Kitabı oku: «Roadmap durch die VUCA-Welt», sayfa 10

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Auch der Schlaf hat einen sehr großen Einfluss auf den Cortisolspiegel. Ist die Schlafenszeit zu kurz oder nicht erholsam, dann hat dies negative Auswirkungen auf die Ausschüttung von Cortisol. Viele Menschen leiden unter Einschlafproblemen. Sie wälzen sich im Bett herum und finden einfach keine Ruhe. Eine mögliche Ursache ist der zu geringe MelatoninspiegelMelatoninspiegel, der sich zur Abendzeit erhöhen sollte. Helles Licht (mit einem hohen Blauanteil) führt dazu, dass die Melatoninausschüttung beeinträchtigt wird. Daher sind bei vielen Smartphones und Computern mittlerweile Einstellungen vorhanden, die den Blauanteil im Display reduzieren und wärmere Töne darstellen. Sie sollten diese Einstellung in den Abendstunden nutzen.

Fernsehen am Abend hat daher auch gleich zwei negative Auswirkungen auf den Schlaf. Zum einen den hohen Anteil an hellem, blauen Licht. Zum anderen aber auch die emotionale Beteiligung. Wenn wir einen aufreibenden Thriller ansehen, ist es für unser Gehirn, als würden wir die Dinge selbst erleben. Daher werden wir wieder aktiver und eventuell schaltet sich auch unser Stresssystem ein. Diese Erregung muss erst einmal wieder abgebaut werden, damit wir entspannt einschlafen können. Überlegen Sie also gut, ob Sie wirklich noch einen Schocker kurz vor dem Schlafengehen ansehen wollen.

Normalerweise lässt uns unser Körper morgens aufwachen, wenn wir genug Schlaf bekommen haben. Dummerweise sind die ersten Meetings aber schon recht früh am Morgen. Und durch den Stadtverkehr kommt man auch am besten, wenn man vor der Rush-Hour unterwegs ist. Daher stellen viele Menschen sich einen Wecker. Das hat zur Folge, dass sie aufwachen, bevor der Körper den benötigten Schlaf bekommen hat. Auch wenn es nicht immer leicht ist – wer ohne Wecker schläft und auf seine innere Uhr vertraut, schläft gesünder.

Natürlich spielt auch die Ernährung eine sehr wichtige Rolle. Der Körper benötigt zur Sicherstellung seiner Funktionen eine Reihe von Nährstoffen. Sind diese nicht im Gleichgewicht, dann hat dies höchstwahrscheinlich negative Auswirkungen auf den Gesamthaushalt. Bücher, Berater und Blogs zu diesem Thema gibt es in Hülle und Fülle. Wer seine Entscheidungs- und Veränderungsfähigkeit erhöhen möchte, der sollte auch darauf achten, den richtigen Kraftstoff zu sich zu nehmen. Was dabei für einen selbst passt, sollte jeder selbst herausfinden. Daher werde ich hier nicht weiter auf dieses Thema eingehen.

Zur Vorsicht – auch wenn es schwerfällt, auch mir persönlich – sollte man auf jeden Fall in Bezug auf Zucker raten. Wie wir schon gesehen haben, ist die Nutzung von Fettreserven zur Energiegewinnung am effektivsten. Wenn Zucker zur Verfügung steht, dann wird dieser auch zur Energiegewinnung verwendet. Dies hat aber auch negative Auswirkungen auf die Zellen. Die Insulinrezeptoren, die dafür sorgen, dass Zucker in die Zelle gelangt, werden weniger empfindlich und mit der Zeit abgebaut, da sie ebenfalls Energie benötigen, diese aber zu teuer ist (da nicht effektiv genug). Bei einem Kohlehydratdefizit hingegen werden diese Rezeptoren aufgebaut und wenn dann schnelle Energie benötigt wird, ist die Zelle leistungsfähiger. Hier empfiehlt es sich, weniger Mahlzeiten am Tag zu sich zu nehmen und diese auch nur in einem bestimmten Zeitraum (intermittierendes Fasten). Zudem erhöht auch Sport im angepassten Herzbereich (aerob) die Zahl der Rezeptoren.

