Kitabı oku: «Christen begegnen Muslimen», sayfa 2
Einführung: Meine Reise mit Muslimen
Mein Eintauchen in die muslimische Gemeinschaft begann in Somalia auf dem Flughafen in Mogadischu. Zwei Tage nach unserer Ankunft nahm meine Freundschaft mit Muslimen in einer lauten Teestube im Stadtzentrum ihren Anfang. Im August 1963 stieg ich mit meiner Familie aus einer propellerbetriebenen DC-3-Maschine und wir fanden uns auf einer Landebahn in der Nähe der windigen Strände am Horn von Afrika wieder. Meine Frau Grace und ich waren mit unseren zwei Töchtern, der zweijährigen Karen und der zwei Monate alten Doris, in Somalia angekommen.
Während der Stunde, die wir brauchten, um uns durch das verwirrende Chaos von Einwanderungsbehörde, Zollkontrolle, Inspektion der Gesundheitsdokumente und der Deklaration unserer finanziellen Mittel zu kämpfen, während gleichzeitig Gepäckträger nach uns riefen und wir einer erbitterten Diskussion über die zu zahlenden Trinkgelder ausgesetzt waren, hörten wir den Ausruf Allah sicher Hunderte Male. Wir wussten damit, dass wir in einer Gesellschaft angekommen waren, in der man sich der umfassenden Gegenwart Gottes sehr bewusst ist.
Eigentlich hofften wir, unauffällig durch den Flughafen Mogadischus schlüpfen zu können. Wir wussten, dass Somalia eines der wenigen Länder in der Welt war, das fast hundertprozentig muslimisch war. Wir würden als Christen, die in Somalia lebten, nur einer winzigen, wenn überhaupt wahrnehmbaren, Minderheit angehören. Wir hatten daher gehofft, die Einreisekontrolle ohne Aufsehen durchlaufen zu können. Sollte das überhaupt möglich gewesen sein, so hatte auf jeden Fall die Feilscherei der Leute, die um unser Gepäck stritten, diesen Wunsch zunichte gemacht.
Wer seid ihr?
Mitten in all dem Chaos rief nämlich jemand in gebrochenem Englisch: „Seid ihr von der Somalischen Mennonitischen Mission?“
„Ja, wir sind bei der Mennonitischen Mission!“ Mit einem Schlag war es mit jeder Überlegung, ob wir unsere Identität maskieren könnten oder sollten, vorbei. „Dann bist du ein wahrer Wadad (heiliger Mann Gottes)!“, schlussfolgerte einer der größten Gepäckträger, und viele drehten sich nach uns um, weil sie wissen wollten, wer der genannte heilige Mann und seine Familie sei. So verlief also unsere stille Ankunft in Somalia. Ich nehme an, dass noch am gleichen Abend die ganze Stadt Mogadischu wusste, dass ein weiterer Amerikaner zur Somalia Mennonite Mission (SMM) dazugestoßen war.
Dieses Ereignis war wirklich beachtlich. Nur ein Jahr zuvor war der Direktor der Mission durch einen eifersüchtigen Imam (religiösen Leiter) getötet worden, weil ihn die Präsenz der „Mission“ beunruhigt hatte. Sein persönlicher Krieg begann, als er davon hörte, dass einige junge Somali ihre Loyalität zu Jesus, dem Messias, erklärt und ein Bekenntnis zum christlichen Glauben abgelegt hatten. Die Art und Weise, wie diese Erklärung einiger Studierender bekannt geworden war, hatte Unruhe gestiftet. Entsprechend wurde das Schulungsangebot der Mission für einige Monate eingestellt und es wurden neue Gesetze durch das Parlament erlassen, dass nur der Islam als wahre Religion in Somalia propagiert werden dürfe.
1963, nur ein Jahr nach diesen Vorfällen, war unsere junge Familie in Somalia angekommen, um dabei zu helfen, die Bildungsarbeit der Mission weiterzuführen. Unsere Ankunft war ein Signal, dass die Mission auch trotz dieser Tragödie keine Absicht hatte, sich zurückzuziehen.
Warum seid ihr gekommen?
Die überraschende Hartnäckigkeit der Mission führte bei den Somali zu Fragen. Häufig wurde angenommen, dass wir Agenten einer Kolonialmacht, z. B. der Regierung der Vereinigten Staaten, sein müssten. Genau darum drehte sich auch der Inhalt der Unterhaltung in der Teestube ein paar Abende nach unserer Ankunft.
