Kitabı oku: «Yoga und die Zukunft der Menschheit», sayfa 3

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Ist solch dreieinige Voraussetzung der Seele möglich? Logisch scheint sie unmöglich; logisch sind alle Trinitäten Hirngespinste, weil etwas nur eine Sache zur Zeit sein darf und nicht drei so auseinandergehende Zustände wie Einheit, unterschiedene Einheit und wirksame Dualität in sich verbinden kann. Aber bei diesen Dingen führt ein Zoll Erfahrung weiter als eine Elle Logik, und die Erfahrung lehrt – wie nachzuvollziehen ist –, dass der dreieinige Gott-Zustand ganz und gar möglich und einfach wird, ist Gottes Fülle einmal erlangt. Wir dürfen auf die Seele nicht eine Logik anwenden, die auf die Besonderheiten der Materie gegründet ist. Von einem Erdkloß stimmt es zwar, dass er nicht gleichzeitig an einem Ast kleben, aus dem Boden ragen und als eine formlose Masse in den Mutterboden getreten sein kann. Aber das ist so, weil er von der ursprünglichen Erdform getrennt ist. Die Seele ist von Gott nicht durch diese Schranken von Material und Dimension getrennt. Was für die Materie stimmt, trifft für den Geist nicht zu, auch werden die Richtmaße der Form nicht zu Fakten, die sich auf das Formlose anwenden lassen. Denn Materie ist in Form eingeschlossenes bewusstes Sein, der Geist ist bewusstes Sein, das Form benutzt, jedoch nicht darin eingeschlossen ist, und es ist des Geistes Vorrecht, dass er, obgleich unteilbar in seinem reinen Sein, frei selbst-teilbar ist in seiner bewussten Erfahrung und sich gleichzeitig in vielen Zuständen sammeln kann. Und durch dies Tapas, durch diese vielfältige Sammlung von Selbstkenntnis, schafft das Göttliche Sein die Welt und stützt sie und ist zugleich Gott und Natur und Welt, Persönlich und Unpersönlich, Unverfälscht und Vielseitig, Eigenschaftsreich und Eigenschaftslos, Krishna und Kali, Shiva und Brahma und Vishnu, Mensch und Tier und Pflanze und Stein, alle Aspekte Seiner selbst und alle Symbole. Wir brauchen daher nicht daran zu zweifeln, dass wir, unsere göttliche Wirklichkeit wiedererlangend, nicht an bloß eine einzige Voraussetzung, einen einzigen Aspekt gebunden sein werden, sondern über eine dreifache, ja eine vielfache Seelenerfahrung verfügen können. Indem wir Gott werden, werden wir das, was das All ist sowie es übertrifft und übersteigt. Sarvabhutani atmaivabhud vijanatah. Die Seele des vollkommen Wissenden wird zu allen existierenden Dingen und zu jenem Transzendenten, worin alle Dinge ihr Dasein haben, ihaiva, ohne aufzuhören seine menschliche Mitte gesonderter Erfahrung zu besitzen. Denn dies ist die vollständige Göttlichkeit, die das Ergebnis des vollkommenen und umfassenden Yoga ist.

