Kitabı oku: «Von dem Leben und den Meinungen berühmter Philosophen», sayfa 5
Siebentes Kapitel
Periander
1. (94) Periander, Kypsels Sohn, war ein Korinthier aus dem heraklidische Hause. Er heiratete Lyside, die er selbst Melissa nannte, eine Tochter des epidaurischen Gewaltherrschers Prokles und der Eristheneia, die eine Tochter Aristokrats und Schwester Aristodems war, die fast ganz Arkadien beherrschten, wie Heraklides von Pontus in seiner Schrift über die Herrschaft schreibt. Er zeugte mit ihr zwei Söhne, Kypsel und Lykophron, wovon der jüngere verständig, der ältere aber unklug war. Nach Verlauf einiger Zeit warf er seine Frau mit einer Fußbank, oder stieß sie mit dem Fuße, da sie schwanger war, wovon sie sterben musste, wozu er sich durch die Lästerungen seiner Kebsweiber verleiten lassen, die er nachher verbrannte. Seinen Sohn Lykophron aber, der seine Mutter so sehr bejammerte, schickte er fort nach Kerkyra.
2. (95) Wie er aber in hohem Alter war, ließ er ihn wieder zurückrufen, damit er die Herrschaft übernähme; aber die Kerkyrer fingen ihn auf und töteten ihn. Aufgebracht hierüber schickte er ihre Söhne zu Alyates, um sie verschneiden zu lassen. Aber das Schiff landete zu Samos, wo sie bei der Hera um Schutz flehten und von den Samiern gerettet wurden. Er starb nun aus Kummer, da er schon an 80 Jahre alt war. Sosikrat aber sagt, er sei noch 41 Tage vor Krösus vor der 49. Olympiade gestorben. Herodot schreibt im 1. Buch von ihm, er sei ein Gastfreund des milesischen Gewaltherrschers Trasibuls gewesen. (96) Aristipp schreibt im 1. Buch von den Ergötzlichkeiten der Alten von ihm: seine Mutter Krateia habe sich in ihn verliebt und heimlichen Umgang mit ihm gehabt, der auch ihm sehr gefallen habe: aber wie dieses ausgekommen, sei ihm die Entdeckung verdrießlich gewesen und er habe sich nun gegen alle hart betragen. Euphor erzählt, er habe gelobt, wenn er im Vierspann zu Olympia siegte, eine goldene Statue aufzustellen. Nach erlangtem Sieg habe es ihm an Gold gefehlt und da er bei einem ländlichen Fest alle Weiber im Schmuck gesehen, habe er ihnen allen Schmuck abgenommen und nun die Statue übersandt.
3. Einige sagen auch, er habe gewollt, dass sein Grab nicht bekannt werden solle und daher folgendes veranstaltet: Zwei Jünglingen, denen er einen gewissen Weg angewiesen, habe er befohlen, des nachts auszugehen und den zu töten und zu begraben, der ihnen begegnen würde; und wiederum vier anderen, auf diese loszugehen, sie zu töten und zu begraben; und abermals habe er noch mehr andere wider diese ausgeschickt. Er selbst sei den ersteren entgegengekommen und niedergemacht worden. Die Korinther aber haben auf ein Ehrengrab desselben folgende Inschrift gesetzt:
(97) Periander, den ersten an Schätzen und Weisheit, erzeugte und begrub Korinth hier am Busen der See.
Die unsrige ist diese:
Trauere nicht, wenn nicht alles dir glücket, sondern genieße,
Was dir schenket ein Gott, stets mit fröhlichem Sinn.
Periander erblasste, der Weise, darüber sich kümmernd,
Dass ihm, was er gewünscht zu vollenden, misslang.
4. Von ihm ist auch der Spruch: Man muss nichts des Geldes wegen tun, sondern nur wahren Gewinn für Gewinn halten. Er hat auch an 2000 Verse Vorschriften geschrieben. Auch sagte er: wer sicher herrschen wolle, der müsse die gute Gesinnung der Beherrschten, nicht Waffen zu seinen Leibwächtern machen. Als man ihn fragte: warum er Herrscher sein wolle? antwortete er: weil es gleich gefährlich ist, freiwillig abzudanken, als der Herrschaft beraubt zu werden. Folgendes hat er auch gesagt: Ruhe ist rühmlich; Mutwillen ist gefährlich; Gewinn ist schändlich, Volksherrschaft ist besser als Gewaltherrschaft; Wolllüste sind vergänglich, Ehre ist unsterblich; im Glück sei mäßig, im Unglück klug. (98) Betrage dich gegen glückliche und unglückliche Freunde immer als derselbe; was du versprichst, das erfülle; plaudere keine Geheimnisse aus; strafe nicht bloß, die schon gesündigt haben, sondern auch, die es erst tun wollen.
