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Kitabı oku: «Bissula», sayfa 14

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Siebenundzwanzigstes Kapitel

In schweren Gedanken der Sehnsucht und Sorge war so das sonst so heitere Kind auch an diesem Abend wieder von ihrem Zelt nach dem Seethor und von hier, verscheucht durch das Anrufen der thrakischen Posten, durch das ganze Lager bis in die Nähe der lieben Tanne gelangt, die ihr die Eiche des heimatlichen Waldhauses zu ersetzen begonnen hatte: denn auch der Baum der Erdgöttin gewährte bequemen Aufstieg, wie auf einer Treppe, auf den bis zu den Opfersteinen niederreichenden Zweigen, und im Mittelstamm einen von unten undurchspähbaren Schlupfwinkel mit behaglicher Rückenlehne und — mit dem geliebten Ausblick über die römische Zwingburg hinweg nach den fernher grüßenden Höhen. —

Die Sonne war langst gesunken. Rasch kommt das Dunkel in jener Landschaft, sobald die leuchtende Scheibe hinter den Waldufern des Westsees verschwunden. Der Mond war gar nicht sichtbar, nur einzelne Sterne. Von fernher trug der Wind verschollene Laute zu ihr aus dem Wald: — das Wiehern eines Rosses — den Klang einer Waffe — einen Ruf der Wachen vor dem Thor. Ach, jener Wachen, die auch sie hier in ihrem weiten Gefängnis bewachten, ihr die Flucht, die Wiederkehr zu den Ihren verwehrten — auf wie lange noch? — Wehmut überkam sie und das Gefühl aufsteigender Thränen. Weinend aber sollten sie die Zwingherrn gewiß nicht sehen: — sie wollte sich ausweinen — da oben! Leise huschte sie hinauf. Und nun saß sie so still in dem Versteck der Zweige, daß ein verspäteter Vogel, — eine Amsel —, ohne sie zu bemerken, wenige Äste oberhalb ihres Hauptes sich zur Nachtruhe niederließ. — Da bemerkte sie, daß an den Mündungen von zwei einander entgegenlaufenden Lagergassen je ein Mann hinter einem Eckzelt behutsam hervortrat: sie machten sich Zeichen: vorsichtig blickten sie nochmal rückwärts und seitwärts: nun eilten beide einander entgegen und traten gerade unter die Tanne, auf deren nördlicher Seite, so daß der breite Stamm sie nach der Lagerseite hin vollständig deckte. Leise, leise bog das Mädchen das Antlitz nieder: es war ein Behelmter und ein Mann ohne Rüstung: die Züge konnte sie nicht erkennen. Nun hoben sie an zu sprechen: zwar flüsternd, aber die Lauscherin verstand doch gar manches: und sie erkannte nun die Männer — an den Stimmen. »Ich sage dir aber, es muß heute noch sein! Er hat den Schreibsklaven auf morgen früh befohlen — mit dem Siegel! Er will sein Testament ändern, ein Kodicill beifügen! Was hilft mir sein Tod, hat er vorher der Dirne das Beste in des Schos geworfen?« Der andere wandte etwas ein, was das Mädchen nicht vernahm. »Ah, — die — sie ist ja unerreichbar!« erwiderte der erste. »Die Rothaarige! sie steht im Schutz der höllischen Dämonen!« — »Wieso?« — »Nun: neulich Nacht! Todesangst schüttelt mich seither, seh‘ ich die braune Bestie! Der heiße Atem, der scheußliche, des Untiers, dampfte mir schon aus dem offenen Rachen in das Gesicht! Um ein Haar hätte sie mich umklammert und erdrückt! — Heut‘ Abend noch — jetzt gleich — beim Nachtmahl!« »Horch, was war das?« warnte erschrocken der andre. »Da oben in der Tanne! Hörtest du nichts?« — »Bah, der Abendwind in den Zweigen!« — »Nein, nein! Das war —« — »Nun, der Vogel da war‘s! Da fliegt er ja auf!« Laut ihren Angst- und Warnungsruf schmetternd, flog die aufgescheuchte Amsel davon: die Lauscherin hatte in ihrem Entsetzen die Hand auf das heftig pochende Herz gedrückt und durch diese leise Bewegung den ganz nahe sitzenden Vogel erschreckt. »Wohl denn, beim Tartarus! So will ich‘s wagen. Er klagte heute wieder vor vielen Zeugen über Fieber, über allerlei Schmerzen.« — »Hast du auch Schierling genug? Soll ich dir mein Fläschchen geben? Ich hab‘ es mitgebracht — hier, ich trag‘ es immer auf der Brust.« — »Genug für sechs Oheime!« — »Aber das Zeug muß verdächtig schmecken: scharf, bitter! — Wenn er es zu früh merkt?« — »Deshalb habe ich zur andern Hälfte Honig darein gemischt! Du aber verwahre deinen Vorrat sorglich! Vielleicht muß auch Prosper, falls er Verdacht schöpft .. —« — »Oder die Barbarin, wenn er schon das Testament —« »Gehen wir!« unterbrach der andre. »Also in den Kaiserbecher! Er trinkt aus keinem andern. — Rasch: — ich links.« — »Ich rechts!« Die Stimmen verstummten. Nach zwei Seiten verhallten die Schritte. — —

