Kitabı oku: «Schicksalhafter Kompromiss», sayfa 2

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Eine Weile blieb Patrik noch liegen, als wolle er sein Glück mit Anneliese hier an ihrer Liebestätte festhalten, während seine Gedanken rotierten.

Sogleich tröstete sich Patrik Lerner damit, dass ihre Liebe Zeit brauchte und noch erblühen würde. Es ist alles zu schnell gegangen. Vielleicht hing ihr Herz noch emotional an einem Grünschnabel. Während ihr Kopf ihre wechselnden Gefühle noch nicht wahrhaben wollte, hatte sich ihr Körper bereits für ihn entschieden. Das Samenkörnchen der Liebe ist wie eine unauslöschliche Urgewalt gesät, frohlockte er.

Zu müde, um aufzustehen, blieb Patrik noch liegen, um noch kurz die Nachwirkungen dieses berauschenden Liebesabenteuers genussvoll ausklingen zu lassen.

Selbst wenn sie einen Freund hat, kommt sie zu mir zurück. Diese Grünschnäbel können mir dank meiner langjährigen Erfahrung und meinem Sexappeal nicht das Wasser reichen und es mit mir aufnehmen. In diesem Kampf bin ich der Gewinner. Ich bin eben auf der Klaviatur der Liebe ein guter Liebhaber, habe zweimal „Hier“ geschrien, als der Herrgott das dazugehörige Werkzeug vergab. Wenn ich eine Frau haben wollte, habe ich noch jede bekommen. Und so ist es auch jetzt bei Anneliese, triumphierte er innerlich. Er war sich siegessicher. Die Kleine kommt zu mir zurück.

So wie viele Geliebte vor ihr nach einem Streit zu ihm zurückkamen. Seine Gedanken wanderten ungehindert in die Vergangenheit.

Mit Frauen kannte er sich eben aus. In Ewalds Alter lebte er schon mit seiner Exfrau Angelique, einer rumänischen Prostituierten, zusammen. Er war ihr Peitscherlbub, wie Großmutter die Zuhälter nannte.

So hatte er früh gelernt, wie eine Made im Speck zu leben, Frauen zu verführen und für seine Zwecke zu missbrauchen, um ein schönes, finanziell sorgenfreies Leben ohne Schweiß und Fleiß zu genießen.

Er war mit 15 Jahren nach einem heftigen Streit mit seiner Großmutter von zuhause ausgerissen, und war ohne Schulabschluss und ohne Job mittellos in Wien auf der Straße gelandet. Seine Großmutter war stets auf seine gute Erziehung bedacht. Er müsse immer anständig und ehrlich sein und dürfe ihr keine Schande machen. Sie bete jeden Tag darum. „Ich habe nur dich auf der Welt. Du bist alles für mich“, war ihr geflügeltes Wort. Patrik vermutete bald, dass er als nützlicher Zeitvertreib in ihrer Einsamkeit herhalten musste und die fehlende Zuneigung und Liebe seines Großvaters schon als Kleinkind ersetzen musste. Obwohl sich seine Großmutter stets bemühte, aus ihm einen netten, anständigen Jungen zu machen, auf den sie stolz sein konnte, was Patrik immer versprach, war er vom rechten Weg früh abgeglitten.

Großmutter ärgerte es maßlos, dass er seine Zeit sinnlos vergeudete und gerne mit Automaten spielte. Er hatte sich öfters von ihr Geld dafür geborgt und nicht zurückgezahlt. Und als er ihr Geld für das Spielen mit Automaten gestohlen hatte, kam es zum Streit.

„Warum stiehlst du mir Geld? Ich habe dich zu einem anständigen Jungen erzogen und nun bestiehlst du mich, damit du das Geld verspielen kannst. Du bist ein schlechter Junge, du hast mich stark enttäuscht.“

Seine Großmutter war eine sparsame, religiöse Dame, die alle Spiele als „Satansspiele“ abkanzelte. Er sei ein Fass ohne Boden, in ihn würde sie ihr Geld schlecht investieren, er zahle ihr nie etwas zurück. Ganz im Gegenteil, sie befürchte, dass sie ihn dadurch in seiner Spielleidenschaft noch unterstütze. Und Satans Spiele unterstütze sie nicht. Er sei nun alt genug, um sein Leben in den Griff zu bekommen, sie müsse sich ihr Geld genau einteilen und habe nichts zu verschenken und am wenigsten für die Automaten, hatte sie ihm vorgeworfen.

