Kitabı oku: «Die magische Welt Rialar», sayfa 3
Den Brüdern soll das ganz recht sein, doch haben sie den restlichen Tag nichts mehr zu tun. So haben sie noch viel Zeit, mit der sie nicht viel anzufangen wissen. Üblicherweise sind sie immer beschäftigt und unterwegs. Anstatt jetzt nichts mehr zu tun, beschließen die beiden, sich der Seele anzunehmen, die sie im Wald mitgenommen haben. Die Zwillinge kennen in der Stadt nur einen Ort, an dem sie allein und ungestört sind. So machen sie sich gleich auf zur Unlebenwacht.
In der leeren Unlebenwacht angekommen, ist es inzwischen dunkel geworden. So erschafft Edwin eine Flamme in seiner Handfläche. Seine Hand verbrennt nicht, da das Feuer den Brennstoff aus der magischen Kraft bezieht, die er aus seiner Handfläche ausströmen lässt. Nachdem die Brüder nun Licht haben, beschwört Erwin die Seele aus dem Wald aus ihren Riaberan. Diese Seele kommt nicht in dampfendem, geisterhaftem Nebel aus dem Gefäß, sondern schlängelt sich heraus und wird immer größer. Nun sehen die Zwillinge auch, was ihnen schon anfangs im Wald seltsam vorgekommen ist. Diese Seele ist im Gegensatz zu anderen Seelen vollkommen, nicht nur eine Büste. Es ist alles da, Kopf, Torso, Arme und Beine. Das Geschlecht der Seele ist wie bei allen anderen nicht zu ermitteln, da Seelen keine Haare und keine Geschlechtsteile haben. Erwin versucht, mit der geisterhaften Gestalt vor ihm zu reden.
„Sei gegrüßt, wie ist dein Name?“ Erwin fragt laut und deutlich, doch die geisterhafte Gestalt sieht nur auf ihn herab.
„Verstehst du mich? Kannst du sprechen?“, fragt er weiter, doch es kommt keine Reaktion. Die Seele schwebt und beobachtet die beiden einfach nur. Die Zwillinge kratzen sich an den Köpfen und wissen nicht recht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Bisher konnten sie mit jeder Seele, die sie lösen konnten, auch sprechen.
Während die Brüder noch überlegen, wie sie sich verständigen sollen, bemerken sie, wie sich die Seele im Raum umsieht und sich selbst auf die Hände schaut.
„Bist du dir deiner Existenz bewusst? Jetzt bist du eine Seele, du bist sehr lange Zeit ein Unlebender inmitten eines Zornesfeldes gewesen“, sagt Erwin, als er merkt, dass sich die Seele ihres Zustandes möglicherweise gar nicht bewusst ist.
„Dieses … Gefühl … ist seltsam … ich erinnere mich … an nichts. Ich fühle … etwas … doch ich … kann nicht sagen … was es ist“, antwortet die Seele plötzlich. Leider wissen die beiden Löser mit der Aussage nichts anzufangen. Doch sind sie froh, sich mit der Seele verständigen zu können.
„Du warst vermutlich eine sehr lange Zeit in diesem Wald und unter einem Zornesfeld, das die ganze Zeit pulsiert hat. Das würde an niemandem spurlos vorübergehen, es könnte deinen Verstand beeinflusst haben. Deine Erscheinung und dein Verhalten sind untypisch, hast du eine Erklärung dafür? Du kannst dich vielleicht nicht an alles erinnern, doch vielleicht an einzelne Dinge?“, fragt der Seelensammler hektisch nach, der, da er nun ein Gespräch mit der Seele hat, auch Antworten erwartet.
„Mir … fällt es schwer, … meine Gedanken … zu ordnen. Doch … ich verstehe …, dass es sich … um besondere Umstände … handeln muss“, bekommt er nur schwerfällig zurück. Seine Neugier ist zwar nicht befriedigt, aber dennoch stimmt ihn der allgemeine Fortschritt zufrieden.
„Gut lassen wir uns Zeit, ruh dich noch etwas aus und sammle deine Gedanken. Vielleicht finden wir jemanden, der dir helfen kann“, schlägt Erwin vor und nachdem die Seele genickt hat, beendet der Löser die Beschwörung. Die Seele wird kleiner und verschwindet im Riaberan.
Die beiden Brüder atmen tief durch. Sie hatten selten so ein mulmiges Gefühl bei einer Beschwörung wie in dem Fall. Die Löser hatten schon einige ungewöhnliche Erlebnisse auf ihren Reisen, doch so viele seltsame Vorkommnisse überfordern selbst die beiden erfahrenen Brüder.
