Kitabı oku: «Legion», sayfa 2

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Die Stiarvalorer stürmten in die Halle und verteilten sich, um die Umgebung zu sichern.

Eskalian atmete erleichtert auf, als er merkte, dass sie ab hier anscheinend wirklich keinen großen Widerstand mehr zu erwarten hatten.

Ramoth neben ihm seufzte laut. Er zog sich den Helm mit einem Klicken vom Kopf und wuschelte sich durch die schweißnassen aschblonden Haare, die in einem typischen Weltenwehrschnitt gehalten waren – die Seiten sehr kurz, das Deckhaar mittellang. Er streckte sich gemächlich und lehnte sich gegen eine Säule der Halle.

»Das war's dann wohl mit der Eroberung« Er lächelte. Sein hartes Gesicht war von zahlreichen Narben vergangener Kämpfe bedeckt. Er war Eskalian vom Aussehen so ähnlich, dass er von den Soldaten des Siebenundzwanzigsten oft Klein – Eskalian genannt wurde. Er hatte diese Gegebenheit eigentlich immer als amüsant empfunden, auch wenn Eskalian dieser Tatsache immer mit der ausreichenden Kühle eines Offiziers der Rowsa Legion begegnen mochte.

Der Comantor nahm jetzt auch seinen Helm ab und sogleich schlug ihm der merkwürdige Geruch von Weihrauch entgegen. So rochen fast alle Tempel der Duyari, aber hier war der Gestank ganz besonders schlimm; stechend und beißend. Eskalian verzog das Gesicht.

»Hier muss mal gelüftet werden«, sagte er und hustete.

»Stinkt schon mies«, meinte Ramoth lachend. »Aber solange hier keine Zachora sind. Die können sich mit ihren Magiern verpissen. Die Schlacht hätte ganz anders aussehen können, wenn die welche dabei gehabt hätten.«

»Ja …«, sagte Eskalian geistesabwesend und schaute sich misstrauisch in der Halle um »Da haben wir wohl echt Glück gehabt«

Dass sich in einem solchen Tempel keine der dunklen Magier der Duyari befanden, war schon eine Besonderheit, die er bis jetzt nicht oft in diesem Krieg miterlebt hatte. Die Zachora waren meistens an vorderster Front mit ihren Soldaten gewesen und hatten für Schrecken und Vernichtung bei den Truppen des Sternenreiches gesorgt – sogar bei den Stiarvalorer-Einheiten. Sie waren das pure Abbild des Bösen, das das Duyari Imperium verkörperte und Eskalian hatte manchmal sogar das Gefühl gehabt, ihre Macht ginge über die der Asteri hinaus. Aber wer war er schon, über die Macht der Asteri zu urteilen? Das hatten ihm viele Meister dieses verfluchten arroganten Ordens während seiner gesamten Karriere in der Weltenwehr mehr als einmal deutlich gemacht. Und trotzdem war es ein pures Freudengefühl, wenn sich einer der Ritter des Ordens einer Legion anschloss und mit den Soldaten Seite an Seite kämpfte. Wenn ein Asteri auftauchte, dann war die Schlacht so gut wie gewonnen hatte es immer unter den Soldaten geheißen. Eskalian hatte im letzten halben Jahr des Krieges und bei den Angriffen auf ihre Welten vor einem Jahr zwar etwas ganz anderes in den Schlachten erlebt, aber er wollte seinen Männern nicht den Mut mit seinem Pessimismus über den Orden verderben.

»Ich kontaktiere den General«, sagte der Comantor, derweil der Rest seines Trupps weiter den Tempel absuchte.

Er hob den in seinem Handschuh eingebauten Kommunikator an den Mund und stellte ihn auf die Frequenz ihres Flaggschiffes, der Morn Engla – Die Schwarzer Engel.

»Tempel ist eingenommen. Die letzten Widerstandsnester in der Stadt werden gerade beseitigt, General. Wir durchsuchen noch den Tempel nach den Priestern. Kann noch eine Weile dauern. War auf jeden Fall ein guter Tag heute.«

Es knisterte einige Sekunden lang, bis eine Antwort kam und General Varius' Stimme durch die Lautsprecher knackte.

»Gut gemacht, Comantor Eskalian. Wir werden so schnell wie möglich die restlichen Truppen auf dem Planeten verständigen. Das Oberkommando wird erfreut sein zu hören, dass diese elende Festung der Duyari jetzt in unserer Hand ist.«

»Wir hoffen, dass es keinen Widerstand mehr gibt, General. Aber ich denke, wir haben so weit alles unter Kontrolle.«

»Gut, dann versucht diese Priester zu schnappen und meldet Euch danach wieder. Varius, Ende.«

»Verstanden …«, sagte Eskalian noch, obwohl er wusste, dass die Verbindung bereits unterbrochen war.

