Kitabı oku: «Weihnachtliches aus der Geschichtenküche», sayfa 2
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Der arme Weihnachtsmann
Der Weihnachtsmann hat es bekanntlich sehr schwer. Was hat er in den Weihnachtswochen nicht alles zu tun. Er muss dem Petrus rechtzeitig Bescheid sagen, dass dieser so etwa ab 10. Dezember Schnee vom Himmel fallen lässt. Die Menschen lieben es, wenn zum Heiligabend alles mit einer Schneeschicht bedeckt ist. Es sieht dann alles so aus, als hätte Bäckermeister Kreibaum auf sein Pfefferkuchenhaus Puderzucker gestreut. Und nicht zuletzt wollen ja auch die Kinder, die einen Schlitten bekommen haben, am ersten Feiertag rodeln.
Aber der rechtzeitige Schnee ist nicht alles, woran der Weihnachtsmann denken muss. Die Engel müssen frühzeitig informiert werden, dass sie ihre weißen Hemdchen bügeln und mit kleinen Goldsternchen versehen. Einige müssen sich ihre Haare neu kräuseln lassen, andere wiederum müssen sich daran machen, Geschenkpapier und rotes Band zu besorgen. Ein Engelchen, die etwas kräftigere Sarah, hat stets die Aufgabe, eine gut gewachsene Tanne zu besorgen und diese hübsch mit Kerzen, Kugeln und goldenen Schleifchen zu schmücken.
Da sich diese Aufgaben alljährlich stellen, haben die Engelchen schon eine gewisse Übung. Sie finden deshalb noch Zeit, die Wunschzettel der Kinder und der Erwachsenen einzusammeln. Es ist immer wieder erstaunlich, wo diese Wunschzettel zu finden sind.
Die einen haben ihn, wie es sich gehört, auf das Fensterbrett gelegt. Dort, so ist es die Gewohnheit schon seit 50 Jahren, gehört er hin. Am Nikolaustag um 5 Uhr sollen alle ihre Zettel links auf dem Fensterbrett abgelegt und mit einem kleinen Steinchen beschwert haben, damit sie nicht vom Wind fortgetragen werden. Aber leider halten sich nicht alle daran. Einige Kinder haben ihre Zettel unter ihre Kopfkissen gelegt. Andere haben den Wunschzettel in der Spielkiste verkramt. Entsprechend sieht er aus. Verknüllt und schwer lesbar. Bei den Erwachsenen ist es ein wenig einfacher. Entweder er befindet sich im Schreibfach der Kommode oder in der Brieftasche vom Vater.
Im letzten Jahr geschah nun Folgendes:
Als alle Zettel eingesammelt waren, begann das Ordnen. Nicht nach Größe, sondern nach Wünschen. An und für sich wollten der Weihnachtsmann und seine Helfer für jedes Geschenk, das mehr als ein Mal gewünscht wurde, ein Zettel-Häufchen bilden, also je eins für Spielzeug, Wolle, Einrichtungsgegenstände, Bücher, Schallplatten usw. Aber ihr glaubt ja nicht, auf welch ausgefallene und riesige Wünsche Große und Kleine kamen. Er merkte bald, dass es mit der seit 50 Jahren geübten Praxis nun endgültig sein Ende haben musste. Immer neue Ideen hatte er, wie er Herr der ganzen Zettel werden könne, aber es half alles nichts. Er konnte einfach kein System der Ordnung finden. Da fiel ihm ein, dass in der Bergengasse 10 ein Mann wohnte, der wohl mal was mit Rechnern zu tun gehabt hatte. Das schien ihm die einzige Möglichkeit zu sein, die Sache mit den Geschenken in den Griff zu bekommen.
Er ließ kurzerhand zwei Rentiere vor seinen Schlitten spannen, legte sich seine wollene Decke über die Knie, schwang die Peitsche, und ab ging’s. Nach etwa einer Stunde Fahrt hielt er vor der Nummer 10 in der Bergengasse. Seine Wangen waren ebenso krebsrot wie seine Nase. Väterchen Frost hatte ihm ganz schön zugesetzt. Den Rentieren stellte er zwei Eimer Futter hin. Als Leckerbissen hatte er dem Hafer eine kleine Rentierdelikatesse beigemengt.
