Kitabı oku: «Prostatakrebs-Kompass», sayfa 10
3.8.6 Entsäuerung bei Krebs
Bei einer Krebserkrankung gilt es einerseits, die hohe extrazelluläre Säurelast auszugleichen, die von Tumorzellen erzeugt wird, indem sie sowohl rechtsdrehende als auch die besonders schwer abbaubare linksdrehende Milchsäure in den Extrazellulärraum pumpen. Denn diese begünstigt die Metastasierung und schützt den Tumor vor dem körpereigenen Immunsystem sowie vor der Wirkung von Chemo- und Strahlentherapie. Andererseits sollte der Tumor intrazellulär nicht alkalisiert werden, denn dies fördert sein Wachstum.
Natriumbikarbonat als Basenmittel entsäuert zwar wirkungsvoll, dürfte aber die anabolen Wirkungen der intrazellulären Alkalisierung bei Krebserkrankungen noch verstärken. Sein Einsatz ist damit mittel- und langfristig kontraindiziert, auch wenn die kurzfristige Anwendung durch eine Entsäuerung des Bindegewebes zunächst günstig wirken kann. Grundsätzlich sind Basenpulver auf Basis von Natrium und hochdosiertem Calcium zur Entsäuerung bei Krebserkrankungen aufgrund der beschriebenen Mechanismen ungeeignet.
Sinnvoll ist stattdessen eine physiologische Entsäuerung auf dem Wege, wie es der menschliche Organismus seit Urzeiten gewöhnt ist: durch reichlich pflanzliche Rohkost, die organische Basensalze wie Citrate und Laktate mit Kalium, Magnesium und Calcium als Kationen liefert. Bei Nierengesunden sollte Kalium in ausreichend hohen Dosen (mindestens 4,7 g pro Tag laut offizieller US-Empfehlung) aufgenommen werden. Bei der Einnahme von Arzneimitteln, die den Kaliumhaushalt stören, sollte dies mit dem Arzt abgestimmt werden. Das Verhältnis von Calcium zu Magnesium sollte nicht höher sein als 3 : 2, wie es in Gemüse, Kräutern und Obst vorliegt. So kann die Knochendichte erhalten werden, ohne dass es zu einer Calciumüberladung kommt. Insgesamt sollte etwa 1 g Calcium am Tag aufgenommen werden. Eine milchproduktfreie Ernährung ist im Rahmen einer Krebserkrankung empfehlenswert (vgl. Kapitel 4.3.2, Seite 85).
Eine Ernährung, die viel tierisches Protein und Salz enthält, greift die Knochen an und sollte gemieden werden. Reichlich basenbildende Rohkost – der Ansatz der Krebsärzte des letzten Jahrhunderts – ist dagegen eine wirkungsvolle Methode zur Bereinigung des microenvironments. Allerdings verträgt nicht jeder Rohkost. Kurzes Anbraten, wie die Asiaten dies tun, oder leichtes Dünsten erhält auch die Vitalstoffe und ist besser verträglich.
Positive Effekte der L-(+)-Milchsäure
Oral zugeführte L-(+)-Milchsäure wird seit Jahrzehnten in der komplementären Krebstherapie eingesetzt. Die Kombination von L-(+)-Milchsäure mit Citraten scheint physiologisch besonders sinnvoll – auch im Sinne einer echten Balance von Säuren und Basen.
Sowohl L-(+)-Milchsäure als auch Ballaststoffe werden im Dickdarm von Bakterien zu Butyrat fermentiert und führen so zu einem gesunden, leicht sauren Dickdarmmilieu (Bourriaud et al., 2005). Butyrat ist der wichtigste Nährstoff für die Darmmukosa sowie ein potenter Immunmodulator und Krebshemmstoff (vgl. auch Kapitel 3.8.4, Seite 55). L-(+)-Milchsäure dient auch der Wiederherstellung eines gesunden, leicht sauren Dickdarmmilieus. In einem sauren Dickdarm wird das gasförmige Ammoniak, das den Energiestoffwechsel in der Leber massiv belastet, als Ammoniumsalz mit dem Stuhl ausgeschieden. Die Leber als zentrales Organ des Energie- und Säure-Basen-Haushalts wird entlastet. Ist der Leberstoffwechsel funktionstüchtig, kann das Blut wieder Säuren aufnehmen und in die Leber zum oxidativen Abbau leiten. Ein erhöhter Dickdarm-pH-Wert erhöht das Risiko für Dickdarmkrebs (Thornton, 1981), weil die Umwandlung der Gallensäuren zu kanzerogenen, sekundären Gallensäuren gefördert wird. Eine Absenkung des Dickdarm-pH-Wertes hat somit diverse positive Effekte.
