Kitabı oku: «Yan Chi Gong», sayfa 2
Der Ursprung der gōng
Die ersten gōng sind bereits viele Jahrhunderte alt. In der Vergangenheit wurde der Begriff gōng hierfür allerdings oft gar nicht verwendet. Die alten Bezeichnungen sind manchmal sehr blumig, manchmal aber auch vollkommen klar. Zu den ältesten dieser Übungen gehört das »Spiel der fünf Tiere«. (chin. wǔ qín xì 五禽戲) von Huá Tuó (華佗, ca. 145 - 208), das heute nicht mehr im Original existiert. Alle Übungen, die heute unter diesen Begriff fallen, sind allenfalls blasse Spiegelbilder des Originals. Nicht so alt, aber mindestens ebenso bekannt, sind die »Acht Brokate«. (chin. bāduànjǐn 八段錦) des Generals Yuè Fēi (岳飛, 1103 - 1142). Diese und ähnliche Übungen, wie yǐntǐ (引體), das »Dehnen nach dem Vorbild von Tieren«, sind in erster Linie zur Erhaltung der Vitalität gedacht. In vielen Kampfkünsten gibt es vereinfachte Formen komplexerer Gōng-Programme.
Die Gōng-Übungen gehören zu den Wurzeln der chinesischen Kampfkunst. Ihre Grundlage ist die chinesische Medizin und die Lehre von der Gesunderhaltung des Körpers. Auch die Kampfkunst dient letztendlich der Gesunderhaltung des Körpers im Kampf, da ihr vorrangiges Ziel der Selbstschutz in Kämpfen auf Leben und Tod ist.
Yàn Chí Gōng und qìgōng
Es ist ohne die Kenntnis einiger Zeichen wegen der verschiedenen Transkriptionen des Chinesischen manchmal schwierig, sich über die genaue Bedeutung des einen oder anderen Begriffs klar zu werden. Wenn man die von China vorgegebene Pīnyīn-Umschrift verwendet, lassen sich einige Fehler jedoch vermeiden. Das früher verbreitete Wade-Giles-System war in einigen – jedoch nicht in allen – Bereichen eher mangelhaft. Auf den Begriff qìgōng bezogen bedeutet das Folgendes: Nach der Wade-Giles-Umschrift liest sich Yàn Chí Gōng als yanchikung und qìgōng als chikung. Für Uneingeweihte, die sich nach der alten Transkription richten, sieht das so aus, als wäre das yan-chikung nur eine besondere Form des chikung (oder ch’i-kung), da sich die Schreibweisen nicht voneinander unterscheiden. Erst bei der Pīnyīn-Umschrift wird deutlich, dass es sich um zwei verschiedene Begriffe handeln muss, denn hier schreibt man (yàn)chígōng und qìgōng mit unterschiedlichen Buchstaben und verschiedenen Betonungszeichen. Verwendet man diese Zeichen, verschwinden die letzten Zweifel. Hier sieht man den Unterschied zwischen dem chí (弛), was entspannen bedeutet, und dem qì (氣), was Energie bedeutet, sofort. Das qì (氣), die Lebensenergie, ist etwas Selbstverständliches und bei allen Menschen vorhanden. Deswegen muss es aus Sicht der Chinesen nicht eigens erwähnt werden.
Freilich lässt sich an der Tatsache, dass sich im Westen der Oberbegriff qìgōng sowohl für echte Gōng-Übungen als auch für die modernen Übungen, die heute auch in China als qìgōng bezeichnet werden, eingebürgert hat, kaum noch etwas ändern. Nach westlichem Verständnis ist dann natürlich der Yàn-Chí-Gōng-Komplex ebenfalls ein Qìgōng-Übungssystem und, wie in dieser Arbeit gezeigt wird, eines der ursprünglichsten und effektivsten überhaupt. Er umfasst etliche Techniken, auf welchen letztendlich die heutigen Qìgōng-Übungen aufbauen, sofern diese nicht frei erfunden sind.