Auf das stürmische Klingeln des Weihnachtsmannes öffnete Frau Krehling die Tür. Sie bat ihn in die gute Stube und rief ihren Mann, der gerade dabei war, einen Kessel Wasser aufzusetzen.
„Mensch Weihnachtsmann, ist das eine Freude! Du in unserem Haus! Das ist ja nett, komm, setz dich!“
Der Weihnachtsmann nahm Platz und rieb sich seine kalten, klammen Hände. Gefragt, warum er komme, berichtet der Weihnachtsmann, dass er unbedingt Hilfe brauche.
„Du hast doch irgendwas mit großen Rechnern zu tun. Schreib mir bitte ein Programm und lass es in deinem Betrieb laufen. Ich brauche eine Liste, auf der vermerkt ist, wer sich wo was wünscht und wo ich diese Wünsche in Auftrag geben kann.“
„Nichts leichter als das“, sagte Herr Krehling. „Lass nur alles hier, ich mach das schon. Ich melde mich, wenn ich alles fertig habe. Wir werden schnell zusammen die Liste durchgehen. Doch zuvor trinkst du mit uns zusammen einen Grog, das wärmt dich auf. Das Wasser ist gleich heiß und die Rumflasche steht auch schon auf dem Tisch.“
Der Weihnachtsmann war einverstanden.
Doch leider blieb es nicht bei einem Gläschen. Es wurden immer mehr. So langsam verloren alle drei den Ordnungssinn. Und da muss es dann passiert sein: Bei der Vorbereitung der Unterlagen müssen sie etwas vertauscht haben. Sie haben die Namensliste mit Nummern versehen, und zwar von Seite 1 Nr. 1 bis Seite 12 Nr. 4. Die Wunschliste haben sie allerdings von der letzten zur ersten Seite nummeriert, also genau entgegengesetzt.
In ihrer beschwingten Fröhlichkeit merkten sie es gar nicht. Der Weihnachtsmann taumelte zu seinem Schlitten und hätten die Rentiere nicht allein gewusst, wohin sie fahren sollen, er wäre vielleicht heut noch unterwegs. Er schlief nämlich mit glühendem Kopf auf seinem Schlitten ein.
Herr Krehling erstellte ein Programm, erstellte eine Liste und bestellte die Geschenke. Als alles beisammen war, schickte er Liste und Geschenke dem Weihnachtsmann und den Engelchen. Sie packten alles hübsch ein und hängten kleine Namensschildchen daran. Keinem fiel etwas auf.
Der 24. Dezember begann mit viel Schnee, wie bestellt. Die Engelchen zogen sich hübsch an, der Weihnachtsmann schlüpfte in seinen dicken roten Mantel und trank, weil es ihm bei Herrn Krehling so gut geschmeckt hatte, noch schnell einen Grog. Er hoffte, er friere dann nicht so schnell. Die Säcke wurden in den Schlitten geladen, die Rentiere eingespannt, und ab ging die Post, oder besser gesagt, ab fuhr der Weihnachtsmann.
Er hielt zuerst bei Klaus Ratmann, einem sechsjährigen Jungen, in der Karlsstraße. Dreimal klopfte der Weihnachtsmann an die Tür, wurde eingelassen und sah in das doch etwas ängstliche Gesicht von Klaus. Nachdem Klaus sich beruhigt hatte, sagte er ein Gedicht auf und erhielt ein Paket, das ziemlich groß war.
Dann verteilte der Weihnachtsmann noch Pfefferkuchen, Nüsse und Obst, verabschiedete sich und machte sich auf die Socken bzw. auf den Schlitten.
Klaus öffnete den Kasten und bekam große Augen. Schaut doch da aus der Schachtel eine etwa 30 cm große Puppe. Sie kann zwar Kullertränchen laufen lassen und sogar trinken, aber gewünscht, gewünscht hatte er sich einen Fußball und Torwarthandschuhe.
Die Eltern schauten sich erstaunt an. Sie hatten doch extra mit dem Weihnachtsmann gesprochen, damit auch nichts schief gehe.
Und nun das! Die Eltern waren ebenso enttäuscht wie Klaus.
