Kitabı oku: «Yan Chi Gong», sayfa 3

Yazı tipi:

Zuòchán

Zuòchán (jpn. zazen) ist eine entspannte Sitz- und Meditationshaltung, durch welche der dāntián trainiert wird. – Wichtig dabei ist, nicht zu denken. Dies ist jedoch ein schwer zu erreichender Zustand. Durch das bewegungslose Sitzen geschieht Folgendes: Das Natürliche übernimmt die Kontrolle über den Organismus und alle ablaufenden Prozesse. Wir geraten zum Kern aller Dinge, werden zur Schöpfung und zum Verfall, erleben Geburt und Sterben, den Anfang und das Ende aller Dinge. Wir können, wenn wir das Denken abstellen und uns dem Unterbewusstsein hingeben, zur natürlichen Selbstheilung zurückkehren. Des Weiteren wird in dieser Haltung der dāntián sehr gut trainiert, er wird tief in den Körper eingezogen. Das wird dadurch durch den gesamten Körper gelenkt. Auch die Atmung reguliert sich auf ganz natürliche, die Gesundheit fördernde Weise.


Abbildung: Meditation in der Zuòchán-Haltung.

Tāiwèi – die Embryonalhaltung

Auch diese Haltung ist ein ursprüngliches Gōng-Übungsprinzip. Es geht darum, den dāntián tief in den Körper einzuziehen und zu bewegen. Die Körperkanäle werden in dieser Haltung geweitet, so dass alles frei fließen kann. Das gilt für den Atem und das Blut gleichermaßen. Die Embryonalhaltung gehört als Übung zu allen ursprünglichen gōng und deren Übungskonzepten dazu, sei es das dǎoyǐn, das xíngqì oder das liàndān. Auch im Yàn Chí Gōng wird sie mehrfach eingenommen (siehe Seite 190).

Foto 45: Embryonalhaltung.

Dàolì – der Handstand

Auch der Handstand ist ein ursprüngliches gōng zur Regulierung des Energieflusses. Durch den Handstand wird der Bauch tief eingezogen. Der gesamte Organismus wird durch diese Haltung gestärkt und gereinigt.

Bekannt ist diese uralte Übung ebenfalls im Yoga, und Bodhidharma integrierte sie ins Shàolín-Training. Sie war aber bereits vorher in daoistischen Übungskonzepten bekannt.

Foto 46: Handstand.

Das Wasser-Gōng

Es gibt zahlreiche, zum Teil außerordentlich wirkungsvolle Übungen, die inzwischen kaum noch bekannt sind. Vieles ist vollständig verloren gegangen und existiert nur noch in Form von Geschichten. Von etlichen Übungen haben sich nur abgeschwächte Varianten erhalten. Zu diesen weitgehend verschollenen Übungen gehören unter anderem das bāduànjǐn (八段锦), das luóhàngōng (罗汉功), das ausgestorbene huǒqìgōng (火氣 功) sowie das shuǐgōng (水功) – das Wasser-Gōng. Das Wasser-Gōng war eine Technik, welche der xiákè Yáng Zuānkuí überlieferte. Er hatte vier Haupt- und einige Nebenschüler, die jedoch im Gegensatz zu den Hauptschülern nicht bei ihm lebten. Meister Xióng Dàomíng, seinen jüngsten Schüler, lehrte er das Yàn Chí Gōng. Seinen kampfstärksten Schüler, Yáng Tiānyou (楊天友), lehrte er das Wasser-Gōng. Jeder Schüler bekam andere Dinge gelehrt, und niemals lernten zwei Schüler das gleiche.

Niemand beherrscht heute mehr das Wasser-Gōng. Die genaue Übungs- und Bewegungsfolge hierfür ist verlorengegangen. Es bestand darin, mehrere Liter kaltes klares Wasser aus einem Eimer in einem Zug zu trinken. Dann spie man das Wasser in einem konzentrierten, sehr kräftigen Strahl wieder aus. Dieser Strahl konnte Ziegelsteine beschädigen oder gar zerbrechen. Zielte man damit auf Menschen, konnte ein Treffer zumindest Augenschäden verursachen.13

Bevor man das Wasser trank, musste man seinen Körper und die inneren Organe durch Bewegungen ausrichten und vorbereiten. Beim Ausspucken des Wassers musste man ebenfalls bestimmte Bewegungen durchführen und seinen Körper positionieren. Man musste hierfür seinen dāntián perfekt beherrschen und von ihm ausgehend natürlich atmen können. Vom dāntián aus steuerte man die Wasseraufnahme und das Ausspeien. Im Grunde kann man sich das so vorstellen, als ob man einen schweren Gegenstand auf eine Luftmatratze mit offenem Ventil legt. Die Luft wird komprimiert und am Ventil stark gebündelt ausgestoßen. Beim Wasser-Gōng übernehmen die Muskeln und das Gewebe die Positionierung des Körpers und seiner Glieder, der dāntián und die Atmung die Funktion der Presse.