Entsetzt, fast gelähmt von Schrecken, glitt das Mädchen den Stamm herunter. Auf der Erde angelangt, wankte sie: — sie hielt sich an dem Stamm an. Einen Augenblick fragte sie sich, ob sie eingeschlafen sei und geträumt habe? Denn sie konnte die That nicht fassen, nicht glauben! Der eigene Neffe — diesen gütevollen Mann! Und doch — es war so. Und Eile that not. Die Stunde des Nachtmahls war bereits angebrochen. Und er trank dabei immer gleich zuerst aus dem Kaiserbecher — mit den drei schönen Frauengestalten — auf das Heil des Kaisers Gratianus. Und jene beiden hatten Vorsprung. Und es war eine ziemliche Strecke von dieser äußersten Nordwestecke des Lagers bis zu dem »Prätorium« im Süden. Sie wandte sich und lief, so rasch sie konnte, erreichte aber nur die nächste Gassenecke: da schrie sie laut auf.

Denn ein eiserner Griff hielt sie am Arme fest. »Hilfe!« schrie sie verzweifelt. »Hilfe! Für Ausonius!« »Was schreist du, Kleine, wie ein sterbend Häslein?« antwortete eine tiefe Stimme. »Wohin so pfeilgeschwind?« — »Laß mich! Wer du auch seiest! Es gilt des Präfekten Leben! Wer bist du?« — »Nignomer bin ich. Ich folgte dir, unbemerkt, bis du auf den Baum stiegst. Hättest auch jetzt nichts von mir gesehen, wärst du nicht plötzlich wie von den Elben geritten davon gerast. Wohin?« — »Zum Präfekten! Sie wollen ihn morden!« — »Ach was nicht gar? Wer?« — »Frage nicht! Komm mit! Eile! Ach, vielleicht ist‘s schon zu spät.« Der Bataver gab dieser unverkennbaren Verzweiflung nach. — Ohne ihren Arm loszulassen, sprang er neben ihr her. »Wo ist der Tribun?« fragte sie im Laufen. »Beim Präfekten: mit einer Nachricht von Arbor.« — »Dank den Göttern! Nur der kann helfen!« Und weiter rannten sie durch die nun völlig finsteren Lagergassen, an deren Ecken nur in weiten Abständen manchmal Feuer glimmten. Da stürzte das Mädchen. Der Germane riß sie auf: »Ein Zeltstrick! Du mußt mehr in der Mitte laufen. Aber du hinkst! Hat‘s weh gethan?« — »Ein wenig. Vorwärts!« Aber sie wankte: — die Füße versagten. »Nun ist‘s doch recht gut, daß ich dich auffing,« meinte der Starke, und schwang sie, wie ein Kind, auf seinen Arm. Und sie, die sonst jeder Berührung grimmig wehrte, ließ es willig geschehen. »Schlinge die Arme um meinen Nacken, Kleine. So, nur herzhaft! Es währt nicht lang,« (»leider!« dachte er: aber er hütete sich, es zu sagen) »— gleich sind wir da.« Und rüstig eilte er vorwärts mit seiner leichten und holden Last.

