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Kitabı oku: «Ein Kampf um Rom», sayfa 14

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ACHTES KAPITEL

»Und im Schmause — wie weit seid ihr damit?« fragte Cethegus, »schon bei den Äpfeln? sind es diese?«

Und er sah blinzelnd nach zwei Fruchtkörben von Palmenbast, die hoch aufgehäuft auf einem Bronzetisch mit elfenbeinernen Füßen prangten. »Ha, Triumph!« lachte Marcus Licinius, des Lucius jüngerer Bruder, der sich mit der liebhaberischen Spielplastik der Mode abgab. »Da siehst du meine Kunst, Kallistratos! Der Präfekt nimmt meine Wachsäpfel, die ich dir gestern geschenkt, für echt.« — »Ah, wirklich?« rief Cethegus wie erstaunt, obwohl er den Wachsgeruch längst ungern vermerkt. »Ja, Kunst täuscht die Besten. Bei wem hast du gelernt? Ich möchte dergleichen in meinem kyzikenischen Saal aufstellen.«

»Ich bin Autodidakt«, sagte Marcus stolz, »und morgen schicke ich dir meine neuen persischen Äpfel: — denn du würdigst die Kunst.«

»Aber das Gelag ist doch zu Ende?« fragte der Präfekt, den linken Arm auf das Polster der Kline stützend.

»Nein«, rief der Wirt, »ich will es nur gestehn: da ich auf unsern Festkönig erst zur Trinkstunde rechnen durfte, hab’ ich noch einen kleinen Nachschmaus zu den Bechern gerüstet.« — »O du Frevler«, rief Balbus, sich mit der zottigen Purpurgausape die fettglänzenden Lippen wischend, »und ich habe so schrecklich viel von deinen Feigenschnepfen gegessen!« — »Das ist wider die Verabredung!« rief Marcus Licinius. — »Das verdirbt meine Sitten!« sagte der fröhliche Piso ernsthaft. — »Sprich, ist das hellenische Einfachheit?« fragte Lucius Licinius. — »Ruhig, Freunde«, tröstete Cethegus mit einem Zitat: »Auch unverhofftes Unheil trägt ein Römer stark.«

»Der hellenische Wirt muß sich nach seinen Gästen richten«, entschuldigte Kallistratos, »ich fürchte, ihr kämt mir nicht wieder, böte ich euch marathonische Kost.« — »Nun, dann bekenne wenigstens, was noch droht«, rief Cethegus, »du, Nomenklator, lies die Schüsseln ab: ich werde dann die Weine bestimmen, die dazu gehören.«

Der Sklave, ein schöner lydischer Knabe, in einem bis an die Knie aufgeschlitzten Röckchen von blauer pelusischer Leinwand, trat dicht neben Cethegus an den Tisch von Zypressenholz und las von einem Täfelchen ab, das er an goldenem Kettchen um den Hals trug: »Frische Austern aus Britannien in Thunfischbrühe mit Lattich.« — »Dazu Falerner von Fundi«, sprach Cethegus ohne Besinnen. »Aber wo steht der Schenktisch mit den Pokalen? Rechter Trunk mundet nur aus rechter Schale.«

»Dort ist der Schenktisch!« und auf einen Wink des Hausherrn fiel der Vorhang zurück, der die eine Ecke des Zimmers, den Gästen gegenüber, verhüllt hatte.

Ein Ruf des Staunens flog von den Tischen.

Der Reichtum der dort zur Schau gestellten Prunkgeschirre und der Geschmack ihrer Anordnung war selbst diesen verwöhnten Augen überraschend. Auf der Marmorplatte des Tisches stand ein geräumiger silberner Wagen mit goldnen Rädern und ehernem Gespann: es war ein Beutewagen, wie sie in römischen Triumphen aufgeführt zu werden pflegten: und als köstliche Beute lagen darin Pokale, Gläser, Schalen jeder Gestalt und jedes Stoffes in scheinbarer Unordnung, doch mit kunstverständiger Hand gehäuft.

