pfads. Ich rannte zu einem der Bäume und presste mich an den Stamm, versteckte mich dort, um die Hütte zu beobachten. Die einzigen Geräusche, die ich hörte, waren ein bellender Hund irgendwo im Hauptlager und mein Atem, der in kurzen Stößen kam. Nichts bewegte sich irgendwo. Ich rannte zu einem weiteren Baum, der näher an der Vordertür war, und blieb absolut bewegungslos, lauschte. Nichts, nicht ein Geräusch von innen.
Ich rannte zu der Seite der Hütte und kroch zu einem Fenster hoch, aber es war versperrt. Nach einem Moment machte ich mich auf den Weg zur Rückseite der Hütte und fand ein weiteres Fenster, bei dem die Läden offen waren. Ich bewegte mich langsam zur Kante des Fensters hoch, um ins Innere zu spähen, aber sah noch immer nichts. Ich drückte mich flach gegen die Wand und lauschte. Ich hörte ein schwaches Geräusch, wie schweres Atmen, aber vielleicht war es nur mein eigener abgehackter Atem und mein hämmerndes Herz.
Wäre ich mutiger gewesen, wäre ich ins Innere geschlüpft und hätte versucht Tin Tin Ban Sunia im Dunkeln zu finden, aber ich hätte vielleicht nur darin Erfolg gehabt sie wieder verprügeln zu lassen.
Ich rannte von einem Baumschatten zum nächsten und erreichte den Pfad und ging wieder mit einem schweren Herzen zurück zum Lager.
* * * * *
Auf der Elefanten Straße fand ich Obolus im Mondlicht Heu mampfend vor.
»Hallo, Obolus.«
Er schien mich nicht zu bemerken, da er nach mehr Heu griff. Dass er sich mit mir in der Nähe behaglich fühlte, war ein gutes Zeichen. Und ich wusste, was ihn erfreuen würde.
»Ich werde gleich zurück sein.«
Ich schaute den Pfad hoch und herunter, um sicher zu sein, dass niemand in der Nähe war, rannte dann über den Weg, um eine riesige grün-gestreifte Melone zu holen. Sie war so groß, dass ich sie kaum tragen konnte.
Als ich zu Obolus zurückkehrte, hob er seinen Rüssel an und öffnete seinen Mund, aber die Melone war zu schwer für mich, als dass ich sie anheben konnte. Ich dachte daran sie auf den Boden fallen zu lassen, um sie aufzubrechen, und ihm ein Stück nach dem anderen zu geben, aber dann würde er etwas der Säfte verlieren, die er so gerne mochte. Ich hob die Melone und dieses Mal kringelte sich dein Rüssel darunter und zusammen schoben wir sie in seinen Mund. Er kippte seinen Kopf zurück, zerdrückte die Melone wie ein großes Ei. Nachdem er sie zu Ende gegessen hatte, streifte er seinen Rüssel gegen mich, warf mich beinahe um.
»Obolus«, sagte sich lachend. »Du schubst mich besser nicht herum.«
Ich packte seinen Stoßzahn mit beiden Händen, zog so fest daran, wie ich konnte. Er riss seinen Kopf nach oben, hob mich hoch vom Boden. Ich kreischte vor Lachen und er senkte mich behutsam auf den Boden.
»Ich wünschte, ich könnte auf deinen Kopf klettern und auf deinem Rücken reiten, so wie es die Mahuts tun.« Ich tätschelte die Seite seines Gesichts. »Und warum schläfst du nicht? Es ist sehr spät, weißt du.«
Als er nach mehr Heu griff, ging ich zur anderen Seite seines Heuhaufens herum und hob ein klotzartiges Objekt hoch. »Was ist das, Obolus?«
Ich hielt es hoch, so dass er es sehen konnte. Es war eine Art verdichteter Block, der Karotten, Datteln und Oliven enthielt, zusammen mit anderem grünen und gelben Gemüse.
Obolus ließ sein Heu fallen und griff nach dem Klotz. Er legte ihn in seinen Mund, zerbröselte ihn und schluckte.
»Nun ja, ich hoffe, dass das etwas war, dass du essen solltest.«
Was auch immer der Klotz war, er schien seinen Hunger zufriedenzustellen, denn er kniete sich auf seine vorderen Knie, senkte seine Hinterbacken und rollte sich vorsichtig auf seine Seite.