„Willst du so abgleiten wie deine Mutter? Frieda, deine Mutter, hat mir bis zum heutigen Tag genug Kummer gemacht. Sie hat sich durch ihre Hirngespinste verirrt, mit düsteren Gestalten abgegeben und hat sich nach deiner Geburt einfach davongemacht und dich zurückgelassen.“

Mit Schaudern erzählte ihm seine Großmutter oft, wie seine Mutter nach seiner Geburt abgehauen und monatelang nicht zuhause aufgetaucht war. Auf einmal hatte Großmutter festgestellt, wie sich Frieda verändert hatte. Sie wurde aufmüpfig und wusste plötzlich alles besser. Sie faselte von Esoterik, Wiedergeburt, betete und meditierte, sprach vom liebevollen Umgang mit der Schöpfung und den Naturelementen, schwärmte von ihren anders gearteten Lebenszielen, beschäftigte sich mit Ernährung, Homöopathie, Astrologie, Pendeln, Tarot, Reinkarnationstherapie und glaubte, ihr Leben und das Leben der anderen durch ihre persönliche Einstellung, Gebete, Rituale und Gedankenkraft beeinflussen zu können.

„Dann etwas später behauptete sie, sie könne von Wasser, Licht, Sonne, Luft und Liebe leben wie ihr großes Vorbild Waliluso, welcher mit seiner weißen Toga, seinem Stirnkranz aus Olivenzweigen, seinem Hirtenstab und einem Apfel- im Sommer nur mit einem Schurz bekleidet- auf dem Wiener Naschmarkt Ansprachen über Gott und die Natur hielt und von seinen Visionen sprach. Sie aß immer weniger und wurde magersüchtig.“

Anfangs glaubte Großmutter, es wäre nur eine Spinnerei, welche bald vorbeigehen würde. Frieda wurde ihrer Mutter fremd. Sie hatten sich nichts mehr zu sagen. Frieda lachte ihre Mutter ob ihrer Gläubigkeit, ihren alten Wertvorstellungen und Warnungen immer nur aus. Mit den Worten „Du bist altmodern und unbelehrbar. Ich kann so nicht leben“, verschwand Frieda eines Tages.

Zuerst blieb Frieda ein paar Tage weg, kam für ein paar Tage heim und blieb dann immer länger weg. Patriks Großmutter hatte sie unter den Obdachlosen gesucht und gefunden, wo sie sich kurze Zeit mit den sonderbarsten, ausgemergeltsten Typen mit Tätowierungen am ganzen Körper in einem Zeltlager aufgehalten hatte. Dort sah sie sie unter Drogeneinfluss vor einem Feuer fast unbedeckt tanzen. Hilflos musste sie zusehen, wie sie sich von der bürgerlichen Welt verabschiedete und in die Welt der Drogen eingetaucht war.

Gewissermaßen begann dort Friedas Abstieg, den Frieda selbst aber als Aus- und Aufstieg feierte. Mit traurigem Herzen musste Friedas Mutter zusehen, wie sich ihre Tochter von ihr und der vorherigen Welt verabschiedete und ihr den Einfluss und Zutritt in ihre Welt verwehrte.

Wie oft drohte ihm seine Großmutter: „Wenn du weiter spielst und so weitermachst, kommst du auf die schiefe Bahn, so wie deine Mutter. Werde anständig und vernünftig. Du hast die Pflicht, ein braver Junge zu sein und mich für die Sorgen und den Kummer um deine Mutter zu entschädigen“, predigte sie. Der Kummer wegen Patrik wurde immer größer, sodass sie viele schlaflose Nächte gehabt hatte.

„Du darfst mich nie wieder bestehlen und hör auf, mit den Automaten zu spielen“, schrie seine Großmutter gerade, als sie an jenem Tag sah, dass Patrik seine Sachen packte.

„Bleib doch da, geh nicht weg. Mache mir keinen Kummer. Deine Mutter hat mir schon genug Kummer gemacht“, weinte sie.

„Es ist mein Leben“, hatte Patrik trotzig geschrien, während er weiterpackte.

„Wo ist meine Mutter?“

Seine Fragen schmerzten sie wie Nadelstiche, denn auch sie vermisste Frieda schmerzlich jede Minute.

