Kitabı oku: «Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins», sayfa 5
»Wer lebt dort oben?«
Ich erwartete keine Antwort, aber dachte, dass ich vielleicht etwas aus dem Ausdruck des Mädchens lesen könnte. Das tat ich. Das mühelose Lächeln war verschwunden, ersetzt von einem Ausdruck der Besorgnis.
»Tin tin ban sunia«, flüsterte sie und deutete auf eine kleine Hütte am Ende eines Seitenpfads weit weg von den anderen. Sie war umgeben von großen, dunklen Bäumen.
Die Besorgnis auf dem Gesicht des Mädchens wurde zu einem Ausdruck des Grauens. Ich konnte sehen, dass sie nicht dorthin gehen wollte.
»Lass uns zurückgehen.« Ich deutete den Pfad hinab.
Sie schaute dorthin, wo ich hingezeigt habe, aber trottete dann in Richtung der Hütte. Ich hielt noch immer den gegenüberliegenden Griff des Korbs, also ging ich mit ihr mit, aber ohne jeglichen Eifer.
Als wir in die Nähe der Hütte kamen, öffnete sich die Tür knarrend auf ihren Lederscharnieren und ein abstoßender Ochse eines Mannes kam heraus. Er trug nichts als den unteren Teil einer Tunika, die mit einem Seil unter seinem riesigen Bauch gebunden war, und einem Paar schwarzer Stiefel. Sein zotteliger Kopf saß auf runden Schultern, was es scheinen ließ, als ob er überhaupt keinen Hals hatte. Ich hatte noch nie zuvor so viel Haare auf irgendjemandem gesehen. Sie bedeckten seine Brust, seinen Bauch und das meiste seines Gesichts. Wahrscheinlich auch seinen Rücken, aber ich wollte nicht noch mehr von ihm sehen.
Er nagte das letzte bisschen Fleisch von dem Knochen eines kleinen Tiers und warf ihn zur Seite. »Das ist alles, was du gemacht hast?«, knurrte er das Mädchen an und gestikulierte auf den Korb.
Seine kratzende, raue Stimme rieb über meine Nerven. Etwas Schmieriges lief von seinem Mundwinkel und er spuckte auf den Boden zu meinen Füßen. Er funkelte mich an und wischte sein Kinn mit seinem Handrücken ab.
Das Mädchen und ich drängten uns langsam rückwärts. Ich hatte nie gewusst, dass ein fetter Mann sich so schnell bewegen konnte, aber er trat vor und schwang seine Hand, bevor ich die Gelegenheit hatte mich wegzudrehen. Ich drückte meine Augen fest zu, erwartete zu spüren, dass er mir einen Schlag ins Gesicht verpassen würde, aber er schlug stattdessen das Mädchen. Es war keine Ohrfeige mit offener Hand, sondern ein harter Hieb mit seiner Faust. Der Schlag ließ sie in einen Baum stolpern. Ihr Hinterkopf schlug gegen den Stamm und sie wurde regungslos, fiel zu Boden.
Ich ließ den Korb fallen und rannte zum Mädchen, fiel an ihrer Seite auf meine Knie. Ich rollte sie herüber und schrie auf. Blut lief aus dem Mund und der Nase des Mädchens und ein lilafarbener Bluterguss begann sich auf der Seite ihres Gesichts zu bilden. Ihre Augen waren geschlossen.
»Tin Tin Ban Sunia«, flüsterte ich und nahm sie in meine Arme.
Ich sah den Stiefel des Mannes zu keiner Zeit kommen.
Kapitel Acht
Der schwere Stiefel des fetten Mannes traf mich in die Seite, stieß mich rückwärts auf die Erde. Ich versuchte zu schreien, aber meine Lungen enthielten keinen Atem. Ich kam auf meine Knie und lehnte mich vor, umklammerte meinen Bauch mit beiden Händen, hatte Mühe damit zu atmen. Als er den Arm des Mädchens packte, um sie in Richtung seiner Hütte zu zerren, versuchte ich aufzustehen, aber ein großer Druck krachte gegen meine Brust und ich fiel zurück auf den Boden, rang noch immer nach Atem.
