Kitabı oku: «Nur Flausen im Kopf? - Jugendliche verstehen», sayfa 4

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Denken und Fühlen kombinieren

Gefühl und Denken, Emotionen und Kognitionen lassen sich nicht trennen. Es geht immer um ein Zusammenspiel zwischen limbischen Strukturen, frontalen Hirnregionen und kognitiven Hirnstrukturen.

Der Umbau ist das eine, das wir im Umgang mit Jugendlichen immer im Auge behalten sollten; in der Schule können uns aber auch andere Erkenntnisse aus der Hirnforschung nützlich sein, nicht zuletzt alles, was mit »Lernen« zu tun hat. Inhaltliches und soziales Lernen in der Schule gelingt dann besonders gut, wenn die physiologischen Gegebenheiten des Gehirns ausgewogen mitberücksichtigt werden. Ein wichtiges Fazit von Gerhard Roth ist, dass neues Wissen im Gehirn der Lernenden durch das »teils bewusste, teils halbbewusst-intuitive, teils unbewusste Zusammenfügen von bereits vorhandenem Wissen entsteht. Der Lehrende kann diese Prozesse nicht direkt steuern oder gar erzwingen, sondern nur durch Rahmenbedingungen erleichtern« (Roth 2009b, S. 24). Dabei wird, wie aus der folgenden Abbildung hervorgeht, die große Bedeutung des limbischen Systems für das Lernen hervorgehoben.


Die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse lassen sich für das erfolgreiche Lernen gut nutzbar machen. Nach Ulrich Herrmann (2009b) sollten dafür die Aspekte der folgenden Checkliste berücksichtigt werden. Die kurze Übersicht macht zugleich deutlich, wie verwoben und vielschichtig Lernprozesse sind. Gerade im Umgang mit Jugendlichen dürfen die einzelnen Komponenten nicht isoliert betrachtet werden.


2 Gelingende Sozialisation von Jugendlichen

Als Sozialisation bezeichnen wir den Prozess, in dessen Verlauf junge Erwachsene »gesellschaftstauglich« werden – also integrierbar in die Arbeits- und Bildungswelt, fähig zu sozialen Beziehungen und zur Partnerschaft und angemessen im Auftreten und Handeln, sowohl in vorgegebenen Systemen (Betrieb, Schule, Verein usw.) als auch im Freizeitbereich – und zudem als Staatsbürger/innen bereit zur Mitwirkung bei der Gestaltung von Gesellschaft und Politik.

Die Jugend ist für die Sozialisation und Integration in die Gesellschaft die entscheidende Lebensphase. Im Jugendalter, also während der Ablösung vom Elternhaus, finden intensive Auseinandersetzungen mit den erlebten Wertesystemen statt. Die Suche nach der eigenen Identität und – damit verbunden – nach dem eigenen Wertesystem stellt vieles infrage – muss vieles infrage stellen. In diese Lebensphase fällt die Entscheidung, ob ein junger Mensch konstruktiv und kooperativ mitwirkt oder ob er einen Weg außerhalb der üblichen gesellschaftlichen Normen sucht. Der ganze Prozess kann sich über Jahre hinziehen.

Wenn wir Jugendliche auf diesem Weg begleiten, als Lehrpersonen oder Eltern zum Beispiel, ist es wichtig, dass wir immer wieder hinsehen und schauen, wie der Prozess verläuft, wo der Jugendliche steht – und dass wir ihm unsere Beobachtungen zurückmelden, vor allem auch auf Veränderungen bezogen Impulse geben.

Dazu sind die Beobachtungsbogen auf den Seiten 50 und 58 nützlich.

Die verschiedenen Lebensabschnitte

Jedes Lebensalter zeichnet sich durch ganz bestimmte Themen aus, die dann ins Zentrum rücken, und durch Entwicklungsaufgaben, die genau in diese Zeitfenster passen. Nachfolgend sind die wichtigsten Entwicklungsaufgaben für jedes Lebensalter aufgelistet. Die Liste zeigt unter anderem, welche dieser Aufgaben schon vor der Adoleszenz gelöst werden sollten, welche klassischerweise zwischen 16 und 20 aufs Tapet kommen und welche eher in späteren Phasen Thema werden. Natürlich ist die altersmäßige Abgrenzung der einzelnen Phasen in gewissem Maße willkürlich, in der Wirklichkeit sind die Übergänge zwischen den Phasen fließend.