„Sie lebt in Spanien.“

Wie sollte sie Patrik erklären, dass seine Mutter so tief gesunken war und in einer Höhle lebte? Sie wollte ihm nicht sagen, dass sie einmal von einem Bekannten ihrer Tochter besucht wurde, der ihr schöne Grüße von Frieda ausrichtete und ihr sagte, Frieda wäre gesund, sie würde mit anderen Aussteigern, Künstlern, meist ohne Dokumente, in Andalusien am Sacramento vis-a-vis der berühmten Alhambra in der Nähe von Granada in einer der zahlreichen Höhlen mit ihren Tieren und Wildtieren, ohne Strom und Wasser, leben und unter den Gitarrenklängen der Gitanos von den Chipsys Flamenco tanzen lernen. Dass sie nicht in der besseren Schicht der gemeldeten Anwohner in den unteren Regionen, sondern hauptsächlich unter illegalen Siedlern in den oberen Bergregionen lebte, verschwieg er.

Und wieder einmal schluchzte und weinte seine Großmutter. Zum wiederholten Male wünschte sie, er hätte eine Mutter und einen Vater, welche sich um ihn gekümmert und ihr die schwere Last seiner Erziehung von ihren Schultern genommen hätten. Ich kann den Jungen nicht bändigen, ich bin zu alt und zu schwach dafür, befand sie.

„Wohin willst du gehen?“

„Ich gehe meinen Vater suchen“, hatte er trotzig erklärt.

Seinen Vater kannte er nicht. In der Schule wurde er oft deswegen gehänselt.

Solange er sich zurückerinnern konnte, versuchte er sich vorzustellen, wer sein Vater war und wie er aussah. War er verheiratet? Hatte er Kinder? Warum hatte er sich nie bei ihm gemeldet?

„Du wirst ihn nicht finden, bleib da. Du bist ein undankbarer Bengel. Wer wird sich um mich kümmern, wenn ich krank bin? Du bist es mir schuldig. Dein Großvater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was aus dir geworden ist. Er war ein angesehener Beamter und wollte nur das Beste für dich“, weinte sie hemmungslos. Das war das Letzte, was Patrik hörte, nachdem er die Tür, in der Hand den Koffer mit seinen Habseligkeiten, zugeknallt hatte und sein unbekanntes Ziel anstrebte.

Immer, wenn seine Großmutter nicht weiter wusste, redete sie ihm, so lange Großvater am Leben war, ins Gewissen, anständig zu sein und ebenso einen Beamtenberuf wie Großvater zu ergreifen oder drohte ihm mit Großvater. Ich werde ihm alles erzählen und dann wirst du schon sehen.

Ja, mein Großvater war ein Beamter, aber auch ein Tyrann. Er behandelte dich von oben herab, befahl und du hattest zu gehorchen, denn er war der Brotverdiener und Patriarch, sinnierte Patrik. Das wolltest du nie wahrhaben, hast immer den schönen Schein nach außen hin bewahrt und jetzt verdrängst du es noch immer.

Nach diesem Streit war Patrik lange Zeit verschwunden. Zurück ließ er seine besorgte Großmutter, die nun nicht nur wegen seiner Mutter, sondern auch seinetwegen einsam und verlassen oft weinte und betete.

Patriks bittere Lehrjahre auf der Straße, auf sich allein gestellt, im Kampf um jede Begehrlichkeit, hatten ihn hart und unnachgiebig in seinem Bestreben gemacht. Damals, als er zum Mann reifte, die grenzenlose Freiheit genoss, hatte er für leicht verdientes Geld die verschiedensten Gelegenheitsjobs angenommen, in welchen er meist mit einem Bein im Gefängnis stand.

Seine Devise war: Erlaubt ist alles, nur erwischen darf man sich nicht lassen. Dennoch hatte er sich bei einem Raubüberfall erwischen lassen und landete im Gefängnis. Er bezeichnete später diesen Raubüberfall, bei dem er Schmiere stand, immer als besoffene Geschichte und Jugendsünde. In einer Bar soff er mit einigen ihm unbekannten Kumpeln. Diese Kumpel luden ihn und Fredy, den er dort kennen lernte, ein, und zahlten ihre Zeche. Dann, zu später Nachtstunde, trat einer dieser Saufkumpel an Fredy und ihn heran und fragte, ob sie sich ohne Anstrengung schnell ein paar Kröten verdienen und vor einem Haus Schmiere stehen würden, um ihnen sofort zu melden, wenn die Polizei käme. Einer von ihnen hätte noch eine offene Rechnung mit dem Hausbewohner offen. Draufgängerisch und enthemmt durch den Alkohol, stimmten Fredy und Patrik zu. Geld brauchte Patrik immer. Und so standen Patrik und Fredy Schmiere, während diese Saufkumpel mit einem Koffer in der Dunkelheit der Nacht die fremde Tür aufbrachen und ins Haus schlichen. Tatsächlich kam die Polizei und nahm Patrik als Mitbeteiligter an diesem Einbruch fest. Erst später, als Patrik vor Gericht stand, erfuhr er, dass dieser ihm unbekannte Einbrecher, dessen Scheidungsverfahren lief, bei seinen dort wohnenden reichen Schwiegereltern einen Goldbarren und ihre Münzensammlung rauben wollte. Während Patrik gefasst wurde, konnte Fredy entkommen. Fredys Teilnahme am Raubüberfall verriet Patrik nie. Was hätte es ihm genützt, wenn auch Fredy ins Gefängnis hätte gehen müssen. Er war ihm in Freiheit, in seiner Schuld, besser dienlich. Sobald ich von ihm etwas brauche, werde ich ihn daran erinnern, dass er in meiner Schuld steht und mir noch einen Gefallen schuldig ist. Sollte er nicht spuren, werde ich ihn verpfeifen.

