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Kitabı oku: «Die Totenstadt», sayfa 4

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Wieder in der Stadt

Richard führt einen Kalender, und dieser sagte ihm, daß er nun schon ein Jahr in der Mühle gehaust hatte. Er dachte jetzt daran, doch einmal nach der Stadt zu gehen. Erstens wollte er seine Gefährten wieder aufsuchen, und dann fehlte ihm auch Verschiedenes, was er sich aus der Stadt zu holen beabsichtigte, so zum Beispiel war ihm die Seife ausgegangen. Bisher hatte ihn immer die Erinnerung an die verwesenden Leichen von einem Stadtbesuche abgehalten.

Kleiderschränke und Kommoden enthielten noch brauchbare Sachen genug. Er machte also Toilette, wenn auch nicht gerade für eine Gesellschaft, Schnitt sich vor dem Spiegel, der ihm ein schwarzbraunes Gesicht mit Mosquitobeulen zeigte, das lange Haar ab, bewaffnete sich mit Axt, Messer, Bogen und Pfeilen, nahm zur Fürsorge auch den Feuerbohrer mit und war reisefertig.

Bis zur Stadt hatte er, seiner Meinung nach, nur eine Stunde zu marschieren. Erinnerte er sich doch, obwohl er wußte, daß die nähere Umgebung des Mühlenhofes, aus der er sich bei seinen Jagden niemals entfernt, sehr verwildert war, noch deutlich der allerdings bereits mit hohem Grase bedeckten Landstraße, die er ja bei seinem Marsche benutzen konnte.

Allein jetzt war auch nicht mehr eine Spur von der ehemaligen Landstraße zu entdecken. Die ganze Gegend war eine Savanne von über mannshohem Grase geworden, durch welches Richard sich förmlich durchbrechen mußte; dazwischen wuchs undurchdringbares Gestrüpp, das hier früher auf dem freien Felde noch nicht vorhanden gewesen sein konnte.

Hätte sich Richard nicht nach der Sonne zu orientieren verstanden, er würde die Stadt überhaupt nicht wiedergefunden haben. Später tauchte die Spitze des Kirchturmes auf und diente ihm zur Richtschnur.

Endlich kam er zwischen die Häuser. Das Pflaster der Straße war natürlich ein schlechter Boden für Vegetation, aber grün überzogen war alles, und zwischen den Fugen der Steine schossen schon schlanke Halme empor. Ebenso hatten sich die Häusermauern mit Grün bedeckt, wo sich nur die kleinste Fuge befand, da trieb und knospete es, und wie diese kleinen Wurzelchen das feste Steinpflaster dereinst in Humuserde verwandeln mußten, so würden sie auch bald die Häuser auseinandertreiben und die ganze Stadt in Ruinen legen. Es war eine vergessene, unter Pflanzen begrabene Stadt, wie sie die Reisenden ähnlich in Südamerika als Andenken an die alten Azteken finden.

Richard hatte in seiner Vaterstadt doch jeden Winkel gekannt, jetzt fand er sich kaum noch zurecht. Er verirrte sich und gelangte auf einen Platz, auf den er sich nicht entsinnen konnte.

Was aber war das? An den Häusern kletterten ja schon tropische Schlingpflanzen mit prachtvollen, tellergroßen Blüten empor. Wo kamen die her? Die Scenerie wurde immer exotischer, dieses kleine aus dem Boden sprossende Blatt konnte nur das einer Palme sein, hier wuchs eine ganze Palme, dort ein Kaktus, und noch einige Schritt weiter, so befand sich Richard in einem Orangenhain mit großen, goldgelben Früchten; auch sah er tragende Dattelpalmen, mehrere Feigenbäume, und diese schmalen, langen Früchte an jedem Strauche, sie konnten nur Bananen sein.

Richard war vor Staunen außer sich. Schon wollte er die Erklärung darin suchen, daß Vögel den unverdauten Samen dieserexotischen Pflanzen hierhergetragen hätten, wobei freilich immer noch rätselhaft blieb, wie sich die Samenkörner innerhalb eines Jahres zu fruchttragenden Bäumen entwickelt haben konnten, denn so schnell geht die Sache doch nicht, auch nicht unter dem Aequator, als er die richtige Lösung des Geheimnisses fand.