5. Er war der erste, der eine Leibwache hatte und die Regierung zu einer Gewaltherrschaft machte, auch nicht jedem, der es wollte, in der Stadt zu leben erlaubte, wie Euphor und Aristotel schreiben.
6. Er blühte um die 38. Olympiade und herrschte als Gewaltfürst 40 Jahre. Sotion aber und Heraklides, nebst Pamphilas im 5. Buch der Denkwürdigkeiten, schreiben, dass zwei Periander gewesen, einer, der Gewaltfürst und einer der Weise von Amprakia. (99) Eben das sagt auch der Kyziker Neanth mit dem Zusatz, dass sie Geschwisterkinder gewesen. Aristotel indes nennt den Korinther den Weisen, welchem Platon widerspricht. Sein Spruch ist: Übung erfordert alles. Er wollte auch die Landenge durchgraben.
7. Folgende Briefe schreibt man ihm zu:
Periander an die Weisen.
Viel Dank dem pythischen Apoll, dass ihr dort zusammengekommen seid, und mein Brief wird euch auch nach Korinth bringen! Ich werde euch, wie ihr selbst wisst, aufs leutseligste empfangen. Wie ich erfahren, seid ihr im vorigen Jahr bei dem lydischen König in Sardes gewesen, und also wird es euch auch nicht zuwider sein, zu mir, dem Fürsten von Korinth, zu kommen. Die Korinther werden es auch mit Vergnügen sehen, wenn ihr in das Haus Perianders kommt.
8. (100) Periander an Prokles.
Das Unglück meiner Frau war nicht mein Wille. Also handelst du ungerecht, wenn du vorsätzlich den Sohn von mir abwendig machst. Mache daher, dass der Sohn mit seinem Trotz aufhört, oder ich werde mich rächen. Ich habe auch schon Vergeltung geübt und deine Tochter, sie selbst und aller Korintherinnen Kleider verbrannt.
9. Trasibul schrieb ihm folgenden Brief:
Trasibul an Periander.
Deinem Abgeordneten habe ich nichts geantwortet. Ich habe ihn aber in die Saatfelder geführt und vor seinen Augen die hervorragenden Ähren mit dem Stock abgeschlagen. Wenn du ihn fragst, so wird er dir berichten, was er von mir gehört und gesehen hat. Du musst aber so verfahren, wenn du deine Obergewalt befestigen willst; die größten der Bürger musst du aus dem Weg räumen, es mag sich einer als deinen Feind zeigen oder nicht: einem Gewaltherrscher sind auch selbst seine Freunde verdächtig.
Achtes Kapitel
Anacharsis der Skythe
1. (101) Anacharsis der Skythe war ein Sohn Gnurs und ein Bruder des skythischen Königs Kalvids, seine Mutter aber war eine Griechin.
2. Daher sprach er beide Sprachen. Er schrieb ein Gedicht von 800 Versen über die Gewohnheiten und Gebräuche der Skythen und Griechen, sowohl das häusliche Leben, als den Krieg betreffend. Er gab auch durch Freimütigkeit im Reden Gelegenheit zu dem Sprichwort: das ist skythisch gesprochen.
3. Sosikrat sagt von ihm, dass er um die 47. Olympiade, als Eukrates Archon war, nach Athen gekommen; Hermipp schreibt, als er in Solons Haus gekommen, habe er einem der Bedienten gesagt, er möchte den Anacharsis anmelden, der Solon zu sehen und wo möglich dessen Gastfreund zu werden wünsche. (102) Wie der Bediente ihn angemeldet, habe ihm Solon zurücksagen lassen: Gastfreundschaften würden nur im eigenen Vaterlande gemacht. Anacharsis sei hierauf hineingegangen und habe gesagt, jetzt sei er in seinem Vaterland und also käme es ihm zu, Gastfreundschaft zu machen. Solon habe seine Gewandtheit bewundert und, indem er ihn anstaunte, ihn zu seinem größten Freund gemacht.
