Kitabı oku: «Der Andere - Auto-Bio-Grafie eines bisher noch Unbekannten», sayfa 2

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Auf den Arm genommen


- Wann kommd der denne endlisch, der Ongel Bieg?!? 11

Das fragt der Seppel in der Sprache seiner Heimat wieder und wieder seine Gute Mutt’l, die da blau beblust vor ihm steht. (während wir das, was da auf Sächsisch gesprochen wird, für die Nicht-Sachsen unter den Lesern gleich mal ins Hohe Deutsche übersetzen – Original-Sprache: siehe unten!)

- Bald, Seppel, bald!

So tröstet die Mutt’l ihren Sepp’l, der mit ihr seit Stunden schon auf der „Jahn-Kampf-Bahn“ in seiner kleinen Heimatstadt Frankenberg/Sachsen rum steht und da nichts Anderes zu tun hat, als das:

Warten!

Warten!!

Warten!!!

Auf den Größten Onkel des ganzen Landes, der heute, am 1. Mai (da noch „Kampftag der Arbeiterklasse“) von der (da noch) Großen Hauptstadt ihres (da noch) Großen Landes her zu ihnen in die kleine Stadt nach Sachsen angereist kommen wird. Schon die Tage zuvor hatte die Mutt’l zu ihrem Seppel ja immer das gesprochen:

- In drei Tagen kommt er! 12

- Nur noch zwei Tage! 13

- Morgen ist es so weit! 14

Heute nun endlich! Gleich früh am Morgen hatte die Mutt’l sich in ihre frisch gebügelte FDJ-Bluse gesteckt, hatte auch ihren Seppel hübsch bissel rausgeputzt, ihn dann bei der Hand und mit nach hier zur „Jahn-Kampf-Bahn“ hin genommen. Und hier nun stehen und stehen sie also mit den vielen, vielen anderen Leuten der Stadt seit Stunden rum und haben dabei immer nur das zu tun:

Warten!

Warten!!

Warten!!!

Und neben der Mutt’l vor ihm stehen ja auch noch die vielen anderen blauen jungen Frauen, die sich alle fest bei den Händen halten. Warum, das hatte die Mutt’l ihrem Seppel vorhin so zu erklärt:

- Absperrkette heißt das. 15

Dass also die Leute, die heute alle nach hier ins Stadion gekommen sind, dass die dem Hohen Onkel nicht etwa zu nahe treten oder ihm gar etwas antun tun! Umbringen oder so …

Bis dass es passiert!!!

Aufregung vorne beim Stadion-Tor! Der Seppel guckt aufgeregt hin und sieht da auch gleich, wie sich die Onkels dort berappeln und stramm in einer Reihe aufstellen. Wer das ist, das hatte ihm die Mutt’l vorhin so erklärt:

- Die wichtigsten Onkels von der ganzen Stadt sind das!

Bürgermeisters, oder wie die heißen. Und ihre Dieners oder so … Und schon auch rollen Autos ins Stadion ein. Und was das für Autos sind! So groß und so schwarz! Und wie viele das sind! Und die Leute im Stadion: Wie die toben! In die Hände klatschen und klatschen sie und rufen alle zusammen immer wieder:

- Hoch!

– Hoch!!

– Hoch!!!

Und wie laut die das schreien!

Der Seppel horcht und guckt aufgeregt hin, sieht, wie die Autos anhalten, sieht Leute in schwarzen Anzügen aussteigen. Und was das nun wieder für Leute sind, das hatte ihm die Mutt’l ja auch noch mit erklärt:

- Die allergrößten Onkels vom ganzen Land sind das! 16

Und da sieht der Seppel dann endlich auch den Onkel aus dem Auto steigen, auf den er seit Tagen so sehr zu warten gehabt hatte. Den Allerobersten Groß-Onkel vom ganzen Land:

Onkel Pieck!

Und wie wichtig der aus dem Auto steigt! Als wie:

- Guckt mal: Ich bin da!

Und wie die Onkels, die da vor ihm aufgestellt sind, wie die gleich Alle losklatschen! Als wie:

- Ja, wir sehen es!

Und wie auch die anderen Leute im Stadion da mitmachen und wie verrückt die alle klatschen tun!

Jubel!

Jubel!!

Jubel!!!

Und da nun jubelt natürlich auch der Seppel mit. Hüpft und hupft und klatscht und klatscht dabei in seine kleinen Hände. Ganz so, wie es ihm die Mutt’l vor sich vormacht. Und wie die sich jetzt jubeln und klatschen und die Arme zum Winken hoch reißen lässt! Ganz außer sich ist sie! Und da ist das der Seppel natürlich auch: Außer sich!

