Kitabı oku: «Sonntagsgedanken, Lesejahr C - eBook», sayfa 3

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Zweiter Fastensonntag (Lk 9,28b-36)

Während er betete, veränderte sich

das Aussehen seines Gesichtes.

Beten verändert

Im betenden Menschen

wird das Göttliche sichtbar.

Wenn ich im Gebet

„mein Herz zu Gott erhebe“

mit allen Beschädigungen und „Infarkten“,

bekomme ich ein „neues Herz“,

ein neues Lebensprinzip.

Das „neue Herz“ verändert mich

und durchpulst mein ganzes Verhalten

bis hin zu meiner körperlichen Ausdrucksgestaltung.

Der Mensch,

der auf das Prinzip Liebe eingestellt ist,

denkt, fühlt und handelt anders

als der egoistisch „betriebene“ Mensch.

Der Betende ist zugleich der Liebende;

er hat ein anderes Aussehen,

ein anderes Ansehen,

Tonfall der Stimme …

Alles ist anders als beim „normalen Egoisten“.

Wir alle sind in der Regel „normale Egoisten“,

aber im Gebet hätten wir die Möglichkeit,

immer wieder in lichte Augenblicke einzutreten,

die allmählich – wenn auch nur ein wenig –

unser Leben verändern

und auf Gott hin durchsichtig machen.

Ein betender Mensch

verändert nicht nur sich selbst;

er verändert auch seine Umgebung.

Ein betender Mensch ist eine Herausforderung:

Die einen werden aggressiv und noch „verstockter“;

die anderen fühlen sich innerlich angerührt

bis hin zur Begeisterung.

Bei diesen Veränderungen

geht es immer um Veränderungen

im inneren Bereich

oder aus dem inneren Bereich des Menschen.

Den Hinweis des Evangelisten,

„Sie waren eingeschlafen,

wurden jedoch wach“,

kann man auch als mystisches Geschehen deuten:

Sie gerieten in Trance

und wurden fähig zu Visionen,

zur mystischen Schau

(„myein“ heißt: die Augen schließen!). Beim Schlafen (Meditieren) wird die äußere Wahrnehmung ausgeschaltet; dadurch kann die innere Wahrnehmung „wach“ werden. (So sind auch die Träume Wahrnehmung des Unbewußten.)

Der Mystiker durchblickt auch die Bilder

von der „Wolke“, vom „Schatten“

und von der Stimme aus der Wolke.

Nur für Augenblicke gibt die Wolke

den Blick frei;

dann stehen wir wieder im Schatten Gottes.

Wolke ist Symbol für Verhüllung

und Enthüllung.

Wenn wir in der Wolke (im Nebel) sind, wenn wir Irdischen Gott ganz nahe sind, sehen wir ihn paradoxerweise überhaupt nicht. Ein Sprichwort besagt diese Erfahrung: „Wenn die Not am größten ist, ist Gott am nächsten“. Beachtlich ist in diesem Zusammenhang das Gesprächsthema der Lichtgestalten: das Ende Jesu in Jerusalem.

Herr, laß mich an deine Nähe glauben, auch wenn ich sie nicht sehen kann.

Dritter Fastensonntag (Lk 13,1-9)

„Ihr werdet genauso umkommen,

wenn ihr euch nicht bekehrt.“

Gott straft nicht

Was war geschehen?

Ein Massaker und ein Unfall,

bei dem „unschuldige“ Menschen ums Leben kamen.

Damals wie heute

verbinden die Menschen

derartige Vorfälle mit der doppelten Gottesfrage:

Was müssen diese Menschen verbrochen haben,

daß sie so bestraft werden?

Kann es einen gütigen Gott geben,

wenn er so etwas zuläßt?

Jesus reagiert gereizt:

„Ihr alle werdet genauso umkommen …“

Das heißt: Ihr mit eurem „unschuldigen“ Menschenbild

und mit eurem menschengemachten Gottesbild

vom strafenden Vergeltungsgott habt noch gar nichts verstanden –

weder von Gott noch vom Menschen.

