Kitabı oku: «Unbeugsam – ein außergewöhnliches Leben zwischen Ost und West», sayfa 2
Ich begrüßte Andrea und die Anwältin. Die Richterin war noch nicht auf ihrem „Thron“ aber im Saal waren etwa 20 „schwarze Raben“.
Alles Anwälte, die auf ihr jeweiliges Verfahren im Laufe des Tages warteten. Vor dem Thron ein gewaltiger Berg Akten. Ich dachte nur, Zeit hat die Richterin für mich nicht.
Dann die Überraschung, Rechtsanwältin Anna Maria Paicu sagte lächelnd: „Ich denke, Sie kommen heute raus.
Ich habe alle Unterlagen und Gesetze genau studiert, 2 Bedingungen sind nach rumänischem Gesetz nicht erfüllt, Sie waren nicht bei dem Verfahren in Torino anwesend und Sie haben keine Adresse in Italien!“
Natürlich beides richtig.
Die Richterin kam pünktlich und nahm, wie Zarin Elisabeth im frühen 18. Jahrhundert, auf dem Thron Platz.
Die „Raben“ hatten sich erhoben, ich stand bereits und meine Polizisten blieben sitzen.
Ich wurde gefragt, ob ich mit der Auslieferung nach Italien einverstanden sei, wie in der ersten Verhandlung, ein klares „Nein“ von mir, „ich will nach Deutschland“.
Der Staatsanwalt, ein Neuer, Andries Gabriel, erhielt das Wort.
Nur ein Satz „Übergabe an die italienische Behörde sowie Verhaftung für eine Dauer von 30 Tagen“. Das ging schnell.
Anna Maria Paicu lehnte in einer sehr guten Rede die Auslieferung nach Italien ab, da ich nicht an der Verhandlung teilgenommen habe, ich keinen Wohnsitz in Italien habe und ein genannter italienischer Anwalt in einer anderen zivilrechtlichen Angelegenheit für mich gearbeitet hat.
Ich habe das letzte Wort und betone, dass ich mit den Ausführungen meiner Anwältin völlig übereinstimme. Völlig ungeplant, instinktiv, habe ich dann noch eine Erklärung zugefügt.
Ich habe mich bei der Polizei von Suecava im Gefängnis bedankt, für die korrekte und gute Behandlung in der Haft.
Die „schwarzen Raben“ sofort munter, es kam ein Klopfen auf den Tischen auf, die Richterin lächelte, alle nahmen an, ich mache einen zynischen Scherz.
Ich betone, ich meinte es völlig ernst, das hat es vor Gericht in Suecava noch nicht gegeben. Meine 4 Polizisten haben das natürlich im Gefängnis unter Kollegen verbreitet.
Ich werde noch öfter daraufhin angesprochen und der Respekt für die Kette: Deutscher – Schmeisser – Alter – Anna – Sport, stieg immer mehr, aber dafür habe ich meinen Dank vor Gericht wirklich nicht ausgesprochen.
Für mich war die Verhandlung damit unterbrochen, bis zur Verkündung des Urteils am Nachmittag. Zur Urteilsverkündung war ich allein im Saal mit Anwältin und Dolmetscherin.
Urteil lautet: Auslieferung nach Italien. Im Gegensatz zur Auffassung der Verteidigung gibt es keinen Grund zur Ablehnung. Tatsächlich am Prozess in Italien nicht teilgenommen.
Aber es gibt die Adresse eines Anwaltes in Torino, die als das persönliche Domizil für Verfahrensmeldungen gilt.
Eine wunderbare Konstellation für die Überstellung nach Italien.
Abschied von Andrea und der Anwältin. Andrea will ich als Frau Doktor in Jena wiedersehen.
Die Anwältin sagte zum Abschied: „Hier wurde eindeutig ein Fehlurteil gefällt. Sie dürfen nicht ausgeliefert werden. Sie haben erklärt, auf keinen Fall, Widerspruch einzulegen, also für die Richterin keine Gefahr, dass dieses Urteil aufgehoben wird.“
In Deutschland habe ich mit Andrea inzwischen telefoniert und mich noch einmal für die Hilfe bedankt. Die Promotion an der Universität Jena geht langsamer voran, als geplant. Andrea hat mit 30 Jahren inzwischen ihr 4. Kind bekommen.
Ich war gerade aus dem Gefängnis von Suecava über Bukarest nach Rom gebracht worden, da brach in Rumänien eine gewaltige Häftlingsrevolte aus, die im Hochsicherheitsgefängnis von Lasi begonnen hatte und bald auf die meisten Gefängnisse übergriff.