Die Augen des Mädchens öffneten sich flatternd und sie machte einen schwachen Versuch auf ihre Füße zu kommen, aber sie stolperte und fiel, während der Mann sie mitzog. Sie schrie auf und packte einen Pfosten an der Türöffnung mit ihrer freien Hand, aber er hebelte ihre Hand weg, zog sie nach innen und schloss krachend die Tür. Ich hörte dann, wie der hölzerne Bolzen an Ort und Stelle fiel, als er sie verschloss.
* * * * *
Ich wusste nicht, wie lange ich im Schmutz saß und weinte, aber schließlich stand ich auf. Mein Kopf schwamm vor Schwindel, als ich die Blätter und Zweige von den drei Garnknäueln pflückte und sie in den Korb legte. Als ich den Korb neben die Tür stellte, hörte ich nichts vom Inneren. Ich klopfte und wartete auf eine Antwort, aber niemand kam. Ich hämmerte an die Tür und versuchte sie aufzuschieben, aber sie wollte nicht nachgeben.
»Tin Tin Ban Sunia«, flüsterte ich durch einen Spalt im Holz. Niemand antwortete.
Nach einem weiteren Moment ging ich in Richtung des Pfads zurück. Als ich Bostars Zelt erreichte, waren meine Tränen trocken. Ich fühlte mich krank. Es schmerzten nicht nur mein Bauch und meine Seite, ich fühlte mich tief im Inneren verwundet. Es war kein Gefühl, dass ich verstehen konnte. Es verstörte mich, als ob ich etwas falsch gemacht hätte, indem ich dem Mädchen nicht half. Ich wollte nur zu Obolus gehen und mich in diesem weichen Fleck zwischen seinem Kinn und seiner Brust einrollen, wo ich die Nacht zuvor geschlafen hatte.
Ich setzte für Bostar ein Lächeln auf, weil er glücklich zu sein schien mich zu sehen und er sagte, dass er mein Kleid mochte. Er war ein großer Mann wie der oben auf Steinklopf Hügel. Ich gab ihm das Stück Tuch vom Tag zuvor zurück, das ich hinter meinen Gürtel gestopft hatte, und schaute zu, wie er die Brotlaibe auslegte. Sicherlich war er nicht wie der Mann, der Tin Tin Ban Sunia so fest geschlagen hatte.
»Besitzt du …«, krächzte ich heraus, bemerkte nicht, dass meine Stimme mich im Stich gelassen hatte. Ich schluckte und begann noch einmal. »Besitzt du einen Sklaven, Bostar?«
Er runzelte die Stirn und studierte mein Gesicht, bevor er antwortete. »Nein, mein Kind. Ich kann mir keine Sklaven leisten.«
»Wir brauchen heute acht Laibe.«
Ich beobachtete ihn für einen Moment, während er Brot auf das Tuch stapelte. Ich nahm dann zwei Münzen und den Schmuck, die Yzebel mit mir geschickt hatte, und streckte sie ihm hin.
»Was sind die Kosten für einen Sklaven?«, fragte ich.
Bostar las die winzige Goldkette heraus, um sie zu untersuchen. »Ein Sklave würde eine Handvoll von diesen kosten.« Er hielt die kleine Kette am Ende.
»Oh.« Ich legte den restlichen Schmuck wieder in meinen Geldbeutel.
»Warte hier einen Moment.« Er ging ins Innere.
Ich zog die Schnüre meines Geldbeutels fest und hob die Ecken des Bündels hoch, um sie zusammenzubinden, aber er kam mit mehr Brotlaiben heraus.
»Diese Goldkette ist zu viel für acht Laibe. Du bekommst drei mehr, damit sind wir ausgeglichen.«
»Hmm«, sagte ich. »Yzebel hatte Recht.«
»Womit?« Er stapelte die zusätzlichen Laibe auf das Tuch.
Yzebel hatte mir gesagt, dass Bostar ein guter Mann war, ein fairer Händler. Woher wusste sie von Männern? Wie lernt ein Mädchen den Unterschied zwischen Menschen, trennt die Guten von den Bösen?
»Siehst du, wo die Sonne ist, Bostar?«
Er blickte in den Himmel. »Beinahe unten bei den Baumspitzen.«
»Yzebel sagte mir, dass ich zurück bei ihren Tischen sein soll, bevor sie die Baumspitzen erreicht.«
»Dann solltest du dich schleunigst auf den Weg machen, Kleine.« Er band meinen Gürtel im Rücken; er war locker geworden, als ich das Brottuch entfernt habe. »Werde ich dich morgen sehen?«, fragte er.
