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Kitabı oku: «Die Totenstadt», sayfa 5

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Er beseitigte die Skelette und das, was er sonst nicht brauchte, auch das Pulver, bis auf einige Säcke, die ihm vielleicht später noch einmal Dienste leisten konnten, und schaffte im Laufe der Zeit alles aus der Stadt hierher, was ihm für sein neues Einsiedlerleben verwendbar schien, besonders Handwerkszeug, Sämereien und Bücher. Zwischen den starken Mauern war ihre Erhaltung ebenso sicher wie in der alten Aequatorialgegend, wo man doch auch alles aufheben konnte, wenn man nur einige Sorgfalt auf die Gegenstände verwandte. Ein Spaten freilich, den man nie benutzt, ist in der heißen Zone innerhalb eines Jahres in Rost gefallen, und das Buch, das man nie aus dem Schranke nimmt, lassen die Ameisen bis auf die Deckelschalen verschwinden.

Die Phantasie ist frei, mit ihr lassen wir die Jahre vergehen.

Richards kindlicher Wunsch, einmal Robinson zu sein, war in Erfüllung gegangen, wenn er auch nicht daran gedacht hatte, daß dies möglich sein würde, als er seine Vaterstadt unter den Aequator versetzte. Es war vieles ja ganz anders gekommen, als er erwartet hatte, aber er hatte doch bewiesen, daß er sich in jeder Lage zu helfen wußte.

Wenn er auf dem Söller seiner Festung saß, überblickte er einige Morgen Landes, die seiner Hände Arbeit mit Reis, Mais und Hirse bestellt hatte, er konnte die Felder vom Bache aus überrieseln und sie bei zu viel Feuchtigkeit durch eine andere Schleuse wieder trocken legen. Mancher Spatenstich mit krummem Rücken, viel Zimmermannsarbeit und noch mehr Erfindungsgeist war dazu nötig gewesen.

Auf dem Söller selbst klappert dann und wann eine kleine Mühle. Auch sie war aus seiner Hand hervorgegangen, sie entschälte den Reis und mahlte den türkischen Weizen.

Neben den Feldern waren Orangen- und Zitronenhaine entstanden, und Anlagen von Feigen- und Bananenkulturen. Schon trugen Dattel- und Kokosnußpalmen Früchte, und innerhalb der Umfassungsmauern gediehen die herrlichsten Blumen.

Das war eigentlich alles, was Richard durch sich selbst geschaffen hatte, aber es war sehr viel.

Eine Steinaxt und ein Lederkostüm brauchte er sich nicht zu fertigen. Zeit seines Lebens war er mit Werkzeugen versorgt, in Truhen lag ein unerschöpflicher Vorrat an Kleidern und Wäsche, welche er nur trocken und von Insekten frei zu halten hatte; er besaß auch sonst alles, was zu des Leibes und Lebens Notdurft gehört; auch Seife brauchte er nicht selbst zu fabrizieren und konnte daher seine Zeit ganz dem widmen, was ihm die Vergangenheit nicht mehr lieferte, sondern wozu eigener Fleiß nötig war, also zum Beispiel dem Bebauen seiner Felder und seines Gemüsegartens.

Die Zeit verstrich ihm wie im Fluge. Neben der Arbeit sorgten Lesen, das Einsammeln von Holz und die Jagd für Abwechslung. Dabei bediente er sich der Bogen und Pfeile, hielt aber auch Feuerwaffen für alle Fälle in Stand.

Die Pflanzenwelt hatte jetzt ganz einen tropischen Charakter angenommen, dafür hatten der botanische Garten und dann Wandervögel gesorgt, die den Samen aus allen Weltteilen mitbrachten. Es hatten sich auch neue Vogelarten als ständige Bewohner eingestellt, aber die andere Tierwelt blieb dieselbe, nur daß die vorhandenen Tiere an Größe zunahmen. Er hatte schon eine Ringelnatter von zwei Meter Länge gefunden und eine fast nicht minder große Kreuzotter, er hatte gesehen, wie die erstere eine Ratte von der Größe einer echten Bulldogge – etwa einen viertel Meter hoch – angriff und in ihrer Umschlingung erdrückte.

Dieses Wachsen der Tiere war Richard teils ein Rätsel, teils hatte er sich durch Lesen und eigenes Nachdenken einiges Verständnis dafür verschafft.