Insgesamt fördern präbiotische Ballaststoffe eine gesunde Darmflora, säuern den Dickdarm durch die Bildung anti-entzündlicher kurzkettiger Fettsäuren wie Butyrat leicht an, fördern so die Ammoniak-Ausscheidung und entlasten den Leberstoffwechsel.
Nach dem Krebsarzt Dr. Dr. Seeger steigert die L-(+)-Milchsäure die Zellatmung deutlich. Laut Dr. W. Fryda soll Milchsäure das Blutplasma ansäuern und so die Voraussetzung schaffen, dass das übersäuerte Gewebe seine Säurelast wieder ins Blut abgeben kann. Der Ansatz von Dr. Fryda ist wohl richtig, jedoch dürfte der Wirkmechanismus komplexer sein.
Unter physiologischen Bedingungen dissoziieren 99 % der Milchsäure zu Laktat und H+-Ionen. Die Milchsäure gelangt in den Darm und verbessert dort die Ammoniak-Ausscheidung über den Stuhl (Leberentlastung). Zum Teil gelangt das Laktat auch ins Blut und wirkt dort als Signalmolekül (Brooks, 2009). Es übt einen „Trainingseffekt“ auf Erythrozyten und Gewebe aus. Unter regelmäßiger Milchsäurebelastung (durch die Ernährung oder durch Sport) werden verstärkt Monocarboxylattransporter (MCT) in der Erythrozytenmembran exprimiert. Die Erythrozyten können dadurch Milchsäure aus dem Plasma aufnehmen und zu Geweben transportieren, die Laktat verstoffwechseln (Herz, Gehirn). Durch den Abtransport erhöht sich der Laktatgradient zwischen Gewebe bzw. Muskel und Plasma, was einen erhöhten Protonenefflux aus dem Gewebe ermöglicht. Denn beim MCT-Transport handelt es sich um einen Symport von Laktat und Protonen. Der Trainingseffekt äußert sich durch eine verbesserte Protonenaufnahmefähigkeit und Pufferfähigkeit der Erythrozyten. Insbesondere bei Krebserkrankungen kann ein solchermaßen trainiertes System die Tumormilchsäure, welche den Tumor schützt und die Metastasierung vorantreibt, effektiver aus dem Gewebe entfernen und unschädlich machen. Das MCT-Transportsystem hat unter Belastung den größten Stellenwert bei der pH-Regulation, weil es seine Transportleistung deutlich steigern kann. Die MCTs bestimmen damit die reale Pufferkapazität eines Gewebes (Brooks, 2009).
Bewegung fördert Entsäuerung – trotz Azidose
Bekanntlich reduziert Sport sehr nachhaltig das Krebsrisiko und die Rezidivrate. Sicherlich spielen hier auch immunologische und psychische Faktoren eine wichtige Rolle, jedoch sind daneben die direkten Effekte auf Tumorzellen und Tumornische nicht zu unterschätzen. So sagt ein Tumormodell aus, dass eine permanente Azidose, die tumorbedingt und ernährungsbedingt auftreten kann, das Tumorwachstum nicht hemmt, jedoch dass eine vorübergehende Azidose durch Sport die maligne Entartung verlangsamt (Smallbone et al., 2010).
Sport bewirkt sowohl durch verstärkte Zellatmung als auch durch aerobe Glykolyse zunächst eine Azidose. Intensive Belastungen gehen zwangsläufig mit vertiefter und beschleunigter Atmung einher. Damit wird vermehrt Sauerstoff (O2) eingeatmet (Verbesserung der Oxygenierung) und Kohlendioxid (CO2) (und damit quasi Kohlensäure) abgeatmet, um einem weiteren Absinken des Blut-pH-Wertes entgegenzuwirken. Bewegung sorgt auf diese Weise für eine Basenflut im Gewebe und entsäuert letztlich effektiv die extrazelluläre Matrix, erhöht die Körpertemperatur, fördert die Durchblutung und damit den Stoffaustausch und die Ausleitung der Säuren aus der extrazellulären Matrix. Regelmäßige körperliche Bewegung erhöht die Funktion und die Anzahl der Mitochondrien. Hochleistungssport kann wiederum eine ungünstige chronische Azidose fördern, da die Pufferreserven überlastet werden.