Als sich endlich die Gefängnistore für Patrik öffneten, überlegte er, wohin er gehen sollte. Zuerst war er versucht, seiner Großmutter einen Besuch abzustatten. Er liebte seine Großmutter über alles, genauso wie sie ihn abgöttisch liebte. „Du, mein Liebling, bist die Sonne meines Herzens und der Grund, warum ich morgens gerne aufstehe. Mache uns keine Schande“, hatte sie ihm immer seit Kindheitstagen gepredigt. Diese Predigten hatte er sich in seiner einsamen Zelle oft vergegenwärtigt. Und oft hatte er bereut, sie so enttäuscht zu haben. Auf einer Bank sitzend, überlegte Patrik, wie sehr er sie enttäuscht, verletzt und das von ihr erwünschte Idealbild zerstört hatte mit seinem Gefängnisaufenthalt. Wie sollte er ihr jemals wieder unter die Augen treten? Soll ich zu ihr gehen? Zuerst würde seine Großmutter ihm glücklich um den Hals fallen, froh, ihn wieder zu sehen. Sogleich würde sie ihm Vorwürfe machen, wie viel Sorgen sie sich um ihn gemacht hätte und dass er nie wieder spurlos verschwinden dürfe. Aber dann würde gleich das befürchtete Verhör beginnen. Wo warst du so lange? Ihr von seiner Beteiligung an einem Raubüberfall und seinem Gefängnisaufenthalt zu erzählen und ihr so viel Leid auferlegen, wollte er nicht. Gut, dass seine Tätowierung am Rücken, von einem Gefängnisinsassen angefertigt, unter seinem Hemd nicht sichtbar war. Er sah ihr enttäuschtes Gesicht förmlich vor sich, wenn er auf ihre Fragen, ob er einen Job habe und ein anständiges Mädchen kennen gelernt hätte, verneinen musste. Vielleicht sollte er sie anlügen und sagen, er hätte eine lange Reise gemacht. Aber dann hätte sie ihn gelöchert, wo er gewesen war, und Fotos verlangt. Er kannte ihre Unnachgiebigkeit und ihre Fähigkeit, ihn zu durchschauen. Sie hatte ihn noch bei jeder Lüge erwischt. Trotzdem hättest du mir eine Karte schicken können, hätte sie gesagt. Vielleicht wusste sie inzwischen, dass er im Gefängnis war und er konnte es nicht abstreiten? Wenn sie von seiner Straftat und seinem Gefängnisaufenthalt inzwischen erfahren hätte, hätte sie ihm vorgeweint, dass er ihr damit das Herz brechen würde. Wie schwer es für sie wäre, zuschauen zu müssen, wie sehr er ihre gute Erziehung und ihre Lehren verschmähte und wie undankbar er wäre. So wie sie öfters jammerte: „Du vergeudest dein Leben und wirfst deine Zukunft weg. Hör endlich mit dem Spielen auf und beginne ein neues, anständiges Leben.“ Dann würden unweigerlich Vorwürfe wie „Du machst mir so große Sorgen. Du hast mich so schwer enttäuscht wie deine Mutter, die auch abgehauen ist“, kommen. „Und gerade bei dir wollte ich mich bemühen, dass sich das nicht wiederholt. Und nun machst du mir die gleichen Sorgen.“ Und zum Schluss würde sie wie immer die Schuld bei sich selber suchen und in Selbstvorwürfe verfallen: „Meine Bemühungen, aus dir einen anständigen Jungen zu machen, sind gescheitert, du bist undankbar, du lohnst mir mein Bemühen nicht. Das habe ich nicht verdient. Ich habe versagt, du wirst noch in der Gosse landen“, was ihn am meisten gekränkt hätte.