Der Unterschied zwischen gōng und qìgōng
Ein gōng ist ein systematisch aufgebautes System. Es ist im Prinzip wie eine mathematische Gleichung – führt man die Lösungsschritte korrekt aus, so gelangt man zum richtigen Ergebnis. Bei seriösen Übungen heißt das, durch die richtigen Bewegungen wird beziehungsweise bleibt der Körper flexibel und kräftig – und nachhaltig gesund.
Die heutigen Arten des qìgōng tragen zu dem Missverständnis bei, dass die alten gōng gewissermaßen zum Zeitvertreib betrieben werden könnten. Qìgōng ist etwas für Studenten und Senioren geworden, die es als leichte Morgengymnastik in Parks betreiben. Der Begriff selbst ist in diesem Zusammenhang modern. Die Bezeichnung qìgōng für chinesische Übungen stammt aus den 1950er Jahren. Es heißt, der Arzt Liú Guìzhēn (劉貴 珍) verwendete den Begriff als erster für diese Gesundheitsübungen.8 Die damaligen Meister wurden nicht zu Rate gezogen. Die unterschiedlichen Stilarten des qìgōng sind zum Teil ganz neue Entwicklungen. Sie wurden in den meisten Fällen auch nicht von Könnern kreiert, sondern von pragmatischen Geschäftsleuten, die zwar nicht über herausragendes fachliches Können verfügten, dafür jedoch über einen ausgeprägten Geschäftssinn. Manche der neuen Übungen basieren jedoch wenigstens teilweise auf den jahrtausendealten Traditionen. Die weitaus meisten haben allerdings kaum noch einen Bezug zu traditionellen Vorbildern.
Als mein Lehrer in seiner Jugend Gōng-Übungen erlernte, vermieden die wirklichen Meister in diesem Zusammenhang den Begriff qìgōng. Das rührte daher, dass sie hierbei keinen Zusammenhang mit der effektiven Körperschule sahen, die sie selbst trainierten und lehrten. Diese neuen gōng sind keine Weiterentwicklungen, sondern Rück- beziehungsweise Fehlentwicklungen. Qìgōng war in den Augen dieser Meister eine überflüssige Kreation. Das kann man mit dem japanischen Shōtōkan-Karate vergleichen. Shōtōkan-Karate ist nicht einmal hundert Jahre alt. Die verschiedenen okinawanischen Stile sind jedoch viel älter und haben ihre Ursprünge zu einem guten Teil in China. Meister Mabuni Kenei (摩文仁 賢 榮, geb. 1918) erzählte, wie einst Karate-Schüler des shōtōkan aus Japan nach Okinawa gekommen sind und dort vor okinawanischen Meistern ihr Können demonstrierten. Die okinawanischen Meister sagten daraufhin: »Das ist kein Karate.«9 Kommt man nach China und zeigt wirklichen Meistern das, was im Westen als qìgōng bezeichnet wird, bekommt man vermutlich eine vergleichbare Antwort.
Ein Grund, weshalb sich moderne Qìgōng-Übungen so großer Beliebtheit erfreuen, ist ihre relative Einfachheit. Jeder kann sie lernen und praktizieren, ohne sich hierfür allzu große Mühe geben zu müssen. Doch Dinge, die ohne Anstrengung erworben werden, sind selten viel wert … Yàn Chí Gōng (硯弛功) und auch andere traditionelle Übungen, die nicht primär als Kampftechnik verwendet werden, so zum Beispiel die Folge der 18 Luóhàn beziehungsweise Arhat (chin. shíbāluóhàngōng 十八羅漢 功), sind hingegen in ihrer Gesamtheit nicht durch jedermann zu meistern. Das bedeutet jedoch nicht, dass man keinen Nutzen davon hätte, sie in Teilen zu beherrschen. Generell gilt für solche anspruchsvollen und komplexen Übungen, dass man um so bessere Chancen hat, einen solchen Zyklus vollständig verstehen und beherrschen zu lernen, wenn man damit in jungen Jahren beginnt. Ein vollständiges Verständnis bedeutet auch, die enthaltenen Übungen fehlerfrei ausführen zu können. Die alten Gōng-Übungen beinhalten viele anspruchsvolle Prinzipien, auf die man beim Üben achten muss, um einen optimalen Trainingseffekt zu erreichen.
