Kitabı oku: «Legion», sayfa 3
»Warst du schon in einer Schlacht?«, fragte sie.
Wika presste die blutroten Lippen zusammen »Aaah, nein, nicht wirklich. Bis jetzt haben mich die Offiziere noch nicht mitgehen lassen. Sie meinten, es sei zu gefährlich. Ich muss hier immer auf dem Schiff ausharren und darf die ganzen hübschen Planeten nur aus den Fenstern anschauen. Kannst du dir das vorstellen? Was es für glorreiche Bilder da unten geben könnte. Das wollte ich Aghillion auch schon sagen … aber er wollte nie, dass ich mitkomme«, jammerte Wika in ihrem typisch theatralischen Ton.
»Ich glaube, sie wollen einfach nicht, dass wir sterben«, meinte Isa schmunzelnd.
»Aber einmal!«, begann Wika wieder und kniff die mandelförmigen Augen zusammen »Da wurden wir von einem Geschwader an Duyarikreuzern angegriffen. Ich hab Bilder und Videos gemacht. Unsere Flotte hat zwei Schiffe verloren. Die Rimos hat nur leichte Schäden abbekommen, aber das war ein Schreck, das sag ich dir«
»Glaube ich. Und dann bist du dir ganz sicher, dass du mit auf einen Planeten da willst?«, fragte Isa.
»Aber sicher doch, Schätzchen! Ich bin Reporterin, dafür bin ich hier!«
»Also Lechent Laer nannte mich Kriegsberichtserstatterin«
Wika winkte abweisend mit der Hand »Ach, pah, dieses Wort beschreibt nicht im Ansatz, was wir hier tun. Wir dokumentieren. Das ist etwas ganz anderes. Und ich kann mir ehrlich gesagt nichts spannenderes vorstellen.«
»Wenigstens bist du offiziell dabei«
»Ach, wenn dich dieser Laer mag, dann bist du auch offiziell dabei. Du kannst mir nicht erzählen, die Silberengel ständen nicht auch gerne im Rampenlicht. Jede Legion tut das. Ganz besonders Aghillion, ja ja. Er macht schon Scherze darüber, dass er jetzt wohl bald alleine die Prominenz im Sternenreich stellt. So ein Strolch.«
»Hast du was mit ihm, oder was?« Isa zog belustigt eine Augenbraue hoch.
»Na, wir sind uns schon ein paar Mal etwas näher gekommen … also ziemlich nah. Aber egal, das ist ja auch egal. Wichtig ist nur, wie unglaublich spannend diese Reise ist.«
»Kennst du den Unterschied zwischen einer Reise und einem Feldzug immer noch nicht? Es ist Krieg, Wika«
»Ach komm, Schätzchen, sieh das ganze doch nicht so eng. Es ist ein Abenteuer. Darauf haben wir uns doch beide so gefreut«
Isa musste zugeben, dass sie damit recht hatte. Trotzdem gefiel es ihr nicht, dass Wika das alles so auf die leichte Schulter nahm.
Das Bild begann wieder zu flackern.
»Hören wir uns morgen wieder?«, fragte Isa.
»Ähm … nein … es geht gleich auf eine Mission, auf die ich mitkommen soll. Nichts großes. Aber es wird bestimmt ein großartiger Bericht.«, knisterte Wikas Stimme nur noch dumpf durch die Lautsprecher.
»Jetzt also doch?«, wollte Isa noch fragen, doch die Verbindung war bereits unterbrochen.
Der Bildschirm vor Wika verstummte und die Hyperraumverbindung wurde abgeschnitten. Sie seufzte und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Wenigstens hatte Isa jetzt ihren Platz bei den Silberengeln bekommen. Es war aber auch wirklich eine einfallsreiche Idee gewesen, sich bei Melnor einfach an Bord über den Frachtraum zu schmuggeln. Wika musste immer wieder breit grinsen, wenn sie daran dachte.
Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Dort im weißen Meer der Sterne hing etwas, das nur wie ein grün – brauner Haufen Matsch von hier aus wirkte. Nachod war wirklich kein Juwel zum Anschauen. Doch dort würde der nächste Angriff der Tweilithar Legion erfolgen. Besonders viel hatte ihr Aghillion darüber noch nicht mitgeteilt. Nur, dass sie auf diesem Planeten kaum auf nennenswerte Kräfte der Duyari stoßen würden. Viel mehr sollte es ein Routineeinsatz, Sicherung der Welt und Erkundungseinsatz werden. Deshalb hatte Aghillion auch nach einer halben Stunde des Jammerns und Bettelns ihrerseits eingewilligt, sie ausnahmsweise als Dokumentatorin auf diese Mission mitzunehmen. Ihr Geschwader hatte schon gestern das gesamte System nach feindlichen Schiffen abgesucht. Nur ein paar Korvetten waren ihren Schlachtkreuzern vor die Geschütze gekommen und waren nun nicht mehr als ein weites Trümmerfeld, das irgendwo im Weltraum herumflog.
Die Flotte der Tweiliathar Laghion hatte sich vor drei Tagen kurz vor Katalu Bna aufgeteilt. General Marghos und Lord Arthian, neuer Heerführer des Feldzuges, begann nun den Hauptteil der Legion Richtung Tuma Yadu zu führen. So wie Wika es mitbekommen hatte, würde ihr Teil der Legion dazustoßen, sobald Nachod erobert war.
Tuma Yadu, die Hauptwelt des Duyari Imperiums. Ihr wurde heiß am ganzen Leib dabei, wenn sie nur daran dachte, dass sie diesen bedeutenden Planeten bald angreifen würden. Es war eine brodelnde Freude, die in ihr aufstieg. Fast schon konnte sie ihr erotische Züge zusprechen. Es wäre so ein großartiger Sieg. Ein glorreicher Tag. Beinahe so glorreich wie jener Tag auf Melnor, als Kaiser Luminor Arthian zum Feldherren ernannte. Die ganzen Fahnen, die Trompeten, die Orchester, die marschierenden Soldaten und die krachenden Salutschüsse. Wika dachte mit Freude daran zurück. Sie hatten so viel gefeiert an diesem Abend. Es war auch der Abend gewesen, an dem sie Aghillion zum ersten Mal begegnete und ihn mit ihren Reizen dazu überreden konnte, sie als seine persönliche Dokumentatorin anzunehmen. Und bei den Göttern, sie würde ihrem Chefredakteur vom Wardiari so viele Interviews, Bilder und Filmausschnitte zukommen lassen, dass er darin ertrank. Vielleicht würde sie es sogar sein, die es schaffte als erste den ruhmreichen Sieg des Feldzuges zu dokumentieren.
So sehr sie ihr Ehrgeiz auch anstachelte, wusste sie doch auch, dass es schwierig werden würde, wirklich als erste Reporterin Tuma Yadu zu erreichen. Hunderte eifriger Journalisten hatten sich den Legionen zu Beginn des Krieges angeschlossen und lieferten täglich die schrecklichen Bilder der Kämpfe an die Sender und Zeitungen des Sternenreiches.
Ein kurzer verträumter Blick auf die Uhr über dem weiten roten Bett ihrer Kabine ließ sie aufschrecken. Um Siebzehn Uhr wollte sie sich doch mit Aghillion im Haupthangar des Schiffes treffen. Wika musste zugeben, dass sie ein wenig aufgeregt wegen dieser Mission war. Aber die Offiziere würden sie wohl kaum mit auf einen Ausflug nehmen, der für sie eine ernste Gefahr darstellte.
