Kitabı oku: «Unbeugsam – ein außergewöhnliches Leben zwischen Ost und West», sayfa 3

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Am Schluss des Dokumentes zu meiner Überstellung nach Deutschland, der Text: In dem sie (die Verurteilten) ausschließlich Geschäfte tätigten, die schädlich für die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Gesellschaft waren, haben sie den Konkurs verursacht. Zur Erinnerung, das reale Geschäft, von Gessaroli, war die ordnungsgemäße Lieferung von Fiat mit Autoteilen, sonst hätten bei Fiat die Bänder gestanden.

Dieser Text, vom Gericht in Turino für die deutsche Justiz, sagt alles über die Jahrelangen Prozesse und 1.300 Seiten Prozessakten.

Auch über das absolute Versagen der Verteidigung in diesen Verfahren.

Interessant der Vergleich der Dokumente, die das Gericht von Torino nach Deutschland und nach Rumänien geschickt hat. Die Dokumente in Rumänien wurden mir im Gericht, am 10.06.2016, übergeben.

Im Gegensatz zu dem Dokument Deutschland wurde die „geforderte Person“ für 2 Straftaten verurteilt. Im Dokument Deutschland machte man mich später für alle Straftaten verantwortlich.

Dr. Resch handelte als „Verwalter und Aktionär“ von externen Unternehmen und als Vertreter „der internationalen Gruppe“ (Mafia!).

Ich erinnere: 6 Italiener, ein Internationaler, meine Person.

Es gibt hier die berühmte internationale Gruppe, in nur einer Person.

Als 2. Position kommt wieder, das Zusammenwirken mit den 6 italienischen Personen. Beim Kauf von Gessaroli wurde dargestellt, dass der Kauf von einer „deutschen multinationalen Gruppe, erster Ordnung durchgeführt wurde, welche industrielle Systemsicherungs- und Umstrukturierungsaktivitäten, getätigt hätte, sogar durch die Erhöhung des Unternehmens-Kapitals.“

Diesen völlig erlogenen Unfug konnte man dem rumänischen Provinzgericht in Suecava für die Auslieferung nach Rom vorlegen, für Deutschland, 1 Jahr später, hat man sich dann das doch nicht getraut, ein ganzes Paket von Lügen mussten aufgetischt werden.

Für die Auslieferung nach Italien waren nach dem rumänischen Gesetz 2 Faktoren maßgeblich, an dem Prozess in Italien muss der Angeklagte teilgenommen haben. Zum zweiten muss er eine Adresse in Italien haben. Hier hat das Gericht die Adresse des Anwaltes Gallaso als Prozess als mein Domizil in Italien eingesetzt. Daraufhin Abschiebung nach Italien. Der Name „Gallaso“ wurde mein Schicksal in allen juristischen Abläufen in Italien.

Neben den völlig aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen und Vorwürfen, in den drei Gerichtsverfahren durch alle Institutionen in Italien, wird auch die völlig unterschiedliche argumentative Darstellung gegenüber den rumänischen und deutschen Gerichten, Gegenstand der von mir angestrebten Neueröffnung des Verfahrens und, oder, ein Prozess vor dem Internationalen Gerichtshof in Straßburg.

Ich treffe die Vorbereitungen, so kann man mit einem Deutschen und europäischen Staatsbürger heute nicht mehr umgehen.

Wir sind zum Glück nicht mehr in der Sowjetunion oder in der DDR.

Interessant sind auch die zeitlichen Abläufe.

Am 14.03.2012 das endgültige Urteil, in dritter Instanz in Rom.

Warum kein internationaler Haftbefehl? Ich hätte mich in Deutschland eines Auslieferungsverfahrens stellen müssen, mit deutschen Anwälten und deutschen Richtern wäre hier bereits die Wahrheit auf den Tisch gekommen.

Nichts passierte, erst am 5. Januar 2016 ein internationaler Haftbefehl, vier Jahre später.

Auch das gilt es aufzuklären.

Erst am 26. Mai 2016, ausgerechnet an einem kleinen Ort an der Grenze, Ukraine – Rumänien erfolgte meine Verhaftung.

Es gibt Gerüchte, die ich nicht kommentieren werde.

Wir hatten in zwei Jahren intensiver Arbeit den Export von Holz aus den ukrainischen Karpaten nach Rumänien an die österreichische Firma Egger aufgebaut. Große Verträge waren vorbereitet und unterschrieben. Die bisherigen Herrscher des Exports von Holz aus der Ukraine nach Rumänien leben in Kiew und haben aber Aktiengesellschaften an der Börse in Bukarest.