Die Gefangenen hatten im TV von den Aufständen erfahren, bevor die Fernseher überall in den Gefängnissen abgestellt wurden.
Dann ging es erst richtig los. Zum Teil mussten Spezialkommandos die Ruhe wiederherstellen.
Die Proteste richteten sich gegen den Strafvollzug, schlechte Verpflegung, überfüllte Gefängnisse, schlechte medizinische Betreuung. Die Missstände im Strafvollzug beschäftigen immer wieder den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
Ein Häftling hat sogar 100.000 € Schadensersatz für die schlechten Haftbedingungen erhalten. Ich kann das alles aus eigenen Erlebnissen vollständig bestätigen. Im Dezember 2017 hat das deutsche Bundesverfassungsgericht die Auslieferung eines Rumänen verboten, der in Rumänien verurteilt wurde.
Mein Rechtsanwalt Gerlinger hat mehrfach den Antrag gestellt, in meinem Fall die Haftzeit von 5 Wochen im Härteausgleich im Verhältnis: 1–2 bei der Berechnung der Strafzeit anzuerkennen.
Keine Antwort vom Landgericht Düsseldorf, so unterschiedlich beurteilen Gerichte die Lage von Gefangenen in Rumänien oder nehmen die Situation überhaupt nicht zur Kenntnis.
Die Anträge meines Anwaltes gingen von Düsseldorf zum Landgericht Berlin und dann zum Landgericht Bielefeld. Beide Gerichte stellten fest, dass nur das Landgericht Düsseldorf entscheiden kann. Dabei ist es geblieben, keine Entscheidung.
Mein Leben im Gefängnis ging weiter, am 1. Juli um 10 Uhr, begann der Transport nach Italien. Auf einmal ohne Handfesseln in einem Transporter, alter rumänischer Dacia, nur 2 Polizisten als Begleitung, die ich gut kannte. Tatsächlich herzlicher Abschied von den Polizisten im Büro der Leitung, mit der Bemerkung: „Ich bin bald frei. Achtzigjährige dürfen in Italien laut Gesetz nicht inhaftiert werden.“
Ich glaubte an nichts mehr, ich hatte recht.
6 Stunden Fahrt zum Airport Bukarest. Auf der schmalen Bank und bei ständigen Kurven wurde mir schlecht, hatte ich nie im Leben in einem Fahrzeug gehabt.
Im Liegen ging es besser, Polizisten brachten mir eine Decke. 2-mal musste für dieses Superauto auf der Fahrt Motoröl nachgefüllt werden, aber wir kamen an. Aufenthalt im Keller der Polizeistation ohne Fessel, sofort Tee gebracht, alle sehr höflich und nett, bin ich im Paradies? Einer der Beamten der Flughafenpolizei blätterte in meinem Führerschein und fragte: „Ist Ihr Führerschein für Motorrad 1956 aus Freiberg in Sachsen? Dort war ich auch!“ Verbindung Rumänien/DDR in der alten Zeit, wir gaben uns die Hand. Die Atmosphäre konnte nicht besser sein. Etwa 17 Uhr kamen zwei junge, lockere, sympathische italienische Polizisten von Interpol, sprachen perfekt Englisch. Ohne Fessel in das Flugzeug von Alitalia, letzte Reihe, ein Platz in der Mitte frei, dann ein Polizist, auf der anderen Seite des Ganges der zweite Polizist.
Wir haben viel über Deutschland, Italien und die Welt geredet.
Eine sehr schicke Stewardess, grünes Kostüm, rote Handschuhe, brachte Essen nach Wunsch.
Die beiden Polizisten tranken Rotwein, ich nur Wasser, Disziplin!
Das Leben in der Freiheit ist wunderbar! Landung in Rom nach einem sehr schönen Flug, in einer neuen Welt.
Die Überraschungen sollten erst noch kommen.
An dieser Stelle eine Bemerkung zur Justiz in Rumänien.
Das Problem: Justizsystem und Gerichte sind die größten Probleme in der Innenpolitik Rumäniens, und der Hauptpunkt der Kritik in der Zusammenarbeit in der Europäischen Union.
Seit der Wende 1990 wurde ständig an einer Verbesserung des Systems gearbeitet. Einige mehr westlich orientierte Regierungen haben auch Verbesserungen des Systems, insbesondere im Kampf gegen die Korruption, erreicht.
