Kitabı oku: «Der Sonnenweg des Yoga», sayfa 5
Gib die Begierde auf
Buddha hat gesagt, im Überwinden eines Begehrens liege eine größere Freude als in seiner Befriedigung. Es ist eine Erfahrung, die jeder machen kann, und es ist eine, die wahrhaftig sehr interessant ist, sehr interessant...
Es entsteht eine Art innerer Kommunion mit dem seelischen Wesen, wenn man bereitwillig ein Begehren aufgibt, und deshalb empfindet man sehr viel tiefere Freude, als wenn man es befriedigt hätte. Übrigens, meistens, fast ohne Ausnahme, bleibt irgendwo eine Art bitterer Geschmack zurück, wenn einer Begierde nachgegeben wird.
Es gibt nicht ein einziges erfülltes Verlangen, das nicht eine Art Bitterkeit hinterlässt. Es ist die Bitterkeit, die deinen Mund füllt, wenn du etwas zu Süßes gegessen hast. So ist das. Du musst dich aufrichtig bemühen. Natürlich darfst du nicht vortäuschen, ein Begehren aufzugeben und es dann in einem Winkel aufbewahren, denn dann wird man sehr unglücklich. Du musst es aufrichtig tun.
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Erringe deine kleinen Siege
Wenn du durch eine Anstrengung des inneren Bewusstseins und Wissens wahrhaftig ein Begehren in dir bezwingen kannst, das heißt, es auflöst und aufgibst, wenn du durch inneren guten Willen, durch Bewusstsein, Licht und Wissen imstande bist, es verschwinden zu lassen, wirst du, zuallererst in dir persönlich, hundertmal glücklicher sein, als hättest du ihm nachgegeben, und dann wird das wunderbare Wirkung zeigen. Es wird einen Widerhall in der Welt finden, von dem du keine Vorstellung hast. Es wird sich fortpflanzen. Denn die Schwingungen, die du hervorgerufen hast, werden sich ausbreiten. Diese Dinge wachsen zu größerem Umfang als der auslösende Schneeball. Der Sieg, den du in deiner Natur erringst, wie klein er auch sein mag, kann in der ganzen Welt errungen werden...
Wenn du wirklich etwas Gutes tun willst, dann gibt es nichts Besseres, als dir in aller Aufrichtigkeit deine kleinen Siege zu erkämpfen, einen nach dem anderen, und auf diese Weise wirst du für die Welt das dir Bestmögliche tun.
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Ändere dich selbst zuerst
Du kannst an anderen nichts tun, es sei denn, du kannst es an dir selbst tun. Du kannst niemals irgend jemandem einen Rat erteilen, es sei denn, du wärest fähig, ihn dir zuerst selber zu geben und ihn dann zu befolgen. Und wenn du irgendwo eine Schwierigkeit siehst, dann ist die beste Methode, das zu verändern, es zuerst in dir selbst zu korrigieren. Wenn du bei jemandem eine Schwäche siehst, darfst, du sicher sein, sie ist in dir, und du fängst an, sie bei dir selbst zu ändern. Und wenn das geschehen ist, wirst du stark genug sein, dasselbe auch bei anderen zu bewirken. Und das ist eine wunderbare Sache. Menschen begreifen nicht, welche unendliche Gnade es ist, dass dieses Universum so eingerichtet ist, dass eine Ansammlung von Substanz, angefangen vom äußerst Physischen bis zum höchsten Spirituellen, sich insgesamt in einem sogenannten kleinen Individuum konzentriert, aber einem zentralen Willen zur Verfügung steht. Und das gehört dir, es ist dein Arbeitsfeld, niemand kann es dir nehmen, es ist dein Besitz. Und in dem Umfang, in dem du in ihm arbeiten kannst, wirst du eine Wirkung auf die Welt ausüben. Aber nur in dem Umfang. Übrigens, man muss mehr an sich selbst arbeiten als an anderen.