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Kapitel 6
Sachchidananda

Der Vedanta, jene erhabene Bekräftigung der letzten Wahrheiten, über die kein menschliches Denken jemals hinausgegangen ist oder hinausgehen kann, schaut tief in die äußersten Urgründe, in denen das Dasein vor der Prüfung des Mentals Zuflucht nimmt, bekräftigt dort als Anfang und Ende aller möglichen Beschreibungen des unendlichen Wissbar-Unwissbaren drei Begriffe: Sein, Bewusstheit und Wonne. Sie sind die anfängliche und endgültige Trinität des Daseins. Daraus gehen alle Erscheinungen hervor, dahin suchen alle Erscheinungen zurückzukehren. Diese als Ich wahrgenommene Persönlichkeit ist aus dem unendlichen Sein hervorgegangen und lebt im unendlichen Sein; eingehüllt in die Begrenzungen von Form und Idee sucht sie mühsam, sich selbst als das unendliche Sein wiederzufinden. Dies Gewahrsein in mir, welches, gesammelt in meiner Persönlichkeit, alle mich aus dem unendlichen Dasein erreichenden Eindrücke zulässt und prüft, ist eine Auswahl aus einem unendlichen Bewusstsein, das sich selbst in seiner Gesamtheit und seinen Teilen betrachtet; lokalisiert und begrenzt, zunächst in dieser Form, die es geschaffen hat, taucht es aus seiner Schöpfung auf und sucht zunächst sich jener bewusst zu werden und dann seiner selbst; in gewisser Weise Herr seiner Umgebungen, strebt es Herr seiner selbst zu werden; sich stets vom Faktor zur Summe ausweitend, vom Besonderen zum Allgemeinen, von der Form zum Wesen, trachtet es sich als die unendliche Selbstbewusstheit wiederzuerlangen. Dieser Wille zu sein und zu wissen in mir ist wesenhaft die Freude zu sein und die Freude bewusst zu werden – Ananda, Wonne; und die besondere Wonne in mir ist nur ein Funke, eine Welle, ein Schaumkranz einer unendlichen Wonne; zunächst an teilweise, beschränkte und vergängliche Vergnügen geheftet, strebt sie immer diese zu erweitern, zu verbinden, zu verstärken; sie geht auf die Suche nach neuen Formen des Glücks; sie wendet sich von der Lebensfreude zu den Sinnesfreuden, von den Sinnesfreuden zu den Gefühlsfreuden, von den Gefühlsfreuden zur intellektuellen Befriedigung, von der intellektuellen Befriedigung zur selbstseienden Seligkeit des Geistes, die von keinem Gegenstand oder Umstand abhängt; in all diesen Regungen sucht sie sich selbst als unendliche Wonne wiederzufinden. Dergestalt erklären die endgültigen Wahrnehmungen des Vedanta den gesamten Prozess und die Arbeit des Bewusstseins in der Welt.

Diese drei, Sat, Chit und Ananda, sind eine Dreifaltigkeit, Sachchidananda. Es handelt sich nicht um drei verschiedene Faktoren, die eine einzige Summe bilden, noch sind zwei von ihnen lediglich Attribute, ja sogar untrennbare und unveränderliche Attribute des dritten. Zweifellos bestehen sie immer koexistent. Wo es keine Wonne gibt, weder latent noch entwickelt, kann es kein Dasein geben; wo es keine Bewusstheit gibt, das sich selbst absorbiert oder manifestiert, kann es kein Dasein geben. Folgen wir dem Dasein in die völlige und blinde Trägheit, verbirgt sich das Bewusstsein insgeheim in jener Nacht; folgen wir dem Bewusstsein in den trostlosen Abgrund, steckt die Freude selbstbetäubt in der Maske jenes Elends. Aber ihre Koexistenz ist nur ein äußeres Zeichen ihrer wesenhaften Einheit. Sie existieren nicht getrennt voneinander, weil sie sich nicht voneinander unterscheiden – alle drei sind ein Einziges in sich selbst, unterschiedlich gesehen; sinnenhaft gesehen, die Fasern des bewussten Lebens in uns berührend, ist es Freude; mental gesehen, die Fasern des lebendigen Bewusstseins berührend, ist es Bewusstheit; spirituell gesehen, den Kern dieses lebendigen und bewussten Egos berührend, ist es Sein. Aber das Ding-an-sich ist eins; es ist Brahman. Gehen wir hinter die Dreifaltigkeit, können wir nichts darüber sagen als Tat, anirdeshyam, das Unbestimmbare, Das, was alle Worte und Gedanken übersteigt; suchen wir es zu erkennen und zu definieren, dann kommen wir zur universellen und geheimnisvollen Dreifaltigkeit zurück, Sachchidananda, Sein, Bewusstheit und Wonne. Das ist alles, was wir im Grunde über uns selbst wissen können; wir sind Das, was Ist, welches als Seiendes sich Seines eigenen Daseins bewusst ist, und welches, als bewusstes, in Seinem verschwiegenen Sein oder Seinem Bewusstseinsspiel eine selbstseiende Wonne birgt. Dies ist alles, was wir grundlegend wissen können und alles, was wir wissen müssen, denn, wenn einmal erfasst und im Wissen weiterverfolgt, dann beginnt sich das ganze Leben in seiner geheimen Bewegung und Bestimmung unserem Blick zu entrollen.