Auch der bravste Mensch hat kein Anrecht darauf,

daß ihm nichts passiert,

und daß Gott die von ihm

oder nicht von ihm verursachten Unfälle

verhindern muß.

Gott straft nicht.

Die Strafe und das Bestrafungsbedürfnis

entspringen in der Schuld selbst.

Schuld ist die „Sollspannung“

zwischen dem Sein-Sollenden

und dem Nicht-Sein-Sollenden.

In dieser Spannung entsteht sowohl

das Bedürfnis nach Vergeltung und Strafe

als auch jede Art von „krimineller Energie“.

Beides sind wie die zwei Seiten einer Münze.

Strafe entsteht also in der Schuld.

Nur Menschen können schuldig sein;

also „müssen“ nur Menschen strafen, aber nicht Gott.

Im Grunde bestrafen sich die Menschen immer selbst:

entweder gegenseitig oder einseitig: jeder sich selbst.

Beides kannst du nicht voneinander trennen,

oft nicht einmal unterscheiden.

Gott straft nicht – ganz im Gegenteil:

Er wollte uns aus unserer

aus der Schuld stammenden Strafpraxis erlösen

durch die Ausgießung seines Erbarmens.

So lange aber unser Erlösungsprozeß noch läuft,

brauchen wir Justiz und Strafvollzug,

um hier auf Erden zu überleben.

Hier ist Strafe das kleinere Übel;

das größere wäre Ausrottung und Selbstvernichtung.

Ich kann rein subjektiv etwas als „Strafe Gottes“ verstehen, wenn ich z.B. als Betrunkener einen Unfall verursache. Objektiv ist der Unfall die Folge vom Alkoholgenuß, die Gott nicht verhindert, aber auch nicht verhindern „muß“, weil er letztlich alles, auch meine Schuld, im Griff hat.

Auch für die Leidfrage gilt:

Gott greift nie direkt ein,

weil er letztlich alles im Griff hat

und in allem – auch im Leid – mächtig ist.

Das abschließende Gleichnis

vom unfruchtbaren Feigenbaum

zeigt die „Geduld“ Gottes.

Herr, erlöse mich von Schuld und Sünde, damit ich nicht mich selbst und andere bestrafen muß·

Vierter Fastensonntag (Lk 15,1-3.11-32)

„Dein Bruder war tot und lebt wieder“

Trau dich leben – trau dem Leben

Jeder muß sein Leben leben,

du das deine und ich das meine.

Die Freiheit, selbst zu leben,

darf ich niemand nehmen

und ich darf sie mir

von niemand nehmen lassen.

Ich muß mein Leben wagen, denn ich nehme das Risiko auf mich, daß ich vieles leidvoll lernen muß und vieles falsch mache. Durch Fehler lernt man; wer keine Fehler macht oder keine Fehler zugeben kann, lernt nichts dazu; er lernt das Leben nicht, das heißt das Selbstleben.

Der „Richtigmacher“ bleibt immer abhängig von anderen,

von dem, was die Leute sagen,

von einem Guru

oder von irgendwelchen Ideologien.

Es gibt jedoch eine Abhängigkeit,

die selbständig macht:

das totale, persönliche, direkte Vertrauen auf Gott,

auf das Leben selbst.

Es gibt viele Lebenshilfen,

z.B. die Gebote,

gute Ratschläge lebenserfahrener Menschen,

Vorbilder und Beispiele.

Aber mit all diesen Hilfen

bin ich im Wagnis meines Lebens letztlich allein mit mir selbst

und mit meinem Gott –

auch wenn ich ihn noch nicht erkannt habe.

Vorbilder, Idole und Leitfiguren sind notwendig;

denn jeder Mensch lernt

durch Identifikation und Nachahmung.

Sie werden mir aber zum Verhängnis,

wenn ich mich nicht irgendwann trenne,

sondern sie kopieren möchte.

Die heutige Geschichte zeigt uns zwei Menschentypen.

Der Jüngere geht fort;

er will sein Glück selbst machen,

auf eigene Faust mit seinem Geld leben.

Der Vater läßt ihn gehen und hindert ihn nicht.

Er begleitet ihn innerlich

mit seiner nie versiegenden Liebe und Barmherzigkeit.