Säugling – Kleinkind (0 bis 3)

• Symbiose mit der Mutter erleben, positives Grundgefühl des Aufgehobenseins

• Zuwendung erfahren, Liebe erleben

• Verlässliche Anwesenheit der Menschen, Konstanz in den Beziehungen

• Wiedererkennen von Gerüchen, Umgebung, Menschen, Gegenständen, Tieren …

• Möglichst stressarme und anregungsreiche Zeit erleben

• Erste »Welterfahrungen« machen, entdecken


Junges Kind (3 bis 6)

• Erwachsene unterstützen beim Entdecken der »Außenwelt« (»Brücke«)

• Eltern lassen zu, dass andere Beziehungen aufgebaut werden

• Einordnung in außerfamiliäre Systeme wie Spielgruppe, Eltern-Kind-Turnen, Tagesstätte, Kindergarten und erste Anpassungsleistungen

• Verweilen im Spiel oder in einer anderen Tätigkeit

Kind (6 bis 11)

• Eltern als Autoritäten anerkennen, Generationengrenze erkennen

• Sich einordnen in andere Systeme (Schule, Sport…) ohne Mitwirkung der Eltern

• Anpassung und Gehorsam, kleine Pflichten, kleine Freiheiten

• Selbstverantwortung für kleinere Aufgaben

• Werksinn und Werkstolz, Erfahrung von eigener Stärke und Kompetenz

• Aktionsradius nimmt zu

Pubertät (11 bis 15)

• Peers (Gleichaltrige) werden wichtig

• Sich einordnen in Peergroups, Anpassungsdruck aushalten

• Zugehörigkeitserfahrungen, Zugehörigkeit schaffen

• Gesellschaftliche Normen erleben, mit Gruppendruck umgehen

• Veränderungen am eigenen Körper akzeptieren

• Strukturierungsfähigkeit (kann vorübergehend zusammenbrechen)

• Übergangsphase, Umbruch

Adoleszenz (15 bis 21)

• Identitätsentwicklung, Auseinandersetzung mit sich selbst

• Auseinandersetzung mit Werten, Normen und Haltungen

• Ethik, Lebensphilosophie suchen

• Platz in der Gesellschaft suchen

• Einordnung in die Arbeitswelt

• Sexualität leben

• Umgang mit Medien und Geld

• Autonomieentwicklung

• Einsamkeit erfahren und aushalten

.



Junges Erwachsenenalter (21 bis 35)

• Platz im Berufsleben finden

• Materielle Selbstversorgung, Selbstverantwortung

• Organisation von Heim und Haushalt

• Partnerschaft, eventuell Gründung einer Familie

• Soziales Netz aufbauen

• Anerkennung in der Öffentlichkeit

• Umsetzung der Lebensphilosophie

Mittleres Erwachsenenalter (35 bis 50)

• Verbesserung der beruflichen Situation

• Persönliche Krisen meistern

• Eigene Kinder sich ablösen lassen

• Ziele und Lebensinhalte prüfen

• Kurskorrekturen vornehmen (Arbeit, Partnerschaft, Lebensgestaltung, Interessen …)

• Vergleich mit Jungen relativieren

• Klimakterium (physische und psychische Veränderungen)

Spätes Erwachsenenalter (50 bis 65)

• Nachlassende Leistungsfähigkeit

• Beginnende Alterserscheinungen

• Attraktivitätsverlust (Beruf, Partnersuche …)

• Gesundheitliche Probleme

• Angst vor Zukunft, Tod

• Verlust der eigenen Eltern, Pflege

• Maske loslassen (Gesellschaftsnormen)

• Neue Emanzipation

• Integration des eigenen »Schattens«

• Ablösung von Vater und Mutter

In Bezug auf die Sozialisationsaufgaben analysieren wir im Folgenden das Jugendalter genauer. Dabei unterscheiden sich die drei »Jugendphasen« (Pubertät, Adoleszenz, junges Erwachsenenalter) deutlich in Bezug auf die gesellschaftlichen Anforderungen.

Welche Sozialisationsaspekte rücken im Verlauf der Jugend und des frühen Erwachsenenalters in welchem Zeitfenster klassischerweise ins Zentrum? Welche Kompetenzen sollten wann erlernt werden?

Es ist wertvoll, wenn Schulen und Bildungsinstitutionen bei der Entwicklung von Lehrplänen und wenn Lehrpersonen bei der Vorbereitung von Unterricht die zu erwerbenden Sozialkompetenzen berücksichtigen und deren Förderung systematisch einplanen.

Sozialisationsaspekte in der Ausbildung


.