3.8.7 Diät nach Max Gerson
Max B. Gerson war ein deutscher Mediziner, der seine schweren Migräneanfälle durch eine sehr kaliumreiche, natriumarme pflanzenbasierte Ernährung ausheilte und einen der ersten auf Ernährung basierenden Ansätze zur Krebstherapie entwickelte. Da Nervenzellen besonders sensibel auf Energiemangel und ein reduziertes Membranpotential (intrazellulärer Kaliummangel und erhöhtes Natrium und Calcium) reagieren, scheint der Ansatz, Migräne mit einer sehr kaliumreichen, natriumarmen Ernährung zu heilen, grundsätzlich sinnvoll.
Gersons Krebsdiät ist zwar in einigen Punkten zu Recht umstritten, besitzt aber einen inzwischen wissenschaftlich bestätigten Kern, durch den sich auch seine erstaunlichen Erfolge bei Krebspatienten erklären lassen (z. B.: Max Gerson (2010): Eine Krebstherapie – 50 Fälle). Gerson (1954) konnte mit seiner Therapie bei über 50 % der behandelten fortgeschrittenen Krebsfälle Erfolge verbuchen. Erst wenn die Funktion der Leber nicht mehr hergestellt werden konnte, bestand keine Aussicht mehr auf Erfolg (Gerson, 1978).
Max Gerson konnte durch seine „Migräne-Diät“ auch Hauttuberkulose heilen, was ihm die Aufmerksamkeit von Ferdinand Sauerbruch einbrachte, einem weltweit berühmten Thoraxchirurgen. Die Zusammenarbeit der beiden Mediziner ermöglichte es Gerson, in einer klinischen Studie an Patienten mit Hauttuberkulose 446 der 450 Patienten zu heilen und zusammen mit Sauerbruch zahlreiche Artikel zu veröffentlichen.
Auch Albert Schweitzer, Mediziner und Träger des Friedensnobelpreises, hielt große Stücke auf seinen lebenslangen Freund Max Gerson. Durch Anwendung der Gerson-Therapie konnte seine an Lungentuberkulose erkrankte Frau geheilt werden, und auch Schweitzer selbst heilte damit erfolgreich seine Diabeteserkrankung. Von Schweitzer stammt auch der Ausspruch: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“, was seine Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben widerspiegelt.
Albert Schweitzer war in Gabun als Missionsarzt tätig. Die in Afrika steigende Häufigkeit von Krebs- und Nierenerkrankungen führte er auf den gestiegenen Salz- und den reduzierten Kaliumverzehr zurück, da die Afrikaner immer mehr Brot sowie tierische und mit Salz konservierte Lebensmittel zu sich nehmen, statt sich wie ursprünglich von viel Getreide (Hirse, Mais, Reis), Gemüse und Obst zu ernähren.
Die Grundzüge der Gerson-Diät basieren auf Salzverzicht, einer reichlichen Aufnahme von frischem, biologisch angebautem Gemüse, Obst, Kräutern, Vollkorn, zusätzlicher Kalium-Supplementierung sowie auf einer strikten Reduktion von Fett und tierischem Protein durch eine fettarme, pflanzliche Ernährung. Der Großteil der Lebensmittel wird als Rohkost aufgenommen. Dabei werden bis zu 7 - 10 kg Gemüse und Früchte täglich verzehrt – hauptsächlich als Säfte, von denen stündlich eine Portion getrunken wird. Dazu gibt es drei gekochte, pflanzliche Hauptmahlzeiten. Gerson setzte auch Kaffeeeinläufe zur Leberentlastung, Leinöl (das einzige Öl, das er empfahl) und Lugol’sche Jodlösung ein. Auf diese Weise haben Patienten ca. 20 g Kalium und praktisch kein Natrium zu sich genommen. Es versteht sich von selbst, dass nicht jeder Krebspatient für eine solch intensive Ernährungsintervention geeignet ist und die Durchführung einer solchen Diät mit Blutanalysen der Natrium-, Chlorid-, und Kaliumwerte gut überwacht werden muss.