Und so hatte er die Wahl gehabt, entweder heim zu Großmutter zu gehen, sich ihren moralischen Vorstellungen und Vorwürfen zu unterwerfen, oder die Laufbahn eines Kriminellen einzuschlagen oder sich andere lukrative Einkünfte zu suchen. Er entschied sich für das Abenteuer und die unbegrenzte Freiheit der Straße.

Patriks Affären als Lebenselixier

Einfache Genüsse sind die letzte Zuflucht komplizierter Menschen

Lord Kitchener

Diese lehrreiche Zeit, wo er zum Mann reifte und von erfahrenen Damen in die Liebe eingeführt wurde, bezeichnete er später immer als seine glücklichste Zeit, in der er äußerst amüsante Erfahrungen sammelte und das Leben aus einer leichtlebigen, anrüchigen Sicht kennen lernte.

Er musste insgeheim lächeln, als er an seine wilde Zeit im Jahre 1968 in der Flowerpower-Zeit im Jugendalter zurückdachte.

Sofort schwelgte er in Nostalgie. Er erinnerte sich gerne zurück an seine „Goldenen Zeiten“, wie er diese Zeit der erwachten Manneskraft und der entdeckten höchsten Lust- und Befriedigungsgefühle immer nannte, so wie man sich an einen schönen Film gerne zurückerinnert.

Als er nach seiner Entlassung seine erste Nacht im Park verbrachte, stieß er auf eine Gruppe von langhaarigen, selbstlosen Straßenmusikanten mit Handtrommeln und Flöten, Malern, selbsternannten Künstlern, Schauspielern, die von Luft, Liebe, Musik und Marihuana vorgaben zu leben. Alles mittellose Ausreißer, Extremisten, Phantasten, Weltverbesserer wie er. Jedem, auch ihm, überreichten die langhaarigen, feenhaften Mädchen eine Blume mit den Worten „Friede und Liebe, Bruder“. Er war fasziniert von diesen engelsgleichen Geschöpfen, welche ihm ein Leben ohne Schranken vorführten. Sofort himmelte er diese selbstlosen, hinreißenden Märchengestalten, angesiedelt zwischen Himmel und Paradies, an, deren Magie ihn verzauberte.

Halbnackte, elfenhafte Mädchen mit katzenhaften, geschmeidigen Bewegungen tanzten in Sandalen freizügig im Hippie-Look Hand in Hand nach der Musik der Bee Gees, Beatles, Rolling Stones, mit Blumenkränzen, in bodenlangen Röcken, Schals, Halsbändern und Spitzenblusen im indischen Look oder in Jeans, Glockenhosen und Hemden mit Blumenmustern und in flatternden Blumenkleidern, welche Sanftheit und Naturverbundenheit darstellen sollten. Eingehüllt in ihr Marihuanaparadies, sandten sie jedem Betrachter verführerische, liebeshungrige Signale.

Als Patrik diese anzüglichen Blicke auf seiner Haut spürte, war er sofort ihr Bewunderer. Er war begeistert von diesen anbetungswürdigen Gottheiten, welche so wie er die Tradition, die Lebensweisheiten, die Lehren, den gesicherten Wohlstand und die Bevormundung der Eltern ablehnten und gegen Autorität, materielle, konsumorientierte, ausbeuterische Verhaltens-muster rebellierten. Und bald tanzte er im Kreis mit.

So wie er hatten sie sich angewidert von zuhause abgewendet und waren in eine Welt des Verderbens und der Nutzlosigkeit abgetaucht, nur um frei zu sein und Spaß zu haben, wie es seine Großmutter nennen würde. Ein Leben, wovon Patrik immer träumte. Patrik gefiel ihr unbekümmertes Eintreten für das Leben und Lieben in zusammengewürfelten Gemeinschaften ohne Zukunftsängste. Er schloss sich dieser Clique an und lebte mit ihnen in einer Kommune in einem abbruchreifen Haus ohne Türen. Sie besuchten stundenlang Versammlungen, in denen für antiautoritäre Erziehung, gegen den Konsumrausch, gegen den Vietnamkrieg nach dem Motto Make love not war und für die Selbstbestimmung des Bauches, für freies Leben und freie Liebe, für Gruppensex, für Schwangerschaftsunterbrechungen innerhalb eines gewissen Zeitraumes und für Familienrechtsreformen plädiert wurde. Patrik lernte schnell, sich ihren Liebesspielen anzupassen und ihnen ebenbürtig zu sein. Sie verbanden sich gegenseitig ihre Augen, banden sich ein Barterl (Latz) um und fütterten sich gegenseitig mit verbundenen Augen. In ihrem Liebestaumel strichen sie sich Schlagobers auf ihre erogenen Zonen und schleckten sich gegenseitig ab. Bei Kerzenscheinpartys schmückten sie ihre Bleibe, malten mit Lippenstift Herzen an Spiegel und das Los entschied, wer mit wem schlief. Meist trugen sich die hingebungsvollen Mädchen vorher in den Terminkalender der Männer, selbstlos wie flatternde Schmetterlinge von einer duftenden, aphrodisierenden Blüte zur nächsten Blüte schwebend, für eine Liebesnacht ein.