Achtundzwanzigstes Kapitel

In dem geschmackvoll und reich ausgestatteten, schön geschmückten Zelt des Präfekten brannte in einer Marmorschale, die von hohem bronzenem Fußgestell, köstlicher korinthischer Arbeit, getragen wurde, eine kleine bläuliche Flamme, Licht und Wohlgeruch zugleich verbreitend. Ausonius lag auf dem niedrigen Lectus: vor ihm stand der Tribun. Prosper, der alte Freigelassene, war beschäftigt, den Speisetisch von Citrusholz, der auf Rollen lief, heranzuschieben. Herculanus trat ein, grüßte freundlich, legte den braunen Mantel ab und nahm auf dem zweiten Lectus, Ausonius gegenüber, Platz.

»Wo steckt Davus?« fragte er ungeduldig den Freigelassenen. »Mich dürstet!« »Sollte längst hier sein,« gab der Gefragte zur Antwort. »Treibt sich sehr oft unnütz herum, niemand weiß, wo. Patrone, du solltest ihn wieder einmal in den Block sperren.« »Wie,« lachte Ausonius, »hast du wirklich, du gestrenger Sklavenaufseher, den Block mitschleppen lassen? Auch von Vindonissa noch bis hierher?« — »Drei schöne Stücke sogar, Patronus. Nimmst du schlechte Sklaven mit, muß ich gute Blöcke mitnehmen.« Saturninus schickte sich nun an, zu gehen: »Die Dienstgeschäfte sind zu Ende, Präfekt, für heute. Vielleicht schon morgen also kommt Rannienus mit den Schiffen! Er schickte heute einen Schnellsegler übern See: in den allernächsten Tagen, schreibt er. Dann geht‘s — endlich! — sogleich an die Arbeit. Aber,« mahnte er in wohlwollendem Ton und trat dem Lectus wieder einen Schritt näher, »verstatte du eine Warnung, Präfectus Prätorio von Gallien. Sieh, gestern schon und heute noch stärker klagtest du über Unwohlsein: über Frostschauer, wechselnd mit fliegender Hitze: willst du nicht morgen lieber hier im Lager bleiben — Bissula soll dich pflegen! — als mit uns in die sumpfigen Wälder ziehn? Ich fürchte, du hast bereits das Sumpffieber.«

Da trat Davus ein, den gefüllten, schon gehenkelten Mischkrug und mehrere leere Becher tragend.

»Davus, du fauler Hund,« schrie ihm Herculanus entgegen. »Rasch! Ich verdurste! Wein her!« Saturninus aber fuhr fort, besorgt sich über den Liegenden beugend: »Herber, alter Caecuber soll gut sein gegen dies Fieber! Darf ich dir von meinem Vorrat senden, Präfectus Prätorio?« Aber Ausonius schwieg noch. Widerstreitende Gefühle hatten seit den letzten Reden des Illyriers in ihm gerungen. Einerseits war sein Groll recht heftig gegen den eigensinnigen Soldaten, der, aus unbegreiflicher Grille, seinem liebsten Herzenswunsch entgegentrat! Aber Saturninus hatte ihn auch in diesen Tagen der Spannung so ehrerbietig behandelt, während er dem alten Freund recht schnöde begegnet war. Und er liebte den Wackeren so herzlich! Und nun diese rührende, ungekünstelte Sorge um seine Gesundheit, — des Ausonius gutes Herz siegte! »Saturninus! Deine Wärme thut wohl: — mein Neffe denkt nur an eine Krankheit: seinen eigenen Durst! — Die Dienstgeschäfte, Tribun, sind wohl zu Ende: aber ich bitte dich: bleibe! Als mein Gast! Laß uns vergessen, was uns — vorübergehend! — trennte — und laß uns gedenken der schönen, alten Freundschaft!« Rasch ergriff Saturninus die dargebotene Hand und drückte sie warm: »Das war dein Herz, Ausonius! Danke dir! Gern bleib‘ ich!« Und er ließ sich auf dem dritten Lectus nieder, der im Hintergrund des Zeltes, dem Eingang gegenüber, im rechten Winkel auf die beiden andern stieß.