»Bei Mars dem Sieger«, lachte der Präfekt, »der erste römische Triumph seit zweihundert Jahren. Ein seltner Anblick! Darf ich ihn zerstören?« — »Du bist der Mann, ihn wieder aufzurichten«, sagte Lucius Licinius feurig. — »Meinst du? Versuchen wir’s! Also zum Falerner die Kelche dort von Terebinthenholz.«

»Weindrosseln vom Tagus mit Spargel von Tarent!« fuhr der Lydier fort. »Dazu den roten Massiker von Sinuessa aus jenen amethystnen Kelchen.«

»Junge Schildkröten von Trapezunt mit Flamingozungen.«

»Halt an, beim heiligen Bacchus«, rief Balbus. »Das sind ja die Qualen des Tantalus. Mir ist ganz gleich, aus was ich trinke, aus Terebinthen oder Amethyst — aber dies Aufzählen von Götterbissen mit trocknem Gaumen halt’ ich nicht mehr aus. Nieder mit Cethegus dem Tyrannen, er sterbe, wenn er uns hungern läßt.« — »Mir ist, ich wäre Imperator und hörte das getreue Volk von Rom. Ich rette mein Leben und gebe nach. Tragt auf, ihr Sklaven.« Da tönten Flöten aus dem Vorgemach, und im Takte der Musik schritten sechs Sklaven, Efeu um die glänzend gesalbten Locken, in roten Mänteln und weißen Tuniken heran. Sie reichten den Gästen frische Handtücher von feinstem sidonischem Linnen mit weichen Purpurfransen.

»Oh«, rief Massurius, ein junger Kaufmann, der vornehmlich mit schönen Sklaven und Sklavinnen handelte und in dem zweideutigen Ruhme stand, der feinste Kenner solcher Ware zu sein, »das weichste Handtuch ist ein schönes Haar« — und er fuhr dem eben neben ihm knienden Ganymed durch die Locken. »Aber, Kallistratos, jene Flöten sind hoffentlich weiblichen Geschlechts — auf mit dem Vorhang — laß die Mädchen ein.«

»Noch nicht«, befahl Cethegus. »Erst trinken, dann küssen. Ohne Bacchus und Ceres, du weißt —«

»Friert Venus, nicht Massurius.«

Da erscholl aus dem Seitengemach der Klang von Lyra und Kithara, und ein trat ein Zug von acht Jünglingen in goldgrün schillernden Seidengewändern, worauf der »Anrichter« und der »Zerleger«: die sechs andern trugen Schüsseln auf dem Haupt: sie zogen im Taktschritt an den Gästen vorüber und machten vor dem Anrichttisch von Citrus halt. Während sie hier beschäftigt, waren, erklangen vom Mittelgrunde her Kastagnetten und Zimbeln, die großen Doppeltüren drehten sich um ihre erzschimmernden Säulenpfosten, und ein Schwarm von Sklaven in der schönen Tracht korintischer Epheben strömte herein. Die einen reichten Brot in zierlich durchbrochenen Bronzekörben, andre verscheuchten die Mücken mit breiten Fächern von Straußenfedern und Palmblättern, einige gossen Ö1 in die Wandlampen aus doppelhenkeligen Krügen mit anmutvollen Bewegung, indes etliche mit zierlichen Besen von ägyptischem Schilf von dem Mosaikboden die Brosamen fegten und die übrigen Ganymed die Becher füllen halfen, die jetzt schon eifrig kreisten.

Damit stieg denn die Raschheit, die Wärme des Gesprächs, und Cethegus, der, wie überlegen nüchtern er blieb, völlig im Moment versunken schien, bezauberte durch seine Jugendlichkeit die Jünglinge.

»Wie ist’s«, fragte der Hausherr, »wollen wir würfeln zwischen den Schüsseln? Dort neben Piso steht der Würfelbecher.« — »Nun, Massurius«, meinte Cethegus mit einem spöttischen Blick auf den Sklavenhändler, »Willst du wieder einmal dein Glück wider mich versuchen? Willst du wetten gegen mich? Gib ihm den Becher, Syphax!« winkte er dem Mauren.

»Merkur soll mich bewahren!« antwortete Massurius in komischem Schreck. »Laßt euch nicht ein mit dem Präfekten — er hat das Glück seines Ahnherrn Julius Cäsar geerbt.«

»Omen accipio!« lachte Cethegus, »das nehm’ ich an, mitsamt dem Dolch des Brutus.«

»Ich sag’ euch, er ist ein Zauberer! Erst jüngst hat er eine ungewinnbare Wette gegen mich gewonnen an diesem braunen Dämon. —« Und er wollte dem Sklaven eine Feige ins Gesicht werfen: aber dieser fing sie behende mit den glänzend weißen Zähnen und verzehrte sie mit ruhigem Behagen.