Die Wurzeln des alten gōng sind die chinesische Medizin und die Kampfkunst. Mit Bezug auf die Medizin geht es nicht primär um Heilung, nachdem eine Krankheit ausgebrochen ist, sondern vorrangig darum, den Körper und seine innere Struktur so zu trainieren, dass Krankheiten gar nicht erst entstehen können. Mit Bezug auf die Kampfkunst dienten diese Übungen als Stärkungsmittel für einen Kampf auf Leben und Tod. Das umfasst die allgemeine Stärkung des Körpers sowie den Aufbau von Elastizität und Flexibilität, um die Körperwaffen mit Schnelligkeit und Kraft in einem Kampf auf Leben und Tod bestmöglich einsetzen zu können.
Beispiele für alte Gōng-Übungen
Die chinesische Medizin beziehungsweise Kampfkunst10 ist so weitläufig wie der Ozean. Die dahinterliegenden Konzepte können durch die rationalen Begriffe unserer westlichen Sprache kaum umfassend beschrieben werden. Entsprechend vielfältig ist die entsprechende Begriffswelt. Hinzu kommt, dass es keine vollständige Erklärung und keine festgelegte Definition für die technischen Begriffe gibt. Die Bezeichnungen verweisen meist nicht auf eindeutig definierte Abläufe, sondern sie beschreiben inhaltliche Prinzipien der Übung, auf die zu achten ist, um nützliche Ergebnisse durch die Bewegungen zu erhalten. Beispiele für solche Begriffe sind tǔnà (吐納), xíngqì (行氣), fúqì (服氣), xiūdào (修道) oder zuòchán (坐禪). Tǔnà bezieht sich auf das freie Fließen des Atems. Xíngqì bedeutet »das Bewegen des qì«. Xiūdào ist der »Weg des Mönches« – hier geht es um Meditationsübungen und Haltungen, durch die man Körper und Geist in Einklang bringt. Zuòchán ist eine Meditations- und Körpertrainingsübung im Sitzen (jpn. zazen).
Besonders weit verbreitet waren früher Begriffe, die das Wort dān beinhalteten, wie zum Beispiel jīndān zhīshù (金丹之術) oder nèidān (內丹). Das Zeichen dān (丹) steht hierbei für dāntián (丹田, jpn. hara), was im Westen als »Zinnoberfeld« bekannt ist. Jīndān zhīshù bedeutet wörtlich übersetzt »Kunst des goldenen dāntián« – darunter versteht man physische Übungsmethoden, die sich auf die Beherrschung des dāntián konzentrieren. Nèidān bedeutet »innerer Zinnober«.
In der daoistischen Philosophie spielt der dāntián, das Körperzentrum, eine entscheidende Rolle. Auch in allen chinesischen Gōng-Übungen ist das ausnahmslos der Fall. Der dāntián ist das ursprüngliche Energiezentrum des Körpers. Wer dieses Zentrum beherrscht, wird weder im Kampf noch beim Tanzen oder beim Sport aus dem Gleichgewicht geraten. Von hier aus wird der Qì-Fluss gesteuert. Diese Rolle wird schon vor der Geburt festgelegt: Hier wurde unser Körper im Mutterleib durch die Nabelschnur versorgt. Alle Gōng-Übungen haben sich aus dem Dāntián-Training entwickelt. Dieses Training wird als liàndān (煉丹), Training des dāntián, oder auch als dǎoyǐn (導引), Lenken der Energie durch Kontrolle des dāntián, bezeichnet.