Die zur Gerson-Therapie gehörende Verabreichung von roher Kalbsleber führte dazu, dass Krebspatienten durch Infektionen zu Tode kamen. Zudem wurde der übermäßige und nicht sachgemäße Einsatz von Kaffeeeinläufen mit schwerwiegenden Erkrankungen, wie z. B. Colitis, Störungen des Elektrolyt-Haushalts und sogar mit dem Tod in Verbindung gebracht. Diese Fälle standen zwar nicht direkt mit Gerson in Verbindung, zeigen aber, dass die Gerson-Therapie nicht ungefährlich ist und umsichtig eingesetzt werden muss.
Der wesentliche Punkt der Gerson-Diät ist die Herstellung eines für den Körper optimalen Natrium-Kalium-Verhältnisses. Gerson zufolge bewirkt die Ausleitung von Natrium und Giftstoffen sowie die Auffüllung der intrazellulären Kaliumspeicher die „Zelldifferenzierung“ und Wiederherstellung von „Spannung“ und „Oxidation“ und damit den Gesundungsprozess. Somit konnte durch die Gerson-Therapie im Körper ein optimales Natrium-Kalium-Verhältnis erzeugt und die Aktivität der Natrium-Kalium-Pumpe normalisiert werden – doch davon wusste man zu jener Zeit wissenschaftlich noch nichts.
Ein großer Teil der Lebensmittel werden bei Gerson als Rohkost verzehrt. Dies hat den Vorteil, dass noch große Mengen Kalium enthalten sind. Gerson (1934) hat jedoch von einer dauerhaften ausschließlichen Rohkosternährung abgeraten, sie sollte nur zeitlich beschränkt als Heilkost aufgenommen werden.
Die Gerson-Diät enthält große Mengen Obst, die als Saft eingenommen werden. Dadurch kommt es zu einer schnellen Anflutung von Glukose und Fruktose im Blut. Auch besteht beim reichlichen Konsum von Fruchtsäften das Risiko einer erhöhten Fuselalkoholbildung und einer damit einhergehenden Belastung von Leber und Darm. Eine Umstellung zu einer Ernährung auf Basis von Gemüse, chlorophyllreichen Pflanzen, Gräsern und Kräutern und nur ausgewählten, besonders polyphenolreichen Früchten ist bei einer Krebserkrankung sinnvoller als der reichliche Verzehr von süßen Säften. Grundsätzlich ist es besser, Obst nicht überwiegend als Saft zu verzehren, weil in der ganzen Frucht die Ballaststoffe enthalten bleiben und die Anflutung des fruchteigenen Zuckers im Blut viel langsamer erfolgt.
Eine bestehende Insulinresistenz bei Übergewicht wird durch die Kur nach Gerson abgebaut und das Gewicht reduziert. Einem starken Gewichtsverlust sollte rechtzeitig durch kaloriendichtere pflanzliche Nahrungsmittel entgegengewirkt werden.
Im Rahmen einer Kachexie, bei Untergewicht und für Personen mit verminderter renaler Kalium-Ausscheidung oder anderen ausgeprägten Störungen des Kalium- und Natrium-Haushalts ist die Gerson-Therapie kontraindiziert. Die intensive Ernährungstherapie sollte nur unter erfahrener fachkundiger Anleitung und unter regelmäßiger Kontrolle der Serum-Elektrolyte durchgeführt werden.
Gersons Ansatz wird durch zahlreiche Studien untermauert, die zeigen, dass ein erhöhtes Natrium-Kalium-Verhältnis mit einer erhöhten Malignität von Krebszellen einhergeht und dass hohe intrazelluläre Kaliumwerte mit reduzierten Krebsraten und hohe intrazelluläre Natriumwerte mit erhöhten Krebsraten assoziiert sind.
