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Glaubte sie auch, sie würde dort oben mit ihrem Geliebten wiedervereint? Das kann gut sein, obwohl ich kaum glauben kann, dass von denen, die an diesem Sonntagnachmittag am Esstisch saßen und meine Familie ausmachten, jemand sein Leben unter dieser Prämisse lebte. Ich kann nämlich bei mir selbst nicht den Hauch einer solchen Vorstellung finden, und hätten sie unter dieser Prämisse gelebt, wären gewiss Fragmente davon in mich als kleines Kind eingesickert und hätten sich festgesetzt. Tante Elise war es, die am Tag, als mein Vater zum letzten Mal ins Krankenhaus von Tønsberg eingeliefert wurde, bei ihm war. Meine Mutter war bei der Arbeit gewesen, als Verkäuferin in Tønsberg, und Tante Elise war gekommen, als es meinem Vater nicht gutging. An diesem Tag fand sie, ihrem Bruder gehe es so schlecht wie nie zuvor, weshalb sie nach einem Arzt schickte, der dann einen Krankenwagen rief. Ich war nicht zu Hause, ich war nach draußen gegangen, als ich die sorgenvolle Stimmung bemerkte, und erst zurückgekommen, nachdem der Krankenwagen weggefahren war. Aber ich frage mich, ob sie sich von ihrem Bruder verabschiedet hat, der in einem Dämmerschlaf lag und kaum hören konnte, was sie sagte, sodass sie nicht befürchten musste, ihn zu ängstigen, wenn er begriff, dass sie in der Nacht mit seinem Tod rechnete, weshalb sie zum Abschied, als Trost und zur eigenen Beruhigung, gesagt haben könnte: Wir sehen uns im Himmel. Sagte sie das? Das kann ich schwerlich glauben, zumindest dass sie es laut sagte, sodass der Arzt und die Sanitäter und Frau Sørlie es hören konnten, denn das hätte bedeutet, dass sie etwas offen aussprach, was ich mir schwerlich vorstellen kann, wenn es jedoch so war, dass sie ihr Lebwohl zum Abschied laut und vernehmlich aussprach, glaubte sie dann selbst daran, im wörtlichen Sinne des Ausspruchs? Das bezweifle ich, ich kann nicht anders, ich kann unmöglich nicht daran zweifeln, dass sie selbst an das Gesagte geglaubt haben könnte. Denn wenn sie daran glaubte, sodass sie es laut und vernehmlich sagen konnte und nicht nur insgeheim flüstern, dann wäre das Leben ein anderes und auch die Gesellschaft wäre völlig anders organisiert, was wir uns schwerlich vorstellen können.

Kapitel 2

Dennoch sollten viele Jahre vergehen, ehe ich wieder nach Berlin kam. Es geschah erst im Jahr 2000. Berlin liegt inmitten einer riesigen Ebene. Wobei es von einem übergeordneten Blickwinkel aus gesehen nicht mitten in dieser Ebene liegt, sondern fast ganz im Westen des riesigen mitteleuropäischen Tieflands, das sich von der Nordsee und Hamburg im Westen bis zum Ural im Osten erstreckt. Doch von einem begrenzten Blickwinkel aus gesehen, von Berlin selbst oder auf dem Weg dahin mit Auto, Zug oder Flugzeug, liegt es mitten in einer Ebene. Nur selten wird dieser begrenzte Horizont bei den Einwohnern Berlins gebrochen, man denkt dann, wenn man von Berlin aus weiter nach Osten führe, könne man stundenlang in Kolonnen über endlose Ebenen nach Moskau und weiter bis zum Ural und nach Asien fahren. Fürst Otto von Bismarck dachte so und nannte die brandenburgische Landschaft östlich von Berlin sogar Sibirische Mark, beließ es aber bei diesem Gedanken. Ein anderer, zwar nicht Berliner, jedoch Herrscher in Berlin, beließ es nicht bei diesem Gedanken, und das Ergebnis seiner Gedanken kann man noch heute in Form zerbombter Mahnmäler in Berlin betrachten.