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Kapitel 3
Moral, Religion, Yoga
Spiritualität und Moral
Es besteht ein großer Unterschied zwischen Spiritualität und Moral, zwei Dingen, die ständig miteinander verwechselt werden. Das spirituelle Leben, das Leben im Sinne des Yoga, hat zu seinem Ziel, in das göttliche Bewusstsein hineinzuwachsen und als sein Ergebnis, das zu läutern, verstärken und erstrahlen zu lassen und zu vervollkommnen, was in dir ist. Es macht dich zu einer Kraft, die das Göttliche offenbart. Es hebt die Natur jeder Persönlichkeit zu ihrer vollen Bedeutung empor und verhilft ihr zu ihrem höchsten Ausdruck; denn dies ist Teil des göttlichen Plans. Moral folgt einem mentalen Verfahren und errichtet mit einigen wenigen Vorstellungen davon, was gut ist oder nicht, ein Idealmodell, in welches sich alle hineinzwingen müssen. Diese Idealvorstellung unterscheidet sich zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten in ihren Einzelheiten und in ihrer Gesamtheit. Und dennoch erklärt sie sich selbst zum einzigartigen Vorbild, einem kategorischen Absoluten. Sie erkennt außerhalb ihrer selbst nichts an; sie lässt nicht einmal eine Abweichung innerhalb ihrer selbst gelten. Alle sollen ihrem alleinigen Idealbild entsprechend geformt werden, alle sollen einheitlich und untadelig dieselben sein. Wegen ihrer starren, wirklichkeitsfremden Natur ist die Moral in Prinzip und Wirkensweise das Gegenteil von Spiritualität. Im spirituellen Leben enthüllt sich die eine Wesenheit in allem, aber auch ihre unbegrenzte Mannigfaltigkeit. Sie arbeitet für die Vielfalt im Einssein und für Vollkommenheit in dieser Vielfalt. Moral errichtet einen künstlichen Maßstab, der zur Verschiedenartigkeit des Lebens und der Freiheit des Geistes im Widerspruch steht. Sie erschafft etwas Mentales, Festgesetztes, Beschränktes und verlangt von allen, sich dem anzupassen. Alle müssen sich abmühen, dieselben Eigenschaften und denselben vorbildlichen Charakter zu erwerben. Moral ist nicht göttlich oder vom Göttlichen. Sie ist vom Menschen und menschlich. Ihre Grundlage ist die unveränderliche Spaltung in Gut und Böse. Aber das ist eine willkürliche Setzung. Sie nimmt relative Dinge und versucht, sie als absolute einzuführen; denn dieses Gute und jenes Böse unterscheiden sich in unterschiedlichen Klimagebieten und Zeiten, Epochen und Ländern. Die Moralauffassung geht so weit zu behaupten, es gäbe gute und schlechte Begierden und verlangt von dir, die eine anzunehmen und die andere zurückzuweisen. Aber das spirituelle Leben fordert von dir, überhaupt alles Begehren zurückzuweisen. Gemäß seines Gesetzes musst du alle Bestrebungen, die dich vom Göttlichen entfernen, verwerfen. Du musst sie abwehren, nicht weil sie in sich selbst schlecht wären – denn sie mögen für einen anderen Menschen in einer anderen Umgebung gut sein – sondern weil sie zu jenen Antrieben und Kräften gehören, die, unerleuchtet und unwissend, dir auf deinem Weg zum Göttlichen im Wege stehen. Alles Begehren, ob gut oder schlecht, fällt in diese Darstellung: denn das Begehren selbst entspringt einem unerleuchteten, vitalen Wesen und seiner Unwissenheit. Andererseits musst du alle Regungen annehmen, die dich in Kontakt mit dem Göttlichen bringen. Aber du stimmst ihnen zu, nicht weil sie in sich selbst gut wären, sondern weil sie dich zum Göttlichen leiten. Akzeptiere also alles, was dich zum Göttlichen führt. Weise alles zurück, was dich von ihm fortbringt, aber sage nicht, dies ist gut oder jenes ist schlecht oder versuche nicht, anderen deine Auffassung aufzunötigen; denn das, was du als schlecht bezeichnest, mag für deinen Nachbarn, der nicht versucht, das Göttliche Leben zu verwirklichen, genau das Richtige sein.
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Hat uns die Moral nicht geholfen?
Liebe Mutter, hat uns die Moral nicht geholfen, unser Bewusstsein zu erweitern?
Das hängt von den Leuten ab. Es gibt Leute, denen sie dienlich und andere, für die sie das überhaupt nicht war.