4. Als er nach einiger Zeit nach Skythien zurückgekommen war und damit umging, die herkömmlichen Gebräuche seines Vaterlands abzuschaffen, da er ganz zu einem Griechen geworden war, erschoss ihn sein Bruder mit einem Pfeil auf der Jagd. Sterbend sagte er: durch Weisheit habe ich mich aus Griechenland gerettet, und durch Neid komme ich in meinem Vaterland um! Einige aber sagen, er sei niedergemacht worden, da er nach griechischer Weise Opfer feierte. Unser Epigramm auf ihn ist folgendes:
(103) Da der Skyth’ Anacharsis, der vielgereiste, zurückkam, Lehrend sein wilderes Volk leben nach griechischem Brauch, und sein unvollendetes Wort im Munde ihm schwebte, Riss ein fliegendes Rohr ihn zum Olympus empor.
5. Er sagte, der Weinstock trage drei Trauben – eine Traube des Vergnügens, eine der Trunkenheit und eine der Traurigkeit. Ferner sagte er: es sei ihm auffallend, dass bei den Griechen die Künstler sich im Wettstreit einließen und die Entscheidung solchen zukäme, die keine Künstler sind. Als man ihn fragte, wie es zu hindern sei, dass einer kein Weinsäufer werde, sagte er: wenn man die Schamlosigkeit der Säufer vor Augen hat. Er wunderte sich auch, sagte er, wie die Griechen Gesetze gegen übermütige Beleidiger machen könnten, da sie die Faustkämpfer ehrten, weil sie sich schlügen. Als man ihm gesagt, dass die Dicke eines Schiffes vier Zoll betrage, sagte er: soviel Raum ist also nur zwischen dem Schiffenden und dem Tod! (104) Das Öl nannte er ein Zaubermittel des Unsinns, weil die damit gesalbten Kämpfer unsinnig gegeneinander rasten. Wie kann man das Lügen verbieten, sagte er, da beim Handel stets offenbar gelogen wird? Auch das, sagte er, sei ihm auffallend, dass die Griechen anfangs aus kleinen und, wenn sie voll wären, aus großen Bechern tränken. Auf seinen Bildsäulen findet sich die Inschrift: Beherrsche Zunge, Bauch und Schamglieder! Man fragte ihn, ob es in Skythien Flöten gäbe; nicht einmal Weinstöcke! erwiderte er. Als man ihn fragte, welche Fahrzeuge die sichersten wären, antwortete er: die im Hafen sind. Das wunderbarste, das er bei den Griechen gesehen habe, sagte er, sei das: sie ließen den Rauch auf den Bergen und brächten das Holz in die Stadt. Als man ihn fragte, welcher sind mehr, der Lebenden oder der Toten? fragte er wieder: zu welchen soll man die Schiffenden rechnen? Als ihn ein Attiker einen Skythen schimpfte, sagte er; mich willst du mit meinem Vaterland beschimpfen, du aber beschimpfst das deinige. (105) Auf die Frage, was am Menschen beides, gut und auch böse, sei, antwortete er: die Zunge. Besser ist es, sagte er, einen sehr würdigen Freund, als viele unwürdige zu haben. Der öffentliche Marktplatz, sagte er, ist der Ort, wo man einander betrüge und übervorteilt. Als ein junger Mensch in einer Trinkgesellschaft schimpfte, sagte er: Jüngling, wenn du in der Jugend keinen Wein verträgst, so wirst du im Alter Wasser ertragen müssen.
6. Das Leben fand er, wie einige sagen, einem Anker und einem Töpferrad gleich.
7. Folgenden Brief schreibt man ihm zu:
Anacharsis an Krösus.
König der Lydier! Ich bin zu den Griechen gereist, um ihre Sitten und Lehren kennenzulernen. Gold habe ich nicht nötig, sondern es ist mir genug, als ein besserer Mann nach Skythien wieder zurückzukommen. Nach Sardes will ich aber doch kommen, weil ich es sehr schätze, dir wert zu sein.