Bemerkenswerterweise wird die Anzahl vorhandener Natrium-Kalium-Pumpen durch Training, Schilddrüsenhormone, Insulin, Glucocorticoide, Kaliumüberladung oder Polyphenole nach oben bzw. durch Inaktivität, Kaliummangel, Hypoxie, Herzversagen, Schilddrüsenunterfunktion, Hungern, Diabetes, Alkoholismus oder Muskeldystrophie nach unten reguliert. Gerson hat also empirisch durch den Einsatz von Jodlösung (zur Förderung der Bildung von Schilddrüsenhormonen) und natriumarmer, sehr kaliumreicher sowie polyphenolreicher Ernährung nicht nur den Ausgleich der Natrium-Kalium-Balance angestrebt, sondern auch die Natrium-Kalium-Pumpe aktiviert. (Wirkungsvoller als Jodlösung dürfte der direkte Einsatz von Thyroxin sein.)
Über Gerson sagte Albert Schweitzer wohl mit Recht: „Ich sehe in ihm eines der bedeutendsten Genies in der Geschichte der Medizin. Viele seiner grundlegenden Ideen wurden übernommen, ohne dass sein Name damit in Verbindung gebracht wurde.“
4. Ernährung bei Prostatakrebs
Zwar liegt einer Prostatakrebs-Erkrankung eine genetische Disposition zugrunde, doch können wir doch durch unsere Ernährung und Lebensweise die Ausprägung unserer Gene positiv oder auch negativ beeinflussen. Dies zeigen z. B. klinische Studien der Arbeitsgruppe um Prof. Dean Ornish. (Sein Ansatz in der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist wissenschaftlich so gut untermauert und wirkungsvoll, dass er von Medicare, der nicht gerade für Großzügigkeit bekannten öffentlichen US-Krankenversicherung, bezahlt wird.)
Dass die Ernährungsweise maßgeblich die Prostatakrebsmortalität beeinflusst, zeigt der Vergleich weltweiter Prostatakrebs-Sterberaten in Zusammenhang mit dem im jeweiligen Land über Jahrzehnte vorherrschenden Ernährungsmuster.
Weltweit korreliert das westliche Ernährungsmuster mit vielen Fleisch- und Milchprodukten sowie Zucker durchweg mit einer hohen Prostatakrebssterblichkeit, während das asiatische Ernährungsmuster auf Basis von Reis, Sojabohnen und Gemüse mit einer sehr niedrigen Mortalität einhergeht. Diese Überlebensvorteile der Asiaten verschwinden nach einer Migration in westliche Länder und der Übernahme eines westlichen Ernährungsmusters.
Große epidemiologische Studien zeigen, dass Vegetarier im Vergleich zu Fleischessern ein um 40 % vermindertes Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Insbesondere rotes Fleisch hat aufgrund verschiedener Inhaltsstoffe nachteilige Wirkungen auf unsere Gesundheit. So enthält es zum einen keine Ballaststoffe und andere Schutzfaktoren, dafür aber tierisches Protein, gesättigte Fettsäuren, entzündungsfördernde Arachidonsäure und prooxidative Spurenelemente wie Eisen und Kupfer. In verarbeitetem Zustand hat es zudem einen hohen Salzgehalt. Zum anderen entstehen bei der Zubereitung von Fleisch, insbesondere beim Braten, krebserregende Verbindungen wie heterozyklische Amine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) sowie AGEs. Nitrosamine und andere Nitrosoverbindungen, die Genmutationen fördern, entstehen auch ohne Braten nach dem Verzehr im Magen-Darm-Trakt.
Auch Milch stellt einen Risikofaktor für die Entwicklung von Prostatakrebs dar, denn ein hoher Verzehr von Milchprodukten führt u. a. zu erhöhten Blutspiegeln des Wachstumsfaktors IGF-1 und zu einer hohen Calciumaufnahme. Nicht nur die EPIC-Studie belegte, dass ein hoher Verzehr von Milchprotein und Calcium aus Milchprodukten und hohe Serumkonzentrationen an IGF-1 mit einem deutlich erhöhten Prostatakrebsrisiko einhergehen.
Vor allem die Kombination von tierischem Protein mit schnell im Blut anflutenden Kohlenhydraten wie Zucker und Weißmehl führt zu hohen Insulinausschüttungen, während gesättigte Fettsäuren eine Leberverfettung und Insulinresistenz fördern. Durch die Verfettung der Eingeweide und Leber entstehen Stoffwechselstörungen, die zu chronisch erhöhten Blutzucker-, Cholesterin-, Hormon-, Blutfett- und Aminosäurekonzentrationen, chronisch erhöhtem Insulin und IGF-1 und damit einer insgesamt proentzündlichen und tumorfördernden Stoffwechsellage führen.