Man vermutet in Kiew diese sogenannte „Holzmafia“ hinter meiner Verhaftung. Oder russische Einflüsse, hinsichtlich meiner sehr bekannten waffenherstellenden Firma Schmeisser in Kiew. Der Krieg in der Ostukraine war auf dem Höhepunkt.

Wie auch immer, ich bin in Freiheit und lebe.

Mich bewegt das gesamte Geschehen und das Drama der Haft in fünf Gefängnissen verständlicherweise noch immer sehr. Vielleicht bringt der Europäische Gerichtshof Licht in das Dunkel.

3. Kapitel

Italia

Ich war in meinem Leben immer ein großer Fan von Italien.

Rom und Mailand sind außer Kiew für mich sie besten Städte überhaupt.

Die Mailänder Scala, das Festival in Verano, Meer und Alpen. In italienischen Filmen Gina Lollobrigida und Sophia Loren, Mailänder Mode, Gucci und Prada, die Technik von Ferrari, Waffen von Berretta, Uhren von Bulgari, alles überwältigend, beeindruckend und schön.

Ich speise in Düsseldorf nur in italienischen Restaurants, ich liebe Espresso und Cappuccino.

Und jetzt auf dem Weg für 3 Jahre nach Italien, um jetzt auch noch die Gefängnisse kennenzulernen.

Die italienische Stahlindustrie hatte ich in den 80er-Jahren intensiv kennenlernen können, mit großen Beratungsaufträgen für meine Firma Stahl Consulting. Für das größte Hüttenwerk in Italien in Taranto und für das große Elektro-Stahlwerk in Aosta.

Wir haben sehr gute Arbeit geleistet mit deutscher Technik und haben sehr gut verdient.

Jetzt wartete ich im Büro von Interpol Italia, im Flughafen von Rom, darauf, wie es weitergehen wird in diesem wunderbaren Land.

Die Beamten alle in Zivil, locker, freundlich, sympathisch, ich war nach Rumänien in einer anderen Welt – vorläufig.

Aufnahme-Formalitäten, mit Fingerabdrücken aller Finger, rechts und links, Bilder von allen Seiten, Größe und Gewicht, ich war somit bekannt wie jeder Gangster in meinem Italy. Auf meine Fragen, wie es nun weitergeht, die Antwort, etwas warten, Sie werden abgeholt.

Bis dahin bekam ich einen Kaffee und Mineralwasser.

Dann kam eine echte „Zirkustruppe“, fünf Mann in Uniform der Gefängnispolizei, bewaffnet mit übergroßen alten Beretta-Pistolen.

Der Chef ein auffallend kleiner älterer Mann, von etwa 60 Jahren, mehr zum Lachen, die anderen vier very special. Der Chef der Truppe kommandierte „go“, und klopfte auf seine Pistole und rief laut auf Englisch: „Ich schieße sofort.“

Das alles im überfüllten Flughafen von Rom.

Auf dem Weg zum Transporter, interessanterweise auf dem normalen Parkplatz für Fahrzeuge, vor der Eingangshalle. Interessant, ich ging ohne Handschellen, gefesselt wurde ich erst in dem gepanzerten Transportfahrzeug. Ich war der einzige Fahrgast in einer kleinen Zelle innerhalb des Fahrzeugs.

Zwei Polizisten vorn, drei waren hinten, an der Tür zu meiner kleinen Zelle. Interessant für mich, an der Wand am Einstieg in das Fahrzeug hing eine Maschinenpistole. Auf meine Frage: „Wohin geht es?“, keine Antwort. Der Flug mit Allitalia und Aufnahme durch Interpol waren vorbei. Das neue Leben hatte begonnen.

Bereits an dieser Stelle sei gesagt, wegen des Justizsystems in Italien und der Gesetze gegen die Mafia läuft alles grundsätzlich geheim.

Besonders Transporte von Gefangenen werden gesichert, aus der Erfahrung von Überfällen, die vor 30 Jahren vorgekommen sind, zur Befreiung von verurteilten Mafiosi. Erfahrungen aus vielen Jahren im Anti-Mafia-Kampf, unter vielen Regierungen in Italien, prägen das Gefängnis-System. Nach etwa 45 Minuten war das Ziel, das große Zentralgefängnis von Rom, erreicht.

In diesem Gefängnis sind 2000 Gefangene, Organisation, Verpflegung und Bewachung von diesem Objekt sind eine große Herausforderung.

Das Gebäude hat 3 Etagen, die Flure laufen sternförmig auf einen zentralen Punkt.