Schnell zog sie sich ihren lavendelfarbenen Rock und die schwarze Bluse mit dem großzügigen Ausschnitt an, die den Farben der Tweilithar Laghion nachempfunden waren. Irgendwie fühlte sie sich schon Teil der Legion; und das wollte sie auch offen zeigen. Das kastanienbraune Haar ließ sie offen. So dreckig konnte es da unten doch wirklich nicht sein – auch wenn der Blick aus dem Fenster etwas anderes verriet. Ihre peinlich akkurat manikürten Fingernägel hatte sie heute zur Feier des Tages rot lackiert. Sie strich sich damit durch ihr feines Haar, bevor sie das Parfüm aus der kristallenen Flasche auf der Kommode neben dem Bett auf ihren Hals auftrug.
Die Rimos war nun anscheinend in die Atmosphäre eingetreten und dicke grüne Wolken taten sich nun unter ihnen auf.
Wika trat ans Fenster. Da draußen offenbarte sich eine Landschaft, die geprägt war von dichten Wäldern und großen Seen. Ein merkwürdiger grüner Dunst lag in der Luft, als sie unter die Wolken kamen. Vielleicht sollte sie doch besser eine Regenjacke anziehen. Ein Schwarm von ISR 171 und Isvalor Jägern sauste am Fenster vorbei, begab sich in eine Keilformation und überflog den Sumpfwald unter ihnen in einer 8 – Form. Weitere Schlachtschiffe der Stiarvarg Klasse, Kreuzer der Steilspear Klasse und Fregatten der Ravan Klasse, sammelten sich neben der Rimos und bald war das gesamte Geschwader etwa eintausend Meter über der Landschaft vor Hochanker gegangen.
Wika griff sich ihre Kamera und machte sich auf den Weg zum Hangar.
Die gesamte Besatzung war in hellem Aufruhr. Mannschaftsmitglieder rannten wie aufgescheucht durch die weiß beleuchteten Gänge und Marines und Stiarvalorer eilten zu ihren Einsätzen.
Die Stimme des Captains der Rimos hallte durch die Lautsprecher über das gesamte Deck
»Bodenlandung erfolgt in zwanzig Minuten. Alle Soldaten zu ihren Einheiten im Hangar«
Wie oft hatte Wika diese Durchsage schon vernommen. Vor jeder Schlacht, in die die Legion zog und es war immer ein Aufruhr auf dem Schiff, dass man dachte, der Kaiser persönlich würde eine Bordkontrolle durchführen. Aber es war das erste Mal, in dem Wika ebenfalls an einer Mission teilnahm. Ihr Herz pochte wie wild, als sie sich den Weg zum Aufzug bahnte. Das war alles so aufregend und neu für sie.
Als sie auf das Hangardeck gefahren und die Türen sich geöffnet hatten, tat sich ein jetzt noch viel unübersichtlicheres Wirrwarr auf. Dutzende an Naichasgali Transportern, Jägern und Bombern standen wie in einem Chaos verteilt auf dem weiten silbernen Feld. Hunderte Offiziere und Ingenieure, die wie Ameisen zwischen den Fliegern hin und herwuselten, zeigten jedoch, dass dies hier ganz und gar nicht dem Chaos entsprach, dem es auf den ersten Blick glich. Einige der ISR 171 Jäger starteten unter lautem Dröhnen ihrer blau leuchtenden Triebwerken und schossen aus den glänzenden Energiefeldern des Hangars hinaus. Andere flogen hinein, landeten und wurden sogleich von einem Technikteam mit neuem Treibstoff versorgt.
Wika versuchte angestrengt in all der Masse an Menschen und Maschinen den Naichasgali von Aghillion auszumachen. Dass er sie nicht direkt hier abholte, empfand sie als ungeheuerlich.
Es dauerte fast eine Minute, bis sie die große blonde Gestalt in der schwarz – violetten Rüstung endlich in der Mitte der Halle ausmachen konnte. Sein Gesicht war ein Abbild dessen, wie ein Stiarvalorer-Krieger sein sollte: stolz, engelsgleich und über alles erhaben.
Wika machte Fotos auf ihrem Weg, versuchte so viele Bilder der dröhnenden Naichasgalis wie möglich einzufangen. Stiarvalorer und Marines sprangen in die Transporter und die Schiebetüren unter den Flügeln schlossen sich. Es war so unglaublich faszinierend. Wika lud die Bilder, die sie schoss, direkt in der digitalen Datenbank des Schiffes hoch, um sie nach der Mission sofort an die Redaktion senden zu können.