Insbesondere die Schaffung der Anti-Korruptions-Staatsanwaltschaft DNA unter der erfolgreichen Leitung von Laura Cotarata Kövesi brachte den Durchbruch. Von 2014–2017 wurden etwas mehr als 2000 Fälle schwerwiegender Korruption vor Gericht gebracht. Hier liegt aber das Problem. Die dem Namen nach sozialdemokratische PSD hat Ende 2016 die Parlamentswahl gewonnen. Die erste Amtshandlung der PSD-Regierung war eine Eilverordnung, nach der Amtsmissbrauch erst von einem Schaden mehr als 45.000 € strafbar sein sollte. Rumänien reagierte mit den größten Demonstrationen seit der Revolution von 1989. Hintergrund ist eine Entscheidung des obersten Gerichts, dass der Vorsitzende der PSD, Dragnea, zu 3 ½ Jahren wegen Anstiftung zum Amtsmissbrauch verurteilt wurde.
Dragnea kann deshalb nicht Ministerpräsident werden. Wesentliche Entscheidungen werden deshalb nicht von der Regierung, sondern von der Parteiführung getroffen. Zweimal hat die PSD eigene Ministerpräsidenten gestürzt. Seit Mai 2019 ist Dragnea endlich im Gefängnis, ein Kollege von mir!
Größtes Hindernis in den Auseinandersetzungen über die Erhaltung einer demokratischen Justiz ist für die sozialistische Partei Staatspräsident Klaus Johannis. Die PSD strebte ein Amtsenthebungsverfahren des Präsidenten an, inzwischen gescheitert.
Im Oktober 2019 wurde der Präsident neu gewählt.
Für Rumänien und Europa musste Klaus Johannis im Herbst die Wahl gewinnen.
Dieser Kampf um die Hoheit über das Justizsystem in Rumänien zeigt deutlich die Situation an der Spitze des Staates, aber die Justiz wird politisch auch bis zu den Landgerichten beeinflusst.
In meinem eigenen Fall stand für die Richterin die Überführung nach Italien von vornherein fest, da konnten keine Argumente und Gesetze etwas ändern. Für mich war wichtig, auf keinen Fall ein Problem mit Italien durch eine Ablehnung herbeizuführen. Eine längere Zeit in einem Gefängnis in Rumänien wäre untragbar gewesen.
2. Kapitel
Torino – Ursprung der Katastrophe
Die Frage, wie konnte das alles überhaupt geschehen, Verhaftung an der Grenze, Ukraine – Rumänien, weiter durch die Gefängnisse in Italien und Deutschland, ist ja die Kernfrage des Dramas.
Wie häufig im Leben mit wachsendem Zusammentreffen von Menschen, der Ausgangspunkt von guten und oft sehr schlechten Entwicklungen, die sich auch unbeeinflussbar weiterhin ergeben.
In dem vorliegendem Fall war der Ausgangspunkt der „Torino–Katastrophe“ das Kennenlernen eines außergewöhnlichen Italieners, Dr. Giovanni Chiraso, im Jahr 2000.
Dr. Chiraso war ein italienischer Unternehmer mit einem sehr guten Betrieb für die Herstellung von Teilen und Komponenten für die Automobilindustrie.
SEFI hatte er selbst gegründet und aufgebaut, im Umland von Torino.
25 % des Kapitals war in der Hand des italienischen Staates.
Vom Business war die Abhängigkeit von einem einzigen Kunden, ausgerechnet VW in Wolfsburg, ein kleiner negativer Faktor.
Chiraso wollte den Kontakt zu mir aus 2 Gründen, einmal meine Jahrelange, weltweite Erfahrung in der Herstellung und dem Vertrieb von gepanzerten Autos, zum anderen wollte er, wie sich später herausstellte, einen Deutschen im Verwaltungsrat haben, da alles von VW abhängig war. Dr. Chiraso sprach übrigens perfekt Deutsch. Sein persönliches Schicksal war, dass er wegen eines schweren Verkehrsunfalls körperlich stark behindert war.

Dr. W. Resch und Dr. G. Chiraso bei einer internationalen Automobilshow. Der Beginn der „Torino Affäre“
Unsere Zusammenarbeit entwickelte sich sehr gut, es gab beidseitig keinerlei Enttäuschungen. Wir haben gemeinsam die Werke von VW in Mexico, Brasilien und China besucht. Seit 2001 war ich im Verwaltungsrat von SEFI gemeinsam mit Beamten der italienischen Regierung, die für den 25 %-Anteil an Kapital des Staates Italien im Verwaltungsrat waren. Für die Qualität der von SEFI hergestellten Autoteile sprach eindeutig die Jahrelange einwandfreie Belieferung von VW Wolfsburg. Bei einem Ausfall von SEFI hätten in Wolfsburg Bänder in der Produktion gestanden. Der Verwaltungsrat wurde im Jahr 2005 nicht informiert über Probleme mit italienischen Banken, die Kredite für die Technik der Herstellung der Autoteile auf höchstem internationalen Niveau waren sehr hoch.
