Kitabı oku: «Religion ohne Kirche», sayfa 2

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Wir Menschen tun uns extrem schwer, etwas, das wir jahrzehntelang für bare Münze genommen haben, über Bord zu werfen und uns auf etwas Neues einzulassen. Wenn es sich dabei dann auch noch um etwas so Zentrales handelt wie die Lehre Jesu, die für Kirchenvertreter*innen im Idealfall das Fundament ihres Lebens darstellt, ist es eine unerhörte Kränkung, wenn jemand das, was man zeitlebens als unumstößliche Wahrheit angenommen hat, anzweifelt oder gar über den Haufen wirft. Es erinnert an die kopernikanische Wende, die Sigmund Freud als die erste große Kränkung des menschlichen Narzissmus definierte. Inzwischen wurde und wird die Menschheit durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse immer wieder aufs Neue „gekränkt“. Wenn ich plötzlich mein Weltbild und damit mein ganzes etabliertes Denken verändern muss, kann sich das wirklich wie eine Kränkung anfühlen. Denn damit verbunden drängt sich die Frage auf: War dann alles, was ich bisher dachte und glaubte, ein einziger Irrtum? Erst wenn es gelingt, über diese Verletzung hinwegzukommen, stellt sich ein neues Freiheitsgefühl ein, das tatsächlich an eine „Auferweckung“ erinnert.

Bezüglich der Jesus-Worte mache ich selbst mir klar: Ich habe mir jahrzehntelang wieder und wieder Aussagen angehört, die nicht stimmten. Über manche von ihnen habe ich mir den Kopf zerbrochen und viele komplizierte Auslegungen von Theologinnen und Theologen gehört oder gelesen. Im ersten Moment stellt sich jetzt ein Verlassenheitsgefühl ein. Über einen unzuverlässigen Menschen sagte meine Großmutter gern: „Wenn man sich auf den verlässt, ist man verlassen.“ So habe ich mich verlassen auf die Worte, die mir vom System Kirche und ihren Vertretern überliefert, um nicht zu sagen weisgemacht wurden. Dass ich mich ein wenig verlassen fühle, wenn ich feststelle, dass vieles davon blanker Un-Sinn war, erscheint mir eine nachvollziehbare Reaktion. Künftig bei jedem Blick ins Neue Testament hinterfragen zu müssen, ob die Jesus zugeschriebenen Worte in dieser Übersetzung richtig sind oder nicht, verunsichert mich. Doch als vernunftbegabter Mensch, der der Wahrheit so nah wie möglich kommen möchte, halte ich diese Erschütterung, dieses innere Beben, aus. Wenn ich dann einen Schritt weitergehe, entdecke ich die phänomenale Chance, die dieses Erkennen von Wahrheit mir und hoffentlich vielen anderen Menschen schenkt: Endlich können sich all die Ungereimtheiten in Wohlgefallen auflösen! Künftig brauche ich vielleicht gar keine Theologen mehr bemühen, um zu verstehen, was Jesus gesagt hat. Das leuchtet auch viel mehr ein: Die von ihm berufenen Jüngerinnen und Jünger waren einfache Leute aus dem Volk. Wie hätten sie ihn verstehen sollen, wenn er in solch komplizierten Bildern und Rätseln gesprochen hätte? Erst recht die Hörerinnen und Hörer, die in Scharen kamen und sich von ihm be-geistern ließen. Sie mögen auf einen Dolmetscher angewiesen gewesen sein, wenn sie des Aramäischen nicht mächtig waren, ganz sicher aber brauchten sie keine Schriftgelehrten, die ihnen die komplizierten Reden dieses Jeschu erklären und verdeutlichen mussten. Ich denke an eine Verwandte, die mir wenige Wochen vor ihrem Tod ein entlastendes und befreiendes Vermächtnis mit auf meinen weiteren Weg gab. Sie, die ihr Leben lang theologische Schriften studiert und sich mit verschiedenen Lehrmeinungen auseinandergesetzt hatte, um immer mehr von ihrem Glauben zu verstehen, sagte mir in ihrer letzten Lebensphase, in der sie meist nicht mehr orientiert war, in absoluter Klarheit: „Ich habe etwas begriffen: Es ist alles viel einfacher, als ich dachte.“ Das nenne ich doch mal eine frohe Botschaft!