Neuntes Kapitel
Myson
1. (106) Myson, Strymons Sohn, war, wie Sosikrat sagt, der Hermipp folgt, aus dem chenäischen Geschlecht und aus einem äteischen oder lakonischen Dorf und wird den Sieben beigezählt. Man erzählt auch, sein Vater sei ein Gewaltfürst gewesen. Es wird ferner erzählt, wie ein gewisser Anacharsis gefragt, ob es noch einen weiseren Mann gäbe als ihn, so habe Pythia das geantwortet, was in Thales’ Leben von Chilon gesagt ist.
Myson den Äteer, in Chenä geboren nenn’ ich
Dir in mannigfaltiger kluger Vernunft überlegen.
Ein vorwitziger Mensch kam in sein Dorf, fand ihn im Sommer die Pflugsterze an den Pflug befestigen und sagte: jetzt, Myson, ist die Zeit des Pflügens nicht! Doch aber zur Anschickung dazu! erwiderte er.
(107) Andere sagen, das Orakel habe nicht gelautet: einen Oetäer, sondern: einen Äteer und forschen, woher der Äteer sei? Parmenides sagt, es sei ein lakonisches Dorf, aus welchem Myson hergestammt habe. Sosikrat sagt in seinen Folgen, er sei von einem äteischen Vater und einer chenäischen Mutter gezeugt. Euthyphron, der Sohn des pontischen Heraklides, nennt ihn einen Kreter, denn Eteia sei eine kretische Stadt. Anaxilaus nennt ihn einen Arkader.
2. Es gedenkt seiner auch Hipponax und drückt sich so aus:
auch Myson, den Apollon den weisesten aller genannt hat.
Aristoxen sagt in seinen zerstreuten Bemerkungen, er sei von Timon und Apemant nicht sehr verschieden gewesen, denn er habe die Menschen gehasst. Als man ihn zu Lakedämon ganz allein stehend lachen sah, (108) und ihn einer unerwartet antrat und fragte: warum er denn lache, ohne dass er jemand sähe? sagte er: eben darum lache ich. Aristoxen sagt auch, er sei deswegen nicht geachtet gewesen, weil er nicht aus einer Stadt, sondern aus einem Dorf, und zwar aus einem unansehnlichen, herstammte. Eben wegen seiner Ungeachtetheit sind einige seiner Sprüche dem Gewaltherrscher Pisistrat beigelegt worden, außer vom Philosophen Platon, denn von diesem wird er im Protagoras erwähnt und statt Perianders gezählt.
3. Er pflegte zu sagen, man müsse nicht aus den Worten die Handlungen, sondern aus den Handlungen die Worte prüfen, denn die Handlungen wären nicht der Worte, sondern die Worte der Handlungen wegen da.
4. Er endigte sein Leben 97 Jahre alt.
Zehntes Kapitel
Epimenides
1. (109) Epimenides war, wie Theopomp und viele andere sagen, ein Sohn des Phästius; andere aber nennen ihn Dosiades’, und noch andere Agesarks Sohn. Er war ein Kreter aus Knossos, hatte aber durch seinen Haarwuchs sein ganzes Äußeres verändert.
2. Er wurde einstmals von seinem Vater zur Schäferei aufs Land geschickt, kam gegen Mittag vom Wege ab und schlief 57 Jahre in einer Höhle. Wie er wieder aufstand, suchte er die Schäferei, weil er nur kurze Zeit geschlafen zu haben glaubte; da er sie nicht fand, ging er aufs Land, fand alles daselbst ganz verändert, und es im Besitz eines anderen. Ganz unschlüssig, was er tun sollte, ging er wieder in die Stadt. Als er hier in sein Haus trat, traf er auf Leute, die ihn fragten, wer er sei, bis er endlich seinen jüngeren Bruder fand, der schon ein alter Mann geworden war und von diesem die wahre Beschaffenheit der Sache erfuhr.