Die Kontrolle des Transportes ging durch 3 Positionen, an der zweiten Position wurden alle Waffen, auch die Maschinenpistole, abgegeben und protokollarisch erfasst.

Zum Empfang eine Bürokratie von 10 Protokollen, bestätigt mit meiner Unterschrift. Fingerabdrücke, Fotos von allen Seiten, auch von hinten. Zum zweiten Mal bin ich in Italien fest verankert.

Dann vollständig die Kleidung ablegen, nackt Kniebeugen zur Kontrolle „von geheimen Öffnungen“.

Eine sogenannte Ärztin, ich glaube nicht, dass diese Frau Ärztin war, etwa 65 Jahre alt, circa 1,50 groß, schrie mich an „Alkohol? Drogen?“ Nimmt meinen Arm und rammt die Spritze rein, zur Blutabnahme. Dann Abmarsch Zelle 6/12. Fünf Mann liegen herum, ich bin die sechste Person. Drei Doppelbetten, ich liege unten.

2 x 4 m freier Raum, Fernsehen die ganze Nacht, 24 Stunden, fünf Leute rauchen, etwa 120 Zigaretten am Tag.

Dazu meine fürchterlichen Schmerzen aus Rumänien. Ich bin in meinem Italien – siehe mein Schwärmen vorher – angekommen.

Hier muss ich raus!

Die Leute, nicht etwa Italiener, alle Balkan, Rumänen, Serben, Kosovo Albaner, in der Landessprache herumschreiend. Der Deutsche hielt die Schnauze, nur nicht anecken.

Ein 20-jähriger Zigeuner, angeblich in Düsseldorf verhaftet, lebte mit seiner Mutter als Kind sieben Jahre in Köln.

Der Typ dreht besonders gegen Deutschland auf.

Ich sagte ihm auf Deutsch, macht er mir gegenüber handgreifliche Fehler, breche ich ihm die Knochen.

Nach 6 Tagen plötzlich ein Wunder, ich kam in eine andere Abteilung, Umzug in die dritte Etage Zelle 12, drei rumänische Zigeuner, die Jungs waren o. k.

Ein Mann war der Boss, er hatte die Sache in der Zelle 12 im Griff.

In der Nachbarzelle waren vier Albaner, einer sprach recht gut Deutsch, er war in Berlin 4 Jahre im Knast.

Die Albaner überreichten mir, am nächsten Tag, 3 T-Shirts und Unterhosen. Unglaubliche Solidarität. Ich hatte ja nichts an Kleidung, nur, was ich bei der Verhaftung in Rumänien am Körper hatte. Für mich das Wichtigste, ich bekam einen leeren Block für meine Notizen.

In Rumänien konnte ich nur mit kleiner Schrift, auf den Rückseiten von Drucksachen schreiben, die man mir freundlicherweise überlassen hatte.

Eine derartige freundschaftliche Solidarität unter Gefangenen ist großartig.

Mario hatte wegen Drogen aus Pakistan und angeblichem Terrorismus, gesteuert aus Pakistan, acht Jahre bekommen. Zwei Jahre hatte er noch abzusitzen. Ich bekam auch einen Briefumschlag und Briefmarken, für den ersten Brief aus der Gefangenschaft an meine Frau. Die Albaner nennen sich untereinander nur Brüder.

Am 8.07. ruft 22 Uhr abends ein Beamter in die Zelle: „Resch, morgen früh, 7 Uhr, fertig zur Verlegung!“

Ich dachte mit Vorfreude, Verlegung nach Torino, das zuständige Gericht und dann nach Hause, nach Deutschland. Gesagt wird wie immer nichts, warum du wohin kommst, keine Information.

Pünktlich am 9.07 startet der Transport.

Wie immer 5 Mann von der Gefängnis-Polizei, Polizia Penitenziaria.

Bewaffnet im großen gepanzerten Transporter, das für mich allein, der Aufwand ist extrem, für einen einzelnen deutschen Mafiosi.

Wir fahren etwa 3 Stunden, Uhr habe ich nicht, alles weggenommen.

Dann ein großes Gefängnis, für 600 bis 700 Leute, am Rande einer kleinen Stadt, die Berge sind zu sehen.

Viterbo, mein Aufenthalt für ein Jahr.

Viterbo liegt 70 km nördlich von Rom. Wer hat entschieden, dass ich ausgerechnet hier gelandet bin? Das werde ich niemals erfahren.

Während der Fahrt war ich mit einer Kette an der Handfessel an der Wand angeschlossen. Bei meinen Schmerzen in Bereich Schulter grenzt das an Folter.