SEFI ging in die Insolvenz und wurde sehr schnell von der Turiner Automobilzulieferer-Firma Magneta übernommen, im Hintergrund stand Fiat. Gegen Dr. Chiraso wurde ein Prozess in Torino durchgeführt, Urteil 5 Jahre. Das Verfahren gegen den Verwaltungsrat wurde eingestellt. Ohne einen Auftrag von mir hatte mich ein Rechtsanwalt Galasso aus Torino, der Anwalt von Dr. Chiraso, vertreten. Ich bekam das erst anhand einer Rechnung mit, die ich natürlich nicht bezahlt habe.
Dr. Chiraso war 6 Monate im Gefängnis und kam in einem Revisionsverfahren frei. In den 6 Monaten hat Chiraso im Gefängniskrankenhaus 2 Selbstmordversuche unternommen.
Nach diesen schlimmen Abläufen besuchte mich Dr. Chiraso im Sommer 2006 in Düsseldorf und hat mir seine persönliche Situation dargelegt. Er machte einen völlig zerstörten Eindruck, seine Frau und sein Sohn hatten ihn verlassen, wirtschaftlich war alles kaputt.
Für einen Neuanfang bat mich Dr. Chiraso um Hilfe, die ich aus der guten Zusammenarbeit der Vergangenheit sofort zugesagt habe.
Chiraso entwickelte ein Projekt der Übernahme einer Firma Gessaroli.
Die auf der einen Seite finanzielle Schwierigkeiten hatte, auf der anderen Seite die gleiche Technologie, gleiche Autoteile herstellte wie SEFI, aber nur an Fiat in Torino lieferte. Die Empfehlung hatte er von einem Mann, Heritier, im Knast in Italien bekommen.
Ich dachte natürlich, das kann nicht das beste Umfeld sein. Vater und Sohn Gessaroli waren gesprächsbereit, um aus den Schwierigkeiten herauszukommen. Ich machte sofort deutlich klar, dass ich persönlich an dem Projekt nicht interessiert bin. Aber wie soll ich dann helfen?
Es wurde sehr schnell klar, ohne die Zustimmung des Vorstandes von Fiat ist keine Übernahme möglich, durchaus verständlich, bei 100 % Zulieferabhängigkeit muss Fiat entscheidend mitwirken.
Ich fragte nach meiner Aufgabe, ich sollte Fiat von dem Deal überzeugen. Dr. Chiraso konnte nach dem Konkurs von SEFI in Torino nicht auftreten. Für mich hatte Chiraso ein tatsächlich interessantes „Lockangebot“ in der Tasche, für die Verhandlungen mit Fiat. Fiat hätte Interesse, in das Geschäft mit gepanzerten Fahrzeugen einzusteigen, besonders in Südamerika, und hätte großes Interesse an der Technologie. Da ich über alle Varianten der Technologie von gepanzerten Fahrzeugen der Sicherheitskategorie 1–7 verfügte, und selbst fünf Jahre Erfahrung in diesem Geschäft hatte, ein idealer Ansatz. Wie gesagt, Dr. Chiraso war ein wirklich ideenreicher und intelligenter Partner, ich sagte zu. Mit Fiat fanden drei Gespräche in großer Verhandlungsrunde statt. Auf der Seite von Fiat, jeweils 15–20 Personen, Vorstand, Techniker, Anwälte. Die Erfahrungen von MBB Security Cars AG und auch der Hintergrund, der Waffenherstellung und Erfahrungen der Firma Schmeisser, waren für Fiat hochinteressant und realistisch. Auf meine Frage, für welche Autotypen eine Panzerung überhaupt infrage kommt, keine klare Antwort. 2 Schwerpunkte, generell Südamerika, nur Panzerungen in der Stufe 1–3 und Alfa Romeo als Automarke. Nach 3 Verhandlungsrunden teilte Fiat mit, man wolle doch von diesem Projekt zurücktreten. Ich betone, alles ist sehr intensiv, korrekt und fair abgelaufen. Am Rande der Gespräche habe ich auch eine Übernahme der Firma Gessaroli durch neue Gesellschafter erwähnt. Antwort von Fiat: „Wenn Sie persönlich dabei sind, kein Problem, wir geben die Zustimmung.“
Ich war in dem Projekt Gessaroli angekommen, obwohl ich mit dieser Sache nichts zu tun haben wollte. Randbemerkung: Dr. Chiraso war nur bei der ersten Gesprächsrunde anwesend, man gab ihm dann zu verstehen, er sei unerwünscht, ich war 2-mal mit Dolmetscher allein in der großen Runde. Weiterhin empfahlen mir in einer Pause, also inoffiziell, wichtige Fiat-Manager persönlich, die Hände von Gessaroli zu lassen. Am 29.09.2006 gab Fiat offiziell der Familie Gessaroli die Zustimmung, das Unternehmen zu verkaufen. Die intelligente und große Rolle von Dr. Chiraso, sein Unternehmen wieder aufzubauen, konnte beginnen. Für Chiraso kam es darauf an, ohne irgendwie nach außen in Erscheinung zu treten, die alleinige Macht und Verfügungsgewalt über alle Abläufe der Firma Gessaroli zu haben. Chiraso gründete in England die CiLuPa Schmeisser Car Group, Name von Chiraso, Luciano Heritier, Patricia, die neue Freundin und ehemalige Sekretärin von Chiraso.