3. Er wurde nun den Griechen bekannt und für einen großen Liebling der Götter gehalten. (110) Als nun die Athener von der Pest aufgerieben wurden und von der Pythia das Orakel bekamen, ihre Stadt zu reinigen, schickten sie ein Schiff unter Nikias, Nikerats Sohn, nach Kreta, um Epimenides einzuladen. Er kam in der 46. Olympiade, reinigte die Stadt und setzte dadurch der Pest ein Ziel. Er nahm weiße und schwarze Schafe und führte sie in den Areopag; hier ließ er sie gehen, wohin sie wollten und befahl den ihnen Nachgehenden da, wo sich ein jedes derselben niederlegen würde, es dem Gott, dem es gebühre, zu opfern. Hierdurch hemmte er das Unglück. Daher kommt es, dass man noch jetzt in den verschiedenen Demen der Athener namenlose Altäre antrifft, welche Denkmäler der damals geschehenen Aussöhnung sind. Einige geben das kylonische Verbrechen als die Ursache der Pest an, womit sie auf die Aussöhnung deuten, dass deswegen zwei Jünglinge, Kratin und Kresibius, sterben müssen, um das Unglück aufhören zu machen. (111) Die Athener bestimmten ihm ein Talent zum Geschenk und ein Schiff, um ihn nach Kreta zurückzuführen. Das Geld nahm er nicht an, stiftete aber ein Schutz- und Trutzbündnis zwischen den Gnossiern und Athenern.
4. Nicht lange nach seiner Heimkehr starb er, wie Phlegon von den Langelebenden schreibt, im 157. Jahre. Wie die Kreter sagen, fehlte ihm an 300 Jahren nur eines, wie aber Xenophan, der Kolophonier gehört haben will, ward er 154 Jahre alt.
5. Er verfertigte ein Gedicht von 5000 Versen über die Abkunft der Kureten und Korybanten und über die Theogonie, ein anderes vom Bau des Schiffes Argo und von Jasons Seefahrt nach Kolchis von 6500 Versen. (112) In Prosa schrieb er auch über die Opfer und über die kretische Staatsverfassung und noch 4000 Verse über Minos und Radamanth.
6. Zu Athen legte er auch den Tempel der ehrwürdigen Göttinnen an, wie der Argeer Lobon in seiner Schrift von den Dichtern sagt. Er soll auch der erste gewesen sein, der Häuser und Felder gereinigt und Tempel angelegt hat.
7. Es gibt einige, die es leugnen, dass er geschlafen habe, sondern sagen, er habe eine Zeitlang in der Irre herumgelaufen, wo er sich mit Wurzelausreißen beschäftigte.
8. Es geht von ihm noch ein Brief an den Gesetzgeber Solon herum, worin die Staatsverfassung beschrieben ist, die Minos den Kretern gegeben hat, aber Demetrius von Magnesia in seiner Schrift von gleichnamigen Dichtern und Schriftstellern sucht diesen Brief als neu zu verwerfen, da er nicht in der kretischen, sondern attischen Mundart und zwar in der neueren, geschrieben sei.
9. Ich habe noch einen anderen Brief gefunden, der so lautet:
Epimenides an Solon.
(113) Sei zufrieden, Freund, denn wenn sich Pisistrat zum Oberherrn der Athener, da sie noch um Lohn dienten und noch keine guten Gesetze hatten, gemacht hätte, so würde er die Herrschaft immer behalten, nachdem er die Bürger zu seinen Sklaven gemacht. Jetzt aber hat er keine schlechten Leute unterjocht, die sich der Anzeige Solons erinnern, über ihre Schande seufzen und sich von einer Gewaltherrschaft nicht lange unterdrücken lassen werden; sondern wenn sich auch Pisistrat der Stadt bemächtigt hat, so hoffe ich doch, dass seine Macht nicht auf seine Kinder kommen wird. Denn es ist schwer zu bewirken, dass an Freiheit gewöhnte Leute, die gute Gesetze haben, Sklaven bleiben. Streife du aber nicht so herum, sondern komm zu uns nach Kreta. Hier wirst du keinen furchtbaren Alleinherrscher finden; wenn dir aber in freien Gegenden seine Freunde wo aufstoßen sollten, so bin ich besorgt, dass dir etwas widriges begegnen könnte. (114) So derselbe.
10. Demetrius schreibt noch, dass einige erzählen, er habe von Nymphen eine Speise bekommen, die er in einer Ochsenklaue aufbewahren solle. Nachdem er diese in kleinen Teilen genommen, so habe er nicht mehr nötig gehabt, etwas zu essen und man habe ihn nie wieder essen gesehen. Dies hat auch Timäus in seinem zweiten Aufsatz gesagt.
