Kitabı oku: «Warum ich mich nicht als schwul bezeichne», sayfa 6

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Rock Hudson, Rambo und Aids

Beim Heranwachsen, zu Beginn meines Hingezogenseins zu Männern, wusste ich noch nicht einmal, was »schwul« bedeutete. Ich bemerkte nur, dass Männer auf mich sexuell anziehend wirkten. Ich hatte nicht wirklich eine Idee davon, was ich mit einem Mann hätte anstellen sollen, wenn ich wirklich jemals mit einem zusammen gewesen wäre, außer ihn zu berühren.

Bis dahin hatte ich ein sehr beschütztes Leben geführt. Ich weiß nicht einmal, wann ich zum ersten Mal die Worte »schwul« oder »Homo« oder »queer« oder gar das Wort »homosexuell« gehört hatte. In den 70er- und frühen 80er-Jahren wurde über Homosexualität einfach nicht viel gesprochen, zumindest nicht in meiner geschützten Umgebung. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich zum ersten Mal erfuhr, was Männer, die andere Männer lieben, am liebsten miteinander machen. Ich fand es heraus in den Mathematikstunden bei Mr Potter in meinem zweiten Jahr an der High School.

Es war 1985 und die Nachrichten über Aids kamen überall im Fernsehen. Ich begann, mehr und mehr über Schwule zu erfahren, jedoch waren diese Nachrichten meistens mit Gerüchten verbunden, dass diese Menschen an einer schrecklichen neuen Krankheit starben. Es war auch das Jahr, in dem Rock Hudson an Aids starb.

In jenem Jahr kam auch gerade der neue Film Rambo II heraus und auf skurrile Art und Weise erfuhr ich dadurch, worum es eigentlich beim schwulen Sex ging.

Als wir uns vor dem Unterrichtsbeginn trafen, sagte einer der Jungs, dass er uns einen Witz erzählten wollte: »Wisst ihr, dass Sylvester Stallone und Rock Hudson zusammen einen Film gedreht haben?«, fragte er.

»Wie heißt der Film?«, fragte ein anderer.

»Ramm-Po!« Alle lachten. Mich eingeschlossen. Aber ehrlich gesagt, habe ich den Witz gar nicht verstanden. Trotzdem lachte ich mit den anderen mit und tat erst mal so, als ob ich ihn verstanden hätte.

Ich lehnte mich dann zu einem meiner Mitschüler hinüber und fragte ihn: »Ramm-Po? Was ist der Witz daran?«

»Meinst du das im Ernst?«, fragte er mich.

»Ja wirklich, ich verstehe ihn nicht! Was ist so witzig daran?«

»Nun ja, du weißt doch, was Schwule machen, oder?«, fragte er.

»Wovon redest du? Nein, ich hab keine Ahnung!«, sagte ich und wurde jetzt ein bisschen verlegen.

»Hm, du weißt schon, sie haben doch keinen richtigen Platz, wo sie ihn sich hinstecken können!« Dies sagte er und schaute mich fragend an, ob ich es schon kapiert hätte. »Komm schon, was denkst du, wo sonst sie ihn reinstecken als dort hinein, hm?«

Allein die Vorstellung fand ich schrecklich und mir wurde fast übel.

Heute denke ich an diesen Moment zurück und betrachte ihn mit den Augen von G. K. Chesterton, der in seinem Buch Der unsterbliche Mensch von 1925 über die Liebe zwischen Männern im alten Griechenland schrieb. Er schreibt von einem jungen Menschen, der zum ersten Mal von den Mythen von Zeus und Ganymed1 hörte, dem jungen Mann, der von Zeus entführt und zu seinem Mundschenk und Liebhaber wurde. Chesterton schreibt:

»Jeder junge Mensch, der das Glück hatte, gesund und schlicht in seine Tagträume von Liebe hineinzuwachsen, und der zum ersten Mal von dem Kult des Ganymed hörte, wird nicht nur empört sein, sondern es wird ihm einfach übel werden. Und jener erste Eindruck ist, wie wir das schon so häufig von ersten Eindrücken berichtet haben, der richtige. Unsere zynische Gleichgültigkeit ist eine Täuschung; sie ist die schwerste aller Täuschungen, die Täuschung der Vertrautheit.«2

Im Jahr 1985 war ich dieser Junge, der unbescholten und naiv mit Tagträumen der Liebe aufgewachsen war. Ich mag Männer attraktiv gefunden haben, aber der Gedanke, mit einem anderen Mann Analverkehr zu haben, war mir nicht ansatzweise in den Sinn gekommen. Ganz im Gegenteil, es war eine ekelhafte Vorstellung für mich. Ebenfalls konnte ich nicht verstehen, dass zwei Männer, die sich liebten, so taten, als ob es die gleiche Liebe wäre wie die Liebe zwischen Mann und Frau. Wie und warum sollte das so sein? Das ergab einfach keinen Sinn für mich.

Dieser Vorfall in der zehnten Klasse war entscheidend für mein weiteres Leben. Die Abscheu, die ich damals bei dem Gedanken an Analverkehr empfand, war instinktiv richtig. Ich glaube, wenn ich mich damals an diesen ersten Eindruck gehalten hätte, wären mir viel Kummer und Schmerz in meinem späteren Leben erspart geblieben. Zweifelsohne verspürte ich jedoch tief in mir bereits die Neigung zu anderen Männern. Ich habe es mir nicht ausgesucht, mich zu Männern hingezogen zu fühlen, ebenso wenig wie das bei anderen Männern der Fall ist.

Aber wir haben die freie Wahl. Wir entscheiden selbst, was wir tun oder lassen. Deshalb bin ich mir auch meiner Schuld bewusst. Dass die Neigung zu Männern in meinem Leben immer mehr wuchs, hat sich nicht komplett meiner Kontrolle entzogen. Was dazu beitrug, dass sie Wurzeln in mir schlagen konnte, war eine Menge Pornografie.

Pornografie: ein verdorbenes Liebesverhältnis

Ich habe einmal den Ausspruch gehört, dass man abhängig ist, sobald man einmal Heroin konsumiert hat.

Mein »Heroin« war die Pornografie. Meine Abhängigkeit begann auf einem Pfadfinderausflug. Einer der Jungen in meinem Zelt hatte jede Menge Hardcore-Pornomagazine aus dem Versteck seines Vaters entwendet und mitgebracht. Ich verschlang sie, als ob ich darin die Geheimnisse des Universums entdecken könnte. Lange nachdem die anderen bereits fest schliefen, blätterte ich Seite für Seite durch und saugte alles auf. Es war einer der elektrisierendsten Momente meines Lebens.

Am nächsten Tag fühlte ich mich schrecklich. Ich wusste, dass es falsch gewesen war, und ich beschloss, so etwas nie wieder zu tun. Aber ich konnte nicht aufhören, an das zu denken, was ich gesehen hatte. Ich wollte mehr sehen – und schien mehr zu brauchen.

In meiner Zeit war es für Teenager schwer, an solches Material heranzukommen – der einzige Weg war, es über einen Freund zu bekommen oder es irgendwo zu kaufen. Es gab damals noch keine Smartphones. Aber dies schreckte mich nicht weiter ab. Niemand ist so gewitzt wie ein Teenager, der an Pornohefte kommen möchte.

Eines Tages sah ich auf dem Weg zur Arbeit einen ziemlich heruntergekommenen Laden. Bisher war er mir nie aufgefallen. Irgendwie wusste ich, dass ich hier finden würde, was ich suchte. Und so war es auch. Entschlossen griff ich nach einem der Magazine, die ich auf dem Pfadfinderausflug gesehen hatte, und hoffte, dass der Mann hinter dem Tresen es mir auch verkaufen würde.