In einem Treuhandvertrag abgeschlossen bei Notar Bogatz in Gelsenkirchen, wurden die Geschäftsanteile wie folgt festgelegt:
Dr. Chiraso 42,5 %, Heritier 42,5 %, Schmeisser GmbH 15 %.
CiLuPa Schmeisser Car Group, kaufte von Vater und Sohn Gessaroli das Unternehmen. Diese 15 % in einem Treuhandvertrag für Firma Schmeisser GmbH waren meine einzige Verbindung zur Firma Gessaroli.
In dem Treuhandvertrag war ausdrücklich festgelegt, alle Entscheidungen werden ausschließlich durch Dr. Chiraso getroffen. Als Geschäftsführer der Firma Gessaroli wurde durch Chiraso ein G. Armivaslo eingesetzt. Der Mann hatte keinerlei Befugnisse, er gab die Unterschriften und bekam ein kleines Gehalt. Es war eine „One man show“ von Dr. Giovanni Chiraso. Ich persönlich hatte mit der Firma Gessaroli nach der Übernahme durch Chiraso nichts mehr zu tun und keine Kontakte. Keine Anweisungen, keine finanziellen Transaktionen, keine Gesellschafter-Beschlüsse, keinerlei Einfluss auf irgendwelche Abläufe. Ich war absolut raus. Im Übrigen spreche ich kein Italienisch, keiner der genannten Leute, außer Chiraso, spricht Deutsch oder Englisch, diese Leute interessierten mich nicht. Diese Feststellung ist wichtig für die juristischen Abläufe der folgenden Jahre in Torino.
Auf Wunsch von Fiat, musste ich im Juni 2007 noch einmal in Erscheinung treten. Gessaroli war in großen finanziellen Schwierigkeiten und es traten erhebliche Lieferprobleme an Fiat auf, die Situation wurde für die Produktion von Fiat gefährlich.
Keine Lieferung von Fahrzeugteilen, dann stehen die Bänder der Autoherstellung.
Ich sollte helfen, das Unternehmen an einen großen wichtigen Partner von Fiat, das Turiner Unternehmen Magneto Automotive, zu verkaufen.
Die Verhandlungen wurden bei Fiat geführt, mit dem Eigentümer von Magneto Automotive, Vincente Perris. Dr. Chiraso war anwesend.
Das Gespräch war gut, es ging nur noch um den Kaufpreis. Ich denke, hier hat Chiraso zu hoch gepokert, der ordnungsgemäße Verkauf von Gessaroli fand nicht statt. Am 25.06.2007 wurde die Liquidation von Gessaroli angeordnet und ein Staatskommissar wurde eingesetzt.
Am 31.07.2007 ging die Firma Gessaroli in die Insolvenz.