Man könnte Berlin, so wie es daliegt, auf drei verschiedene Arten beschreiben. Die erste und modernste wäre die, den Berliner Ring zum Ausgangspunkt zu nehmen. Der Berliner Ring ist eine sechsspurige Autobahn, die Großberlin umschließt und insgesamt 200 Kilometer lang ist. Das heißt, begibt man sich vom innerstädtischen Berlin zum Berliner Ring, zum Beispiel zum Dreieck Schwanebeck oder zum Schönefelder Kreuz, kann man ganze 200 Kilometer am Stück mit Minimum 140 Stundenkilometern in ein und dieselbe Richtung fahren, ohne jemals rechts oder links abbiegen zu müssen, ehe man wieder am Ausgangspunkt ankommt. Das dauert etwa anderthalb Stunden und ist ein interessanter Sonntagsausflug. Ja, ich bin der Überzeugung, dass sich weitaus mehr Berliner als gemeinhin angenommen für diese Art des Sonntagsausflugs entscheiden, und ich bin selbst versucht, meine Sonntage so zu verbringen. Es kommt sogar vor, dass ich in Berlin sitze und mich nach dem Berliner Ring und dem Wind durch das offene Wagenfenster sehne, genau danach sehne ich mich. Auf dem Berliner Ring im Kreis zu fahren, anderthalb Stunden und noch einmal anderthalb Stunden, und der geheimen Bruderschaft der Autobahnfahrer anzugehören. Der Berliner Ring wurde aber natürlich nicht gebaut, um die Sehnsucht nach solcherlei Vergnügungen zu stillen, sondern als nützliche Konstruktion, die für ein vernünftiges Verkehrssystem in einer modernen Metropole sorgt, in der bislang vier bis fünf Millionen Menschen leben, und der Ausdehnung dieser Metropole zugleich Grenzen setzt, das heißt, der Berliner Ring ist die neue Stadtmauer Berlins.

Sowohl in ihrer Eigenschaft als Stadtmauer wie auch als vernünftiges Verkehrssystem sind daher die Lücken oder Öffnungen dieser sechsspurigen, kreisförmigen Konstruktion so wichtig. Sie führen hinein in die vom Berliner Ring beschützte Metropole. Diese Öffnungen heißen entweder Kreuz oder Dreieck. Es sind die neuen Sammelbezeichnungen für moderne Stadttore, früher hießen sie Tor, heute heißen sie Kreuz oder Dreieck und ersetzen die Bilder früherer Zeiten, fantasievolle und gefürchtete Bilder auf dem Stadttor, durch einen sprachlichen Ausdruck von vergleichbarem Klang. Man könnte auch sagen, Kreuz und Dreieck bedeutet beides Kreuz, der Unterschied zwischen den Begriffen zeigt nur an, um was für ein Kreuz es sich genau handelt, Kreuz bedeutet, dass sich dort zwei Straßen treffen, Dreieck, dass drei Straßen ein Dreieck bilden. Aber hinter diesen einfältigen, für das Verkehrssystem jedoch völlig akzeptablen Begriffen stehen folglich die für Stadttore charakteristischen Bezeichnungen Kreuz und Dreieck. Von diesen Kreuzen oder Dreiecken geht es dann hinein nach Berlin, je nachdem, von wo wir kommen.

Kommt man aus der zentraleuropäischen Stadt Prag und hat die nordböhmischen Berge, die auf der deutschen Seite Sächsische Schweiz heißen, bezwungen, fährt hinunter zur eleganten sächsischen Hauptstadt Dresden mit ihren reichen Kunstschätzen und dann in der eintönigen Ebene weiter nach Norden, wird man am Schönefelder Kreuz auf den Berliner Ring stoßen. Bei normaler Geschwindigkeit und normalen Bedingungen hat man dann von Prag aus drei Stunden gebraucht. Doch vom Berliner Ring aus, von dessen Tor, dem Schönefelder Kreuz, fährt man noch mindestens eine Dreiviertelstunde bis zu den weitläufigen inneren Stadtteilen. Man befindet sich aber schon in Berlin, für den Fahrer besteht daran kein Zweifel, und von diesem Tor, vielmehr Kreuz aus fährt man im Übrigen auf der Autobahn, von der man kam, ein gutes Stück weiter über den internationalen Flughafen Schönefeld hinaus, wo die Autobahn abrupt endet und man sich plötzlich auf einer anderen Straße befindet. Zwar breit, aber mit Ampeln und kreuzendem Verkehr etwa alle dreihundert Meter. Und es folgen viele Dreihundertmeterstopps durch eine eintönige Landschaft, eine Mischung aus Stadt und Land, der Reisende kann sich nicht entscheiden, was genau es ist. Doch mit der Zeit werden daraus Häuserreihen und Wohnblocks, man ist aber noch lange nicht in Berlin-Berlin, sondern im Gegenteil in Berlin-Grünau, Berlin-Adlershof, Berlin-Niederschöneweide, bis man eine Waldgegend erreicht, den Treptower Park, hier wirkt alles ländlich, äußerst ländlich, mit Leuten, die offensichtlich eine Spritztour machen, einen Ausflug mit dem Auto, und am Ende dieses Parks ist man tatsächlich mitten in Berlin und kann sich nunmehr dorthin bewegen, wo man sich einquartieren will.

Kommt man aus dem katholischen München oder dem deutschen Finanzzentrum Frankfurt am Main in Hessen oder aus Leipzig, der Stadt, in der Faust zu Hause war, stößt man am Dreieck Potsdam auf den Berliner Ring. Man fährt jedoch nicht durch das Tor, sondern folgt weiterhin dem Berliner Ring bis zum Dreieck Drewitz, und von dort fährt man auf der Autobahn nach Berlin hinein, bis man das Zentrum erreicht. Man hat dann Ausfahrten zu verlockenden Orten wie Potsdam oder Wannsee passiert und ist durch den Forst Grunewald gefahren, bevor man Ausschau nach der Ausfahrt halten muss, die den Reisenden zu seinem Quartier bringt.