»Gut, Syphax«, lobte Cethegus, »Rosen aus den Dornen der Feinde! Du kannst ein Gaukler werden, sobald ich dich freilasse.«

»Syphax will nicht frei sein, er will dein Syphax sein und dein Leben retten wie du seins.«

»Was ist das — dein Leben?« fragte Lucius Licinius mit erschrockenem Blick. — »Hast du ihn begnadigt?« fragte Marcus.

»Mehr, ich hab’ ihn losgekauft.«

»Ja, mit meinem Gelde!« brummte Massurius.

»Du weißt, ich hab’ ihm dein verwettet Geld sofort als Peculium geschenkt.«

»Was ist das mit der Wette? Erzähle, vielleicht ein Stoff für meine Epigramme«, fragte Piso.

»Laßt den Mauren selbst erzählen — sprich, Syphax, du darfst.«

NEUNTES KAPITEL

Ohne Zögern trat der junge Sklave in das von den Tischen gebildete Hufeisen, den Rücken zur Türe gewandt. Sein funkelndes Auge überflog rasch die Versammlung und haftete dann mit Glut an seinem Herrn: alle bewunderten die jugendliche Kraft und Schönheit der schlanken Glieder, deren tiefes Braun nur um die Hüften ein kostbarer Schurz von Scharlach verhüllte.

»Leicht ist erzählt, was schwere Schmerzen barg. Ich bin daheim im Lieblingsland der Sonne; wo hundert Palmen die immer grüne Oase beschatten, außer uns nur dem Löwen bekannt und dem fleckigen Panther. Aber in einer götterverlassenen Nacht, da fand der Feind unser altes Versteck. Vandalische Reiter waren’s und keine Rettung. Rot und schwarz stieg der Rauch unsrer Zelte durch die Zedernwipfel hinan, kreischend flohen die Weiber und Kinder. Da traf mich ein sausender Speer.

Ich erwachte gebunden im Sklavenraum eines Griechenschiffs, das uns gekauft, mich und viele Männer und Weiber meines Stammes: ich hatte nichts gerettet als meinen Gott, den weißen Schlangenkönig, ich trug ihn im Gürtel geborgen. Sie brachten uns nach Rom, da kaufte mich einer, dessen Namen verflucht sei.«

»’s ist unser Freund Calpurnius«, unterbrach Cethegus.

»Und kein Stern soll ihm leuchten auf nächtlicher Fahrt, er soll verdursten im heißen Sand«, knirschte der Maure mit aufloderndem Haß. »Er schlug mich oft um nichts und ließ mich hungern. Ich schwieg und betete zu meinem Gott um Rache. Er zürnte, daß ich so ruhig seine Wut ertrug.

Er wußte nicht, daß Syphax seinen Gott bei sich trug in Gestalt einer Schlange. Da trat er eines Morgens an mein Lager und fand sie um meinen Hals geringelt. Er erschrak: ich sagte ihm, seine Zähne seien nicht tödlich, aber seine Rache. Da ergrimmte er, schlug nach mir und sagte: ‘Töte den Wurm!’ Umsonst flehte ich und wand mich auf den Knien vor ihm. Er schlug mich und schlug nach dem Gott: und als ich den deckte mit meinem Leibe, schrie er noch wilder: ‘Töte das Tier.’ Wie konnt’ ich gehorchen! Da rief er seine Sklaven und befahl: ‘Nehmt ihm die Bestie und kocht sie lebendig. Er soll seinen Gott fressen!’ Ich erschrak zum Tode über diesen Frevel. Und sie griffen mich und haschten nach der Schlange. Aber der Gott gab mir die Kraft der Wut, die da gleich ist der Kraft des pfeilwunden Tigers, und ich sprang unter sie mit gellendem Schrei.

Nieder schlug ich den Verfluchten mit dieser Faust und gewann die Türe des Hauses und sprang hinaus ins Freie und dreißig Sklaven hinter mir drein. Da galt es das Leben.«

Die Gäste lauschten gespannt, selbst Balbus setzte den Becher ab, den er eben zu Munde führte.

»Ich laufe nicht schlecht: oft haben wir, drei Vettern und ich, die windschnelle Antilope müde gejagt. Und die Sklaven waren langsam und schwer.

Aber sie kannten die Stadt und ihre Straßen und ich nicht. So war es ein ungleich Spiel. Die Verfolger teilten sich in Scharen von drei, vier Mann und gewannen mir durch Seitengassen und Durchgänge den Weg ab.

Zum Glück hatte ich im Vorbeirennen an einer Schmiede einen schweren Feuerhaken errafft: zwei—, dreimal braucht’ ich ihn, die Verfolger zu scheuchen, zu treffen, die mir plötzlich von vorn entgegenkamen. Ich fühlte aber, lange konnte das nicht mehr dauern: wie rasch ich war, wie langsam sie, zuletzt mußte ich doch erliegen.