»Ist unser General Eiskalt zufrieden mit unserer Arbeit?«, fragte Ramoth und nahm einen Schluck kristallklaren Wassers aus dem Schlauch, der in der linken Kragenhälfte seiner Rüstung befestigt war. Ein Grinsen umspielte seine Lippen.

»Du sollst ihn nicht so nennen, das habe ich dir schon oft genug gesagt«, erwiderte Eskalian kühl.

»Oh, Verzeihung, Comantor« Ramoth kicherte und nahm noch einen Schluck.

»Ich weiß, dass er manchmal ein ziemliches Arschloch sein kann, aber ich will nicht, dass er dir die Hammelbeine langzieht, weil du dumme Sprüche machst«

Ramoth zog einen Mundwinkel hoch und prustete »Mir wird schon nichts passieren«

»Bei deinem riesengroßen Maul …«

»Comantor!«, unterbrach die durch den Helm elektronisch klingende Stimme eines Stiarvalorers die beiden. Drei weitere seiner Männer hatten vier Duyari in schwarzen Gewändern mit den Kletterseilen ihres Allzweckgürtels gefesselt und zerrten sie aus einer Tür des Tempels zu ihnen heran. Die Priester schienen bereits recht alt zu sein, denn in ihrer fahlen grauen Haut zeichneten sich bereits eine Menge Falten ab. Die gelben Mandelaugen saßen tief in ihrem Schädel und die schwarzen Stummel, die vielleicht einmal ihre Zähne gewesen waren, hatten sie in boshafter Rachsucht den Stiarvalorern entgegengefletscht. Der Tesari des Trupps packte jeden von ihnen am Kragen und zwang in auf die Knie vor Eskalian und Ramoth.

»Da drinnen sind noch mehr, aber der Rest wehrt sich noch. Sie haben die Türen mit Schränken und Möbeln verbarrikadiert und wir wollen nicht alles aufsprengen, sonst ist dieser Tempel morgen nur noch eine rauchende Ruine.« Der Offizier zog eine Plasmapistole vom Gürtel hervor und richtete sie auf den Kopf eines Priesters. »Die gehen erst mal nirgendwo hin«, sagte er und lachte.

»Gut gemacht, Tesari«, meinte Eskalian.

Ramoth verschränkte die Arme und ging um die Priester herum, die ihm immer wieder feindselige Blicke zuwarfen.

»Die stolzen Herrscher eines ganzen Planeten. Wirklich beeindruckend«, sagte er in einem unüberhörbar hämischen Ton.

»Können nicht alle so gut aussehen, wie wir«, sagte der Tesari des Trupps.

Selbst Eskalian musste über die beiläufige Bemerkung unwillkürlich schmunzeln.

»Ich werde Varius benachrichtigen«, meinte er schließlich und hob den Handschuh wieder an den Mund »Eine Bilderbucheroberung. Wirklich richtig gut gemacht heute, Jungs«

Kapitel II

Sie war wie ein silberner Speer. Wie eine Klinge, die die Macht und den Willen des Sternenreiches in seinem tiefsten Inneren repräsentierte. Das gewaltige Schlachtschiff der Fairosara Klasse, die Angre Gythesas, die Zorn der Götter, raste einem Speer gleichend durch den blau flackernden Hyperraum. Hunderte Geschütze auf ihrem keilförmigen Rumpf zeugten von der schieren militärischen Macht, die dieses Schiff allein mit seiner Existenz repräsentierte. Sie war das Flaggschiff der Silvirengla Legion, welche sich gerade auf dem Weg zu einer bedeutenden Schlacht auf der duyarischen Eiswelt Kfar Sovu befand. General Casar, oberster Kommandant dieser Legion hatte entschieden, seine Truppen in einem schnellen Schlag gegen diese Festung des Imperiums zu führen. Er war Lord Arthians Bitte gefolgt und hatte direkt nach der großen Legionsversammlung von Melnor alle seine Truppen zusammengetrommelt, um sie für einen schnellen und präzisen Schlag zu massieren. Die Duyari waren unvorbereitet, so hatte man jedenfalls beim Oberkommando gehofft. Eine Eroberung dieser wichtigen Festungswelt, welche ebenfalls noch an einer Handelsroute direkt im Herzen des Imperiums Stellung bezog, würde den Nachschub ihres Feindes destabilisieren und zusätzlich dafür sorgen, dass den Legionen ein direktes Tor zur Hauptwelt Tuma Yadu offen stand. Die Silberengel waren eine der stolzesten und eitelsten Legionen der Weltenwehr überhaupt. Genauso wenig, wie sie dies zu leugnen vermochten, war ebenfalls die Tatsache, dass sie als die stärkste und vor allem tapferste im gesamten Sternenreich galt. Den Rest der Flotte der Legion würden sie direkt im Orbit von Kfar Sovu treffen, um den Angriff besser koordinieren zu können. Soweit ihnen der EED hatte bekannt machen können, besaßen die Duyari nur wenige Schiffe in diesem System. Sie würden vermutlich bereits zerstört sein, bevor das Flaggschiff überhaupt ankam.