Vincente Perris hatte vorher bereits SEFI aus dem Konkurs übernommen und produzierte normal weiter. Die Übernahme von Gessaroli aus der Insolvenz war natürlich wesentlich günstiger als der normale Kaufpreis. Ob das alles von Fiat und Perris organisiert war, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls war das Ende der unternehmerischen Tätigkeit von Dr. Chiraso endgültig gekommen. Auch für mich war erst einmal der Ausflug nach Italia beendet. Erst am 1. Februar 2010 kam Italien wieder zurück zu mir. In einem Telefax von einem Rechtsanwalt Galasso in Torino, wie ich wusste, der langjährige Anwalt und gute Freund von Dr. Chiraso. Inhalt Fax: Dr. Resch zu 3 Jahren und 6 Monaten mit einem Urteil des Gerichts der ersten Instanz in Torino verurteilt. Gerichtsbeschluss vom 16.10.2009! Das war eine große Überraschung, denn zu Dr. Chiraso hatte ich keinen Kontakt mehr, ich wusste nichts von einem Gerichtsverfahren in Torino, hatte keine Einladung und natürlich niemals an einem Gerichtsverfahren teilgenommen. Ich habe auch nicht den Anwalt Galasso mit meiner Vertretung in dem Verfahren beauftragt, die Unterschrift für eine Vertretung war gefälscht. Wichtig festzuhalten, ich wurde in dem Verfahren nicht ordnungsgemäß verteidigt, die Abläufe widersprachen den italienischen Gesetzen, es war ein Justizskandal.
Rechtsanwalt Galasso forderte von mir 10.000 €, die ich verständlicherweise nicht gezahlt habe. Dieser Herr Galasso hat leider in meinem Leben eine verhängnisvolle Rolle gespielt.
Beginnend mit diesem ersten Verfahren in Torino, gesteuert von seinem Freund Chiraso, oder die Strategie ging von dem Avvocato aus.
Das wird niemals mehr aufzuklären sein.
Im Laufe der weiteren Entwicklungen, durch 2 italienische Tribunale wurde Chiraso zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt, tauchte unter, wurde dann angeblich in der Schweiz verhaftet.
Wie ich später im Gefängnis Viterbo erfahren habe, soll er in einem Gefängniskrankenhaus in Italien gestorben sein. Ein tragisches Ende des Unternehmers der Firmen SEFI und Gessaroli.
Bei mir ging es weiter, dass ich nach den Informationen über das Urteil im Februar 2010 mit Hilfe von Rechtsanwalt Gerlinger aus Dortmund, einen Verteidiger in Italien gefunden hatte. Avvocato Fhilippo Cariglino erhielt am 24.02.2010 die Prozessvollmacht. Die Berufung war bis zum 13. März 2010 einzureichen.
Am 8.03.2010 kam ein hochinteressantes Schreiben von Avvocato Cariglino zur Vorbereitung des Schriftsatzes. Der Anwalt hatte 1300 Seiten der Prozessakte gelesen und an Rechtsanwalt Gerlinger den entscheidenden Satz geschickt: „Chiraso hat in seinen Schriftstücken ausgesagt, dass er immer nur das getan hat, was Dr. Resch ihm befohlen hat.“ (Zitat Ende)
Das ist der Schlüssel, wie ich überhaupt in diesen Prozess, in die Insolvenz der Firma Gessaroli, hineingezogen werden konnte.
Ich war also der vermeintliche Auftraggeber und der Chefstratege, der „Operation Gessaroli“. Wahrheit und Tatsache ist, ich wusste absolut nichts von den von Chiraso veranlassten Abläufen, er gab sämtliche Anweisungen und der Geschäftsführer hatte zu unterschreiben.
Weiterhin ist interessant, das Gericht hatte in dem Verfahren angeblich keine Adresse von mir. Für Informationen und Schriftverkehr war ausschließlich das Büro Studio Legale Avv. Ennio Galasso in Torino angegeben. Galasso hatte also gemeinsam mit Chiraso die Doppelstrategie entwickelt, keine einzige Information über den Prozess in Torino nach Deutschland liefern und auf der anderen Seite, Dr. Resch der Chefstratege, der den armen Italiener Chiraso in das große Unglück des Untergangs von Gessaroli und Dr. Chiraso persönlich gesteuert hat.
Das ist fast genial. Um den Mandanten Chiraso mindestens vor Gericht zu entlasten.
Wie weit die Aussagen vor Gericht gingen, konnte ich an den vielen Fragen des Avv. Cariglino feststellen, die er anhand der Prozessakten bei mir angefragt hat. Die Frage, ob ich über die Konten der Firma Gessaroli verfügen konnte, sagt alles. Ich kannte weder die Bankverbindungen, noch hatte ich eine Verfügungsgewalt über irgendwelche Konten in Italien.
Gut sind auch die Fragen von AVV. Cariglino: „Wurden Sie regelmäßig über den Stand der Gessaroli informiert?