Mit mehr Fragen als Antworten verlassen die Löser die Unlebenwacht. Da es zwar dunkel, aber nicht allzu spät ist, beschließen die Brüder, wieder in das Heiler- und Pflegehaus zu gehen. Dort lassen sie sich waschen und ihre Kleidung reinigen. Als sie fertig sind, sind sogar die Erlebnisse nahe des Zornesfeldes eine ferne Erinnerung. Ihre letzte Station für den Tag ist wie die Tage davor das Gasthaus und ihre üblichen Zimmer. Der Wirt gibt den beiden zu verstehen, dass er diese schon dauerhaft für sie bereithält. Denn seit ihrem ersten Abend hier war ihm klar, dass die Brüder samt ihrer Lösungsarbeit hier gebraucht werden. Geschmeichelt, doch erschöpft gehen die beiden wieder auf ihre Zimmer und kriechen in ihre Betten.
Durchdringendes Licht
***
Wie die Tage zuvor beginnt der Tag für die Brüder im Laufe des Vormittags. Die Straßen sind bereits belebt und die Sonne ist auf einem guten Weg in Richtung ihres Höchststands. Noch frisch vom Bad am Vorabend und gut gelaunt kommen die beiden Brüder in die Schankstube und frühstücken. Nach dem Essen und der Bezahlung der Zimmer verlassen die beiden das Gasthaus. Wieder führt ihr Weg sie zum Amtshaus des Bürgermeisters. Rogu begrüßt sie an der Tür und bringt sie auch gleich zum Bürgermeister, wo sie wieder freudig empfangen werden.
„Ah, ich habe Euch schon erwartet. Verzeiht, dass wir gestern nicht mehr reden konnten, werte Löser. Es gab ein seltsames Vorkommnis außerhalb der Stadt und ich musste mir das eiligst ansehen. Doch zu Eurem Unterfangen, Ihr wolltet ja zum Zornesfeld. Habt Ihr dort etwas ausrichten können?“, berichtet und fragt der Bürgermeister ungestüm, bevor die beiden Löser überhaupt zurückgrüßen können.
„Nun, ja, tatsächlich konnten wir etwas ausrichten. Wie wir dachten, konnte uns die Seele Salmin bei der Aufklärung der Umstände helfen. Dieses Zornesfeld war so stark, weil mehrere Ursachen zusammengekommen sind. Erstens war die Quelle dieses Feldes direkt in zwei Arkanen Strömen, die sich gekreuzt haben, und gleichzeitig war ein Unlebender direkt darunter“, berichten die Löser, woraufhin der Lichtmago Hadien aufgeregt aus seinem Stuhl springt und mehr hören will.
„Das ist ja unglaublich! Was habt Ihr dann gemacht?“ Seine Stimme überschlägt sich bei der Frage.
„Natürlich das, was wir am besten können. Wir haben eine Lösung an dem Unlebenden durchgeführt. Es war weitaus schwerer als normalerweise, doch sie war erfolgreich. Ihr könntet nun versuchen, zum Zornesfeld zu gehen und dieses zu entkräften.“ Die beiden grinsen selbstsicher, als sie ihm antworten.
„Fabelhaft, wenn Ihr denkt, dass das Zornesfeld nun einfacher zu entkräften ist, dann werde ich es bei nächster Gelegenheit versuchen. Ah ja, und wie geht es der Seele, die Ihr aus dem Zornesfeld befreien konntet?“ Bürgermeister Hadien wirkt zufrieden, fast schon euphorisch.
„Nun, die Seele. Wir haben sie erst wieder in der Unlebenwacht beschworen. Diese Seele ist sehr speziell … sehr widerstandsfähig, doch leider auch verwirrt und ohne Erinnerungen. Vielleicht wollt Ihr sie als Lichtmagi mal durchleuchten? Vielleicht fällt Euch etwas an ihr auf.“
Den Lösern fällt momentan nichts Besseres ein, als sich an einen Lichtmagi zu wenden.
„Gut, das kann nicht schaden. Dann will ich mir die Seele ansehen.“ Erwin holt das passende Riaberan hervorholt und beschwört die Seele darin.
Die unbekannte Seele steigt wieder rauchlos aus ihrem Gefäß, indem diese immer größer wird.
