Kitabı oku: «Theorien der Sozialen Arbeit», sayfa 7

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Rousseau hält das völlige Aufgehen jedes Gesellschaftsgliedes mit allen seinen Rechten in der Gesamtheit (communauté) wie in einer Familie für geboten.

Ein politischer Organismus lebt nach Rousseau von einer „ursprünglichen“ Übereinkunft (convention), der alle Mitglieder in völliger Entscheidungsfreiheit zugestimmt haben. Mit seiner Zustimmung hat ein jedes Mitglied sich der Allgemeinheit und jedem ihrer einzelnen Glieder bedingungslos verpflichtet. Diese Übereinkunft

„ist keine Abmachung zwischen einem übergeordneten und einem untergeordneten Partner, sie ist eine Vereinbarung zwischen einem Ganzen und seinen Gliedern, und sie ist rechtsgültig, weil sie auf dem Gesellschaftsvertrag beruht. Dieser Vertrag ist gerecht, weil er alle gleich behandelt. Er ist zweckmäßig, weil er nur das Wohl der Allgemeinheit zum Ziele haben kann. Er ist dauerhaft, weil die Macht der Öffentlichkeit und die höchste Gewalt ihn garantieren. Solange die Vertragspartner keinen weiteren Abmachungen unterliegen, haben sie niemand zu gehorchen als ihrem eigenen Willen“ (a. a. O., 92).

Der einzelne Mensch wird zum Bürger einer Gesellschaft, indem er auf seine natürliche Unabhängigkeit verzichtet. Die natürliche Unabhängigkeit bedeutet für die Einzelnen zugleich Abhängigkeit von der Ungleichheit ihrer natürlichen Gaben. Durch den Verzicht auf seine natürliche Unabhängigkeit nimmt der Einzelne teil an der absoluten rechtlichen und moralischen Gleichstellung mit allen anderen Menschen. Diese Gleichstellung charakterisiert eine wirkliche Gesellschaft.

Die einzelnen Menschen stimmen dem Gesellschaftsvertrag frei zu; sie überantworten und unterwerfen sich damit keinem Herrscher. Der Gesellschaftsvertrag kann niemals Ursprung von Ungerechtigkeiten und Privilegien sein, weil die gegenseitige Verpflichtung von den Einzelnen als absolut verbindlich anerkannt wird. Durch den Gesellschaftsvertrag wird eine Gesellschaft geschaffen, die sich nicht selbst dadurch schaden wollen kann, indem sie einem ihrer Mitglieder schadet. Die Gesellschaft ist souverän (Volkssouveränität) und äußert sich in einem „Gesamtwillen“ (volonté générale). Dieser Gesamtwille drückt sich in den Gesetzen aus, die alle zum allgemeinen Wohle der Gesellschaft erlassen werden. Die Glieder der Gemeinschaft sind Regent und Regierter in einem. Die Aufgabe der natürlichen Freiheit des Einzelnen ermöglicht das Erreichen der rechtlichen Freiheit. Das Gleiche gilt für das Eigentum. Die Abgabe an die Gemeinschaft sichert erst das gesetzliche Eigentum. Die Eigentümer werden zu Verwaltern der Dinge.

Von dem Gesamtwillen ist der „Wille aller“ (volonté de tous) als Summe der Einzelbestrebungen zu unterscheiden. Der „Wille aller“ resultiert allein aus dem Bemühen, eigene Interessen – auf Kosten anderer – durchzusetzen. Der Herrschaftsanspruch, den der Gesamtwille ausdrückt, ist wie dieser selbst unteilbar und unübertragbar. Ihm obliegt die Verkündung von Gesetzen, die ausschließlich dem allgemeinen und öffentlichen Wohl dienen. Einer Regierung ist es aufgegeben, die allgemeinen Gesetze auf die einzelnen Fälle anzuwenden. Das ausführende Organ darf die Gesetze jedoch nicht ändern. Die in den Gesetzen sich ausdrückende Freiheit der Bürger und des Staates ist von der Regierung zu schützen. Wenn die Regierung (die Exekutive) die eigene Macht auf Kosten des Gesamtwillens (der Legislative) vermehrt, gibt es kein freies Volk mehr, sondern lediglich Herren und Sklaven.

Alle Bürger einer Gesellschaft sollen den Sitten nach einfach sowie nach Recht und Besitz gleich sein. Der Glaube an Gott, an Lohn und Strafe in einem zukünftigen Leben und an die Heiligkeit des Gesellschaftsvertrages und der Gesetze ist für Rousseau Voraussetzung, damit die Bürger auch wirklich gute Bürger sein können. Was der Einzelne darüber hinaus noch glauben will, ist ihm nach Rousseau freigestellt. Toleranz ist eine entscheidende bürgerliche Tugend, da Intoleranz nach Rousseaus Auffassung stets eine der Hauptquellen für Streitereien in einer Gesellschaft war.