»Lechent Laer«

Lechent Laer Tarius, Kommandant der dreihundertvierten Kompanie der Silvirengla Legion schaute von seiner Arbeit auf, als die zwei Stiarvalorer vor ihm in den Raum traten.

»Ja?«, sagte er und deaktivierte den Hologrammcomputer auf seinem obsidianfarbenen Schreibtisch.

»Ähm, ihr seid Lechent Laer Tarius, oder?«, sagte nun diejenige, die zwischen den beiden blau – silbernen Soldaten stand. Es war eine Frau, vielleicht Anfang Zwanzig, die ihr goldlondes Haar zu einem Knoten hinter dem Kopf zusammengebunden hatte.

»Der bin ich«, sagte Laer und stand von seinem Schreibtisch auf. Diese Frau war nicht in eine Uniform der Sternenmarine gekleidet. Was tat sie hier?

»Lechent«, meinte der linke der beiden Stiarvalorer, dessen Stimme durch das Sprechgerät des Helmes verzerrt klang »Wir haben einen ungebetenen Gast an Bord, wie es aussieht. Diese junge Frau hier hatte sich eine Woche lang im Laderaum des Schiffes versteckt. Wirklich ein ausgeklügelter Plan, aber einer der Ingenieure hat sie dann doch entdeckt. Sie meint, sie ist vom Loan Ara. General Casar befahl uns, sie zu Euch zu schicken«

Die Frau schaute beschämt zu Boden. Ganz offensichtlich gefiel ihr diese Situation nicht, hier so ertappt vor einem Offizier zu stehen.

»Bin ich hier die Pressestelle, oder was?«, fragte Laer. Warum betraute Casar ihn immer mit all dem nervigen und unnötigen Zeug, das innerhalb der Legion geschah.

»Sir … wir … dachten«

Der rechte Stiarvalorer schnitt seinem Kameraden das Wort ab »Es war unser Befehl. Ihr sollt Euch um sie kümmern, meinte der General. Zurückschicken können wir sie jetzt nicht mehr. Es sei denn, sie hat Lust eine Reise von zwanzigtausend Lichtjahren zurück nach Eria anzutreten«

Die Frau schüttelte auf diese Aussage hin vehement den Kopf.

Laer seufzte und schaute sich in seinem Büro um, als würde er in den silbernen Wänden des Schiffes nach irgend einem Ausweg für diese Situation suchen.

Schließlich sagte er: »Na gut. Ich werde sehen, was ich tun kann. Wegtreten.«

Die beiden Stiarvalorer salutierten, drehten sich gleichzeitig um, und verschwanden aus dem Büro durch die automatische Tür.

Laer warf einen prüfenden Blick zu der Frau hinüber und zog eine Augenbraue hoch.

Sie schaute auf und salutierte etwas unsicher.

»Das ist nicht nötig, aber vielen Dank«, meinte Laer, ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich wieder in seinen Sessel. Er nahm ein kleines Modell eines ISR 171 Raumjägers, das vor ihm neben seinem Computer stand und begann, damit zwischen seinen Fingern zu spielen. »Sie haben es also tatsächlich geschafft, eine ganze Woche lang unbemerkt auf dem Schiff zu bleiben, ja?«

Die Frau räusperte sich, faltete die Hände vor dem Bauch und trat vor den Schreibtisch. Laer konnte erkennen, dass ihre Finger zitterten.