Er tat es. Nervös bezahlte ich, verließ den Laden und steckte das Magazin zwischen mein Hemd und meinen Mantel. Mein Herz klopfte vor Aufregung, als ich die Tür meines Autos öffnete, nach dem Schlüssel suchte und hastig davonfuhr.

Ich wusste nicht, dass ich gerade die Tür zu einer Gefängniszelle geöffnet hatte.


Ich habe mich oft gefragt, wie mein Leben wohl verlaufen wäre ohne die Pornografie. Jahrzehntelang war ich ihr Sklave.

Pornografie lockt und wirbt und tarnt sich mit einem Schein von Schönheit. Sie versteckt sich hinter einer beruhigenden, berauschenden Maske, die immer schmeichelnd und bezaubernd erscheint und permanent mehr und größeres Vergnügen verspricht. Tatsächlich hypnotisiert sie aber ihre Opfer, sodass diese langsam tiefer und tiefer in den matten Stumpfsinn eines bedingungslosen Gehorsams rutschen. Pornografie ist ein Parasit, der die Freude, das Lachen und das Leben langsam aus einem heraussaugt. Alles, was übrig bleibt, sind Schmutz, Asche und Schmerz.

So existierte ich: solch ein Schmerz, solch ein Aufruhr, solch eine Schuld und solch ein Leid. Ich war eine solch lange Zeit ein Gefangener. Nichts konnte mich zufriedenstellen. Die Gier nach Pornografie ist unstillbar. Da gab es immer ein Verlangen. Und dieses Verlangen muss immer mit Neuem gefüttert werden.

Das ist einer der Gründe, warum ich mich der Pornografie mit homosexuellen Inhalten zugewandt habe. Gelegentlich spürte ich den Drang nach einem größeren »Hit«, als mir das gewöhnliche Hardcore-Material einbrachte, das ich kaufte. So besorgte ich mir Pornohefte mit homosexuellen Inhalten – bis sich schließlich mein ganzes Interesse in die andere Richtung drehte. Das Pendel schwang in Richtung Männer, wobei ich gelegentlich auch an Frauen dachte. Sicher ist, dass ich mir nicht bewusst meine Neigung zu Männern ausgesucht habe. Doch ich habe mit tausend Entscheidungen dazu beigetragen, diese Neigung zu verstärken. Pornografie – und meine Fantasie – befruchteten dies noch.

Der hl. Gregor von Nyssa schreibt: »Und wir sind gewissermaßen unsere eigenen Väter, indem wir uns selbst zeugen nach unserem Willen und aus eigenem Entschluss uns bilden nach dem Bild unseres Wollens, einem männlichen oder weiblichen Bild, in Tugend oder in Laster.«1 Er schreibt an einer anderen Stelle:

»Oft aber verliert er auch ganz durch die Hinneigung und den Hang zum Unvernünftigen, indem er das Gute durch das Böse ganz verhüllt. Denn wenn einer hierzu die Vernunfttätigkeit herabzieht und den Verstand zwingt, ein Diener der Leidenschaften zu werden, so geschieht eine Verkehrung des guten Bildes in die tierische Fratze so, dass die ganze Natur hierzu umgewandelt wird, indem der Verstand die Keime der Leidenschaften gleichsam kultiviert und von wenigen zur Menge vermehrt. Denn indem er der Leidenschaft seinen Beistand leiht, macht er üppig und ergiebig das Wachstum der Torheiten.«2

Der hl. Gregor hätte das auch über mich und meine Leidenschaft nach Männern schreiben können. Ich war meinen Begierden unterworfen, denn sie drängten sich ungebeten und unvorhergesehen auf. Meine kindliche Sehnsucht nach dem Jungen in der ersten Klasse weist darauf hin. Aber in tausend Schritten und tausend Entscheidungen gab ich meinen Leidenschaften nach, weil es aufregend und zugleich tabu war. Die reichliche und massive Ernte, die sich daraus ergab, war eine hartnäckige und problematische Neigung zu Männern.