Rousseau nennt verschiedene Regierungsformen, die für eine Gesellschaft in seinem Sinn möglich sind. Seinem Ideal einer Demokratie entsprechen zahlenmäßig kleine Gemeinschaften (Staaten) am ehesten, da dort am leichtesten der Gesamtwille festgestellt werden kann.

3.6 Bedeutung für die Soziale Arbeit

Wie kühn Rousseaus Thesen zur damaligen Zeit waren, kann heute, da viele von ihnen, wie zum Beispiel die Bildsamkeit des Menschen, selbstverständlich geworden sind und zum Allgemeingut gehören, kaum noch nachempfunden werden. Rousseaus Schriften haben seine Zeitgenossen überrascht und schockiert. Im Zeitalter der Vernunft und der Wissenschaften war die radikale Verurteilung der Wissenschaften und der Künste eine ungeheuere Provokation. Die Auffassung Rousseaus, der Mensch sei primär ein Einzelwesen, das sich selbst genügt, stand in scharfem Gegensatz zu der in der Aufklärung geläufigen Überzeugung, der Mensch sei von Natur aus ein geselliges Wesen.

Für die Pädagogik waren die Betonung der Lebenssituation des einzelnen Kindes, die Berücksichtigung der altersgemäßen Bedürfnisse genauso revolutionär wie das Eingehen auf die innere Natur des Kindes, seine individuelle Erlebnisfähigkeit, seine eigenen Erfahrungen, Gefühle und Leidenschaften, vor allem aber auf die Stadien seines Lebensweges, auf Kindheit und Jugend als eigene Erlebnis- und Existenzweisen (vgl. Rang 1979, 122). Rousseau hat außerdem die Erziehungstheorie von weltanschaulichen beziehungsweise ethischen Bildungssystemen getrennt (Mollenhauer 1996b, 182). Die politisch-staatsphilosophischen Thesen aus dem „Gesellschaftsvertrag“, die zum Teil im Gegensatz zu seinen pädagogischen Thesen stehen, beeinflussten maßgeblich die Zielsetzungen der Französischen Revolution.

Manfred Kappeler macht unter dem Titel „Wie Robinson war, soll Émile werden“ kritisch auf den Zusammenhang von Aufklärung, Rassismus und Erziehung bei Rousseau aufmerksam (1994, 83–109), indem er in Defoes Roman „Robinson“, auf den sich Rousseau als Ideal seiner Erziehung bezieht, zahlreiche sozial-rassistische Anteile nachweist. Ähnliche rassistische und menschenökonomische Denkmuster werden später von den Eugenikern des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts wieder aufgegriffen (vgl. Kappeler 2000, 51). Hansmann (2006, 43 f.) weist darauf hin, dass Rousseaus Einschätzung der Geschlechterrollen, der Unmöglichkeit des sozialen Lernens, der grundsätzlichen kindlichen Unschuld sowie der lebenslangen Notwendigkeit eines Erziehers aus heutiger Wahrnehmung nicht mehr haltbar ist.

Viele PädagogInnen und SozialpädagogInnen haben sich in den letzten zwei Jahrhunderten ausdrücklich auf Rousseaus Werke bezogen, zum Beispiel Johann Heinrich Pestalozzi, Friedrich Fröbel, Johann Friedrich Herbart. Überlegungen Immanuel Kants, Johann G. Fichtes und anderer Sozialphilosophen knüpfen bei Rousseau an. Auch in der Gegenwart werden seine Theorien aufgegriffen und berücksichtigt. Im Jahre 1971 hat der Amerikaner John Rawls eine „Theorie der Gerechtigkeit“ (1993) unter Rückgriff auf die Vertragstheorie von Locke und Rousseau veröffentlicht und ein weltweites Echo mit seiner rationalen Begründung von sozialer Gerechtigkeit erhalten. In Frankreich wurde im Jahre 1993 in der „Collection Travail Social“ von Cristina de Robertis ein Sammelband mit dem Titel „Le contrat en travail social“ herausgegeben. In den Beiträgen wird „le contrat“ sowohl für die Reflexion als auch für praktisch-methodische Aspekte Sozialer Arbeit aufbereitet und genutzt.