»Jetzt sehe ich, dass du endlich etwas Ruhe bekommst.« Ich schnappte mir einen Armvoll Heu und ließ es vor seiner Brust auf den Boden fallen, dann kringelte er seinen Rüssel hinein. »Nein!« Ich zog seinen Rüssel weg. »Das ist mein Bett, das du zu essen versuchst.«
Ich breitete das Heu aus und krabbelte hinein, legte meinen Kopf auf seinen eingerollten Rüssel. Er schnaubte einen beträchtlichen Seufzer und ich wusste, dass er bald schlafen würde. Ich rollte mich auf meine Seite und schloss meine Augen.
Irgendwann später in dieser Nacht wurde ich aufgeschreckt – jemand bewegte sich neben mir im Heu!
Kapitel Zehn
Ich rollte mich weg, dachte, es könnte vielleicht Sakul sein. Ich stieß gegen Obolus’ Rüssel, aber dann erkannte ich, wer die andere Person war.
»Tin Tin Ban Sunia!«, rief ich aus und streckte mich, um sie zu umarmen. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.«
Der Elefant hob seinen Kopf, um zu sehen, was das Problem war.
»Alles ist in Ordnung, Obolus.« Ich tätschelte seinen Rüssel. »Es ist unsere Freundin, Tin Tin Ban Sunia. Siehst du, sie ist ein weiteres Mädchen, genau wie ich.«
Der große Elefant beäugte uns zwei für einen Moment, legte dann seinen Kopf ab und schloss seine Augen.
»Lass mich dein Gesicht anschauen.« Ich drehte behutsam den Kopf des Mädchens. Im Mondlicht sah ich einen hässlichen lilafarbenen Bluterguss und ein blaues Auge. Ihre aufgeplatzte Lippe war geschwollen und verfärbt. »Ich werde diesen fetten alten Mann dafür umbringen, dass er das getan hat. Warum muss er so gemein zu dir sein?«
»Tin tin ban sunia?«, fragte sie, während sie auf das riesige Tier zeigte, das neben uns schlief.
»Das ist Obolus, mein Freund. Er zog mich aus dem Fluss, hat mich dann vor Ukaron gerettet, der versucht hat mich zu erwürgen. So.«
Ich legte meine Hände um meine Kehle, rollte meine Augen nach oben und ließ meine Zunge aus der Seite meines Munds hängen, während ich mit meinem Kopf herumwackelte. Sie lachte und zog meine Hände weg.
»Bist du geflohen?«, fragte ich. »Du weißt, dass er am Morgen nach dir suchen wird.«
Tin Tin lächelte nur und tätschelte das Heu, wo wir saßen.
»Es ist mein Bett. Ich mag es hier zu schlafen, nahe bei Obolus.« Ich lehnte mich auf dem Heu zurück. »Leg dich so hin und wir können die Sterne beobachten.«
Ich lehnte mich zurück, um es ihr zu zeigen, und sie legte sich neben mich hin.
»Tin tin ban sunia«, sagte sie und zeigte auf einen Stern, der heller als die anderen zu sein schien.
»Ja, er ist wunderschön.«
Es gab eine Menge Fragen, die ich dem Mädchen stellen wollte. Die Seite ihres Gesichts musste schmerzen und ihr Hinterkopf auch, wo sie gegen den Baum geschlagen war. Und das Brandzeichen auf ihrem Gesicht – wie sie geschrien haben musste, als er das in sie gebrannt hat. Ich fragte mich, woher sie kam und wie sie gelernt hat das Garn zu machen und welche Sprache sie sprach. Sie wunderte sich wahrscheinlich auch über mich, fragte sich, woher ich kam und warum ich neben einem großen Elefanten schlief.
Ich versuchte mich zu erinnern, wo ich nur vor drei Tagen war, aber sehr wenig verblieb in meiner Erinnerung. Mein Leben schien am Fluss zu beginnen, kurz bevor Obolus mich vor dem Ertrinken gerettet hat.
Warum haben mich diese Männer in den Fluss geworfen? Und wer waren sie?
Ich konnte mich nicht erinnern. Ich erinnerte mich nur daran, dass mir sehr heiß war und ich nichts mehr wollte als zu schlafen, dann, wie sich Obolus’ starker Rüssel um mich schlang, um mich aus dem Wasser zu ziehen.
»Tin tin ban sunia«, sagte ich.
Das Mädchen kicherte und kuschelte sich eng an mich.