Gefesselt, Pistolen und Maschinenpistolen, mit 5 Polizisten in einem Panzerauto, das ist bereits wahnsinnig.

Im Gefängnis Viterbo, zum dritten Mal in Italien, die Aufnahme mit Fotografieren, Fingerabdrücke, Messen, diesmal ohne Kniebeugen, nackt!

Ich komme in die oberste Etage, in eine Zwei-Mann-Zelle. Der neue Partner ist Zigeuner aus dem Kosovo.

Die Familie lebt in Deutschland, im Sauerland als Migranten. Ivo spricht recht gut Deutsch.

Sehr wichtig für das tägliche Leben im Gefängnis ist das Territorium für die Freistunde.

Die Fläche 15 x 40 m, der Boden ist Beton, leider an vielen Stellen zerstört. Laufen am Rand der Fläche herum um die spazierenden Gefangenen ist möglich. Erste gute Bekanntschaft, ein Serbe, groß und durchtrainiert, war in einer Sondereinheit der serbischen Armee zum Schutz des serbischen Präsidenten. Der neue Freund war Sergeant und ist sehr guter Waffenspezialist, kennt Schmeisser Waffen im Detail genau. Ich war erstaunt. Bereits mit dem siebten Lebensjahr begann seine Ausbildung im Kampfsport. Heute bei einer Schlägerei in Rom, ein Toter, verurteilt zu 23 Jahren.

Der Serbe spricht sehr gut Englisch. Für deutsche Sprache, außer Ivo in der Zelle, ein Russe aus Königsberg, hat zwei Leute erschossen, jetzt lebenslänglich.

Mein zweiter serbischer Freund Dean, eigenartigerweise heißt der erste Serbe auch Dean, hatte ein außergewöhnliches militärisches Leben hinter sich gebracht. Der Mann sieht sehr gut aus, 1,93 m groß, und durchtrainiert. Im serbischen Teil von Bosnien geboren und beginnt mit 17 Jahren eine Ausbildung bei der Polizei.

Ohne Vater und Mutter aufgewachsen, nur mit einer Schwester, die heute in Griechenland lebt, bewirbt sich Dean bei einer US-amerikanischen privaten Security-Einheit, die für die US-Armee spezielle Aufgaben erfüllt. Die Männer werden CIA und FBI geprüft und an allen amerikanischen Infanterie-Waffen ausgebildet. Erster Einsatz in Afghanistan, später im Irak.

Interessant für mich, auf Wunsch konnten die Serben bei den Spezial-Aufträgen auch russische Waffen einsetzen.

Mir war bekannt, dass die US-Army aus Kostengründen und aus politischen Überlegungen, die veröffentlichen Zahlen der Soldaten zu beschränken, amerikanische Security-Unternehmen einsetzt. Jedoch von Serben in diesen Einsätzen habe ich nichts gewusst.

Dean ist 38 Jahre alt und lebt mit Frau und Sohn an der bosnisch- serbischen Grenze.

Dean ist sehr gläubig, Christ, aber nicht katholisch, auch nicht orthodox, ich denke, eine Sekte.

Mit 14 Jahren haben sie ihn aufgefangen und großgezogen, bis zum Einsatz, Polizei mit 17 Jahren.

In dieser Sekte ist es verboten, zu trinken, zu rauchen und zu fluchen.

Dean hält sich noch heute an diese Vorschriften.

Fünf Jahre hat er in italienischen Gefängnissen hinter sich gebracht, soll nach Serbien abgeschoben werden, warum das alles, konnte ich nicht erfahren, er hat darüber nicht gesprochen.

Entscheidend wichtig für mich war mein Sportprogramm.

Vier Stunden am Tag sind möglich, auf den Hof zu gehen. Die Zeit ist 9–11 Uhr und 13–15 Uhr. Ich nutzte diese Möglichkeit in der gesamten Zeit in Viterbo total aus.

Im Sommer ständig Temperaturen um 40 Grad, ich habe mich im Laufe der Zeit gut daran gewöhnt.

Ich laufe täglich 30–40 Minuten, manchmal mit Pausen. Mache Gymnastik und Liegestütze, 100–150 in 30er-Abfolgen.

Zur Erholung liege ich wie viele andere einfach in der Sonne und denke an den Strand von Sylt.

Meine Verletzung an der Schulter, die ich aus Rumänien mitgebracht habe, heilt sehr gut mit Voltaren-Tabletten, die ich von einem alten erfahrenen Arzt bekommen habe. Den guten Arzt habe ich danach eigenartigerweise nie mehr gesehen.