Moral ist etwas ganz und gar Künstliches und Willkürliches und in den meisten Fällen, selbst bei den Besten, hemmt sie echte spirituelle Bemühung durch eine Art moralischer Zufriedenheit, man sei auf dem rechten Weg und ein wahrer Gentleman, man erfülle seine Pflicht und komme allen moralischen Erfordernissen des Lebens nach. Dann ist man so selbstzufrieden, dass man sich nicht mehr von der Stelle rührt oder irgendeinen Fortschritt macht.
Es ist für einen tugendhaften Mann sehr schwierig, den Pfad Gottes zu betreten. Das ist schon oft gesagt worden, aber es ist vollkommen richtig, denn er ist in höchstem Maße selbstzufrieden, er glaubt, er hat verwirklicht, was er verwirklicht haben sollte. Ihm fehlt entweder die Sehnsucht oder sogar jene einfache Demut, die uns nach Fortschritt verlangen lässt. Weißt du, einer, den wir hier als einen Weisen betrachten, hat es sich gewöhnlich in seiner Tugendhaftigkeit sehr bequem eingerichtet und denkt niemals daran, da herauszukommen. Das entfernt dich meilenweit von göttlicher Realisation.
Bis man das innere Licht gefunden hat, hilft es aber wirklich, für sich selbst eine bestimmte Anzahl Regeln aufzustellen, die natürlich nicht zu starr und unveränderlich sein sollten, jedoch genau genug, uns davor zu bewahren, vollständig vom rechten Pfad abzuweichen oder nicht wiedergutzumachende Fehler zu begehen – Fehler, unter deren Folgen wir unser ganzes Leben leiden.
Dazu ist es gut, in sich selbst einige Prinzipien zu errichten, die jedoch jeweils im Einklang mit der eigenen Natur stehen sollten. Wenn man sich eine soziale, kollektive Regel zu eigen macht, wird man sofort zu einem Sklaven dieser Vorschrift, und das hindert uns fast vollständig daran, irgendeine Anstrengung zu unserer Umwandlung zu machen.
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Der Menschheit dienen
Warum möchtest du der Menschheit dienen, welche Vorstellung steckt dahinter? Es ist Ehrgeiz, damit du ein großartiger Mensch unter den Menschen wirst. Das ist schwer zu begreifen?... Das kann ich verstehen!
Das Göttliche ist überall. Deshalb, wenn man der Menschheit dient, dient man dem Göttlichen, ist das nicht so?
Das ist fantastisch! In dieser Angelegenheit ist es das Einleuchtendste zu sagen: „Das Göttliche ist in mir. Wenn ich mir selbst diene, diene ich ebenso dem Göttlichen!“ Tatsächlich ist das Göttliche überall. Das Göttliche wird Sein Werk sehr gut ohne dich tun.
Ich sehe ganz gut, dass du mich nicht verstehst. Aber wirklich, wenn du begreifst, dass das Göttliche da ist, in allen Dingen, worin mischst du dich ein, indem du der Menschheit dienst? Um das zu tun, musst du besser wissen als das Göttliche, was für sie getan werden muss. Weißt du besser als das Göttliche, wie man ihr dient?
Das Göttliche ist überall. Ja. Dinge scheinen nicht göttlich zu sein... Was mich betrifft, so sehe ich nur eine Lösung: Wenn du der Menschheit helfen möchtest, gibt es nur eines zu tun, das heißt nimm dich so vollständig wie möglich und bringe dich dem Göttlichen dar. Das ist die Lösung. Denn auf diese Weise wird wenigstens die physische Realität, die du verkörperst, fähig, dem Göttlichen ein wenig ähnlicher zu werden.