* * * * *
Ich erwachte von Strohstückchen, die auf mein Gesicht fielen. Obolus ragte über mir, arbeitete in der Vordämmerung an seinem Heuhaufen. Ich fragte mich, ob Tin Tin noch immer schlief, aber sie war verschwunden.
»Wo ist sie hin?«, fragte ich Obolus, als ich aufstand und meine Arme streckte.
Sein großer Rüssel kam zu mir, schlang sich um mein Genick und ruhte auf meiner Schulter. Ich tätschelte ihn.
»Ich schätze, sie wollte gehen, bevor der fette Mann aufwachte und entdeckte, dass sie nicht dort war.«
Ich hob seinen Rüssel von meiner Schulter. »Ich bin gleich zurück«, sagte ich, als ich die Elefanten Straße herunter ging.
Entlang des Pfads fand ich, was ich wollte: mehr dieser Futterklötze. Ein Haufen davon stand hinter einem Heuhaufen auf halbem Weg den Pfad entlang. Ich schnappte mir zwei und eilte zu Obolus zurück.
Er mochte diese Klötze sehr. Als er mit dem Zweiten fertig war, saugte er einen Trunk von seinem Wasserloch auf und goss es in seinen nach oben gewandten Mund.
»Ich muss gehen, Obolus.« Ich tätschelte die Seite seines Gesichts. »Ich werde dich später heute besuchen kommen, nachdem meine Arbeit getan ist.«
Er machte ein tiefes rumpelndes Geräusch und wirbelte etwas Schmutz mit seinem Fuß auf. Ich war nicht sicher, ob er sich verabschieden wollte oder ob er noch immer hungrig war.
* * * * *
Ich kehrte zum Zelt zurück, bevor Yzebel aufwachte, also wischte ich die Asche des Feuers der vorigen Nacht weg, um heiße Kohlen freizulegen. Ich fügte dünne Zweige und Blätter hinzu und bald hatte ich ein Feuer lodern. Nachdem ich einen Topf mit dem Wasserschlauch gefüllt hatte, stellte ich ihn auf die Steine an der Feuerstelle.
Yzebel schien überrascht, als sie aus dem Zelt kam und mich an der Feuerstelle arbeiten sah, aber dann lächelte sie und atmete die frische Morgenluft tief ein.
»Lass uns früh los, um Vorräte einzutauschen«, sagte Yzebel. »Dann werden wir wegen dem Saphir Bostar besuchen gehen.«
»In Ordnung.«
Ich schob drei große Holzstöcke unter den Topf, stand auf und streifte meine Hände ab, bereit loszugehen.
Die Sonne ging gerade auf, als wir am Ende der Elefanten Straße vorbeikamen und weiter auf dem Töpferei Pfad gingen. Wir waren auf unserem Weg zum Gerstenmann, um zu sehen, ob er irgendwelchen Hartweizen hatte.
»Bist du jemals in der Stadt Karthago gewesen?«, fragte ich.
»Ja, aber es ist ein riesiger Ort, in dem so viele Menschen herumhetzen. Ich gehe nur dorthin, wenn ich unbedingt etwas haben muss, das ich hier nicht bekommen kann.«
Ein zweirädriger Ochsenkarren kam auf dem engen Pfad auf uns zu. Ein alter Mann in einer zerlumpten Tunika humpelte daneben her. Er ließ seine Peitsche über den Kopf des Ochsen knallen. Yzebel und ich bewegten uns von dem Pfad herunter, um ihn vorbeizulassen. Ich sah auf dem Karren Töpferware hoch aufgestapelt. All die Schüsseln, Töpfe und Krüge waren mit gemalten Schiffen, Soldaten und Elefanten dekoriert. Eine Schicht Stroh auf der Ladefläche des Karrens polsterte sie auf dem holprigen Pfad. Er hatte mehr Stroh zwischen die Stücke gestopft.
Wir traten zurück auf den Pfad, um weiter auf unserem Weg zu gehen. »Magst du es im Lager zu leben?«, fragte ich.
