Sadece LitRes`te okuyun

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Ein Kampf um Rom», sayfa 15

Yazı tipi:

ELFTES KAPITEL

»Immerhin«, sagte der Hausherr, die Polster glättend, »obwohl ich keine glänzende Rolle dabei spiele.

Also an den vorigen Kalenden etwa kam ich zur achten Stunde aus den Bädern des Abaskantos nach Hause.

Da steht auf der Straße niedergelassen eine Frauensänfte, vier Sklaven dabei, ich glaube, gefangene Gepiden. Unmittelbar aber vor der Türe meines Hauses stehen zwei verhüllte Frauen, die Calantica über den Kopf gezogen. Die eine trug sklavisches Gewand, aber die andre war sehr reich und geschmackvoll gekleidet, und das wenige, was von Wuchs und Gestalt zu sehen, war göttlich. Welch schwebender Schritt, welch feiner Knöchel, welch hochgewölbter Fuß! Als ich näher herankam, ließen sich beide rasch in die Sänfte heben, und fort waren sie. Ich aber — ihr wißt, es steckt des Bildhauers Blut in allen Hellenen —, ich träumte des Nachts von dem feinen Knöchel und dem wogenden Schritt.

Mittags drauf, da ich die Türe öffne, aufs Forum zu gehn zu den Bibliographen, wie ich pflege, seh’ ich dieselbe Sänfte rasch von dannen eilen.

Ich gestehe, ohne sonst besonders eitel zu sein, diesmal hoffte ich eine Eroberung gemacht zu haben — ich wünschte es so sehr. Und ich zweifelte gar nicht mehr, als ich, um die achte Stunde nach Hause kommend, wieder meine Fremde, diesmal unbegleitet, an mir vorüberschlüpfen sah und nach ihrer Sänfte eilen. Folgen konnt’ ich den raschen Sklaven nicht, so trat ich in mein Haus, froher Gedanken voll. Da sagte Ostiarius: Herr, eine verhüllte Sklavin wartet dein in der Bibliothek.’

Pochenden Herzens eile ich in das Gemach. Richtig, es war die Sklavin, die ich gestern gesehen. Sie schlug den faltigen Mantel zurück: eine hübsche, verschlagne Maurin oder Katthagerin — ich kenne den Schlag — sah mich mit schlauen Augen an.

‘Ich bitte um Botenlohn’, sagte sie, ‘Kallistratos, ich bringe dir gute Kunde.’

Ich faßte ihre Hand und wollte ihr die dunkle Wange streicheln — denn wer die Herrin begehrt, der küsse die Sklavin —, aber sie lachte und sprach: ‘Nein, nicht Eros, Hermes sendet mich.’

‘Meine Herrin’ — hoch horchte ich auf —, ‘meine Herrin ist — eine leidenschaftliche Freundin der Kunst. Sie bietet dir dreitausend Solidi für die Aresbüste, die in der Nische neben der Tür deines Hauses steht.’

Laut lachten die jungen Leute, Cethegus mit ihnen.

»Ja, lacht nur«, fuhr der Hausherr selbst einstimmend fort, »ich aber lachte damals nicht. Aus all meinen Träumen heruntergefallen, sprach ich verdrießlich: ‘Mir ist das Werk nicht feil.’ Die Sklavin bot fünftausend, bot zehntausend Solidi; ich wandte ihr den Rücken und griff nach der Tür.

Da sagte die Schlange: ‘Ich weiß, Kallistratos von Korinth ist unwillig, weil er ein Abenteuer gehofft und fand ein Geldgeschäft.

Er ist Hellene, er liebt die Schönheit, er brennt vor Neugier, meine Herrin zu sehn.’ Das war so richtig, daß ich nur lächeln konnte.

‘Wohlan’, sprach sie, du sollst sie sehn. Und dann erneuere ich mein letzt Gebot. Schlägst du’s dann dennoch aus, hast du immerhin den Vorteil, deine Neugier gestillt zu haben. Morgen um die achte Stunde kommt die Sänfte wieder. Dann halte dich bereit mit deinem Ares.’

Und sie schlüpfte hinweg. Unruhig blieb ich zurück.

Ich konnte nicht leugnen, meine Neugier war sehr gespannt. Fest entschlossen, meinen Ares nicht herzulassen und die Kunstnärrin doch zu sehen, erwartete ich gierig die bestimmte Stunde. Die Stunde kam, und die Sänfte kam. Ich stand lauschend an meiner offnen Tür. Die Sklavin stieg heraus.