In einem Kampf wäre das Wasserspucken wohl schwerlich anwendbar. Aber für die Gesundheit und die Kontrolle des Körpers bis hin zur Kontrolle und Stärkung der Verdauung und aller Funktionen der inneren Organe war die Übung Gold wert. Das gesamte Innenleben unseres Organismus wurde gestärkt. Die Gefäße weiteten sich, wodurch der Fluss besser funktionierte. Der Körper war dadurch in der Lage, seine Kraft vom Inneren heraus vollkommen und flexibel in alle Richtungen zu leiten. Durch das kalte Wasser wurde der Körper zudem von innen her abgehärtet. Mit heutigen Trainingsmethoden trainiert man nur das Korsett des Körpers, mit den klassischen Methoden trainiert und verfeinert man ebenfalls das Innere.

Es gibt eine interessante Anekdote zum Thema Wasser-Gōng. Wie erwähnt, trainierte der kampfstärkste Schüler von Meister Yáng dieses gōng. Sein ältester Gōngfu-Bruder beobachtete ihn heimlich dabei und versuchte, nachdem er meinte, den Ablauf verstanden zu haben, diese Technik auszuführen. Er schaffte es auch, den Eimer Wasser in einem Zug zu leeren. Aber das Problem war nun, dass er das Wasser nicht mehr herausbekam. Mehrere Liter kalten Wassers waren nun in seinem Inneren gefangen, was eine tödliche Gefahr für den Organismus darstellt, wenn man nicht weiß, wie man es wieder von sich gibt. Für die normale Verdauung ist das einfach zuviel. Zwar erbrach er krampfartig einige Tropfen, doch das meiste blieb in seinem Innern. Xióng Dàomíng und Yáng Tiānyou fanden ihn zusammengekrümmt und stöhnend am Boden liegen. Yáng Tiānyou versuchte seinem Gōngfu-Bruder zu erklären, mit welcher Technik er das Wasser wieder herausbekommen konnte, aber jener verstand es nicht. Er konnte sich nicht einmal mehr erheben. Die Schüler wussten sich nicht mehr zu helfen und holten schnell ihren Meister herbei. Dieser wandte sofort einige lebensrettende Maßnahmen an, und nach einiger Zeit ging es dem Pechvogel wieder besser. Es gab dann natürlich noch eine Standpauke vom xiákè, da er ausdrücklich verboten hatte, dass die Schüler sich untereinander austauschten oder voneinander abschauten.

Meditation

Die Übungen, die der Hauptgegenstand dieses Buches sind, bewirken, wenn sie mit der gebührenden Konzentration ausgeführt werden, einen tiefen meditativen Zustand. Meditation ist nichts »Rationales«, das mit Worten erklärt werden kann, denn sobald man Worte verwendet, entfernt man sich von genau dem Punkt, der die Meditation eigentlich erst ausmacht. Meditation schafft einen Zustand der Leere im Geist, in dem keine Gedanken mehr vorhanden sind. Man könnte sagen, der Körper geht zurück zu seinem natürlichen Zustand, in dem nur Instinkte herrschen. Meditation bedeutet das Vergessen des Ichs. Durch leidenschaftliches, hingebungsvolles Üben der Bewegungen des Yàn Chí Gōng erreicht man diesen Zustand ganz von selbst. Dadurch wird es möglich, dass man sich wirklich im »Hier und Jetzt« befinden kann. Das ist für gewöhnlich sehr schwer für uns, da unsere Gedanken ständig mit der Vergangenheit oder der Zukunft befasst sind und wir den Augenblick kaum wahrnehmen. Das Leben findet jedoch im Augenblick statt. Erreicht man einen Dauerzustand der inneren Stille, in dem der Geist immer präsent ist, wird das Herz ruhig wie fließendes Wasser sein. Ein solcher Zustand wird im Chinesischen als píngjìng rúshuǐ (平靜如水) bezeichnet, und er gilt als das höchste Ziel, das in der Kampfkunst erreicht werden kann.