Ich vermute, dieser Jesus wollte es uns mit dem, was er vermitteln wollte, so einfach wie möglich machen. Wenn wir zu dieser Einfachheit, Klarheit und Unmittelbarkeit zurückfinden, wird seine Botschaft wieder attraktiv werden, „anziehend“ im Wortsinn für viele Suchende. Vor allem für stark durch die christlichen Kirchen mit ihrer umständlichen Lehre geprägte Menschen mag das gar nicht so leicht sein. Je mehr entstellte Botschaften man mitbekommen hat, desto mehr muss man infrage stellen und möglicherweise über Bord werfen. Beim Neuentdecken dieses Zimmermannssohnes aus Westgaliläa wünsche ich uns allen das, was man im Buddhismus den „Anfängergeist“ nennt: etwas, das man schon sehr oft getan hat, in einer Haltung zu tun, als wäre es zum ersten Mal. Wir können die uns nur scheinbar vertraute Botschaft dieses Jeschu – nennen wir ihn ruhig ungewohnt bei seinem aramäischen Namen – neu erkunden und ver-innerlichen.

Der politische und soziale Jeschu

Im Rahmen einer Veranstaltung in einer katholischen Akademie beschwerte sich ein älterer Teilnehmer darüber, dass in Vorträgen und Predigten neuerdings die soziale Komponente von Jesus so in den Vordergrund gestellt würde. „Ja, was denn sonst?“, möchte ich fragen. Was hat der stramme Katholik verstanden von dem, was dieser Jeschu in seiner damaligen Welt verändern wollte? Selbst aus den uns bekannten Texten mit all ihren Übersetzungsschwächen können wir zweifelsfrei erkennen: Jesus war ein HerzDenker. Jede Form von Diskriminierung war ihm fremd, er war offen für Andersdenkende, geistig oder materiell Minderbemittelte, für damalige unterdrückte Minderheiten wie „Andersgläubige“, kranke und behinderte Menschen, Frauen oder Kinder. Er stellte sich mutig und konsequent und unter Einsatz seines Lebens gegen das herrschende Regime, um einen tief greifenden Wandel der gesellschaftlichen Verhältnisse herbeizuführen. Wenn wir uns darauf zurückbesinnen, werden wir unweigerlich politisch in unserem Denken und Handeln. Ein Christentum ohne politische Folgen und ohne engagiertes Handeln im Sinne dieses galiläischen Wanderpredigers ist eine Farce. Umgekehrt bin ich überzeugt: Wenn es uns gelingt, die Essenz der jesuanischen Botschaften zu durchdringen und sie auf einfache, aber wirkungsvolle und heilsame Weise auf die Bedürfnisse und Forderungen unserer heutigen Zeit zu übertragen, dann hat das Christentum auch bei nachfolgenden Generationen nicht nur eine Überlebenschance, sondern bietet uns als Gesellschaft die Chance, nicht nur zu überleben, sondern in einem freudvollen und friedlichen Miteinander die uns anvertraute Schöpfung zu bewahren.

Unweigerlich kommt dabei die Frage auf: Wozu brauchen wir da Jesus? Eine ethische Grundhaltung, verbunden mit sozial- und gesellschaftspolitischem Engagement, ist völlig ausreichend. Man kann auch ohne religiöse Einstellung und ohne historisches Vorbild in dieser Welt wirken. Das stimmt. Ich kenne Frauen und Männer, die mit Religion absolut nichts anfangen können, sich als Atheisten verstehen und trotzdem Gutes tun und viel bewegen. Ich selbst war ein Jahrzehnt lang überzeugt, dass jede Religion eine Erfindung von Schwächlingen ist, die ein geistiges und geistliches Geländer brauchen, um im Leben zurechtzukommen. Ich glaube nicht, dass ich in dieser Zeit ein schlechterer Mensch war. Ich weiß jedoch auch, dass mein Leben bei Weitem anstrengender war. Ich fühlte mich orientierungs- und haltloser und oft allein und verloren. In Zeiten der Leichtigkeit und des Frohsinns fällt einem das Fehlen eines Leitsterns vielleicht weniger schmerzlich auf. In meinem Sozialverhalten bemerke ich den Unterschied vor allem in unangenehmen Situationen und wenn es gilt, etwas zu tun, das mir gerade nicht so recht in den Kram passt. Da ist die innere Ausrichtung auf diesen Jeschu doch sehr hilfreich.