»Du siehst mich vielleicht für eine lange Zeit jeden Tag.« Ich schaute zu ihm hoch.
»Gut. Das bedeutet, dass die Götter nicht unzufrieden mit mir sind.« Er hielt inne, schaute mich an, fügte dann hinzu: »Noch nicht.«
Ich starrte ihn an, fragte mich, zu welchen Göttern er betete und warum. Dieser Mann auf der Elefanten Straße hatte gesagt, dass die Götter der Unterwelt mich dazu gebracht haben müssen zu versuchen die Elefanten gegen die Führer aufzubringen. Möglicherweise waren dieselben Götter an der Arbeit, als der Mann Tin Tin Ban Sunia verletzt hatte.
»Denk nicht so schwer nach, Kleine. Das ist nur ein bisschen Bäcker-Humor.«
»Bostar?«, fragte ich.
»Ja?«
»Da oben auf Steinklopf Hügel ist ein Mann, der in einer Baracke in den Bäumen lebt. Er ist groß wie du, aber mit Haaren bedeckt. Weißt du von ihm?«
Bostar zog die vier Ecken des Tuchs hoch, um sie über dem Brot zusammenzubinden. »Derjenige, der mit Garn handelt?«
Ich nickte.
»Ich habe von ihm gehört.«
»Er hat ein Sklavenmädchen, das er sehr schlecht behandelt.«
»Ja, man sagt er handelt mit Sklaven.«
»Ich denke, sie ist ein wenig jünger als ich und sehr süß, obwohl sie nicht unsere Sprache spricht.«
»Viele der Sklaven, die nach Karthago gebracht wurden, kommen aus entlegenen Orten, wo sie in merkwürdigen Zungen sprechen.«
»Ich war heute mit ihr dort oben und er hat sie mit seiner Faust geschlagen.«
Bostar hielt seine Hände an, wo sie waren, oben auf dem Bündel.
»Alles, was sie falsch gemacht hat, war es nur drei Garnknäuel für ihn zu machen. Er dachte nicht, dass es genug war, also hat er sie ins Gesicht geschlagen.«
Bostar schüttelte seinen Kopf. »So grausam«, sagte er. »Es gibt niemals einen Grund ein Kind zu schlagen.«
Ich sagte ihm nichts davon, dass der Mann mich in die Seite getreten hatte.
Als ich ihm das Bündel abnahm, legte Bostar seine Hand auf meine Schulter. »Die Kaufleute des Bösen begegnen schließlich der Errettung.«
Ich verstand nicht, was das bedeutete.
Bostar musste den verwirrten Ausdruck auf meinem Gesicht gesehen haben, denn er lächelte und sagte: »Mach dir keine Sorgen, Kind. Und denk daran, die Dinge wenden sich immer zum Besten.«
»Ich werde daran denken, Bostar. Auf Wiedersehen.«
»Auf Wiedersehen«, sagte er, als ich davonging. »Pass auf dich auf.«
* * * * *
Ich wollte nicht an dem Ort vorbeigehen, wo ich früher Tin Tin Ban Sunia getroffen hatte. Ich fragte mich, ob mich ein anderer Pfad auf Umwegen zu Yzebel führen würde, aber ich fühlte mich veranlasst am Zelt des Sklavenmädchens vorbeizugehen. Ich sah einen weiteren Korb Baumwollkapseln auf der kleinen Matte stehen und ihr Spinnwerkzeug lag daneben. Sie war nicht dort und der Ort schien verlassen.
Ein kleines Stück jenseits des Zelts sprach jemand hinter mir. Ich wirbelte herum, verlor beinahe mein Gleichgewicht und die Ladung Brot.
»Du hast mich erschreckt.«
»Es tut mir leid.« Das waren die weichen Worte von Tendao.
Meine Seite schmerzte mehr als zuvor, aber ich wollte niemandem erzählen, was passiert war. Froh über eine Pause, legte ich meine Bürde auf das Gras neben dem Pfad und dachte daran, wie sehr Tendao wie Hannibal schien, nur dass Tendao nicht die Stärke der Autorität besaß, die ich in Hannibal sah. Obolus, obwohl er ein Elefant war, war auch männlich, stärker als jeder von ihnen, aber er bekam Angst vor kleinen Dingen, so wie ich es tat.
»Wirst du für mich zu Lotaz gehen?«, fragte Tendao.