Bis dass er auf einmal das sieht: Die Absperr-Kette vor ihm, sie hat ein Loch!

Wie die Mutt’l nämlich so närrisch klatscht und winkt, da kann sie doch die beiden Frauen neben sich gar nicht mehr bei den Händen halten, wie bis eben noch! Geht doch gar nicht!

Was aber kann das nur heißen???

Wenn nicht:

Absperr-Kette futsch!

Weg durch die Mauer frei!!

Na da aber!!!

Da!!!!!

Seppelt der Seppel doch gleich erst mal frisch durch das Mauer-Loch durch und rennt, rennt, rennt! Immer weiter! Nischt wie hin zu dem Hohen Onkel, der da auf der Aschenbahn lang marschiert!

Und rufen tut der Seppel dabei immer nur das eine Wort:

Onkel Pieck!!

Onkel Pieck!!!!

Onkel Pieck!!!!!! 17

Und irgendwann dann bemerkt ihn der Große Onkel auch, staunt erst bissel, breitet dann aber beide Arme aus, fängt den Seppel auf, nimmt ihn hoch, setzt sich ein breites Lächeln ins Gesicht, lässt es abstrahlen auf den Kleinen und lässt sich und ihn von den Genossen Fotografen der mit angereisten Partei- und Staats-Presse ablichten und also festhalten für die morgige Zeitung und alle späteren Zeiten.

Der Seppel derweil staunt auf den Kopf hinunter, dessen Gesicht ihn da so freundlich anstrahlt und denkt da das bei sich:

- Also nee!

Und wie laut die Leute im Stadion nun gleich noch viel mehr klatschen! Und wie sie sich alle freuen!

Und jubeln!

Und trubeln!

Na, irgendwann dann setzt der Onkel Pieck den Seppel doch wieder auf dem Stadion-Fußboden ab – hat hier und heute schließlich noch Anderes zu tun.

Eine Rede halten zum Beispiel, in der er alle Anwesenden zu all den errungenen Erfolgen im Kampf für Frieden, Einheit und Aufbau, wie auch zu dem sich eben der Stattfindung hingebenden 1. Mai beglückwünschen wird.

Unser Seppel aber seppelt erst mal hurtig zu seiner Guten Mutt’l zurück. Die hat Tränen in den Augen. Waren da doch eben Erinnerungen in ihr auf- und abgestiegen. Wie sie kurz nach dem Krieg erst die „FDJ“ genannte „Freie Deutsche Jugend“ hier in der Stadt mit gegründet und wie sie dabei dann seinen Vat’l kennen gelernt hatte. Und dass sie beide nun, nachdem die Mutt’l ihren Bruder und der Vat’l gleich mehrmals fast sein ganzes Leben im Krieg verloren hatte, dass sie Beide nun kräftig am Aufbau einer ganz neuen Welt mitwirken und mitstreiten wollen für die, wie sie beide auch später in ihrem Leben immer noch und immer wieder sagen werden, Gute Sache!

Weinend und strahlend empfängt die Mutt’l nun ihren Seppel, streichelt ihm aufgeregt stolz über den kleinen Kopf und lässt sich dann gleich erst mal berichten, wie das wohl war auf dem Arm vom dem Hohen Onkel.

Erstattet der Seppel also aufgeregt Bericht und spricht:

- Der hat aber einen großen Kopf, der Onkel Pieck 18

Ritter-Schlag


Stramm, den Hammer straff geschultert, steht der „Nacksche Mann“ 19 auf dem Marktplatz von Frankenberg/Sachsen. Unter ihm plätschert es, wie immer, fröhlich heraus in den Brunnen hinein, heute aber scheint er besonders stramm zu stehen, der Nacksche. Ganz so, als wüsste er, was an diesem Tag angesagt ist:

Still!

Stann!

Die Augen …

Nein, nicht gerade aus, sondern dahin, wo eben die zwei wichtigsten Persönlichkeiten des heutigen Tages mit ihrem „Trabbi“ 20 in die Stadt einrollen. Des Hansens Guter Vater und Er, der Hans, Selbst.

Und eben, wie sie – rumpel-die-pumpel! – über das grobe Markt-Pflaster holpern, erzählt der Vater dem Sohn ja auch, wie er in den 30er Jahren, da er noch Hitler-Junge war, hier immer mal wieder im braunen Hemd und mit der Schallmai vor den geblähten Backen, zackig am „Nackschen“ vorbei marschiert war und (fast) Alle auf dem Markt hatten lauthals das gebrüllt:

- Heitler! 21

Lang, lange her …

Heute tuckert der Vater mit dem Trabbi und dem Sohn neben sich über den Markt, lässt sie Beide vor dem Rathaus vorfahren, Sich und den Hohen Sohn dem „Trabbi“ entsteigen, wundert sich kurz, dass sich kein Empfangs-Komitee aufgestellt hat, die Vorgefahrenen ordnungsgemäß in Empfang zu nehmen, verwindet das dann aber doch.