Gegen diese erhabene Trinität des Vedanta, diese durchdringende Darlegung der Wirklichkeit der Dinge, diese Entdeckung der realen Existenz Gottes in der Welt, spricht offenbar in vieler Hinsicht der Anschein dieser Welt. Was uns an jeder Ecke grimmig anfällt, ist Leid und Schmerz, nicht Wonne; was uns immer und überall ins Auge springt, ist nicht bewusstes Gewahrsein, sondern die Trägheit und rohe Bewegung unbewussten Stoffes. Das Dasein können wir nicht leugnen; die Stimme des mächtigen Lebens in uns lehnt immer die Systeme des Nihilismus ab und überlässt sie dem Vergnügen einiger neugieriger und spitzfindiger Metaphysiker; weder in der Wissenschaft noch in der Erfahrung unterstützt irgendetwas die rein metaphysische Idee von Nichtigkeit. Aber dies unbestreitbare Dasein steht vor uns eher als unauflösliche Verwirrung von Vergnügen und Schmerz denn als gleichbedeutend mit Wonne; in seinen weiten, mit Welten besäten Feldern finden wir statt eines allgegenwärtigen Bewusstseins vielmehr ein unermessliches Nichtbewusstsein, worin Bewusstseinszungen flammen wie kleine Feuerzungen auf riesigem trägen Scheiterhaufen verschiedenartigen Holzes. Lassen wir uns nicht täuschen, antwortet der Vedantin; Erscheinungen kann man nie trauen, bis die Geheimnisse hinter ihnen ergründet sind. Für das Auge ist die Sonne ein Feuerglobus, der seine verehrte Erde umkreist; Generationen haben sie so empfunden und hätten die Wahrheit verspottet, dass diese festen Erscheinungen nur eine Ansammlung von Gasen seien oder die Farbe einer Rose bloß eine glänzende Täuschung des Sehens. Fragen wir das Bewusstsein, was sie wirklich ist oder enthält, und das Unbewusste, was ihre Geheimnisse sind. Befragen wir nicht nur den Wachzustand, sondern auch die Zustände des Schlafes und des Traumes. Sie werden am Ende langer, geduldiger und suchender Experimente feststellen, dass das verwirrte Bewusstsein des Traumes nur in den empfangenden Teilen des materiellen wachen Mentals verwirrt war und dahinter ein Bewusstseinszustand stand, der noch vollkommener und geordneter war als das Bewusstsein unseres wachen Lebens. Wir werden feststellen, dass das Bewusstsein im traumlosen Schlaf nur in den überwältigten und verstummenden Teilen desselben materiellen wachen Mentals in der Schwebe war und dahinter ein höchst erhabener und vollkommener Bewusstseinszustand stand, der nahe der Schwelle des Hauses Gottes steht, in dem wir wirklich wohnen; denn hier sind wir nur Arbeiter oder Aufseher in Seinen äußeren Höfen. Es wird zugegeben, dass wir träumen, wenn wir in tiefem Schlaf sind; wir sind bewusst, und wenn wir ohnmächtig oder betäubt sind, ist nur ein Teil des Bewusstseins, der äußere, hier tätige, zurückgezogen. Haben wir in uns das Unbewusste befragt, dann lasst es uns im Baum und in der Scholle befragen. Sind wir nämlich einmal in die inneren Reiche eingetreten und haben gelernt, eine uns übertreffende Erfahrung zu Gebote zu haben, so finden wir im Baum und im Felsen dasselbe Sein, dasselbe Bewusstsein, dasselbe Prinzip von Lebenswillen und von Wonne wie in uns selbst. Das Unbewusstsein von Baum und Felsen ist dasselbe wie das in unserem Körper, wenn das Mental, zurückgezogen, ihn nicht beobachtet. Es ist der Schlaf, die universelle Trance der Materie. Und das bedeutet schließlich die Trance des Bewusstseins, das sich selbst in seinem eigenen Symbol oder seiner eigenen Form vergisst. Das Bewusstsein ist in dieser seiner äußeren Hülle zu etwas anderem geworden, das keine Ähnlichkeit mit bewusstem Sein zu haben scheint, so wie Gas, das zu Wasser wird, zu etwas anderem geworden ist, das nicht den geringsten gasförmigen Anschein hat. Die Wahrheit thront verschleiert hinter der Erscheinung, selbstversunken; in ausnahmslos allem befindet sich „das, was in diesen bewussten und unbewussten Wesen bewusst ist, das, was in diesen Schlafenden wach ist“.