Ich glaube nicht, dass meine Neigung zu Männern eine naturgegebene Sache war oder gar nur eine Prägung, die durch meine Erziehung hervorgerufen wurde. Zum Teil existiert sie, weil ich sie fütterte und pflegte. Ich trug dazu bei, dass sie in meiner Seele Wurzeln schlagen konnte, und befruchtete sie durch meine Lust – eine Lust, die durch mein neidvolles Verlangen, jemand anderer zu sein, als ich war, angestachelt wurde. Die Pornografie wurde für mich zu einer Sammlung von Männern, die Gesichtszüge und Merkmale hatten, die ich mir für mich selbst immer gewünscht hatte. Ich spürte ein Verlangen nach Männern, die so waren, wie ich sein wollte. Dies wurde zu einem unkontrollierbaren Begehren, das, wie mir jetzt bewusst wird, aus tiefen Verwundungen meiner Psyche stammt.

In ihrem Buch Krise der Männlichkeit beschreibt Leanne Payne, die seit vielen Jahren Männer und Frauen mit gleichgeschlechtlichen Neigungen berät, die Geschichte eines gewissen Richard, der sie wegen einer Beratung aufsuchte. Seine Geschichte ähnelt meiner eigenen.

»In seinen Fantasien sah Richard den Teil seiner selbst, der ihm nicht gefiel, in idealisierter Form. Für ihn wurde dieser Teil durch einen sexuell aktiven und athletischen Typ verkörpert. Er schaute andere Männer an und liebte an ihnen den verlorenen Teil seiner selbst, seine leider nicht bestätigte Männlichkeit, die er deshalb bei sich nicht erkennen und akzeptieren konnte. Homosexuelle Aktivität ist deshalb oft nur ein verkehrter Versuch – auf die falsche Art, wie es die Kannibalen tun –, die Eigenschaften der eigenen Persönlichkeit in sich aufzunehmen, von denen man sich entfremdet hat. In Wirklichkeit ist es also eine Form von Selbstliebe oder Narzissmus. Es fiel Richard nicht schwer zu erkennen, dass dies auf ihn zutraf.«3

Payne nennt dies »kannibalische Kompulsion« aufgrund der bemerkenswerten Tatsache, dass primitive Völker das Fleisch ihrer Feinde nicht nur zur Machtdemonstration verzehren, sondern weil sie die Kraft oder Macht der Eroberer buchstäblich in sich aufnehmen möchten. Dies ist sicherlich ein unbequemer Vergleich, aber ebenso wie Richard erkenne ich diese »kannibalische Kompulsion« in meinem Leben sehr klar. Jeder Mann, der irgendwie für mich attraktiv war, hatte Gesichtszüge und Merkmale, von denen ich wünschte, dass ich sie besessen hätte. Meine Neigungen haben sich im Lauf der Zeit nicht verändert: Ich habe mich nie zu einem Mann hingezogen gefühlt, der so ähnlich aussah wie ich.

Die Schwulenbewegung scheint die Gesellschaft davon überzeugt zu haben, dass Homosexualität eine normale Variation der natürlichen Sexualität ist und nicht ein Symptom für tiefe, nicht geheilte Verletzungen der Psyche. Therapeuten, die diese Verletzungen identifizieren und Unterstützung zur Heilung dieser Wunden geben wollen, werden als rückwärtsgewandt und unwissenschaftlich dargestellt, als Therapeuten, die andere zwingen, »gegen ihre Natur vorzugehen«. Dies wird von der Schwulenbewegung als grobe Ungerechtigkeit angesehen, denn sie behauptet, dass »Schwulsein« ein natürlicher Teil der normalen Sexualität sei, so normal wie Vater, Mutter oder Kind zu sein. Unsere Körper zeigen uns aber, dass Homosexualität ein Widerspruch zur menschlichen Sexualität ist. Wir alle machen uns etwas vor, wenn wir anders darüber denken. Wir verletzen den freien Willen der Menschen, insbesondere der Jugendlichen, die auf der Suche nach ihrer wahren Bestimmung davon abgehalten werden, Hilfe zu suchen, um von ihren unerwünschten gleichgeschlechtlichen Neigungen loszukommen.