Kommt man aus der Hafenstadt Hamburg an der Elbe, gibt es zwei Tore, die man passieren kann, um nach Berlin hineinzugelangen. Das erste heißt Dreieck Oranienburg, und nimmt man diese Straße, hat man an dem ein oder anderen Punkt für einen winzigen Augenblick das Gefühl, sich auf einer Anhöhe zu befinden, weil man auf einmal in der Ferne die Silhouette des Berliner Zentrums auftauchen sieht, bevor man in einen Tunnel fährt, allerdings ist die Silhouette verschwunden, wenn man auf der anderen Seite wieder ans Licht kommt, und man sieht sich einer ziemlich gleichgültig wirkenden Vorstadtlandschaft ausgesetzt, es dauert dann zwanzig Minuten, bevor man erneut begreift, dass man sich jetzt im innerstädtischen Bereich Berlins befindet. In der Zwischenzeit hat man u.a. ein Schild mit der Ausfahrt zum Flughafen Tegel gesehen. Das zweite Tor nach Berlin, aus Hamburg kommend, ist das Dreieck Pankow. Dort fährt man durch Wälder, unterbrochen von Industriegebieten, bevor man plötzlich die Endstation einer Straßenbahnlinie erreicht, und man fährt hinter der Straßenbahn her, bis man merkt, dass man im Innern von Berlin angelangt ist, das merkt man daran, dass man irgendwann den Fernsehturm am Alexanderplatz direkt vor sich hat. Der Reisende muss sich alsdann zu dem Quartier begeben, in dem er sein Kommen angekündigt hat.

Doch das merkwürdigste Tor, durch das man kommen kann, das zur seltsamsten und langweiligsten Ankunft im Berliner Innenstadtbereich führt, ist das Dreieck Schwanebeck. Zu diesem Tor am Berliner Ring gelangt man als Reisender aus dem Norden, wenn man in Stralsund an Land geht. Das Dreieck führt allerdings nicht direkt nach Berlin hinein, sondern lässt einem die Wahl, auf der modernen Stadtmauer weiterzufahren, entweder in westliche oder östliche Richtung, bis bald darauf ein gut gekennzeichnetes, aber diskretes Schlupfloch in der Mauer auftaucht, das man nutzen kann, um nach Berlin hineinzufahren. Ich beschließe, den Einzug nach Berlin durch das östliche Schlupfloch des Dreiecks Schwanebeck zu beschreiben, das die Bezeichnung Berlin-Hohenschönhausen trägt. Man befindet sich nun auf einer Landstraße, umgeben von Feldern und Höfen. Nachdem man seit Stralsund (oder Saßnitz) auf der Autobahn gefahren ist, gestaltet sich der Übergang zur Einfahrt nach Berlin nahezu idyllisch, man denkt: Ich bin auf dem Weg nach Berlin, zu Deutschlands legendärer Hauptstadt, und kurbele gleichzeitig das Wagenfenster herunter, um den Gestank der gedüngten Felder hereinzulassen und den Geruch von Hühnerkacke und schmutzigen Federn sowie das Geräusch gackernder Hühner aus den kleinen Bauernhäusern am Straßenrand. Ah, Berliner Luft, Berliner Luft. Vor einer herabgesenkten Bahnschranke muss man halten. Der Zug nähert sich durch die Wiese. Die Schranke geht hoch, und man fährt weiter. Dann tauchen gewaltige Häusermassen auf, Wohnblocks über Wohnblocks, so weit das Auge reicht, und plötzlich befindet man sich auf einer breiten Chaussee mit Autos, die in alle Richtungen fahren, und Straßenkreuzungen, die in alle Richtungen führen, zu vergleichbaren Chausseen. Man muss sich entscheiden. Nimmt man die Märkische Allee oder die Ahrensfelder Chaussee? Die Hohenschönhauser Straße oder die Dorfstraße? Die Falkenberger Chaussee oder die Wartenberger Straße? Soll man dem Schild nach Marzahn folgen oder nach Weißensee? Hat man sich nicht schon verfahren? Inmitten des Großstadtverkehrs und der riesigen Häuserblocks fragt man sich, wo es nach Berlin geht. Man ist in Berlin, das hier ist Berlin, dennoch hat man sich auf der Suche nach Berlin verfahren. Endlose Gegenden. Endlose fremde Chausseen und endlose unbekannte Alleen. Man folgt einer der Chausseen in eine Richtung, begreift oder denkt vielmehr, dass man sich verfahren hat, kehrt an einer riesigen Kreuzung zwischen zwei ebenso endlosen Chausseen um und fährt den Weg zurück, den man gekommen ist, nur auf der Gegenfahrbahn. Die Hochhäuser sind nicht unschön, aber sie sind endlos. Schließlich erblickt man vielleicht ein Schild, auf dem Lichtenberg steht, und erinnert sich, dass Lichtenberg ein Bahnhof in Berlin ist, an dem früher der Zug aus Kopenhagen ankam, und fährt in diese Richtung. Man befindet sich in Lichtenberg. Berlin-Lichtenberg, und doch noch weit vom innersten Berlin entfernt, auch wenn man plötzlich einen Blick auf den Fernsehturm am Alexanderplatz erhascht. Aber man ist auf dem Weg, und endlich gelangt man in Gegenden, in denen die prächtigen Gebäude von Deutschlands Hauptstadt stehen, und findet das eigene Übernachtungsquartier.