Ein Beispiel: Mein Mann und ich unterstützten eine junge Thailänderin in ihrem Kampf gegen ihren übergriffigen und gewalttätigen Ehemann. Wir engagierten uns über längere Zeit nicht nur zeitlich und materiell, sondern vor allem auch emotional. Ich lag viele Nächte wach vor Sorge, wie es für diese Frau weitergehen würde. Nachdem viel geschafft war und für sie alle Ampeln in Richtung „gutes Leben in Deutschland“ auf Grün standen, ging sie zu dem Mann zurück. So viel vergebene Liebesmüh! Es dauerte, bis wir uns von dem Schock erholten. Wir ließen sie von da an los und wünschten ihr Glück, in der Hoffnung, dass die Dinge nicht so kommen würden, wie wir befürchteten. Es kam, wie es kommen musste: Zwei Jahre später ereilte uns der nächste Hilferuf. Diesmal war die Situation noch heftiger eskaliert, mit Polizeieinsätzen und Szenen, die reichlich Stoff für einen spannenden Sonntagabendkrimi geboten hätten. Unser beider erste innere Reaktion: „Nein, nicht alles von vorn! Selbst schuld. Jetzt muss sie sehen, wie sie klarkommt.“ Diese Haltung hätten wir vor uns rechtfertigen können, zumal die Frau diesmal eine professionelle Sozialarbeiterin an ihrer Seite hatte. Ich bin sicher, in unserem Umfeld hätten viele Menschen Verständnis gehabt, wenn wir gesagt hätten: „Nein, wir nicht mehr. Wir haben genug getan.“ Hier kommt für mich dieser Jesus ins Spiel. Ich weiß noch genau, wie es sich anfühlte, als wir die Nachricht auf dem Handy-Display entdeckten. Nach ein paar Minuten Bedenkzeit und zugegebenermaßen genervtem Stöhnen und Augenverdrehen schauten wir uns an und es war klar: Wenn wir uns an diesem Jesus orientieren, der immer und immer wieder nicht nur das Verzeihen und den Neuanfang predigte, sondern selbst durch und durch barmherzig handelte, können wir unmöglich bei unserem inneren „Nein“ bleiben. Dann muss die Tür zu unserem Haus und vor allem zu unseren Herzen wieder aufgehen, so schwer es im ersten Moment auch fallen mag. Das meine ich damit, dass es leichter ist, mit solch einem Vorbild zu leben, weil es einem im richtigen Augenblick in den Sinn kommt und man sich daran orientieren kann, ohne zigmal abwägen und das Für und Wider diskutieren zu müssen.

Nicht, dass mir diese Haltung und Ausrichtung immer gelänge. Mir geht es darum, aufzuzeigen, wie hilfreich es sein kann, diesen Jeschu als Ideal vor Augen zu haben, vor allem bei Fragestellungen und Entscheidungen, bei denen es schwerfällt, den sozial verträglicheren und liebevolleren Weg zu gehen. In dem Moment, in dem ich das Gefühl habe, ich könnte meine Bequemlichkeit, meinen Starrsinn, meine Besserwisserei oder meine Ich-Bezogenheit in den Vordergrund stellen und diese Haltung auch noch vor mir und der Welt rechtfertigen, genügt es oft, mir Jesu Blick vorzustellen. Einfach nur, wie er mich anschaut. Dazu brauche ich nicht einmal den Wortlaut seiner Reden zu kennen. Sein Blick genügt, um mich innehalten und meinen Standpunkt überdenken zu lassen. Anderen Menschen mögen andere Vorbilder dienen oder auch ein innerer Wertekatalog, der ohne personifiziertes Idealbild auskommt. Mir fällt es leichter, wenn ich nicht erst innerlich einzelne Werte „abklappern“ muss, sondern mich be-sinne auf diese Persönlichkeit, die die Liebe ver-körpert und in einzigartiger Weise vorgelebt hat.

So kann dieser Jesus für jede und jeden Einzelnen von uns zum ganz persönlichen Leitstern werden. Unweigerlich muss er das aber sein für all diejenigen, die sich das Etikett „Christ“ auf die Fahnen schreiben. In politischer Hinsicht sind wir davon weit entfernt, sowohl in der Bundesrepublik als auch in dem sich gern einen besonders christlichen Anstrich gebenden Bundesland Bayern, in dem ich lebe. Wenn sich Menschen Christinnen und Christen nennen und zugleich fremdenfeindlich sind, dann passt das nicht nur nicht zusammen, sondern schreit als unauflösbarer Widerspruch zum Himmel. Nichts als fromme Sonntagsreden, Jesus selbst würde in den heutigen christlichen „Tempeln“ einen Wutausbruch bekommen. Wenn wir es als Christen auch nur im Ansatz ernst meinen mit dem, was wir an Attitüde vor uns hertragen, müssen wir so lange auf die Barrikaden gehen, bis sich auch die sogenannten christlichen Parteien wieder ernsthaft auf ihren Religionsstifter besinnen, statt in den Amtsstuben Kreuze aufzuhängen, junge Männer nach Afghanistan abzuschieben oder schärfere Grenzkontrollen sowohl an den EU-Außengrenzen als auch inzwischen sogar innerhalb des Schengenraumes zu fordern.