»Frau Gwendhert!«, rief Aghillion zu ihr herüber, der gerade zwischen vier seiner Männer stand. Er hatte das VG71 am Gurt über die Schulter geworfen und schaute so ernst drein wie er es immer tat, wenn er gerade im Einsatz war.
»Ah, Vigolos Aghillion. Ähm, ich wäre dann soweit«
Aghillion rümpfte kurz die Nase »War das Parfum wirklich nötig? Was soll das sein? Himbeere?«
Wika legte empört zwei Finger an den Hals »Also bitte. Das ist das edelste Parfum, das man im Sternenreich kaufen kann. Das ist ein Himiathift Eorgardas. Note Himbeere. Eine Flasche kostet fünfhundert Croni!«
»Die Duyari werden ganz entzückt sein, Fräulein Gwendhert«, lachte Aghillion.
Sie hasste es, wenn er so förmlich tat. Aber das musste er, wenn seine Männer in der Nähe waren.
»Jetzt aber hopp rein. Es geht gleich los«
Wika lächelte kurz und folgte den Stiarvalorern in den Bauch der Naichasgali, wobei sie sich betont nah an Aghillion hielt. Dieser zog jetzt auch den Helm über den Kopf. Es klickte, als dieser auf seiner Rüstung einrastete.
»Ein wenig nervös bin ich ja schon«, meinte Wika und versuchte ihre Anspannung im Zaum zu halten. Es war ihr unangenehm, jetzt in diese ausdruckslosen Helmgesichter zu blicken.
»Haltet euch einfach fest. Dann wird nichts schiefgehen. Nach der Landung schlagen wir ein Lager auf. Wir rechnen in diesem Bereich noch mit keinem Widerstand. Ihr werdet beim Lager bleiben, wenn wir angekommen sind. Alles andere wäre zu gefährlich.«
Eigentlich hätte Wika jetzt protestiert, wer er war, ihr zu sagen, was sie zu tun und zu lassen hatte, hätte sie nicht selbst diesen Plan für gut befunden.
»Festhalten!«, sagte Aghillion noch einmal eindringlich.
Wika konnte gerade noch die stählerne Halterung an der Decke greifen, bevor sich die Schiebetüren schlossen und sich die Naichasgali mit einem Ruck in Bewegung setzte.
Hoffentlich wurde ihr nicht schlecht auf diesem Flug. Das war das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte.
Es war Nacht über der Wüste geworden. Die vier kleinen Monde am Himmel warfen ein schimmrig silbernes Licht in den Tempel und erhellten die exotischen Gewächse, die in der großen Haupthalle wucherten. Sie hatten sich in dem Palast wohnhaft eingerichtet. Die Mauern um die Gärten herum hatte Eskalian zu mit Plasma – MGs ausgestatteten Festungen ausbauen lassen. Momentan waren seine Männer noch damit beschäftigt, die Lage in den äußeren Ringen von Zaiashad zu sichern. Erwion hatte mobile Werkstätten von der Flotte anbeordert, in denen ihre Fahrzeuge repariert und gewartet werden konnten.
Comantor Eskalian schritt durch die Gänge des frisch eroberten Palastes und war sichtlich froh darüber, dass sie diesem für die Duyari doch recht ästhetischen Bauwerk so gut wie keinen Schaden zugefügt hatten. Mit der Nacht kam endlich eine gewisse Kühle über die Stadt, die jeder der erischen Soldaten aufs schmerzlichste vermisst hatte.