Auch wenn eine direkte Beschreibung dieses wortlosen Zustandes nicht möglich ist, gelang es dem daoistischen Philosophen Zhuāngzǐ (莊子, 4. Jh. u. Z.), ihn mit Hilfe von Geschichten sehr gut darzustellen, von denen zwei hier wiedergegeben werden sollen:

Der Betrunkene fällt vom Wagen

Ein stark betrunkener Mann saß hinten auf einem Pferdewagen und stürzte bei schneller Fahrt herunter. Obwohl er sehr hart fiel, starb er nicht. Er wurde nicht einmal verletzt. Dies war so, weil der Mann überhaupt nicht wusste, dass er auf einem Pferdewagen saß. Genauso wenig wusste er, dass er von einem Pferdewagen herabgefallen war. Die Angst um sein Leben war in seinem Herzen nicht vorhanden. Deshalb konnte er sich nicht zu Tode stürzen.

Betrunkene Menschen sind wie Menschen, die ihr Ich vergessen haben. Menschen, die sich selbst vergessen haben, werden, weil sie sich vergessen haben, den Schutz der Natur bekommen.

Der Frosch und der Tausendfüßer

Ein Tausendfüßer lief vergnügt, geschmeidig und flink über eine Wiese. Ein Frosch, der ebenfalls gerade auf der Wiese war und sich sonnte, erblickte ihn. Ganz erstaunt von dieser Kreatur mit so vielen Beinen, sprang der Frosch auf und hüpfte dem Tausendfüßer hinterher. Mit frechem Mundwerk und voller Neugier fragte der Frosch: »He, du hast so viele Beine und bewegst dich damit. Ich habe hingegen nur vier Beine. Sag mir doch einmal, welchen Fuß du bei so vielen Beinen zuerst bewegst?«

Als der Tausendfüßer diese Frage hörte, hielt er inne und sagte kalt zum Frosch: »Ich weiß nicht, welchen Fuß ich zuerst bewege. Ich darf und will es auch überhaupt nicht wissen. Bitte tu mir den Gefallen und stelle nie wieder einem Tausendfüßer eine solche Frage.«

Die Dinge in der Natur geschehen auf natürliche Weise. Auch unsere Handlungen verlaufen so, solange wir nicht versuchen, sie zu analysieren. Wenn wir über etwas nachdenken, um darüber zu urteilen, werden wir entgegen der Natur handeln und die natürlichen Fähigkeiten verlieren. Wir Menschen können viele Dinge von ganz allein – atmen, leben, kämpfen –, ohne dass man sie uns beibringen muss. Aber durch unsere Sozialisierung verlieren wir unsere Instinkte und unsere Natürlichkeit, weshalb es so schwierig ist, genau dann zu essen, wenn man hungrig ist und zu schlafen, wenn man müde ist. Gedanken sind immer eine Störung des Natürlichen. Meditation bedeutet, die Gedanken zu beseitigen und zur ursprünglichen Leere zurückzukehren, aus der einst alles entstanden ist, der Mensch wie letztendlich auch das gesamte Universum.

Willst du lange leben, lebe langsam

Es ist wichtig, die Übungen des Yàn Chí Gōng so langsam wie möglich auszuführen, bis hin zur Bewegungslosigkeit. Dadurch erreicht man körperlich und geistig den besten Trainingseffekt. Der Kopf bleibt vollkommen frei, ohne Gedanken. Nähme man Zeit und Raum nicht mehr wahr, so wäre dies vermutlich der Zustand der vollkommenen Freiheit, nach dem so viele Menschen verzweifelt suchen. Diese Art des Meditationszustandes kann man durch langsame Bewegungen erreichen. Zeit ist so kostbar wie flüchtig. Wir können sie nicht beeinflussen, nur die Wahrnehmung von ihr können wir verändern. Zeit ist auch ein Gefühl. Albert Einstein beschrieb diese Tatsache mit den folgenden Worten: »Eine Stunde mit einer schönen Frau nimmt man anders wahr, als eine Stunde mit einer alten Matrone.« Obwohl die Zeitstunde von der Länge her bei beiden Frauen dieselbe ist, so sind die Wahrnehmung davon und das Gefühl dafür verschieden.