3.7 Literaturempfehlungen

In dem umfangreichen Werk Rousseaus handeln insbesondere vier Arbeiten von Fragestellungen, die für die Soziale Arbeit von Bedeutung sind: der „Diskurs über die Wissenschaften und die Künste“, der „Diskurs über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen“ (Rousseau 1990), „Émile oder über die Erziehung“ (Rousseau 1981) – nach Rousseaus Selbsteinschätzung ist das sein Hauptwerk – und „Der Gesellschaftsvertrag“ (Rousseau 1995, 59–208). Mehrere Bibliografien geben eine gute Übersicht über die Werke Rousseaus (a. a. O., 291–296; Holmsten 1996, 168–176).

4 Glück und Wohlstand für alle Adam Smith (1723 – 1790)


„Die unzerstörbare Lebenskraft von Smiths politischer Ökonomie, d.h. seinem integrierten ethischen, ökonomischen und politischen System (mit historischer Dimension), wurzelt tief in seiner realistischen Beobachtung und nüchternen Einschätzung der menschlichen Natur – dem selbstbezogenen Handeln des einzelnen in der Gemeinschaft“ (Horst Claus Recktenwald 1993, XIII).

4.1 Historischer Kontext

England gewinnt am Ende des 17. Jahrhunderts die Auseinandersetzungen mit Frankreich um die Vorherrschaft in der Welt. Die seit 1603 bestehende königliche Personalunion von England und Schottland wird durch die Vereinigung der Parlamente 1707 zur Realunion (Großbritannien). Eine konstitutionelle Monarchie löst den Absolutismus ab. Politische Parteien übernehmen Regierungsaufgaben mit einem Premierminister an der Spitze. Unter den hannoverschen Königen Georg I. (1714–1727) und Georg II. (1727–1760) werden die zerrütteten Staatsfinanzen konsolidiert. Das politische System erfährt nachhaltige Stabilisierung. Im Grunde funktioniert das britische Staatswesen im „Georgian age“ als ausgeprägtes Zweiparteiensystem mit den liberalen „Whigs“ und den konservativen „Tories“ fast von allein, und die Funktion des Premierministers wird immer bedeutsamer. Wirtschaft, Handel und Industrie blühen – nicht zuletzt durch eine expansive Kolonialpolitik. Großbritannien ist im 18. Jahrhundert die führende Handels-, Finanz- und Militärmacht der Welt. Die neue Weltmacht wird im Laufe des Jahrhunderts allerdings durch drei unterschiedliche revolutionäre Bewegungen herausgefordert: durch die Industrialisierung und die Agrarrevolution ab 1750, durch den nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg ab 1775 und durch die Französische Revolution ab 1789. Großbritannien erobert riesige, wenig besiedelte und ressourcenreiche Gebiete in der ganzen Welt, kolonisiert sie und nutzt sie primär als Wirtschaftskolonien, weniger als Siedlungskolonien. Vorrangig ist die Kolonisation von Nordamerika, bei der allerdings der alte „Erbfeind“ Frankreich ein mächtiger Konkurrent ist. Diese Konkurrenz führt zum britisch-französischen Kolonialkrieg von 1754 bis 1763, der mit einem Sieg Großbritanniens und dem Frieden von Paris (1763) beendet wird, wonach Nordamerika angelsächsisch wird. Gegen Handelseingrenzungen und Steuererhebungen durch das Mutterland wehren sich die nordamerikanischen Siedler mit Gewalt. Im Frieden von Versailles (1783) muss Großbritannien nach langen kriegerischen Auseinandersetzungen, in die auch andere europäische Länder eingreifen, den „Abfall“ der nordamerikanischen Kolonien (außer Kanada) vom Mutterland hinnehmen. Damit wird das britische Atlantikreich zerstört.

Die Machtposition Großbritanniens nach außen wie auch die innere Stabilität werden durch die aufklärerischen Ideen, die Französische Revolution und den „Eroberungsdrang“ Napoleons gleichermaßen bedroht. Letztlich kann sich Großbritannien aber in vielen kriegerischen Auseinandersetzungen gegen die Bedrohungen aus Frankreich erfolgreich wehren.

In Verbindung mit der Entwicklung der Naturwissenschaften sorgen bislang unvorstellbare technische Fortschritte in Großbritannien für den Übergang von einem Agrarstaat zu einer großkapitalistischen Industriewirtschaft mit einem Industrieproletariat. Die Menschen müssen völlig neue Fertigkeiten und Berufe erlernen, um ihren Lebensunterhalt zu erwerben. Die Arbeiter organisieren sich in Gewerkschaften; neue Sozial-, Bildungs- und Verwaltungssysteme entstehen.