Ich zögerte, wollte sie nicht wiedersehen. Aber ich wusste, dass Tendao Schwierigkeiten hatte mit Menschen zu sprechen und er hatte mir geholfen, also sollte ich nicht einmal darüber nachdenken.
»Selbstverständlich.«
Er streckte mir einen Gegenstand hin. »Das muss vor Sonnenuntergang bei ihr sein.«
Als ich es ihm abnahm, war es viel schwerer als ich erwartet habe. »Was ist das?«
»Das ist unsere Göttin, Tanit. Lotaz will es für ihren Altar.«
Die Figur oben auf dem Objekt war entzückend und anmutig, zwei Hände groß und gemeißelt aus schwarzem Onyx, mit polierten blauen Steinen als Augen. Die zwei Perlen, die Lotaz mir in der Nacht zuvor gegeben hatte, waren jetzt in baumelnde Ohrringe gestaltet worden. Die Göttin Tanit saß auf einem Thron, der auf einer viereckigen Basis stand, alles aus einem einzigen Steinblock gemeißelt.
»Du hast das gemacht?« Ich schaute zu ihm auf.
»Die Bildhauerei des Steins wurde vor ein paar Tagen fertiggestellt. Ich brauchte nur die Perlen, um die Statue zu vervollständigen.«
»Sie ist so schön.« Ich bemerkte einige Worte, die in den Sockel gemeißelt waren. »Du weißt, wie man Worte macht?«
»Ja, ein wenig.«
»Sag mir die Worte.«
»Ich bin Tanit deine Göttin deine Tanit bin ich«, las Tendao.
»Wirst du es mich lehren?«
Tendao betrachtete mich für einen Moment, schaute dann weg, entlang des Pfads. Schließlich wandte er sich wieder mir zu.
»Warum willst du –« Er senkte seine Stimme. »Warum willst du Worte lernen?«
»Ich will über alles lernen. Worte, Elefanten, Menschen.«
»Ich werde es dir lehren, aber du musst versprechen, dass du es niemals jemandem erzählst. Die Priester verbieten es jeder Person außerhalb des Tempels zu wissen, wie man liest und schreibt.« Er deutete zu jeder Gruppe Symbole auf der Statue, während er sie aussprach. »Bemerkst du irgendetwas Unübliches im Muster der Worte?«
Ich inspizierte sie noch einmal, aber verstand nicht. »Es tut mir leid, Tendao. Ich weiß nicht, wie man liest. Ich sehe nur, dass einige Worte wiederholt sind.«
»Du bist gescheiter als du denkst, meine Freundin. Ja, die Worte sind wiederholt.« Er las noch einmal, begann dieses Mal vom linken Ende der Reihe anstatt von rechts, aber es klang exakt wie zuvor. »Siehst du, es liest sich gleich, vorwärts und rückwärts.«
»Das ist erstaunlich, Tendao. Sind alle Worte auf diese Weise geschrieben?«
»Nein, überhaupt nicht.«
Dann erinnerte ich mich an meinen Armreif. »Kannst du das lesen?«
Ich verlagerte die Statue in die Beuge meines rechten Arms und streckte mein linkes Handgelenk aus, so dass er es sehen konnte. Seine Augen wurden groß, während er den Armreif an meinem Handgelenk rotierte, um die feinen Gravuren zu untersuchen.
»Woher hast du das?«
»Einer der Soldaten hat es letzte Nacht auf Yzebels Tischen gelassen. Sie hat es mir gegeben.«
»Das wurde nicht hier oder in Karthago gemacht.« Er untersuchte die andere Seite. »Kein Handwerksmann aus unserer Region kann diese Qualität von Arbeit machen.«
»Kannst du die Worte lesen?«
»Worte?«, fragte er. »Wo?«
»Um den Kreis an der Oberseite, sehr winzige Worte.«
»Ah, ja. Ich sehe sie jetzt. Diese Worte sind unsere, aber der Kunsthandwerker ist nicht aus unserer Mitte.«
»Sag die Worte für mich.«
»Alle Elefanten kehren nach Valdacia zurück«, sagte Tendao.
»Valdacia?«
»Ja, da ist mehr.« Er neigte seinen Kopf, um den Rest zu lesen, fuhr um den Kreis herum fort, von rechts nach links. »Ganz egal, wie weit sie schweifen.«
»Was ist Valdacia?«, fragte ich.
