Kitabı oku: «Person und Religion», sayfa 17
5.3.2 „Omne vivum ex vivo“
Wie DarwinDarwinCharles selbst schon bemerkt hatte, bestehen in der geologischen Kette der Fossilien Lücken. DawkinsDawkinsRichard versucht sie mit der Behauptung zu stopfen, dass trotz der Lücken „die Belege für die EvolutionEvolution, beispielsweise aus Molekulargenetik oder geografischer Verteilung, immer noch überwältigend stark“1 seien. Demgegenüber verweist von HildebrandHildebrandDietrich von auf die Doppeldeutigkeit der EvolutionstheorieEvolutionstheorie. Was er selbst dieser Theorie und den naturwissenschaftlichen Methoden im besten Falle zugesteht, ist, „dass es im Reich des Organischen einen kontinuierlichen Wachstumsvorgang von niedrigeren zu höheren Formen gibt“2. Doch wird von DarwinDarwinCharles ebenso wie von DawkinsDawkinsRichard und allen übrigen Evolutionisten die Tatsache übersehen, „dass ein solcher kontinuierlicher Entwicklungsprozess im Reich des Organischen auch nicht das Geringste für die von ihnen damit verbundene TheseThese besagen würde, dass niedrigere Formen in einer immanenten Entwicklung höhere ‚hervorbringen‘ könnten“3. Insofern diese These vertreten wird, handelt es sich um einen philosophischen IrrtumIrrtum. Die Veränderung des materiellen Seins ist kontingentkontingent und determiniert und setzt als UrsacheUrsache das absolute Sein Gottes voraus.
Von HildebrandHildebrandDietrich von unterscheidet die EvolutionstheorieEvolutionstheorie in zwei völlig verschiedene Thesen. „Die erste ist eine naturwissenschaftliche Hypothese, die annehmbar ist“, sofern es sich nicht um Wirklichkeiten handelt, die wesensverschieden sind, „zwischen denen es niemals kontinuierliche ‚Übergänge‘ geben kann“.4 In diesem ersten SinnSinn meint man mit EvolutionEvolution die Seinswerdung der Lebewesen (Ontogenese), die beobachtet werden kann. „Die zweite TheseThese ist ein rein philosophischer IrrtumIrrtum eines ImmanentismusImmanentismus und MaterialismusMaterialismus“5, der eben gerade darin besteht, dass die Realität der kontinuierlichen Übergänge behauptet wird, wie im Falle der immer wieder postulierten Höherentwicklung vom Affen zum Menschen. Wenn heute von Evolution gesprochen wird, dann bezieht man sich auf diesen zweiten Sinn, auf die Artbildung (Phylogenese). Dann aber hört die Evolutionstheorie auf, „eine wissenschaftliche Hypothese zu sein, und wird zu einer höchst unwissenschaftlichen IdeologieIdeologie – dem ‚EvolutionismusEvolutionismus‘“6.