Am Ende des 17. Jahrhunderts ist Schottland wegen anhaltender Missernten und englischer Handelsverbote noch ein armes Land: 10 Prozent der Bevölkerung verhungern, weitere 40 Prozent betteln. Um 1720 hat die Kaufmannsstadt Glasgow circa 12000 Einwohner. 1745 – Adam Smith ist gerade 22 Jahre alt – landet Prinz Charles Edward Stuart mit französischer Unterstützung in Schottland und beansprucht den britischen Thron für sich. Die Erhebung der Highlands wird 1746 in der Schlacht bei Culloden niedergeschlagen, und das siegreiche England geht mit äußerster Grausamkeit gegen die Aufständischen vor. Dudelsack, Kilt und Tartans werden verboten, viele Clans von ihrem angestammtem Land vertrieben. Dennoch gilt das 18. Jahrhundert, in dem Adam Smith lebt, für Schottland als „Goldenes Zeitalter“. Die Schotten stellen Wolle und Tücher her, exportieren Lachs und Hering und importieren Salz, Tabak und Branntwein. Der Handel mit Holland, Frankreich und den baltischen Ländern nimmt zu. Mit der Teilnahme am Überseehandel nach der Vereinigung mit England wird Glasgow reich und zur schönsten Stadt Großbritanniens. Die schottischen „Tabakbarone“ erwerben ihren Reichtum allerdings nicht nur aus dem Warenhandel, sondern auch aus dem Sklavenhandel. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg beendet den Tabakhandel; die daraus resultierenden Verluste werden durch vermehrten Textilhandel ausgeglichen.

In dem großen England gibt es nur zwei, in dem kleinen Schottland hingegen vier Universitäten mit herausragenden Wissenschaftlern. Mehr als auf dem Kontinent befördert hier die Aufklärung das Aufblühen der Naturwissenschaften und deren Anwendungen in der Technik. Empirismus und Liberalismus bestimmen die Auffassungen der englischen und schottischen Wissenschaftler. In dieser Übergangsepoche werden die Wissenschaften zunehmend vom Bewusstsein der Berechenbarkeit aller Dinge getragen. Empirismus und Rationalismus fördern immer mehr naturwissenschaftliche Entdeckungen und die Entwicklung technischer Verfahren und Geräte. 1790 kommt die erste maschinelle Spinnerei nach Schottland. Die Wissenschaftler zielen auf eine exakte, möglichst in mathematischen Gesetzen ausformulierte Erforschung und Feststellung der sinnlich wahrnehmbaren Tatsachen. Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler drängen zusammen auf die technische Anwendung und praktische Nutzung des Erkannten. Glauben und Wissen werden strikt getrennt. Der Einfluss der Kirchen auf Wissenschaft und Forschung verschwindet. Theologie und Philosophie verlieren gegenüber den Naturwissenschaften und der Technik an Bedeutung.

4.2 Biografischer Kontext

Adam Smith wird 1723 in Kirkcaldy, einer schottischen Kleinstadt, geboren (vgl. Recktenwald 1993; Streminger 1999; Eckstein 2010). Der Vater, ein Jurist, ist wenige Monate vor der Geburt seines Sohnes gestorben. Die tiefreligiöse Mutter zieht ihr einziges Kind allein auf. Smith bleibt zeitlebens eng an seine Mutter, die er innig verehrt, gebunden. Seine Mutter, seine Freunde und seine Bücher sind ihm während seines ganzen Lebens seine engsten Vertrauten. Der kleine Adam ist ein zartes Kind und fällt in seiner Umgebung auf, weil er häufig geistesabwesend ist und laut mit sich selbst spricht; auch als Smith längst ein berühmter Wissenschaftler ist, ist er häufig mit seinen Gedanken nicht bei den Anwesenden und führt laut Selbstgespräche. Smith besucht die Grundschule in Kirkcaldy, 1732 ziehen Mutter und Sohn nach Glasgow.

An der Glasgower Universität studiert Smith Latein, Griechisch, Mathematik und Moralphilosophie und schließt das Studium mit dem „Master of Arts“ ab. Der bedeutendste Philosoph der Zeit, Francis Hutcheson (1694–1746), ist einer seiner Lehrer. An der Oxforder Universität führt Smith seine Studien – vor allem der antiken Klassik – weiter. Der junge Student ist von David Humes Abhandlung „Treatise of Human Nature“ begeistert, erhält aber wegen dieser „schädlichen“ Lektüre – das Buch ist wegen „Gottlosigkeit“ verboten – einen Verweis von der Universität. 1746 kehrt er – enttäuscht vom rückständigen Oxford – nach Kirkcaldy zurück und strebt einen Lehrstuhl an einer schottischen Universität an.