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Kapitel 7
Jenseits von Gut und Böse

Gott ist jenseits von Gut und Böse; wer Gott entgegengeht, muss in seiner Natur eins mit Ihm werden. Er muss Gut und Böse übersteigen.

Gott ist jenseits, nicht unterhalb von Gut und Böse, nicht durch sie bestehend oder begrenzt, ja nicht einmal oberhalb von ihnen; er übertrifft und übersteigt in einem absoluteren Sinne die Vorstellungen von Gut und Böse. Er geht in seiner Universalität über sie hinaus; sie bestehen zwar in ihm, aber die Werte von Gut und Böse, die wir den Dingen beimessen, sind nicht deren göttlicher oder universeller Wert, sondern nur der von uns in unserem psychologischen und dynamischen Umgang mit dem Leben geschaffene praktische Wert. Gott erkennt sie an und scheint mit uns auf der Grundlage dieser Wertschätzung des Lebens umzugehen, aber nur in dem Maße, wie es seinem Zweck in der Natur dient. In seinem universellen Wirken lässt er sich von ihnen nicht beschränken. Aber in sein transzendentes Wesen, von dem seine höchste Universalität das Abbild ist, treten sie überhaupt nicht ein; dort in der höchsten Universalität, die für uns transzendent ist, ist nur das absolute Gute, von dem sowohl unser Gutes als auch unser Böses gewisse unterschiedliche Elemente in sich trägt. Weder unser Gutes noch unser Böses kann aus sich selber das absolute Gute sein oder es uns geben; beide müssen umgewandelt werden, Böses in Gutes, Gutes in reines und selbstseiendes Gutes, bevor sie in dieses aufgenommen werden können.