Der Theologe und Psychologe Eugen Drewermann spricht mir aus der Seele, wenn er sagt: „Allein, dass unsere Bevölkerung ein Wort akzeptiert wie ‚abschieben‘, ist mir unbegreifbar.“14 Angela Merkel hatte 2015 versucht, ihr Christsein zu leben und zumindest im Hinblick auf die zu uns geflüchteten Menschen ihr politisches Handeln daran auszurichten. Was musste sie dafür an Schelte und Häme einstecken! Dabei brachte ihr legendär gewordener Ausspruch „Wir schaffen das!“ die not-wendige Haltung zum Ausdruck: Für menschliches Handeln, das die Not anderer Menschen nicht nur sieht, sondern entschlossen lindern will, braucht es einen klaren Entschluss. Natürlich nutzt die menschlichste Flüchtlingspolitik wenig, wenn wir nicht endlich die Fluchtursachen bekämpfen und weiterhin satte Exportgewinne einfahren vom Geschäft mit in Krisenregionen gelieferten Waffen. Ich bin weit davon entfernt, Angela Merkel als Heilige und Retterin darzustellen. Deutschland ist nicht Helfer, sondern größter Mitverursacher der dramatischen weltweiten Probleme. Trotzdem empfinde ich die Haltung der Bundeskanzlerin in der Situation, in der die Folgen unserer schamlosen und ausbeuterischen Lebensweise auf Kosten von Menschen in ärmeren Ländern unübersehbar wurden, als jesuanisch. Zumindest damals. Dass sie heute wieder einen weichgespülten Kurs fährt, der sich an den Interessen der Wirtschaftslobbyisten mitsamt ihren Wachstumsparolen ausrichtet, ist leider ebenso unübersehbar. Vielleicht könnte auch sie und mit ihr alle anderen Politikerinnen und Politiker ab und an diesem Jesus in die Augen schauen – wenn der Blick in die Augen der ausgebeuteten, hungernden und vom Tod gezeichneten Mitmenschen offenbar nicht genügt, um eine andere Haltung und ein daraus resultierendes verändertes Handeln auszulösen.

Jesus Christus – der Gesalbte

Als Christ leben – die Ausrichtung an diesem Jeschu in unserem Alltag ist gefragt. Wir werden noch andere Bezüge sehen, in denen Fragen wie „Was würde Jesus dazu sagen?“, „Wie würde Jesus handeln?“ oder „Wie schaut Jesus mich in diesem Moment an?“ uns helfen können, liebevoller, sinnvoller und friedvoller zu denken, zu fühlen und zu handeln. Welch heilsamer doppelter Dreiklang! Für ebenso zentral halte ich die zweite Komponente dieses so bedeutsamen Menschen: Christus, der Gesalbte. Während ich bei Jesus oder Jeschu an den historischen Rabbi und seine Lehre denke, an der ich mich orientieren kann, führt mich der Begriff „Christus“ auf andere Weise ins Hier und Jetzt: zu dem kosmischen Christus, zu dem ich jederzeit Kontakt aufnehmen kann. Klingt seltsam? Erstaunlicherweise runzeln sogar Kirchgänger die Stirn und schauen mich fragend an, wenn ich über diese Art von Christusbeziehung spreche. Warum leiern sie dann mit großer Selbstverständlichkeit bei den Fürbitten: „Christus, höre uns! – Christus, erhöre uns!“? Bei diesem Wechselruf „gilt“ es dann plötzlich, oder wie? Da erscheint es den Beter*innen auf einmal normal, Christus anzurufen. Das war schon immer so und man braucht sich darüber keine Gedanken zu machen. Man sagt das so, fertig, Amen.

Wie wäre es, wenn wir immer in Beziehung zu diesem Christus gehen könnten? Wenn wir ihn jederzeit bitten und fragen könnten und auch noch Antwort bekämen? Wie aber soll das gehen, wenn doch dieser historische Jesus vor 2000 Jahren gestorben ist? Allein der Name „Christus“ ist für mich das Sinnbild des Sieges über den Tod. Jeschu ist nicht auferstanden; kein vernünftiger Mensch glaubt an eine leibhaftige Auferstehung im Sinne der „Auferstehung des Fleisches“. Jesus geisterte ganz sicher nicht als Gespenst durch die Welt. Wir werden uns diesem Thema noch ausführlich widmen. Nein, Christus, dieses unsterbliche Bewusstsein, der unauslöschliche Kraftstrahl, er ist es, der den Tod besiegt hat, weil dieser ihm von vornherein nichts anhaben konnte. Wenn ein Bewusstsein reine Liebe ist und nichts als Liebe, dann hat der Tod keine Macht darüber. Das ist die zentrale Botschaft dieses liebenden Bewusstseins, das sich inkarnierte, damit wir es be-greifen können. Darin, in dieser liebevollen Haltung, können und sollen wir dem „Menschensohn“ nacheifern und ihn nicht nur als großes Vorbild sehen, sondern als das Potenzial, das auch wir als Menschen in uns tragen. Wir alle haben immer wieder neu die Wahl und können uns entscheiden: für die Liebe oder für die Angst, für Erhalt oder Zerstörung, für Freund oder Feind. Selbst wenn es uns gelingt, anzudocken an diesem Christusbewusstsein, bedeutet das zwar noch nicht, dass wir diese liebevolle Haltung immer einnehmen und leben können. Was aber sicht- und spürbar wird, ist die Ziellinie, das Idealbild, an dem wir uns orientieren können. Das meine ich nicht nur in Bezug auf andere Menschen oder auf die Schöpfung und unseren Umgang damit. Im Kontakt mit diesem unendlich liebevollen Christus erfahren wir auch für uns selbst, wie es sich anfühlt, angenommen zu sein und bedingungslos geliebt zu werden.