11. Einige sagen, dass ihm die Kreter als einem Gott opfern, denn sie behaupten, dass er die tiefsten Einsichten gehabt habe. Wie er die Munychia zu Athen gesehen, soll er gesagt haben, sie wüssten nicht, welches Unglück ihnen dieser Platz verursachen werde, denn sonst würde sie ihn selbst mit den Zähnen auseinanderreißen. Dies sagte er so viele Jahre vorher. Man sagt auch, er habe sich zuerst Aiakus genannt und den Lakedämoniern die Niederlage von den Arkadiern vorausgesagt, auch vorgegeben, dass er mehrmals wieder aufgelebt sei. (115) Theopomp sagt in seinen Wundergeschichten, wie er das Heiligtum der Nymphen angelegt, habe sich eine Stimme vom Himmel herab hören lassen: Epimenides, nicht den Nymphen, sondern dem Zeus! Den Kretern sagte er auch vorher, dass die Lakedämonier von den Arkadern besiegt werden würden, wie schon bemerkt ist. Und dies wiederfuhr ihnen auch bei Orchomen.
12. Er soll in soviel Tagen gealtert sein, als er Jahre geschlafen hatte; auch das sagt Theompomp. Myronian in den Gleichen, schreibt, die Kreter hätten ihn einen Kureten genannt. Seinen Leichnam verwahren die Lakedämonier in ihrem Lande, wegen eines Orakels, wie der Lakonier Sosibius sagt.
13. Es haben aber noch zwei andere Epimenides gelebt, wovon der eine Geschlechtsregister, der andere aber in dorischer Sprache von Rodos geschrieben hat.
Elftes Kapitel
Pherekydes
1. (116) Pherekydes, Badys Sohn, ein Skyrer, hat, wie Alexander in den Folgen sagt, den Pittakus gehört.
2. Er soll, nach Theopomp, über die Natur und die Götter zuerst in griechischer Sprache geschrieben haben. Es werden auch von ihm viel wunderbare Dinge erzählt. Denn da er im Sand am Ufer ging und ein Schiff mit gutem Wind segeln sah, soll er gesagt haben, es werde in kurzem versinken und noch vor seinen Augen sei es versunken. Als er aus einem Brunnen geschöpftes Wasser getrunken, soll er vorausgesagt haben, dass über drei Tage ein Erdbeben kommen werde und dies sei erfolgt. Da er auf einer Reise nach Olympia nach Messene kam, soll er seinem Gastfreund Perilaus geraten haben, von da wegzuziehen mit den Seinigen, der ihm aber nicht folgen wollen; Messene aber ward vom Feind eingenommen.
3. (117) Er soll auch, wie Theopomp in den wunderbaren Geschichten schreibt, den Lakedämoniern gesagt haben, weder auf Gold noch Silber einen Wert zu setzen, denn Herakles habe ihm dies in einem Traum befohlen; und dieser habe in derselben Nacht auch den Königen befohlen, dem Pherekydes zu folgen. Einige legen dies aber dem Pythagoras bei.
4. Hermipp schreibt, bei einem Krieg zwischen den Ephesern und Magnesiern habe er gewollt, dass die Epheser siegen sollten und einen vorbeigehenden gefragt, woher er sei. Da dieser gesagt, von Ephesus habe er ihm gesagt: ziehe mich bei den Beinen fort, und lege mich nieder im magnesischen Gebiet und sage deinen Mitbürgern, sie sollten mich nach dem Sieg daselbst begraben. (118) Dies habe Pherekydes ihm aufgegeben und er habe solches berichtet. Als sie nun am folgenden Tag den Angriff getan, haben sie die Magnesier überwunden, den gestorbenen Pherekydes daselbst begraben und ihm alle mögliche Ehre erwiesen.