„Oh. Nun, ich bin kein Löser und bekomme nicht allzu viele Seelen zu Gesicht. Jedoch kenne dieses Phänomen selbst ich. So sehen Seelen aus, die mit einem Gefühlsfeld in Kontakt gekommen sind. Das passiert, wenn ein Elementarist eine Seele löst, diese nicht beruhigt werden kann und ein Gefühlsfeld erzeugt. Sie werden unempfindlich dem Arkanen Netzwerk gegenüber, so hat es mir unser früherer Elementarist erklärt. Dann musste ich üblicherweise antreten, um das Gefühlsfeld und den Einfluss auf die Seele darauf zu entkräften.“ Die Brüder sind sichtlich erleichtert, zu erfahren, was es mit der aus ihrer Sicht fremdartigen Erscheinung auf sich hat.
„Seltsam, dass bei uns noch nie so ein Fall aufgetreten ist. Doch abgesehen davon ist diese Seele nicht sehr gesprächig und erinnert sich kaum an das vorherige Leben. Ist das immer so?“
Die Löser wollen sich weiter informieren, da sie keine Erfahrung mit einer solchen Situation haben und nicht mit dieser umzugehen wissen.
„Nein, das absolut nicht. Für gewöhnlich benehmen sich die Seelen dem Gefühlsfeld entsprechend. Sie baden in Selbstmitleid bei Verzweiflung, geben anderen die Schuld bei Hochmut oder toben vor Wut bei Zorn. Nur um kurze Beispiele zu nennen. Seltsam hieran ist aber, dass das Gefühlsfeld fehlt. Die Seele ist schon länger vom Einfluss des Zornesfeldes befreit und wird trotzdem nicht vom Arkanen Netzwerk beeinflusst.“
Die Löser hören aufmerksam zu und versuchen, eine Erklärung in den Ausführungen des Lichtmagi zu finden. Leider können sie nicht für alles eine befriedigende Begründung finden.
„Ich könnte versuchen, die Seele zu durchblicken. Vielleicht finde ich den Grund für die Widerstandskraft dem Arkanen Netzwerk gegenüber.“
Die Löser stimmen zu und treten einen Schritt zurück. Der Lichtmagi wendet sich zur Seele, nimmt einen tiefen Atemzug und schließt die Augen. Einen Moment später öffnet er beim langsamen Ausatmen die Augen wieder. Nun leuchten diese gelb wie zwei kleine Sonnen. Mit seinen leuchtenden Augen schaut der Lichtmagi an der Seele vor ihm hinauf. Auf der Seele bilden sich zwei gelbe Flecken an den Stellen ab, die Hadien gerade ansieht.
„Ich sehe rein gar nichts. Als würde ich in einen leeren Raum hineinblicken.“ Dann schaut Hadien direkt vor sich, schreit auf und schließt die Augen.
„Aaarg! Das war hell! Ich habe mich gerade selbst geblendet!“
Die Brüder gehen besorgt zu Hadien und halten ihn, damit er nicht sein Gleichgewicht verliert und stürzt. Der Lichtmagi braucht einige Sekunden, öffnet die Augen, reibt sie sich noch mal und öffnet sie noch mal.
„Es geht schon wieder. Wie es scheint, konnte ich die Seele nicht mit meinem Blick durchdringen. Die Oberfläche der Seele hat meinen Blick die ganze Zeit reflektiert.“
Lichtmagi Hadien wirkt nun wieder ruhig nach der versehentlichen Selbstblendung.
„Das ist mir wiederum noch nie passiert. Nun zumindest, dass ich mich selbst geblendet habe. Dass körperlose Seelen lichtbrechende Eigenschaften entwickeln können, wusste ich. Das ist bisher ein oder zwei Mal passiert. Diese Seelen waren aber sehr willensstark.“
Die beiden Löser sehen fasziniert von der Erklärung zu der schwebenden Seele vor ihnen.
„Wer bist du?“, fragt Erwin noch mal die ausdruckslose, auf ihn herabblickende Gestalt vor ihm, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
„Ich bin Reavaer, ich beobachte und bin hier fertig.“ Nach der unverhofften Antwort zieht sich die Seele wieder in ihr Riaberan zurück und lässt die verdutzten Löser und den Lichtmagi zurück.
„Warum …? Wie …? WAAS?!“, ruft Erwin, erstaunt wegen der plötzlichen Bereitschaft der Seele, sich mitzuteilen. Er will die Seele gleich wieder beschwören und legt seine drei Finger an das Gefäß. Doch die Seele kommt nicht heraus.
„Wie ist das möglich? Die Seele kommt nicht auf meine Anweisung heraus. Sie hat einen so starken Willen, dass sie sich meiner Magie widersetzen kann! Unfassbar!“
Erwin atmet panisch und ist dabei, die Fassung zu verlieren. Dann tritt Lichtmagi Hadien neben ihn und setzt wieder seinen durchdringenden Blick ein.