Drei oder vier Studierende unseres Erwachsenenbildungsprogramms zur englischen Literatur in Mogadischu luden mich in eine belebte Teestube ein, die nur ein paar Straßen vom Schulgelände entfernt lag. Mit viel Humor vertrauten sie mir an, dass es vor allem Männersache sei, in offenen Teestuben abendlich Tee zu trinken. Um uns herum ergingen sich auch viele Männer über einer Tasse Tee begeistert in Diskussionen über wichtige Themen. Trotzdem waren auch einige unverheiratete Lehrerinnen, die in unserer Mission mitarbeiteten, in unserer Gruppe dabei. Diese Frauen aus Nordamerika wollten ihre Präsenz in Somalia als Chance nutzen, manche Grenzen auszuweiten, die die männerdominierte Gesellschaft Somalias den Frauen aufgezwungen hatte.
Meine Gastgeber bestellten Gewürztee ohne Milch, gesüßt mit fünf gut gehäuften Teelöffeln Zucker. Die Studierenden forderten mich dann mit der Frage heraus, die ihnen zuvorderst auf der Zunge lag, während wir unseren Tee nippten. Sie fragten: „Warum seid ihr nach Somalia gekommen?“
„Gott hat uns gerufen“, erklärte ich ihnen ganz einfach. „Unsere Familie ist hier, weil es Gottes Auftrag ist. Jesus diente den Menschen in Not. Ich bete, dass wir ebenfalls denen dienen können, die in Not sind. Wir sind euch dankbar, dass ihr und eure Mitbürger uns willkommen geheißen habt. Es ist ein Privileg, die Somali kennen und schätzen zu lernen.“
Sie waren ziemlich überrascht zu hören, dass Gott uns beauftragt hatte. Sie erklärten, dass die Somali über Gott Bescheid wüssten und dass man sie nicht über ihn belehren müsse. Sollten wir aber beabsichtigen, Menschen von Gott zu erzählen, dann sollten wir besser zu den Menschen im Süden Somalias gehen, die den traditionellen afrikanischen Religionen anhingen. Dennoch betonten sie ihre Wertschätzung für die medizinischen und pädagogischen Programme, die durch die SMM in verschiedenen Regionen entwickelt worden waren.
So sah unser Eintauchen in die islamische Welt in der ersten halben Woche in Somalia aus. Ich komme später wieder auf die weitere Geschichte unserer Familie zu sprechen. An dieser Stelle möchte ich nur sagen, dass dieses Eintauchen und die Abenteuer während der nächsten 50 Jahre auf erstaunlich unterschiedlichen Wegen Fortsetzung fanden.
Die Herrschaft Gottes suchen
Dieses Buch erzählt zwar von Abenteuern, aber es geht um mehr. Ich möchte aus meinem Herzen heraus mitteilen, wie Beziehungen von Christen mit Muslimen aussehen können. Dieses Buch beschreibt zudem, was Muslime mich über die christliche Präsenz und unser Zeugnis unter ihnen gelehrt haben. Das sind nicht meine Memoiren. Dieses Buch ist vielmehr eine Geschichtensammlung aus meiner Reise, wie ich Muslime kennen und schätzen gelernt habe.
Ich schreibe dieses Buch mit der Überzeugung, dass jeder Muslim einen Christen zum Freund und jeder Christ einen Muslim zum Freund haben sollte. Im Verlauf des Buches beschreibe ich zwölf Zugänge, die zu einer freundschaftlichen Beziehung zwischen Christen und Muslimen führen. Die Weltbevölkerung besteht zur Hälfte entweder aus Muslimen oder aus Christen. Diese Glaubensgemeinschaften, wie auch die Juden, sind der festen Überzeugung, dass ihr Glaube in Gottes Berufung an Abraham gründet, die Nationen zu segnen. Das bedeutet, dass diese Glaubensgemeinschaften eine besondere Verantwortung dafür tragen, Frieden zu stiften. Der Auftrag, in unserer pluralistischen Welt hingebungsvolle Menschen des Friedens zu sein, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch.
Die Frage, die ich damals, vor einem halben Jahrhundert in der Teestube in Mogadischu, erstmals mit Muslimen diskutierte, lautet noch immer: Was bedeutet es, dass das Reich Gottes auf Erden kommen soll? Sowohl gläubige Muslime als auch fromme Christen sehnen sich danach, dass jeder ihrer Lebensbereiche unter Gottes Herrschaft und unter seinem Willen steht. Das Streben nach der Herrschaft Gottes ist unser gemeinsamer Glaubensstrang und unsere gemeinsame Absicht, die uns in manchen Aspekten unserer Arbeit und unseres Handelns als Christen und Muslime zusammenbringen kann. Beispielsweise sind beide Gemeinschaften in ihren Schriften dazu beauftragt, sich um die Waisen zu kümmern.