»Ja«, presste sie heraus »Seit … na ja, seit die Legion Melnor verlassen hat. Ich konnte an Bord kommen, weil … na ja, weil das Aufladen auf das Schiff so lange gedauert hat. Bin dann einfach in einen Container rein und na ja … dann haben sie mich aber gefunden. Wollte sowieso nicht die ganze Zeit da bleiben. Ja, genau«

Laer legte das Modell des Raumjägers zurück auf den Tisch und betrachtete sie einige Sekunden lang. Wenn sie es tatsächlich eine ganze Woche lang im Frachtraum eines Schlachtschiffes der Fairosara – Klasse ausgehalten hatte, dann konnte sie so willensschwach gar nicht sein. Trotzdem empfand er es als puren Wahnsinn, dass diese Zivilistin sich willentlich und mit voller Absicht in eines der umkämpftesten Kriegsgebiete der Galaxis begeben hatte.

»Dürfte ich auch Ihren Namen wissen?«, fragte er.

Sie nickte hastig »Natürlich. Ich bin Isa Callari. Ich komme von der Zeitung des Loan Ara«

»Und was genau tun Sie an Bord eines Kriegsschiffes der Silvirengla Legion?«

»Ich bin Reporterin«

»Reporterin … Hier draußen nennt man das wohl eher

Kriegsberichtserstatterin«

»Ach was, das Wort klingt so hart«

»Es ist ja auch nicht gerade eine Kreuzfahrt, auf die Sie sich da begeben haben«

Es war der ausdrückliche Wunsch aller Offiziere der Silberengel gewesen, dass sie es eben nicht wünschten, den gesamten Feldzug gegen das Duyari Imperium über permanent von irgendwelchen Reportern belagert zu werden. Sie hatten jede bitte jedes Senders und jeder Zeitung direkt abgewiesen, Kriegsberichtserstatter mit in diesen Kampf zu nehmen. Dass sich aber nun einer von ihnen einfach an Bord schlich, musste Laer zugeben, hatte er am allerwenigsten von allen möglichen Ereignissen erwartet.

»Hm« Laer stand wieder aus seinem Sessel auf, ging um den Tisch herum und lehnte sich dagegen »Und was genau erwarten Sie, großartiges zu erfahren, wenn Sie mit uns kommen? Umkehren ist jetzt nicht mehr. Wir sind mitten in duyarischem Raum auf dem Weg zu einem Einsatz. Selbst wenn Sie sich jetzt noch umentscheiden würden … Sie könnten es nicht«

Isa räusperte sich und hob das Kinn. »Ich will Eure persönliche Erstatterin für das Kriegstagebuch der Silberengel sein«, sagte sie entschlossen.

Laer zog eine Augenbraue hoch und stieß sich vom Tisch ab. Er ging zum Fenster des Zimmers herüber, vor dem die Sterne im Hyperraum in einem langen blauen Licht vorbeizogen.

»Kriegstagebuch …«, sagte er leise, jedoch noch so laut, dass sie es hören konnte. Dann drehte er sich wieder zu der Reporterin um »Und warum glaubt der Loan Ara, dass unsere Legion ein Kriegstagebuch bräuchte?«

»Weil es für diesen Krieg ein Tagebuch, Aufzeichnungen und Bilder geben muss. Es ist ein legendärer Krieg. Ein Krieg, wie es ihn seit achthundert Jahren nicht mehr gegeben hat.«

»Und das macht ihn legendär?«

»Nein … es ist nur … ich meine … die Umstände machen ihn besonders.«

»Ihr meint wegen Turesk?«

Isa schaute kurz auf den blauen Teppichboden, als würde sie dort etwas suchen. Dann schaute sie wieder zu ihm auf. »Ja, wegen Turesk unter anderem«

»Und wegen was noch?«

»Na, es waren schon lange nicht mehr so viele Legionen auf einmal im Einsatz. Und das auch noch alle im selben Gebiet. Es ist ein Krieg von geschichtlichem Ausmaß.«

»Das ist jeder Krieg«

»Aber nicht jeder ist wie dieser, Lechent«

Laer fuhr ein flüchtiges Schmunzeln über die Lippen. Er drehte sich zu der Reporterin um und verschränkte die Arme.

»Zurückschicken können wir Euch dann tatsächlich nicht mehr.« Der Lechent trat einige Schritte zu einem Bild hinüber, das an der Wand hing. Isa hatte es eben beim reinkommen gar nicht bemerkt. Kein Wunder, sie war auch viel zu aufgeregt gewesen, um irgendetwas außer den Offizier der Stiarvalorer in einem Tunnelblick zu behalten.