Die Ernährung ist auch deshalb ein schwieriges Thema, da falsche Ernährung oder eine Diät auch von sich aus wieder Stress verursachen kann. Daher lohnt es sich, intensiv auf dieses Thema zu schauen oder sich beraten zu lassen.

Veränderung im Gehirn

Veränderung im Gehirn ist immer und in jedem Alter möglich. Allerdings gibt es auch hier einige Voraussetzungen, die es deutlich leichter und einfacher machen, neue Verbindungen aufzubauen und neue Denk- und Verhaltensweisen zu festigen.

Sehr wichtig für den Aufbau von neuen Verbindungen im Gehirn ist der Neurotransmitter Dopamin. Von vielen auch als „Glückshormon“ bezeichnet, steht Dopamin eng in Verbindung mit Motivation und Antriebssteuerung.

Ein weiterer, sehr wichtiger Faktor für Lernen und Veränderung stellt der brain-derived neurotrophic factor (BDNF) dar. BDNF sorgt für die Plastizität und wird durch aeroben Sport und eine gesunde Ernährung begünstigt. Ein inaktiver, sitzender Lebensstil und einseitige Ernährung haben dagegen negative Auswirkungen auf den BDNF-Spiegel im Gehirn.

Kann ein Mensch auf ausreichend Dopamin und BDNF zurückgreifen, so fällt ihm Lernen leicht. Wir können das sehr leicht bei Kindern beobachten. Kinder sind von Natur aus neugierig, entdecken ihre Welt und lernen sehr schnell. Ihr Gehirn belohnt sie dabei für ihre Entdeckungen mit genügend Dopamin. Das motiviert sie, weiter auf Entdeckungsreise zu gehen und die Welt zu erkunden.

Sie können das Prinzip auch erkennen bei Kindern, die in der Schule massive Probleme haben, sich Dinge zu merken. Haben diese ein Lernproblem? Sind sie nicht in der Lage, den Anforderungen zu entsprechen? Oftmals sind die gleichen Kinder hervorragend informiert, wenn es darum geht, Dinge aus ihrer Lieblingszeichentrickserie zu erinnern. Sie können alle Namen, Eigenschaften, Ereignisse und kleinste Details auswendig wiedergeben. Der Unterschied ist, dass sie sich dafür interessieren und es sie begeistert. Ihr Gehirn versetzt sie beim Anschauen der Zeichentrickserie in einen Zustand der freudigen Erregung und somit fällt es ihnen viel leichter, die Details entsprechend zu behalten. Schulen und Bildungseinrichtungen müssten vor diesem Hintergrund eigentlich ein Ort der Freude und Glückseligkeit sein. Dann würde Dopamin ausgeschüttet und Lernen leichtfallen. Schauen wir uns die Realität an, sehen wir, dass viele Schüler sich in die Schule quälen müssen. Nicht die besten Voraussetzungen zum Lernen.

Gleiches trifft auch auf den Arbeitsplatz zu. Auch hier gilt, dass alles, was uns begeistert, viel schneller zu Veränderungen führt. Allerdings kommt hier ein zusätzliches Problem dazu. Erwachsene haben meist einen über Jahre praktizierten Lebensstil, der in vielen Fällen (durch zu wenig Bewegung, schlechte und falsche Ernährung) schon negative Auswirkungen auf die Produktion von BDNF hat. Im ungünstigsten Fall ist also weder Dopamin noch BDNF in erforderlichem Maße vorhanden. Dann hört man oft Sätze wie „Das funktioniert hier nicht“ oder „Das haben wir immer schon so gemacht“. Veränderung ist dann nur sehr schwer möglich und erfordert einen immens hohen Energieaufwand und große Willenskraft. Genau daran scheitern dann viele gut gemeinte persönliche und organisatorische Veränderungsprojekte. Sie brauchen Beweise? Schauen Sie sich einfach einmal an, wie viele Menschen Mitte Januar noch an ihren Neujahrsvorsätzen festhalten. Oftmals gelingt dies nur mit hohem Aufwand und eisernem Willen, was viel Energie kostet.

Neurobiologische Grundbedürfnisse

Jedes Gehirn ist unterschiedlich und passt perfekt zu seinem jeweiligen Besitzer. Kein Gehirn ist wie das andere. Allerdings scheint es so, als habe die Evolution dafür gesorgt, dass es so etwas wie neurobiologische Grundbedürfnisse gibt, die alle Menschen teilen.