Grundsätzlich geht es bei den Gōng-Übungen darum, den Organismus zu dehnen und zu strecken und das qì, das Blut und den Sauerstoff störungsfrei zirkulieren zu lassen. Daher wird im Namen mancher Übungen auch das Leiten und Führen oder das Ausstrecken erwähnt. Dǎoyǐn bedeutet beispielsweise wörtlich übersetzt »etwas führen/leiten durch Ausstrecken«.
Die alten chinesischen Meister besaßen als Herzstück ihrer Kampfkunst stets eine Gōng-Übung. Eine »echte Sache«, die sie nur an ihre inneren Schüler vollständig weitergaben. Diese gōng waren schwer, und man musste ein hartes Training durchstehen, um sie zu meistern. Daran hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert.
Zu den alten Gōng-Übungen gehören ebenfalls das tàijíquán (太極拳), das bāguàzhǎng (八卦掌) und auch das yǒngchūnquán (詠春拳, kant. wingchunkuen). Die in der westlichen Welt weitverbreitete chinesische Kampfkunst yǒngchūn (bekannter als Wing Chun, Wing Tsun usw.) beginnt mit der Form »Kleine Idee«. (mand. xiǎo niàntou 小念頭, kant. siunimtau). Diese Form ist ein reines gōng.11
Bei den weiter hinten vorgestellten Bewegungen des Yàn Chí Gōng wird dem Leser vielleicht auffallen, dass es Ähnlichkeiten zum Yoga gibt oder auch zu anderen gymnastischen Übungen des Ostens und des Westens. Das liegt zum einen in der Anatomie des Menschen begründet, zum anderen aber auch darin, dass Yàn Chí Gōng eine sehr ursprüngliche Übungsform ist, in die viel altes Wissen eingeflossen ist. Und natürlich gab es gegenseitige Beeinflussungen; auch das Yoga beispielsweise ist eine sehr alte indische Kunst, und Bodhidharma, der das Yàn Chí Gōng im Shàolín-Kloster einführte, stammte bekanntlich aus Indien.
Die bekanntesten der heute existierenden Gōng-Übungen besitzen etwa noch 20 bis 30 Prozent des wirksamen oder nützlichen Inhalts des Yàn Chí Gōng. Vorausgesetzt, der Lehrer ist sehr gut in dem, was er tut.
Im Folgenden werden einige der bekanntesten Gōng-Übungen kurz vorgestellt.
Dǎoyǐn-Übungsprinzipien
Das Zeichen dǎo (導) in dǎoyǐn bedeutet in diesem Fall »leiten«, yǐn (引) bedeutet »etwas ausstrecken« oder »etwas führen«. Das bezieht sich darauf, dass man den Körper vollkommen streckt beziehungsweise ihn so führt, so dass er gut »leitet«. Das bedeutet, diese Übungen sorgen für die maximale Bewegungsfähigkeit des Körpers und den freien Fluss des qì. Atem und Sauerstofftransport durch das Blut arbeiten reibungslos. Es bedeutet ebenfalls, dass man das qì störungsfrei durch den Organismus bewegt. Yùnqì (運 氣) sagt man dazu auf Chinesisch, was Transport von qì (Blut, Sauerstoff, Nahrung, Energie) durch den Körper bedeutet. Das qì kann mit Hilfe des dāntián durch den gesamten Körper bewegt werden. Yùnqì bedeutet auch »wahres Glück«, das erst erreicht werden kann, wenn das qì frei fließen kann. Bei den Bewegungen ist das Prinzip dǐngtiānlìdì (頂天立地) sehr wichtig, was bedeutet, mit den Beinen fest mit der Erde verwurzelt zu sein (chin. lìdì 立地) und zugleich den Kopf gegen den Himmel (chin. dǐngtiān 頂天) zu richten. Auf diese Weise ist der Körper vollkommen gestreckt, und das qì kann ungehindert durch ihn geleitet werden (dǎoyǐn). Dieses Prinzip ist in fast allen Gōng-Übungen (auch im Yàn Chí Gōng) enthalten. Es existiert ebenfalls in anderen Kulturen. So ist es im indischen Yoga ebenso wie im alten westlichen Dehnen bekannt, auch wenn im Westen das Konzept des qi früher unbekannt war.