Das in einem goldenen Rahmen gehüllte Bild zeigte ein weites Tal, durch das ein brausender Fluss zog. Isa musste drei Mal hinsehen, um zu erkennen, dass es sich dabei um kein Foto, sondern um eine tatsächliche Malerei handelte. Wer auch immer es geschaffen hatte – er besaß ganz sicher einen enormen Faible für Detail und Genauigkeit.

Laer winkte sie heran »Kommt her, ich möchte Euch etwas zeigen«

Isa schluckte nervös und trat an seine Seite. Der Offizier überragte sie um einen Kopf.

»Wisst Ihr, was das hier ist?«, fragte Laer und schaute sie aus dem Augenwinkel an.

»Das ist …« Isa überlegte kurz, »Eine Welt, oder?«

Laer kicherte amüsiert. »Natürlich ist das eine Welt« Er schaute sie jetzt an, »Aber wisst ihr auch, welche?«

Isa schüttelte den Kopf.

»Das ist die Heimatwelt meiner Legion. Welendia. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, dass ich das 'Feuer' der Grundausbildung durchschritten habe. Es ist eine schöne Welt. Voll von Leben und Hoffnung. Unsere Hauptstadt ist Dinas Welendia. Sie liegt zwischen zwei Gebirgsketten in einem Tal. Ich bin dort aufgewachsen und viele meiner Kameraden der Silvirengla Legion auch.« Er hielt kurz inne und begutachtete wieder das Bild vor ihm mit kritischem Blick.

»Wisst ihr, warum ich Euch davon erzähle?«, fragte er.

Isa schüttelte nur wieder den Kopf. Ihre Stimme hätte gerade sowieso zu sehr gezittert, als dass sie eine vernünftige Antwort hätte herausbringen können.

»Ich erzähle es Euch, damit Ihr seht, wofür wir kämpfen. Ich zeuge es Euch, damit ihr seht, dass es genau diese Welt und Dutzende andere Welten des Sternenreiches sind, die wir mit unserem Leben, unserem Blut, unserem Stahl beschützen. Das ganze hier ist kein Spiel. Es ist keine Reise, die man leichtfertig antritt und vor allem ist ein kein Ort, kein Weg, den man leicht hinnehmen sollte. Ich finde nur, Ihr solltet das wissen, Reporterin Callari.«

»Das verstehe ich«, platzte es aus Isa heraus. »Und ich bin hier, um diesen großartigen Kampf und vor allem seine Helden für die Nachwelt festzuhalten. Ihr seid Helden im Sternenreich. Für jeden von uns. Ich werde die Erinnerungen schaffen, von denen Historiker noch in Jahrtausenden ihre Quellen beziehen werden.«

Laer war vielleicht ein Soldat. Nicht nur ein Soldat, nein. Er gehörte zu einer der mächtigsten Eliteeinheiten überhaupt, die die Galaxis je gesehen hatte. Er wusste sich gegen einhundert verschiedene Arten von Angriffen von verschiedensten Waffen und Techniken zur Wehr zu setzen. Nur gegen eine Attacke war er nicht gefeit, nein, war er gerade zu anfällig – für Schmeicheleien.

»Ihr schmeichelt mir«, sagte er und ein Grinsen legte sich auf seine Züge. Ein Gefühl des Sieges durchfuhr Isa, als sie dies sah. Sie trat noch einen Schritt näher an ihn heran. »Das Volk von Eria wird sich auf ewig an Eure Taten erinnern.« Sie senkte verführerisch ihre Stimme »Lasst mich Eure Memoratorin sein, und ich mache Euch zu einer Legende, an die man sich noch in tausend Jahren erinnern wird.«

Laer wandte kurz seinen Blick ab »Und wenn ich nicht berühmt werden will?« An seinem Gesichtsausdruck erkannte Isa, dass er unmissverständlich bluffte. Dennoch ging sie darauf ein »Ihr seid ein Mann des Ruhms. Verarscht mich nicht«

Laer seufzte laut auf. »Na schön. Wenn Ihr unbedingt in die Scheiße mit reingezogen werden wollt, dann könnt Ihr es gerne.«

Isa musste den Drang unterdrücken, jetzt einen Freudensprung in die Luft zu machen.

»Ich danke Euch, Lechent« Sie verneigte sich kurz. Laer schmunzelte darüber bloß. Er ging zu seinem Schreibtisch zurück und setzte sich.