Das SCARF-Modell

Ein Modell, das fünf solche Grundbedürfnisse beschreibt, stammt von David RockRock, David (Rock 2011) – das SCARF-ModellSCARF-Modell. Es greift die Erkenntnisse der Forschung auf, die zeigen, dass soziale Schmerzen, also zum Beispiel der Ausschluss aus einer Gemeinschaft, gleiche Hirnregionen aktiviert wie körperliche Schmerzen. Dies lässt vermuten, dass es Grundbedürfnisse gibt, die bei Nichterfüllung zu diesen sozialen Schmerzen führen. Dabei findet die Bewertung der Situation unbewusst statt und jeder Mensch reagiert unterschiedlich darauf.

Für jeden Menschen ist es wichtig, seine eigene Position und sein Ansehen im Verhältnis zu anderen Menschen zu kennen. Status in diesem Sinne bezeichnet einen Platz in der Gesellschaft. Ein Statusverlust führt dann zu Stress und löst die damit verbundenen körperlichen Reaktionen aus. Ein Statusgewinn hingegen kann die Belohnungszentren aktivieren und zu einem Glücksgefühl führen.

In klassischen Unternehmensstrukturen ist Status zumeist durch die Position im Organigramm bestimmt. Statusgewinn erfolgt durch Beförderung, öffentliches gutes Feedback, persönliche Weiterentwicklung und Anerkennung durch das Netzwerk.

In der sich nun verändernden Arbeitswelt ist dies oft nicht mehr der Fall. In vielen Unternehmen werden flachere Hierarchien angestrebt, Beförderungen fallen weg. Oftmals werden auch Jobtitel, die den Status ausdrückten, angepasst. Ein „Senior Berater“ ist plötzlich nur noch „Teammitglied“, genauso wie die ganzen unerfahrenen Kollegen. Eine solche „Gleichmacherei“ wird dann schnell als Statusverlust erlebt. Aber in diesen neuen Organisationsformen gibt es auch viele Dinge, die den wahrgenommenen Status erhöhen können. Hier ist Feedback ein wichtiger Faktor. Aber auch die Übernahme von Verantwortung kann zu Anerkennung führen.

Bei allem Optimismus, in einer solchen Transformation muss man aber bedenken, dass manche Menschen eben genau durch die klassischen Statussymbole wie Jobtitel oder Heldenstatus motiviert werden. Die Veränderung hin zu einer flacheren Struktur und der geteilten Anerkennung fällt manchen also schwerer als anderen. Daher ist es besonders wichtig, einen Ausgleich für den (gefühlten) Statusverlust zu schaffen.

Abb. 19:

Das Bedürfnis nach Status, Sicherheit, Selbstbestimmtheit, Zugehörigkeit, Gerechtigkeit

Das Gehirn ist darauf spezialisiert, Muster zu erkennen. Auf Basis dieser Muster versucht es vorherzusagen, was als nächstes passieren wird. Je klarer es diese Muster erkennt und sich daran orientieren kann, desto weniger Energie benötigt es. Für den einzelnen Menschen ist es wichtig, auf Muster zurückgreifen zu können. Das gibt ihm Sicherheit. Wenn das Gehirn ein Muster erkannt hat, kann es annehmen, was als Nächstes passiert und der Mensch weiß, mit was er rechnen kann. Wenn hingegen keine Muster erkannt werden, dann müssen sich die Menschen auf die Suche nach Antworten machen. Es gibt Menschen, die solche Situationen lieben. Anderen Menschen fällt dies hingegen sehr schwer und sie verfallen in entsprechenden Situationen in eine Schockstarre. So oder so kostet es eine Menge Energie, wenn keine Muster und Rahmenbedingungen erkennbar sind.