Wie aber kommen wir in diese erfahrbare Christus-Gegenwart? Die wichtigste Voraussetzung scheint mir eine tiefe Sehnsucht zu sein. Wenn wir dieses Christus-Bewusstsein einladen, sich in unserem Inneren und von dort aus in unserem ganzen Leben auszubreiten, lässt es sich nicht lange bitten. Dabei kommt es darauf an, dass wir uns in den Methoden und Zugangswegen nicht einengen oder behindern lassen. Deshalb ist es so wichtig, fast alles zu vergessen, was Kirche uns jemals darüber erzählt hat.

Das System Kirche mit seinem teilweise diktatorischen Allmachtsanspruch will uns nur zu gern weismachen, dass es den einzig wahren Zugang zu Christus ermöglicht. Oft ist genau das Gegenteil der Fall. Kirche mit ihren standardisierten und oft zu sinnentleerten Floskeln verkommenen Ritualen versperrt uns genau den Zugang, nach dem wir uns sehnen. Deshalb ist es so wichtig, sich klarzumachen: Damit sich das Christus-Bewusstsein in uns ausbreiten kann, brauchen wir weder Mittler noch vorgegebene Rituale oder Traditionen. Ich will damit nicht sagen, dass es unmöglich ist, in einem kirchlichen Gottesdienst die Präsenz Christi zu spüren; das kann im besten Fall durchaus vorkommen. Aber dieser Ritus ist eben keineswegs not-wendig oder gar die einzige Möglichkeit, um zu diesem alles durchströmenden liebenden Bewusstsein durchzudringen. Sosehr ich selbst mir eine freudvolle spirituelle Gemeinschaft wünsche, in der sich Weggefährt*innen miteinander über ihre Erfahrungen austauschen, so halte ich mir doch vor Augen: Es geht auch anders und notfalls ganz allein.

Das Erfahren des inneren Christus ist eine urpersönliche, intime Begegnung, die weder Lehre noch Lehrer braucht und auch nicht unbedingt eine über diese Beziehung hinausreichende Gemeinschaft. Was es neben der Sehnsucht zwingend braucht, ist die Bereitschaft zur Innerlichkeit. Nur wenn ich regelmäßig innehalte und Kontakt zu meiner inneren Seelenlandschaft und der sich darin vollziehenden Wirklichkeit aufnehme, kann ich diesen Christus in mir wahrnehmen. Gerade diese Innerlichkeit scheinen wir derzeit in unserer Gesellschaft zu meiden, als hätten wir davor eine Heidenangst. Wovor fürchten wir uns? Was könnte uns dort erwarten, das uns so viel Angst macht, dass wir uns lieber permanent ablenken und uns sowohl optisch als auch akustisch mit lärmenden Bildern und Tönen zudröhnen? Warum ertragen wir so selten die Ruhe, das Nichtstun, das Stehenbleiben und innere Hören? Weshalb ängstigt die Stille so viele Menschen? Vielleicht weil wir, wenn wir still werden, uns zunächst durch eine Schicht hindurchkämpfen müssen, deren Existenz wir lieber weiterhin ausblenden würden. Da melden sich verdrängte Gefühle, alte Verletzungen, unangenehme eigene Züge und Persönlichkeitsmerkmale. Sie alle lassen sich im Lärm und der umtriebigen Geschäftigkeit leichter unter dem Deckel halten. Vermeintlich – denn tatsächlich klopfen sie immer wieder an unsere Bewusstseinstür, und wenn wir nur einen klitzekleinen Moment nicht aufpassen, reißen sie sie unvermittelt auf und strecken ihre unansehnlichen Köpfe garstig in unser Alltagsbewusstsein. Wenn sie immer wieder auftauchen und sich auch mit der lautesten Strategie nicht mehr übertönen lassen, landen wir im Burnout oder in einer Depression oder werden durch handfeste physische Krankheiten ausgebremst. Dann bleibt uns meist nichts anderes übrig, als diese nervigen Plagegeister einen nach dem anderen vorsprechen zu lassen und uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Leider handelt es sich dabei nicht um einen einmalig abzuarbeitenden linearen Prozess. Je mehr wir uns aber durch diese Schicht hindurchgearbeitet haben und je öfter wir uns diesen inneren Prozessen stellen, desto leichter wird es, zu unserem eigenen goldenen Kern durchzudringen. Der wiederum ist nichts anderes als das allumfassende Christusbewusstsein, die reine Liebe, der tragende Urgrund des Seins, der sprudelnde Quell des Lebens. Das Göttliche. Gott.