»Ihr werdet die Legion auf diesem Feldzug begleiten, die Besprechungen dokumentieren, den Alltag der Soldaten, wenn Ihr wollt. Aber vom Schlachtfeld bleibt Ihr fern. Jedenfalls so fern, dass Euch nichts geschehen kann. Das könnte ich nicht verantworten. Verstanden?«

Isa nickte hastig. Sie zog eine Computertafel aus der Tasche ihrer Jeans, öffnete eine Datei und begann die ersten Notizen auf dem blau leuchtenden Feld zu machen.

»Ihr könnt ein Quartier auf den Offiziersdecks haben. Ich bin mir sowieso sicher, dass in den nächsten Wochen einige davon frei werden.«

Isas Freude wurde bei diesen Worten wie im Keim erstickt. Natürlich würden die Quartiere frei werden. Wahrscheinlich sogar viele von ihnen. Soweit sie wusste, war dieser Krieg nie mit wenigen Verlusten geplant worden.

»Ich äh …« Sie stotterte kurz und suchte nach Worten. Sie war sich nicht ganz sicher, wie sie denn diese Frage jetzt genau formulieren sollte »Wie viele … also, ich meine … die Verluste in Eurer …«

»Einhundertsiebzehn meiner Kompanie. In der ganzen Legion um die neunzehntausend bis jetzt«, beantwortete Laer die Frage mit der stumpfen Sächlichkeit, die er stets beim Beantworten dieser Frage an den Tag zu legen pflegte.

Isa hielt inne und ließ die Computertafel sinken »Oh … verstehe. Danke … danke, dass Ihr mir diese Auskunft gebt, ich hätte nicht gedacht, dass …«

»Ich wüsste nicht warum, Frau Callari. Die Zahlen sind im gesamten Sternenreich einsehbar«

Isa presste die Lippen zusammen, hob die Computertafel wieder und tippte ein wenig für neue Notizen darauf herum.

»Ach … ähm, nennt mich doch einfach Isa. Ich mag die Förmlichkeiten nicht«

Laer zog eine Augenbraue hoch und lächelte für einen verschwindend kleinen Moment »Okay, Isa« Laer räusperte sich »Ihr müsst erschöpft sein nach Tagen im Laderaum eines Kriegsschiffes. Tesari Aglair wird Euch zu Eurem Quartier begleiten, wenn es Euch recht ist«, sagte er. Er drückte auf einen kleinen Knopf am Rande seines Schreibtisches »Tesari Aglair, in mein Büro. Begleiten Sie die junge Dame die hier ist, auf eines der freien Offiziersquartiere. Nur das beste für ungebetene Passagiere.« Er grinste breit.

Isa nickte kurz dankend und verstaute die Computertafel wieder in der Tasche, die sie an der Hüfte trug.

»Danke nochmal«, sagte sie knapp.

»Baut hier einfach keinen Mist. Dann wird die ganze Sache schon klar gehen. Ich habe Euch eben meine Bedingungen diktiert. Beherzigt sie.«

»Natürlich, werde ich«

Die Tür des Büros öffnete sich und herein trat ein Mann in Stiarvalorerrüstungen. Er hatte sich den Helm vom Kopf genommen und wuschelte sich durch das dunkle Haar. Isa fühlte sich vor ihm noch kleiner als vor Laer. Nicht, dass sie das irgendwie beunruhigt hätte, doch sie fand es irgendwie amüsant herauszufinden, wie groß die Stiarvalorer alle waren. Sie fand aber Laer auch ganz hübsch mit seinen kupferblonden Haaren und diesen wachsamen Augen, die wie Smaragde hervorstachen.

»Lechent Laer«, sagte der Mann, der aussah, als hätte er gerade einen Marathon hinter sich. »Ihr wolltet mich sehen?«

»Ja ja«, meinte Laer und legte seine Beine auf den Schreibtisch »Schaut mal an, wer sich heimlich an Bord geschmuggelt hat« Er ließ eine unangenehme Pause, in der Isa ganz genau wusste, auf wem nun alle Augen ruhten. »Eine Reporterin des Loan Ara. Sie will uns zu Medienhelden machen.«

Aglair schnaubte amüsiert »Helden werden wir auch ohne Medien sein. Und ohne Kameras und ohne, dass man die Titelseiten der Zeitungen mit uns füllt«

»Ich werde euch nicht nur zu Helden machen«, warf Isa ein »Ich werde euch zu den Helden des Krieges machen! Silvirengla Laghion … die tapfersten Soldaten der Weltenwehr. Die größten Krieger des Sternenreiches. Wie klingt das?«

»Das sind wir sowieso schon«, sagte Laer und grinste verwegen.