Wenn sich keine Dame in die aufgelegte Herrenliste zum Sex mit Patrik eingetragen hatte, badete er gemeinsam mit den zarten, willigen Mädchen, von welchen er nur die Kosenamen kannte. Liebevoll seiften sie sich gegenseitig ein, während sie untereinander ihre erogenen Zonen abtasteten. Alle Hände waren unter dem Wasser beschäftigt.

Nur das hemmungslose Stöhnen und Seufzen mit geschlossenen Augen, das Knutschen und Küssen, wenn sie die Marihuanapfeife weitergaben, war hörbar und sichtbar. Die gelösten, glücklichen Engelsgesichter spiegelten sich im matten Kerzenschein, entschwebt in himmlische Sphären, wider.

Diese ausschweifenden Spiele hatten ihm immer viel Freude und Vergnügen gemacht. Es war für ihn ein schöner, erfüllter Lebensabschnitt, der ihn strapazierte und oft bis an die Grenzen erschöpfte. Ihm gefiel es, wie unbekümmert und ohne Leistungsdruck sie ihren Lebensinhalt verdienten. Sie dealten, malten und verkauften ihre Bilder und ihre gehäkelten Kleider und Wohnungsdekorationen aus Stoffresten am Flohmarkt. Um sich ihren Lebensunterhalt aufzubessern, gründeten sie eine Theatergruppe und spielten Theater in schummrigen, rauchigen Kellern mit roten Lichtern, schweren dunklen Samtvorhängen und schwarzen Ledergarnituren, wo allerhand leicht bekleidete Mädchen und Frauen aller Nationen ihrem Geschäft nachgingen. Die Freier schienen alle Stammkundschaften zu sein, denn sie wurden alle von den Mädchen und Frauen namentlich freundlich begrüßt und geduzt wie ein Familienmitglied.

Nach einer Weile zog diese Gruppe der selbstlosen Halbengel nach Indien, um billiger Marihuana konsumieren zu können. Patrik Lerner blieb zurück und musste sich um eine neue Einkommensquelle bemühen.

Angelique, eine Rumänin, die älteste Prostituierte in dem Lokal, wo sie zuletzt Theater spielten, mit ihrer Vorliebe für blutjunge Lustknaben, tröstete ihn über den Trennungsschmerz hinweg, stillte wie eine unersättliche Raubkatze seine Begierde und gewann sein Herz, indem sie es sich täglich erkaufte. Sie nannte sich Angelique, denn ihren rumänischen Namen konnte niemand aussprechen. Ihr jugendlicher, naiver Liebhaber, den sie mit Sex und Geld an sich binden und hoffentlich wie ein Schoßhündchen gefügig machen und nach ihren Vorstellungen formen konnte, gefiel ihr. Sie bezahlte ihn auch dafür, um bei ihm Trost zu finden, wenn es ihr schlecht ging. Er sollte ihr Schutzschild sein, damit sie nie mehr von einem aggressiven Zuhälter, so wie von ihrem vorherigen Zuhälter, Schurli das Adlerauge genannt, geschlagen werden würde. Patrik sollte auch als Beschützer herhalten, da sie Angst hatte, Schurli würde zurückkommen.

Patrik zog bei Angelique ein. Pünktlich stand sie an ihrer Straßenecke, wo die Wagen anhielten und wo sie gespielt fröhlich schäkernd sich um die verschiedensten Männer bemühte, den Preis festlegte und in ihren Wagen stieg. Stets unter den wachsamen Augen von Patrik, der im naheliegenden Spielcasino spielte, währenddessen er im Geiste ihr verdientes Geld vor sich sah. Und so hatte Patrik plötzlich ohne eigenes Dazutun Geld wie Heu und warf es mit beiden Händen beim Fenster hinaus. Mittags trafen sie sich in ihrer Wohnung, wobei er ihr genau vorrechnete, wie viel Geld sie heute zu erbringen gehabt hätte und ihm geben müsse.