5. Einige sagen aber auch, er sei nach Delphi gegangen und habe sich vom korykeischen Berg herabgestürzt. Aristoxen hingegen schreibt in seinem Buch von Pythagoras und dessen Vertrauten, er sei krank geworden und Pythagoras habe ihn in Delos begraben. Noch andere lassen ihn an der Läusesucht sterben. Als damals Pythagoras zu ihm kam und ihn fragte, wie es um ihn stehe, soll er den Finger durch die Tür gesteckt und gesagt haben, das zeigt meine Haut. Und von der Zeit an wird dieser Ausdruck von den Philologen von üblen Dingen gebraucht und die ihn in gutem Sinn gebrauchen, irren. (119) Er sagte auch, die Götter nennten einen Tisch Thyoros.
6. Andron vom Ephes schreibt, dass zwei Pherekydes, beide Skyrer, gewesen, einer ein Astrologe, einer ein Theologe, und ein Sohn des Badys, den auch Pythagoras gehört habe. Eratosthen nennt nur einen und den anderen einen Athener und Genealogen. Es ist von dem Skyrer auch noch ein Buch, das er geschrieben, vorhanden, dessen Anfang ist: Zeus und Chronos sind immer eins, auch Chthon war von Anfang an. Chthon bekam den Namen Ge (Erde), weil ihr Zeus dieselbe zum Geschenk gab. Auf der Insel Skyros ist auch noch eine Sonnenuhr von ihm vorhanden.
7. Duris im zweiten Buch von den Heiligtümern führt folgende Inschrift seines Grabmals an:
(120) Aller Weisheit Ziel war in mir; verlangest du mehr noch, Sag’ es meinem Pythagoras, der von allen der erste Ist in Griechenland, was ich jetzt rede, ist nicht erlogen.
Ion der Chier schreibt dies von ihm:
Mit Bescheidenheit und mit Männergeist geschmückt,
Lebt, geschieden vom Leib, noch sein fröhlicher Geist.
Gleich dem weisen Pythagoras kannt’ er die Sprüche von allen
Sterblichen, hatte sie fest in der Seele gefasst.
Wir haben im pherekratischen Silbenmaß folgendes auf ihn verfertigt:
Berühmt ist Pherekydes, Den Skyros einst geboren.(121) Von Läusen, geht die Sage, Ward ihm die Haut zerfressen. Dagegen wollt er selber, Sie sollten ihn begraben Im Boden der Magnesier, Um Sieg den edlen Bürgern Von Ephesus zu geben. Das war ein Spruch der Gottheit, Den er allein nur kannte, Da er es ihnen aufgab. Bei ihnen starb der Weise. Der war er wahrlich! Wenn es Ein Mensch ist je gewesen. Im Leben war er nützlich, Er war’s noch, schon verschieden. Er lebte um die 59. Olympiade.
8. Folgender Brief ist von ihm.
(122) Dein Tod müsse gut sein, wenn es dein Schicksal ist, dass du sterben sollst. Eine Krankheit hat mich befallen, seitdem ich deinen Brief erhalten habe. Ich bin voller Läuse geworden, und habe ein leichtes Fieber. Ich habe daher meinen Hausleuten befohlen, wenn sie mich begraben haben, dir meine Schriften zu überbringen. Wenn du und die übrigen Weisen sie dessen würdig hältst, so kannst du sie öffentlich bekannt machen; findet ihr sie aber dessen nicht würdig, so mache sie nicht bekannt. Mir habe ich selbst noch kein Genüge getan; denn es ist noch nicht erwiesen, was Wahrheit ist, und ich kann nicht behaupten, dies genau zu wissen. Alles, was man noch über göttliche Dinge vortragen kann, sind nur lauter Mutmaßungen. Ich habe alles in dunkle Ausdrücke eingekleidet. Meine Krankheit wird immer heftiger und ich lasse weder einen Arzt noch meine Freunde vor mich, sondern sie bleiben vor der Tür stehen, und wenn sie fragen, wie es mit mir steht, halte ich den Finger zur Öffnung hinaus, und lasse sie die heftige Plage der Krankheit sehen; wobei ich ihnen sage, sie möchten am folgenden Tage zu Pherekydes Begräbnis kommen.
Dies sind nun diejenigen, welche man Weise nennt, zu welchen einige noch den Gewaltherrscher Pisistrat hinzusetzen. Ich werde aber nun von den Weisheitsfreunden (den Philosophen) reden, und mit der ionischen Philosophie den Anfang machen, deren Ursprung sich von Thales herschreibt, dessen Zuhörer Anaximander gewesen ist.