Anders erging es den vielen anderen Kindern und Eltern auch nicht. Überall lieferte der Weihnachtsmann falsche Päckchen ab. Manchmal gab es heitere Gesichter, etwa, wenn Oma Martens zum Beispiel Hosenträger bekam und Opa dafür eine Kittelschürze. Meistens aber war die Enttäuschung groß.
Ja ja, wenn der Weihnachtsmann die Technik zu Hilfe nimmt!
Allen aber, die in diesem Jahr enttäuscht werden, lässt der Weihnachtsmann ausrichten, dass es ja genau in einem Jahr wieder Weihnachten gibt, und dass er bis dahin bestimmt eine bessere Lösung gefunden haben wird. So etwas soll gewiss nicht noch einmal vorkommen. Und noch etwas lässt der Weihnachtsmann ausrichten: Diejenigen, die gerne tauschen wollen, sollen sich am ersten Feiertag um 11 Uhr auf dem Marktplatz einfinden. Der Weihnachtsmann wird auch da sein. Er wird dann eine große Umtauschaktion leiten. Und er hat versprochen, vorher keinen Grog zu trinken, auch wenn es noch so kalt wird!
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Die Kirchturmuhr
Der Weihnachtsmann hat in diesem Jahr wieder alle Hände voll zu tun. Er hat den Eindruck, als wünschten sich die Kinder in jedem Jahr immer mehr Geschenke oder es werden immer mehr Kinder. An irgendetwas muss es doch liegen, dachte er, dass von Jahr zu Jahr die Menge an Geschenken, die er zu transportieren hat, steigt. Seine Helferinnen stellten alle Geschenke, die bei der folgenden Tour an die Kinder zu verteilen waren, in eine Reihe. Der Weihnachtsmann nahm seine Liste mit den Wünschen und Anschriften der Kinder und verglich vorsichtshalber nochmals die Adressen der Kinder auf den Wunschzetteln mit den auf den Päckchen vermerkten Anschriften. Alles stimmte überein.
Jetzt packte er Päckchen für Päckchen sorgfältig in seinen großen Sack und lud den Sack auf seinen Weihnachtsschlitten. Das war für ihn eine anstrengende Sache. Gott sei Dank hatte er mit dieser Arbeit rechtzeitig angefangen.
„Weihnachtsmann“, sagte ihm eine Helferin, „du hast noch ein wenig Zeit. Die Kinder werden jetzt noch einen kleinen Mittagsschlaf machen, damit sie heute Nachmittag und heute Abend nicht zu müde sind, denn sie hatten ja vor Aufregung heute Morgen nicht besonders lange geschlafen. Lege dich doch auch noch ein wenig hin und ruhe dich aus. Ich wecke dich dann rechtzeitig.“
„Das ist ein guter Vorschlag“, erwiderte der Weihnachtsmann, „nur ein wenig Dösen, ich will ja gar nicht schlafen, nur Ausruhen.“
Die Rentiere scharrten schon mit den Hufen im Schnee und zeigten dem Weihnachtsmann damit an, dass es nun aber Zeit wäre, abzufahren. Der Weihnachtsmann rief den Tieren zu, dass er nur noch schnell seine Handschuhe von drinnen holen müsse und dass es dann sofort losgehe. Er lief schnell ins Haus, griff seine fellbesetzten Handschuhe und setzte sich dann auf den Schlitten. Eine Helferin nannte ihm auch noch die Zeit, es war genau fünf Uhr. Nach einem kurzen Peitschenknall liefen die Rentiere los, der Weihnachtsmann rief den Helferinnen noch ein donnerndes „Danke schön“ und „Hohohooo“ zu und bald war er nicht mehr zu sehen.