Das Sportprogramm war sehr erfolgreich, von Kondition und Kraft, so fit war ich seit langer Zeit nicht mehr. Das Gewicht ging wie in meiner Zeit als Student und sehr erfolgreicher Leichtathlet auf 76 kg zurück. In Rumänien wog ich noch 83 kg. Der Achtzigjährige fühlte sich körperlich in Hochform.

Besonderer Höhepunkt war jede Woche zweimal „Campo“-Sport auf einer, zwar verrotteten Sportanlage, aber es war ein echter Sportplatz. Ich konnte 2 Stunden, wie in einem Stadion, um das Fußballfeld „richtig“ laufen.

Nicht in einem Betonkessel, sondern auf einer Rasenfläche.

Im Gras in der Sonne liegen, nicht auf dem nackten Beton.

In der Ferne sah ich die Berge, der Knast war vergessen.

Nach 6 Wochen schlimmster Erfahrungen war ich in meinem Italien angekommen.

Das einzige Problem war für mich das ständige Rauchen von meinem Zellen-Partner Ivo, etwa 50 Zigaretten am Tag. Dieses Problem musste ich unbedingt lösen, das habe ich dann auch gelöst.

Das Essen spielt verständlicherweise in jedem Gefängnis eine große Rolle. Das Essen in Viterbo war in Ordnung. Morgens Weißbrot, Milch und Tee, mittags Pasta, abends Pasta, ein Jahr immer Pasta.

Verschieden zubereitet, alle italienischen Variationen, aber gut gekocht. Für einen Deutschen, italienische Ristorante, ohne Vino.

Die Faktoren Sport, Ernährung und Wetter waren für mich gut. Kompliziert war der Kontakt nach draußen. Telefongespräche 10 Minuten in der Woche, nur Familie, Anwälte und Botschaft. Jedes Gespräch wurde abgehört und aufgezeichnet. Telefonieren wie in Rumänien war endgültig vorbei. Die wöchentlichen 10-Minuten-Gespräche mussten sehr gut geplant und vorbereitet werden.

Ich vereinbarte mit meiner Frau exakt den Zeitpunkt des Anrufes, manchmal von der zentralen Abhörstelle einfach nicht durchgestellt.

Im normalen Leben unvorstellbar, wie schnell die wertvollen Minuten vorüber sind. Kurze Informationen über die Situation auf beiden Seiten.

Von mir natürlich „Aufträge“ über wichtige geschäftliche Dinge, Kontakt zu meinem deutschen Anwalt.

Zur deutschen Botschaft in Rom hatte meine Frau ebenfalls eine gute Verbindung hergestellt.

Das Bewachungssystem der Gefängnisse in Italien ist sehr speziell.

Das bestehende System wurde in den vielen Jahren im Kampf gegen die italienische Mafia entwickelt.

Die „Polizia Penitenziaria“ ist Teil der Polizei und nicht des Justizsystems wie in Deutschland. Die Anzahl der Polizisten im Gefängnis ist extrem hoch. Ich kenne die Zahl der Beamten, im Verhältnis zu den Gefangenen, nicht. Ich schätze auf zwei bis drei Gefangene kommt ein Polizeibeamter.

Man trifft Beamte, die auf der Etage an einem Tag Dienst haben, so gut wie niemals wieder. Vielleicht nach Monaten wieder auf der gleichen Etage. Eindeutig zur Verhinderung des Aufbaus von persönlichen Kontakten zwischen einzelnen Gefangenen und Beamten. Die Gefahr der Bestechung von außen unter dem allgemeinen Begriff „Mafia“ ist einfach zu groß.

Der diensthabende Beamte auf der Etage sitzt in einer Glaskanzel und regelt alles, besonders die Ausgabe der Post, das ist eine täglich große direkt gefährlich wirkende Zusammenballung von Leuten vor der Kanzel.

In den 4 Stunden der geöffneten Zellen sitzt der Beamte ruhig in dem Hexenkessel der 50 Leute, die auf dem Flur herumlaufen und sich gegenseitig besuchen. In „Sonderaktionen“ werden dann 15 bis 20 Polizisten zusammengezogen, dann ist Alarm. Beispiel: Beleidigung oder Drohung gegenüber den wachhabenden Beamten, 15 Mann stehen vor einer Zelle, ein echtes „Drohpotenzial“, drei Mann gehen in die Zelle und holen den Typen raus, im Kreis der Menge wird dann eine Verwarnung ausgesprochen, offensichtlich wirkt das.

Fälle, dass auch geschlagen wird, habe ich nicht erlebt, soll es aber geben. „Großaktionen“ habe ich in einem Jahr zweimal erlebt.