„Beruhigt Euch, werter Seelensammler. So viele Fragen auf einmal sind nicht gut für den Geist.“
Sein Blick lässt ihn die Gedanken erkennen, die in Erwin umherschwirren und auf die er keine Antwort hat. Die Augen des Lichtmagi leuchten auf den Kopf von Erwin und hinterlassen zwei leuchtende Flecken auf diesem. Durch diese Flecken kann Hadien die Gedanken von Erwin sehen, die ihm in diesem Moment durch den Kopf gehen, und diese sind kein schöner Anblick. Die Gedanken rasen hindurch und sie sind sehr deutlich. Das hat zur Folge, dass der Körper von Erwin verspannt und verkrampft. Nun benutzt Lichtmagi Hadien zusätzlich zu seinem durchdringenden Blick auch seine Entkräftigungsmagie und starrt direkt in die Gedanken von Erwin. Die Bilder hören langsam auf zu rasen, wechseln immer langsamer und werden blasser. Folglich entspannt sich auch der Körper des Lösers. Erwin nimmt schließlich einen tiefen Atemzug und ist dann wieder tiefenentspannt. Daraufhin hört Hadien auch auf, seine Lichtmagie an Erwin zu benutzen.
„Habt Dank, Bürgermeister, dieser panische Zustand war nicht sehr angenehm. Ich wollte zwar unbedingt eine Antwort, doch diese Art, zu denken, hätte mir keine gebracht.“
Erwin bedankt sich ehrlich bei dem Lichtmagi und auch Edwin atmet auf, denn er hätte nicht gewusst, was er tun sollte. Er hatte seinen Bruder vorher noch nie so fassungslos gesehen, nicht mal in der Nähe von Gefühlsfeldern.
„Diese Seele hat Euch wirklich Angst gemacht, nicht wahr? Als Ihr keine Antworten finden konntet, haben sich Eure Gedanken nur darum gedreht, wie Ihr dieser entfliehen oder sie loswerden könnt.
Hadien sieht die Angst im Gesicht des Seelensammler noch immer.
„Da habt Ihr wohl recht. Edwin und ich sind schon unser halbes Leben auf Reisen und wir sind auf fast alle Gefahren vorbereitet, die uns auf unseren Wegen begegnen könnten. Doch so eine Seele und so ein Verhalten derselben habe ich noch nie erlebt und war auch dementsprechend nicht vorbereitet. Glücklicherweise hat mir die Seele keine Probleme gemacht, bevor ich das alles über sie wusste. Sonst wäre ich wohl verzweifelt.“ Erwin bekommt eine Gänsehaut, als er dem Lichtmagi Hadien seine Sorgen erklärt.
„Eure Reaktion war wohl etwas heftig, aber nachvollziehbar. Doch hattet Ihr auch Glück, dass Ihr einen Lichtmagi in der Nähe hattet, der Eure Gefühle entkräften konnte. Anderenfalls hätte Euch Eure Angst verschlingen können. Und ein Angstfeld mitten im Amtshaus wäre sehr unangenehm.“
Hadien muss selbst über seinen stark untertriebenen Kommentar grinsen.
„Jawohl, da hatten wir wohl alle noch mal Glück.“
Die drei Magonar im Raum lachen lauthals über die Erleichterung, dass alles gut ausgegangen ist.
„Doch im Ernst, wegen der Seele können wir momentan nichts machen. Dann lassen wir ihr ihren Willen und warten, bis sie sich bei uns meldet“, beschließt Erwin dann an die beiden anderen gewandt.
„Lasst uns vorerst das Thema wechseln. Ihr wart gestern so kurz angebunden, als wir zurück in die Stadt kamen. Was war denn so dringend?“ Edwin erhebt das Wort und wendet sich fragend an den Bürgermeister.
„Ah richtig, ich dachte mir schon, dass Ihr wissen wollt, was los war. Die Sache ist nur, dass der Grund, warum ich dort so dringend dorthin musste, nicht so spektakulär war, wie es sich anfangs angehört hat.“
Der Bürgermeister wird kurz still und muss überlegen.
„Ein Jäger hatte mir vor zwei Tagen berichtet, dass er bei einem Streifzug von einem Stier überrascht wurde. Der Stier hat angegriffen und der Jäger hat sich auch verteidigt, konnte den Stier aber nicht besiegen. So flüchtete er, doch nach einem verheerenden Angriff des Stieres gegen eine Steinwand sah der Jäger, dass eine Art Höhleneingang freigelegt wurde. Von diesem Höhleneingang hat er mir gleich berichtet, als er zurück war. Nur war ich bis gestern so beschäftigt, dass ich keine Zeit hatte, mir das anzusehen. Als ich dann dort war, stellte ich fest, dass es zwar ein Eingang ist, doch dieser ist wegen des Angriffs des Stieres oder auch vorher schon nach einigen Schritten komplett verschüttet. Also habe ich nicht weiter nachgesehen.“ Hadien erzählt ausführlich und wild gestikulierend, als würde er eine Abenteuergeschichte vor Publikum vortragen.