Wir Menschen leiden oft unter Zeitdruck, und unser ganzes Leben »leidet« gewissermaßen an zeitlicher Begrenztheit. Wenn es uns gelingt, die empfundene Zeit für uns zu verlangsamen, bis wir sie gar nicht mehr wahrnehmen, erreichen wir ein freieres Leben. Das liegt in erster Linie an uns selbst, nicht so sehr an unserem Umfeld. Und es kann durch geeignete Bewegungen erreicht werden. Deswegen spricht man auch von Meditation durch Bewegung. Bei der Übung des Yàn Chí Gōng sowie bei allen anderen Gōng-Übungen geht es darum, dem Menschen ein anderes Bewusstsein zu vermitteln, es geht um körperliche und geistige Gesundheit und Freiheit. Ein geistig gesunder und innerlich freier Mensch wird sich keine Sorgen mehr darum machen, was andere von ihm denken. Er wird erkennen, dass ein Slogan wie »Zeit ist Geld« einzig und allein zu gesundheitsschädlicher Hektik antreibt. Man will die Zeit nicht verschwenden, weil auf diese Weise Geld verschwendet wird. Daraus ergibt sich, dass man alles schnell schaffen will, um die Arbeit so schnell wie möglich fertig zu bekommen und somit mehr Geld zu verdienen. Aber abgesehen davon, dass auf diese Weise oft die Qualität der Arbeit leidet und man letztendlich draufzahlen muss, verliert das Leben durch die Eile seinen wahren Geschmack und seinen Sinn. Es ist wie im Straßenverkehr. Wenn jeder versucht, mit seinem Auto so schnell wie möglich zu fahren, entstehen immer mehr Unfälle und es entstehen immer häufiger Staus. In vielen Ländern hat man bereits erkannt, dass man die Geschwindigkeit begrenzen muss, um mehr Sicherheit und einen besseren Verkehrsfluss zu erlangen.

Viele Menschen wollen alles auch deshalb schnell erledigen, um mehr Freizeit zu bekommen, benötigen dann jedoch ihre Freizeit vor allem dazu, sich von den Folge der Hektik notdürftig zu erholen. Es gibt Fast-Food, das schnelle Essen, welches auf Dauer unseren Organismus nachhaltig schädigt, wohingegen liebevoll zubereitetes Essen, das gemächlich verzehrt wird, unserem Körper gut tut. Wir wollen in jungen Jahren soviel wie möglich schaffen, um dann im Alter endlich Zeit für die »wichtigen Dinge im Leben« zu haben. Doch das funktioniert so nicht. Wer in der Jugend nicht lernt, auf »richtige« Weise zu leben, dem bringt das Alter nur Krankheit und Verdruss, und es ist dann nichts weiter als ein Warten auf den Tod.

So lange wir leben, so lange können wir uns verbessern. Die alten xiákè Chinas betonten, dass man zu allen Zeiten ein Krieger ist. Das bedeutet, egal ob man jung oder alt ist, ob man 25 oder 85 Jahre zählt, dass man keinen Wert auf Zahlen wie das Alter oder den Kontostand legt und dass man sich nicht nach den gesellschaftlichen Regeln definiert. Man behält immer einen freien ungebunden Geist und arbeitet ständig an seinen körperlichen Fähigkeiten. Dazu bedarf es lediglich der richtigen Einstellung und geeigneter Trainingsmethoden. Ein Hauptziel des Gōng-Trainings ist die Zeitvergessenheit im Geist und im Herzen. Zeitvergessenheit ist die höchste Form des Glücks und ein Weg zum Erreichen der Ewigkeit.

Der menschliche Körper und das Universum

Kosmologische Vorstellungen hatten in der chinesischen Kultur, besonders im Daoismus und im Neokonfuzianismus, einen hohen Stellenwert. Die chinesische Lehre von der Gesundheit und der Kampfkunst befasste sich stets auch mit Dingen wie der Alchemie und der Astrologie beziehungsweise der Astronomie. Die chinesischen Tierkreiszeichen sind heute auch in der westlichen Welt in Mode gekommen. Wir möchten an dieser Stelle versuchen, dem Leser ein Verständnis von der chinesischen Ur-Lehre zu vermitteln. Dadurch soll auch ein besseres Verständnis des Begriffs erreicht werden.