Egal durch welches Tor man nach Berlin kommt, gestaltet sich das Eindringen in die Stadt eher langsam. Die Stadt hat nicht ein Zentrum, sondern mehrere, die sich wiederum sehr voneinander unterscheiden, und doch liegen alle Zentren im innerstädtischen Bereich, in den man über ein weitverzweigtes Straßensystem vordringt. Drinnen angekommen, ist man leicht verwirrt, nicht weil die Stadt so fremd wirkt, sie wirkt vielmehr vertraut, sondern weil sie auf den ersten Blick ein blasser Abglanz anderer Großstädte zu sein scheint. Vielleicht wird man, wenn man nach seinem Viertel sucht, bekannte Wahrzeichen wie die zwei Fernsehtürme, die Siegessäule, den Tiergarten, die Ruinen der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, den Potsdamer Platz, Unter den Linden, das Brandenburger Tor erkennen, aber das heißt noch lange nicht, dass man denkt: Jetzt, jetzt bin ich in Berlin, man nimmt diese Wahrzeichen mehr als Kulissen wahr, über die man liest, als wirkliche Kennzeichen Berlins, die man nun mit eigenen Augen sieht. Das Brandenburger Tor zu sehen vermittelt einem kein Berlin-Gefühl, auch nicht über Unter den Linden zu spazieren oder quer durch den Tiergarten zu fahren und um die vergoldete Siegessäule herum. Nach Berlin zu kommen vermittelt einem nicht das starke Gefühl, nach Berlin gekommen zu sein, so wie es sich verhält, wenn man nach London, Paris oder Rom kommt. Es dauert, bis man Berlin kennt oder erkennt. Selbst am Tag nach der Ankunft erkennt man Berlin nicht. Man befindet sich nach wie vor in einer verblassten Großstadt, deren Namen man auf der Zunge hat, den man aber nicht rauskriegt. Man sieht alle Baukräne, von denen man gelesen hat, und denkt, hier in Berlin vollzieht sich eine rasante Entwicklung, der reinste Bauboom, und es dauert etwa ein halbes Jahr, bis man begreift, dass das gar nicht stimmt. Die Baukräne, die einem das Gefühl gegeben haben, sich in einer chaotischen, rastlosen, expandierenden Metropole zu befinden, haben, seit man hier ist, nicht ein Kilo Zement angehoben. Es ist Berlin, aber es kommt nicht zum Ausdruck. Berlin vermisst sein Schloss, das große Paradeschloss, das Machtsymbol der Hohenzollern. Das Lustschloss Charlottenburg kann es nicht ersetzen. Es ist und bleibt ein Land- und Lustschloss, gut genug für seine Zwecke, aber nicht, um die massive Macht der Herrscher auszudrücken. Berlin fehlt sein Schloss. Dieses wurde 1945 halb zerbombt und danach abgerissen und wich dem Palast der Republik des DDR-Regimes, der nun seinerseits gehäutet wurde, das heißt, die Fassadenverkleidung wurde entfernt, und der nun in kränklich bronzegrünviolettem Zustand dasteht. Man will den erniedrigten Palast der Republik abreißen und das Schloss wiederaufbauen. Zu spät, zu spät. Es wird nie etwas anderes als ein Pappschloss sein, wie viele Steine man auch zu spendieren bereit ist. Also: Die Beschreibung Berlins vom Berliner Ring aus oder die Ankunft in Berlin über eins der vielen Tore, Kreuze oder Dreiecke endet in meinem Fall mit einem Bedauern oder zumindest mit der Feststellung, Berlin fehle sein Schloss.