Da sandte mir der Gott, den ich fest mit der Linken an die Brust drückte, ihn«, — und sein schönes Auge funkelte, — »meinen Herrn, den gewaltigen, der mächtig ist wie der Löwe von Abaritana und klug wie der Elefant, der da gut ist wie milder Regen nach langer Dürre und herrlich wie —«

»Jetzt erzählst du schlecht, Syphax, ich will vollenden. Ich kam gerade von den Schanzwerken am aurelischen Tor, dem Grabmal Hadrians.«

»Deinem schönen, göttergeschmückten Lieblingsort«, unterbrach Kallistratos.

»Und bog am Fuße des Kapitols in das Forum Trajans: da stand eine gaffende, schreiende Menge und sah der Menschenjagd neugierig zu: wie ein Pfeil schoß der Maure von dem Forum des Nerva heran, seine Verfolger weit hinter ihm. Aber siehe, dicht neben mir bogen von links fünf, von rechts sieben der Sklaven Calpurnius’ auf das Forum ein, bereit, ihn aufzufangen, sowie er auf den Platz ankam. ‘Der ist verloren!’ sagte neben mir eine bekannte Stimme, es war Massurius, der aus dem Bade des Augustus trat.

‘Wem gehört er?’ fragte ich. ‘Calpurnius ist unser Herr’, antwortete der Sklave neben mir. ‘Dann wehe ihm’, sprach Massurius zu mir, ‘er hängt seine Strafsklaven bis an den Hals gebunden in seinen Fischweiher und läßt sie lebendig auffressen von seinen Muränen und Hechten’. — ‘Ja’, sagte der Sklave, ‘Syphax hat ihn niedergeschlagen, und der Herr rief im Aufstehen: Zu den Muränen den Hund! Wer ihn einbringt, ist frei.’

Ich blickte den Platz hinab auf den Mauren, der jetzt gleich heran war. ‘Der ist zu gut für die Fische’, sagte ich, ‘welch herrlicher Wuchs! Und sieh, er kommt durch, ich wette.’

Denn eben hatte der Flüchtling die erste Kette der Sklaven, die sich ihm an der Mündung der Via julia entgegenwarf, durchbrochen und flog jetzt auf uns zu.

‘Und ich wette tausend Solidi, er kommt nicht durch: sieh’ dort die Lanzen’, sprach Massurius. — Gerade vor uns standen fünf Sklaven mit Lanzen und Wurfspeeren. ‘Es gilt!’ rief ich, ‘tausend Solidi.’

Da war er heran.

Drei Speere sausten zugleich: aber wie ein Panther duckte der Flinke unter ihnen weg und, plötzlich aufschnellend, sprang er in hohem Satz über die Lanzen der beiden übrigen. Atemlos kam er dicht vor mir zu Boden: er blutete von Steinen und Pfeilen, und schon kam jetzt vom Forum julium heran das ganze Rudel. Verzweifelnd sah er um sich und wollte nach rechts in die Friedens-Tempel-Straße, die ihn gerade nach seines Herrn Hause zurückgeführt hätte. Da sah ich vor uns das Portal der kleinen Basilika von Sankt Laurentius offen stehen. ‘Dorthin,’ rief ich ihm zu.«

»In meiner Sprache! Er kennt meine Sprache«, rief Syphax.

»Er kennt, glaub’ ich, alle Sprachen«, meinte Marcus Licinius.

»’Dorthin’, wiederholte ich, ‘dort ist Asyl.’ Wie der Blitz war er die Stufen hinan, schon auf der letzten, da traf ihn ein Stein, daß er stürzte, und sein nächster Verfolger war oben und packte ihn. Aber glatt wie ein Aal rang er sich aus seinem Griff, stieß ihn die Stufen hinab und sprang in die Türe der Kirche.«

»Da hattest du gewonnen«, sagte Kallistratos.

»Ich wohl, aber er nicht. Denn die Priester von St. Laurentius, so eifersüchtig sie ihre Asylrechte wahren, so wenig haben sie Mitleid mit einem Heiden. Einen Tag lang bargen sie ihn: als sie aber erfuhren, daß er um der Schlange willen seinen Herrn niedergeschlagen, da stellten sie ihm die Wahl, Christ zu werden und den Götzen aufzugeben, oder Calpurnius und die Muränen.