Nach kurzer Fahrt blickte er auf seinen Zettel, auf dem vermerkt war, welches Kind in welcher Stadt das erste sein würde, das auf dieser Tour besucht und beschenkt werden sollte. Es war Isabel. Isabel wohnte in einer kleinen Stadt, zu der außer einer Kirche, einem Einkaufsladen und drei Häusern nur noch ein Bauernhof gehörte. Und weil in dieser kleinen Stadt, also eigentlich könnte man besser sagen diesem kleinen Dorf, wenig Menschen unterwegs waren, lag auf den Straßen und Gehwegen überall dick der Schnee. Nichts war geräumt. Die Rentiere, die durch das energische Ziehen des Weihnachtsmannes an den Zügeln wussten, dass sie in diesem kleinen Dorf zum Stehen kommen mussten, hatten große Mühe, nicht wegzurutschen. Spiegelglatt war der zugefrorene kleine See am Anger gleich neben der Kirche. Sie glitten beim Bremsen über den See hinaus und kamen erst zwei Meter vor der Kirchenmauer zum Stehen.
„Das war aber knapp, meine Freunde“, sagte der Weihnachtsmann zu seinen Rentieren und wischte sich dabei die Schweißperlen, die er vor lauter Angst bekommen hatte, von seiner Stirn.
Dann stieg er vom Schlitten und stapfte im Schnee einige Meter zurück, um auf die Kirchturmuhr zu schauen. „Na Donnerwetter“, dachte er sich, „da bin ich aber schnell gewesen. Meine Helferinnen sagten mir doch, dass es fünf Uhr sei, als ich mich verabschiedet hatte. Und nun ist es hier vier Uhr, also eine Stunde früher. Da bin ich ja schneller als die Zeit gewesen. Wie ist denn so was möglich?“
Und weil er es nicht glauben konnte, lief er um den Kirchturm und entfernte sich in der nächsten Straße so weit vom Turm, bis er die Kirchturmuhr sehen konnte. Er schaute nach oben und traute seinen Augen nicht. Die Uhr zeigte sechs Uhr an. Das ist zwar eine Stunde später als die Zeit, zu der er abgefahren war, aber andererseits zwei Stunden später als die Uhrzeit auf der anderen Kirchturmseite. „Potztausend“, entfuhr es ihm. „Also nun will ich’s wissen. Ein Kirchturm hat vier Seiten, also auch vier Kirchturmuhren“, dachte er sich. Er machte sich auf den Weg zur dritten und vierten Seite des Kirchturms. Zu seiner vollkommenen Verblüffung zeigten die Uhren Nummer drei und vier jeweils eine ganz andere Zeit an. Die Uhr Nummer drei nämlich 11 Uhr und die Uhr Nummer vier zeigte 1 Uhr.
Der Weihnachtsmann nahm trotz der Kälte und des einsetzenden erneuten Schneefalls seine Mütze ab und kratzte sich am Kopf. Welche Zeit mochte wohl stimmen? Er schob den linken Ärmel seines dicken roten Mantels zurück und wollte auf seine Armbanduhr schauen. Aber er hatte seine Armbanduhr nicht um gemacht. Er erinnerte sich, dass seine Helferinnen ihm gesagt hatten, dass ein Weihnachtsmann am Heiligen Abend keine Armbanduhr trägt. Das gehört sich nicht. Aber wie spät ist es nun wirklich?
Dann fiel ihm ein, dass es doch das Einfachste wäre, an einer Haustür zu klingeln und nach der Uhrzeit zu fragen. Das wollte er auch sofort machen. Er musste unbedingt wissen, wie spät es inzwischen war, denn Isabel wartete doch auf ihn. Und Kinder am Weihnachtsabend unnötig lange auf den Weihnachtsmann warten zu lassen, gehört sich nicht!
Er klingelte bei Familie Bernhauer. Vater Bernhauer öffnete die Tür und bat den Weihnachtsmann sofort ins Haus. Der Weihnachtsmann hatte große Mühe, Herrn Bernhauer zu erklären, dass er sicherlich keine Zeit habe, da er ja auf dem Weg zu Isabel sei und nur wissen wolle, wie spät es ist, denn ... Und dann erklärte er ihm seine Schwierigkeiten mit den angezeigten Zeiten an der Kirchturmuhr und seiner nicht vorhandenen Armbanduhr.