»Ich mag es. Hier kann man ein paar Menschen kennenlernen und Freunde finden. In der großen Stadt kümmert sich niemand um die anderen. Deren einzige Sorge ist es, wie man dich von deinen Besitztümern trennt. Wenn man nichts von Wert hat, dann ist man wertlos für sie.«
Jenseits der Töpfer kamen wir zu einem Gerber. Der Gestank dieses Ortes war schrecklich, wie der Geruch verrottenden Fleisches, aber Yzebel hielt an, um guten Morgen zu sagen. Sein Zelt war an die Seite eines zweirädrigen Karrens angebracht, aber die Räder waren mit Speichen versehen, anstatt massiv zu sein, wie der Karren des alten Mannes mit seiner Ladung Töpferwaren. Ein Vordach bedeckte seinen Arbeitsbereich, um ihm Schatten zu spenden, und einige Ziegenhäute waren zwischen die Stützpfosten aufgespannt, um zu trocknen. Ein Stapel dicker Ochsenhäute lagen unter ihm. Er benutzte einen Holzschlegel und ein Satz kleiner eiserner Stanzer, um einen ledernen Brustharnisch mit einer Kampfszene zu verzieren. Der Brustharnisch lag auf einem abgerundeten Holzblock, der über seinen Schenkeln positioniert war.
Der Mann sagte guten Morgen und lächelte, als er seine Arbeit zur Seite legte. Er stand auf und ich war überrascht zu sehen, dass er stehend nicht viel größer war, als wenn er saß. Seine dünnen Beine bogen sich durch und er musste zu uns beiden aufschauen.
Eine Frau kam aus dem Zelt und nahm Yzebels Hände in ihre.
Yzebel lächelte die Ehefrau des Gerbers an. »Guten Morgen, Avani.«
»Und wer ist das?« Avani deutete auf mich.
»Sie ist Liada.«
»Liada? Gefangene des Felsen von Byrsa?«
Ich nickte.
»Da habe ich diesen Namen gehört«, sagte Yzebel. »Er kommt von der Legende von Prinzessin Elissa.« Sie blickte auf mich herunter und runzelte ihre Stirn.
»Wo hast du sie her?«, fragte Avani Yzebel.
Yzebel wandte sich wieder an die Frau. »Sie ist kürzlich einfach an meinen Tischen vorbeigekommen und entschied zu bleiben.«
»Sie wird eine große Hilfe für dich sein, Yzebel. Du hast alle Hände voll mit all diesen Soldaten zu tun, die jeden Abend kommen.«
Yzebel legte ihren Arm um meine Schultern. »Könnte sein«, sagte sie und zwinkerte mir zu.
Wir verließen den Gerber und seine Ehefrau und gingen an einigen weiteren Lederarbeitern vorbei, während sich der Pfad entlang eines sanften Abhangs und durch einen Bestand von Johannisbrotbäumen wand. Die langen, dünnen Blätter des riesigen Baums raschelten in der morgendlichen Brise.
»Wie ist der Name dieses Hügels?«, fragte ich.
»Kalte Quelle«, sagte Yzebel. »Wegen der Quelle die unter dem großen Stein auf der anderen Seite entspringt. Das Wasser ist immer eisig kalt, sogar am heißesten Tag.«
An der Unterseite des Hügels kamen wir zu einem weiteren Weg, der zum Weber Pfad wurde.
»Jeder im Lager holt sein frisches Wasser von der Quelle.«
Wir sahen viele Menschen, die entlang der Seiten dieses neuen Pfads damit beschäftigt waren Stoff zu machen.
»Wo gehen die ganzen Töpferwaren und Tücher hin?«
»Beinahe alles, das im Lager produziert wird, geht an die Armee«, sagte Yzebel. »Hauptsächlich sind das Waffen und Rüstung, aber die Soldaten brauchen auch andere Dinge. Kleidung, Schüsseln, Essen, Zelte und alles andere, das du dir vorstellen kannst. Was die Armee nicht kauft, geht hinunter nach Karthago. Dann laden die Kaufleute all die Waren auf die Schiffe, um sie über das Meer zu bringen, um für Gold, Silber, Gewürze, Seide und Ochsen zu handeln.«
Die Anzahl von Menschen, die Yzebel kannte, war erstaunlich. Sie sprach mit einigen von ihnen entlang jedes Pfads.
Wir kamen zu einem Karree, das von Bäumen beschattet war, inmitten des Weber Pfads, wo zwanzig Frauen und Mädchen, gemeinsam mit einem Mann, alle mit ihren Webstühlen beschäftigt waren.
Eine Frau webte Stoff auf einem aufrechten Webstuhl, während zwei identische Mädchen ein großes Stück Material aus einem Bottich nahmen, der mit gefärbtem Wasser gefüllt war. Die Mädchen drehten das Tuch zwischen sich, um es auszuwringen, hängten ihn dann an einem Seil auf, das zwischen Palmen in der Nähe gespannt war.
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