Aber Berlin lässt sich auch auf andere Weise beschreiben als vom Berliner Ring aus. Man kann von der Stadt selbst ausgehen, ihren historischen und geografischen Gegebenheiten. Der Stadt, die ursprünglich auf einer Spree-Insel lag, mit einem Fischerdorf am Südufer der Spree zusammenwuchs und zur Residenzstadt für den Markgrafen von Brandenburg wurde. Später, ab etwa Mitte des 15. Jahrhunderts, für einen der sieben Kurfürsten, die den Römisch-Deutschen Kaiser wählten, aber doch bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges Mitte des 17. Jahrhunderts für einen Fürsten im Schatten des Herzogs zu Mecklenburg in Schwerin, für den polnischen König, das Schwedische Reich, den Deutschen Orden, die Hansestädte, den sächsischen Fürsten und die Gottorfer Herzöge. Berlin, die Stadt in der riesigen Mark Brandenburg. Die innerhalb von hundert Jahren zur Hauptstadt einer Großmacht wird, Nordeuropas mächtigstem deutschen Staat, Preußen, der nichts mit Berlin und Brandenburg, sondern mit Königsberg und Polen zu tun hat. Der Kurfürst von Brandenburg ließ sich 1701 zum König in Preußen ausrufen, um einen Königstitel zu erhalten, der ihn auf eine Ebene mit Königen und Kaisern stellte und nicht nur mit den sieben Kurfürsten. Preußen war eine brandenburgische Eroberung, weshalb man darin König werden konnte und somit Souverän und nicht vor allem kaiserlicher Lehnsherr. Die Stadt in der Ebene. Wir sehen sie jetzt vor uns. Unter Friedrich dem Großen. Umgeben von Stadtmauern mit ihren bewachten Toren, die aus der Stadt hinausführten in zentrale Regionen, nach denen die Tore benannt sind: Hallesches Tor, Schlesisches Tor, Kottbusser Tor, Frankfurter Tor (Frankfurt an der Oder), Prenzlauer Tor, Oranienburger Tor, Brandenburger Tor. Drinnen in der dichtbesiedelten Stadt: Palais und Kirchen. Marktplätze und Straßen. Exerzierplätze und auch eine breite Straße für Truppenparaden. Das Schloss: die Residenz der Hohenzollern. Die Oper. Die St.-Hedwigs-Kathedrale. Die Hugenottenkirche. Die Nikolaikirche. Die Marienkirche. Der Gendarmenmarkt. Der Holzmarkt. Der Spittelmarkt. Das Prinz-Heinrich-Palais. Die Rokokostadt des aufgeklärten Monarchen. Dann kam die industrielle Revolution, und die Stadt sprengte die Mauern, veränderte ihren Charakter und wurde zur Industriemetropole Berlin mit großen, Rauch speienden Stahlwerken, mit einem resoluten Proletariat, und zugleich zur Reichshauptstadt. Es folgten die Monumente, sowohl in Form von Gebäuden als auch Reiterstandbildern und Siegessäulen. Berlin anno 1900 ist nicht unähnlich dem Berlin, das wir heute sehen, man kann sich zurechtfinden, was fast schon an ein Wunder grenzt angesichts der Tatsache, dass die Stadt nach 1945 in Trümmern lag. Der Nazismus ist verschwunden. Er liegt in einem Bunker begraben, in einem von ungleichmäßigen, hässlichen Gräben durchzogenen Gebiet, südöstlich vom Brandenburger Tor, zwischen dem Potsdamer Platz und dem Brandenburger Tor, zusammen mit seiner Reichskanzlei und den übrigen verschwundenen Gebäuden der Macht. Doch die Kaiserzeit wirkt noch nach. Die Stadt des 19. Jahrhunderts, die Berlin als Begriff prägte. Die Museen. Der Berliner Dom. Die Synagoge. Die Theater. Die Opern. Die Kneipen. Die schicken Restaurants. Die Zeitungen. Die Kultur. Das Reichstagsgebäude. Die Berliner. Die Parks. Unter den Linden. Die schmale Friedrichstraße. Der Tiergarten. Der Bahnhof Zoologischer Garten. Die S-Bahn-Station Friedrichstraße. Innerhalb von achtzig Jahren waren vier Reiche untergegangen, alle mit Berlin als Hauptstadt. Das Kaiserreich. Die Weimarer Republik. Nazi-Deutschland. Die DDR. Alle Reiche haben ihre Spuren hinterlassen, bei Nazi-Deutschland vornehmlich in dem, was dem Erdboden gleichgemacht wurde. Vierzig Jahre lang war Berlin eine geteilte Stadt gewesen. Zu Berlin, der Hauptstadt der DDR, wurde der größte Teil des alten, zentralen Berlin. Westberlin waren vor allem die neuen Stadtteile von der Jahrhundertwende an. Unter der DDR überlebte das Berlin der Kaiserzeit. Unter den Linden. Der Berliner Dom. Die Neue Wache. Das Zeughaus. Die Oper. Die Bibliothek. Das Alte Palais. Das Alte Nationalmuseum. Die Humboldt-Universität. Aber nicht das Schloss. Dort tauchte der Palast der Republik auf, der jetzt auf dem Schafott steht, gehäutet und ein Schandfleck. Berlin vermisst sein Schloss. Ohne sein Schloss, diesen riesigen Koloss, das Zentrum der großen preußischen Siegesparaden, wird Berlin nie wieder Berlin sein. Man denke nur an die riesige Plattform des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals! Sie war gigantisch, passte zum Schloss mit seiner düsteren monotonen Pracht. Aber man kann es nicht wiederaufbauen. Dann wird es zu Pappe. Etwas ist verschwunden und wird für immer eine Lücke in der Metaphysik der Stadt bleiben, im gleichen Maße wie die Reichskanzlei und der dazugehörige Bunker. Anders geht es nicht. So endete auch die historische Beschreibung mit einem Verweis auf die Lücke, die das Schloss hinterlassen hat, und einer Aufforderung, die Leiche des Palasts der Republik von ihrer jetzigen Schande zu befreien.