„Dann könnten wir uns das auch wieder ansehen. Mit Elementarmagie könnte ich den Gang freilegen und wir schauen, was im Inneren der Höhle ist. Wir haben gestern schon eine schwierige Aufgabe bewältigen können. Es sei denn, unsere Lösungsfähigkeiten werden in der Stadt benötigt. Das geht natürlich vor.“ Edwin klingt voller Tatendrang.
„Ihr beiden seid wahrlich Glücksbringer. Nicht nur, dass wir keine Fälle von Unleben in der Stadt hatten, seitdem Ihr hier seid, auch hattet Ihr Erfolg beim Zornesfeld. Ich habe fast das Gefühl, Euch würde alles gelingen, was Ihr anfangt.“ Hadien lobt die beiden Löser begeistert. Seine Bewunderung und seine Dankbarkeit für die Zwillingsbrüder sind deutlich raus zu hören.
„Und ich werde mich währenddessen um das Zornesfeld kümmern. Doch bevor wir uns aufteilen, lasst mich die Stelle des Höhleneingangs markieren“, fügt Hadien noch hinzu und hinterlässt wieder einen leuchtenden Punkt auf der Karte der Brüder. Da alle nun ihre Aufgaben haben, verabschieden sie sich.
Die Zwillinge verlassen das Amtshaus des Bürgermeisters. Die beiden wollen keine Zeit verlieren, sie sind voller Tatendrang und motiviert vom gestrigen Erfolg und von der Ansprache des Bürgermeisters.
Noch einen Blick auf die Karte werfend stellen sie fest, dass die Höhle sich in einer ganz anderen Richtung befindet als das Zornesfeld gestern. So zerschlägt sich ihre Theorie, dass diese Ereignisse irgendwie miteinander zu tun haben könnten.
Am Stadttor angekommen, planen die Brüder den Weg zu ihrem Ziel. Zwischen der Stadt und dem Höhleneingang liegen mehrere Wälder. Für den Jäger, der den Höhleneingang entdeckt hat, wäre das eine kurze Reise. Doch die beiden haben es nicht eilig, ihr Motto ist: Wer Zeit hat, reist entspannter.
Die Zwillinge beschließen, die Wälder und somit die Gefahren zu umgehen. Deshalb wird es für sie wohl ein halber Tagesmarsch werden, nur um dorthin zu kommen.
Keine Ruine, doch auch kein Zuhause
***
Am späten Nachmittag kommen die Brüder an der Steinwand an. Schnell haben sie den besagten Höhleneingang gefunden. Dieser sieht künstlich geschaffen aus. Der Eingang ist symmetrisch und oben abgerundet. Es sieht nicht wie eine Mine für Rialit-Erz aus, sondern wie ein Torbogen. Als sie hineingehen, sind auch die Wände alle glatt. Es sieht aus wie ein Tunnel, der durch den Berg führen soll. Doch man kommt nicht weit, da der Gang, wie der Bürgermeister berichtet hat, eingestürzt ist.
„Tja, der Gang ist dicht. Der Jäger und der Bürgermeister haben nicht übertrieben. Eine Schande, der Eingang ist so schön und gleichmäßig bearbeitet, die Wände sind alle glatt und dann so ein dicker Geröllhaufen mitten auf dem Weg. Jemand hat sich Mühe gegeben, diesen Tunnel zu bauen, und dann wird dieser verschüttet.“ Edwin analysiert die Handwerksarbeit an dem Eingang und den Wänden und seufzt missmutig wegen der Verwüstung.
„Die Wände sehen aus wie aus einem Schnitt. Jemandem ist diese Höhle sehr wichtig, kann es sein, dass jemand darin wohnt? Ist es vielleicht möglich, dass der Zugang absichtlich verschlossen ist?“, wirft Erwin ein.
„Hmm … Wohnen vielleicht nicht, denn es gäbe einfachere Arten, die Höhle zu verschließen. Doch vielleicht hat der Besitzer diese zurückgelassen. Irgendwann ist der Eingangsbereich dann eingestürzt. Vermutlich war der Angriff des Stieres der letzte Ruck, der die Decke zum endgültigen Einsturz brachte. Wie dem auch sei, die Frage ist jetzt, wie wir das Geröll wegbekommen“, äußert sich Edwin dann, als er die Decke sowie den äußeren Bereich nach den Spuren des Stieres untersucht.