Erst der gescheiterte Sohn

erfährt die grenzenlose Barmherzigkeit des Vaters.

Man muß sein Sündersein erleben („zu-geben“),

um Vergebung zu erfahren.

Der Ältere bleibt daheim.

Er macht alles von vomeherein „richtig“

und scheitert genau

an dem einzig entscheidenden Punkt

unseres Menschseins:

an der Barmherzigkeit.

Er kann sie nicht zulassen,

weil er sie nicht hat;

und weil er sie nicht zulassen kann,

hat er sie nicht.

Herr, laß mich im Vertrauen auf deine unverlierbare Liebe alle Lebensangst und Verantwortungspflicht überwinden.

Fünfter Fastensonntag (Joh 8,1-11)

„Wer von euch ohne Sünde ist,

werfe den ersten Stein auf sie.“

„Ur- Teilung“

Die „Ur-Teilung“ der Menschen,

die wir selbst vornehmen,

ist die Einteilung der Menschen

in gute und böse.

In unserem angeborenen Vergeltungsdenken

und Rachebedürfnis bekommt so der Haß ein Ventil:

Die Guten muß man heben,

die Bösen „darf“ man hassen.

Es ist sogar gut,

wenn man die Bösen haßt.

In meinem Schuldbewußtsein,

das noch nicht zur Vergebung gelangt ist,

oder in meinem Bedürfnis,

makellos vor den anderen

und damit vor mir selbst dazustehen,

ist es eine Entlastung,

wenn ich Sünder finde,

oder Menschen,

die noch viel schlechter sind als ich, –

Menschen, die ich „mit Recht“

verurteilen und bestrafen kann.

„Rache tut gut!“

In unserer sündigen Welt

solidarisieren Rache und Haß

oft mehr als die Liebe.

Dies zeigt unsere Unerlöstheit:

Solange ich das göttliche Prinzip

der Vergebung nicht gefunden habe,

findet mein Haß- und Rachebedürfnis

eine gewisse Berechtigung dadurch,

daß es viele andere (die meisten?) auch haben.

Auch das Böse verbindet.

Die Ehebrecherin steht heute in der Mitte,

im Mittelpunkt für die Pharisäer

und im Mittelpunkt für Jesus,

als die Pharisäer verschwunden waren.

Hier wird der Kontrast

zwischen der Strafgerechtigkeit der Menschen

und der Gnadengerechtigkeit Gottes

in voller Klarheit sichtbar.

Menschen müßten total schuldlos sein,

wenn sie andere „gerecht“ beurteilen,

verurteilen und bestrafen wollten.

Mein Bedürfnis, die eigene Schuld abzuwälzen,

zu vertuschen und in Wohlanständigkeit zu verstecken,

nimmt mir jedes Recht,

andere zu verurteilen.

Jesus allein, der Sündelose, hätte das „Recht“,

zu verurteilen und zu bestrafen.

Aber gerade er verurteilt nicht, er vergibt.

Solange wir als Sünder unterwegs sind,

brauchen wir ein hohes Maß an Strafgerechtigkeit.

Aber das Ziel ist in Sicht:

Die Barmherzigkeit Gottes befähigt uns,

daß auch wir allen alles vergeben

und keine Verurteilungen mehr brauchen.

Der Glaube an die absolute Liebe Gottes

macht mich schließlich jetzt schon fähig,

nicht mehr sündigen zu „müssen“;

denn der Sünder sucht subjektiv

in der Sünde sein Heil, sein Glück.

Wer das wahre Heil in der allvergebenden Liebe

gefunden hat,

„braucht“ nicht mehr zu sündigen.

Herr, laß mich immer mehr dein Wort begreifen: „Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden“ (Lk 6,37).

Palmsonntag (Lk 19,28-40)

„Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn.“

Loben und preisen

Loben: jemanden oder etwas lieb nennen, gutheißen;

Preisen: vor-sagen, für gut erklären;

Segnen: etwas zum Zeichen machen.

Huldigen, rühmen, benedeien –

all diese Worte haben dieselbe Grundbedeutung:

erkennen, anerkennen, bekennen.