Hier war, wie er aus den zersprungenen am Boden und auf Kisten liegenden Glasfenstern schloß, eine Kunstgärtnerei gewesen, deren Besitzer zum Privatvergnügen einen botanischen Garten mit exotischen Pflanzen angelegt hatte. Diese hatten die Umhüllung des Gewächshauses gesprengt und sich in Freiheit entwickelt. Ihr Samen würde sich nun verbreiten und die Eichen, Buchen und Birken verdrängen, und wichen diese nicht schnell genug, so würden sie die Schlingpflanzen in ihrer Umarmung ersticken.

Ueberall lagen noch die Skelette von Menschen und Tieren, schneeweiß gebleicht, neben ihnen Goldstücke, Gold- und Silberuhren oder echter Schmuck, soweit sie solchen getragen hatten, alles andere war den Raubvögeln und dem Zahne der Zeit zum Opfer gefallen und spurlos verschwunden. Sachen aus anderem Metall, wie zum Beispiel Taschenmesser, waren vor Rost ganz unkenntlich geworden. Die Raubvögel hatten die Gegend verlassen, weil es nichts mehr für sie zu fressen gab.

Richard erreichte den Marktplatz mit der Kirche. Dieser war cementiert gewesen, deshalb hatte er sich nur mit einer Moosart überziehen können. Aber auch diese würde den harten Boden sprengen. An den Schleusen aber hatten sich schon Gebüsche gebildet.

Die zukünftigen Raubtiere

Plötzlich erfüllte ein durchdringendes Pfeifen die Luft, und Richard sah, nicht weit von sich entfernt, eine Schar Mäuse aus einer Hausthür kommen. Doch nein, das, was er sah, war nur der Anfang eines unerschöpflichen Stromes, der sich quer über den Marktplatz ergoß und in einem anderen Hause verschwand, während aus dem ersten immer neue hervordrangen.

Erschrocken war Richard auf einen hohen Prellstein gesprungen. Es war ein scheußliches Gewimmel; es mußten Millionen sein. Wie war das möglich? Nun, es brauchten nur ein Dutzend Mäusepaare am Leben geblieben sein, nur die auf dem Turm gewesenen, so war das Rätsel gelöst. Ein einziges Mäusepaar kann ja in einem Sommer eine Nachkommenschaft von 25000 Jungen haben, und das ist noch eine ganz mäßige Berechnung. Hier hatten die Mäuse außerdem auch keinen nachstellenden Feind gehabt, denn Mausefallenhändler, giftstreuende Kammerjäger und Katzen waren ja tot, und Raubvögel allein konnten die Vermehrung wenig beeinträchtigen.

Aber sie hatten doch Feinde, Richard bemerkte es erst, als er sich an das Gewimmel gewöhnte. In dem lebenden Strome befanden sich nämlich auch Ratten, sie würgten die Mäuse ab. Solch eine Ratte trug soeben eine besonders große Maus seitwärts davon, um sie in Ruhe zu verzehren. Da aber schoß ihr bereits eine andere nach, und Richard meinte zuerst nicht anders, als daß es ein ihm unbekanntes Raubtier gewesen sei, so groß war diese Ratte, so abnorm hatte sie sich entwickelt. Jetzt fiel sie wieder eine kleinere Ratte an, und ein Kampf entspann sich, in dem natürlich der Stärkere siegte. Das Ungetüm von einer Ratte fraß erst schnell die Maus, dann machte sie sich an den eigenen Kollegen.

Lächelnd über seine Furcht war Richard von dem Steine herabgesprungen und schlich sich mit gespanntem Bogen auf das reißende Ungetier zu. Aber er hatte gar nicht nötig, so zu schleichen, die Ratte floh nicht, sie hob den Kopf, zischte und fletschte die langen Zähne nach ihm. Ja, vielleicht war es gut, daß sein Pfeil sie durchbohrte, sonst hätte er sich noch mit dem Messer wehren müssen.

Richard ging in ein Haus. Daß hier die Mäuse schon gewesen waren, konnte er aus ihren hinterlassenen Spuren sehen, sonst aber gähnten ihm nur die nackten Wände des einst möblierten Hauses entgegen, und auf dem Estrich des abgedielten Bodens lagen Eisenteile, Glas, Porzellan und eine Lampe. Alles andere hatten die Mäuse aufgefressen, das Bett so gut wie das Klavier bis auf die eisernen Schrauben.