Doch es gibt noch eine dritte Möglichkeit, Berlin zu beschreiben, wie es dort in seiner Ebene liegt. Dafür nehmen wir die Spree zum Ausgangspunkt und vernachlässigen die Tatsache, dass die Stadt ein Zusammenschluss zweier kleiner Städte ist, die eine befestigt auf einer Insel mitten in der Spree, die andere ein friedliches Fischerdorf an deren Südufer. Worauf wir Wert legen, ist, dass die Spree durch das moderne Berlin fließt. Und noch ein Fluss fließt durch das moderne Berlin, die Havel. Sie fließt durch die westlichen Teile, die früher weit draußen auf dem Lande lagen, jetzt aber zu Berlin gehören, sodass zwei Flüsse durch Berlin fließen. Die Spree ist durch ein Kanalsystem mit dem heutigen deutsch-polnischen Grenzfluss Oder verbunden, und die Oder fließt in die frühere deutsche Hafenstadt Stettin, heute Polen. Die Havel ist durch ein vergleichbares Kanalsystem mit der Elbe verbunden, und auch die Elbe fließt ins Meer, bei Hamburg. Durch ein Kanalsystem sind auch die Spree und die Havel miteinander verbunden, das heißt, in der Theorie, vielleicht auch in der Praxis, ist es möglich, mit dem Schiff von Hamburg an der Nordsee über die Elbe, die Havel, die Spree und die Oder nach Stettin an der Ostsee zu gelangen. Doch natürlich unternimmt kein Mensch diese Tour, es sei denn als Vergnügungsfahrt. Will man mit dem Schiff von Hamburg nach Stettin, nimmt man nicht den Umweg über ausgeklügelte Wasserwege im Landesinnern, sondern folgt der Küste. Aber dieser künstliche Wasserweg wurde ja angelegt. Um nach Berlin zu gelangen. Von Hamburg nach Berlin. Oder von Stettin nach Berlin. Oder von Hamburg nach Berlin und dann mit neuer Fracht weiter nach Stettin. Auf einer solchen Seereise läuft man auf halber Strecke Berlin an, um die Ware zu löschen. Stellen wir uns die Seefahrer vor. Auf dem Weg von Hamburg. Plötzlich erblicken sie in dieser binnenländischen Ebene eine riesige Stadt. Man sieht Türme, Kirchen, Burgen, Schlösser. Das ist Berlin! Man entlädt das Schiff im Westhafen. Und fährt auf der Spree zum Osthafen, um es neu zu beladen. Dabei hat man das Schloss und den Berliner Dom in fast greifbarem Abstand passiert. Das sehen die Seefahrer auf ihrer Fahrt zum Meer. Sie schippern quer durch Berlin und gelangen auf ihrer Fahrt zur deutschen Hafenstadt Stettin an der Ostsee von der Havel durch die Kanäle auf die Spree. Berlin liegt nicht am Meer, aber auf dem Weg dorthin. In Berlin riecht es nicht nach Salzwasser, trotzdem hat die Stadt einen Hafen. Zwei Häfen, den Osthafen und den Westhafen. Zwar haben sie heute keine Bedeutung mehr. Heute verbindet der Wasserweg Berlin mit nichts mehr, außer mit seiner eigenen Schönheit. Doch früher war er wichtig. Die Kanalisierung in und außerhalb von Berlin, die schließlich im ausgehenden 19. Jahrhundert abgeschlossen wurde, hatte ein klares Ziel: die brandenburgische Stadt im Binnenland, die Hauptstadt der Mark, an zwei Meere anzubinden, die Nordsee und die Ostsee (oder das Baltische Meer, wenn einem das lieber ist). Überseewaren wurden auf dem Wasserweg von Hamburg nach Berlin gebracht, und Hering und Getreide vom Baltikum und von Stettin aus nach Berlin. Auf Fluss- und Frachtkähnen und kleinen Dampfschiffen. Heute werden auf der Spree vor allem Touristen befördert. Auf langen flachen weißen Touristenbooten. Das ist Berlin. Zwei Flüsse, die über ein Kanalsystem miteinander verbunden sind und zudem an zwei weitere Flüsse angebunden wurden, die in zwei verschiedene Meere flossen. Ein pfiffiges, ausgeklügeltes Verkehrssystem, große Ingenieurskunst. Aus der Notwendigkeit geboren, eine anschwellende Industriemetropole am Leben zu erhalten, die zugleich die Hauptstadt des Deutschen Kaiserreichs war. Heute völlig sinnlos. Doch so wie Berlin daliegt, sind diese Flüsse, Spree und Havel, mit ihren Kanälen und angrenzenden Seen das wenige, was es an direkter Schönheit in dieser deutschen Hauptstadt gibt, die auf den ersten Blick eher ohne eigene Note daherkommt.