„Lieber Weihnachtsmann“, begann Herr Bernhauer, nachdem der Weihnachtsmann seinen Redefluss beendet hatte. „Lieber Weihnachtsmann, keine Aufregung. Es ist genau zwanzig Minuten nach fünf Uhr. Und ...“, er machte eine kurze Pause, „du bist hier bei Isabel. Auf die Minute pünktlich. Du kannst nun den Weihnachtssack vom Rentierschlitten holen und die kleine Isabel beschenken. Sie ist in ihrem Zimmer und schon ganz aufgeregt.“
Der Weihnachtsmann stapfte zu seinem Schlitten, holte den großen Sack und nannte den Rentieren die Hausnummer, wohin er nun den Geschenkesack bringen werde.
Als er die kleine Isabel ganz glücklich gemacht hatte, fragte er Herrn Bernhauer, weshalb die Kirchturmuhren denn so unterschiedliche Zeiten anzeigten.
„Das ist ganz einfach“, erklärte Herr Bernhauer, „die Kirchturmuhren sind alle eingefroren. Jede zu einer anderen Zeit. Aber da das jedes Jahr passiert, stört sich keiner im Dorf mehr daran. Hier hat jeder Bewohner eine Uhr in seiner Wohnung und das reicht doch.“
Der Weihnachtsmann wollte sich gerade von Isabel verabschieden, als er merkte, dass ihn irgendetwas am linken Ärmel zog. Er versuchte, mit seiner rechten Hand das störende Etwas abzustreifen. Dann schüttelte er sich kurz. Aber es zog erneut an ihm. Davon nun ... wurde der Weihnachtsmann wach. Er blickte um sich und sah, dass die Helferinnen noch um ihn standen und ihn mahnten, doch endlich aufzuwachen und loszufahren. Er hatte von den eingefrorenen Kirchturmuhren doch nur geträumt. Es sei doch schon fünf Uhr und die Kinder warteten.
Na, da schreckte der Weihnachtsmann aber hoch. Er hatte keine Zeit mehr, seinen Helferinnen zu erzählen, was er soeben Schlimmes geträumt hatte. Ganz schnell zog er seinen Mantel an, setzte seine Mütze auf, griff den Weihnachtssack, bestieg den Schlitten und rief noch ein schallendes „Hohohooo!“ Dann machte er sich auf den Weg zu den Kindern. Schließlich wollte er nicht zu spät kommen. „Hoffentlich“, dachte er flehentlich, „hoffentlich sind keine Kirchturmuhren eingefroren. Es ist doch so bitterkalt.“
Wenn ihr aus dem Fenster schaut, könnt ihr ihn bestimmt schon in der Ferne mit seinem Rentierschlitten kommen sehen. Und wenn ihr das Fenster öffnet, könnt ihr die Glöckchen am Zaumzeug und den Zügeln der Rentiere schellen hören. Klingt das nicht schön am Weihnachtsabend?
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Die Sache mit dem Schnee
In der Werkstatt des Weihnachtsmannes wird fleißig gearbeitet. Während in einem Raum einige Weihnachtswichtel sägen, schrauben und feilen, sind in einem anderen Raum die Weihnachtswichtel dabei, aus Stoffen kleine Puppenkleider zu schneidern. Wieder andere sitzen in dicke Bücher vertieft schweigend und manchmal kopfschüttelnd in einem weiteren Raum.
Der Weihnachtsmann geht von Zimmer zu Zimmer und erkundigt sich, wie weit die Weihnachtswichtel mit der Arbeit sind und ob sie es schaffen, bis zum heiligen Abend die Stücke fertigzustellen. Überwiegend nicken die Wichtel und zeigen damit an, dass es für sie kein Problem sein wird, pünktlich die ordentlich hergestellte Arbeit abzuliefern.
Nur bei den Weihnachtswichteln, im sogenannten Bücherzimmer, geht es nicht recht voran. Sie sitzen da und stöhnen, reiben sich die vom vielen Lesen schmerzenden Augen und ab und zu sagt auch einer, dass er sich einfach keinen Rat mehr weiß. Dann erkundigen sich die anderen Wichtel nach dem Problem und bieten ihre Hilfe an. Aber in einigen Fällen wissen auch sie keine Antwort.
Gerade als der Weihnachtswichtel Nummer 14 erneut stöhnt, kommt der Weihnachtsmann in das Zimmer.
„Na. Wichtel Nummer 14, was hast du denn da für einen schwierigen Wunsch, dass du so stöhnen musst?“, erkundigt er sich.