Das klare Formulieren und Kommunizieren von Erwartungen unterstützt dabei, transparent zu machen, was geschehen wird. Wenn nicht genug Informationen zur Verfügung gestellt oder aus rechtlichen Gründen nicht genannt werden dürfen, dann verschafft es auch schon eine Erleichterung, wenn dies klar geäußert und angekündigt wird, wann mit weiteren Informationen zu rechnen sein wird. Zurückhalten von Informationen hingegen führt zu der erwähnten Unsicherheit, da das Gehirn zu wenig Anhaltspunkte hat, um sich Sicherheit zu verschaffen. Das bedeutet auch, dass das Ansprechen schlechter Neuigkeiten ein wichtiger Aspekt ist, der zur Sicherheit beiträgt. Wenn die Information bekannt ist, dann können die Betroffenen mit der Verarbeitung beginnen und neue Optionen erschließen. Werden schlechte Neuigkeiten nicht angesprochen, sind aber erwartbar, dann führt dies schnell zu einer großen Unsicherheit und bei manchen Menschen auch zu einer Überforderung.

Das Sicherheitsbedürfnis ist das stärkste der beschriebenen Bedürfnisse. Gerade in Zeiten der Veränderung können viele gleichzeitig stattfindende Aktivitäten zu einer großen Unsicherheit führen. Daher sollte man mit Bedacht, kleinen Schritten und offener Kommunikation agieren. In einem komplexen Umfeld helfen auch die kurzen Feedbackschleifen, das Unbekannte und die Unsicherheit etwas zu dämpfen. Eine regelmäßige Rückmeldung darüber, ob man auf dem richtigen Weg ist, bringt zwar keine absolute Sicherheit, hilft aber, die Unsicherheit zu reduzieren.

Unser Gehirn reagiert mit Stresssymptomen, wenn es das Gefühl hat, eine Situation nicht kontrollieren zu können. Es fehlt die Selbstbestimmtheit. Wenn alle Rahmenbedingungen und Optionen schon vorher festgelegt wurden und sich nicht anpassen lassen, zum Beispiel durch enge Prozesse, Vorgaben und Regeln, dann fehlen Entscheidungsspielräume und die Autonomie wird eingeschränkt. Der Mensch fühlt sich fremdbestimmt und nicht mehr als Gestalter.

Auch wenn Menschen, die zuvor als Einzelkämpfer, Spezialisten und Experten unterwegs waren, plötzlich in einem Team zusammenarbeiten sollen, kann dies als Verlust von Autonomie wahrgenommen werden. Sie werden aufgefordert, Rücksicht zu nehmen, andere Meinungen zu respektieren und sich abzusprechen, bevor sie etwas unternehmen. Das fühlt sich für sie wie ein Verlust der Autonomie an. Für andere ist diese Umstellung hingegen problemlos. Sie sehen also, dass zwar alle Grundbedürfnisse in allen Menschen angelegt sind, die Einschätzung, wann ein Grundbedürfnis bedroht ist, hingegen sehr individuell ausgeprägt ist.

Jeder Mensch benötigt die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Für jeden Einzelnen ist es wichtig, Teil einer Gruppe zu sein. Wird man von einer Gruppe ausgeschlossen, so führt dies zu massiven Auswirkungen, die mit körperlichen Schmerzen vergleichbar sind. Dies führt wiederum zu enormem Stress, der sich in entsprechenden Symptomen äußert. In Experimenten konnte gezeigt werden, dass Menschen, die von einem virtuellen Ballspiel von zwei anderen Personen (die eingeweiht waren) ausgeschlossen und übergangen wurden, die gleichen Hirnregionen aktivierten, die auch bei Schmerzen aktiv sind.

Um sich in einer Gruppe angenommen und mit dieser verbunden zu fühlen, benötigt der Mensch das Gefühl, innerhalb dieser Gruppe mit seinen Stärken und Schwächen voll akzeptiert zu sein. Wird aber zum Beispiel die Expertise (und damit der Wert) eines Teammitglieds vor einer Gruppe in Frage gestellt, dann ist diese Verbundenheit bedroht. Dies ist ein massiver Stressfaktor.

Niemand möchte ausgenutzt werden und ungerecht behandelt werden. Geben und Nehmen muss im Einklang sein und der Mensch möchte sich fair und gerecht behandelt wissen. Ein interessantes Experiment zeigt, wie wichtig Gerechtigkeit für Menschen ist (Nowak u. a. 2000).