»Ich habe niemals von diesem Ort gehört.«
»Alle Elefanten kehren nach Valdacia zurück«, sagte ich. »Was ist der Rest?«
»Ganz egal, wie weit sie schweifen.«
»Alle Elefanten kehren nach Valdacia zurück, ganz egal, wie weit sie schweifen.« Ich wiederholte die Zeile und zog mein Handgelenk aus seiner Hand, um die Worte selbst zu sehen. Während ich im nachlassenden Licht die Augen zusammenkniff, bemerkte ich plötzlich, dass die Sonne bald wieder vom Himmel verschwunden sein würde. »O nein!«, sagte ich. »Ich muss mich zurück an Yzebels Tische beeilen.«
»Ja«, sagte Tendao. »Es wird spät.«
»Pass auf das Brot auf, während ich mit der Statue zu Lotaz gehe.«
»Werde ich.«
Ich rannte entlang des Pfads, hielt die Statue von Tanit in meinen Armen. Der Schmerz in meiner Seite war beinahe unerträglich, aber ich musste mich beeilen.
Als ich zu Lotaz’ Zelt kam, saß ihr großer Sklave auf dem Teppich, mit seinen Knöcheln verschränkt und Unterarmen auf seinen Knien ruhend. Er stand auf, als ich zum Gehen verlangsamte.
»Also«, sagte er. »Das Elefantenmädchen kommt zurück.«
»Elefantenmädchen?«
»Ich habe gehört, wie du all die Tiere auf der Elefanten Straße in Panik versetzt hast.«
»Ich habe sie nicht in Panik versetzt.«
»Wirklich?« Er grinste und ich konnte sehen, dass er es nicht böse meinte; er neckte mich nur.
»Na ja«, sagte ich, »es gab ein bisschen Aufruhr.«
»Ein bisschen Aufruhr ist manchmal eine gute Sache.«
»Wie wirst du genannt?«
»Ich bin Ardon. Und du?«
»Liada.« Ich mochte Ardon und dachte, dass er vielleicht in der Lage wäre mir zu helfen. »Ich will mit dir über ein Sklavenmädchen sprechen, aber ich muss mich zurück an Yzebels Tische beeilen. Könnte ich das jetzt Lotaz geben? Es ist von Tendao, die Arbeit, die er für einen Krug Rosinenwein versprochen hat.«
»Lotaz ist im Moment nicht hier. Sie ist losgegangen, um sich mit Artivis zu treffen. Von welchem Sklavenmädchen sprichst du?«
»Dasjenige, das aus Baumwolle Garn macht, am Zelt hinten den Weg hoch.« Ich deutete mit einer Neigung meines Kopfs.
»Dasjenige, das ungefähr so hoch ist?« Er streckte seine Hand flach aus, Handfläche nach unten. »Mit dunklen Augen?«
»Ja«, sagte ich.
»Warum fragst du wegen ihr?«
»Bitte, ich muss jetzt gehen. Wirst du dies Lotaz geben, wenn sie zurückkommt?« Ich streckte ihm die Statue hin. »Ich werde morgen von dem Sklavenmädchen sprechen.«
Er nahm die Figur und ich rannte zurück zu Tendao. Ich erzählte ihm davon, dass Lotaz nicht da war.
»Sie ist zu jemandem gegangen, der Artis genannt wird.«
Tendao schien von diesen Neuigkeiten überrascht. »Wolltest du eigentlich ›Artivis‹ sagen?«
»Ja, Artivis. Ihr Sklave sagte, Lotaz ist losgegangen, um sich mit ihm zu treffen.«
»Ich muss gehen.«
Er eilte den Pfad entlang davon.
* * * * *
Als ich mit ihren Brotlaiben an Yzebels Tischen ankam, war es Sonnenuntergang, aber noch immer Dämmerung. Keiner der Soldaten war bisher angekommen.
»Du hast eine große Ladung zu tragen«, sagte sie, als ich mein Bündel auf den Tisch legte.
»Ja, Bostar gab uns elf Laibe für die eine kleine Kette.« Ich reichte ihr den Geldbeutel, dann, ohne nachzudenken, presste ich meine Hand an meine rechte Seite.