»Du solltest es längst wissen: ich will nur dein Wohl: — dein wahres Glück.« Da wandte sich Davus von dem Schenktisch neben dem Eingang seinem Herrn zu: sehr langsam ging er: denn er trug drei Becher, alle drei gefüllt: in der Rechten, auf einer Silberplatte, zwei kleine und den großen Kaiserbecher in der linken Hand. Er hatte, das Antlitz dem Zelteingang, den Rücken Saturninus zugewendet, auf dem Schenktisch aus der kleinen Amphora geschöpft und dann aus dem großen Mischkrug Quellwasser nachgegossen. Hastig sprang Herculanus auf, riß ihm einen der Becher von der Silberplatte und stürzte ihn in einem Zug hinunter. Einen mißbilligenden Blick warf ihm der Oheim zu, während er sprach: »Konntest du meinen Trinkspruch nicht abwarten?« Ausonius ergriff den Kaiserbecher mit den drei Grazien: Davus brachte den letzten Becher dem Illyrier und stellte die Silberplatte auf den Speisetisch.

»Der erste Trunk,« sprach Ausonius, »gilt sonst dem edeln Kaiser, dem ich diese schöne Schale verdanke. Aber heute mag Gratianus warten — heute zuerst: — unsere Freundschaft, mein Saturninus!« »Und alles,« lächelte dieser, »was am heißesten dein Herz erfüllt!« Ausonius hob den Pokal. Da ward von außen der Zeltvorhang zurückgerissen: herein stürzte Bissula, wild flatternden Haares, — leichenblaß, — Blut strömte von ihrem nackten rechten Arm: gellend schrie sie: »Gift! Trinke nicht, Ausonius!« Und kopfüber fiel sie auf des Präfekten Ruhebett.

Blitzschnell sprang Herculanus herzu, rettend dem Oheim den Becher aus der Hand zu reißen und ihn zu verschütten. Aber bevor er ihn erreichte, umklammerten ihn eisern die Arme des Tribuns, der seinen Becher hatte fallen lassen. Herculanus kam, trotz heftigen Ringens, keinen Zoll vorwärts. Davus, den alten Freigelassenen über den Haufen rennend, sprang gegen die Thür. Laut schrie Prosper auf; aber weiter als bis in die Thür kam auch Davus nicht. Denn hier stieß er auf den Bataver Rignomer, der ihn an der Gurgel packte und sehr fest hielt. Entsetzt, betäubt hatte Ausonius den Becher vor sich hin auf das Eßtischlein wedergestellt: er richtete nun des Mädchens Haupt in die Höhe. »Gift?« fragte er tonlos. Mich vergiften? Wer?« »Der Sklavenhund natürlich!« schrie Herculanus und rang wütend gegen die Umklammerung des Illyriers an. »Bist du mit Davus im Bunde, Tribun? Was hemmst du mich, den Schurken zu bestrafen?« Und wirklich gelang es ihm nun, die rechte Hand loszuwinden: — er griff nach dem Dolch in seinem Gürtel. »Laß ihn nicht los,« schrie Bissula, die nun zu sich gekommen war. »Er ist der Anstifter!«

Da traten, von Prosper, der hilfeschreiend hinausgestürzt war, herbeigeholt, zwei Thraker, die vor des Präfekten Zelt auf Wache standen, und zwei zufällig des Weges kommende Illyrier herein und ergriffen, auf des Tribuns Befehl, Herculanus und den Sklaven; dieser, erblaßt, zitternd, vermochte kaum aufrecht zu stehen. Ausonius aber sank stöhnend zurück auf die Kissen.

Neunundzwanzigstes Kapitel

Nun trat Saturninus, nicht mehr behindert, in die Mitte des Zeltes und sprach: »Im Namen des Kaisers Gratianus! Als Feldherr und Befehlshaber dieses Lagers eröffne ich die Untersuchung. Sprich, Mädchen! Eine furchtbare Anklage erhebst du, eine Sklavin, eine gefangene Barbarin, gegen einen römischen Anführer. Wäge deine Worte! Auf falscher Anklage solcher That steht der Tod.« Aber Bissula erschrak nicht. Sie hatte nun Kraft und Besinnung wiedergefunden: nicht an sich dachte sie: nur an den teuren Freund, der da seufzend auf den Kissen lag, und den sie nie geliebt hatte wie jetzt in seinem hilflosen Seelenschmerz.