Die Sklaven in den äußeren Bereichen von Zaiashad hatten sich überraschend kooperativ gezeigt, für Eskalians Geschmack sogar etwas zu kooperativ. Er konnte sich kaum vorstellen, dass es ihnen wirklich gefiel, einfach den Herren ausgetauscht zu bekommen. Er hatte seine Übersetzer angewiesen, ihnen klarzumachen, dass das Sternenreich keinerlei Interesse an der Eroberung dieser Welt hatte und dass ihr Volk nach der Beseitigung der Duyari frei sein und über sein eigenes Schicksal entscheiden könne. Bedauerlicherweise hatte sich herausgestellt, dass die meisten dieser menschlichen Sklaven nicht einmal wussten, was das Sternenreich überhaupt war, oder dass es überhaupt der Möglichkeit entsprach, dass sie jemals frei sein würden. Wahrscheinlich wünschten sich die meisten noch die Herrschaft ihrer alten Meister zurück, was mit ein wenig Pech für großen Aufruhr in der Stadt sorgen könnte. Doch solange die Stiarvalorer hier stationiert waren, rechnete Eskalian nicht mit großem Widerstand. Die Bevölkerung fürchtete sie, sie fürchtete sie vermutlich noch mehr als die Duyari. Der RSO hatte bereits angeboten, einige Einheiten zur Unterstützung und zur Sicherung des 'Friedens' auf dem Planeten zu schicken. Aber wie Eskalian diese Sonderabteilung des EED kannte, würden sie eher die Bewohner der Stadt in Schießjagden durch die Straßen jagen als, dass sie für Frieden sorgten. Leandian Hiuvari war ganz enttäuscht gewesen, als er seine Bitte abgelehnt hatte. Aber RSO Soldaten waren das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten.
Varius' Flotte hatte den Orbit von Okada vor wenigen Stunden verlassen und sich in Richtung Tuma Yadu zur Belagerung der Hauptwelt aufgemacht. Es hatte eine tiefe Wunde in Eskalian hinterlassen, dass ihr General ihn nicht auserkoren hatte, an dieser bedeutenden Schlacht teilzunehmen. Varius hatte ihm gesagt, er sei bei der Verwaltung des besetzten Planeten fürs erste besser aufgehoben. Eskalian wusste nicht, ob er dies als Beleidigung oder als Lob auffassen sollte. Natürlich, die Aufgabe zum Kommando der gehaltenen Planeten war wichtig – doch ein Mann mit seinen Fähigkeiten sollte an der Seite seines Generals und des Feldherren stehen, wenn sie die Hauptwelt dieses verhassten Feindes niederwarfen und seine Paläste in rauchende Ruinen verwandelten.
Die weiße Rose der Rowsa Legion flatterte auf rotem Grund an den Sandsteinwänden des Palastes. Direkt von Anfang an hatten sie klarstellen wollen, unter wessen Hoheit dieser Ort nun stand. Eskalian hatte breit gegrinst, als sie die schwarz-roten Banner Turesks von den Mauern gerissen und sie in einem großen Siegesfeuer in den Gärten des Tempels verbrannt hatten. Es war ein Zeichen, das sie auf jeder Welt setzen, die sie von den Duyari befreiten. Ein Zeugnis von dem, wer das Recht hatte, über die Sterne zu herrschen und wem all die Welten der Galaxis zustanden.
»Comantor, das solltet Ihr Euch ansehen. Wir haben hier was aufregendes gefunden.«, klang es aus dem Kommunikator an der linken Brustseite von Eskalians Rüstung.
»Was gibt es denn?«
»Die Jungs und ich haben in der obersten Etage was gefunden«, sagte Ramoth und lachte durch die Funkverbindung »Sieht aus, als hätten die Priester hier in ihrem Tempel ordentlich Spaß gehabt. Ich mein … ach, das müsst Ihr Euch selbst anschauen«
Eskalian erinnerte sich wieder an die vor Angst gelähmten Priester. Jeder der Soldaten war froh gewesen, dass sie keine Zachora im Tempel gefunden hatten wie vermutet. Stattdessen waren diese komischen Priester zum Verhör auf ihr Flaggschiff, die Morn Engla, gebracht worden, das jetzt zusammen mit der restlichen Flotte ihrer Legion auf dem Weg nach Tuma Yadu war.