Zwar entdeckte DarwinDarwinCharles die Veränderbarkeit der Arten durch die Umstrukturierung einer gemeinsamen DNA, d.h. des Biomoleküls, das Träger der Erbinformation oder der Gene ist. Doch fälschlicherweise wurde die geniale Anpassungsstruktur, die in den einzelnen Arten vorhanden ist, um sie vor dem Aussterben zu bewahren, von der Mikro- auf die Makroevolution übertragen. Die Makroevolution steht im Unterschied zur Anpassung an sich verändernde Umstände für die Neukonstruktion von etwas vorher nicht Vorhandenem, von qualitativ neuen Genen, wie z.B. die Entstehung des Lebendigen oder die Entwicklung des Einfachen zum Komplexen. Doch während die Mikroevolution, bei der keine qualitativ neue Gene entstehen, bewiesen werden kann, wurden ihre Ergebnisse ohne Beweise einfachhin auf die Makroevolution übertragen. Und das, obwohl Gregor MendelMendelGregor (1822–1884) die Ergebnisse seiner Forschungen 1866 unter dem Titel Versuche über Pflanzen-Hybride veröffentlichte. Er erkannte, dass die VererbungVererbung durch zahlreiche Gene gesteuert wird (den Ausdruck „GenGen“ kannte er zu seiner Zeit allerdings noch nicht, er wurde erst 1909 vom dänischen Biologen Wilhelm JohannsenJohannsen eingeführt), wobei es von jedem Gen zwei Ausführungen gibt: eine herrschende (dominante) und eine untergeordnete (rezessive). Im Falle der Vererbung setzen die dominanten sich jeweils gegen die rezessiven Gene durch, wodurch die Arten letztlich konstant bleiben. Darum, so der bekannte Anatom und Humanembryologe Erich BlechschmidtBlechschmidtErich (1904–1992), entwickelt auch der MenschMensch sich nicht zum Menschen, sondern als Mensch.7 Ohnehin kann am Beginn alles Seienden nicht die tote MaterieMaterie gestanden haben, denn vor der Materie mussten die NaturgesetzeNaturgesetze existieren, nach denen die Materie sich auferbaut und erhält. Das aber heisst, dass am Beginn die Information war, der GeistGeist, denn die Naturgesetze sind ja nichts Materielles, sondern etwas Geistiges.
Wie DescartesDescartesRené in seinen Meditationen betonte, sind die Irrtümer einzig darin fundiert, dass „der Wille weiter reicht als der VerstandVerstand, ich jenen nicht in dessen Grenzen einschliesse, sondern ihn auch auf das erstrecke, was ich nicht einsehe“8. Obwohl DarwinDarwinCharles selbst kein Atheist war, gaben Thomas Henry HuxleyHuxleyThomas Henry (1825–1895) und Ernst HaeckelHaeckelErnst (1834–1919) der Theorie von Beginn weg atheistische Implikationen. Denn dass es nichts anderes als das Nichtsein Gottes ist, was mit dieser Theorie nachzuweisen versucht wird, liegt offen zutage. Soll doch gerade die EinsichtEinsicht untergraben werden, dass nur ein persönlicher GottGott der Schöpfer des Lebens und der Personen sein und nur ein allmächtiges und unendlich intelligentes Sein alle Seienden, vom Bakterium bis zu den Elefanten, hervorgebracht haben kann.
Für den US-amerikanischen Philosophen Thomas NagelNagelThomas (1937-), der einen Atheismus vertritt, in dem er die EvolutionstheorieEvolutionstheorie ebenso ablehnt wie den Gottesgedanken, sind die evolutionären Thesen jedenfalls ein „Beispiel für die Tendenz, eine Theorie, die anderswo erfolgreich war, heranzuziehen, um sie auf etwas anzuwenden, was man gerade nicht versteht“9. Das zeige sich an der Verwendung des einschlägigen Wortes „überlebenswert“, das „in unseren Tagen eine magische Formel für alles und jedes“ sei, „von der EthikEthik bis zum Verständnis der Sprache“.10 Zwar räumt er Darwins Theorie der natürlichen Selektion ein, vielleicht erklären zu können, „warum WesenWesen mit visueller Wahrnehmung oder mit der Fähigkeit zum logischen Schliessen überleben werden, doch sie erklärt nicht, warum das Sehen selbst oder das logische Schliessen möglich werden“11. Die Theorie der natürlichen Selektion erklärt eben nicht Möglichkeiten als solche, „sondern immer nur die Selektion aus einem vorgegebenen Bereich von Möglichkeiten“12. NagelNagelThomas sieht deutlich, wie in der Evolutionstheorie alles von der Unterstellung abhängt, „dass schlechterdings jedes bemerkenswerte Merkmal menschlicher oder anderer Organismen auch eine darwinistische Erklärung haben müsse“13. „Doch welchen Grund gibt es eigentlich dafür, an so etwas zu glauben?“14 Warum eigentlich zwingt man die Entwicklung „mit wenig wahrscheinlichen Spekulationen, die in keiner Weise durch Daten abgesichert sind“, unter das Gesetz, dass die natürliche Selektionnatürliche Selektion alles und jedes erklärt?15 Weil man es hier mit einem jener einflussreichen Glaubenssätze zu tun hat, „die offensichtlich in der intellektuellen Luft liegen, die wir gegenwärtig atmen“16.