Hatten Sie Zugriff zu Informationen zu Gessaroli oder wurde alles durch Chiraso an Sie weitergeleitet? Und wenn ja, hat Herr Chiraso Sachen verschwiegen?“ „Gute Frage, ich hatte keinerlei Informationen über Gessaroli, wie ich bereits festgestellt habe, hat mich das auch nicht interessiert.“ Seit der Übernahme durch Dr. Chiraso war ich raus aus diesem Thema.
Auch gut die Frage: „Haben Sie jemals gemerkt, dass die Führung der Firma Gessaroli nicht in Ordnung war?“
Sehr interessant auch die letzte Operation, die Dr. Chiraso durchführte, um mindestens Teile des Unternehmens vor dem Untergang zu retten. Die Operation Metal Plast. Am 17.05.2007 entstand eine Firma Metal Plast. Bereits am 19.05. wurden an einem Wochenende Maschinen von Gessaroli in die Halle von Metal Plast gebracht. Gessaroli stellte eine Rechnung aus über 60.000 € Verkaufspreis, das wurde niemals bezahlt. Die Staatsanwaltschaft schätzte ihrerseits den Wert der Maschinen auf 247.000 €.
Das ist der Hauptvorwurf des Gerichts, Ausplünderung von Gessaroli, die Firma in die Insolvenz geführt zu haben und damit die Gläubiger der Firma Gessaroli geschädigt zu haben. Tatsächlich wurde am 31.07.2007 die Insolvenz von Gessaroli erklärt.
Diese „Rettungsaktion“ von Chiraso ist natürlich völlig gescheitert, das war das Ende von Gessaroli und von Chiraso persönlich.
Am 14.03.2010 wurde der Schriftsatz für das Gericht der 2. Instanz ausgeschrieben, in Torino hinterlegt. Der Termin für die Verhandlung wurde auf den 23.09.2010 festgelegt. Nach 2 Tagen Verhandlung, wurde das Urteil der ersten Instanz um 6 Monate gemindert. Dem Angeklagten Dr. Resch wurde weiterhin eine Mindestverantwortung zugerechnet.
Wie der Anwalt mitteilte, konnte die Strafe angeblich nicht niedriger festgelegt werden, weil für Bankrott im Strafgesetzbuch eine Mindeststrafe von 3 Jahren und eine Höchststrafe von 10 Jahren festgelegt ist. Die Strafe gegen Dr. Chiraso von 5 Jahren wurde bestätigt. Ich war nicht anwesend bei diesem Prozess und hatte den Avvocato beauftragt, den obersten Gerichtshof in Rom für eine Revision des Urteils anzurufen.
Der Corte di Cassazione kann entweder das Urteil des Corte di Appello di Torino im Ganzen bestätigen, wenn keine Verfahrens- oder Rechtsanwendungsfehler begangen wurden, oder ein erneutes Berufungsverfahren veranlassen, um Rechtsanwendungsfehler beseitigen zu können.
Der Termin für die Verhandlung vor dem obersten Gericht wurde für den 29.09.2011 festgesetzt, dann aber in Rom verlegt auf den 14.03.2012.
Am 18.06.2012 informierte mich Rechtsanwalt Cariglino, das Kassationsgericht hat die Haftstrafe von 3 Jahren bestätigt. Erst dreieinhalb Jahre später, im Januar 2016, wurde ein internationaler Haftbefehl gegen mich erlassen.
In Deutschland gab es darauf keinerlei Reaktion.
Den gesamten juristischen Wahnsinn bekam ich erst richtig vor Augen geführt, als ich die Dokumente für die Auslieferung von Rumänien nach Italien und von Italien nach Deutschland in die Hand bekam. Bei einer eventuellen Verhaftung in Deutschland, und guter Verteidigung vor einem deutschen Gericht, wäre ich niemals nach Italien ausgeliefert worden.
Am 5.05.2017 hat das Landgericht Düsseldorf meiner Auslieferung von Italien nach Deutschland zugestimmt.
Das deutsche Gericht konnte nur unter Anerkennung des Urteils von 3 Jahren aus Torino meine Auslieferung erreichen.
In diesem Zusammenhang bekam ich bei der Auslieferung nach Deutschland dann die Begründung der Straftaten und das Urteil übergeben. Ohne diese italienischen Phantastereien hier im Einzelnen darzulegen, einige krasse Beispiele. Es liegt keine Anklage im Einzelnen mit den angeblichen Straftaten gegen mich vor.
Dr. Resch hat gemeinschaftlich(!) mit den Verurteilten, Chiraso Giovanni, Armiraglio Giorgio, Bagalgio Maurizio Maria, Cutone Sandro, Fraternali Barbara, Heritier Luciano, gehandelt.