3 Die Bedeutung der Familie im Jugendalter

Der Einfluss des Familienhintergrundes auf den Lern- und Berufserfolg ist nicht zu unterschätzen, er bleibt auch im Jugendalter sehr wichtig. Die Familie der Lernenden ist immer eine wichtige Ressource, die von Lehrpersonen und Ausbilder/innen nach Möglichkeit genutzt werden sollte. Umgekehrt gilt es allerdings auch, mit Defiziten in diesem ­Bereich umzugehen.

Familie und Ausbildungserfolg

Ob Jugendliche eine Ausbildung mit Erfolg bestehen, hängt wesentlich von ihrer Familiensituation ab, wie verschiedene Studien zeigen. Eine förderliche und unterstützende familiäre Situation wirkt sich nicht nur auf die schulischen Leistungen aus, sondern auch auf Motivation und Selbstbewusstsein der Jugendlichen. Dies gilt nicht nur für die Grundschule und die Sekundarstufe I , sondern auch für die nachobligatorische Bildung, die Sekundarstufe II. Der Effekt einer positiven Lernatmosphäre in der Familie zeigt sich also noch in einer Phase, in der sich die Jugendlichen schon recht stark von der Familie ablösen, außerfamiliäre Beziehungen pflegen und meist schon als »Erwachsene« empfunden werden.

Nach einer Studie von Neuenschwander u. a. (2007) spielen für den Erfolg Jugendlicher (oder junger Erwachsener) die folgenden familiären Faktoren eine wichtige Rolle:

• Die Eltern sollten ihre Erwartungen an die Kinder offen und klar mitteilen.

• Sie sollten diese Erwartungen dabei realistisch einschätzen, damit ihr Kind nicht überfordert wird.

• Es ist für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene wichtig, dass sie mit ihren Eltern über das, was sie beschäftigt, reden können, und dass die Eltern ihnen zuhören, ohne gleich mit Ermahnungen anzukommen.

• Jugendliche wollen Freiräume. Die sollte man ihnen gewähren, aber ohne sie alleinzulassen.

• Freiräume werden am besten von Zeit zu Zeit neu ausgehandelt.

• Ein ausgewogener Erziehungsstil ohne allzu viel Autorität, aber mit klaren Grenzen und Verbindlichkeiten unterstützt die Entwicklung der Jugendlichen sehr.


Erziehungsbereiche und Lernfelder nicht vermischen

Im Bereich der Volksschule nimmt seit einiger Zeit die Tendenz zu, sich in andere Erziehungsbereiche einzumischen: Eltern wehren sich mithilfe von Juristen gegen als »ungerechtfertigt« empfundene Noten und Versetzungsentscheidungen. Solche Einmischung gereicht den Kindern nicht zum Guten. Sie lernen so u. a., dass Systemübergriffe in Ordnung sind und zu Vorteilen führen. Damit lernen sie auf jeden Fall das Falsche, wenn man eine angemessene Sozialisierung zum Ziel hat.

Eine Schulklasse ist ein »soziales Biotop« (Fend), ein eigenständiges soziales Erfahrungsfeld. Man sollte es nicht mit außerschulischen Bereichen vergleichen oder gar vermischen. Ähnliches gilt für einen Betrieb.

Aus dieser Sicht halten wir es für sinnvoll, wenn sich alle an der Erziehung beteiligten Personen – egal, ob Eltern, Ausbildende oder Lehrpersonen – auf die eigene Erziehungsumgebung konzentrieren. Im Bereich des pädagogischen Führens und des Unterrichtens sind es klar die Lehrpersonen, die über professionelles Wissen und Geschick verfügen.

Schule und Familie sind getrennte Welten mit ihrer eigenen Beziehungsdynamik (Fend 2005). Die Familiensituation und die Beziehung zu den Eltern wirken sich nur indirekt auf die Beziehung der Jugendlichen zu ihren Klassenkameraden aus. Jugendliche, die ihre Beziehung zu den Eltern positiv erleben, haben zum Beispiel bessere Beziehungen zu anderen Lernenden, sie sind sozialer eingestellt, hilfsbereiter und verfügen über ein stärker entwickeltes Verantwortungsbewusstsein. Sie sind auch sozial kompetenter und können soziale Situationen besser einschätzen und verstehen. Hier zeigt sich die Familie als Ressource: Was im Rahmen der Familie gelernt wurde und in der Gesellschaft taugt, schafft Kompetenz.