Dies erklärt die Natur des Universums, die sonst unbegreiflich wäre und unvereinbar mit dem Wesen Gottes, ein machtvoll unbewusstes und gewalttätiges Rätsel. Gott muss jenseits der Beschränkung durch unsere Vorstellungen vom Guten sein, sonst könnte das Universum, so wie es ist, weder als das teilweise offenbarte Dasein eines göttlichen Seins noch als etwas von göttlichem Willen Geschaffenes oder Zugelassenes bestehen. Er kann auch nicht böse sein, sonst könnte es im Menschen, seinem höchsten irdischen Geschöpf oder seiner höchsten irdischen Manifestation, nicht diese vorherrschende Idee des Guten und diesen Strom der Neigung zur Rechtschaffenheit geben. Er kann nicht eine Mischung aus Gut und Böse sein, sei es ein selbstverwirrt ringendes oder ein geheimnisvoll geordnetes Doppelprinzip, Ormuzd und Ahriman, oder zumindest kann er nicht durch diese Dualität begrenzt werden, denn es gibt viel im Universum, das weder gut noch böse ist. Der größte Teil des Gesamten ist wohl übermoralisch, untermoralisch oder einfach amoralisch. Gut und Böse treten mit der Entwicklung mentalen Bewusstseins auf; sie existieren in ihren rudimentären Elementen im tierischen und primitiven menschlichen Mental; sie entfalten sich mit der menschlichen Entwicklung. Gut und Böse sind Dinge, die im Laufe der Evolution auftreten; so besteht die Möglichkeit, dass sie in deren weiterem Verlauf auch wieder verschwinden. Wenn sie tatsächlich bis zu ihrem höchstmöglichen Kulminationspunkt wesentlich sind, dann werden sie bleiben; oder ist eines wesentlich und das andere nicht, dann wird das eine bleiben und dessen Gegenteil verschwinden.

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Kapitel 8
Das Prinzip des Bösen

Das Problem des Bösen hat das menschliche Denken stark beschäftigt, und verschiedenartige, einander widerstreitende Lösungen sind entwickelt worden. Für den Rationalisten, der an nichts Unstoffliches glaubt, existiert das Problem nicht. Alles in der Natur ist Ergebnis der Evolution. Die Natur ist blind und unintelligent und hat daher keine Vorstellung von Gut und Böse; die Vorstellung gehört dem menschlichen Verstand und ist das Ergebnis des sozialen Empfindens und der Vorstellungen von Lust und Schmerz, die sich in den Menschen durch einen völlig einsichtigen natürlichen Prozess entwickelt haben. Doch für Menschen, die an eine Intelligenz, eine Einsichtskraft glauben, die über der Welt waltet und sie entwickelt, gibt es das Problem. Warum ist das Böse entstanden und was ist sein Zweck?

Die Unwilligkeit der frommen Seele, zuzugeben, dass das Böse in Gott existieren kann, hat zu Variationen der manichäischen Theorie geführt, die eine doppelte Herrschaft in der Welt sieht, nämlich Gott als das Prinzip des Guten und Satan als das Prinzip des Bösen. Die den Glauben an das bestehen einer intelligenten bösen Macht als Aberglauben betrachten, finden den Ursprung des Bösen im Menschen, der seine Freiheit missbraucht und durch seine Auflehnung und seinen Eigenwillen die Sünde hervorbringt. Diese Lösung löst aber gar nichts, weil sie nicht erklärt, warum es überhaupt eine Möglichkeit zum Bösen gegeben haben sollte. Sofern wir unsere Vorstellung von Gott als dem Ursprung und Schöpfer von allem, als das, von dem alles ausgeht, nicht einschränken, müssen wir gelten lassen, dass das Böse als Teil des Haushalts der Welt nicht weniger als das Gute aus Ihm hervorgegangen sein muss. Selbst wenn wir gewaltsam eine andere schöpferische Kraft in der Welt annehmen, die seine Universalität einschränkt, müssen wir davon ausgehen, dass Er, der die Macht hat, das Böse zu verhindern, es zulässt; denn Er ist allmächtig, und ohne die Erlaubnis Seiner allweisen übermächtigen Vorsehung vermag keiner irgendetwas zu tun. Beschränken wir jedoch die Allmacht Gottes, so setzen wir Ihn zu einem bloßen Demiurgen herab, einem großen Schöpfer von Dingen, der sich inmitten von Kräften abmüht, über die Er nicht die volle Gewalt hat. Eine solche Auffassung ist unphilosophisch und widerspricht der universellen spirituellen Erfahrung der Menschheit. Das Problem bleibt, warum Er, wenn Er Gott, die All-Liebe, sarvamangalam, ist, dann das Böse erschafft, oder wenn Er es nicht erschafft, warum Er es zulässt.