Jede und jeder von uns trägt dieses Göttliche in sich. Deshalb müssen wir auch nicht irgendwo hingehen und uns von jemandem, der darin angeblich besondere Kompetenzen hat, etwas vorbeten oder gar vorschreiben lassen. Wir können natürlich die Kompetenz von Menschen nutzen, die uns auf unserem Weg in die eigene Innerlichkeit begleiten und uns mögliche Zugangswege aufzeigen. Aber es ist keine zwingende Voraussetzung und schon gar nicht gibt es einen festgelegten Weg, den alle einmütig und möglichst ohne etwas zu hinterfragen zu gehen haben. Wenn wir uns von dieser Vorstellung verabschieden und das Sicherheitsgeländer loslassen, das wir vielleicht in Kindertagen brauchten, in denen uns eine individuelle Gottessuche womöglich überfordert hätte, dann können wir uns auf den Weg machen hin zu freudvollen, kreativen und immer wieder neu überraschenden Begegnungen mit dem Christusbewusstsein in uns.

Christus, das Göttliche, Urgrund des Seins – ist das alles das Gleiche oder sind das verschiedene Facetten des All-Einen? Meiner Erfahrung nach zeigt sich das Göttliche in unterschiedlichen Bildern und Ausprägungen, je nachdem, was unserer Seele näher und vertrauter ist und was eher geeignet ist, in uns das „Mysterium tremendum“ auszulösen, jene heilsame Erschütterung, die sich so unvergesslich in unser Bewusstsein einprägt, dass wir sie niemals mehr infrage stellen oder anzweifeln. Natürlich wird sich mir Gott nur dann in Gestalt des Christusbewusstseins zeigen, wenn ich dazu über eine Vorstellung, ein inneres Bild verfüge. Nur unter dieser Voraussetzung kann ich Bild und Gestalt überhaupt einander zuordnen.

„Gott gebiert seinen eingeborenen Sohn in dir, es sei dir lieb oder leid, ob du schläfst oder wachst: er tut das Seine.“

Meister Eckhart

Diese vielleicht eher abstrakt erscheinenden Überlegungen füllen sich mit Leben, wenn wir beispielhaft auf Verfahren oder Techniken schauen, die geeignet sind, unsere Kanäle so zu öffnen, dass wir aufnahmefähig werden für das Geschenk solcher inneren Bilder. Eine bekannte und glücklicherweise inzwischen auch im Christentum sich wieder mehr ausbreitende Art der inneren Versenkung ist die Kontemplation. Man vertieft sich in die Innerlichkeit und versucht mit unterschiedlichen Hilfsmitteln, die sich immer wieder dazwischendrängelnden Alltagsgedanken sanft wegzuschieben oder weiterziehen zu lassen. Eine auch in anderen religiösen Traditionen verbreitete Methode ist dabei die Konzentration auf den eigenen Atem. Das hilft dabei, im Hier und Jetzt zu bleiben. Atmen können wir weder gestern noch morgen, sondern ausschließlich in diesem einen Moment. Alternativ oder zusätzlich zur Konzentration auf den eigenen gleichmäßigen Hauch des Lebens kann man sich auf den Namen Jesus Christus konzentrieren. Diese als „Herzensgebet“ bezeichnete Form der Kontemplation gleicht einem anhaltenden sehnsüchtigen Ruf nach dem geliebten „Du“. Ich atme auf „Christus“ ein und auf „Jesus“ (alternativ „Jeschu“) aus. Nicht mehr und nicht weniger. Je nach persönlicher Ausdauer 20 Minuten oder eine halbe Stunde lang, einmal oder mehrere Male pro Tag. Ein geistlicher Begleiter sagte einmal, ich könne sicher sein, dass ich nach meiner morgendlichen Kontemplation in dieser Weise das Wichtigste des Tages schon hinter mir hätte. Ich glaube, er hat recht. Nicht immer zeigen sich bei dieser Art des Gebets innere Bilder und nicht immer kann man die Christus-Verbundenheit unmittelbar fühlen. Aber wenn man treu dabeibleibt, wächst im Lauf der Zeit die Sicherheit, dass dieser innere Christus da ist und man mit jedem Atemzug tiefer und enger mit ihm verschmilzt. Die Meditationen, in denen dieses Gefühl so stark und lebendig ist, dass ich auch Bilder von diesem mir innewohnenden Christus empfange, sind Geschenke und helfen mir, dauerhaft „dranzubleiben“.