Die Ergebnisse der Studien zu Fisch, Fischöl und Prostatakrebs sind widersprüchlich und erlauben keine klare Schlussfolgerung. Entscheidende Punkte für diese Widersprüchlichkeit sind die individuell unterschiedliche Stoffwechsellage, das gesamte Ernährungsmuster sowie die Zubereitung. Omega-3-Fettsäuren können zu erhöhten Serumkonzentrationen dieser Fettsäuren, einer Reduktion der antioxidativen Kapazität und einer vermehrten Oxidation der empfindlichen Omega-3-Fettsäuren selbst führen. Daher sind Kurzzeitstudien meist erfolgreich, während Langzeitergebnisse eher enttäuschen. Im Blutkreislauf unter Anwesenheit von Hämoglobin, Eisen, Kupfer und freien Radikalen bei Überernährung, Übergewicht und Rauchen sind die empfindlichen Fettsäuren im besonderen Maße der Oxidation ausgesetzt. Unser Körper braucht zwar Omega-3-Fettsäuren, doch wenn die körpereigenen Antioxidantienpools erschöpft sind und Omega-3-Fettsäuren oxidieren oder sie falsch zubereitet werden (Räuchern, Braten, Grillen, langes Erhitzen), verlieren sie nicht nur ihren Nutzen, sondern werden stattdessen gesundheitsschädlich. Omega-3-Fettsäuren wirken vor allem im Rahmen einer sehr fettarmen Ernährung antientzündlich, weil die gleichzeitige Aufnahme von proentzündlichen Fettsäuren wie Arachidonsäure oder Omega-6-Fettsäuren antagonistisch wirkt. Auch die reichliche Aufnahme gesättigter Fettsäuren (Hauptquelle Milch- und Fleischerzeugnisse) fördert die Entstehung des Prostatakrebses.
4.1 Was ergeben klinische Studien zur Veränderung der Ernährungs- und Lebensweise?
Prostatakrebs-Patienten haben häufig einen starken Willen, ihren Gesundheitszustand aktiv durch Veränderungen ihrer Lebens- und Ernährungsweise zu verbessern. Darin liegt eine große Chance, nicht nur das Prostatakrebs-spezifische Leben deutlich zu verlängern, sondern die Lebensdauer und vor allem auch die Lebensqualität insgesamt zu erhöhen. Dieser Wille, selbst Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen, ist vielleicht der wichtigste Faktor für ein langes Leben. Gesunde Ernährung und Lebensweise nicht als Last, sondern aus Freude am Leben. Das Gefühl der Selbständigkeit, Selbstverantwortung und eigenen Einflussmöglichkeit ist in sich ein wichtiger präventiver und wohl auch kurativer psychologischer Faktor, worauf auch die Arbeiten von Roland Grossarth-Maticek (Autonomietraining; Grossarth-Maticek, 2002) und Aaron Antonovsky (Salutogenese) hinweisen.
Ist die Entwicklung eines Prostatakarzinoms das Ergebnis von Genetik, Schicksal oder vor allem eines lebenslangen Ernährungsmusters? Gewiss kann einer Erkrankung eine genetische Disposition zugrunde liegen, doch über 70 % liegen in unserer Hand. Zwar verdoppelt die familiäre Vorbelastung für ein Prostatakarzinom in etwa das Erkrankungsrisiko, doch die Expression unserer Gene kann durch unsere Ernährung und Lebensweise positiv oder auch negativ verändert werden. Forscher um Dean Ornish von der University of California hatten in der viel beachteten GEMINAL-Pilotstudie (Ornish et al., 2008a) 30 Männer mit Prostatakrebs rekrutiert. Diese mussten ihren Lebensstil radikal umstellen: Sie ernährten sich gesund, sehr fettarm und rein pflanzlich, nahmen Nahrungsergänzungsmittel, gingen 6 Tage pro Woche mindestens 30 Minuten spazieren, nahmen an Stress-Management-Kursen (Yoga, Atemübungen, Meditation, Visualisierungsübungen, progressive Muskelentspannung) und einmal in der Woche an einer gemeinsamen Gruppensitzung teil. Nur 10 % der täglichen Energiezufuhr wurden über Fett aufgenommen, täglich wurde Tofu und Soja verzehrt.