Es ist für die Jugendlichen wichtig, dass die verschiedenen sozialen Kontexte wie Schule, Familie, Ausbildungsbetrieb und Gleichaltrigengruppe nicht vermischt, sondern als eigenständige Lernumfelder wahrgenommen werden. Dies bezieht sich auf das pädagogische Vorgehen und nicht auf den Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Erziehungsbereichen. Ein Austausch von Erfahrungen, Beobachtungen und Informationen ist grundsätzlich wertvoll. Die »interdisziplinäre« Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule kann selbst in der Sekundarstufe II sinnvoll und hilfreich sein – dann zum Beispiel, wenn sich ein Jugendlicher in einer kritischen Phase befindet (z.B. Substanzenmissbrauch, problematische Arbeitshaltung usw.), die das gemeinsame Suchen nach Lösungen sinnvoll macht. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrpersonen bei den Jugendlichen nicht zu einem Kompetenzzuwachs führt, wie man vielleicht annehmen könnte, sondern nur zu einer Erhöhung der Verbindlichkeiten: dass etwa klare Absprachen einzuhalten und Hausaufgaben zu erledigen sind. Im Gegensatz dazu ist ein anregendes und stimulierendes Elternhaus einer der wichtigsten Faktoren für gute Schulleistungen und das Gelingen einer Ausbildung.

Familiäre Lerntypen und Erziehungsstile und ihr Einfluss auf schulische Leistungen und Motivation

Das unterschiedliche Lernmilieu in den Familien kommt auch in unterschiedlichem Schulverhalten zum Ausdruck. Neuenschwander et al. (2007) unterscheiden vier familiäre Lerntypen. Wie sie sich auf das schulische Verhalten und die Leistungen auswirken, zeigt die folgende Tabelle:


Neuenschwanders Ergebnisse werden von einer Studie im Rahmen eines nationalen Forschungsprogramms bestätigt. Alain Clémence (2006) hat drei Erziehungsstile und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung Jugendlicher untersucht: den autoritären, den antiautoritären und den autoritativen Erziehungsstil. Autoritärer und antiautoritärer Stil wirken sich beide vergleichsweise negativ aus. Ein autoritativer Erziehungsstil (angemessene Führung und Lenkung, wobei die Eltern die Jugendlichen bei wichtigen Entscheidungen miteinbeziehen) hingegen bewirkt unter anderem, dass die Selbstachtung der Jugendlichen wächst und sie sich schneller und besser in neue soziale Umgebungen integrieren können. Wenn die Eltern ihre Autorität einseitig ausüben (autoritärer Führungsstil), gibt es kein Mitspracherecht für die Jugendlichen, sie werden zu streng überwacht, ihre Selbstachtung nimmt ab. Clémence plädiert deshalb gegen eine überstrenge, autoritäre Erziehung. Eltern sollen angemessen führen, und sie sollen vor allem auch in schwierigen Situationen immer den Dialog mit den Kindern aufrechterhalten.

Familiäre Autoritätsbeziehungen, Schule und Ausbildung

Eltern regeln ihre Autoritätsbeziehung zu ihren Kindern oft sehr individuell und spontan aus der Situation heraus; dennoch lassen sich typische Muster erkennen. Schultheis et al. (2008) unterscheidet vier Verhaltensformen, wie Eltern ihre Erziehungsverantwortung wahrnehmen und durchsetzen:

• Sie können sich nach bestehenden Regeln ausrichten und diese einfordern (konformistisch).

• Sie können mit ihren Kindern aber auch Vereinbarungen treffen und Handlungsspielräume aushandeln (kontraktuell).

• Eltern können mit ihren Kindern eine sehr stark emotionale Beziehung eingehen (expressiv).

• Oder sie können den Jugendlichen viel Autonomie gewähren (autonom).

Erfahrungen der Jugendlichen, wie ihre Eltern mit der Erziehungsverantwortung umgehen und welche Autoritätsbeziehungen in der Familie herrschen, wirken sich oft unmittelbar auf alle ihre außerfamiliären Beziehungen aus. Bestimmte Erziehungsstile bieten offenbar gute Voraussetzungen, um kommende Anforderungen leichter zu meistern, andere Stile weniger. Dabei sind Schule und Lehrbetrieb wohl die wichtigsten Kontexte, in denen sich ein Erziehungsmuster bewähren muss. Erziehungsstile prägen den Umgang mit Lernen und Wissen und deren Vermittlern, aber auch die prosoziale (sozial positive) Verhaltensweise von Jugendlichen auf eine Weise, die für das erfolgreiche Bestehen einer Ausbildung von entscheidender Bedeutung ist.