Wir hier aber wollen erst mal kurz noch berichten, wie das Alles am Vortag begonnen hatte, da unser Hans von der Hauptstadt her in der Marx-Stadt angereist war, wo ja die Genossen Eltern wohnen. Bissel liederlich angezogen zwar wieder mal – die Schuhe z. B.: Nicht ordentlich geputzt! Kein Schlips am Kragen …

Na ja, wie der liederliche Sohn eben so ist …

Und heute, früh am Morgen, hatte sich der Genosse Vater flugs in seine grüne Majors-Uniform geworfen, hatte sich alle Orden an die Brust geheftet, die sonst immer nur in ihrem Papp-Schachteln in der Schrankwand rum lagen und hatte stolz beobachten dürfen, wie sich nun auch der Sohn endlich mal in Schale warf: Schlips am Kragen, Partei-Abzeichen am Revers – auch, wenn das Hemd kariert und nicht weiß war, wie sich das eigentlich gehörte. Immerhin aber: Wenigstens die Schuhe waren heute mal ordentlich geputzt!

Flott war der Vater dann zur Garage unten vor dem Neubau-Haus hin geschritten, war mit dem „Trabbi“ vor dem heute Hohen Sohn vorgefahren und hatte diesen den Wagen besteigen lassen.

Dann hatte Er, Werner Huber, Major der Deutschen Volkspolizei, Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes usw. sich und den Sohn, da noch Mitglied der SED, der FDJ, der DSF, des FDGB usw., nach hier her in ihre frühere kleine Heimat-Stadt kutschiert.

Wo sie nun also, mit Ihm an der Spitze, der den Hohen Sohn schließlich gemacht hat, ins Rathaus einschreiten, das Essen einzunehmen, das ihnen zu Ehren heute hier zunächst gegeben werden soll. Beifall brandet zwar auch da wieder nicht auf, wie Sie beide den Raum betreten und auf den Ihnen zugewiesenen Plätzen Platz nehmen. Neugierig beäugt aber werden Sie schon von den Honorationen der kleinen Stadt, die sich heute hier versammelt haben.

Wie Sie Sich dann aber der Essens-Einnahme hingeben, da kann der Gute Vater doch nicht einfach nur so an seinem Schnitzel rum schnippeln. Da muss Er seinen Nachbarn doch gleich erst mal das erzählen:

Wie gut der von Ihm Gemachte immer schon war!

- Schon als Pionier: Kreis-Meister im Chor-Singen!

- Aha …

- Und danach dann! Als FDJ’ler: Sekretär von der ganzen Schule!

- Ach nee!

- Ja! Von der größten Schule der ganzen Stadt – 800 Schüler!

- Oh! Oh!

- Und danach dann! Volontär 22 bei der zweitgrößten Zeitung des ganzen Landes! Eine Million Auflage!

- Ach da, wo wir angerufen haben: „Junge Welt“?

- Richtig!

Und auch das berichtet der aufgeregte Vater dann gleich noch mit: Wie er den Sohn da zum Vorstellungs-Gespräch hatte anrollen lassen.

- Natürlich nicht einfach mit dem Zug!

- Wie dann?

- Mit einem EMW 23! Den hab’ ich mir in meiner Dienststelle genommen. Geht doch, als Major. Und mit dem hab’ ich mich und den Sohn dann in die Hauptstadt zur Volontärs-Aufnahme-Prüfung hin fahren lassen.

- Ach nee!

- Ja!

- Und? Angenommen?

- Na klar! Wer so vorfährt …

- Klar!

Weiter und weiter erzählt der Gute Genosse Vater beim Kauen. Sohn Hans sitzt stumm dabei, kaut auch und hört dabei erstaunt, was da Alles wie abgegangen sein soll in seinem Leben. Dass sein Genosse Vater die Welt also wieder mal so darstellt, wie sie auf dem Papier steht und nicht so, wie sie in Wirklichkeit ist.

Wie gestern erst wieder …

Hatte der Hans da doch von der Wohnung der Eltern her seinen Freund Wölfchen angerufen, der gleich nach der Schule zu Rügen-Radio gegangen war, von wo aus die Funk-Verbindung zu den DDR-Schiffen auf den Meeren der Welt gehalten wird. Und was ihm sein Wölfchen da berichtet hatte!