‘Komm’, rief sie mir zu, ‘du sollst sie sehn.’

Bebend vor Aufregung trat ich heran, der Purpurvorhang der Sänfte fiel halb zurück, und ich sah —«

»Nun«, rief Marcus, sich vorbeugend, den Becher in der Hand.

»Was ich nie wieder vergessen werde. Ein Gesicht, Freunde, von ungeahnter Schönheit. Kypris und Artemis in einer Person. Ich war wie geblendet. Ich kann sie nicht schildern. Der Vorhang fiel zu. Ich aber sprang zurück, hob den Ares aus der Nische, reichte ihn der Punierin, wies ihr Gold zurück und taumelte in meine Tür, betäubt, als hätt’ ich eine Waldnymphe gesehn.«

»Nun, das ist stark«, lachte Massurius. »Bist doch sonst kein Neuling in den Werken des Eros.«

»Aber«, fragte Cethegus, »woher weißt du, daß diese Zauberin eine Gotin war?«

»Sie hatte dunkelrotes Haar und milchweiße Haut und schwarze Augenbrauen.«

»Alle guten Götter!« dachte Cethegus. Aber er schwieg und wartete.

Keiner der Anwesenden sprach den Namen aus.

»Sie kennen sie nicht«, sagte Cethegus zu sich. — »Und wann war das?« fragte der Wirt.

»An den vorigen Kalenden.«

»Ganz richtig«, rechnete Cethegus; »da kam sie von Tarentum durch Rom nach Ravenna. Sie ruhte hier drei Tage.«

»Und so hast du«, lachte Piso, »deinen Ares eingebüßt für einen Blick. Schlechter Handel! Diesmal waren Merkur und Venus im Bunde. Armer Kallistratos.«

»Ach«, sagte dieser, »die Büste war gar nicht so viel wert. Es war moderne Arbeit. Jon in Neapolis hat sie vor drei Jahren gemacht. Aber ich sag’ euch, einen Pheidias hätt’ ich hingegeben um jenen Anblick.«

»Ein Idealkopf?« fragte Cethegus, wie gleichgültig, und hob den ehernen Mischkrug, der vor ihm stand, scheinbar bewundernd, auf

»Nein, das Modell war ein Barbar — irgendein Gotengraf — Watichis oder Witichas — wer kann sich die hyperboreischen Namen merken!« sagte Kallistratos seinen Bericht schließend und einem Pfirsich die Haut abziehend.

Nachdenklich schlürfte Cethegus aus seiner Schale von Bernstein.

ZWÖLFTES KAPITEL

»Ja, die Barbarinnen könnte man sich gefallen lassen«, rief Marcus Licinius, »aber der Orkus verschlinge ihre Brüder!« Und er riß den welken Rosenkranz vom Haupt —, die Blumen ertrugen den Dunst des Gelages schlecht — und ersetzte ihn durch einen frischen. »Nicht nur die Freiheit haben sie uns genommen — sie schlagen uns bei den Töchtern Hesperiens in der Liebe sogar aus dem Felde. Erst neulich hat die schöne Lavinia meinem Bruder die Türe verschlossen und den fuchsroten Aligern eingelassen.«

»Barbarischer Geschmack!« meinte der Verschmähte achselzuckend und wie zum Trost nach seinem Isiswein langend. »Du kennst sie auch, Furius — ist es nicht Geschmacksverirrung?« — »Ich kenne deine Nebenbuhler nicht«, sagte der Korse. »Aber es gibt schon Burschen unter diesen Goten, die einem Weib gefährlich werden mögen.

Und da fällt mir ein Abenteuer ein, das ich jüngst entdeckt, das aber freilich noch ohne Spitze ist.« — »Erzähle nur«, mahnte Kallistratos, die Hände in das laue Waschwasser steckend, das jetzt in korinthischen Erzschüsseln herumgereicht wurde, »vielleicht finden wir die Spitze dazu.«

»Der Held meiner Geschichte«, hob Furius an, »ist der schönste der Goten.« — »Ah, Totila der junge«, unterbrach Piso und ließ sich den kameengeschmückten Becher mit Isiswein füllen. »Derselbe. Ich kenne ihn seit Jahren und bin ihm sehr gut, wie alle müssen, die je sein sonnig Angesicht geschaut, abgesehen davon« — und hier überflog des Korsen Züge ein Schatten ernsten Erinnerns, und er stockte —, »daß ich ihm sonst verbunden bin.«