Ich gehöre einer Täufergemeinde an. Innerhalb der täuferischen Gemeinschaft von Christen bin ich Mitglied einer Mennonitengemeinde. „Mennoniten“ ist ein Spitzname, abgeleitet von ihrem frühen Leiter Menno Simons. Die Mennonitische Weltkonferenz hat sieben Überzeugungen formuliert, die uns als mennonitische Gemeinden charakterisieren.3 Alle sieben Überzeugungen waren für mich bedeutsam, als ich dieses Buch schrieb, doch eine Aussage ist in meiner freundschaftlichen Beziehung zu Muslimen besonders wertvoll: Täuferische Christen wollen alle Aspekte ihres Lebens unter die Autorität Gottes stellen.4
Im sechzehnten Jahrhundert führte die Überzeugung der Täufer, all ihre Lebensbereiche unter die Autorität Jesu Christi zu stellen, sie in einen ernsthaften Konflikt mit den damaligen Autoritäten. Europa stand damals im Krieg mit dem muslimischen Osmanischen Reich. Michael Sattler, einer der führenden Täufer, bestand darauf, dass Jesus niemals einen Muslim töten würde, da Jesus Muslime liebt. Die Täufer stimmten in diesem Punkt grundsätzlich mit Sattler überein. Die Weigerung der Täufer, gegen die osmanischen Türken in den Krieg zu ziehen, wurde als Hochverrat gewertet. Daher starben viele Täufer als Märtyrer für ihre Entscheidung, Muslime zu lieben, anstatt gegen sie zu kämpfen.
Was bedeutet es also für mich, in dieser turbulenten Welt ein treuer Botschafter Christi und seines Friedens zu sein?5 Ich schreibe diese Zeilen im Juni 2014, der sich als Monat des Schreckens erweist. Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram hat mehrere Hundert Schülerinnen in Nigeria entführt. Die Vereinigten Staaten bereiten sich darauf vor, noch mehr militärische Unterstützung für die „moderaten“ Muslime in Syrien zu liefern. Die terroristische Bewegung der Al Shabab aus dem Sudan hat in Kenia einen Markt bombardiert und Christen während ihres Gottesdienstes angegriffen. Christliche Bürgerwehren „säubern“ mit Gewalt den Süden des Tschads von Muslimen. Es gibt Berichte, dass durch eine Drohne muslimische Soldaten im Südjemen getötet wurden. Das Parlament der Europäischen Union rückt politisch immer mehr nach rechts, während viele Menschen sich aufgrund der wachsenden Gemeinschaft muslimischer Immigranten sorgen. Es gibt erneut Berichte über Morde an Hunderten von Dorfbewohnern durch Boko Haram im Borno-Staat in Nigeria. Sunnitische Muslime in Pakistan töteten schiitische Pilger, die auf der Heimreise vom Irak waren und in einen Hinterhalt gerieten. Der internationale Flughafen in Karachi, Pakistan, wurde von Kämpfern attackiert. Die Friedensverhandlungen zwischen Palästina und Israel sind gescheitert. Der Irak scheint durch den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten auseinanderzubrechen. In einer Moschee im Zentrum von Mombasa, Kenia, wurde ein muslimischer Geistlicher, der sich stark für den Frieden zwischen verfeindeten Somali-Stämmen einsetzte, während des Gebetes getötet. Pakistan hat Luftschläge gegen Taliban-Aufständische initiiert. Der ägyptische Gerichtshof hat Mitglieder der Muslimbruderschaft in Ägypten zum Tode verurteilt.
Diese 30 Tage im Juni 2014 zeigen beispielhaft den Kontext auf, in dem freundschaftliche Beziehungen zwischen Muslimen und Christen gelebt werden müssen. Das Überraschende dabei ist, dass alle Teilnehmenden in den beschriebenen Konflikten denken, sie seien auf Gottes Seite! Sollten wir es noch nicht bemerkt haben: Friedenstiften ist dringend gefragt!
Friedenstiften und Gebet
Ist es nicht anmaßend, in solchen Zeiten über Freundschaft zu schreiben? Nein, das ist es nicht. Weil wir wissen, dass Gott sich dem Friedenstiften verpflichtet hat. Gott hat einen Plan, und dieser Plan schließt uns ein. Genauso, wie Gott Jesus als seinen Friedensbotschafter sandte, so sendet Jesus auch alle seine Jünger als Friedensstifter in die Welt. Gottes großartiger Plan besteht darin, dass die ganze Welt durch seine Friedensbotschafter wie durch Salz gewürzt wird.6
Ein anschauliches Beispiel dafür, wie man Frieden stiften kann, ereignete sich inmitten der oben aufgeführten Vorkommnisse im Juni 2014. Am Pfingstsonntag, den 8. Juni 2014, lud Papst Franziskus den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas und den israelischen Präsidenten Schimon Peres zum Friedensgebet beim Sonnenuntergang in den Vatikanischen Gärten ein. Die Gebete konzentrierten sich auf drei Anliegen, die den Muslimen, Juden und Christen gemeinsam sind: Gott für seine Schöpfung zu danken, Vergebung von Gott zu empfangen und Gott um Frieden zu bitten.