»Nicht in dem Maße, wie ich …«

»Jetzt aber mal ganz ruhig. Ich bring Euch jetzt erst mal zum Quartier. Da könnt Ihr ausschlafen und noch einmal darüber nachdenken, auf was für eine wahnsinnige Mission Ihr Euch da begeben habt. Vielleicht kommt Ihr dann zur Besinnung, aber zurück kommt Ihr ganz klar nicht mehr. Verstanden?«, erklärte Aglair.

Isa nickte.

Bevor sie zur Tür hinausgingen, drehte sie sich noch einmal kurz zu Laer um »Morgen will ich aber ein ganzes Interview mit Euch führen. Ihr müsst mir alles erzählen. Lechent Laer der Silberengel. Das wird die Titelseiten füllen! Das verspreche ich Euch!«

»Genau, ich werde der Stolz der Legion sein!«, erwiderte Laer scherzhaft »Jetzt ruht Euch aber erst mal aus!«

Die Tür zum Büro schloss sich und sie standen wieder auf dem mit blauem Teppich ausgelegten Gang des Decks.

Isa fand auf ihrem Weg zu den Quartieren heraus, dass Aglair nicht wirklich so gesprächig war wie sein kommandierender Offizier. Die Reporterin fing auf ihrem Weg immer wieder verwunderte Blicke der Offiziere und Soldaten ein. Sie fühlte sich auch ein wenig unwohl dabei, die einzige hier zu sein, die nicht in Uniform gekleidet war. Die schwarze Jeans und die weiße Bluse hatten es für die letzten Tage bringen müssen, während sie sich im Frachtraum versteckt hatte. Vielleicht waren sie ja so freundlich und gaben ihr eine Art Uniform. Vielleicht sogar eine neu zusammengestellte für Kriegsberichtserstatter. Kriegsberichtserstatter, das wäre das Wort gewesen, das Laer jetzt wieder verwendet hätte. Und irgendwie hatte er mit dem auch ziemlich gut das beschrieben, was sie jetzt tat. Trotzdem hinterließ dieser Begriff immer noch einen bitteren Beigeschmack. Sie war doch keine Kriegsberichtserstatterin. Sie war Reporterin. Jedenfalls versuchte sie sich das immer wieder einzureden. Krieg – Dieses Wort klang so dreckig, so schmutzig. Nein, die Silberengel marschierten neben ihren Schwesterlegionen in einen Heldenkampf für das Sternenreich. Krieg – wenn sie an dieses Wort dachte, musste sie auch immer an die Worte von General Palantur denken, die er ihr zu Anfang des Krieges in einem Interview mitgegeben hatte: „Krieg ist grausam. Wir müssen grausamer sein.“

»Und Euer Name ist … äh«, versuchte Isa das Gespräch mit dem mürrischen Stiarvalorer wieder aufzunehmen.

»Aglair … Tesari Aglair«, sagte er knapp.

»Ein Nachname vielleicht. Das wäre auch nicht schlecht« Isa vermerkte den Namen auf ihrer Computertafel.

»Der ist doch nicht von Belang, oder? Am Ende zählen nicht unsere Namen, sondern unsere Taten«

»Nun … schon … aber eigentlich«

»Wir sind da«

Sie hielten ruckartig an.

»Das ist das Quartier?«, fragte Isa und betrachtete die silberne Tür mit der Zahl '93' genauer.

»Ja«, sagte Aglair »Nach der Schlacht auf Tayiba ist dieses Quartier frei geworden. Glaubt mir, er hätte gewollt, dass Ihr es bekommt, wenn Euch das beruhigt.«

»So halbwegs«, meinte Isa kichernd. Eigentlich fühlte sie sich gar nicht wohl dabei, das Quartier eines jetzt Toten zu bewohnen. Eines Gefallenen.

»Ihr dürft Euch auf der Angre Gythesas frei bewegen, wenn das für eure journalistische Arbeit nötig ist. Aber haltet die Besatzung und die Soldaten nicht zu lange von ihrer Arbeit ab. Das wäre alles«, erklärte Aglair.

»Ja gut, danke«

Aglair nickte knapp und verschwand dann den langen Gang hinunter.

Isa atmete erleichtert auf. Es war nicht besonders angenehm, die ganze Zeit unter den prüfenden Blicken irgendwelcher Offiziere umherlaufen zu müssen.