Experiment | Wie würden Sie handeln? Sie befinden sich mit einer unbekannten Person in einem Raum. Die andere Person hat zehn Euro bekommen und nun die Aufgabe, mit Ihnen zu teilen. Dabei kann sie Ihnen anbieten, was immer sie abgeben möchte. Wenn Sie das angebotene Geld annehmen, dann dürfen Sie beide das Geld behalten. Wenn Sie aber ablehnen, dann darf niemand von Ihnen beiden das Geld behalten. Wie würden Sie reagieren, wenn die andere Person Ihnen fünf Euro, einen Euro oder 10 Cent anbieten würde?

Wenn man davon ausgeht, dass Menschen immer rational und ökonomisch handeln, dann würden Sie jedes Angebot annehmen. Schließlich würden Sie bei allen Angeboten am Ende mehr haben als zu Beginn. Es wäre also vorteilhaft, selbst wenn das Angebot nur 10 Cent sind. Wenn Sie aber so handeln wie die meisten Menschen in diesem Experiment, dann würden Sie den Euro und die zehn Cent wahrscheinlich ablehnen. Die meisten Menschen empfinden eine solche Verteilung als unfair und lehnen sie deshalb ab, auch wenn sowohl sie selbst als auch die andere Person mit leeren Händen nach Hause gehen. Dafür wäre ihr Belohnungszentrum im Gehirn aber sehr aktiv. Wie Wissenschaftler herausgefunden haben, belohnt unser Gehirn uns nämlich dafür, wenn wir Ungerechtigkeit bestrafen, selbst wenn wir selbst dadurch einen Nachteil haben.

Fairness bedeutet auch nicht, alles gleich zu machen. Es darf durchaus Unterschiede zwischen verschiedenen Teammitgliedern oder Mitarbeitern geben. Allerdings müssen diese auf fairen und verständlichen Grundlagen beruhen. Ein erfahrener Mitarbeiter kann somit deutlich mehr Freiheiten besitzen als ein noch unerfahrener. Allerdings sollte klar sein, dass diese Freiheiten auf Erfahrung zurückzuführen sind. Wenn diese Erfahrung auch von dem anderen Mitarbeiter nachgewiesen wurde, sollte er die gleichen Freiheiten erhalten.

SCARF in der Praxis

Bei Veränderungen ist es ratsam, die Auswirkungen auf die Faktoren dieses Modells immer im Blick zu behalten. Oftmals ist es so, dass eine Veränderung einige Faktoren positiv und andere negativ beeinflusst. Das muss nicht unbedingt ein Problem sein, solange die positiven Aspekte überwiegen. Die Faktoren gleichen sich also gewissermaßen gegenseitig aus.

Wenn einer dieser Faktoren für einen Menschen bedroht wird, beispielsweise in einem Teammeeting, dann setzt als erste (unbewusste) Reaktion darauf voraussichtlich Widerstand ein. Angenommen, Sie haben Ihren Kollegen in einem Meeting verunsichert, weil Sie seine Expertise komplett in Frage gestellt haben. Nun sind hier Grundbedürfnisse verletzt, besonders das Bedürfnis nach Status und Verbundenheit. Es ist wahrscheinlich, dass sich infolgedessen Widerstand bei Ihrem Kollegen aufbauen wird. Untersuchungen haben gezeigt, dass in dieser Phase des Widerstands Ihr Kollege erst einmal nicht für logische und rationale Argumente zugänglich sein wird. Dieser Zustand dauert in der Regel wenigstens zwei Minuten. In diesem Zeitraum bringt es also nichts, auf Ihren Kollegen einzureden und ihn von etwas überzeugen zu wollen. Sie müssen ihm Zeit zugestehen, bis er wieder aufnahmefähig ist. Erst dann können Sie ihn wieder mit Argumenten erreichen und in eine sachliche Diskussion zurückführen. Zuerst aber sollten Sie dafür sorgen, dass seine Bedürfnisse wieder erfüllt werden. Ist sein Bedürfnis nach Status bedroht, dann wertschätzen Sie ihn und geben Sie ihm positives Feedback vor dem Team. Wenn sein Sicherheitsbedürfnis angegriffen ist, versorgen Sie ihn mit allen Informationen, die Sie weitergeben können. Zeigen Sie ihm, welche Freiheiten er hat, wenn sein Autonomiebedürfnis bedroht ist und bieten Sie Ihm Hilfe an, um zu zeigen, dass er nicht alleinsteht und sein Bedürfnis nach Verbundenheit berücksichtigt wird. Wenn er sich ungerecht behandelt fühlt, dann zeigen Sie Verständnis dafür und erklären Sie, auf welcher Basis Unterschiede gemacht werden.