»Gut, ich bin auf dem Weg. Mach es nicht so spannend, Ramoth. Was gibt es denn?«
»Das müsst Ihr Euch wirklich selbst ansehen«, wieder lachte der Offizier durch die Verbindung.
»Ist ja gut« Eskalian beendete die Funkverbindung und begann die Wendeltreppen hinauf in die oberen Etagen zu steigen.
Durch die schmalen Spalte an den Wänden des Treppenhauses glitzerte das Sternenlicht in das Innere. Man konnte sich zurecht fragen, wann dieser Teil des Planeten den letzten Regen gesehen hatte. Vielleicht vor Jahren.
Oben angekommen fand sich Eskalian in einem weiten Raum wieder, der Geschmückt war mit verzierten Teppichen in bunten Farben und Schleiern aus Seide, die anstatt Türen den Übergang zum nächsten Raum kennzeichneten. Es schien ein dämmriges, orangenes Licht, als er eintrat und sich umsah.
»Comantor, da seid Ihr ja!« Ramoth kam hinter einem der Tücher hervor. Er hatte ein breites Grinsen aufgesetzt. Den Helm seiner Rüstung trug er unter dem Arm.
»Was ist hier eigentlich los?«, wollte Eskalian wissen.
»Kommt mit«
Langsam wurde Eskalian stutzig. Ramoth führte ihn in weiten Raum, der voll war mit Sitzkissen in verschiedensten Farben und Formen. An der hinteren Wand musste der Comantor feststellen, dass etwa ein halbes Dutzend Sklavinnen aufgereiht war. Fünf Stiarvalorer standen um sie herum und zwei von ihnen hatten die Gewehre erhoben. Die Gesichter der Frauen waren mit Schleiern verdeckt, obwohl sie sonst nur fein gefertigte Kleidung trugen, die bloß ihre nötigsten Zonen bedeckte.
»Was soll das hier sein?«, fragte Eskalian misstrauisch.
Ramoth stellte sich vor ihn und breitete die Arme aus »Wie es aussieht, hatten diese Schweinepriester hier ihren eigenen Lustpalast.« Er lachte »Wir haben den Raum hier eben erst entdeckt. Eigentlich hätten wir hier in der obersten Etage nur eine Abstellkammer erwartet … und dann das … könnt Ihr Euch das vorstellen?« Er schaute zu den Stiarvalorern »Nehmt die Waffen runter, Jungs« Die Stiarvalorer senkten ihre VG71ger und sicherten sie mit einem Klicken.
»Warum habt ihr sie dann nicht an die Gefangenentransporte übergeben? Die Verwahrungslager für die Kriegsgefangenen sind außerhalb des Palastes. Lechent Pethir ist für die Gefangenenverwaltung zuständig. Warum habt ihr euch nicht an meine Anweisungen gehalten?«, sagte Eskalian in strengem Ton, der signalisieren sollte, dass er diese Aktion in keinster Weise guthieß. Was hatte Ramoth hier bitte geplant??
»Comantor …«, sagte Ramoth ernüchtert und senkte die Arme. »Das hier sind keine Kriegsgefangenen … das ist Kriegsbeute«
Eskalian warf einen Blick zu den Frauen an der Wand, dann zu den Stiarvalorern, dann zurück zu Ramoth.
»Senturior Ramoth …«, sagte er eindringlich »Ich weiß, dass ihr jetzt seit drei Monaten keine Frau mehr zu Gesicht bekommen habt. Aber das ist kein Grund, jetzt hier irgendwelche Schweinereien anzurichten.«
Ramoth presste auf diese Worte hin die Lippen zusammen. Er konnte dem Blick seines befehlshabenden Offiziers nicht mehr standhalten und schaute nach links und rechts. Dann wurde sein Blick wieder entschlossener und er sagte »Denkt Ihr, sie haben unseren Frauen Gnade erwiesen, auf unseren Welten, die sie besetzt hatten?!«
Eskalian trat einen Schritt näher. Die restlichen Soldaten konnten die Spannung, die wie ein elektrisches Feld in der Luft knisterte, anscheinend spüren, denn sie begannen sich gegenseitig zuzuflüstern.