Die Mediziner entnahmen den Probanden sowohl vor als auch drei Monate nach dieser Intervention Biopsien der Prostata. In diesen konnten die Forscher Veränderungen der Expression für mehrere hundert Gene nachweisen. Für die Tumorbildung wichtige Gene waren herunterreguliert, dagegen waren krebsbekämpfende Gene aktiver als vor der Lebensstilumstellung.
Dass diese Auswirkungen auch von prognostischer Relevanz sind, zeigte eine weitere Studie von Ornish, in der sich durch die gleiche Lebensstilintervention die Ergebnisse der aktiven Überwachung (active surveillance) deutlich verbessern ließen. Das Fortschreiten des Prostatakarzinoms zu einer notwendigen invasiven Therapie konnte durch die oben beschriebenen Maßnahmen um mindestens zwei Jahre verzögert werden (Frattaroli et al., 2008). Nach zwei Jahren mussten sich nur 5 % der Ornish-Gruppe einer invasiven Therapie unterziehen, während in der Kontrollgruppe das Fortschreiten der Erkrankung 27 % der Patienten zu einer invasiven Therapie zwang.
Zudem untersuchte Ornish in einer Pilotstudie, ob Lebensstilfaktoren, die Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern, auch die Telomerasefunktion beeinträchtigen: Patienten mit Prostatakrebs, die an einer umfassenden Lebensstilintervention nach Ornish teilnahmen, wiesen eine deutliche Steigerung der Telomeraseaktivität und folglich eine hohe Telomer-Erhaltungskapazität in humanen Zellen des Immunsystems auf (Ornish et al., 2008b). Bei der Anschluss-Studie waren die Telomere in der Versuchsgruppe nach 5 Jahren sogar verlängert, in der Kontrollgruppe dagegen signifikant verkürzt. Je besser die Lebensstilveränderung eingehalten wurde, desto stärker war der positive Effekt (Ornish et al., 2013).
Ornish betont die Bedeutung der Gruppensitzungen. Als er das System 1977 einführte, ging es zunächst darum, die Compliance in Sachen Ernährung und Lebensstil durch die Gruppensitzungen zu verbessern. Doch bald zeigte sich, dass die Gruppensitzungen eine viel wichtigere Rolle spielten. Ornish (2001): „Warum zeigt die Unterstützung durch eine Gruppe […] so viel Wirkung? Sie bietet Menschen einen sicheren Ort, ihre emotionalen Verteidigungsmechanismen und Barrieren bewusst aufzugeben, um ihre Gefühle auszudrücken und ihr Herz zu öffnen. Wenn Menschen einander ihr Herz öffnen, kommt es oft zur Heilung. Eine unterstützende Gruppe hilft, Isolation, Entfremdung und Einsamkeit zu heilen. […] Uns geht es darum, eine wohlmeinende Gemeinschaft von Menschen zu schaffen, die sich verpflichten, Einsamkeit und Isolation zu heilen.“ Es geht also letztlich um Liebe und Empathie und das Bewältigen der Ängste, die bei Männern sich meist unbewusst verbergen und nicht ausgedrückt werden, was sie wahrscheinlich sogar belastender macht.
In einer kleinen Studie aßen 14 Patienten mit rezidivierendem Prostatakrebs über 6 Monate eine fettarme, pflanzliche Ernährung und praktizierten Stressmanagement. Vier von zehn auswertbaren Patienten wiesen ein absolutes Absinken des PSA-Wertes auf, neun von zehn erreichten eine deutliche Verlängerung der PSA-Verdopplungszeit – im Median von 11,8 Monaten auf 112,3 Monate (Saxe et al., 2006). Die Studie bestätigte die Ergebnisse einer früheren Studie der gleichen Forschungsgruppe (Saxe et al., 2001).
Diese Lebensstilinterventionen hatten auch wichtige positive „Nebenwirkungen“:
1 Die Lebensqualität der Studienteilnehmer stieg deutlich im Vergleich zu der Kontrollgruppe.
2 Es zeigten sich ausgesprochen positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System, wie z. B. 90 %-ige Reduktion von Angina Pectoris-Anfällen und Rückgang der Stenosen in Herzkranzgefäßen bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (Ornish et al., 1998).