Man sagt uns, das Göttliche ist in allen Dingen. Warum ändern sie sich nicht? Weil das Göttliche keine Erwiderung erfährt, es spricht nicht alles auf das Göttliche an. Man muss die Tiefen des Bewusstseins erforschen, um das zu erkennen. Was willst du tun, um der Menschheit zu dienen? Den Armen zu essen geben? – Du kannst Millionen von ihnen ernähren. Das wird keine Lösung sein, dieses Problem wird dasselbe bleiben. Den Menschen neue und bessere Lebensbedingungen schaffen? – Das Göttliche ist in ihnen, wie kommt es, dass die Dinge sich nicht wandeln? Das Göttliche wird den Zustand der Welt besser kennen als du. Was bist du? Du stellst nur ein klein wenig Bewusstsein und ein klein wenig Materie dar, das ist es, was du „ich selbst“ nennst. Wenn du der Menschheit helfen möchtest, der Welt oder dem Universum, dann ist das einzige, was du tun kannst, dieses kleine Etwas vollständig dem Göttlichen hinzugeben. Warum ist die Welt nicht göttlich?... Es ist offensichtlich, dass die Welt nicht in Ordnung ist. Deshalb ist die einzige Lösung des Problems die, abzugeben, was dir gehört. Gib es vollständig, ganz und gar dem Göttlichen; nicht nur deinetwillen, sondern auch für die Menschheit, für das Universum. Es gibt keine bessere Lösung. Wie willst du der Menschheit nützen? Du weißt nicht einmal, was sie braucht. Vielleicht weißt du noch weniger, welcher Macht du dienst. Wie kannst du irgend etwas ändern, ohne dich selbst wirklich geändert zu haben?
In jedem Fall bist du dazu nicht mächtig genug. Wie kannst du erwarten, einem anderen Beistand leisten zu können, wenn du nicht über ein höheres Bewusstsein verfügst als er? Es ist eine solch kindische Idee! Nur Kinder sagen: „Ich werde ein Wohnheim aufmachen, einen Kinderhort bauen, Armen Suppe austeilen, dieses Wissen verkünden, jene Religion verbreiten...“. Das geschieht nur, weil du dich selbst für besser hältst als andere, glaubst, du weißt besser, was sie sein oder tun sollten. Das ist es, was Der-Menschheit-dienen bedeutet. Du möchtest das alles fortsetzen? Es hat die Dinge nicht viel verändert. Der Menschheit helfen heißt nicht, ein Krankenhaus oder eine Schule zu eröffnen...
Du kannst Millionen Krankenhäuser einrichten, das wird die Leute nicht davor bewahren, krank zu werden. Im Gegenteil, dazu werden sie dann jede Gelegenheit und jede Ermunterung haben. Wir sind durchdrungen von Vorstellungen dieser Art. Das beruhigt unser Gewissen: „Ich bin auf diese Welt gekommen, ich muss anderen helfen.“ Man sagt zu sich selbst: „Wie selbstlos ich bin! Ich werde der Menschheit helfen.“ Aber das ist nichts als Egoismus.
Tatsächlich ist das erste menschliche Wesen, das dich angeht, du selbst. Du möchtest das Leiden vermindern, aber wenn du nicht die Eigenschaft zu leiden in ein von Gewissheit getragenes Glücklichsein verwandeln kannst, wird sich die Welt nicht ändern. Sie wird immer dieselbe bleiben, wir drehen uns im Kreis – eine Zivilisation folgt der anderen, eine Katastrophe der anderen. Aber die Sache wird nicht anders, denn es fehlt etwas, etwas ist nicht da, das ist das Bewusstsein. Das ist alles.
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Religion
Religion gehört der höheren Ebene des menschlichen Mentals an. Es ist die Bestrebung des höheren menschlichen Mentals, sich so weit, wie es in seiner Macht liegt, auf etwas jenseits seiner selbst zuzubewegen, etwas, das die Menschheit Gott oder Geist oder Wahrheit oder Glaube oder Wissen oder das Unendliche nennt, eine Art Absolutes, welches das menschliche Mental nicht erfassen kann und dennoch zu erfassen sucht. Religion mag in ihrem allerletzten Ursprung göttlich sein; in ihrer gegenwärtigen Natur ist sie nicht göttlich, sondern menschlich. Wir sollten wahrlich eher von Religionen sprechen als von Religion; denn es gibt viele von Menschen erschaffene Religionen...
Der erste Hauptglaubenssatz dieser bestehenden herkömmlichen Religionen lautet: „Mein ist die höchste, die einzige Wahrheit, alle anderen befinden sich in Unwahrheit oder sind minderwertig.“ Denn ohne dieses grundlegende Dogma könnten etablierte Religionsbekenntnisse nicht existieren. Wenn du nicht daran glaubst und nicht erklärst, dass du allein im Besitze der höchsten Wahrheit bist, wirst du nicht imstande sein, Leute zu beeindrucken und dazu zu veranlassen, dir zuzuströmen.