In meinem Leben ist mir der Ursprung meiner eigenen homosexuellen Neigung völlig klar: Als ich ein Junge war, habe ich zusammen mit dem Nachbarsjungen den Nährboden dafür gelegt. Die darin enthaltene Saat wuchs heran und beinhaltete ein Verspottetwerden und eine Abkapselung von anderen Jungen und einen Neid, der vom Nicht-annehmen-Können meines eigenen Körpers stammte. Hinzu kam die Erfahrung von barschen Männern und einem Vater, der mich manchmal ängstigte und einschüchterte, und von Frauen, die mich zurückwiesen, und einer Mutter, die aufgrund ihrer eigenen seelischen Verletzungen eine ungesunde und kontrollierende Bindung zu mir hatte. All das ist in meinem Leben präsent – all das, was die Experten einst unwidersprochen aufzählen durften –, ja, alles ist da.

Heute werden diese Kausaltheorien als »homophob« eingestuft oder als abwertend gebrandmarkt und als archaisches Psychogeschwätz abgetan. Aber all das ist gegenwärtig in meinem Leben wie eine Linie, die sich so klar und unerbittlich abzeichnet wie die Bahn der Erde um die Sonne. Wir leben in einer Welt von Ursachen und Wirkungen. Alles kommt von irgendwoher, alles hat seinen Anfang, jede Frucht muss zuerst gepflanzt werden. Es ist nicht schwer, die Konturen meines Lebens zu verfolgen, die mich zur gleichgeschlechtlichen Neigung geführt haben. Es gab Zeiten, da trug ich mit meinem eigenen Anteil dazu bei.

Als ich mich der schwulen Pornografie zugewandt hatte, legte ich gewissermaßen meine Hand an den Pflug, indem ich meine Sehnsucht nach Männern tief in den fruchtbaren Boden meiner jugendlichen Vorstellungskraft säte. Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, liegt dieser Weg so klar vor mir wie die Rillen und Furchen eines gepflügten Ackers im frühlingshaften Michigan.

Es liegt an mir, oder nicht?

In meinem ganzen Leben bin ich davon ausgegangen, dass ich einmal heiraten würde. Obwohl meine Neigung zu Männern in meiner High-School-Zeit exponentiell wuchs, fand ich einige Mädchen ziemlich nett, sodass ich daran glaubte, eines dieser Mädchen näher kennenlernen und später heiraten zu können, zumindest wenn sie auch an mir interessiert wäre. In der 5. Klasse hatte ich einmal eine Freundin namens Katy. Die Beziehung dauerte gerade einmal zwei Tage und für den Rest meiner Schulzeit wurde sie der Kategorie »Lass uns einfach nur Freunde sein« zugeordnet.

Der Druck, mit jemandem zu gehen, verdoppelte sich, sobald der Ball am Ende des Jahres der High-School näher kam. Als dieser Ball für die Abschlussklassen näher rückte, entschied ich mich, Katy nochmals zu fragen, ob sie mit mir zusammen dorthin gehen wolle. Sie war Mitglied derselben Band, in der ich Posaune spielte. Im Sport war ich überhaupt nicht gut, aber in diesem letzten Schuljahr an der High School wurde ich von der »Detroit News« als »Herausragender Absolvent in der Sparte Musik im State Michigan« ausgezeichnet. Von 33 000 Studenten des staatlichen Musikprogramms war ich der King. Da auch Katy wie ich Musik studieren wollte, glaubte ich auf naive Art, dass mein Können als Posaunist meine Attraktivität für ein Mädchen aus der Band irgendwie steigern könnte.