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Berlin ist erneut die Hauptstadt Deutschlands. Eine frühere Größe. Vier Reiche sind hier untergegangen, innerhalb von nur siebzig Jahren. Zurückgeblieben ist Westdeutschland, das Deutschland des Westens, das Reich des Westens, RDW. Berlin ist zur Hauptstadt des RDW geworden. Das ist die Wahrheit. Wahr ist aber auch, dass die Berliner Bevölkerung Berlins ureigene Atmosphäre ausmacht, nicht Gebäude wie der Reichstag oder Monumente wie die Siegessäule oder Fotomotive wie das Brandenburger Tor oder das ewige Unter den Linden. Ich kam im Jahr 2000 nach Berlin, kurz nachdem die Regierung und die Staatsverwaltung des wiedervereinten Deutschlands von Bonn nach Berlin gezogen waren, ja, ich folgte quasi in ihrem Kielwasser, als nicht einkalkulierter Zeuge. Mir fielen alle Kräne auf, die sich mehr oder weniger überall in den Himmel reckten, wenn man mit der S-Bahn vom Zoo z.B. zum Alexanderplatz fuhr oder mit der Hochbahn z.B. vom Schlesischen Tor z.B. zum Wittenbergplatz, und war beeindruckt von der Energie, die diese neue Hauptstadt an den Tag legte. Es vergingen mehrere Monate, bis ich begriff, dass diese Kräne einfach nur dastanden und die wenigsten davon in Betrieb waren, u.a. um die neue Reichskanzlei, das Kanzleramt, zu bauen. Dass so vieles stillstand, machte mir nichts aus. Ich gehöre zu denen, die der Verlockung von Ausrufen wie: Nach Berlin, nach Berlin! nicht widerstehen können, und nun war ich also hier. An einem der ersten Tage wurde ich Zeuge davon, wie sich ein Transvestit an zwei Polizisten wandte und nach dem Weg fragte. Der Transvestit war sehr groß und kräftig gebaut, was er durch ein äußerst feminines Kleid, geschmackvoll aufgetragenes Make-up, eine hübsche Lockenfrisur, Pfennigabsätze und ein elegantes Damenköfferchen zu kompensieren vermocht hatte, sodass man ziemlich erstaunt reagierte, wenn man hörte, wie er mit tiefer Bassstimme nach dem Beethoven-Hotel fragte. Die zwei Polizisten erklärten ihm aber höflich, wie er zum Beethoven-Hotel käme. Der Transvestit bedankte sich kokett für die Auskunft und ging in die genannte Richtung davon. Die beiden Polizisten, die ihm, ohne eine Miene zu verziehen, ohne untereinander Blicke zu tauschen, den Weg erklärt hatten, verzogen auch weiterhin keine Miene, tauschten auch weiterhin keine Blicke, ja, sie machten nicht einmal einen Kommentar zu dem, was vorgefallen war, nicht einmal als der Transvestit weit außerhalb ihres Blick- und Hörfelds verschwunden war. Kein Lächeln, nichts. Genau das ist das Bemerkenswerte. Dass sie die Maske wahrten, als sie mit ihm sprachen, kann man als übliches Polizistenverhalten in den meisten europäischen Großstädten werten, dass sie aber auch, nachdem er verschwunden war, die Maske wahrten, kam mir damals fast schon sonderbar vor. Ja, es ist nicht einmal korrekt, von der Wahrung einer Maske zu sprechen, weder als sie mit ihm sprachen noch hinterher, denn als ich sie anschließend betrachtete, stellte ich fest, dass das Aufsehenerregende darin bestand, dass sie keinerlei Maske zu wahren hatten. Sie hatten einfach nur routinemäßig eine gewöhnliche Frage beantwortet, mehr gab es dazu nicht zu sagen. Bemerkenswert waren hier also nicht die Transvestiten, sondern die Polizei. Die Berliner Polizei. Keine Stadt ist zu jeder Tageszeit so voll von auffälligen Gestalten wie Berlin. Von ungewöhnlichen Menschen. Dropouts. Freaks jeglichen Alters und jeglichen Geschlechts. Es gibt hier z.B. mehr und größere Tätowierungen pro Einwohner als an irgendeinem anderen bekannten Ort der Welt. Hier haben sie sich versammelt. Aus der früheren DDR wie aus Westdeutschland sammelten sich Freaks und Dropouts und andere undurchsichtige Gestalten beiderseits der Mauer. Künstler, Musiker und Homosexuelle aller drei Geschlechter. Keine andere Stadt hat so viele lesbische Transvestiten. Und auch keine so viele schwule Transvestiten. Für manche sind es zu viele. Nicht alle spüren die Verlockung in dem