Dass es sich bei der von DawkinsDawkinsRichard behaupteten „EvolutionEvolution der ReligionReligion“17 um einen ebensolchen Glauben handelt, welcher in der Religion nicht eine die ImmanenzImmanenz transzendierende interpersonale Beziehung zwischen MenschMensch und GottGott sieht, sondern ein Nebenprodukt bzw. eine Fehlfunktion eines im Kampf ums DaseinKampf ums Dasein eigentlich nützlichen Mechanismus, bedarf im Grunde keiner weiteren Erklärung. Der Bestand des notwendigen und intelligiblen Sachverhalts, den sowohl Johann Wolfgang von GoetheGoetheJohann Wolfgang von mit seinem WortWort „Leben erst muss Leben geben“18 wie auch Louis PasteurPasteurLouis mit seinem bekannten Ausdruck Omne vivum ex vivo (alles Leben kommt aus dem Leben) zur Sprache gebracht haben, den die Evolutionstheoretiker jedoch ignorieren,19 wird im nächsten Punkt mit einigen philosophischen Argumenten untermauert werden.20 Mit ihnen wird einsichtig gemacht, warum die geistige PersonPerson nicht die WirkungWirkung materieller Ursachen sein kann, wie die Evolutionisten suggerieren.
Im Übrigen hatte schon PlatonPlaton zu seiner Zeit sich mit den ähnlich gelagerten „Erklärungen“ des AnaxagorasAnaxagoras (500–428 v. Chr.) auseinandergesetzt, der behauptete, dass die VernunftVernunft die UrsacheUrsache von allem sei, was entsteht, besteht und vergeht. Nachdem ihm dessen Erklärung des Werdens, Bestehens und Vergehens zuerst als richtig erschienen sei, habe er sie später wieder verwerfen müssen. Denn es sei offenkundig mangelhaft, wenn jemand zu ihm sagen würde, dass er alles, was er tue, aufgrund der Vernunft tue, und dann als Ursache für dieses Tun eine Fähigkeit des Körpers angäbe. So sei der Grund, weswegen er an der Stelle sitze, weil sein Leib aus Knochen und Sehnen bestehe, die Knochen dicht und voneinander geschieden und die Sehnen so gerichtet seien, dass sie angezogen und nachgelassen werden könnten. Und da die Knochen von den Gelenken getragen würden, bewirkte das Anziehen und Nachlassen der Sehnen, dass er seine Glieder bewegen könne, und das sei der Grund, weswegen er hier sitze. Das hiesse nichts anderes, als nicht zwischen der eigentlichen Ursache und der blossen Mitursache zu unterscheiden.21
Auch Gottfried Wilhelm LeibnizLeibnizGottfried Wilhelm (1646–1716) wandte sich, die EvolutionstheorieEvolutionstheorie gleichsam antizipierend, gegen die allzu materialistischen Philosophen, „die alles der materiellen NotwendigkeitNotwendigkeitsubjektive [necessité] oder einem gewissen Zufall [hazard] zuschreiben“, und „zur Erklärung der Phänomene nur der materiellen Eigenschaften [sich] bedienen“.22
Die EvolutionstheorieEvolutionstheorie steht wieder da, wo BaconBaconFrancis die grosse Erneuerung der Wissenschaften ins Leben rief: beim Teil. Damals wie heute konnte und kann der MenschMensch nicht leugnen, dass der Teil integral zu seiner Lebenswelt gehört und auch er selbst aus Teilen besteht. Dass der Mensch jedoch nicht nur der Teile bedarf, hat sich seit dem 19. Jahrhundert immer deutlicher gezeigt. Seit jener Zeit tritt der existentiell-anthropologische BeweisBeweis immer deutlicher ins allgemeine BewusstseinBewusstsein, dass der Mensch sein Dasein als sinnvoll erfahren muss, wenn er leben will. SinnSinn kann er aber nur dann erfahren, wenn er sich einem grösseren sinnvollen Ganzen sich selbst überschreitend angleicht. Denn auch der Mensch ist seinem WesenWesen nach eben nicht nur eine Komposition von Teilen, sondern selbst eine Ganzheit, die das ihr angemessene Leben nur aus der Sinnfülle selbst, der vollkommenen PersonPerson empfangen kann – omne sensum ex sensu. Mit anderen Worten: Das eigene Dasein wird nur dann als sinnvoll, bedeutsam und lebenswert erfahren, wenn der betreffende Mensch sich nicht mit dem zufrieden gibt, was nur für ihn wichtig ist, sondern sich vielmehr an dem orientiert und auf die je angemessene Weise zu beantworten sucht, was ihm mit einer BedeutsamkeitBedeutsamkeit gegenübertritt, die die Welt seines eigenen Lebens und seiner eigenen Wichtigkeiten übersteigt.