Unserer Meinung nach gibt es keinen Ausweg aus dem Glauben, dass Gott, wenn es Ihn gibt, alles ist. Alles geht von Ihm aus; von welcher anderen Quelle kann es ausgehen? Alles existiert in Ihm; in welchem anderen Wesen oder Kontinent kann es existieren? Deshalb muss das Böse von Ihm ausgehen, das Böse muss in Ihm existieren. Da Er der All-Weise ist, weil alles Wissen das Seinige ist, muss es zu irgendeinem weisen und vollkommenen Zweck existieren. Da Er die All-Liebe ist, muss es für das Gute existieren und nicht für etwas, das dem Guten widerspricht. Nur, Seine Weisheit ist eine unendliche Weisheit, unsere Weisheit ist eine endliche, Seine ist vollkommen, unsere unentwickelt. Seine ist eine unendliche und allweise Liebe, unsere eine endliche und unweise Liebe, eine Liebe, die unvollkommen von Wissen geprägt ist, voller Maya, Anhänglichkeit an vergängliches Glück und Vergnügen. Gottes Liebe blickt weithin, unsere Liebe richtet ihre Augen auf den Augenblick.

Erfahrung muss immer die Grundlage wahren Wissens sein, aber sie muss von wahrer Wahrnehmung erhellt sein, nicht eine von oberflächlichen Eindrücken dominierte Erfahrung. Einzig jene Erfahrung des Mentals ist erstrebenswert, die Ruhe erlangt hat und unter heftigsten Angriffen von Schmerz, Unglück und Bösem gelassen zu bleiben vermag. Das Mental, das nicht unerschütterlich, dhira, ist, das Kummer empfindet und unter dem Einfluss von Zuneigung und Leidenschaft denkt – sei es auch eine edle Zuneigung und Leidenschaft –, kann nicht zu samyag jnanam, der vollständigen und vollkommenen Wahrheit gelangen. Gemütsregung ist für das Herz und sollte nicht den Verstand bedrängen; denn des Verstandes eigentliche Aufgabe ist beobachten und verstehen, ohne sich vom geringsten Vorurteil, der leisesten Spur von Gefühl verdunkeln zu lassen. Wer dhira ist, wird jedes Geschehen gründlich anschauen, und, wenn er nicht sogleich sehen kann, auf Erhellung des Kerns und der letztendlichen Absicht warten; so wartend, so ruhig betrachtend, dämmert dem Verstand der Sinn des Lebens, entschleiert sich ein unendlicher Zweck in kleinen und großen Dingen, in guten und schlechten Vorkommnissen: allwissende Vorsehung enthüllt sich im Sturz des Sperlings und im Tod der Ameise wie auch im Erdbeben, das große Städte zerstört, und in den Fluten, die Tausende heimat- und mittellos machen. Rudra und Shiva erweisen sich als eins. Der Yogin sieht Gott in allen Dingen, in allen Wesen und allen Geschehnissen. Er ist die Sturmflut, Er ist das Erdbeben, Er ist der Tod, der zu höherem Leben führt, Er ist der Schmerz, der uns für höhere Seligkeit vorbereitet. Darüber lässt sich nicht streiten – es muss gesehen werden Paripasyanti dhirah [Weise nehmen überall wahr]. Und Sehen ist nur dem ruhigen Herzen und dem gelassenen Verstehen möglich.

Der Materialist hat nicht Unrecht, wenn er gut und böse lediglich für Vorgänge der Natur hält, die diese unparteiisch und unterschiedslos verwendet, und Unterscheidung erst als Entwicklung des menschlichen Mentals betrachtet. Das Böse ist das Gute, das verfallend ein höheres Gutes vorbereitet. Das, was heute Tyrannei ist, war einst notwendig, um die menschliche Gesellschaft zu festigen. Was einst ein idealer Zustand der Gesellschaft war, wäre jetzt barbarisch und böse. Die Moral schreitet voran, die Religion erweitert sich mit der wachsenden Offenbarung dessen, was in der Menschenart göttlich ist. Wie beim Einzelwesen, so in der Menschenart und der Welt, trägt das Böse zum Guten bei; es tritt auf, damit die Menschen das mindere Gute ablehnen und zum höheren Guten aufsteigen mögen.