Diese Einstellung ist für die Religiosität natürlich. Eben dies lässt aber die Religion einem spirituellen Leben im Wege stehen. Die Glaubens- und Lehrsätze einer Religion sind mental erzeugte Dinge, und wenn du an ihnen klebst und dich in einen für dich aufgestellten Lebenskodex einschließt, dann kennst du nicht und kannst auch nicht die Wahrheit des Geistes kennen, der über alle Regelsysteme und Dogmen hinausreicht, weit und gewaltig und frei. Wenn du bei einer religiösen Überzeugung halt machst und dich dort bindest, indem du sie für die einzige Wahrheit der Welt hältst, dann bereitest du dem Fortkommen und dem Weitwerden deiner Seele ein Ende. Wenn du jedoch die Religion aus einem anderen Gesichtswinkel betrachtest, braucht sie nicht immer und für alle Menschen ein Hindernis zu sein. Wenn du sie als eine der höheren Aktivitäten der Menschheit erachtest und du in ihr das Streben des Menschen erkennen kannst, ohne die Unvollkommenheiten alles Menschenerschaffenen zu übersehen, dann vermag sie wohl eine Art Hilfe für dich auf dem Weg zu einem spirituellen Leben zu sein. Indem du dich in ernsthafter und aufrichtiger Haltung mit ihr befasst, kannst du versuchen herauszufinden, welche Wahrheit sie enthält, welche Sehnsucht in ihr verborgen liegt, welche göttliche Inspiration hier durch den menschlichen Geist und eine menschliches System Umformung und Verformung erfahren hat. Mit geeigneter mentaler Einstellung kannst du die Religion selbst so, wie sie ist, dahin bringen, etwas Licht auf deinen Weg zu werfen und dir etwas Unterstützung bei deiner spirituellen Bemühung zu gewähren.
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Yoga und Religion
Liebe Mutter, was ist der Unterschied zwischen Yoga und Religion?
Ah! Mein Kind... das ist, als fragtest du mich nach dem Unterschied zwischen Hund und Katze!
(Langes Schweigen)
Stelle dir jemanden vor, der irgendwie von etwas wie dem Göttlichen gehört oder ein eigenes Gefühl hat, dass etwas dieser Art existiert und der fängt an, sich auf alle mögliche Weise zu bemühen: Bemühungen des Willens, der Disziplin, der Konzentration, alles mögliche, um das Göttliche zu finden, um zu entdecken, was Er ist, mit Ihm vertraut zu werden und sich mit Ihm zu vereinen. Dann macht dieser Mensch Yoga.
Nun, wenn dieser Mensch alle Verfahren, derer er sich bedient hat, aufgeschrieben hat und ein starres System konstruiert und alles, was er erkannt hat, zu absoluten Gesetzen erklärt – zum Beispiel sagt er: Das Göttliche ist so und so, um das Göttliche zu finden, musst du jenes tun, führe diese besondere Geste aus, übernimm diese innere Haltung, vollziehe diese Zeremonie und du musst gelten lassen, dass dieses die Wahrheit ist, du musst sagen: „Ich erkenne an, dass dies die Wahrheit ist und ich werde mich voll und ganz daran halten; und deine Methode ist die einzig richtige, die einzig bestehende“ – wenn all das niedergeschrieben, gestaltet und nach festen Gesetzen und Zeremonien geordnet ist, dann wird es eine Religion.
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Sri Aurobindos Lehre und Religion
Viele Leute sagen, die Lehre Sri Aurobindos sei eine neue Religion. Würdest du sagen, sie ist eine neue Religion?
Leute, die das sagen, sind Dummköpfe, die nicht einmal wissen, worüber sie reden. Man braucht nur all das zu lesen, was Sri Aurobindo geschrieben hat, um zu begreifen, dass es unmöglich ist, auf seinem Werk eine Religion zu begründen, denn er selbst stellt jedes Problem, jede Frage in all deren Aspekten dar, indem er die in jedweder Sicht der Dinge verborgene Wahrheit aufzeigt; und er erklärt, man muss, um die Wahrheit zu erfahren, eine Synthese verwirklichen, die jeglichen mentalen Begriff überschreitet und in einer Transzendenz jenseits des Denkens aufgeht...