Kurz, klar, einfach erzählte sie das Gespräch der beiden, das sie, unfreiwillig, von der Tanne herab belauscht. »Elende Lüge,« schrie Herculanus, mit dem Fuße stampfend. »Die Dirne will des Oheims Buhle werden und den Neffen, den Erben, verderben. Alles ist erfunden! Das ganze Baumversteck! Wie ich hier eintrat, stand sie schon lauernd neben dem Zelt.« »Das ist niederträchtig gelogen,« sprach Rignomer, vortretend. »Ich schwöre, daß sie eben von dem Baume kommt: schon seit einer halben Stunde war ich ihr — unvermerkt — gefolgt.« »Aha, hörst du, Oheim? Noch ein Verliebter!« höhnte Herculanus. »Nein,« sprach der Tribun, »es geschah auf meinen Befehl.« Rignomer aber war ganz rot geworden vor Scham und Zorn: er ballte die Faust gegen Herculanus: »Warte du nur«, — lachte er grimmig, — »du mit deinem geflickten Mantel! — Vor meinen Augen stieg das Kind auf den Baum; — ich stand, verdeckt vom Zelt, sechs Schritt gegenüber: — bald kamen zwei Männer von rechts und von links, huschten unter den Baum, sprachen leise — und gingen dann auseinander.« Der Sklave ward noch bleicher als zuvor — er wankte: ohne die Fäuste, die ihn emporrissen, wäre er zur Erde gesunken. Aber Herculanus fragte trotzig: »Hast du sie vielleicht, die beiden Männer — im Finstern! — erkannt? oder — auf sechs Schritt! — ihr Geflüster verstanden?« — »Keins von beiden! Aber das Kind glitt gleich darauf, im höchsten Schreck, von dem Baum — rief mir zu ›Mord! Gift gegen Ausonius!‹ — und rannte mit mir hierher: das letzte Stück, bis an das Zelt, von mir getragen.« »Also Barbarin und Barbar gegen mich verschworen!« trotzte Herculanus. Da trat Saturninus auf den Sklaven zu, der mit schlotternden Knieen zwischen den beiden Thrakern hing: »Du weißt, welch‘ furchtbare Todesqualen dem Sklaven drohen, der den eigenen Herrn zu ermorden versuchte?« Davus sank nieder bis auf den Boden, — die beiden Männer vermochten kaum ihn wieder emporzuziehen. »Wohlan! Was liegt an deinem elenden Leibe! Ich sichere dir Leib und Leben zu — im Namen des Kaisers! — du kommst nur in die Bleibergwerke, wenn du sofort gestehst.« Da stöhnte der Sklave: »Dank, Herr, tausend Dank! Ja, ja. Es ist alles, wie sie sagen. Seit einem Jahre schon lockt und drängt er mich! Der Dämon des Goldes hat mich verblendet. Es ist alles wahr!« »Ha,« schrie Herculanus, tobend gegen seine Wächter, »also auch der Sklave in der Verschwörung gegen mich?« »Gebt den Wein im Kaiserbecher,« sprach dieser, »einem Hunde zu trinken und habt acht, wie lang er noch lebt. Schierling ist‘s! In meiner Tunika — greift hinein — trag‘ ich in einem Fläschchen den Rest.« »Ich zweifle nicht an beidem: Gift im Becher: — dasselbe Gift im Fläschchen! — Natürlich,« — lachte Herculanus grimmig, »der Sklave that‘s hinein: — in beide! Aber Ausonius wird nicht sterben — vor verändertem Testament, vor Enterbung des Neffen: denn die Barbarin erscheint rechtzeitig als Retterin.« Einstweilen hatte der Tribun aus des Sklaven Brustlatz ein kleines Bernsteinfläschchen hervorgeholt und auf den Tisch neben den Kaiserbecher gestellt. Ausonius richtete schmerzliche Blicke darauf: er schien es zu kennen. »Und was der da zu sich steckt,« fuhr Herculanus fort, »das soll mich überführen?« »Nein,« rief Davus, nun zornig, — »du selbst sollst dich überführen! — Tribun, greif‘ auch in seine Tunika —: das gleiche Gift im gleichen Fläschlein trägt er da verborgen: — konnte ich ihn dazu zwingen? Oder konnte ich es hinein zaubern?« Da erbleichte Herculanus: — der Trotz, die Lebenshoffnung wich von ihm: — er bäumte sich knirschend in den Fäusten der Illyrier. Aber diese hielten fest, während ihr Landsmann Saturninus aus seiner Tunika ein ganz gleiches Bernsteinfläschlein hervorzog und neben das erste stellte. — »So fahrt denn in den Orkus allesamt! Hättet ihr doch alle das Gift im Leibe!« schrie Herculanus.