»Das hier sind nicht ihre Frauen … das sind Sklavinnen. Gefangene. Wir sind Soldaten der Weltenwehr, keine Psychopathen vom RSO. So etwas ist unserer nicht würdig. Und es ist mein ausdrücklicher Befehl, dass ihr diese Sklavinnen zu den Gefangenenlagern bringt und sie Lechent Pethir übergebt.«
»Sir … dieser Befehl ist … das ist …«
»Wir sind keine dreckigen Duyarischweine, Senturior!«, schrie Eskalian. »Und glaubt nicht, ich hätte vergessen, was der Feind mit unseren Welten zu Beginn des Krieges angestellt haben. Auch ich habe Menschen verloren, die mir etwas bedeutet haben. Ich habe nichts von dem vergessen: Die Invasionen, die Bombardierungen, die Massaker auf Aether, Liviain, auf Tilion und Selain. Ich habe meinen Bruder, meine Mutter und tausende meiner Kameraden verloren. Und ich werde diesen elenden Abschaum für das bluten lassen, was sie uns antaten. Ihr wisst gar nicht, mit was für einer Freude ich erfüllt bin, wenn ich mit meiner Waffe ein weiteres Mal einem dieser Bastarde das Leben aus dem Körper schmettern kann. Aber die da hinten sind nicht unsere Feinde. Sie hassen die Duyari genauso, wie wir es tun. Und wir sind hier, um sie zu befreien. Das ist unser Auftrag. Wir sind hier, um Turesks Imperium zu vernichten! Wir sind Soldaten des Sternenreiches, wir sind Erionar. Und jetzt befolgt meinen Befehl, Senturior! Das gilt auch für euch!« Er zeigte mit einem Finger auf die Stiarvalorer.
»Befreien …«, flüsterte Ramoth in sich hinein. Ohne seinen Comantor anzuschauen, ging er an ihm vorbei und verkniff es sich, ihn mit der Schulter zu rammen. Eskalian ließ sich von dem nicht beirren, und warf ihm keinen Blick mehr hinterher.
Er ging zu der Mittleren der Sklavinnen herüber und zog ihr das seidene Tuch vom Mund. Zum Vorschein kam ein recht ansehnliches Gesicht. Es sah ziemlich weich und jung aus. Im nächsten Moment spürte er etwas feuchtes auf seiner Wange. Die Frau spuckte ihn noch ein weiteres Mal an »Ihr werdet alle sterben. Turesk wird kommen. Unser Herr Zarch Adrush wird eure toten Leiber aushüllen und euer Sternenreich in Strömen von Blut ertrinken lassen.«, sagte die Sklavin und fletschte die Zähne.
»Oh, das denke ich nicht«, sagte Eskalian betont gelassen. Er wischte sich mit einem Handschuh die Spucke von der Wange.
Ihre Gefährtinnen schauten nur ängstlich zu Boden.
»Ihr seid hier die Anführerin des Vereins?«, fragte Eskalian und zog eine Augenbraue hoch.
»Ich war die Ehefrau unseres obersten Priesters Sahafquch Aladu Aziman. Der Mann, den ihr getötet habt!«
»Oh, er ist nicht tot, meine Süße. Denn anders als deine Meister, töten wir nicht besonders oft unsere Gefangenen.«
»Ihr lügt, dreckiger Ere! Ihr lügt mit jedem eurer dreckigen, verlogenen Worte!«
»Eure Welt gehört nun dem Erischen Sternenreich. Findet Euch damit ab.« Eskalian nickte seinen Männern zu »Abführen«
Die Stiarvalorer packten die sechs Frauen unter den Armen und brachten sie unter dem Protest, Beleidigungen und den Flüchen ihrer Obersten aus dem Zimmer.