„Wenn wir die Brocken nicht gerade mit den Händen einzeln wegtragen, dann kann ich dir kaum helfen.“ Erwin klingt dabei etwas kleinlaut und hofft, dass Edwin einen besseren Vorschlag für ihr Vorgehen hat.
„Das wäre schon eine Möglichkeit, den Gang frei zu bekommen. Aber ich denke, es wird auch leichter gehen. Beispielsweise könnten wir uns ein Tier suchen, das wir herlocken und gegen das Geröll rennen lassen. Das wäre allerdings auch sehr umständlich. In jedem Fall brauchen wir etwas, das Steine bewegen kann. Der Boden ist wie die Wände aus massivem Felsen, also ist bis auf Luft kein Element, das ich kontrollieren könnte, in direkten Kontakt mit den Brocken. Hmm Luft …“
Edwin denkt laut nach und starrt dabei die Felsen vor sich an.
„Das Einzige, was mir einfallen würde, wäre, wenn ich Luft so sehr zusammenpresse, bis genug Wumms zusammenkommt, um die Felsen weg zu sprengen. Das könnte aber den ganzen Tag dauern. Ich bin nicht spezialisiert auf Luft, ich kann sie gut kontrollieren, aber nicht in großen Mengen und auch nicht, wenn sie sich sonderlich wehrt. Doch ich denke, das ist das beste Vorgehen. Die Steine müssen Schicht für Schicht in Richtung Ausgang weg. Wenn die Steine mit einem Mal zur Hälfte nach innen fliegen, könnten sie etwas darin beschädigen.“
Edwin argumentiert mit sich selbst hin und her, bis sein Bruder ihm die Entscheidung abnimmt.
„Ja, das klingt wirklich nach einem Plan. Es müssen auch nicht alle Steine weg. Nur so viele, bis wir hineinkönnen“, argumentiert Erwin und beide werden sich einig.
Daraufhin legt Edwin los. Er faltet die Hände wieder vor sich mit angewinkelten Fingern, setzt seinen Mund zwischen beiden Daumen an und atmet sehr tief und langsam mit dem Mund zwischen den Daumen ein. Ein Teil der Luft bleibt zwischen seinen Händen, er fängt sie mit einer magischen Hülle ein. Dann atmet er wieder aus und fängt die Luft, die wieder aus der Lunge kommt, ebenfalls in seinen Händen. Der Luftdruck will die Hände auseinander drücken, doch Edwin presst sie in ein enges Gefängnis. Das Ganze wiederholt er ein zweites Mal, doch danach kann er nicht noch mehr Luft sammeln. Er öffnet seine Hände und darin befindet sich die komprimierte Luft in einer faustgroßen Kugel. Die Luft darin ist so zusammengepresst, dass man es in der Kugel sogar blitzen sieht.
Nach der Anstrengung muss Edwin wieder etwas durchatmen. Er geht zum Geröll und drückt die Kugel durch die Spalten der Steine, bis diese hinter der zweiten Reihe von Steinen verschwindet. Die Brüder gehen in einigen Abstand zum Höhleneingang in Deckung. Edwin schnippt mit dem Finger, die magische Haut der Kugel verschwindet und die darin enthaltene Luft entfaltet sich schlagartig. Das erzeugt eine starke Druckwelle, die einige dicke Brocken vom Steinhaufen aus der Höhle schleudert.