5.3.3 BewusstseinBewusstsein als Evolutionsemergent?
Da in der vorliegenden Untersuchung vor allem die ReligionReligion als Bindung des Menschen an GottGott thematisch ist, braucht auf die erste der beiden Thesen hier nicht eingegangen zu werden. Denn welche Auffassung zur Frage nach den Möglichkeiten der begrenzten oder Mikro-EvolutionEvolution (im Unterschied zur Makro-Evolution im Sinne evolutiver Übergänge von einer niederen Art zu einer höheren) auch eingenommen wird, der Bereich des apersonalen Seins spielt in die Religion jedenfalls nicht unmittelbar hinein. Darum wird der TheseThese der organischen Höherentwicklung keine Beachtung geschenkt.1
Religionsphilosophisch relevant ist dagegen die Reduzierung des menschlichen Bewusstseins zu einem EpiphänomenEpiphänomen des Gehirns. Der EpiphänomenalismusEpiphänomenalismus, der im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielte und v.a. durch die bereits erwähnten HuxleyHuxleyThomas Henry und HaeckelHaeckelErnst vertreten wurde, unterscheidet zwischen dem Physischen und dem Mentalen, streitet aber strikte ab, dass physische Prozesse durch den GeistGeist verursacht werden. Geistige Prozesse sind Epiphänomene (Begleiterscheinungen) von Veränderungen im Bereich des Physischen. Veränderungen im Physischen verursachen geistige Prozesse.
Infolgedessen, dass die Bewusstseinsbildung als evolutionäres Phänomen biotisch2 nicht hinreichend erklärt werden kann, kam es in den 1970er Jahren zu einer Renaissance der EmergenzEmergenz-Theorie. Ihren Vorläufer hatte diese Theorie in dem bereits in der Einleitung zitierten WortWort des AristotelesAristoteles, nach dem das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Als Emergenz wird in dieser Theorie die spontane Herausbildung neuer Eigenschaften oder Strukturen eines Systems verstanden, welche sich infolge von Wechselwirkungen seiner Elemente ergeben. Auf der Grundlage der evolutionären Selbstorganisation wird ein Transformieren angenommen, das sich bis zum Übergang von der Sphäre des Anorganischen zur Sphäre des Organischen erstreckt.3 Obgleich der BegriffBegriff der Emergenz trotz „wiederholter wissenschaftsinterner Auseinandersetzungen“ „keineswegs eindeutig definiert“ ist und „in unterschiedlichen Disziplinen unterschiedlich verhandelt“ wird,4 wird von gewissen Philosophen die Auffassung vertreten, das BewusstseinBewusstsein sei eine emergente Eigenschaft des Gehirns. Wie Philip ClaytonClaytonPhilip klärend bemerkte, ist Emergenz die philosophische Position, „die am besten die philosophische Tragweite der EvolutionstheorieEvolutionstheorie zum Ausdruck bringt“5. Auf der Makroebene wird das Bewusstsein dabei als Eigenschaft eines Systems verstanden, welche auf der Mikroebene nicht vorhanden ist, durch Wechselwirkungen zwischen den Elementen auf der Mikroebene sich aber spontan herausbildet. „Ein System ist eine Entität, die ‚mehr ist als die Summe ihrer Teile‘, das heisst, es besitzt Eigenschaften, die seine Teile nicht aufweisen.“6 Die Herausbildung von Eigenschaften auf einer höheren Organisationsebene kann aufgrund bekannter Elemente der niedrigeren Ebene aber weder vorhergesagt noch auf sie reduziert werden.