Was war auf einmal in Ramoth gefahren? Er beschloss gleich noch einmal ein paar Worte mit ihm zu reden. Dass sich Soldaten der Weltenwehr auf eine solche Weise verhielten, war untragbar.
Der Kommunikator am Brustteil seiner Rüstung blinkte wieder.
»Was gibt es?«, fragte Eskalian nach einigen Sekunden der geistigen Abwesenheit und aktivierte den Kanal. Zunächst war es nur Rauschen, das hindruch drang, dann der Klang von Explosionen und knisterndem Feuer.
»Comantor … wir … es …«
Aufgeschreckt versuchte Eskalian, die Verbindung zu verstärken »Was ist los? Wer spricht da?«
»Soldat Thorgon von den Panzereinheiten … hier ist was in die Luft geflogen!«
»Ich komme sofort!«
Auf der Stelle deaktivierte Eskalian die Verbindung wieder und sprintete die Wendeltreppen hinunter. Er rannte durch die große Haupthalle hinaus aus dem Tor und durch die Gärten. Stiarvalorer in Formationen sprinteten aufgeschreckt aus dem Tempel. Sie mussten die selbe Nachricht erhalten haben. Eskalian verfluchte sich, dass er gerade jetzt seinen Helm vergessen hatte.
Als er den Rand Gartens erreicht und hinaus in den inneren Ring der Stadt sah, erblickte er es. Mindestens zwanzig große Feuer loderten zwischen den braunen Lehmhäusern. Die Flammen leckten an den Wänden. Es sah jedoch nicht so aus, als wären es die Gebäude selbst, die brannten.
»Sir!« Ein Stiarvalorer kam vor ihm zum Stehen und salutierte »Sie haben die Bomben gezündet. Es muss heute Abend passiert sein!«
»Was? Was muss passiert sein?«
Der Stiarvalorer zog sich den Helm vom Kopf und fuhr sich durch das schweißnasse Haar »Sie haben Minen in der Stadt platziert. Senturior Erwions Panzer sind draufgefahren. Wir haben mindestens hundert Soldaten verloren«
»Wer? Wer hat Minen gelegt?«
»Wir wissen es nicht, Sir. Wir vermuten Partisanen. Unsere Einheiten sind noch dabei, die Feuer zu löschen«
Eskalian ballte die Hand zur Faust und sein Blick wurde starr »Partisanen …!«
Es war nicht das erste Mal, dass Duyari diese Taktik verwendeten. Sie spannten die Zivilisten und sogar die Sklaven der eroberten Welten kurz vor dem Kampf ein. Sie brachten sie mit Propagandaparolen dazu, sich gegen die Besatzung durch die Truppen des Sternenreiches mit allen nur erdenklichen Mitteln zu wehren. Sie erzählten ihnen Horrorgeschichten, was die Truppen des Sternenreiches mit ihnen und ihren Familien tun würde, sollte ein Planet in ihre Hände fallen. Man konnte nie wissen, wie viele der Bewohner einer Stadt oder sogar einer ganzen Welt auf ihrer Seite standen. Es ließ Eskalians Zorn aufbrodeln, als ihm klar wurde, dass wieder einhundert seiner Soldaten durch die feige Hand des Feindes den Tod gefunden hatten. Vielleicht hätten sie Zaiashad direkt nach der Eroberung niederbrennen und niemanden am Leben lassen sollen.
»Was ist mit Senturior Erwion?«, wollte er hastig wissen. Das Gesicht des jungen Stiarvalorers vor ihm wurde unsicher. »Ich … ich weiß nicht genau … ich glaube aber er lebt. Sir, ich weiß es nicht«
Eskalians Herz setzte einen Schlag lang aus, nur um dann wie wild weiterzupochen.
»Was genau ist mit ihm?!«
»Sir, er war während des Anschlages bei der Inspektion beim dritten Panzerbataillon. Er wurde schwer verwundet und ins Lazarett gebracht. Mehr weiß ich leider nicht, Sir.«