Oft heißt es in der heutigen Qìgōng-Szene, es handele sich bei dǎoyǐn um alte Gesundheits-Übungen, die der Ursprung des qìgōng seien. Doch das ist nicht wahr. Qìgōng und das dahinterstehende Konzept wurden früher nicht als dǎoyǐn bezeichnet; dǎoyǐn war niemals ein allgemeines Synonym für (qì) gōng. Tatsächlich ist die Grundlage der (Qì-)Gōng-Übungen die chinesische Medizin (chin. zhōngyī lǐlùn 中醫理論) beziehungsweise die Lehre von der Gesunderhaltung des Menschen. Der Begriff dǎoyǐn ist nur eine Bezeichnung für einen – wenn auch wichtigen – Teilaspekt der Gōng-Übungen.
Fotos 1 bis 20 stellen ein Beispiel für eine Dǎoyǐn-Form dar.
Foto 1
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Foto 2
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Foto 3
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Foto 4
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Foto 5
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Foto 6
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Foto 7
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Foto 8
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Foto 9
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Foto 10
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Foto 11
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Foto 12
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Foto 13
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Foto 14
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Foto 15
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Foto 16
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Foto 17
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Foto 18
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Foto 19
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Foto 20
Bāguà
Das bāguà ist besonders gut dafür geeignet, dem Körper vollendete Bewegungsfreiheit zu geben. Das gesamte Bindegewebe wird gestreckt und elastisch gemacht. Durch die windenden Bewegungen werden die Gelenke gestärkt und gewinnen an Beweglichkeit. Die wahre Kraft kommt nicht aus den Muskeln. Sie wird von den elastischen Sehnen und Bändern, die ein Bindegewebe bilden, freigesetzt. Der Fachbegriff für dieses Bindegewebe lautet Faszien. Faszien sind Strukturen, zu denen Bänder, Sehnen und Gelenkkapseln gehören. Auf diese Thematik wird weiter hinten noch ausführlich eingegangen. Das bāguà ist eine Trainingsmethode, dieses Bindegewebe ganzkörperlich und einheitlich zu trainieren und es dadurch elastisch und flexibel zu halten beziehungsweise zu machen. Durch die Torsionsbewegungen des Körpers wird das Bindegewebe elastisch verdreht und entspannt. Dadurch lösen sich Stockungen, und man wird sehr beweglich.
Fotos 21 bis 24 zeigen Beispiele für typische Bāguà-Bewegungen.
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Foto 21
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Foto 22
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Foto 23
Foto 24
Tàijíquán
Tàijí ist ein gōng, das dem Körper eine gute Innenspannung verleiht und einen isometrischen Trainingseffekt hat. Im tàijí, wie es heute oft ausgeführt wird, wird dieses Grundprinzip allerdings oft nicht verstanden, so dass die Übungen nicht mehr im Sinne eines gōng ausgeführt werden. Die korrekte Ausführung lässt sich mit einem gespannten Bogen vergleichen, auf den ein Pfeil aufgelegt wurde. Der Bogen steht unter Spannung, aber der Pfeil liegt vollkommen locker und entspannt. Dennoch kann er jederzeit abgeschossen werden.