Satz: Nach Berlin, nach Berlin! Als der Deutsche Bundestag beschloss, die Hauptstadt des sogenannten wiedervereinigten Deutschlands nach Berlin zu verlegen, war die Freude in Bonn nicht groß. Auch in Düsseldorf nicht oder in Frankfurt am Main. Die Beamtenschaft freute sich nicht. Die Politiker freuten sich nicht. Die Staatssekretäre freuten sich nicht. Die Botschaften freuten sich nicht, weder die internationalen noch die innerdeutschen Vertreter der Bundesländer. Keiner freute sich. Konzernchefs und Bankdirektoren rieben sich zwar die Hände beim Gedanken an die ökonomischen Möglichkeiten Berlins, aber wollten sie selbst hierherziehen? Nein. Sie wollten zu Hause wohnen. In Köln. Oder Düsseldorf. Ins Berliner Büro ging’s von Dienstagmorgen bis Donnerstagnachmittag. Dann nach Hause. Daheim waren sie von Donnerstagabend bis Montagabend, ja, sogar bis Dienstagmorgen. Berlin ist nicht ihre Stadt. Berlin ist auch nicht die Stadt der Politiker. Berlin hatte einen Makel. Der Makel war die Bevölkerung. Diejenigen, die hier wohnen, eignen sich nicht als Einwohner von Deutschlands Hauptstadt, auch nicht von einer anderen Hauptstadt. Zehn Jahre nach dem Mauerfall haben sie sich nicht gebessert. Die Stadt ist immer noch ungewöhnlich, Reichtum und Macht sind so ungleich verteilt wie früher. Es gibt in Berlin zu wenig Reiche. Es gibt hier zu wenig Symbole, an denen die Reichen sich mit Würde bewegen können, die Atmosphäre ist schuld, es fehlt die Begeisterung für das, worauf man in anderen Hauptstädten stolz ist. Berlin verleiht einem nicht das Gefühl, dass sich hier die Reichen und Mächtigen bewegen könnten, als wäre Berlin ihre gute Stube, wie in Paris oder London. Daran sind nicht nur die Ungewöhnlichen schuld. Zwar gibt es viele von ihnen, aber es liegt nicht an tausend Transvestiten, dass die Reichen und Mächtigen sich hier nicht zu Hause fühlen, obwohl es ihre Hauptstadt ist. Schuld sind auch nicht die drei- bis vierhunderttausend Türken, drei- bis vierhunderttausend Türken rauben keinem modernen Politiker oder Geschäftsmann den Mut. Schuld sind die Normalen. Wie etwa die zwei Berliner Polizisten, mit denen wir gerade Bekanntschaft geschlossen haben, die nicht einmal den Mund verzogen haben, nachdem sich der graziöse, wenngleich großgewachsene und etwas kräftige Transvestit entfernt hatte. Es gibt unglaublich viele Normale in Berlin. Die Stadt ist geprägt von den Normalen, aber die Normalen sind auf die falsche Weise normal. Das merkt man an allem. Sie sehen z.B. viel zu wenig fern. In bestimmten Stadtteilen kann man am Abend kilometerweit laufen, ohne in den vielen Häusern auch nur ein einziges Mal das bläuliche Licht eines eingeschalteten Fernsehers zu sehen. Fast wirkt es so, als wären die Türken die Einzigen, die fernsähen. Sie haben ihre Parabolantennen. Schauen sich Istanbuler Seifenopern an. Abend für Abend. Aber die Deutschen in Berlin sehen fast nicht fern. Warum nicht? Kann Berlin Deutschlands Hauptstadt bleiben, wenn diejenigen Einwohner, die normal sind, abends nicht zu Hause sitzen und fernsehen? Welche Mentalität entwickeln Menschen, die Fernsehen als Lebensstil verweigern? Darüber weiß man bisher zu wenig. Aber manches wissen wir. Manches kann man am Kleiderstil der Normalen ablesen. An ihrem Kleiderstil können wir ablesen, dass sie sich nicht vom Kleidungsstil der Fernsehmoderatoren inspirieren lassen. In allen anderen Hauptstädten geben Fernsehmoderatoren und Nachrichtensprecher den Ton an. Nicht in Berlin. Was andernorts normal ist, fehlt bei den Normalen in Berlin, ohne dass es auch nur ein Gesprächsthema zu sein scheint oder ein Gefühl von Bedauern vorhanden ist, dass es so gekommen ist, auch macht es nicht den Anschein, als seien sie besonders stolz darauf, so wenig fernzusehen. Es sieht so aus, als wäre es für die Berliner irrelevant. In Berlin ist es nicht leicht, ein Mensch der Macht zu sein. Die Bevölkerung empfindet sie als irrelevant.

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