Die Chinesen nahmen zu allen Zeiten das Universum, die Natur auf der Erde, die Tiere und Pflanzen als Vorbild und leiteten ihr eigenes Handeln und Sein daraus ab. Diese Denkweise ist tief verwurzelt in den Lehren des Daoismus und auch in denen des Buddhismus. Meist ist es so, dass die Konzepte, die Prinzipien und die Philosophie der Übungen aus dem Daoismus stammen, aber durch den Buddhismus verbreitet wurden. So ist es auch der Fall beim Yàn Chí Gōng. Der Daoismus vermarktet sich nicht und verbreitet seine Lehre nicht im großen Umfang, sondern gibt sie nur im innersten Kreis weiter.14 Erst durch den früher häufig stattfindenden Austausch zwischen Daoismus und Buddhismus kam es zu größerer Verbreitung, denn im Buddhismus ist es durchaus üblich, Lehren und Übungen vorbehaltloser weiterzugeben.

Unser Körper und seine im Innern ablaufenden Prozesse bergen immer noch Geheimnisse und unbeantwortete Fragen. Die allerkleinsten Dinge geben uns ähnlich viele Rätsel auf wie das Universum. In der chinesischen Kampfkunstlehre sieht man die allerkleinsten Dinge und die allergrößten Dinge als dasselbe an, als das Nichts, welches jedoch als unterschiedslos zur Unendlichkeit betrachtet wird. Die Unendlichkeit entsteht aus dem Nichts und führt ins Nichts zurück.

Das Universum, von dem unsere Milchstraße und erst recht unsere Erde nur einen winzigen Teil darstellen, ist gemäß dem heutigen Stand der Wissenschaft vor rund 14 Milliarden Jahren durch den Urknall entstanden, sozusagen aus dem Nichts. Mit dem Urknall entstanden auch Raum und Zeit. Seitdem dehnt sich das Universum aus. Es wächst und besteht aus großen Galaxien-Haufen, mit über 100 Milliarden Galaxien, in denen sich unzählbar viele Sterne und Planeten befinden. Zudem ist heute die Annahme verbreitet, dass es im Universum die sogenannte Dunkle Materie gibt, die nur durch ihre gravitative Wirkung erkannt werden kann, sowie die noch rätselhaftere Dunkle Energie, die eine antigravitative Wirkung zu haben scheint und dafür sorgt, dass das Universum sich immer schneller ausdehnt. Alles in allem sind diese Dinge bis heute den Wissenschaftlern sehr rätselhaft.

Wozu diese Exkursion ins All? – In der alten asiatischen Trainingslehre betrachtete man den menschlichen Körper als ein eigenes Universum. Der japanische Kampfkunstmeister Ueshiba Morihei (植芝 盛平, 1883 - 1969)15, dessen Kampfkunst und Philosophie sehr starke esoterische Einflüsse besaß, sagte einst: »Ich bin das Universum.« Er meinte damit, dass das Universum in uns selbst steckt, und damit hatte er nicht unrecht. Man könnte das Universum als einen (menschlichen) Organismus betrachten; dabei entsprächen die Galaxien mit ihren Sternen und Planeten den inneren Organen. Ebenfalls befinden sich viele Gase, aus denen sich in ferner Zukunft neue Galaxien bilden werden, und Substanzen, die von sterbenden, explodierten Sternen stammen, im All. Dies entspricht den Nähr- und Abfallstoffen im lebenden Organismus. Und wie lebende Organismen ist alles im Universum dem Zyklus aus Geburt, Leben und Tod unterworfen. Planeten entstehen, existieren beziehungsweise leben eine Weile und gehen dann wieder unter. Dasselbe trifft auf Sterne zu, auf Sonnensysteme und auf Galaxien. Die Dunkle Materie, die alles im Universum durchdringt und es durch seine Gravitation zusammenhält, ist wie das Bindegewebe (die Faszien) im menschlichen Körper, welches die inneren Organe und die Muskeln verbindet und den Menschen sozusagen zusammenhält. Die Dunkle Energie ist das des Universums, so wie auch unser Körper sein hat, die Lebensenergie, die alles antreibt. Der Körper und die Gestirne entwickeln sich so lange weiter, bis sie irgendwann sterben und zerfallen und dann in einer neuen Form wieder erstehen. Nichts verschwindet. Beim Menschen dauert dieser Zyklus für gewöhnlich 80 bis 100 Jahre, bei einer Galaxie viele Milliarden Jahre.16