Ein Deutscher und 6 Italiener wurden verurteilt. Außer Chiraso hatte ich nur Heritier einmal gesehen, der Mann sprach weder Deutsch noch Englisch, war lange im Gefängnis, Typen, wie ich sie im Gefängnis Viterbo kennenlernen konnte.
Das heißt also 4 Italiener hatte ich noch niemals auch nur gesehen, einer war einmal kurz in meiner Nähe. Tatsächlich ein gutes Team für gemeinschaftliche kriminelle Handlungen.
Unter Verwendung von 7 namentlich aufgeführten Unternehmen wurden die Straftaten begangen.
Hier wird es schon witzig, wenn die Sache nicht so ernst wäre, die Namen von 5 Unternehmen hatte ich noch nie gehört.
In nur 8 Monaten, von der Übernahme bis zur Insolvenz im Juli 2007, haben also 7 Personen und 7 internationale Firmen das kleine Unternehmen Gessaroli ausgeplündert und kaputt gemacht.
Von den 7 Unternehmen kannte ich nur zwei, Cilupa Schmeisser Car Group, von Chiraso in Birmingham gegründet, und meine eigene Firma Schmeisser International GmbH, die mit der gesamten Sache absolut nichts zu tun hatte. Ein Unternehmen für die Herstellung der Waffen in der Ukraine. Wenn nicht alles so schrecklich ernst wäre, ist das die reine „Lachnummer“.
Vor deutschen Gerichten einfach unvorstellbar.
Bei Kenntnis der Abläufe, vor den Tribunalen in Italien gegen 6 Italiener und einen Deutschen typisch – „Mafia Prozess“.
Ich habe im Gefängnis Viterbo einige Gefangene gesprochen, die, als sogenannte Mafia in Gruppen verurteilt, wenig oder nichts miteinander zu tun hatten. Prozesse gegen die Mafia sind in Italien für die Politik und die Presse populär und wichtig.
Für den Aufstieg von Staatsanwälten und Richtern sind die sogenannten Mafia-Prozesse eine sehr gute Ausgangsposition.
Passend hierzu, eineinhalb Jahre später empfingen mich die Beamten der Berliner Polizei, bei der Übergabe von Rom nach Berlin, am Flughafen Tegel, als „Don Resch“.
Weiterhin in der Begründung des Urteils steht im Text, der Verurteilte Dr. Resch war Geschäftsführer von Anteilen der genannten ausländischen Gesellschaften.
Ich kannte noch nicht einmal die Namen von 5 Gesellschaften.
In seiner Eigenschaft als Geschäftsführer und Besitzer hat er Güter und Geldbeträge der Gesellschaft Gessaroli beiseitegeschafft.
Wie bereits festgestellt, hatte ich niemals Anweisungsbefugnis oder Unterschriftsgenehmigung bei Gessaroli.
Einen Dr. Resch gab es in diesem Unternehmen einfach nicht. Es werden in der Folge Schecks und Überweisungen in Italien und Spanien aufgeführt. Für 7 Personen wurden Flugreisen aufgeführt.
Für mich gibt es tatsächlich 5 Flüge, Düsseldorf – Turin, für die Gespräche mit Fiat.
Wie „gewissenhaft“ im Detail die italienische Staatsanwaltschaft gearbeitet hat, ein wörtliches Zitat aus dem Dokument für meine Auslieferung nach Deutschland: „Mindestens 1810 €, entspricht dem Gegenwert von 15 Breitling Armbanduhren, 7 Mont Blanc Kugelschreibern, 60 Faber Kugelschreibern, 200 Balestra Kugelschreibern und 1 Mobil-Telefon Samsung ZV 50, nahm Chiraso Giovanni der in Konkurs gegangenen Gesellschaft heimlich weg, und übergab es Erbetta Renzo, ohne Rechtsgrund. Hierzu fällt einem nichts mehr ein, das ist reine Show.
Was hat Dr. Resch mit diesen Kugelschreibern zu tun?
Die Verurteilten haben gemeinsam folgende buchhalterischen Kunstgriffe angewandt, um sich einen rechtswidrigen Vermögensanteil zu verschaffen.
Es gehört viel Fantasie dazu, Dr. Werner Resch als italienischer Buchhalter, ohne die italienische Finanz- und Steuergesetzgebung zu kennen, ohne ein Wort in italienischer Sprache. Das ist die Spitze des Irrsinns. Es folgen 14 Positionen von Fehlern, formuliert als Verschleierung in der Buchhaltung.