»Du bist, scheint’s, verliebt in den Blondkopf«, spottete Massurius, dem Sklaven, den er mitgebracht, ein Tuch voll pizentinischen Zwiebacks zuwerfend, um es mit nach Hause zu nehmen. »Nein, aber er hat mir, wie allen, mit denen er zu tun hat, viel Freundliches erwiesen, und gar oft hatte er die Hafenwache in den italischen Seestädten, wo ich landete.«

»Ja, er hat große Verdienste um das Seewesen der Barbaren«, sagte Lucius Licinius. — »Wie um ihre Reiterei«, stimmte Marcus bei, »der schlanke Bursche ist der beste Reiter seines Volks.«

»Nun, ich traf ihn zuletzt in Neapolis: wir freuten uns der Begegnung, aber vergebens drang ich in ihn, die fröhlichen Abendgelage auf meinem Schiffe zu teilen.«

»Oh, diese deine Schiffsabende sind berühmt und berüchtigt«, meinte Balbus, »du hast stets die feurigsten Weine.« — »Und die feurigsten Mädchen«, fügte Massurius bei.

»Wie dem sei, Totila schützte jedesmal Geschäfte vor und war nicht zu gewinnen. Ich bitte euch! Geschäfte nach der achten Stunde in Neapolis! Wo die Fleißigsten faul sind! Es waren natürlich Ausflüchte. Ich beschloß, ihm auf die Sprünge zu kommen, und umschlich abends sein Haus in der Via lata. Richtig: gleich den ersten Abend kam er heraus, vorsichtig umblickend und, zu meinem Staunen, verkleidet; wie ein Gärtner war er angetan, einen Reisehut tief ins Gesicht gezogen, eine Abolla umgeschlagen. Ich schlich ihm nach. Er ging quer durch die Stadt nach der Porta Capuana zu. Dicht neben dem Tore steht ein dicker Turm, darinnen wohnt der Pförtner, ein alter patriarchenhafter Jude, dem König Theoderich ob seiner großen Treue die Hut des Tores anvertraut.

Vor dem Tore blieb mein Gote stehen und schlug leise in die Hand: da flog eine schmale Seitentür von Eisen, die ich gar nicht bemerkt, geräuschlos auf, und hinein schlüpfte Totila geschmeidig wie ein Aal.«

»Ei, ei«, fiel Piso der Dichter eifrig ein, »ich kenne den Juden und Miriam, sein herrlich prachtäugiges Kind! Die schönste Tochter Israels, die Perle des Morgenlands, ihre Lippen sind Granaten, ihr Aug’ ist dunkelmeeresblau, und ihre Wangen haben den roten Duft des Pfirsichs.« — »Gut, Piso«, lächelte Cethegus — »dein Gedicht ist schön.« — »Nein«, rief dieser. »Miriam selbst ist die lebendige Poesie.« — »Stolz ist die Judendirne«, brummte Massurius dazwischen, »sie hat mich und mein Gold geschmäht mit einem Blick, als habe man nie ein Weib um Geld gekauft.« — »Siehe«, sprach Lucius Licinius, »so hat sich der hochmüt’ge Gote, der einherschreitet, als trüg’ er alle Sterne des Himmels auf seinem Lockenhaupt, zu einer Jüdin herabgelassen.«

»So dacht’ auch ich, und ich beschloß, den Jungen bei nächster Gelegenheit schwer zu verhöhnen mit seinem Moschusgeschmack. Aber nichts da. Ein paar Tage darauf mußte ich nach Capua. Ich breche vor Sonnenaufgang auf, die Hitze zu meiden. Ich fahre durch die Porta Capuana zur Stadt hinaus beim ersten Frührot: und als ich in meinem Reisewagen über die harten Steine an dem Judenturm vorüberrassele, denk’ ich neidvoll an Totila und sage mir, der liegt jetzt in weichen Armen. Aber am zweiten Meilensteine vor dem Tor begegnet mir, nach der Stadt zuschreitend, leere Blumenkörbe über Brust und Rücken, in Gärtnertracht, wie damals — Totila. Er lag also nicht in Miriams Armen. Die Jüdin war nicht seine Geliebte, vielleicht seine Vertraute, und wer weiß, wo die Blume blüht, die dieser Gärtner pflegt. Der Glücksvogel! Bedenkt nur, auf der Via Capuana stehen all die Villen und Lustschlösser der ersten Familien von Neapolis, und in jenen Gärten prangen und blühen die herrlichsten Weiber.«