Neurobiologie und die Praxis

Sie haben in den vergangenen Abschnitten das limbische System und die psychoneuralen Systeme kennengelernt. Zudem haben Sie erfahren, wie komplex die Energiegewinnung im menschlichen Organismus sein kann. Zuletzt sind Sie mit einer Reihe von Grundbedürfnissen konfrontiert worden, die erfüllt sein sollten, damit es den Menschen gut geht. Mir war es an dieser Stelle wichtig, Ihnen eine Übersicht über die Zusammenhänge zu bieten. Wenn Sie sich in einer Veränderung befinden, dann sollten Sie eine grobe Idee davon haben, wie Menschen Veränderungen erleben und damit umgehen. Die vorgestellten Konzepte und Systeme sollten dazu einen Überblick bieten.

Wenn Sie als VUCA-Held eine Veränderung vorantreiben oder sich selbst verändern möchten, dann kann es hilfreich sein, diese Modelle zu kennen, um bei auftretenden Problemen einen Ansatzpunkt zu finden. Tun Sie sich mit einer Neuerung schwer, dann könnten Sie sich vielleicht fragen, ob Sie genügend Energie zur Verfügung haben. Eventuell reicht eine veränderte Schlafpraxis schon aus, um Blockaden zu lösen. Wenn Sie bemerken, dass Mitarbeiter in der Diskussion plötzlich in einen Konflikt geraten, kann es hilfreich sein zu erkennen, dass gerade ein Grundbedürfnis verletzt wurde.

Es ist kaum möglich, alle Zusammenhänge gleichzeitig im Blick zu behalten. Aber das ist auch gar nicht nötig. In einem System kann eine kleine Veränderung an einem Bestandteil schon zu großen Auswirkungen im Gesamtsystem führen. Die vorgestellten Modelle bieten Ansatzpunkte, die aufzeigen, an welchen Bereichen Änderungen möglich sind.

➤ Tipps für VUCA-Helden

Unser Gehirn ist schon deutlich älter als die Umwelt, in der wir heute leben. Unsere kognitiven Fähigkeiten, die uns zu vielen Erfindungen und gesellschaftlichen Fortschritten verholfen haben, sind aber nicht die einzigen Abläufe im Gehirn. Es gibt einen deutlich älteren Teil, repräsentiert durch das limbische System. Hier liegen Impulse, Triebe, Emotionen und grundlegende Bewältigungsstrategien, die schon Generationen von Menschen das Überleben gesichert haben. Diese wirken bis heute und wir sollten uns ihres Einflusses bewusst sein.

Um Veränderung zu ermöglichen benötigt unser Gehirn ausreichend Energie. Durch die Umwelteinflüsse und den Lebensstil, den einige Menschen pflegen, steht diese Energie nicht immer zur Verfügung. Durch ein paar Anpassungen unseres Verhaltens können wir aber für einen höheren Energielevel sorgen.

Zudem gibt es eine Reihe von neurobiologischen Bedürfnissen, die durch viele Jahre der Evolution entstanden sind. Diese wirken bis heute, auch wenn die ursprünglichen Auslöser und die Umwelt sich sehr stark verändert haben. Die Kenntnis dieser Bedürfnisse ist hilfreich, um Ängste und Bedenken in einem Veränderungsprozess zu verstehen und moderieren zu können.

1 Machen Sie sich bewusst, dass Verhalten immer mit Gefühlen zusammenhängt.

Eine rein rationale Entscheidung gibt es nicht. Das limbische System ist immer beteiligt. Auch Personen, die sich ganz sicher sind, dass sie keine Gefühle verspürt haben, sind davon beeinflusst. Handlung ohne Emotion gibt es nicht. Eine Veränderung auf der rein kognitiv-sprachlichen Ebene ist unwahrscheinlich. Die im limbischen System verankerten Emotionen müssen mit angesprochen werden.

 Was für ein Gefühl lässt sich wahrnehmen, wenn Sie tief in sich hineinhorchen?

 Warum tendieren Sie zu einer Entscheidung? Welche Gefühle beeinflussen Sie?