Ich fasste mir also ein Herz und fragte sie. Sie sagte, dass sie sich geschmeichelt fühle, aber sie bat mich zu warten, bis sich herausgestellt hätte, ob Chad sie einladen würde. Chad lud sie ein – und sie ging mit ihm, nicht mit mir. Es machte absolut Sinn: Chad war Kapitän eines Football-Teams, gute Statur, athletisch. Ein richtiger Mann eben. Ich war nur ein Junge.

Als ich 21 Jahre alt war, wollte ich eine Beziehung mit einem Mädchen beginnen. Ich arbeitete den Sommer über am Epcot Center und spielte im All-American-College-Orchester im amerikanischen Pavillon. Da in diesem Bereich eine harte Konkurrenz herrschte, freute ich mich riesig, zu diesem Auftritt im Sommer eingeladen worden zu sein. Und dort verliebte ich mich.

Ich ging mit der ersten Posaunistin, einem Mädchen, das von einer prestigeträchtigen Musikschule aus dem Osten kam, aus. Sie war meine erste richtige Liebe. Wir waren sechs Wochen lang zusammen und ich glaubte, dass sie die Antwort auf all meine Gebete war. Ich wünschte mir nur eine Frau, zu der ich mich hingezogen fühlte. Ich musste nicht für alle Frauen attraktiv sein, nur für die eine, die dann auch meine Frau werden könnte.

Da ich in einer christlichen Familie aufgewachsen war, erinnerte ich mich an Jeremia 29,11 aus meiner protestantischen High School und klammerte mich an diese Zusagen wie an einen Rettungsring der Hoffnung, sodass ich es schaffte, meine Studienkollegen davon zu überzeugen, dass wir ihn als Motto auswählten: »Denn ich, ich kenne die Gedanken, die ich für euch denke – Spruch des HERRN –, Gedanken des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.«

Die einzige Hoffnung und Zukunft, an die ich glaubte und die mich zuversichtlich stimmte und nicht beschwerte, lag darin, die eine Frau zu finden, die ich lieben und mit der ich eine Familie gründen konnte. Ich dachte, dass die Frau vom Epcot Center diejenige war, auf die ich gehofft hatte, sodass ich mir in diesem Sommer ein Leben mit ihr zusammen ausmalte. Aber all diese Träume platzten auf einem frisch gemähten Rasen im Herzen des Epcot Centers.

»Wir müssen miteinander reden«, sagte sie. Und sie fuhr mit Worten fort, die schon so viele Menschen vor mir gehört hatten: »Es liegt nicht an dir – es liegt an mir.«

Als ich herausfand, dass sie mit mir Schluss gemacht hatte, weil sie eine Beziehung zu einem Mädchen begonnen hatte, glaubte ich ihr ihre Begründung nicht – es lag an mir. Ich war als Mann offenbar so wertlos, dass sie mir eine Frau vorzog – zumindest redete ich mir das in meinem Schmerz und meiner Unsicherheit ein.

Ich war am Boden zerstört. Es bestätigte alles, was ich immer über mich gedacht hatte: wie wertlos ich als Mann war. Frauen verunsicherten mich und erschienen mir unerreichbar. Mein Verlangen nach Männern wuchs.

Einige Jahre später, als ich 28 Jahre alt war, versuchte ich in Worte zu fassen, wie wertlos ich mich gegenüber Mädchen immer gefühlt hatte und wie impotent ich mich im Kreis anderer Männer fühlte. Ich schrieb ein Gedicht und nannte es einfach »Widder-Gedicht«:

»In diesem Ritual der Widder spiele ich keine Rolle.

Die Brunft hat begonnen – ich wende mich ab, um wegzulaufen.

Anderen begegne ich, die zum Schlachtfeld eilen:

Sie beugen ihre Köpfe, um meinen Mut auf die Probe zu stellen.