1748 wird Smith Dozent für englische Literatur und Nationalökonomie in Edinburgh und freundet sich mit seinem Kollegen David Hume (1711–1776) an. Zwei Jahre später wird Smith Dozent für Logik an der Universität von Glasgow. 1752 erhält er in Glasgow einen Lehrstuhl für Moralphilosophie. Smith übernimmt verschiedene Universitätsämter; so ist er Dekan seiner Fakultät und Prorektor der Universität. Als Smith 1759 sein philosophisches Werk „The Theory of Moral Sentiments“, in Deutsch: „Theorie der ethischen Gefühle“ (Smith 2010), publiziert, ist er bereits ein angesehener Dozent. Dieses moralphilosophische Werk macht ihn in ganz Europa bekannt. Danach wendet sich Smith verstärkt nationalökonomischen und juristischen Fragen zu.

Smith verlässt 1764 die Universität und wird Privatlehrer des Herzogs von Buccleugh. Diese Stelle ist weitaus besser dotiert als die Stelle eines schottischen Professors und zusätzlich mit einer Altersversorgung versehen. Auf Bildungsreisen mit dem Herzog durch Frankreich und die Schweiz trifft Smith mit führenden europäischen Wissenschaftlern (Voltaire, Turgot, Quesnay u. a.) zusammen. Smith kennt Rousseaus Werke und schätzt dessen Ideen; die beiden begegnen einander jedoch nicht. 1766/67 ist Smith als Berater des britischen Schatzkanzlers in London und forscht im British Museum. Von 1767 bis 1776 lebt und arbeitet er in Kirkcaldy und London an seinem Hauptwerk „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“, in Deutsch: „Der Wohlstand der Nationen“ (Smith 1993), in dem er seine sozialen und ökonomischen Erkenntnisse darlegt. Das Buch wird 1776 veröffentlicht und bringt Smith viel Lob und Anerkennung ein. Bei der Abfassung dieses Buches konnte Smith die sozialen Folgen der industriellen Revolution noch nicht erkennen und bei seinen Überlegungen berücksichtigen.

1776 kehrt er nach Schottland zurück, um seinem sterbenden Freund Hume nahe zu sein. Hume stirbt noch in demselben Jahr. 1778 wird Smith zum Zollrevisor von Schottland ernannt und zieht mit seiner Mutter und einer Cousine nach Edinburgh. Diese Ernennung bringt ihm so hohe Jahreseinkünfte, dass er auch weiterhin keinerlei finanzielle Sorgen hat. In Edinburgh überarbeitet er „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“. Der für ihn unerwartete Tod seiner 89-jährigen Mutter im Jahre 1784 trifft Smith schwer und macht ihn krank. Bis wenige Monate vor seinem eigenen Tod im Jahre 1790 arbeitet er an einer Neuauflage von „The Theory of Moral Sentiments“. Viele – seiner Meinung nach unfertige – Manuskripte lässt er kurz vor seinem Tod von Freunden vernichten. Sein materieller Nachlass ist gering, da er große Teile seines Einkommens Armen gegeben hat.

4.3 Forschungsgegenstand und -interesse

Das lebenslange Beobachten, Forschen und Nachdenken von Smith gelten dem Verhalten und Zusammenleben der Menschen. Er beobachtet, was seine Mitmenschen und er selbst tun, und fragt nach den Beweggründen für dieses Verhalten. Smith interessiert sich für die psychologischen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge und Bezüge der Gesellschaft, in der er lebt, und fragt: Welches sind die Ursache, die Ordnung und die Grundsätze im menschlichen Streben nach Wohlstand? Wie kommt es, dass der Mensch ständig danach strebt, sein Los in der Welt der Knappheit und materiellen Enge zu verbessern? Warum bemüht sich der Mensch, von seinen Mitmenschen anerkannt zu werden? Weshalb achtet der Mensch darauf, seine Umgebung und seine Umwelt nicht zu schädigen? Inwieweit ist der Mensch disponiert und darauf vorbereitet, in Gemeinschaften zusammenzuleben? Wie kann man Wohlstand und Reichtum des Staates erhöhen? Smith möchte die persönliche Freiheit des Einzelnen mit der wirtschaftlichen Leistung so verknüpfen, dass alle Menschen auf friedliche Weise zusammen leben können; bei höchstmöglicher Freiheit erstrebt er Wohlstand und Zufriedenheit für alle, nicht zuletzt für die arme Bevölkerung eines Staates.

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