So würden nunmehr die Mäuse, nachdem sie keine wirkliche Nahrung mehr hatten, mit fürchterlichem Hunger weiter hausen und sich dabei in die Billionen vermehren. Gab es dann gar nichts mehr zu nagen, so mußten sie sich entweder zu grüner Pflanzennahrung wenden oder den gefräßigen Zahn gegen das eigene Geschlecht kehren. Allerdings würdendie Ratten endlich doch die Vermehrung der Mäuse beschränken, und dann auch über sich selber herfallen. Denn die Ratte frißt die Ratte, und da das Starke siegt, das Schwache aber verschwindet, so würde jedes neue Geschlecht von Ratten immer größer werden, bis die Natur eine Grenze setzt und ihnen ein anderes Raubtier zur Vernichtung schickte.

So dachte Richard, als er das Haus wieder verließ. Er hatte von dieser Entwicklungstheorie gelesen und schon ein Beispiel mit eigenen Augen gesehen.

Er begab sich in die Kirche, durch dieselbe Thüre, die er vor einem Jahre nicht hinter sich geschlossen hatte. Die Mäuse waren auch hier eingedrungen, wenn sie nicht schon von oben aus dem Thurm gekommen waren, und hatten die Kirche leer gefressen. Deshalb konnte auch auf dem Altar kein Zettel liegen. Wo mochten nur der Schuster und seine Frau sein?

Natürlich war nicht schon der Inhalt der ganzen Stadt den Mäusezähnen zum Opfer gefallen, das wäre zu schnell gegangen. Sie drangen nur in die Häuser ein, wo sie keinen Widerstand fanden, deren Thüren dem Strome direkt offen standen. Später allerdings würden sie sich auch den Eintritt mit Gewalt erzwingen. So fand Richard noch die meisten Häuser und Läden unversehrt, er mußte nur die Thür erbrechen. Statt der Mäuse aber waren durch die meistenteils zertrümmerten Fensterscheiben Myriaden von Insekten eingedrungen und hatten, im Verein mit der warmen Feuchtigkeit, auch schon arge Verwüstungen angerichtet. Ein Schlag auf ein Sofa ließ eine Wolke von Motten aufwirbeln, über den Holzteilen fiel alles in Staub, Gardinen und Decken gab es gar nicht mehr. Dennoch fand Richard dasjenige, was er brauchte, er mußte nur suchen, Seife sowohl als noch brauchbare Streichhölzerund Petroleum gelangten in seinen Besitz, und schließlich entdeckte er in einem trockenen Hause auch gut erhaltene Sämereien und nützliche Bücher in wohlverschlossenen Schränken. Er beschloß, sich dieses alles anzueignen, was er für später wohl gebrauchen konnte.

Zunächst aber mußte er sich eine neue Wohnung suchen. In der am Waldflusse gelegenen Mühle war es zu feucht, er hatte dort auch schon einmal einen Fieberanfall gehabt und hier schien es wiederum viel zu trocken zu sein.

Er verbrachte jetzt einige Tage damit, durch die Stadt zu streifen und Häuser zu besichtigen. Auch las er in geeigneten Büchern der gut erhaltenen Stadtbibliothek, wie er sich unter dem Aequator einzurichten habe, wie man dort sät und erntet und so weiter. Hier begegnete er immer wieder neuen Mäuseschwärmen, niemals aber seinen der Katastrophe entgangenen Gefährten.

Endlich hatte er einen festen Entschluß gefaßt. Eine halbe Stunde von der Stadt entfernt lag auf einer Anhöhe der Pulverturm, ein zweistöckiges, massives Gebäude, das oben einen Söller hatte. Die einzige Thür des Turmes bestand aus verzinktem Eisen, auch die Fenster konnten durch Eisenplatten verschlossen werden, und das Ganze wurde noch von einer Mauer umgeben. Unten an dem Hügel aber floß ein Bach vorbei, während drinnen im Hofe sich ein Brunnen befand. Die Gegend war frei, nur an der einen Seite des Turmes grenzte der Wald. Richard hatte sich, da die Thür zufällig offen gewesen, von dem soeben Angeführten selbst überzeugt und war entschlossen, den Pulverturm zu seinem neuen Heim zu machen. Hierher würden sich die Hausmäuse wohl schwerlich verirren, hier wollte er die zukünftigen Felder anlegen, alles war dazu wie geschaffen.

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Litres'teki yayın tarihi:
06 aralık 2019
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37 s. 1 illüstrasyon
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