Manchmal zeigt sich das Christusbewusstsein auch in Situationen, in denen man absolut nicht damit rechnet. Ein Beispiel für ein inneres Erleben, das mich sehr verblüffte, mag dies verdeutlichen und zugleich dazu ermutigen, sich vorbehaltlos zu öffnen für die innere Wirklichkeit und für die Prozesse, die sich dort ebenso real abspielen wie organische Körperprozesse. Nach der Veröffentlichung der MHG-Studie und meinem sich daran anschließenden wiederholten öffentlichen Reden über meine eigenen Missbrauchserlebnisse holte ich mir öfter Unterstützung in Form von Gruppen- und Einzelsitzungen bei einer Logotherapeutin. Die von dem Neurologen und Psychiater Viktor Frankl entwickelte Logotherapie15 hilft dem Suchenden mit klugen Fragen und Impulsen, der Sinnhaftigkeit des eigenen Erlebens auf den Grund zu gehen und sich aus diesem gefühlten Sinn heraus auf höhere Werte auszurichten, wie etwa Mut, innere Freiheit oder Vertrauen.

Ein Teil der Logotherapeuten arbeitet mit den von dem Frankl-Schüler Uwe Böschemeyer entwickelten sogenannten Wertimaginationen.16 Dabei handelt es sich um geführte Wanderungen ins eigene Unterbewusstsein, wo sich uns unsere unbewussten Gefühle und Gefühlskräfte in Gestalt von Bildern zeigen. Sie tun dies in so einprägsamer Weise, dass wir, anders als bei Traumbildern, diese bildhaften Erfahrungen in unserem Tagesbewusstsein behalten, wo sie zu unverlierbaren Erfahrungen werden. Wertimaginationen sind keine Fantasiereisen ins verdrängte, triebhafte Unbewusste, sondern sie zielen auf das geistig Unbewusste ab und auf die in diesem unbewussten Geist verankerten Werte wie etwa Verantwortlichkeit, Gewissen oder Hoffnung.17 Diese höheren Werte zeigen sich bildhaft in sogenannten Wertgestalten, wie z.B. dem inneren Heiler, der Lebenskünstlerin, dem Mutigen oder der inneren Verbündeten.

So weit ein wenig Theorie, damit sich das, was ich in einer Imagination erlebte und nachfolgend be-schreibe, einordnen lässt. Ich kam sehr erschöpft und ausgelaugt zu der Therapeutin und hatte das Gefühl, mich immer nur anstrengen zu müssen. Es war eine bewegte Zeit, die Presse war wie wild hinter mir her wegen der Missbrauchserfahrung und den Wogen, die das Thema nach Veröffentlichung der Studie erneut in der Öffentlichkeit schlug. Überdies war ein mir nahestehender lieber Verwandter gestorben, auch das wollte bewältigt sein. All dies hatte mich psychisch völlig in den Keller geschickt. Die Therapeutin vereinbarte mit mir als Ziel meiner Imagination den „inneren Ort der Lebenserlaubnis“. Im Verlauf der Imagination, so vereinbarten wir, würden wir schauen, welche Wertgestalt mich dorthin führen könnte. Was dann kam, ist so schön und entlastend, dass ich es ausführlich erzähle, um Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zu ermutigen, sich ebenfalls auf innere Wirklichkeitserfahrungen einzulassen.