Vorsichtig schauen die Zwillinge in den Höhleneingang, nachdem sich der Staub gelegt hat. Die Druckwelle hat einige haltende Steine herausgeschleudert, woraufhin die oberste Schicht nach unten abgerutscht ist. Der Geröllberg ist jetzt nur halb so hoch. Es wäre möglich, den Steinberg nun zu überklettern, doch es wäre sehr unsicher und anstrengend. Edwin wiederholt den Pump-Vorgang und schafft wieder eine Kugel mit komprimierter Luft. Diese versenkt er wieder unter zwei Schichten Steinen und geht mit seinem Bruder in Deckung. Mit einem Fingerschnippen wird erneut eine Druckwelle losgelassen, die wieder eine Menge Steine aus dem Höhleneingang befördert. Als die Brüder nachsehen, ist der Gang passierbar, doch es liegen überall noch einzelne Brocken herum. Diese will Edwin auch noch wegräumen, bevor die beiden die Höhle betreten. Dazu richtet er seine offene Hand auf den Boden. Seine Hand fängt an, bräunlich zu schimmern. Edwin hebt seine Hand dann auf Kopfhöhe und die Erde neben ihm steigt auf zu einem Hügel. Der Erdhaufen neben Edwin reicht soweit hinauf, wie er die Hand hochhält. Er streckt abrupt den Arm nach vorne aus und der Erdhaufen bewegt sich in einer Welle in die Richtung, in die Edwins Hand zeigt. Die Erdwelle fährt in die Höhle über die einzeln verteilten Steine und Steinsplitter und legt sich auf den ganzen Eingangsbereich. Edwin zieht seinen Arm zurück, die Erde in der Höhle reagiert und fährt am Boden wieder aus der Höhle. Dabei verschlingt sie alle Brocken und Splitter und nimmt sie mit aus der Höhle. Die Erde aus der Höhle sowie die gesamten Steine darin gleiten zurück in den Boden. Schließlich bleibt keine Spur mehr von der Erde und im Gang liegen nur noch vereinzelte Steinbrocken, welche die Erde nicht mitreißen konnte.
Die Zwillinge betreten den nun freigelegten Gang. Sie achten auf die Decke. Da diese bereits einmal eingestürzt ist, ist sie sehr unregelmäßig und instabil.
„Wenn die Decke wieder einstürzt, während wir hier drin sind, haben wir ein Problem. Lass mich das Ganze stabilisieren, bevor wir hineingehen, es läuft uns ja nicht davon“, schlägt Edwin vor, woraufhin Erwin ihm nur zunickt und wieder hinausgeht, um nicht im Weg zu stehen.
Edwin nimmt einen faustgroßen Stein vom Boden und hält ihn in der linken Hand. Er legt dann noch seine rechte Hand auf den Stein und wirkt feurige Hitzemagie auf den Stein von oben und unten. Die Handflächen glühen rot und übertragen die Hitze auf den Stein. Nach einer Weile fängt der Stein selbst an zu glühen und wird dann weich und formbar. Edwin spürt die Hitze nicht, da seine eigene Magie seinen natürlichen Magieschutz nicht durchdringen kann. Edwin verteilt den formbaren Stein wie ein Teigstück in beiden Händen. Nun hält Edwin in jeder Hand einen Klumpen weichen, glühenden Gesteins und wirft beide fast gleichzeitig nach oben in den instabilen Bereich, der früher die Decke war. Noch bevor die Klumpen eine Gelegenheit haben, sich abzukühlen, konzentriert sich Edwin auf die Hitze über ihm. Er schafft aus der Ferne eine Verbindung mit den heißen Punkten an der Decke und lässt mehr magische Kraft dorthin fließen. Die heißen Punkte werden noch heißer und breiten sich über den ganzen Deckenbereich aus. Das Gestein glüht, tropft aber nicht hinunter. Stattdessen verschmilzt das Gestein, Risse werden geschlossen und alles wird geglättet. Als eine gewisse Gleichmäßigkeit in der Decke erreicht ist, hört Edwin auf, magische Kraft zu übertragen, und die Decke fängt an, sich abzukühlen. „So gut wie neu“, ruft Edwin hinaus, um seinem Bruder zu signalisieren, dass er fertig ist. Erwin betritt den immer noch heißen Gang, denn auch wenn die Steine nicht mehr glühend leuchten, strahlen sie sehr viel Hitze ab. Doch auch Erwin macht es nichts aus, sein Magieschutz ist mindestens genauso gut wie der seines Bruders.
„Sieht gut aus, das wird halten“, bemerkt Erwin nur kurz und nachdem die Höhle nun gesichert ist, steigt in beiden wieder die Neugier darauf, was sich denn nun in der Höhle befinden könnte.
Die Zwillinge gehen weiter. Bis auf den Eingang vorher ist der Weg frei und unbeschädigt. Noch bevor es ganz dunkel wird, sehen die Brüder auch schon einen Schimmer am Ende des Tunnels. Sie betreten einen großen, runden Raum, die solide Steindecke ist wie eine Kuppel abgerundet. Man erkennt die Form des Raumes sehr leicht, denn an der Decke der Kuppel wird pausenlos ein grüner Schimmer projiziert. Es sieht so aus, als ob sich bewegendes grünes Wasser angestrahlt und das Licht dann auf die Wände reflektiert wird. Die Quelle des Schimmers an der Decke ist schnell ausgemacht: ein etwa kürbisgroßer, kugelrunder Orb, eingefasst in einer Schale auf einer hüfthohen Säule. Die Oberfläche des Orbs ist glatt, doch unter der Oberfläche bewegt es sich wellen- und wirbelartig und darunter leuchtet der Kern weiß durch die grünen Wellen und Wirbel.