Dass die Theorie der EmergenzEmergenz nicht nur dem EvolutionismusEvolutionismus kompatibel, sondern eine ähnlich gelagerte Spielart des MaterialismusMaterialismus ist wie der EpiphänomenalismusEpiphänomenalismus, sei an dieser Stelle nur angemerkt. Wenn in der Folge wiederholt vom Epiphänomenalismus die Rede ist, dann wird die Emergenzthese nicht als eine davon unabhängige Theorie verstanden, denn nach beiden wird das BewusstseinBewusstsein ja sozusagen als ein Produkt der MaterieMaterie – als Begleiterscheinung bzw. als spontane Herausbildung – verstanden.7 Von da her werden beide als materialistische Theorien begriffen, gegen die die folgenden Ausführungen gerichtet sind. Dabei wird sich zeigen, ob es zu einer Deckung mit ClaytonClaytonPhilip kommt, der klarstellt, dass nicht alle Ursachen letztendlich physikalische Ursachen sind. Vielmehr wird die PersonPerson von ClaytonClaytonPhilip als eine psychosomatische EinheitEinheit, als eine komplex geformte Entität aus physikalischen, biologischen, psychologischen und geistlichen Wirklichkeiten begriffen, welche, „obgleich voneinander abhängig, nicht aufeinander reduzierbar sind“, und je verschiedene Untersuchungsmethoden bedingen.8
5.3.3.1 Die ÄquivokationÄquivokation des Terminus „DualismusDualismus“ und die Wesensverschiedenheit von Physischem und Psychischem
Wer in der PostmodernePostmoderne der Behauptung seine ZustimmungZustimmung verweigert, dass geistige Prozesse Begleiterscheinungen von Veränderungen im Bereich des Physischen sind, wer verneint, dass Veränderungen im Physischen geistige Prozesse verursachen, der wird aufgrund der seit Anfang des 20. Jahrhunderts vorherrschenden Tendenz zu materialistischen Auffassungen häufig als Dualist gebrandmarkt. Dabei wird die gründliche Analyse der zugrunde liegenden Zwei-Substanzen-Lehre, die häufig durch einen Mangel an Unterscheidung zwischen den verschiedenen Bedeutungen des äquivoken Begriffs „DualismusDualismus“ schon zum Vornherein verunmöglicht. Um bis zum sachlich angemessenen Verständnis von „Dualismus“ durchzudringen, auf dass die monistischen Theorien ad absurdum geführt werden können, seien an dieser Stelle die wichtigsten Arten unterschieden.1 Zuerst die Bedeutung von „Dualismus“ in einem SinnSinn, der mit dem Substanzproblem nichts zu tun hat. Mit Dualismus in diesem Sinn wäre einfach der grundlegende Unterschied zwischen physischen und psychischen Gegebenheiten gemeint. Ein Unterschied, der auch von Vertretern des EpiphänomenalismusEpiphänomenalismus anerkannt wird und aufgrund dessen auch die Epiphänomenalisten als Dualisten zu bezeichnen wären. Sodann ist eine Bedeutung des Terminus „Dualismus“ in einem axiologischen Sinn zu unterscheiden. In diesem Sinn wird „Dualismus“ als Werturteil verstanden, und zwar so, dass nur dann von „Dualismus“ gesprochen wird, wenn das positive Werturteil über den GeistGeist und das negative über den Leib gefällt wird. In einem dritten Sinn hat „Dualismus“ eine negative Bedeutung. Dabei geht die Betonung der Wesensverschiedenheit von Physischem und Psychischem nicht mit einer Leugnung ihrer substantiellen EinheitEinheit, sondern mit einer Minderbewertung des menschlichen Leibes einher, wie beispielsweise bei PlatonPlaton, für den der von der unsterblichen SeeleSeele nur gebrauchte Körper2 einem Grab,3 einem Kerker4 oder einer Art Gefährt5 gleichkommt. Schliesslich sei – viertens – auch der klassische Sinn von „Dualismus“ erwähnt, der sich bei PlotinPlotin ebenso findet wie bei AugustinusAugustinus, bei Thomas von AquinThomas von Aquin ebenso wie bei DescartesDescartesRené und bei vielen anderen. Demnach handelt es sich bei Körper und Seele um zwei verschiedene Substanzen, welche Position als die klassisch dualistische Einheitslehre der menschlichen PersonPerson bezeichnet werden kann.