Die Typen elterlicher Autoritätsbeziehungen (hier nach Schultheis et al.) und ihre Auswirkungen auf Unterricht und Ausbildung, mit denen sich Lehrpersonen und Ausbildungsverantwortliche konfrontiert sehen, sind in Abbildung 3-3 dargestellt.


Erziehungsstil und Gesundheitsverhalten

Selbst das Gesundheitsverhalten der Jugendlichen hängt mit dem elterlichen Erziehungsstil zusammen – das wurde im Rahmen einer Studie mit 20-Jährigen in der Schweiz untersucht (Gutzwiller et al. 2007). Verglichen wurden wiederum vier Erziehungsstile, der »reife«, der »naive«, der »paradoxe« und der »gleichgültige« Erziehungsstil. Dabei zeigte sich, dass sich der paradoxe und der gleichgültige Erziehungsstil auf die Entwicklung der Jugendlichen am ungünstigsten auswirkten. Allerdings hat sich das Erziehungsverhalten der Eltern im untersuchten Zeitraum zwischen 1993 bis 2003 verändert. Ungünstige Erziehungsstile haben viel an Terrain eingebüßt, während sich der reife Erziehungsstil verbreitete. Je nachdem, wie der Erziehungsstil von den Jugendlichen wahrgenommen wurde, war ihr Gesundheitsverhalten merklich anders, und zwar sowohl in Bezug auf Suchtmittelgebrauch als auch bei der psychischen Stabilität.


Wie wichtig die Eltern nicht nur für die Kinder und ihre Entwicklung, sondern auch noch für die Jugendlichen sind, zeigt auch SMASH, eine andere, repräsentative Studie aus der Schweiz. Ihre Ergebnisse weisen einmal mehr darauf hin, welch wichtige Ressource die Familie für die Jugendlichen bleibt, und zwar während der ganzen Adoleszenzphase.

Die große Mehrheit der befragten 16- bis 20-Jährigen (mehr als 90 Prozent) lebte noch bei den Eltern (oder einem Elternteil), und die meisten erlebten ihre Beziehung zu den Eltern positiv. Die Forschungsergebnisse erlauben zwar keine Aussagen über ursächliche Zusammenhänge zwischen der Elternbeziehung und den berichteten Problemen. Dennoch fällt auf, dass 16- bis 20-Jährige, die über eine vertrauensvolle Elternbeziehung berichteten, auch seltener unter Gesundheitsproblemen litten. Umgekehrt verhielt es sich bei Jugendlichen, deren Familien von Konflikten belastet waren: Bei ihnen kam es öfter zu gesundheitlichen Problemen, Substanzenmissbrauch oder delinquentem Verhalten (vgl. Abb. 3-5 und 3-6).



Umgang mit Jugendlichen mit unterschiedlichen familiären Hintergründen

Für Lehrpersonen stellt sich nun die Aufgabe, wie sie familiäre Ressourcen und Defizite erkennen und Jugendliche, die aus bildungsfernen Familien stammen, angemessen unterstützen und fördern können.

Der folgende Fragebogen hilft Lehrpersonen, sich ein Bild über die Eltern-Jugendlichen-Beziehung zu machen. Es geht nicht um eine Bewertung dieser Beziehungsgestaltung, sondern um die Einschätzung, inwieweit Jugendliche in der Ausbildung auf ihre Eltern als Ressource zurückgreifen können. Dies wird einerseits wichtig, wenn Instabilität oder Krisen auftreten, andererseits können auch »gut funktionierende« Azubis unter einem »Vakuum« leiden, wenn sich ihre Eltern nicht für sie und ihre Ausbildung interessieren.


Aus diesem Fragebogen ergibt sich nur ein Bild, da wir nicht wissen können, ob die Antworten der Realität entsprechen. Dennoch lassen sich daraus Hinweise gewinnen. Wird ein/e Jugendliche/r von den Eltern wenig wahrgenommen und unterstützt, so müssten, wenn er oder sie Probleme bekommt, früher Begleitmaßnahmen ergriffen werden.

Wenn anderseits bei einem Jugendlichen die Eltern im ersten Halbjahr der Lehre noch sehr aktiv unterstützen, bedeutet das noch lange nicht, dass sie auch noch nach zwei Jahren präsent sind. Es geht also lediglich um eine Momentaufnahme – um die Frage, wie sehr der oder die Jugendliche von zu Hause aktuell begleitet wird. In einer Krisensituation ist dieser Faktor jedoch oft entscheidend.

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