Aber ob ein solcher Lebenszyklus nun 80 Jahre oder 80 Milliarden Jahre dauert, läuft er doch immer wieder gleich ab. Das erkannte schon der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel (121 - 180 u. Z.), der schrieb: »Es spielt keine Rolle, ob man 30 oder 300 Jahre lebt. Denn man sieht und erfährt immer nur das gleiche.« Worauf es ankommt ist, dass der Mensch sich an seinem Leben in seiner ganzen Länge erfreuen und es sinnvoll nutzen kann, in einem gesunden, vom erfüllten Körper. Dazu gehört natürlich die richtige geistige Einstellung zum Leben selbst. Auf Chinesisch sagt man dazu xīntài (心態) – die Mentalität beziehungsweise die seelisch-geistige Einstellung zu den Dingen und zum eigenen Leben, sowie zu allem, was einem im Laufe seines Daseins begegnet. Wörtlich übersetzt bedeutet xīntài die »Form des Herzens«, womit die Chinesen ausdrücken, wie wichtig eine ruhige und gelassene Einstellung des Herzens für den Menschen, sein Leben und auch seine Gesundheit ist. Äußere Dinge und Erscheinungen liegen oftmals oder gar zum größten Teil außerhalb des eigenen Einflusses. Man kann sogar sagen, je mehr man etwas kontrollieren, beeinflussen oder erreichen möchte, desto wahrscheinlicher wird man es nicht erreichen. Aber auf die Form seines Herzens kann jeder selbst Einfluss nehmen und dadurch Leben und Gesundheit beeinflussen. Auch das Geistige gehört zum gesunden -Fluss. Ein wichtiger Punkt ist in diesem Zusammenhang eine gewisse Grundzufriedenheit mit dem eigenen Dasein.

Durch das Training der Kampfkunst lernt man seine körperlichen Grenzen kennen. Man begreift, dass alles im Leben begrenzt ist und dass man nur mit dem arbeiten kann, was einem zur Verfügung steht. Menschen haben den Drang, nach immer mehr zu streben. Das ist, solange diese Eigenschaft in konstruktive Bahnen geleitet wird, der eigenen Zufriedenheit zuträglich. Doch wehe, wenn dieses Streben destruktive Formen annimmt. Neid beispielsweise kann einen Menschen regelrecht »zerfressen«. Viele von uns bedauern vertane Chancen oder mangelndes Glück. Aber verschüttetes Wasser kommt nicht zurück in den Krug. Wünsche wie: »Ach, hätte ich doch …«, sind müßig, denn die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Verändern können wir lediglich unsere Einstellung zum Geschehenen. Menschen können an solchen Gedanken zerbrechen und sich damit selbst zerstören. Das Gegenmittel heißt Zufriedenheit mit der eigenen Situation. Das müßige Streben der Menschen nach Ruhm und Perfektion ist nichts weiter als ein gieriger und trotziger Schrei des Egos. Da alles im Leben zwangsläufig beschränkt ist, kann nur Zufriedenheit mit der Lebenssituation Gesundheit und Lebensglück herbeiführen. Solch einen Zustand zu erreichen, ist nicht einfach, aber es ist möglich. Das gezielte Training des Körpers durch gōng, das den Geist zur Ruhe bringt und einem die natürlichen Grenzen aufzeigt, ist ein Weg zur Zufriedenheit. Zufriedenheit ist wahres Glück.

Johann Wolfgang von Goethe sagte einst: »Der ist der glücklichste Mensch, der das Ende seines Lebens mit dem Anfang in Verbindung setzen kann.« So wie das Universum dem Nichts entsprungen ist, so sind wir es auch, und so wie es einst wieder ins Nichts zusammenfällt, so zerfallen auch wir. Unendlich Kleines wird zu unendlich Großem, alles bewegt sich in einem ewigen Kreislauf. Wenn das Leben uns mit Schicksalsschlägen niederdrückt, wenn wir von Sorgen geplagt werden, dann empfiehlt es sich, in einer sternenklaren Nacht zum Himmel aufzublicken und sich bewusst zu machen, dass man sich tatsächlich mitten im unermesslichen Weltall befindet und dass angesichts dieser Unermesslichkeit alle irdischen Dinge letztendlich bedeutungslos sind. Und dass für uns allein die Tatsache zählt, dass wir existieren.

Mit dem richtigen Verständnis und geeigneten Methoden können Sie das Universum ihres Körpers erforschen und es mit sich selbst in Einklang bringen. Begeben Sie sich auf diese spannende Reise mit einer Urübung für Gesundheit und Stärke – dem Yàn Chí Gōng.


shēngmìng zàiyú yùndòng yùndòng shì shēngmìng

Leben ist Bewegung, Bewegung ist Leben

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺568,28

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
391 s. 319 illüstrasyon
ISBN:
9783938305768
Telif hakkı:
Автор
İndirme biçimi:
Metin
Средний рейтинг 0 на основе 0 оценок