Die Leute werden einzeln aus der Zelle geholt, gegen die Wand, tatsächlich gestoßen, und durchsucht. Wie im Film, habe ich als deutscher Staatsbürger besonders unangenehm empfunden. Dann in einem großen Raum, etwa eine Stunde warten, bis alle Zellen geleert und durchsucht sind. Die Durchsuchung der Zellen ist auch very special, alles, jedes einzelne Stück, wird aus den Schränken gerissen und auf die Betten und den Boden geworfen, man findet nichts mehr wieder, dauert Stunden, bis alles wieder an Ort und Stelle ist. Wenn so eine Aktion 5 Uhr morgens stattfindet, ist zur Freistunde 9 Uhr wieder Ruhe eingekehrt, alles läuft normal. Gefunden werden Drogen und Messer und Eisenstangen.

Zentrale Leitung, Verwaltung, Besuchsräume für Anwälte, Sozialarbeiter etc. befinden sich im Erdgeschoss. Der Weg geht durch 6 gepanzerte Türen, die sich öffnen, da Beamte das System kontrollieren, oder nach Klingeln. Der Weg zum Ziel geht allein, ohne Begleitung. Anfangs habe ich mich schon mal in die falsche Richtung verlaufen, dann kommt die Routine. Auf diesen Wegen, und vorbei an Posten, trifft man dann Beamte wieder, die man auf der Etage kennengelernt hat. Als einziger Deutscher unter 600–700 Gefangenen werde ich überall höflich, sogar freundlich begrüßt.

Drei Beamte grüßen mit erhobenem rechten Arm, dieser faschistische Gruß kam ja ursprünglich von Mussolini zu Hitler nach Deutschland.

Ich grüße lachend zurück und sage immer, ich bin ein Fan von Angela Merkel, übereinstimmender Zuspruch. Das ist ein Phänomen, in Rumänien und Italien alle Beamte, und was besonders interessant ist, die Gefangenen aus aller Welt, mit Respekt für Merkel, große Zustimmung. Wahlergebnis wäre 95 %, das werde ich niemals vergessen. Das ist zwar keine besondere Ehre für die Bundeskanzlerin, wenn die Banditen Europas so deutlich hinter ihr stehen, aber ein wirklich hoch interessantes Phänomen. Eine Erklärung habe ich nicht, vielleicht das Problem Flüchtlinge, vor allem Deutschland ist wirtschaftlich ein Superland.

Ein gutes Verhältnis hatte ich zu dem Chef des Gebäudekomplexes. Der Capo Reparto, ein sportlicher, mitteljunger Offizier, der mir in der Folge auch sehr geholfen hatte. Bei dem Begriff „Capo“ läuft mir immer ein Schauer über den Rücken, so hießen im KZ die Blockältesten, die oft schlimmer als die SS-Wachmannschaften waren. Kam also aus dem italienischen System in die deutschen Konzentrationslager.

Behandlung und Umgang mit mir ist nicht typisch für die Situation im Gefängnis. Ein sehr negatives Beispiel ist der Junge, der jeden Morgen die Milch brachte, nett und sehr höflich. Plötzlich nicht mehr sein lautes „good morning, Sir“. Hatte starke Zahnschmerzen, spricht Beamten an, der sagte nur, morgen. Der Milchjunge droht mit Schneiden in den Arm und Selbstmord, der Beamte sagt: „Mach doch“, und geht. Der Junge nimmt Rasiergerät und schneidet. Wird sofort geholt, ab in den Bunker im Keller. Wir haben ihn nie mehr gesehen.

Die meisten Leute, die bei solchen „Aktionen“ im Keller landen, verschwinden, verlegt auf andere Stationen oder andere Gefängnisse.

Am 30. Juli mein 80. Geburtstag.

Ich bin nie der Typ gewesen, der sich irgendwie feiern lässt, besonders nicht an Geburtstagen. Kein eigener Erfolg, von der Natur gemacht, ergibt sich einfach. Ich erinnerte mich aber. An den 80. Geburtstag meines Schwiegervaters, den wir in einem Restaurant in Cappenberg gefeiert haben, ich habe eine Rede gehalten und besonders die Zeit als Bürgermeister von Höxter und die Gefangenschaft nach dem Krieg bei den Engländern gewürdigt, besonders aber die tapfere Übergabe der Stadt Höxter, unter Lebensgefahr, an die US-Army behandelt.

Meine Familie wollte meinen 80. Geburtstag ebenfalls feiern, jetzt bin ich im Knast in Italien.