Es ist hier in dem kurzen Rahmen dieser Erzählung die Erklärung nicht möglich, dazu gehört das Studium der Werke solcher Gelehrten, die sich mit ähnlichen Fällen beschäftigt haben, wie zum Beispiel Darwin. Es war ein Walten der Natur, die sich selbst zu helfen weiß, indem sie Tierarten, die sie nicht mehr braucht, aussterben läßt, und anderen forthilft, um vom Geschick vernachlässigten beizustehen und neue zu erzeugen – wenn sie solche braucht.

Als Beispiel dafür, daß die Natur die Welt regiert und sich nichts vorschreiben läßt, sondern selbstständig denkt und arbeitet, daß alles das notwendig ist, was sie erschafft, mag nur eine verbürgte Geschichte erzählt werden.

Doch zuerst eine Frage: Wer kann sagen, wozu die Krokodile da sind? Etwa dazu, daß sie die Fische wegfressen und einmal einen Menschen wegschnappen? Wo bleibt da deren Nützlichkeit?

Und doch müssen die Krokodile im Haushalte der Natur wohl nützlich sein, sie müssen es – sonst würde sie die Natur aus der Liste der Kreaturen streichen.

Die Frage ist beantwortet worden vor gar nicht langer Zeit.

Ein ackerbautreibender Indianerstamm in Brasilien wurde von den Alligatoren sehr belästigt, die in dem neben dem Dorfe vorbeifließenden Flusse hausten. Sie richteten unter dem zur Tränke geführten Vieh viele Schäden an, zogen badende Menschen unter Wasser, schlugen sogar einen über den Fluß setzenden Mann mit dem Schwanz aus dem Boote.

Eine vornehme Jagdgesellschaft kam in das Dorf, hörte die Klagen und machte sich den Spaß, den Alligatoren den Vernichtungskrieg zu erklären. Die Jäger gingen nicht eher, als bis der Fluß keinen Krokodilschwanz mehr enthielt und die Sonne kein Ei mehr ausbrütete. Die Eingeborenen bedankten sich bei ihnen, nun hatten sie ja Ruhe vor den Unholden.

Im nächsten Jahre aber machten sich äußerst viele Wasserratten bemerkbar, und im übernächsten konnten die Eingeborenen kein Korn von den Feldern ernten, der Fluß spie immer neue hungrige Ratten aus. Sie fraßen das Korn auf den Feldern und in der Scheuer, und keine Katze und kein Gift konnte helfen. Die Plage wurde schließlich so groß, daß die Eingeborenen ihr Dorf und die ganze Gegend zu verlassen beschlossen.

Da erfuhr die Regierung von der Rattenseuche. Sachverständige Praktiker und Gelehrte wurden befragt. Und das einstimmige Resultat der Beratung war: Hier giebt es kein anderes Mittel, als daß wieder Alligatoren importiert und in den Fluß gesetzt werden.

So geschah es auch, die neuen Alligatoren räumten nun schnell unter den Wasserratten bis zur erlaubten Anzahl auf, die faulen Eingeborenen wurden angehalten, Viehtränken und Badeplätze einzuräumen und eine Brücke zu bauen, und seitdem leben sie friedlich neben den Alligatoren.

Verwildert

Als Richard eines Tages von dem Söller Umschau hielt, sah er am Saume des Waldes eine dunkle Figur sich bewegen. Die Entfernung war zu groß, als daß er etwas Näheres unterscheiden konnte; doch groß mußte das Geschöpf sein, es schien auf zwei Beinen zu gehen, also war es wahrscheinlich ein Mensch.

Zitternd vor Aufregung holte Richard ein Fernrohr und richtete es auf die Gestalt – es war in der That ein Mensch! Ohne erst durch das Fernrohr nähere Beobachtung anzustellen, griff er gewohnheitsmäßig nach den Waffen und eilte der Richtung zu, wo er den Menschen zuletzt gesehen hatte. Er mußte dabei durch Wald, dann verbarg ihn hohes Gras, und plötzlich stand er vor dem Betreffenden.

Es war ein vielleicht zehnjähriger Knabe. Splitternackt mit schwarzbrauner Haut, das hellblonde Haar lang auf den Rücken fallen lassend, hielt er in den Händen einen Bogen und Pfeile und trug außerdem noch vielen Goldschmuck um die Hand- und Fußgelenke und um den Hals. Auf der Brust hing ihm eine goldene Uhr, an den Fingern blitzten Ringe, auch in den Ohren – es war alles solches Geschmeide, wie es Richard noch jetzt auf den Straßen und in Läden der Stadt liegen sah.