Ich warte mit ausgebreiteten Armen in meiner inneren Mitte. Rasch werde ich gewahr, dass ich in einer dunklen, kalten Höhle stehe, mit eiskalten Füßen, auf feuchtem, festgestampftem Erdboden. Es fühlt sich unangenehm an. Ich bin mutterseelenallein und kann mir nicht vorstellen, dass mir jemals jemand zu Hilfe kommen könnte. Die Anweisung der Therapeutin, ich solle mich innerlich aufrichten, führt dazu, dass ich erstmals den Blick hebe. Plötzlich sehe ich, dass die Höhle sich nach oben öffnet und ich ein Stück wunderschönen blauen Himmels sehen kann. Das überrascht mich. Während ich weiter auf das Stückchen Himmel schaue, vergrößert es sich. Wie beim Kulissenschieben im Theater dreht sich die Höhle immer mehr weg, während sich der Himmel mehr und mehr ausbreitet. Das fühlt sich gut an, denn ich merke, dass ich nichts tun muss, außer den Blick zu heben bzw. meine Blickrichtung zu ändern. Doch es meldet sich auch ein Zweifel oder Misstrauen: Was, wenn sich die Kulisse nicht um 180, sondern um 360 Grad dreht? Dann werde ich wieder umhüllt sein von Dunkel. Doch plötzlich merke ich, dass ich mittlerweile direkt in der schönen freien Natur stehe: Es ist hell, ich höre Insekten brummen und Vögel zwitschern, meine Füße spüren angenehmes, weiches Gras, Blumen blühen auf der saftig grünen Wiese. Die Sonne wärmt mein Gesicht. Alles ist wohlig und angenehm warm. Da entdecke ich in der Richtung, in der sich die kalte Höhle befindet, eine Ansammlung von Menschen. Ich weiß: Ihnen kann ich nicht über den Weg trauen. Ich habe Angst, denn ich spüre, dass von ihnen Unheil ausgeht. Ich kann nicht alle erkennen, aber meine Eltern sind dabei, Lehrer, Pfarrer und eine ganze Menge fremder, unheilvoller Gestalten. Auf erneute Anweisung der Therapeutin richte ich mich nochmals bewusst auf und bitte meinen inneren Verbündeten, zu mir zu kommen. Ihn hatte ich bislang noch in keiner Imagination gerufen und wusste also nicht, welche Gestalt sich da wohl zeigen würde. Ich staune nicht schlecht: Es ist Christus, der unmittelbar nach meiner Bitte um Unterstützung erscheint. Er stellt sich an meine Seite und legt den Arm um mich und auf meine Schulter. Augenblicklich verändert sich mein Empfinden der Gruppe gegenüber. Wertfrei blicke ich auf die Menschen und denke sachlich und frei von Angst: „Ja, so war es.“ Und mir ist klar: „Ich bin in Sicherheit.“ Wir stehen eine Weile so und es fühlt sich kein bisschen anstrengend an. Dann setzt Christus sich auf den Boden und lädt mich ein, zwischen seinen Beinen Platz zu nehmen. Ich mache es mir gemütlich. Unwillkürlich denke ich an einen Sitzsack, in den man sich hineinlümmeln kann. Auf die Frage der Therapeutin, ob es ein Wort für mein Empfinden gibt, kommt mir zunächst „Geborgenheit“ in den Sinn, dann noch klarer und deutlicher: ein großes „Ja!“. Es ist ein Ja zum Leben, zu meinem Leben. Dieses Ja geht sowohl von mir aus im Sinne von „Ich sage Ja!“ als auch vom Leben selbst. Es wird mir zugesprochen: „Da ist ein großes Ja zu deinem Leben, zu deinem Sein, frei von Anstrengung.“ Mir wird klar: Ich darf einfach sein! Dann sehe ich ein langes Tuch, auf dem das Wort „Ja“ geschrieben steht. Ich bin ganz bedeckt von diesem leichten Laken, das sich über mich ausbreitet und mich zudeckt. Sofort kommt mir der Gedanke: Solch ein anstrengungsloses Sein gibt es nur im Sarg, im Tod, wenn das Leben vorbei ist. Anders erscheint mir das unmöglich. Ich frage Christus, was er von diesem Gedanken hält, und habe meine Frage noch nicht ganz ausgesprochen, da schubst er mich schon sanft, aber mit Nachdruck nach draußen, ins Leben. Nun trage ich das „Ja-Tuch“ als Schleier oder Kopfbedeckung, fast wie ein Beduine. Christus gesellt sich wieder zu mir an meine Seite. Noch einmal schaue ich auf die Gruppe unglückseliger Menschen und merke, dass ich hier nicht bleiben darf. Auf Anweisung der Therapeutin bitte ich meinen inneren Verbündeten, mich zum Ort der Lebenserlaubnis zu führen. Wir drehen uns miteinander weg und dieser Moment der Drehung ist zugleich der Moment tiefer Erleichterung und Glückseligkeit. Es fühlt sich stimmig an, mich wegzudrehen und Arm in Arm mit Christus wegzugehen. Das Gefühl ist deshalb so schön, weil ich weiß, dass dort drüben, auf der anderen Seite meines Blickwinkels, Neuland wartet, das ich voller Neugier wie ein Kind beschreiten möchte. Wir laufen los und schon beim ersten Schritt merke ich, dass wir Sand unter den Füßen haben. Wir sind an einem wunderschönen Strand und laufen direkt aufs Meer zu. Am Wasser angekommen bleiben wir miteinander stehen und schauen. Die Luft ist frisch und salzig, Möwen ziehen kreischend ihre Bahnen. Das Meer glitzert und funkelt, weit draußen ist ein Segelboot zu sehen. Wir stehen da in völliger Anstrengungslosigkeit und können uns nicht satt sehen an der ewigen Bewegung des Wassers und der Wolken. Ich weiß: An diesem Ort darf ich sein und es gibt keinen Grund, mich jemals wieder hier wegzubewegen. Es gibt nichts, das getan werden muss. Die Sonne sinkt allmählich, der Sonnenuntergang naht und ich weiß: Ja, ich darf einfach sein!

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
201 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9783532600580
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