Aber ich, kein Widder – nur ein ausgestoßenes Lamm –,

halte mich dicht am Boden vor Angst,

kauere dort angesichts ihrer gewaltigen Macht.

Sie sind entschlossen, einen würdigen Gegner zu finden,

während ich, nur ein Kind, weit entfernte Klippen erklimme.

Und doch höre ich das Krachen ihrer Hörner, jedes noch so entfernte Echo,

das meine Seele zerspringen lässt und laut mich anklagt:

›Eunuch! Du bist unwürdig! Oh, hornloser Widder: Du bist nur ein Schaf!‹

Indem ich diese Worte höre, lege ich mich nieder, lecke die Wunden meiner Seele,

dort, wo sich niemand um mein trauriges Meckern kümmert.«

Das erste Gekritzel meines Entwurfes zeigt, wie ich mich selbst fühlte:

»Ein Widder bin ich,

auch wenn manche meinen, ich sei bloß ein Schaf,

ein Eunuch oder Lamm bin ich,

welches Schaf würde mich als ›seines‹ rufen?«

Ich schrieb: »Die Hörner, die diese Stirn schmücken, / scheinen nur eine wertlose Krone zu tragen. / Ich trage diese Hörner voller Scham.« Es spielte keine Rolle, dass ich den Körper eines Mannes hatte – ich fühlte mich immer noch wie ein Junge.

Mein Gekritzel zeigt, wie sehr ich mich danach sehnte, »einer dieser Kerle« zu sein, genauso wie die anderen Männer, mit denen ich mich immer verglichen hatte. Selbst deutlich jüngere Männer als ich schienen mir männlicher zu sein. »Ich renne schon vor Jugendlichen weg / die jubelnd ihr Geweih beim Rammen testen / dicht an dicht, Horn an Horn / in ihrem atemlosen Wettstreit, der perfekte Widder zu sein.«

Ich erinnere mich, dass ich, als ich älter wurde, neidvoll auf jüngere Männer blickte, die offensichtlich ein natürliches und gutes Selbstvertrauen hatten, das mir so schmerzlich abging. Wie waren sie aufgewachsen, dass sie solche Männer werden konnten? Ich fühlte mich wie ein Junge unter Männern, und nun wurden die jüngeren Kerle, die während meiner High-School-Zeit Kinder waren, zu Männern, während ich ein Junge blieb.

Ich schrieb, neidisch auf das Selbstvertrauen, das ich bei ihnen bemerkte:

»Ihre Aggressivität – sie erschreckt mich,

obwohl ich mich danach sehne, ihr Spiel zu spielen,

den anderen von oben bis unten zu mustern

mit gesenkten Hörnern, trotzig schnaubend.

Oh! Um dann zu rennen, wie ein Einpeitscher,

mit voller Kraft, um auf sie loszugehen!

Krachend – schallen die Echos von Klippe zu Klippe,

und verkünden: ›Wir sind richtige Widder!‹«

Ich konnte nicht gegen andere Männer antreten, wenn es um Frauen ging. Das wusste ich jetzt.

Obwohl ich mich auf diesem Gebiet nicht mit anderen messen konnte, wollte ich dennoch an die Spitze kommen. Nach der vernichtenden Niederlage, die ich bei meinen romantischen Bemühungen im Epcot Center hinnehmen musste, beschloss ich, keine weiteren Verabredungen mit Frauen zu treffen. Statt mich weiter auf die Suche nach einer Frau zu machen, die ich heiraten konnte, verwandte ich meine ganze Energie für die Musik. Ich war wohl nicht in der Lage, mich in Liebesdingen mit anderen zu messen, doch beim Posaunenspiel konnte ich im Wettbewerb mit anderen bestehen. Sechs Jahre später war ich mit dem Studium fertig und mein Traum hatte sich erfüllt: Ich war ein festes Mitglied eines Orchesters und verdiente mein Geld als Posaunist.

Und dann wurde mir klar, wie unglücklich und einsam ich war.

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