Bleibt die Frage des Schmerzes. War es notwendig, dass der Entwicklungsprozess mit Schmerzen für den Einzelnen einhergeht? Es gab eine Zeit, wo die Schmerzkapazität, physisch wie mental, unendlich viel geringer war als heute, so gut wie nicht vorhanden. Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass Krankheit, Schmerz und Kummer mit der zunehmend feineren Ausgestaltung des Menschen heftiger geworden sind. Das kann nur eine zeitweilige Entwicklung sein, notwendig zur Vorbereitung einer höheren Art, die sich über Schmerz und Leid hinaus zu einem höheren Vermögen für Vergnügen und Freude erheben wird. Die niedrigere Gestaltung widerstand dem samskara von Schmerz und Leid durch die Grobheit ihrer Anlage, sie entging dem Schmerz insofern, als sie ihn kaum kannte. Die höhere Gestaltung in der Zukunft wird nicht unterhalb davon sein, sondern sich darüber erheben. Erkenntnis von Gut und Böse brachte Leid und Sünde in die Welt; wird diese Kenntnis überstiegen, dann erhebt der Mensch sich über Leid und Sünde hinaus. Bevor er die verbotene Frucht aß, hatte er die Unschuld des Tieres; hört er auf davon zu essen, dann erhält er die Unschuld des Gottes. Ist es nicht so, dass in der Natur Schmerz eine Möglichkeit ist, die erschöpft werden muss, und dass der Mensch als Werkzeug erwählt wurde, ihn in das Dasein zu bringen, auf beschränktem Raum, für begrenzte Zeit, und ihn aus dem Kosmos hinauszuarbeiten? Im Lichte dieser Idee gewinnt die christliche Lehre vom Menschensohn am Kreuz eine neue Bedeutung, und der Mensch selbst wird zum Christus des Weltalls.

Da stellt sich eine weitere Frage. Ist Schmerz real oder ein Schatten? Der Vedantist glaubt, dass die Seele ein Teil Gottes oder eins mit Gott selbst ist und nicht Schmerz oder Leid, sondern nur Ananda, Seligkeit, empfinden kann. Der Jiva, die Seele, nimmt den rasa [Geschmack, essentielle Empfindung] auf, die Wonne der Dualitäten, und diese wandelt sich in seiner Natur zu Seligkeit, was aber durch die Unwissenheit verhüllt ist, die den Jiva in seiner Eigengestalt, swarupa, von dem Mental und dem Herzen sondert. Schmerz ist eine negative Entstellung, vikara, der wahren Erfahrung im Mental, Vergnügen eine positive. Die Wahrheit ist Ananda. Doch für dieses Wissen ist die Menschheit noch nicht bereit. Nur der Yogin verwirklicht sie und wird sama, gleichmütig gegenüber Schmerz und Freude, Gut und Böse, Glück oder Unglück. Er nimmt den rasa von beiden auf, und sie geben ihm Stärke und Seligkeit, denn der Schleier zwischen seinem Mental und seiner Seele hat sich gelüftet, und der scheinbare Mensch in ihm ist eins geworden mit dem wirklichen Menschen, svarupa. Erlangte die Menschheit insgesamt dies Wissen zu früh, dann würde die Entwicklung des vollkommen Guten verzögert. Die äußerste Süße von daya und prema, Erbarmen und Liebe, würde vielleicht nie aus dem Spiel, lila, gewonnen.

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Yaş sınırı:
18+
Litres'teki yayın tarihi:
25 mayıs 2021
Hacim:
215 s. 9 illüstrasyon
ISBN:
9783963870705
Telif hakkı:
Автор
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