„Was die Kinder sich aber auch alles wünschen. Weihnachtsmann, höre bitte mal. Hier schreibt ein Kind auf seinen Wunschzettel: Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir ein Echo. Meine Eltern waren mit mir im Sommerurlaub in den Bergen und da war ein Echo zu hören, als sie ganz laut riefen. Das war so toll! Bitte schenke mir auch ein Echo! Deine Lea. Aber wie mache ich das? Ich kann doch nicht das ganze Jahr über bei Lea sein und immer dann, wenn Lea etwas ruft, zurückechoen.“
„Da hast du recht, Wichtel. Schenk ihr doch eine CD mit Liedern aus den Bergen, wo auch ein Echo oder Jodler drauf zu hören sind. Bestimmt wird sie sich auch darüber freuen.“ Weihnachtswichtel Nummer 14 pustet erleichtert, schreibt diesen Vorschlag auf den Wunschzettel von Lea hinter den Echo-Wunsch und reicht ihn weiter zu den Wichteln im nächsten Raum. Die dort arbeitenden Wichtel haben die Aufgabe, die Geschenke zu besorgen oder zu basteln.
Der Weihnachtsmann könnte sich eigentlich die letzten Tage vor Heiligabend gemütlich ausruhen und sich Gedanken über die Reihenfolge der Lieferung machen, wenn da nicht …, ja wenn da nicht die Sache mit dem Wetter wäre. Es hat bisher noch nicht geschneit. Auf der Erde ist noch alles grün. Die niedrige Temperatur lädt zwar nicht zum Besuch des Freibades ein, aber von Schnee ist keine Spur. Wenn aber die Rentiere den Schlitten mit den Geschenken ziehen sollen, dann brauchen sie unbedingt Schnee.
Der Weihnachtsmann überlegt, was er machen kann, um die Geschenke pünktlich bei den Kindern abzuliefern. Mit dem Lieferauto zu den Kindern fahren? Nein, meint er, das gehe nicht. Und mit einem Motorrad fahren wäre vollkommen falsch, denn da könnte er immer nur einen leichten Geschenkesack mitnehmen und müsste sehr, sehr oft hin- und herfahren.
Es bleibt ihm nichts anderes übrig, er muss zu seinem Freund Petrus gehen. Petrus ist bekanntermaßen für das Wetter zuständig.
„Hallo Petrus“, begrüßt er ihn.
„Hallo Weihnachtsmann“, grüßt Petrus zurück.
„Petrus, sag bitte, wann willst du es auf der Erde bei den Kindern schneien lassen? Morgen ist Weihnachten und es ist dort unten alles staubtrocken. Meine Rentiere schauen den ganzen Tag mit großen, traurigen Augen auf die Erde und scharren mit ihren Hufen in ihrem Stall. Sie wollen unbedingt mit auf die Erde zu den Kindern und die Geschenke verteilen.“
Petrus blickt über seine Brille und macht ein verzweifeltes Gesicht. „Wenn du wüsstest, mein lieber Freund, was ich schon alles versucht habe. Ich habe Wolken verschoben, ich habe versucht, die Temperatur zu senken, ich habe sogar Regen heruntergeschickt und dabei gehofft, dass er beim Herunterfallen wegen der gesunkenen Temperaturen zu Schnee wird. Aber nichts da. Da haben die Menschen dies und das erfunden. Und immer werden zur Herstellung Rohstoffe wie Holz oder Kohle oder Wasser benötigt. Da holzen sie ganze Wälder ab, um Pappe für Kartons herzustellen. Kartons, die einfach nur um einen Artikel gepackt werden, damit das nutzlose Ding zum Verschenken hübsch aussieht. Das nutzlose Ding braucht dann keiner und den Karton schon gar nicht. Der wird achtlos in die Ecke gefeuert. Du hast in deinem Weihnachtssack bestimmt mehrere dieser nutzlosen Kartons, mein lieber Weihnachtsmann.