Die innere Spannung wird beispielsweise durch tiefe Stellungen und langsames Bewegen in diesen Stellungen, oder durch das Anheben der Hüfte und das Nach-unten-Drücken der Schultern bewirkt. Letzteres bringt eine natürliche Spannung in den gesamten Oberkörper, ohne dass dabei eine schädliche Pressatmung erfolgt. Es ist möglich, sich locker und fließend zu bewegen, obwohl der Körper eine gute Spannung hat. Das alles ist letztendlich ein gutes isometrisches Training, das unter anderem zur Folge hat, dass man Schläge gut verkraften kann.
Für einen Betrachter ist die innere Spannung in den fließenden, flexiblen Bewegungen kaum erkennbar. – Das tàijí funktioniert, wie auch alle anderen echten gōng, nach den Prinzipien von yīn und yáng: Härte und Spannung im Inneren und äußere Weichheit bilden eine fließende Einheit.
Foto 25: Yáng Chéngfǔ (1883 - 1936), Enkelsohn des Gründers des Yáng-Stils des tàijíquán, bei einer Vorführung der Tàijí-Technik »einfache Peitsche«. (dān biān), ca. 1925.
Yǒngchūnquán
Die erste Form des yǒngchūn (Wing Chun) ist ein gōng, welches den Körper streckt und so den Grundstein für eine gute Kraftausgabe und Nutzung des Körpers legt. Durch Dehnung der Gelenke, Bänder und Sehnen wird eine wichtige flexible Grundkraft aufgebaut. Die Bewegungen dieser ersten Form sind so strukturiert, dass Spannung und Entspannung sich abwechseln. Besonders die Gelenke und die Gelenkmuskulatur werden durchgestreckt und flexibel gemacht, ebenso das gesamte Gewebe. Auch im yǒngchūnquán spielt das Prinzip des dǐngtiānlìdì (wie beim Dǎoyǐn-Übungsprinzip) eine wichtige Rolle, was man an der Körperhaltung erkennen kann.
Fotos 26 bis 30 zeigen einen Teil der ersten Form des yǒngchūnquán.
Foto 26
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Foto 27
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Foto 28
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Foto 29
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Foto 30
Zuìbāxiān
Dies ist ein daoistisches gōng – »die Acht betrunkenen Unsterblichen«. Im Stand dreht man sich nach hinten und wieder nach vorn, wobei man die Arme entgegengesetzt weich und rund bewegt. Durch diese Bewegung wird der Körper unter Spannung flexibel bewegt, und Spannung und Flexibilität bleiben somit verbunden. Das gesamte Gewebe im Körper wird vollständig gedehnt.
Fotos 31 bis 36 zeigen einen Bewegungsablauf aus dem Zuìbāxiān.
Páidǎ
Páidǎ ist eine alte Grundübung, die auch zu den Gōng-Übungen gerechnet wird.12 Man steht vollkommen entspannt. Dann wird der Oberkörper um eine unsichtbare Achse gedreht, nach links und nach rechts. Dabei werden durch die Rotation die Arme vom Körper weg geworfen und schlagen beim Richtungswechsel auf den Leib. Man kann allerdings auch ganz entspannt mit den Handflächen den Körper abklopfen. Beides ist gut für das Gewebe und fördert die Durchblutung. Wichtig dabei ist, nur Körperteile wie Außenarme und Schultern zu klopfen. Die inneren Teile (Innenarme, Rippen, Weichteile) dürfen nicht geklopft werden, da sich dort sensibles und verletzungsanfälliges Gewebe befindet.
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Foto 31
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Foto 32
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Foto 33
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Foto 34
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Foto 35
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Foto 36
Generell teilt man in der chinesischen Tradition den Körper in wàizé (外 則) – das Äußere – und nèizé (內則) – das Innere – ein (so zum Beispiel unterscheidet man beim Arm die weiche Innenseite und die harte Außenseite), und man betrachtet ihn als eine harmonische Vereinigung aus weichen und harten Teilen.
Fotos 37 bis 44 zeigen eine Páidǎ-Übung.
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Foto 37
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Foto 38
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Foto 39
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Foto 40
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Foto 41
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Foto 42
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Foto 43
Foto 44