Zum Glück hat das Datum keiner irgendwie bemerkt und mir gratuliert, der Tag verging ohne „Aufsehen“.

Ein sehr schöner trauriger Brief von meiner Frau kam später an.

Überhaupt das Thema Briefe im Knast, von Deutschland 6–10 Tage „Kontrolle“, meine Briefe nach Deutschland 2–3 Tage.

Ein wirklich kompliziertes, spezielles Problem in Italien sind Rechtsanwälte, das gilt für Strafrecht und für Zivilrecht.

Rechtsanwälte sind eine gewaltige „Abzockindustrie“.

Ich habe viele Beispiele von Mitgefangenen in Viterbo erlebt und berichtet bekommen. Da ich den Wahrheitsgehalt nicht überprüfen kann, bringe ich keine Beispiele, nur die eigenen Erfahrungen.

Von der deutschen Botschaft in Rom habe ich eine Liste von Rechtsanwälten erhalten, in der genau die Spezialgebiete der Kanzleien aufgeführt sind. Ich nahm telefonisch Kontakte zu zwei Anwälten auf, deutsche Sprache. Im ersten Fall die Antwort, für das erste Gespräch 2000 €. Das erste Einführungsgespräch im zweiten Versuch der Kontaktaufnahme kostet 2.800 €. Ich wollte keine Verteidigung, nur eine schnelle Überführung nach Deutschland.

Wenn ich zugestimmt hätte, wäre die Sache mit den Anwälten blitzschnell weitergegangen auf 10.000 bis 20.000 €.

Das ist Wahnsinn! Schlimme Erfahrungen mit falscher Berufung und Unterschriftsfälschungen hatte ich im Prozess in Torino bereits hinter mir.

Manchmal gibt es außergewöhnliches Glück, ein Gefangener, Autospezialist aus Neapel, der auch in Düsseldorf Autos verkauft hat, berichtete von einem jungen Anwalt aus Viterbo, mit dem er reden könnte. Nach einer Woche hatte ich einen sehr guten englisch sprechenden Rechtsanwalt Cecarelli. Der Anwalt nahm einen fairen Preis, für die gesamte „Operation Deutschland“. Cecarelli hat mich niemals enttäuscht. Eine große Ausnahme in der italienischen „Anwaltsindustrie“. Ich habe noch heute einen engen Kontakt zu Avv. Ceccarelli, wir arbeiten an der Wiederaufnahme des Verfahrens Torino, um nach 10 Jahren zu versuchen, endlich die Wahrheit zu erreichen. Das ist für mich nicht nur juristisch wichtig, es ist eine Sache der Ehre.

Am 26. August hatte ich mit Ceccarelli den Vertrag abgeschlossen, ein Schreiben für die Überführung nach Deutschland ging unmittelbar an das zuständige Ministerium nach Rom.

Nach fünf Monaten, im Januar 2017, hat das Ministerium in Rom meiner Auslieferung zugestimmt.

Dann folgte eine unglaubliche bürokratische Bearbeitung dieses Falles durch die deutsche Justiz. Erst im Juli 2017 bin ich dann in Berlin gelandet und war endlich wieder in der Heimat, natürlich nicht in Freiheit.

Die Monate September und Oktober 2016 zeigten mir sehr deutlich die Strukturen und auch die Gefahren im Gefängnis Viterbo.

Bereits Ende August war mir klar geworden, aus der Zelle 15, mit Ivo, musste ich zur Erhaltung meiner Gesundheit unbedingt raus. Der Rauch von 50 Zigaretten am Tag, bei geschlossenen Fenstern, war einfach nicht mehr auszuhalten. Ich sprach darüber mit Ivo und er sagte mir Unterstützung zu.

Das größte Problem bei einem Wechsel der Zelle war nicht Entscheidung und Anweisung der Beamten, sondern ein Gefangener musste die Zustimmung für die Aufnahme eines neuen Partners geben. Ein unglaubliches System, die Gefangen bestimmen selbst, nicht die Anweisung der Leitung. Ein erster Hinweis auf das „duale Machtsystem“ im Gefängnis. Ich hatte keine Erfahrung, kannte die Leute nicht, ich fand keine Möglichkeit für einen Umzug.

Ivo fand einen Rumänen, der bereit war, mich aufzunehmen, er rauche angeblich nur 8 Zigaretten am Tag. Ich war völlig unkritisch und froh, von Zelle 15 nach Zelle 11 zu kommen. Der eigentliche Umzug war in 10 Minuten erledigt. Bereits der folgende Tag zeigte mir, dass mit dem Mann irgendetwas nicht stimmte. Der Rumäne zeigte mir Hefte, mit der wörtlichen Abschrift der orthodoxen Bibel, in feiner, deutlicher rumänischer Schrift, etwa 4000 Seiten, die Arbeit von 8 Jahren Knast.