Die Begegnung war keine andere, als wenn ein Australneger zum ersten Male mit einem Europäer zusammenstößt. Der kleine mit scharfen Sinnen begabte Wilde hatte die Annäherung Richards offenbar schon gehört und sich zur Flucht gewandt, war aber überrascht worden. Jetzt stand er hilflos da, zitternd und die Pfeile hinter dem Rücken versteckend, in dem stupiden Gesicht halb grenzenloses Staunen, halb entsetzliche Angst, und nicht wissend, ob er jetzt noch eine Flucht wagen dürfe.

„Fürchte Dich nicht, ich thue Dir nichts,“ sagte Richard. „Wer bist Du, Kleiner?“

Schon dachte er, daß der Wilde sein Deutsch ja nicht verstehen könne, als jener den Mund öffnete und antwortete: „Ich heiße Anton.“

Jetzt war es Richard, der furchtbar erschrak. Denn vermutlich war der Junge kein anderer, als der Sohn des Schusterehepaares. Er starrte vor Schmutz und Ungeziefer, wie Richard jetzt bemerkte, er war ein vollkommener Wilder geworden, zu welchen Befürchtungen bezüglich seiner Eltern berechtigten nicht die Erziehung und das Aussehen dieses Kindes!

„Bist Du der Sohn des Schusters?“ fragte Richard.

„Mein Vater heißt Karl und meine Mutter ist die Marie. Anton hat Hunger,“ entgegnete der Knabe, einen fürchterlichen Fluch hinzufügend.

Richard lockte ihn mit sich. Er wurde immer von neuem Entsetzen befallen, noch mehr aber von Mitleid; der Menschheit ganzer Jammer faßt ihn an – konnte man auch von ihm sagen.

Dieses Wesen, das neben ihm einherschritt und an Gestalt einem Menschen glich, war fast schon weniger als ein auf der tiefsten Stufe stehender Wilder. Auch ein Wilder ist das Produkt der Entwicklung seines Geschlechtes und hat eine gewisse Erziehung genossen – dieses Geschöpf aber besaß gar keine, es war ein verwilderter Mensch oder vielmehr ein Raubtier. Das drückte sich schon in des Jungen Augen aus, als er jetzt, zutraulicher geworden, mit gieriger Hand und doch angstvoll Richards Kleider und sein Gewehr betastete. Sein ganzes Gebaren war ein widerwärtiges Gemisch von menschlichem Verstand und tierischer Gier.

Wenig, sehr wenig konnte Richard von dem Jungen erfahren. Er sprach deutsch, aber unzählige Worte fehlten ihm. Seine Eltern lebten. Sie wohnten im ,Schweizerhaus‘. Das war ein Vergnügungsetablissement in der Nähe der Stadt gewesen. Es waren noch sechs andere Kinder da, zusammen drei Jungensie durch Reiben oder Schlagen kein Feuer entzünden konnten, aßen sie jene Tiere roh. Als Zukost dienten Früchte.

Das war so ziemlich alles, was Richard aus dem Jungen herausbringen konnte. Er sah ein, daß, wenn die letzten Nägel in Rost zerfielen, die Nachkommen des Ehepaares wieder ganz zu Steinmenschen und noch tiefer herabsinken mußten. Schon dieser Knabe war das schreckliche Zerrbild eines Menschen. Er fluchte beständig, wie er es vom Vater gehört hatte, und mißbrauchte dabei den Namen Gottes, aber von einem Gott selbst wußte er nichts. Der Name ,Mensch‘ war ihm völlig unbekannt. Ja, seine Eltern, Geschwister und er selbst hatten nicht einmal neue Namen erfunden; die Bananen nannte Anton zum Beispiel ,lange Dinger‘, und dieses Wort würde nun feststehend in ihre neue, eigene Sprache übergehen.

Richard nahm den Jungen mit auf seine Festung, aber nicht in das Innere derselben. Die Unreinlichkeit Antons verbot das. Gierig verschlang dieser zunächst die dargereichten Speisen, dann schaute er mit verwunderten Blicken um sich und staunte die einfachsten Dinge an, während andere ihm wieder geläufig waren. Vor der klappernden Windmühle fürchtete er sich, daß sich aber der Zeiger seiner Uhr früher mit einem tickenden Geräusch bewegt hatte, gerade wie auch Richards große Wanduhr, das wußte er noch. Ueber dieses Geheimnis hatte er aber nie nachgegrübelt, war auch nicht darüber belehrt worden. Zum Spaß schoß Richard ein Gewehr ab, und der kleine Wilde fiel vor Schreck nieder. Ebenso fürchtete er sich, als er durch das Fernrohr blickte. Hinwiederum dachte er nicht an ,Zauberei‘. Er dachte überhaupt nichts, er war ja nur ein beschränktes Tier.

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Litres'teki yayın tarihi:
06 aralık 2019
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