„Wieso hast du so wenig Geld gemacht“, nörgelte er öfters.

Manches Mal jammerte sie, das Geschäft gehe schlecht, die Kunden blieben aus, sie stehe sich die Beine in den Bauch für wenig Geld. Oder der Freier wäre, ohne zu zahlen, davongefahren.

Eines Tages traf er im Spielcasino Fredy wieder, welcher damals mit ihm beim Einbruch Schmiere stand und jetzt als Zuhälter gut lebte. Mit den Worten „Servus, du alter Sacklpicker. Wie viele Papierstanitzel hast du im Häfen geklebt?“, begrüßte er Patrik. Dann hatte Fredy gelacht und ihm freundschaftlich auf die Schulter geklopft. Damit erinnerte er ihn an seinen Gefängnisaufenthalt, was Patrik unangenehm war. „Du bist ein guter Haberer. Gut, dass du nicht gesungen und mich nicht verraten hast. Wie geht es dir, du alter Strizzi?“, lachte Fredy schadenfroh. Als Patrik sein schadenfrohes Lachen sah, hätte er ihm am liebsten eine geknallt. „Freue dich nicht zu früh. Du bist in meiner Hand. Eines Tages bekommst du die Rechnung für mein Schweigen. Du stehst lebenslänglich in meiner Schuld dafür, dass ich dich nicht verpfiffen habe und du nicht ins Häfen gehen musstest. Mein Schweigegeld ist noch zu bezahlen.“ Fredy nickte ergeben. Somit waren die Fronten zwischen ihnen geklärt und sie feierten fröhlich ihr Wiedersehen.

Fredy war bemüht, irgendwie seine Schuld gutzumachen und führte Patrik wie zum Dank für sein Stillschweigen, wichtigtuerisch wie ein Mafiapate, in seine anrüchige, glitzernde Welt ein. Und so ging Patrik abends in Clubs, spielte, besoff sich in dieser scheinbar leichtlebigen Welt und vergnügte sich mit wichtigtuerischen, prahlerischen Männern mit Decknamen und mehreren gefälschten Reisepässen und Führerscheinen in den schillernden Spielhöllen. Ihre richtigen Namen kannte keiner. Manche hatten muskelbepackte Bewacher in weißen Hemden, Krawatten und dunklen Anzügen, andere hatten Chauffeure, welche dunkle Limousinen mit dunklen Fensterscheiben lenkten. Bald rauchte Patrik dicke Havanna-Zigarren und kleidete sich genauso in elegante Anzüge, um dazuzugehören. Unter den tätowierten Zuhältern, Junkies und sonstigen Gangstern mit ihren dubiosen Geschäften fühlte er sich durch Angeliques Geldsegen bald angenommen und ihresgleichen. Diese Welt mit ihren schillernden Gottheiten in ihrem vorgegaukelten Kokon in einer für Außenstehende undurchsichtigen Scheinwelt wurde seine wirkliche Heimat. Als lebe er fortan auf einer Insel der Seligen, wo Anführer von Schlägertrupps beschützt, skrupellos ihre unantastbare Macht ausübten, um Schwächere zu unterwerfen, als Opfer in ihrem Netz gefangen zu halten, auszubeuten und lebenslang abzusahnen, trachtete Patrik, dieses anrüchige Handwerk ebenfalls zu erlernen.

Von Frauen sprachen sie wie für sie extra geschaffene, willenlose, sprudelnde Geldautomaten. Patrik Lerner vergötterte diese Herrscher, war ihr gelehriger Schüler, und lebte bald wie ihresgleichen in seiner eigenen Traumwelt. Morgens kam er von den Spielcasinos heim, schlief ein paar Stunden und ging bald wieder ins Spielcasino. Infolge des täglichen Geldflusses seiner Angelique war er praktisch in allen unanständigen Spelunken ein gern gesehener Stammgast, da er sehr spendabel war. In jeder zwielichtigen, dunklen Bar stand für ihn als Stammkunde eine Zigarrenschachtel mit seinen teuren Lieblingszigarren bereit. Sobald er eintrat, warf er, um Aufmerksamkeit bemüht, schwungvoll seinen Hut auf einen etwa zwei Meter weit entfernten Haken und alle klatschten Beifall, wenn er traf.