 Welche Veränderung wollen Sie erzielen? Auf welcher Ebene liegt diese?

 Was können Sie tun, um tiefergreifende Veränderungen zu erreichen?

1 Machen Sie sich klar, auf welcher Ebene ein problematisches Verhalten begründet liegt.

Mit der Kenntnis der limbischen Ebenen können Sie ein größeres Verständnis für Verhalten und Einstellungen aufbauen. Liegt es in einer der oberen Ebenen, dann stehen die Chancen gut, dass Sie Veränderungen bewirken können. Akzeptieren Sie, dass es auch Verhalten gibt, das zu tief liegt. Die Arbeit mit einer bestimmten Form von Problemen sollte nur von Therapeuten erfolgen, die speziell dafür ausgebildet sind. Die Kenntnis der neurobiologischen Grundlagen hilft, solche Probleme zu erkennen und den Mitmenschen gegebenenfalls eine professionelle Hilfe ans Herz zu legen.

 Ist in dieser Situation nur eine Verhaltensänderung notwendig oder muss auch die Einstellung verändert werden?

 Wie viel Zeit nehmen Sie sich, um eine Veränderung zu erreichen?

 Vermuten Sie bei einem Widerstand ein tieferliegendes Problem? Könnte eventuell therapeutische Unterstützung notwendig sein?

1 Veränderung benötigt Energie.

Damit eine Veränderung stattfinden kann, benötigt der Körper – und ganz besonders unser Gehirn – eine Menge Energie. Ist diese Energie nicht verfügbar, dann werden Abstriche gemacht, die auch zu risikolosen Entscheidungen und vereinfachenden Abkürzungen führen.

Durch eine gesunde Lebensweise, ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung kann der Körper auf Energie zurückgreifen. Fehlender Schlaf, Fast Food, Stress und ein sitzender Lebensstil können dazu führen, dass ein großes Energiedefizit entsteht. Im schlimmsten Fall kann dies bis ins Burnout oder zu schweren chronischen Erkrankungen führen.

 Ernähren Sie sich ausgewogen und gesund?

 Schlafen Sie genug und fühlen Sie sich morgens vital und voller Energie?

 Bewegen Sie sich ausreichend?

 Fällt es Ihnen schwer, neue Dinge zu lernen, sich zu konzentrieren oder sich zu motivieren?

 Was davon trifft auf Ihr Gegenüber zu?

1 Achten Sie in Veränderungsprozessen auf neurobiologische Grundbedürfnisse.

Die lange Geschichte der Evolution hat dazu geführt, dass unser Gehirn bestimmte Strukturen ausgebildet hat, die unseren Vorfahren geholfen haben, ihr Überleben zu sichern. Die Umwelt hat sich jedoch seit der Steinzeit sehr massiv verändert. Für die Evolution ist dieser Zeitraum viel zu kurz. Das Gehirn ist also noch auf den Überlebenstrieb der Steinzeit programmiert.

Damals halfen einige Grundbedürfnisse, das Überleben der menschlichen Art sicherzustellen. Diese Bedürfnisse sind bis heute in uns wirksam. In Veränderungsprozessen ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Bedürfnisse möglichst erfüllt sind, sonst treten Widerstände auf und die beteiligten Menschen können sogar gesundheitliche Folgen erleiden.

Achten Sie auch darauf, dass ein spontaner Widerstand, hervorgerufen durch ein verletztes Grundbedürfnis, dazu führt, dass ein Mensch in einen Stresszustand gerät, in dem er nicht für rationale Argumente zugänglich ist und es eine Weile dauert, bis er für Argumente wieder empfänglich ist.

 Welches neurobiologische Grundbedürfnis könnte eventuell von einer Veränderung betroffen sein?

 Wie können Sie einer negativen Veränderung eines Bedürfnisses durch positive Verstärkung anderer Bedürfnisse entgegenwirken?

 Ist Ihr Gegenüber gerade im Widerstand? Bieten Sie ihm genug Zeit und Raum, um das Gesagte zu verarbeiten und wieder auf eine rationale Ebene zu gelangen?

 Was können Sie tun, um Ihren Kollegen, Ihrem Team und Ihrer Familie ein Umfeld zu bieten, in dem die neurobiologischen Grundbedürfnisse möglichst alle erfüllt sind?

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