„So etwas habe ich noch nie gesehen. Es sieht ein wenig so aus wie die Quelle eines Gefühlsfeldes. Doch naja, das Gefühlsfeld fehlt.“
Erwin äußert seine Gedanken zu dem merkwürdigen Artefakt, das sie gerade entdeckt haben.
„Es sieht wichtig aus. Wie es präsentiert ist und wie fein die Säule gearbeitet ist, auf der es liegt.“
Edwin bewundert die präzise handwerkliche Arbeit in dem Raum.
„Nun ja, die Frage ist: Was macht das Ding? Auf den ersten Blick hat es keinen Einfluss auf die Umgebung. Das Merkwürdigste ist jedoch, dass es präsentiert ist wie ein Schatz, als ob es mitgenommen werden will. Doch es könnte auch eine Falle sein.“
Erwin denkt laut hin und her, betrachtet die leuchtende Kugel aus mehreren Richtungen.
„Wie dem auch sei, entscheidend ist jetzt, was wir tun. Sollen wir selbst herausfinden, was es damit auf sich hat? Oder sollen wir uns vielleicht Hilfe holen? Möglicherweise einen Lichtmagi?“, fährt Erwin fort, während Edwin immer noch grübelnd ein paar Schritte von dem Orb entfernt steht.
„Das Teil ist mir nicht geheuer, wir sollten es anfangs aus der Entfernung studieren“, schlägt Edwin vor. Erwin nickt und geht zurück an die Seite seines Bruders. Typisch für Maginar testen sie unbekannte Objekte instinktiv mit ihrer Magie. Edwin streckt seinen rechten Arm aus und hält seine Handfläche dem Orb entgegen. Er konzentriert seine magische Kraft auf die Kugel und versucht, die Kontrolle über alle vier Elemente auf selbiger zu erlangen.
„Nichts. Es sind keine Elemente in der Kugel, die ich kontrollieren kann. Dann sehen wir mal, wie es von außen auf Elemente reagiert“, berichtet Edwin über seinen Versuch und setzt auch schon zum nächsten Versuch an, mehr über das Artefakt heraus zu finden.
Diesmal hält Edwin seine Handfläche nach oben und über seiner Hand bildet sich ein Luftwirbel. Der Luftwirbel wird immer länger, bis er so lang ist wie sein Unterarm. Edwin wendet seine Handfläche wieder Richtung Orb, die eine Seite des Luftwirbels bleibt in Verbindung zu seiner Hand. Das obere Ende windet sich dann wie ein Wurm zum Orb. In dem Moment, als der Wirbelwind auf die Kugel trifft, destabilisiert sich der Wirbel und löst sich in alle Richtungen auf. Verdattert steht Edwin mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck da.
„Ähh, was ist gerade passiert? Alles ging gut, bis ich kurz davor war. Dann konnte ich die Luft nicht mehr unter Kontrolle halten. So etwas ist mir mit dieser geringen Menge an Luft noch nie passiert.“
Edwin möchte sich fast schon dafür rechtfertigen, was passiert ist.
„Das ist etwas beängstigend, doch lass es uns weiter probieren“, fügt Edwin noch hinzu und will die anderen Elemente auch noch an dem Orb ausprobieren. Da es in der Höhle nichts anderes als Stein und Luft gibt, muss er hinauslaufen. Er kommt mit einem durch Magie in Form gehaltenen Klumpen Erde in der einen Hand und einem faustgroßen Wasserball in der anderen Hand zurück.
Die beiden halten einigen Abstand zu der leuchtenden Kugel, da sie nicht wissen, wie diese auf die verschiedenen Elemente reagieren wird. Als erstes wirft Edwin vorsichtig den Wasserball auf den Orb. Der Wasserball fliegt frontal auf den Orb zu und es sieht so aus, als ob dieser die Oberfläche des Orbs erreichen würde. In dem Moment, als der Wasserball auf der Oberfläche aufschlagen würde, wird er jedoch weggestoßen. Doch anstatt in alle Richtungen weg zu spritzen, zerstreut sich das Wasser zu vielen kleinen und großen Seifenblasen. Der Raum ist plötzlich voll mit Seifenblasen, die keine Seife enthalten und auch gleichmäßig in der Luft schweben. Die Brüder tippen einige von ihnen an, doch zerplatzen sie nicht, sie schweben einfach weg. Diese Reaktion auf das Wasser überrascht die Brüder, gibt jedoch keinen Aufschluss darauf, was es mit dem Orb auf sich hat.
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