Patrik hätte nicht glücklicher sein können. Nur nichts versäumen im Leben und alle Annehmlichkeiten auskosten bis zum letzten Tropfen. Trinkfest wie er war, in eine Alkoholwolke gehüllt, gewann er durch den täglich wie von selbst wachsenden Geldsegen und seine Großzügigkeit viele neue dunkle Gestalten als Freunde, welche ihm schmeichelten. Dass keine wahren Freunde darunter waren, störte ihn nicht. Dazugehörig zu einer einflussreichen, frivolen Clique, gewann er immer mehr Selbstbewusstsein. Richtig nüchtern wurde er nie. Das Geld ging Patrik nie aus. Er brauchte nur ein trauriges Gesicht zu machen und mit den Fingern schnipsen, schon spuckte sein Goldesel Angelique Geld aus.

Und dennoch überkam ihn öfters das beklemmende Gefühl, der tägliche Geldsegen könnte versiegen. Um wie durch eine Lebensversicherung garantiert Sicherheit zu haben und versorgt zu sein, bat er deshalb Angelique, seine Frau zu werden.

Die Heirat als Deal für die beiderseitigen Interessen und Garant für eine gute Zukunft sollte beide begünstigen. Der Wink war von Angelique gekommen. Damals, als sie ihn mit einem treuherzigen Augenaufschlag anschaute und flötete: „Wärest du bereit, mit mir ein gemeinsames Leben zu beginnen? Ich könnte weiter für dich anschaffen gehen, nur ein paar seriöse Kunden behalten und du hättest ein sorgenfreies Leben neben mir. Du selber brauchtest dabei nichts zu unserem Lebensunterhalt beitragen“, war er angenehm überrascht. Ihr Angebot hatte ihn wie ein Ritterschlag geadelt und geehrt.

Dennoch hatte er sie unsicher und abschätzend angeschaut. Sie war älter, wie lange konnte ihn diese alte Nutte noch nützlich sein und ihn versorgen? Wie lange wird sie mir gefügig sein? Würde sie bald krank werden und ihn damit belästigen und auf der Tasche liegen? Aber es war im Moment besser die Katze im Sack zu haben als gar keine. Und so machte er ihr seine Sicht der Dinge klar.

„Wenn du willst, können wir heiraten. Du gehst anschaffen, bringst das Geld nach Hause, dafür bekommst du von mir meinen österreichischen Familiennamen und die österreichische Staatsbürgerschaft. Das ist es doch, was du willst. Außerdem wirst du durch mich beschützt. Somit bringe ich das größere Kapital in unsere Gemeinschaft ein“, erklärte Patrik, auf ein immerwährendes, luxuriöses Leben hoffend. Hauptsache, er hatte ausgesorgt.

„Die Regeln bestimme ich. Ich habe die Macht in Händen. Ich bin dein Hauptgewinn, dein Lustknabe, als hättest du mich wie einst Nero im Kegeln bei Alle Neune gewonnen. Allerdings hat Nero an einem Abend dreißig Knaben gewonnen“, zwinkerte er ihr verführerisch zu. „Wenn du nicht spurst, lasse ich mich scheiden und du kannst dir die österreichische Staatsbürgerschaft abschminken.“

Geblendet durch seine jugendliche Ausstrahlung, sein unwiderstehliches Charisma, sein beeindruckendes Selbstvertrauen, bejahte sie freudestrahlend. „Bald ist meine Lebensexistenz sicherer, du bist mein Beschützer und ich habe bald deinen Familiennamen und die österreichische Staatsbürgerschaft.“

Im selben Moment erinnerte sich Patrik mit Unbehagen daran, wie er nach so langer Zeit wieder bei seiner Großmutter auftauchte, um ihr Angelique als seine zukünftige Frau kurz vor der Hochzeit vorzustellen. Er wollte sie zur Hochzeit einladen.

Vor Schreck schlug seine Großmutter die Hände zusammen, als sie ihn nach so langer Zeit wieder sah.

Zuerst hatte sie geschimpft: „Du bist genauso gewissenlos und egoistisch wie deine Mutter. Du denkst nur an dich, nie an andere Menschen, die sich Sorgen um dich machen.“

Dann wurde sie weinerlich.

„Patrik, wo warst du so lange? Ich habe jeden Tag um dich gebangt und für dich gebetet. Das darfst du mir nie wieder antun. Es bricht mir das Herz“, während sie ihn aus schmerz-verzerrtem Gesicht ansah und ihn in die Arme nahm.

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