»Bei meinem Genius«, rief Lucius Licinius, die bekränzte Schale hebend, »dort leben ja die schönsten Weiber Italiens — Fluch über den Goten!« — »Nein«, schrie Massurius, von Wein erglühend,. »Fluch über Kallistratos und den Korsen, die uns mit fremden Liebesgeschichten bewirten, wie der Storch aus Kelchgläsern den Fuchs. Laß endlich, Hausherr, deine Mädchen kommen, wenn du deren bestellt hast: nicht höher brauchst du unsre Erwartung zu spannen.« — »Jawohl, die Mädchen, die Tänzerinnen, die Psalterien!« riefen die jungen Leute durcheinander.

»Halt«, sprach der Wirt, »wo Aphrodite naht, muß sie auf Blumen wandeln. Dies Glas bring ich dir, Flora!« Er sprang auf und schleuderte an die getäfelte Decke eine köstliche Kristallschale, daß sie klirrend zersprang.

Sowie das Glas an die Balken der Decke schlug, hob sich das ganze Getäfel wie eine Falltür empor, und ein reicher Regen von Blumen aller Art flutete auf die Häupter der erstaunten Gäste nieder. Rosen von Pästum, Veilchen von Thurii, Myrten von Tarentum, Mandelblüten bedeckten wie ein dichtes Schneegestöber in duftigen Flocken den Mosaikboden, die Tische, die Polster und die Häupter der Gäste.

»Schöner«, rief Cethegus, »zog Venus nie auf Paphos ein.«

Kallistratos schlug in die Hände. Da teilte sich beim Klang von Lyra und Flöte dem Triklinium gerade gegenüber die Mittelwand des Gemachs: vier hochgeschürzte Tänzerinnen, ausgesucht schöne Mädchen, in persischer Tracht, d. h. in durchsichtigen Rosaflor gekleidet, sprangen Zimbeln schlagend aus einem Gebüsch von blühendem Oleander.

Hinter ihnen kam ein großer Wagen in Gestalt einer Fächermuschel, dessen goldne Räder von acht jungen Sklavinnen geschoben wurden, vier Flötenbläserinnen in lydischem Gewand — Purpur und Weiß mit goldgestickten Mänteln — schritten vorauf: und auf dem Sitz des Wagens ruhte, von Rosen übergossen, in halb liegender Stellung Aphrodite selbst, in Gestalt eines blühenden Mädchens von lockender, üppiger Schönheit, dessen fast einzige Verhüllung der Aphroditen nachgebildete Gürtel der Grazien war.

»Ha, beim heiligen Eros und Anteros!« schrie Massurius und sprang unsicheren Schrittes von der Kline herab unter die Gruppe.

»Verlosen wir die Mädchen!« rief Piso, »ich habe ganz neue Würfel aus Gazellenknöcheln, weihen wir sie ein.« — »Laß sie den Festkönig verteilen«, schlug Marcus Licinius vor. »Nein, Freiheit, Freiheit wenigstens in der Liebe«, rief Massurius und faßte die Göttin heftig am Arme, »und Musik, heda, Musik —«

»Musik«, befahl Kallistratos.

Aber noch ehe die Zimbelschlägerinnen wieder anheben konnten, wurde die Eingangstür hastig aufgerissen, und die Sklaven, die ihn aufhalten wollten, zur Seite drängend, stürmte Scävola herein, er war leichenblaß.

»Hier also, hier wirklich find’ ich dich, Cethegus? In diesem Augenblick!«

»Was gibt’s?« sagte der Präfekt und nahm ruhig den Rosenkranz vom Haupt.

»Was es gibt? Das Vaterland schwankt zwischen Szylla und Charybdis. Die gotischen Herzoge Thulun, Ibba und Pitza —«

»Nun?« fragte Lucius Licinius.

»Sie sind ermordet!«

»Triumph!« rief der Römer und ließ die Tänzerin fahren, die er umfaßt hielt.

»Schöner Triumph!« zürnte der Jurist. »Als die Nachricht nach Ravenna kam, beschuldigte alles Volk die Königin, sie stürmten den Palast —, doch Amalaswintha war entflohn.«

»Wohin?« fragte Cethegus, rasch aufspringend.

»Wohin? Auf einem Griechenschiff — nach Byzanz!«

Cethegus setzte schweigend den Becher auf den Tisch und furchte die Stirn.