Im Jahr 2002 wurde durch Forscher an der University of California in Los Angeles gezeigt, wie wirkungsvoll Ernährung und Bewegung für unsere Gesundheit sind. In einer Studie untersuchten sie Blutproben von acht Männern, die über mehrere Jahre hinweg eine fettarme Ernährung und regelmäßige Bewegung praktizierten, wie auch von übergewichtigen Männern, die dies nicht taten. Das Serum der Männer wurde einer standardisierten Zelllinie zugesetzt. Das Serum derjenigen Männer, die dem Ernährungs- und Bewegungsprogramm folgten, reduzierte das Wachstum der Krebszellen um 49 % im Vergleich zum Kontrollserum der übergewichtigen Männer. Der Grund für diese Effekte liegt zum Teil in den unterschiedlichen Testosteron-, Östrogen- und Insulinspiegeln der untersuchten Seren, aber auch andere, noch unbekannte Faktoren im Blut zeigten hier ihre Wirkung (Tymchuk et al., 2002).
Wie schnell diese Effekte eintreten, zeigt eine andere Studie der gleichen Forschungsgruppe: Das Serum von 13 übergewichtigen Männern zeigte bereits innerhalb von 11 Tagen nach Beginn einer fettarmen Ernährungsweise und einem Trainingsprogramm eine Krebshemmende Wirkung (Tymchuk et al., 2001). Durch das nach dieser Intervention entnommene Serum jedes Probanden wurde im Vergleich zum jeweiligen Serum vor der Intervention das Wachstum von Prostatakrebszellen in Kultur um durchschnittlich 30 % reduziert. Noch wirkungsvoller war das Serum der Männer, die diesem Programm länger folgten.
Eine andere Studie ergab (Liz et al., 2008), dass eine sehr fettarme, ballaststoffreiche Ernährung, die täglich mit 40 g Sojaprotein unterstützt wurde, nicht nur gut von den PCa-Patienten angenommen wurde, sondern auch zu einer Reduktion zirkulierender Hormone oder Wachstumsfaktoren wie IGF-1 führte, die das Prostatakrebswachstum stimulieren.
In einer Studie mit 47 Männern, die nach erfolgloser Primärtherapie ein PSA-Rezidiv hatten, wurde die Wirkung einer Intervention untersucht, die eine intensive, pflanzenbetonte Ernährungsumstellung, körperliche Bewegung und Meditation umfasste (Hébert et al., 2012). Bei 56 % der Männer, die ihren Obstkonsum steigerten, stieg der PSA-Wert nicht an. Dies war hingegen nur bei 29 % der Männer der Fall, die ihren Obstkonsum nicht steigerten. Im Rahmen der Intervention zeigten mehrere Lebensstilparameter positive Gesundheitseffekte. Bei Männern mit rezidivierender Erkrankung war sowohl der erhöhte Verzehr von Obst als auch die Reduktion gesättigter Fettsäuren (Hauptquelle Milchprodukte und Fleisch) damit assoziiert, dass sich der PSA-Wert nicht mehr änderte (Hébert et al., 2012).
Die aktuelle Studienlage weist insgesamt auf die hohe Bedeutung einer pflanzenreichen Kost und bestimmter Pflanzenstoffe in Bezug auf die Prävention, das Fortschreiten und das Überleben bei Prostatakrebs hin (Berkow et al., 2007). Es gilt auch als wissenschaftlich gesichert, dass regelmäßige Bewegung sowie Normalgewicht das Risiko eines Prostatakarzinoms deutlich senken.
Eine Reihe von Studien zeigt auch bezüglich der gutartigen Prostatahyperplasie, dass sich eine Ernährung, die arm an tierischen Produkten, pflanzlichen Ölen und Energie sowie reich an Sojaprodukten ist, günstig auswirkt (Araki et al., 1983; Denis et al., 1999; Gaynor, 2003; Lagiou et al., 1999; Suzuki et al., 2002).
Der im 7. Kapitel (ab Seite 201) beschriebene Ernährungsplan berücksichtigt alle bisherigen Erkenntnisse zur Ernährungstherapie von Prostatakrebs. Insbesondere übergewichtigen Prostatakrebspatienten kann er zudem helfen, ihr Gewicht auf eine nachhaltige und gesunde Weise zu normalisieren.