War der doch eben mit einem DDR-Schiff in Funk-Kontakt gewesen, das schon seit einem Vierteljahr vor Kuba auf Rede lag und nicht und nicht in den Hafen rein gelassen wurde!

- Warum nicht?“

Das hatte unser Hans da den Freund gefragt.

- Na, die Kubaner haben gesagt, dass sie erst mal die kapitalistischen Schiffe abfertigen müssen …

- Und unser Schiff muss da warten? So lange???

- Weil das so teuer wäre, wenn sie die kapitalistischen Schiffe warten lassen …

- Unsere kubanischen Genossen???

- Richtig! Freunde müssten ein Einsehen haben, haben die gesagt …

- Ein ganzes Vierteljahr nun schon???

- Genau!

- Freundschaft!

Und genau das hatte der Hans seinem Vater, wie der abends vom Dienst heim gekommen war, auch gleich erzählt. Woraufhin der entschieden das sprach:

- Das stimmt nicht!

- Aber das Wölfchen, der hat doch eben …

- Das stimmt nicht!

- Der hatte das doch eben am Apparat, unser Schiff da vor Kuba …

- Kann nicht sein!

- Wenn er es doch aber eben erzählt hat!

- Der lügt!

- Mein Wölfchen???

- Unsere kubanischen Genossen lassen unser Schiff nicht vor ihrem Hafen rum liegen! Basta!

Hans Huber, wie er sich daran erinnert, schmunzelt. Er kaut und prostet den Honorationen der Stadt zu, die den geschönten Berichten seines Vaters über ihn, den Großen Sohn, immer weiter – scheinbar interessiert – lauschen.

Bis dass das Essen gegessen ist und es endlich nach da hin abgehen kann, wo sich heute die eigentliche Feierlichkeit ihrer Stattfindung hinzugeben hat: In die NVA-Kaserne 5) am Stadtrand. Da, wo heute eine Ausstellung zu Ehren des nun schon 100. Geburtstages jenes Mannes eröffnet wird, der den kleinen Hans vor nun auch schon so sehr vielen Jahren mal in den Armen hielt.

Rollen sie also ein in die Kaserne. Jubel-Publikum ist zwar auch hier wieder nicht aufgestellt, sie zu beklatschen.

Was aber soll’s?

Gleich wird sie ja doch richtig abgehen, die Post!

Und endlich, endlich sitzen Sie dann auch wirklich mitten im Mittelpunkt, der heute so Berühmte Vater und sein Guter Berühmter Sohn.

Und endlich gibt es auch das:

Beifall!

Und schon auch ergreift der Bürgermeister der kleinen Stadt feierlich das Wort. Er zeigt mit dem Finger auf unseren Hans und spricht dann das aus, was wohl alle hier geahnt haben:

- Das ist der Gute Junge, den Unser Guter Genosse Pieck damals auf dem Arm hatte!

Beifall!

Und den lässt der heute Wichtigste Vater der Welt natürlich huldvoll über sich und den Großen Sohn ergehen. Wobei es in ihm das denkt:

- Endlich! Wurde aber auch mal Zeit!

Während sein Fuß unter dem Tisch gleich erst mal wieder das tut, was da nur zu tun ist: Es tritt gegen das Schienbein des Sohnes. Und gleich auch erhebt der sich flott von Seinem Platz, verbeugt Sich artig, schreitet nach vorne hin und wird da dann auch geschlagen. Natürlich nicht ins Gesicht, wie früher so oft, als er noch der kleine Seppel war. Nein: Zum Ehrenbürger der Stadt! Dazu wird Er geschlagen!

Tätähh!

Tätähh!

Tätähh!

Und stolz schwellt sich da natürlich die Brust des nun ja wohl berühmtesten Vaters der ganzen Stadt! Und das gleich noch viel mehr, wie der Sohn wieder zurück zu ihm an den Tisch geschritten kommt.

Dem freilich fällt, wie Er Sich huldvoll neben dem Genossen Vater niederlässt, zum ersten Mal etwas ganz Anderes auf: Dass ihn die Partei, die ja paar Jahre lang auch noch seine Partei sein wird, dass die ihn, wie er noch der Kleine Seppel war, wohl zum allerersten Mal auf den Arm genommen hat!

Und gleich auch kommt ihm dieser Satz in den Kopf:

Die Ehrung des Kindes erfolgte seitens des Präsidenten!