»Warum hältst du derart deine Seite?«
»Oh«, sagte ich, nahm meine Hand weg, um das Bündel mit Brot aufzubinden. »Es ist nichts.«
Wenn ich ihr sagte, was mit dem fetten Mann auf Steinklopf Hügel geschehen war, würde sie mich vielleicht nicht weiterhin auf Botengänge schicken. Oder sie würde vielleicht darauf bestehen, dass Jabnet mit mir ginge. Ich wollte ihr beweisen, dass ich allein arbeiten und nicht wieder in Schwierigkeiten geraten konnte.
Yzebel öffnete den Geldbeutel und schüttete die verbliebenen Kupfermünzen und ein Paar Ohrringe in ihre Handflächen. Sie lächelte.
»Das hast du gut gemacht mit Bostar.« Sie brachte die Gegenstände zurück in ihren Geldbeutel und zog die Kordel fest. »Jetzt lass uns an die Arbeit gehen. Die Soldaten werden bald hier sein.«
Jabnet hatte das Schwein auf einem Spieß über einem zweiten Feuer, also machte ich mich an die Arbeit mit den Lampen. Als sie alle angezündet waren, schnitt ich gelbe Melonen und höhlte die Samen aus, fühlte mich sehr erleichtert, dass Yzebel nicht gefragt hatte, warum ich so lange gebraucht habe, um das Brot zu holen.
»Bitte schäle diese Erdnüsse für mich«, sagte sie zu mir von hinter dem Feuer, wo sie Karotten in den Eintopf schnitt. »Stelle eine volle Schüssel auf jeden Tisch und sprenkle Salz darauf. Aber nur ein wenig. Salz ist kostbar, bis der nächste Ochsenkarren durch die Wüste kommt.«
Ich machte die Erdnüsse fertig und stellte acht leere Tonschüsseln auf jeden Tisch, zusammen mit Holzlöffeln – als ob die Männer diese jemals benutzen würden.
Gerade nach Einbruch der Dunkelheit kamen zwei Männer an und verlangten gespeist zu werden. Ich füllte deren Schüsseln mit Eintopf und servierte Melonenscheiben zusammen mit kleinen Brotstücken. Mehr Männer kamen und bald waren alle Tische besetzt. Ich eilte mit den saftigen, dicken Scheiben Schweinefleischs, die Yzebel vom Spieß abgeschnitten hat,von einem Soldaten zum nächsten.
»Wird Hannibal heute Abend kommen?«, fragte ich, als ich eine Schüssel ausstreckte, um eine Scheibe aufzufangen, die Yzebel vom Knochen schnitt.
»Nein. Er nimmt sein Abendbrot wahrscheinlich mit dieser Frau, Lotaz, ein.«
Ich blickte zu ihr hoch. ›Diese Frau‹? Was meinte sie? Und hörte ich einen Hauch von Gift in Yzebels Worten, als ob Lotaz eine andere Art von Wesen als sie war?
Gerade als ich fragen wollte, was sie meinte, brüllte ein hungriger Mann nach mehr Fleisch.
Die ganze Nacht lang kamen und gingen die Soldaten. Ich suchte nach Hannibal, aber er kam in dieser Nacht nicht. Schließlich blieben nur noch drei Männer an den Tischen. Sie ließen sich mit ihrem Essen und Trinkenlange Zeit, sprachen über eine große Expedition nach Gadir in Iberien, die vorbereitet wurde. Ich wusste nichts von Iberien, also beschloss ich später Yzebel deswegen zu fragen.
Irgendwann nach Mitternacht gingen die drei letzten Männer weg. Yzebel, Jabnet und ich begannen dann die Tische zu säubern.
»Na ja«, sagte Yzebel, »zumindest haben sie uns heute Nacht ein wenig Essen gelassen.«
Wir sammelten die Münzen und den Schmuck von den Tischen ein, dann setzten wir drei uns hin, um unser Abendessen zu uns zu nehmen.
»Wo ist Iberien?«, fragte ich Yzebel.
Bevor sie antworten konnte, kamen vier betrunkene Männer den Pfad entlang, torkelten auf uns zu.
»Aha!«, brüllte einer von ihnen. »Schaut euch das an, meine Freunde. Es ist das Elefantenmädchen selbst.« Er deutete auf mich und lachte. »Lasst uns nach dem mächtigen Obolus rufen und sie wird ihn zur Unterhaltung heute Abend über die Tische tanzen lassen.«
Ich erkannte den widerlichen Mann wieder. Er war die letzte Person, die ich jemals sehen wollte.