Diesem vierten SinnSinn von „DualismusDualismus“ ist keine radikale Trennung, sondern die EinheitEinheit in der Verschiedenheit von GeistGeist und MaterieMaterie wesentlich. Um das Staunenswerte dieser Einheit zu BewusstseinBewusstsein zu bringen, sei in einem ersten Schritt die wesentliche Differenz von Physischen und Psychischem auseinandergelegt. Die physischen oder materiellen Gebilde sind in erster Linie durch eine räumliche Ausdehnung charakterisiert. Zweitens ist ihnen eine Zusammensetzung aus verschiedenen Teilen eigen, die nicht miteinander identisch sind, was ihre Teilbarkeit ermöglicht. Drittens ist in einem materiellen Seienden nicht nur eine Vielzahl von Merkmalen vorhanden, die jeder materielle Gegenstand wesensmässig voraussetzt, z.B. Bewegung im Raum, Gewicht, Gestalt, Farbe usw. Die materiellen Gegenstände können überdies auch Merkmale aufweisen, die die materiellen Seienden gleichsam transzendieren, so etwa die SchönheitSchönheit. In diesem Sinn unterschied von HildebrandHildebrandDietrich von zwischen der Sinnenschönheit und der geistigen Schönheit des Sicht- und Hörbaren. Diese Schönheit – von HildebrandHildebrandDietrich von spricht von der „Schönheit zweiter Potenz“ – „haftet an ihrem Träger, ähnlich wie die Sinnenschönheit, ebenso unmittelbar, ebenso anschaulich, aber in noch viel unintelligiblerer Weise“.6 Auch der genetische Code und ähnliche Bereiche der WirklichkeitWirklichkeit sind diesen Merkmalen materieller Gebilde zuzurechnen.
Demgegenüber zeichnen sich die psychischen Wirklichkeiten – wie beispielsweise der Schmerz oder der Willensakt – vor allem dadurch aus, dass sie bewusst vollzogen und erlebt werden. Wogegen ein materielles Seiendes unmöglich von innen vollzogen werden kann. Womit auf das nächste Merkmal psychischer Wirklichkeiten verwiesen wurde, auf das SelbstbewusstseinSelbstbewusstsein. Die psychische Erfahrung setzt eine PersonPerson voraus, die sich ihrer selbst bewusst ist, ein Zug, der auf die MaterieMaterie in keiner Weise zutrifft. Sodann lassen sich verschiedene Merkmale des Psychischen unterscheiden, die einerseits nicht in ausnahmslos jedem psychischen Erleben gegenwärtig sein müssen, denen aber keine psychische WirklichkeitWirklichkeit ausnahmslos entbehren kann. Dazu gehören die WachheitWachheitgeistige, die Intensität oder die IntentionalitätIntentionalität, d.h. die bewusste und sinnvolle Beziehung der Person und ihrer Akte auf ein Objekt, von dem sie BewusstseinBewusstsein besitzt.7