Syphax wählte den Tod. Ich erfuhr es und kaufte dem Zornigen seine Rache ab und das Leben dieses schlanken Burschen, des schönsten Sklaven in Rom.«

»Kein schlechtes Geschäft«, meinte Marcus, »der Maure ist dir treu.«

»Ich glaube«, sagte Cethegus, »tritt zurück, Syphax. Da bringt der Koch sein Meisterstück, so scheint’s.«

ZEHNTES KAPITEL

Es war eine sechspfündige Steinbutte, seit Jahren im Meerwasserweiher des Kallistratos mit Gänselebern gemästet. Der vielgepriesene »Rhombus« kam auf silberner Schüssel, ein goldenes Krönchen auf dem Kopf.

»Alle guten Götter und du, Prophete Jonas!« lallte Balbus zurücksinkend in die Polster, »der Fisch ist mehr wert als ich selber.« — »Still, Freund«, warnte Piso, »daß uns nicht Cato höre, der gesagt: wehe der Stadt, wo ein Fisch mehr wert als ein Rind.« Schallendes Gelächter und der laute Ruf: Euge belle! übertönte den Zornruf des Halbberauschten.

Der Fisch ward zerschnitten und köstlich erfunden.

»Jetzt, ihr Sklaven, fort mit dem matten Massiker. Der edle Fisch will schwimmen in edlem Naß. Auf, Syphax, jetzt paßt, was ich zu dem Gelage beigesteuert. Geh und laß die Amphora hereinbringen, welche die Sklaven draußen in Schnee gestellt. Dazu die Phialen von gelbem Bernstein.«

»Was bringst du Seltenes, aus welchem Land?« fragte Kallistratos. »Frag’, aus welchem Weltteil? bei diesem vielgereisten Odysseus«, sagte Piso.

»Ihr müßt raten. Und wer errät, wer diesen Wein schon gekostet hat, dem schenk’ ich eine Amphora, so hoch wie diese.«

Zwei Sklaven, eppichbekränzt, schleppten den mächtigen, dunkeln Krug herein: von schwarzbraunem Porphyr und fremdartiger Gestalt, mit hieroglyphischen Zeichen geschmückt und wohlvergipst oben an der Mündung.

»Beim Styx! Kommt er aus dem Tartarus? Das ist ein schwarzer Gesell«, lachte Marcus.

»Aber er hat eine weiße Seele — zeige sie, Syphax.« Der Nubier schlug mit dem Hammer aus Ebenholz, den ihm Ganymedes reichte, sorgfältig den Gips herunter, hob mit silberner Zange den Verschluß von Palmenrinde heraus, schüttete die Schicht Öl hinweg, die oben schwamm, und füllte die Pokale. Ein starker berauschender Geruch entstieg der weißen, klebrigen Flüssigkeit. Alle tranken mit forschender Miene.

»Ein Göttertrank!« rief Balbus absetzend. — »Aber stark wie flüssiges Feuer«, sagte Kallistratos.

»Nein, den kenn’ ich nicht!« sprach Lucius Licinius.

»Ich auch nicht«, beteuerte Marcus Licinius. — »Aber ich freue mich, ihn kennen zu lernen«, rief Piso und hielt Syphax die leere Schale hin.

»Nun«, fragte der Wirt, zu dem letzten, bisher fast ganz stummen Gast zu seiner Rechten gewendet, »nun, Furius, großer Seefahrer, Abenteurer, Indiensucher, Weltumsegler, wird deine Weisheit auch zuschanden?«

Der Gefragte erhob sich leicht von den Kissen, ein schöner athletischer Mann von einigen dreißig Jahren, von bronzener, wettergebräunter Gesichtsfarbe, kohlschwarzen, tiefliegenden Augen, blendend weißen Zähnen und vollem Rundbart nach orientalischem Schnitt.

Aber ehe er noch sprechen konnte, fiel Kallistratos rasch ein: »Doch, beim Zeus Xenius, ich glaube, ihr kennt euch gar nicht?« Cethegus maß die fesselnde Erscheinung mit scharfem Blick. »Ich kenne den Präfekten von Rom«, sagte der Schweigsame. — »Nun, Cethegus, und dies ist mein vulkanischer Freund, Furius Ahalla, aus Korsika, der reichste Schiffsherr des Abendlands, tief wie die Nacht und heiß wie das Feuer. Er hat fünfzig Häuser, Villen und Paläste an allen Küsten von Europa, Asien und Afrika, zwanzig Galeeren, ein paar tausend Sklaven und Matrosen und —«

»Und einen sehr geschwätzigen Freund«, schloß der Korse. »Präfekt, mir ist es leid um dich, aber die Amphora ist mein. Ich kenne den Wein.« — Und er nahm ein Kibitzei und zerschlug es mit goldenem Löffel.