Aber Ausonius raufte sein graues Haar und klagte: »Wehe, wehe! Ich kenne sie gut! Ich selbst habe sie — beide Fläschlein — meiner lieben Schwester, seiner Mutter, geschenkt! Ach, und meiner Schwester Sohn! Mich ermorden! Um das elende Geld! Das ich ihm ja alles vermacht hatte! Nur ein paar Jahre hätte ich noch gerne gelebt!« Und laut weinend verhüllte er sein Haupt: — mitleidig streichelte Bissula ihm, vor ihm niederkniend, beide Hände.

Saturninus aber sprach: »Jeder Zweifel ist ausgeschlossen: — auch ohne dies Geständnis seiner Wut.« »Oh meiner Melania, meiner liebsten Schwester Sohn,« jammerte der Arme. »Ich hatte ihn längst im Verdacht,« fuhr der Tribun fort. »Aber nicht dich allein wollte der Bube morden, — auch dieses Kind, dem alle gut sind!« »Was? wie?« fuhr Ausonius empor. Auch Bissula stutzte. »Deshalb eilte er uns allen voraus — allein — in ihr Gehöft, — auf ihrer Spur! Er hatte zum Todesstoß gegen sie ausgeholt, als ich ihm in den Arm fiel.« »Was? Entsetzlich!« rief Ausonius. »Ja, das wohl! Aber,« fiel die Kleine, gutmütig und wahrheitsbeflissen ein, »aber da hatte er mich noch nicht als seines Oheims Freundin erkannt!« »Doch, doch!« klagte der Präfekt, »Er hat mir selbst erzählt, ein rotes Haar hat ihn auf deine Spur gebracht! — Wie oft hatt‘ ich dich ihm geschildert! — Und sowie er dich gesehen, hab‘ er dich gleich erkannt! Er habe dich mir bringen wollen! Und er hat ... —!« »Und gestern Nacht,« fiel Rignomer nun grimmig ein, »schlich er mit gezücktem Dolch in ihr Zelt: (— leider schlief einer, der davor hätte wachen sollen! —) Aber die Bärin wachte — und« — rasch breitete er den braunen Mantel aus — »hier riß sie dem Fliehenden ein Stück heraus.« »Dies Stück,« sprach Saturninus, es aus dem Gürtel ziehend und auf das neu angenähte legend, »du siehst: — es paßt genau.« »Den Fluch der Furien über euch alle!« schrie Herculanus. »Hinaus mit beiden!« gebot der Tribun. »Prosper, zwei deiner Sklavenblöcke! Denn es genügt nicht, sie in einem offenen Zelt bewachen zu lassen! Das ist immer unsicher und erfordert beständig ein paar ganz verlässige Mannschaften, deren wir nicht allzuviele entbehren können. Rignomer, du sperrst sie darein — mit beiden Füßen — getrennt voneinander! — Dein Kopf dafür, daß sie nicht jetzt unterwegs entkommen.« »Sie sollen nicht,« brummte der Bataver, den das Wort von der Liebschaft unaussprechlich ergrimmt hatte. Er wußte selbst nicht warum. — »Vorwärts!« Geführt von Rignomer schoben die vier Wachen und Prosper die Überführten aus dem Zelt.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
290 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
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