Immer wieder eingeschoben Texte aus historischen Werken, um die „Wahrheit“ der Bibel zu ergründen und zu beweisen, einfach irre.

Ich fragte, warum er hier im Gefängnis ist. Wegen Totschlag fünfzehn Jahre, acht Jahre hatte er bereits abgesessen.

Der Typ machte draußen auch jeden Tag Sport, das war positiv.

2 Tage nach dem Umzug passierte es, eine Nacht vom Freitag zum Samstag.

Ohne jeden Anlass, ich hatte tief geschlafen, reißt mich der Rumäne aus dem Bett, schlägt auf mich ein und stößt mich in Richtung Toilette. Ich wusste, jede Schlägerei endet immer, ohne weitere Prüfung der Lage, für beide Seiten im Bunker.

Deshalb von mir keine sofortige Reaktion, ich habe nicht zurückgeschlagen, übrigens, das kann auch tödlich enden, ich habe in der Folge einige Fälle erfahren, wo sofort erstochen oder mit Stangen erschlagen wurde. Ich bin also ohne Gegenwehr sofort in die Toilette gesprungen (Stahltür) und habe mich verbarrikadiert.

Nach etwa einer Stunde bin ich wieder raus und wollte mit dem Typen reden, er lag im Bett und schlief. Am nächsten Morgen tat er so, als ob nichts gewesen wäre, und sagte nur: „Nicht nervös werden.“

Ich entschied mich für den „vorsichtigen Weg“. Nicht gleich den Beamten melden, auf dem Hof erst einmal mit meinen Freunden reden. Dann setzte eine Kette von unerklärlichen Abläufen ein, für die ich erst einmal keine Erklärung finden konnte.

Die Wirkung des „dualen Systems“. Meine Kumpels holten den Rumänen und fragten ihn, warum er mich nachts schlägt.

Er stritt die Sache ab, für mich war klar, ich muss sehr schnell wieder raus aus der Zelle 11. Der Mann war ein verurteilter Totschläger.

Während der Freistunde wurde ich durch den diensthabenden Beamten plötzlich zum Capo Reparto gerufen, es war Samstag!

Der Capo war erstaunlicherweise im Büro.

Er fragte nur mit Hilfe eines unbekannten Gefangen, als Dolmetscher in englischer Sprache, nach einer Gewalttat.

Ich bestätigte, ein Beamter schrieb ein Protokoll, ich ging wieder auf den Hof. Der Rumäne wurde geholt und dann die Sensation, ich kam zurück in die Zelle, leer, alle Sachen des Rumänen waren weg. Ich habe diesen Typen nie wieder gesehen.

Das Interessante ist, ich habe den Vorfall nie offiziell gemeldet.

Im Rahmen der gegenseitig respektierenden zwei Strukturen wurde der Vorfall gemeldet und die Polizia hat sofort reagiert. Der Mann verschwand, keiner fragte danach. Nach Tagen fragte ich meine serbischen Freunde, die lachten und sagten, hast du noch nicht gehört, der Rumäne liegt im Krankenhaus, der ist scheinbar gefallen, zahlreiche Knochenbrüche, an Armen und Rippen.

Wie gesagt, der Typ tauchte nie mehr auf. Das wirklich Interessante ist, der Fall wurde ohne meine Mitwirkung, von zwei Seiten, der Instanza und den Gefangenen, für mich völlig unsichtbar geregelt.

Wie ich dann mit wachsender Knasterfahrung feststellen konnte, wurden zahlreiche Fälle durch die Gefangenen intern geregelt, mit Sicherung und Deckung durch das System. Beide Seiten halten gegenseitig Grenzen ein und respektieren die Grenzen.

Interessanter Nebeneffekt, Ivo hatte bereits nach meiner schlimmen Nacht gesagt: „Du kannst zurück kommen zu mir, ich werde weniger rauchen und das Fenster in der Nacht öffnen.“ Zwei Tage später sagte mir Ivo, seine Zelle ist belegt, der Sohn eines Freundes seines Vaters ist jetzt bei ihm. Dieses Argument war weit hergeholt. „Der junge Mann hat 25 Jahre wegen Mord, erst 2 Jahre hat er weg, ich muss mich um diesen Menschen kümmern.“ So laufen viele Dinge völlig undurchsichtig.

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9783991075325
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