Der Sprecher des Papstes sagte in einer Stellungnahme, dass das Gebet eine Möglichkeit sei, Herzen und daher auch die Geschichte zu verändern7 sowie scheinbar unüberwindliche Hindernisse zu überwinden, damit Frieden im Nahen Osten geschlossen werden kann. Alle drei genannten Führungspersönlichkeiten bekennen ihren Glauben an den Gott Abrahams, der Gläubige beauftragt hat, ein Segen für alle Nationen zu sein. Sie glauben also, dass Gott Frieden will.
Frieden zu stiften beginnt mit ganz kleinen Schritten und ist vergleichbar mit dem kleinen Senfkorn, auf das Jesus in einem Gleichnis verweist.8 Einer meiner Kollegen hat an einem Wochenende für ein paar Muslime und Christen eine gemeinsame Bootsfahrt organisiert. Sie hatten eine wunderbare und gute Zeit zusammen! Mein Kollege hat dadurch ein Senfkorn gepflanzt. Genau solche „Senfkörner“, die weltweit gepflanzt werden, geben uns Hoffnung. Auf diese Weise entstehen freundschaftliche Beziehungen.
Es ist meine Grundüberzeugung, dass derartige freundschaftliche Beziehungen im Gebet gegründet sein müssen. Als ich gerade gestern durch die Einreisekontrolle in New York ging, sagte ein Beamter zu mir: „Mit einem dermaßen abgestempelten und abgenutzten Pass könnten Sie fast selber ein Flugzeug kaufen und sich das Geld sparen, das Sie für die Tickets ausgeben.“ Als er dann meinen Pass mit den vielen Visastempeln durchblätterte, fragte er mich, welchen Beruf ich ausübe, wenn ich so viel reisen müsse. Ich sagte ihm, ich sei als Botschafter Christi und seines Friedens weltweit unterwegs und vor allem im Bereich des Beziehungsaufbaus zwischen Christen und Muslimen tätig. Da es überall auf der Welt Christen und Muslime gebe, würde ich entsprechend viel reisen. „Gott segne Sie“, rief der Beamte aus, „unsere Welt braucht Friedensstifter, aber vergessen Sie nicht, dass die Welt auch viel Gebet braucht.“ Ich denke, der Grenzbeamte hatte recht!
Der Schmerz und die Freude des Dialoges
Vor einigen Jahren lud meine Glaubensgemeinschaft in den Vereinigten Staaten mich und einen muslimischen Imam zu einem Abend des Dialoges ein. Mein Weggenosse, der Imam, zeichnete zwei sich überlappende Kreise auf eine Tafel. Im Zentrum, das für ihn die muslimische Gemeinschaft darstellte, schrieb er „Koran“ hinein. Ins Zentrum, das die christliche Gemeinschaft darstellte, schrieb er „Christus“ hinein. Er erklärte, dass diese verschiedenen Zentren sich nie ganz überlappen könnten, da sie so unterschiedlich seien. Das ist der Schmerz des Dialoges. Muslime verkünden, dass der Koran die volle und endgültige Offenbarung des Willens Gottes sei. Christen bekennen, dass Jesus die volle und endgültige Offenbarung Gottes sei – er offenbare nicht nur seinen Willen, sondern auch das Wesen Gottes. Sie bekennen, dass mit dem Messias das Reich Gottes auf die Erde kam und es nur in ihm ewige Errettung gibt. Muslime sehen wiederum Mohammed als perfektes Beispiel an, dem alle Menschen nacheifern sollen.
Also was nun? Kommt es wirklich darauf an, ob Jesus oder Mohammed das Zentrum darstellen?
„Es kommt nicht darauf an“, betonte neulich meine deutsche Sitznachbarin auf unserem gemeinsamen Flug von Frankfurt ganz vehement. Sie verwarf die Beharrlichkeit, mit der Muslime und Christen glauben, dass es wesentlich sei, wer im Zentrum steht.