Jesus wird von seinen Jüngern gepriesen

als der wahre König von Israel.

Im Alten Bund hatte Samuel gegen seinen eigenen Willen

und gegen den ursprünglichen Willen Gottes

dem Volk nachgegeben

und ihm einen irdischen König gesalbt,

dem alle mit Leib und Leben unterworfen sind.

In Jesus, der nicht gekommen ist,

„sich bedienen zu lassen,

sondern um zu dienen“,

hat Gott selbst

seine ewige Königs-Herr-schaft angetreten

bzw. geoffenbart.

Gott preisen bringt den Menschen immer

„Heil und Segen“,

Freude, Glück und Hoffnung.

Ich kann Gott preisen,

wenn ich ihn in allem, was ist

und was geschieht, erkenne.

Ich kann Gott preisen,

wenn ich glaube,

daß der grenzenlos hebende Gott

alles in seinen Händen hält – auch das, was ich noch nicht begreife, und was seiner Liebe zu widersprechen scheint: das Böse, das Leid, der Haß der Menschen und unsere subjektive Gottlosigkeit.

Gott preisen im Glück und in der Freude heißt:

wissen und sich bewußt machen,

daß Er es ist, der alles schenkt; daß ich mich freuen und andere erfreuen kann, daß ich geliebt werden und lieben kann.

Wenn ich Gott preise im Glück,

mache ich ihn zum Mittelpunkt meines Lebens;

von ihm erwarte, erbitte und erhoffe ich alles.

Jetzt kann ich die Menschen

und alles andere

aus der Haftpflicht für mein Glück entlassen.

Gott preisen in Unglück und Leid heißt:

wissen und sich bewußt machen,

daß der liebende Gott immer da ist,

auch im tiefsten Leid.

Durch diesen Glauben

wird mein Leid nicht begreiflicher,

aber erträglicher.

Gerade der Tod Jesu zeigt,

wie der unbegreifliche Gott

in tiefstem Leid

nahe sein und nahe bleiben kann.

Martin Buber hat den Lobpreis Gottes in seinem Du-Gebet in einfachster Weise gestaltet: „Wo ich gehe, Du, wo ich stehe, Du, Du, Du, wieder Du, immer Du, Du, Du, Du. Ergehts mir gut, Du, wenn‘s weh mir tut, Du, Du, Du, wieder Du, immer Du, Du, Du, Du. Himmel: Du, Erde: Du, oben Du, unten Du. Wohin ich mich wende, an jedem Ende: Nur Du, wieder Du, immer Du, Du, Du, Du.“

Herr, – du – mein Gott und mein Alles.

Gründonnerstag (Joh 13,1-15)

Er erwies ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.

Unsterblich werden

Unser Nachdenken über Jesus

und sein Wirken in der Welt

und in den Sakramenten

stößt oft auf unnötige Schwierigkeiten,

weil wir „Leib“ und „Körper“ nicht unterscheiden.

Ich bin Leib, und ich habe einen Körper. „Zur Zeit“ bin ich Leib in irdischer, sinnenhafter, vergänglich-verweslicher Verkörperung. Weil wir „zur Zeit“ nur den irdisch verkörperten Leib kennen, gebrauchen wir die Worte „Leib“ und „Körper“ meist gleichbedeutend, obwohl sie unterschiedliche Bedeutung haben.

„Leib“ Jesu,

„leibhaftige“ Auferstehung und Himmelfahrt

besagen nicht „Körper“ Jesu,

„körperliche“ Auferstehung und Himmelfahrt.

„Leib“ ist das innere Erleben.

„Körper“ das äußere.

Zum Beispiel bei einem Händedruck (vgl. Friedensgruß)

ist Haut, Wärme, Druck das Körperliche,

in dem das Leibhaftige, die Herzlichkeit

zum Ausdruck kommt.

In der Körperlichkeit der Fußwaschung

wird die innere Teilhaberschaft

zwischen Jesus und Petrus

und allen Jüngern (Menschen) „realisiert“.

Wir unterscheiden oft zwischen dem „irdischen Leib“

und dem „Auferstehungsleib“.