»Schwerlich«, lächelte Cethegus spöttisch.

»Doch. Es ist Isiswein. Aus Ägypten. Aus Memphis.« Und ruhig schlürfte er das goldrötliche Ei.

Erstaunt sah ihn Cethegus an. »Erraten«, sagte er dann. »Wo hast du ihn gekostet?« — »Notwendig da, wo du. Er fließt ja nur aus einer Quelle«, lächelte der Korse. — »Genug mit euren Geheimnissen! Keine Rätsel unter den Rosen!« rief Piso. — »Wo habt ihr beiden Marder dasselbe Nest gefunden?« fragte Kallistratos.

»Nun«, rief Cethegus, »wisset es immerhin. Im alten Ägypten, im heil’gen Memphis voraus, haben sich immer noch, dicht neben den christlichen Einsiedlern und Mönchen in der Wüste, glaubenszähe Männer und namentlich Frauen erhalten, die nicht lassen wollen von Apis und Osiris und besonders treu den süßen Dienst der Isis pflegen. Sie flüchten von der Oberfläche, wo die Kirche das Kreuz der Askese siegreich aufgepflanzt, in die Tiefen, in den geheimen Schoß der großen Mutter Erde mit ihrem heiligen teuren Wahn. In einem Labyrinth unter den Pyramiden des Cheops haben sie noch einige hundert Krüge geborgen des mächtigen Weines, welcher dereinst die Eingeweihten zu den Orgien der Freude, der Liebe berauschte. Die Kunde geht geheimgehalten von Geschlecht zu Geschlecht, immer nur eine Priesterin kennt den Keller und bewahrt den Schlüssel.

Ich küßte die Priesterin, und sie führte mich ein: — sie war eine wilde Katze, aber ihr Wein war gut: — und sie gab mir zum Abschied fünf Krüge mit aufs Schiff. ‘

»So weit hab’ ich es mit Smerda nicht gebracht«, sagte der Korse; »sie ließ mich trinken im Keller, aber als Andenken gab sie mir nur das mit« — und er entblößte den braunen Hals. — »Einen Dolchstich der Eifersucht«, lachte Cethegus. »Nun, mich freut, daß die Tochter nicht aus der Art schlägt. Zu meiner Zeit, das heißt, als mich die Mutter trinken ließ, lief die kleine Smerda noch im Kinderröckchen. Wohlan, es lebe der heil’ge Nil und die süße Isis.« Und die beiden tranken sich zu.

Aber es verdroß sie, ein Geheimnis teilen zu sollen, das jeder allein zu besitzen geglaubt.

Doch die andern waren bezaubert von der Laune des eisigen Präfekten, der jugendlich wie ein Jüngling mit ihnen plauderte und jetzt, da das beliebteste Thema für junge Herren unter den Bechern angeregt war — Liebesabenteuer und Mädchengeschichten —, unerschöpflich übersprudelte von Streichen und Schwänken, die er meistens selbst erlebt. Alle hingen mit Fragen an seinen Lippen. Nur der Korse blieb stumm und kalt.

»Sage«, rief der Wirt und winkte dem Schenken, als gerade das Gelächter über eine solche Geschichte verhallt war, »sag’ an, du Mann buntscheckiger Erfahrung: ägyptische Isismädchen, gallische Druidinnen, nachtlockige Töchter Syriens und meine plastischen Schwestern von Hellas —, alle kennst du und weißt du zu schätzen, aber sprich, hast du je ein germanisch Weib geliebt?«

»Nein«, sagte Cethegus, seinen Isiswein schlürfend, »sie waren mir immer zu langweilig.«

»Oho«, meinte Kallistratos, »das ist zuviel gesagt. Ich sage euch, ich habe an den letzten Kalenden einen Wahnsinn gehabt für ein germanisch Weib, die war nicht langweilig.«

»Wie, du, Kallistratos von Korinth, der Aspasia, der Helena Landsmann, erglühst für ein Barbarenweib? O arger Eros, Sinnenverwirrer, Männerbeschämer«, schalt der Präfekt.

»Ja, wenn du willst, war’s eine Sinnesverwirrung: ich habe nie dergleichen erfahren.«

»Erzähle, erzähle«, drängten die andern.

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12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
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