Mein Taxifahrer, den ich auf einer meiner Reisen nach Singapur traf, würde ihr widersprechen. Sobald wir ins Taxi gestiegen waren, fragte er mich: „Glauben Sie an Jesus Christus? Er ist der Retter. Er ist der Weg!“
Auch der Imam der Moschee in Harrisburg würde der Frau aus Deutschland nicht zustimmen. Am Ende eines abendlichen langen Gespräches umarmte mich der freundliche Imam und weinte, als er mich bat: „Du bist ein zu guter Mann, um Christ zu sein. Ich bitte dich flehentlich, Muslim zu werden.“
In Kapitel 5 werden wir die verschiedenen Glaubensgrundlagen ausführlicher erkunden, und welche Konsequenzen das hat, wenn wir respektvolle freundschaftliche Beziehungen zueinander aufbauen wollen. Zuvor komme ich in meinen Erzählungen auf meinen ersten Abend in der Teestube in Mogadischu und die darauffolgende Jahre zurück. Dieser Abend war nur die erste vieler solcher Erfahrungen. Die Gespräche in Somalia setzten sich während der darauffolgenden zehn Jahre fort. Überall, wo unsere Leute tätig waren, entwickelten sich Gemeinschaften von Messiasgläubigen.9 Im Johannesevangelium wird ebenfalls berichtet, wie Nikodemus nachts zu Jesus kam, um ihn nach dem Reich Gottes zu fragen.10 Es waren freudvolle Jahre!
Umzug nach Kenia
Das Land, das wir zu lieben gelernt hatten, wurde zu einem marxistischen Staat unter starker sowjetischer Kontrolle. Die Veränderung kam wie ein rollender Gewittersturm über Somalia, der immer mehr Fahrt aufnahm, als er über das mit Akazien übersäte Weideland Somalias hinwegzog. Am 21. Oktober 1969 schlug der Blitz in Form eines Militärschlages ein. Somalia wurde ein marxistisch-leninistischer Revolutionsstaat. Schnell streckte die marxistische Regierung ihre Fühler in alle Bereiche der somalischen Wirtschaft und Politik aus. Infolgedessen mussten alle westlichen Ausländer das Land verlassen. Es fiel uns schwer, diese Tatsache zu akzeptieren, aber wir vertrauten darauf, dass sich neue Türen und Gelegenheiten für einen Dienst unter Muslimen öffnen würden. Das geschah dann tatsächlich in Kenia.
Und so stiegen wir im Januar 1973, zehn Jahre nach unserer Ankunft in Mogadischu, in Nairobi, Kenia, aus dem Flugzeug. Kenia grenzt im Nordosten an Somalia. Wir waren nun eine sechsköpfige Familie und zogen nach Eastleigh, wo viele somalische Muslime lebten. Dort eröffneten wir einen Leseraum. In den darauffolgenden Jahren entstand daraus ein multifunktionales Gemeinschaftszentrum, wodurch heute fast eintausend Menschen pro Woche erreicht werden. Die Dienstleistungen des Zentrums umfassen eine beachtliche Bibliothek, verschiedene Unterrichtsangebote, besonders für Frauen, und ein Sportprogramm mit verschiedenen Fitnessgeräten. Das Basketballteam ist bekannt und heißt „Mennonitische Ritter“.11 Das Zentrum hat sich zu einem Begegnungsort für viele Menschen aus den weiten Regionen des Horns von Afrika entwickelt. Es hat sich auch eine Gemeinschaft von gläubigen Christen gebildet. Zudem nutzen verschiedene Gemeinden mit unterschiedlichen Traditionen das Zentrum als Begegnungsort. Mit einem vor Ort erarbeiteten Bibelleseprogramm werden jedes Jahr Hunderte von Studierenden erreicht.
Durch den Dienst in Eastleigh wurde ich überraschenderweise vom Kenyatta University College eingeladen, in der Abteilung für Religionsstudien über die Weltreligionen zu unterrichten. Dort bildeten wir Lehrer für die kenianischen Highschools im Bereich Religionsstudien aus. Im Rahmen dieser Tätigkeit machte ich die bedeutsame Bekanntschaft mit Professor Badru Kateregga, einem Muslim aus Uganda, der in der gleichen Abteilung unterrichtete. Wir wurden Freunde. Aus unserer Freundschaft heraus entstand das Buch Woran ich glaube – Ein Muslim und ein Christ im Gespräch. In diesem Buch bekennt mein ugandischer Freund seinen Glauben und ich antworte darauf, später schreibe ich über meinen Glauben und er antwortet darauf. Dieses einfache Buch mit 24 Kapiteln wurde in mehrere Sprachen übersetzt und hat gute Dienste geleistet, interreligiöses Verständnis zu fördern.