Es wäre hilfreicher,

vom „irdisch verkörperten Leib“

und vom „Leib in seiner Unverweslichkeit“

zu sprechen.

Paulus bemüht sich,

dies deutlich zu machen

im 1. Korintherbrief, 15,35-58. Dort lesen wir u.a.: „Was gesät wird, ist verweslich, was auferweckt wird, unverweslich.“

Alles Leibhafte verkörpert sich

in vielfältiger Weise.

Die leibhaftige Liebe findet unzählige

Möglichkeiten und Weisen,

um sich zeichenhalt-körperlich zu zeigen,

auszudrücken und mitzuteilen.

Der ganze Bereich unserer verweslichen Körperlichkeit

dient der Erfahrung unverweslicher Liebe;

besonders Essen und Trinken

und die Erfahrung der Nähe in der körperlichen

Berührung

(vgl. Abendmahl und Fußwaschung).

Paulus mahnt:

„Der Leib (in seiner jetzigen Gestalt) ist nicht

für die Unzucht da“ (1 Kor 6,13), also nicht für den Konsum, sondern „für den Herrn“. Oder: „Ob ihr esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes!“ (1 Kor 10,31) „Verherrlicht Gott in eurem Leib!“ (1 Kor 6,20)

Johannes geht noch weiter, wenn er deutlich macht,

daß wir durch die mit dem sterblichen Körper

verwirklichte Liebe den Tod selbst überwinden,

bevor er kommt:

„Wir wissen, daß wir aus dem Tod

in das Leben hinübergegangen sind,

weil wir die Brüder (und Schwestern) lieben“ (1 Joh 3,14).

In Jesus ist die Liebe Gottes

„personifiziert“, verleiblicht und verkörpert.

Beim Abendmahl schließlich

verkörpert sich Jesus im Zeichen des Mahles,

das ohnehin schon die Liebe Gottes verkörpert.

Die leibliche Gegenwart Jesu

ist nicht mehr gebunden

an seinen sterblichen Körper.

Durch die Bindung an Brot und Wein

hat sie Unsterblichkeit erlangt:

„Sooft ihr von diesem Brot eßt … „ (1 Kor 11,26) Das ganze Jesusgeschehen von der Geburt bis zur Himmelfahrt wird in der Feier des Abendmahles gegenwärtig. Indem Jesus durch die Verkörperung in Brot und Wein unsterblich wird, geschieht bereits hier schon die Auferstehung. Die biblischen Ostererzählungen bestätigen das Geschehen im Abendmahl.

„Fleisch und Blut“ sind die biblische Bezeichnung

für „Körper“ und „Verkörperung“.

Die Worte Jesu: „Mein Fleisch ist wahrhaft

eine Speise … „ (Joh 6,55) kann man wohl so interpretieren: Meine Verkörperung in Brot und Wein ist wahrhaft eine Speise und ein Trank. Durch die Möglichkeit des Sich-Einspeisens und Sich-Einverleibens der Jesuswirklichkeit wird die Feier des Abendmahles (Eucharistie) zur innigsten Vereinigung des Menschen mit Gott, in der der Tod existentiell bereits überwunden ist. Das Einswerden ist die Vollendung der Liebe, und in Jesus Christus ist die Liebe Gottes vollendet.

Herr, gib, daß wir das Geheimnis deines Leibes so verehren, daß wir deine Gegenwart in uns immer wieder neu erfahren.

Karfreitag (Passion nach Joh 18,1-19,42)

„Es ist vollbracht!“

Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.

Vollbracht

„Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde,

Macht zu empfangen, Reichtum und Weisheit,

Kraft und Ehre, Herrlichkeit und Lob“ (Offb 5,12). – Die Würde des geschlachteten Lammes! –

Die Prophetie und besonders die Offenbarung

des Johannes versuchen,

die Taten Gottes,

die Jesus vollbracht hat,

im Symbol des Lammes darzustellen

und zu vereinen.

„Seht das Lamm Gottes!“ (Joh 1,36), sagt Johannes der Täufer zu Jesus.