Wir hier, liebe Leserin, lieber Leser wollen nun aber doch noch mal dahin zurückkehren, wo alles im Leben anfängt. Und da war unser Hans ja das erste Mal eine „Werrie Importante“ Persönlichkeit. Wurde er doch geboren, wie …

Bomben-Geburt


Und???

Wo liegt die Mama vom kleinen Huberchen, da die Hebamme den zwischen ihren Beinen heraus in die Welt hinein zieht? Wenn nicht:

Auf dem Fußboden!

Neben einem Schreibtisch!

Jenem Möbel also, an dem unser Hans später im Leben, Schreiber, der er ja doch all die vielen Jahre lang war und ist, so oft sitzen würde!

Das etwa kein Zeichen???

Und???

Warum liegt die Mama da?

Strom-Ausfall mal wieder – in der ganzen, kleinen Stadt. War doch eben noch Krieg gewesen. Und hatten die Bomben, die da massenhaft auf die nahe Großstadt Chemnitz geballert waren, auch das EWerk ins Mark getroffen, das bis dahin alle Orte ringsum mit Strom versorgt hatte und in dem es heute wohl wieder eine Havarie gab.

Und also auch Hansens Geburts-Stadt nun:

Zappenduster!

Finster allüberall!

Aber der Reihe nach!

Erst mal hatte der aufgeregt Werdenden Vat’l die junge Werdende Mutt’l – mit immer mal wieder Pausen zwischendurch – von zu Hause her durch den dunklen Stadtpark nach hier zum Krankenhaus hin angeschleppt. Wollten die Wehen den kleinen Hans doch unterwegs schon in die Welt hinein treiben.

Endlich doch im Haus der Kranken angekommen, hatte die flugs herbei geholte Amme die beiden Werdenden Eltern aber nicht in den lichtlosen, „Schreisaal“ 24 hinein beordert, wie das an sich so üblich ist.

Nein!

In ihren Büro-Raum hinein hatte sie die Beiden beordert. Licht war zwar auch da nicht. Die Amme aber, die das ja leidlich kannte, hatte vorgesorgt.

Zwar sprach sie nicht:

Es werde Licht!

Nahm aber gleich erst mal die kleine Laterne zur Hand, die da auf dem Schreibtisch stand, schnipste mit einem Streichholz die Kerze darinnen an und machte sich dann, nachdem sich der Werdende Vater zu verabschieden gehabt hatte, gleich an die Arbeit. (… denn, dier Jangsters, dass der Mann bei dieser schwersten Arbeit, die eine Frau je zu verrichten hat, dass der da dabei sein darf, das gab es da ja lange noch nicht!)

Machte sich also an die Arbeit, die Amme. Beugte sich über die Werdende Mutti, die da auf einer Decke neben ihrem Schreibtisch lag und ließ den kleinen Hans dann – nach stundenlangem Kampf – endlich hinein kriechen in die Welt.

Und tat dann was???

Packte den Kleinen, kaum, dass er endlich raus war aus dem Mama-Bauch, packte ihn bei den Füßen, hängte ihn in die Luft und gab ihm gleich erst mal frisch einen Klatsch auf den gebärnassen, wie man ja heute, da der Herr Knigge nichts mehr zu sagen hat, wie man heute wieder sagen und schreiben darf, Arsch.

Sollte doch Luft holen, der Kleine! Und wer schreit, der holt auch Luft.

Kam Hans Huber also wo zur Welt???

Wenn nicht: Im Notlicht einer Stall-Laterne???

Unter der auch wer geboren ward???

Wenn nicht:

Das kleine Jesulein?!?

Ja doch, ja: Hans Huber – zur Welt gekommen wie der berühmte Herr von Nazareth! Wenn das kein Zeichen ist!

Und auch, wenn sein Vater beileibe kein Gott war, sondern ein, wie weiter oben schon beschrieben, „Volgs-Bolizeier“ 25, und auch, wenn dessen Seppel später nie und nimmer nicht an einen Gott glauben durfte oder sollte oder wollte (Der Genosse Vater dazu: „Mir sin doch nisch heilisch!“ 26) und auch, wenn die Empfängnis wahrscheinlich nicht unbefleckt war: Dieses komische Gemisch von Zeichen machte den kleinen Hans schon werry important 27!

Oder???

Nun aber, liebe Leserin, lieber Leser, endlich raus aus der Kindheit! Mitten hinein ins weitere Leben. Und da gleich mal dahin, wo der eben beschriebene Tag seiner Geburt zu einem in der ganzen Welt berühmten Tag wurde.

Siehe, bzw. lies next Story!

Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
23 aralık 2023
Hacim:
244 s. 58 illüstrasyon
ISBN:
9783969405512
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