Und außerdem werden bei dieser Entwicklung und Herstellung von immer mehr – teilweise überflüssigen und nutzlosen – Artikeln Rohstoffe und Energie gebraucht. Dazu werden, wie ich schon sagte, Wälder abgeholzt, werden riesige Kohlenmengen aus der Erde nach oben geholt und in Kraftwerken verbrannt, wird das Wasser gestaut, um in Wasserkraftwerken Turbinen anzutreiben und so weiter und so weiter. Das alles beeinflusst das Klima derartig, dass ich hier oben meine Probleme habe, ein der Jahreszeit gemäßes und den Menschen gefälliges Wetter auf der Erde zu machen.“
„Und ich, was mache ich?“, will der Weihnachtsmann nun wissen. „Eine Möglichkeit ist natürlich, das Weihnachtsfest ausfallen zu lassen. Aber das kann ich doch den erwartungsvollen Kindern nicht antun. Die haben Gedichte und Weihnachtslieder gelernt, die haben Geschenke gebastelt und die Gesichter von ihnen glühen vor lauter Erwartung fast wie kleine Kohlen im Gartengrill. Manche von ihnen können vor Aufregung schon gar nicht mehr schlafen.“
Petrus sitzt an seinem Tisch und ist der Verzweiflung nahe.
Doch plötzlich hat er einen – hoffentlich rettenden – Einfall. Er nimmt einen Bogen Papier und schreibt darauf:
Liebe Engel und Wichtel,
bitte kommt am 24. Dezember, Heiligabend, mit dicken schweren Schuhen oder Stiefeln zur Arbeit. Pünktlich um 7 Uhr morgens versammelt ihr euch alle, ich betone alle, auf Wolke vierundzwanzig. Ich werde auch anwesend sein und euch sagen, was zu tun ist. Geht heute Abend bitte rechtzeitig zu Bett, damit ihr morgen früh alle ausgeschlafen und pünktlich seid.
Am nächsten Tag, also Heiligabend, stehen alle Engel und Wichtel dicht gedrängt auf Wolke vierundzwanzig. Alle betrachten sich gegenseitig und können sich ein Prusten, Grinsen oder Lächeln nicht verkneifen. Es sieht auch zu komisch aus, Engel mit Engel-Flügelchen, weißen Kleidchen, Wichtelmännchen mit weißen Hemden, blauen Westen und roten Zipfelmützen und alle mit dicken Stiefeln oder schweren Schuhen bekleidet.
„Achtung!“, ruft Petrus lauthals. „Wenn ich bis drei gezählt habe, dann stampft ihr alle ganz kräftig mit euren Füßen auf den Boden. Ich denke, nein ich bin mir sicher, dass dann zumindest aus Wolke vierundzwanzig Schnee herabfällt. Und wenn dann der erste Schnee auf dem Weg zur Erde ist, dann werden auch die anderen Wolken endlich ihren Schnee auf die Reise zur Erde schicken. Und jetzt aufgepasst: eins, zwei, drei.“ Kaum hat Petrus „Drei“ gesagt, hüpfen alle Engel und Wichtel zusammen mit Petrus und dem Weihnachtsmann wie ausgelassene Kinder auf und nieder.
Und tatsächlich, es schneit zuerst aus Wolke vierundzwanzig und anschließend aus allen anderen Wolken. Die Erde droht nun bald im Schneechaos zu versinken. Der Weihnachtsmann ist über den vielen Schnee außer sich vor Freude. Schnell läuft er zu seinen Rentieren und verkündet die frohe Schneebotschaft. Und auch die Rentiere jubeln und wollen sofort losrennen.
Der Weihnachtsmann, der bis eben ein Schneeproblem hatte, weil kein Schnee auf der Erde lag, hat nun das Problem, dass seine Rentiere es gar nicht erwarten können, zu den Kindern zu traben.
Schnell beladen alle Wichtel und Engel den Weihnachtschlitten und spannen die Rentiere an. Der Weihnachtsmann besteigt den Schlitten, prüft, dass sein roter Mantel bis oben hin zugeknöpft ist, zieht sich die Kapuze über den Kopf, greift die Zügel und schaut mit freundlichem Gesicht zur dick verschneiten Erde hinunter. Es kann losgehen.
Dann wollen wir sie nicht lange aufhalten, sondern wir rufen ihnen ganz einfach den Weihnachts-Befehl zum Laufen zu: „Rentiere, jetzt aber los, ho, ho, ho!!“