Das Lamm ist Symbol für Geduld und Toleranz;

das Lamm (ohne Hörnerl) ist Symbol

für Wehrlosigkeit und Gewaltlosigkeit;

das Lamm flieht nicht angesichts des Schlächters;

das Lamm wird geschlachtet;

es nimmt Haß und Tod freiwillig auf sich;

das Lamm siegt; es besteht Haß und Tod;

das Lamm übernimmt die Führung;

es wird „Hirte“;

das Lamm wird inthronisiert;

es gelangt zur Herrschaft;

das Lamm hält schließlich Hochzeitsmahl,

das Fest der Vereinigung aller Menschen

mit sich und mit Gott.

Geschichtlich betrachtet ist das Lamm

Erinnerungssymbol für die Befreiung Israels

aus der Knechtschaft der Ägypter,

die als Tat Gottes durch die Osterfeier

im Bewußtsein lebendig erhalten wird.

Christus, „unser“ Osterlamm, ist der Befreier

von Sünde, Haß und Tod.

Der österliche Freudenruf:

„Christus, unser Osterlamm, ist geschlachtet, alleluja“

entspringt der inneren Wirklichkeit

des Todes Jesu,

die von der äußeren grausamen Wirklichkeit

des Todes Jesu nicht abgelöst werden kann.

Es ist ein eigenartiger Doppelsieg:

Der Sieg wird besiegt;

der Haß und das Böse siegen,

indem sie Jesus töten.

Und die Liebe siegt,

indem sie den Sieg des Bösen

freiwillig auf sich nimmt, besteht und durchsteht.

Wenn ein Stärkerer den Schwächeren „gewinnen läßt“,

weil der Schwächere seine Schwäche

absolut nicht einsehen und zugeben will,

und weil der Stärkere den Schwächeren

nicht mit Gewalt zurechtweisen will,

dann bekommt der Schwächere die Chance,

in seinem scheinbaren Sieg

seine Schwäche selbst zu erkennen

und sich zu bekehren.

Gott greift nicht ein

in unser egoistisches Denken und Handeln.

Er geht so weit, daß er uns sogar „erlaubt“,

ihn (irdisch) zu töten,

nur um uns zu zeigen,

daß hinter dem Sieg des Bösen

die Macht der Liebe steht,

die den Sieg des Bösen besiegt.

In unserer Welt scheint immer wieder

das Böse (Haß und Egoismus) zu siegen.

Der Tod Jesu zeigt, daß alle diese Siege

durch die Kraft der ewigen Liebe

im Prinzip besiegt sind.

Aus diesem Glauben an den „Sieg über die Siege“

entspringt die Unzerstörbarkeit

unserer Lebensfreude und unserer Hoffnung.

„Durch dein Kreuz kam die Freude in die Welt!“

„Es ist vollbracht“:

Der Tod Jesu hat es „voll gebracht“,

daß es die Liebe gibt, die stärker ist als Haß und Tod,

die Kraft, die Haß und Tod be-steht und durch-steht.

(Es gibt Bilder in der Kunst, die jesus zeigen, wie er

auf Tod und Teufel „steht“!)

Jesus „mußte“ sterben;

denn das, was stärker ist als Haß und Tod,

kann sich erst in Haß und Tod als solches erweisen.

Manche Theologen wollen heute

den grausamen Tod Jesu

aus der Heilsgeschichte ausklammern.

Dadurch blieben aber der Haß und das Böse

in der Welt unerlöst

und das Leben und Sterben Jesu sinnlos.

Jesus wäre höchstens eine Ermutigung

zur Selbsterlösung

und damit zu einem Selbstbetrug.

Gerade durch den freiwillig auf sich genommenen „Sieg“

von Haß, Ungerechtigkeit und Tod

hatjesus es „vollbracht“,

daß wir uns mit ihm identifizieren können

in unserem Leid,

um durch ihn den „Sieg des Bösen“ zu besiegen.

Jesus „holt uns da ab, wo wir stehen“,

damit wir mit ihm „drüber“ stehen.

Herr, Lamm Gottes, hilf mir, Haß und Tod durch die Kraft deiner Liebe zu besiegen.

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