Sie legte einen Finger auf das Bedienfeld neben der Tür und sie öffnete sich. Das Quartier war recht geräumig. Ein schräges Fenster ließ das Licht des Hyperraumes hineinblitzen und einige gelbe Lampen versprühten ein angenehmes Licht. Der Lärm und das Gerede der Offiziere auf dem Gang ebbte ab, als sich die Tür wieder hinter ihr geschlossen hatte. Ein kleines Badezimmer befand sich zu ihrer Linken, ein blaues Bett am Fenster und ein minimalistisch eingerichteter Schreibtisch gegenüber. Das sollte eigentlich für ihre Arbeit ausreichen. Isa erinnerte sich daran, gehört zu haben, dass Schiffe der Fairosara Klasse, wie die Angre Gythesas eines war, sogar eine Schwimmhalle besaßen. Das ganze Schiff hier war nicht nur ein Kriegskoloss, sondern eine ganze Kaserne, eine ganze Soldatenstadt. Sie beschloss, morgen früh der Brücke einmal einen Besuch abzustatten. Wie Aglair gesagt hatte, durfte sie sich frei auf dem Schiff bewegen – und sie wäre dumm, würde sie diese Gelegenheit nicht in ihrer vollen süßen Gänze auskosten.

Sie sprang kurz unter die Dusche, um den ganzen Dreck von den Tagen im stickigen Laderaum, abzuwaschen. Es tat gut, endlich wieder warmes Wasser auf der Haut zu spüren.

Man hatte ihr sogar Ersatzkleidung auf das Bett gelegt. Es brachte ein Schmunzeln über Isas Lippen, wie aufmerksam Laer doch war. Vielleicht bekam sie ja wirklich am Ende eine Uniform.

Nachdem sie sich angekleidet hatte, begab sie sich an den Computer, der am Schreibtisch stand. Sie versuchte eine ganz bestimmte Frequenz zu erreichen, um jemanden zu kontaktieren. Jemanden, der unbedingt erfahren musste, was sie heute geschafft hatte.

Isa hoffte inständig, dass die Hyperraumfunkkanäle auf dem Schiff nicht gesperrt waren. Selbst wenn ihr Ziel hunderte von Lichtjahren entfernt war – einen Versuch war es wenigstens wert.

Der Bildschirm blinkte auf, als die Verbindung hergestellt wurde. Er flackerte erst blau, dann rot und dann grün. Und schließlich erschien ein Gesicht, das Isa so unendlich froh war zu sehen. Es war ein hübsches Gesicht, wenn auch manchmal ein wenig überschminkt, wie sie fand.

»Isa, Schätzchen!«, schallte die Stimme aus den Lautsprechern. »Woher … oh lass mich raten, du bist an Bord?«

Isa nickte freudig erregt »Ja, ich hab's geschafft. Die Tage im Frachtraum haben sich ausgezahlt. Und ich bin sogar dann zu einem der Offiziere gekommen und jetzt haben sie mir ein Quartier gegeben! Ich will dir so viel erzählen«

»Das ist ja großartig! Und? Wie ist es so bei den Silberengeln? Ich wunder mich, dass sie dich nicht direkt von Bord geworfen haben«, die Frau auf dem Bildschirm kicherte.

»Es ist toll hier«, meinte Isa »Das Schiff ist riesig. Keine Ahnung, wie viele Decks die haben, aber jedenfalls mehr als ich bis jetzt zählen konnte. Ich will dir unbedingt noch mehr erzählen, Wika, aber ich weiß nicht, wie lange die Verbindung noch hält«

»Ja, ich weiß. Interferenzen und so. Meine Güte, es gibt im Raum der Duyari so unglaublich viele schöne Nebel. Aber ist ja auch egal.«, sagte Wika. »Dem Wardiari habe ich schon so viel mitzuteilen. Mein Chefredakteur wird Augen machen bei all den Informationen, die ich schon gesammelt habe. Vigolos Aghillion hier, ein Bild von einem Stiarvalorer. Unglaublich. Er spricht so offen, meine Güte über so viele Dinge. Aber ein Tipp von mir – mach die Interviews am besten an den Abenden nach den Schlachten. Dann sind alle froh und trinken viel, das kann helfen«

Isa nickte und lächelte. Ja, so kannte sie ihre alte Freundin. Sie fand immer einen Weg, das beste aus einer Situation rauszuholen. Obwohl sie beide eigentlich für konkurrierende Zeitungen arbeiteten, tauschten sie doch immer wieder gerne Informationen aus. Dies war sozusagen ihr kleines Geheimnis.

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353 s. 6 illüstrasyon
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