Ich wiederhole, wenn wir von Sri Aurobindo sprechen, dann kann keine Rede von Lehre, noch nicht einmal von Offenbarung sein, sondern von einer Tat des Höchsten; darauf kann keine Religion gegründet werden.
Aber die Menschen sind so dumm, dass sie imstande sind, alles mögliche in eine Religion zu verwandeln, so groß ist ihr Bedürfnis nach einem festen Rahmen für ihr enges Denken und ihr beschränktes Handeln. Sie fühlen sich so lange nicht sicher, bis sie geltend machen können, dies ist wahr und jenes nicht; aber ein solcher Anspruch wird für jemanden, der gelesen und verstanden hat, was von Sri Aurobindo geschrieben wurde, unmöglich. Religion und Yoga gehören nicht der gleichen Seinsebene an, und ein spirituelles Leben kann nur in aller Reinheit bestehen, wenn es von allen mentalen Dogmen frei ist.
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Der Entschluss zum Yoga
Siehst du, man mag einen sehr guten Willen haben, ein Leben, das auf göttliche Realisation ausgerichtet ist, jedenfalls eine mehr oder weniger oberflächliche Hingabe an ein göttliches Werk, und dennoch keinen Yoga praktizieren.
Für Sri Aurobindos Yoga muss man sich selbst integral umwandeln wollen, es bedeutet, ein einziges Ziel im Leben zu verfolgen, in der Art, dass es nichts anderes mehr gibt, das alleine existiert. Und so fühlt man klar in sich selbst, ob man es will oder nicht. Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, kann man immer noch ein Leben guten Willens führen, ein Leben des Dienens, des Verstehens. Man kann sich um das Werk mühen, damit es leichter vollbracht wird – alles das – man kann vieles tun. Doch zwischen diesem und dem Yoga besteht ein großer Unterschied.
Den Yoga auszuüben muss man bewusst wollen, du musst zunächst wissen, was das ist. Du musst wissen, was das ist, du musst dich dazu entscheiden. Sobald das hingegen geschehen ist, darfst du nicht länger zaudern. Das ist der Grund, weshalb du in voller Kenntnis der Sache eine Entscheidung fällen musst. Du musst wissen, wofür du dich entschließt, wenn du sagst: „Ich möchte Yoga machen.“ Und deshalb, von diesem Standpunkt aus, habe ich euch, glaube ich, niemals bedrängt...
Doch von dem Tag an, an dem du eine Wahl triffst – wenn du das in aller Aufrichtigkeit getan hast und in dir eine radikale Entschlossenheit fühlst – ändert sich die Lage. Da ist das Licht und der Pfad, denen man folgen muss, ganz geradlinig, und du darfst nicht davon abweichen. Weißt du, es wird niemand zum Narren gehalten. Yoga ist kein Spaß. Du musst wissen, was du tust, wenn du dich dazu entschließt. Wenn das jedoch geschehen ist, dann musst du daran festhalten. Du hast kein Recht mehr zu schwanken. Du musst geradeaus gehen! Da!...
Diesen Yoga der Umwandlung, der obendrein der mühsamste ist, diesen Yoga kann man nur machen, wenn man fühlt, dass man für ihn hierhergekommen ist (ich meine, hier auf die Erde) und dass man nichts anderes tun kann als das und dass das der einzige Grund für die eigene Existenz ist – selbst wenn man sich hart plagen, leiden und kämpfen muss, hat das keine Bedeutung – „Das ist es, was ich will, sonst nichts!“ – dann ist es anders. Sonst werde ich sagen: „Sei glücklich und sei gut, und das ist alles, was von dir verlangt wird. Sei gut im Sinne von verstehend sein und wissend, dass die Bedingungen, in denen du lebst, außergewöhnliche sind und versuche, ein bedeutenderes, trefflicheres und wahrhaftigeres Leben zu führen als der gewöhnliche Mensch, damit sich ein wenig von diesem Bewusstsein, diesem Licht und seiner Güte in der Welt auszudrücken vermag. Das wäre sehr gut.“ So ist es!
Sobald du hingegen deinen Fuß auf den Yogapfad gesetzt hast, musst du über eine stählerne Entschlossenheit verfügen und direkt auf das Ziel zu marschieren, was immer auch der Preis sein mag.
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