»Aber das Ärgste ist — die Goten wollen sie absetzen und einen König wählen. — »Einen König?« sagte Cethegus. »Wohlan, ich rufe den Senat zusammen. Auch die Römer sollen wählen.«

»Wen, was sollen wir wählen?« fragte Scävola.

Aber Cethegus brauchte nicht zu antworten. Lucius Licinius rief statt seiner: »Einen Diktator! Fort, fort in den Senat.«

»In den Senat!« wiederholte Cethegus majestätisch. »Syphax, meinen Mantel.«

»Hier, Herr, und dabei dein Schwert«, flüsterte der Maure. »Ich führ’ es immer mit, auf alle Fälle.«

Und Wirt und Gäste folgten halb taumelnd dem Präfekten, der, allein völlig nüchtern, ihnen voran aus dem Hause auf die Straße schritt.

DREIZEHNTES KAPITEL

In einem der schmalen Gemächer des Kaiserpalastes zu Byzanz stand kurze Zeit nach dem Fest der Floralien ein kleiner Mann von nicht ansehnlicher Gestalt in sorgenschweres Sinnen versunken.

Es war still und einsam rings um ihn.

Obwohl es draußen noch heller Tag, war doch das Rundbogenfenster, das nach dem Hofraum des weitläufigen Gebäudes führte, mit schweren golddurchwirkten Teppichen dicht verhangen: gleichköstliche Stoffe deckten den Mosaikboden des Zimmers, so daß kein Geräusch die Schritte des langsam auf und ab Wandelnden begleitete.

Gedämpftes, mattes Licht füllte den Raum.

Auf dem Goldrund der Wände prangte die lange Reihe der christlichen Imperatoren seit Constantius in kleinen weißen Büsten: gerade über dem Schreibdivan hing ein großes mannshohes Kreuz von gediegenem Golde.

So oft der einsam auf und nieder Schreitende daran vorbeikam, neigte er das Haupt vor demselben: denn in der Mitte des Goldes war, von Glas umschlossen, ein Splitter des angeblich echten Kreuzes angebracht.

Endlich blieb er vor der Weltkarte stehen, die, den Orbis romanus darstellend, auf purpurgesäumtem Pergament eine der Wände bedeckte. Nach langem, prüfendem Blick seufzte der Mann und bedeckte mit der Rechten Gesicht und Augen.

Es waren keine schönen Augen und kein edles Gesicht: aber vieles, Gutes und Böses, lag darin.

Wachsamkeit, Mißtrauen und List sprechen aus dem unruhigen Blick der tiefliegenden Augen: schwere Falten, der Sorge mehr als des Alters, furchten die vorspringende Stirn und die magern Wangen.

»Wer den Ausgang wüßte!« seufzte er noch einmal die knochigen, Hände reibend. »Es treibt mich unablässig. Ein Geist ist in meine Brust gefahren und mahnt und mahnt.

Aber ist’s ein Engel des Herrn oder ein Dämon? Wer mir meinen Traum deutete! Vergib, dreieiniger Gott, vergib deinem eifrigsten Knecht. Du hast die Traumdeuter verflucht.

Aber doch träumte König Pharao, und Joseph durfte ihm deuten; und Jakob sah im Traum den Himmel offen, und ihre Träume kamen von dir. Soll ich — darf ich es wagen?«

Und wieder schritt er unschlüssig auf und nieder, wer weiß, wie lange noch, wäre nicht der Purpurvorhang des Eingangs leise gehoben worden.

Ein goldschimmernder Velarius warf sich vor dem kleinen Mann zur Erde mit auf der Brust gekreuzten Armen. »Imperator, die Patrizier, die du beschieden.«

»Geduld«, sagte jener, sich auf die Kline mit dem Gestell von Gold und Elfenbein niederlassend, »rasch die Silberschuhe und die Chlamys.«

Der Palastdiener zog ihm die Sandalen mit den dicken Sohlen und den hohen Absätzen an, welche die Gestalt um ein paar Zoll erhöhten, und warf ihm den faltenreichen, mit Goldsternen übersäten Mantel um die Schulter, jedes Stück der Gewandung küssend, wie er es berührte: nach einer Wiederholung der fußfälligen Niederwerfung, die in dieser orientalischen Unterwürfigkeit erst neuerlich verschärft worden war, ging der Velarius.

Und Kaiser Justinianus stellte sich, den linken Arm auf eine gebrochene Porphyrsäule aus dem Tempel von Jerusalem gestützt, die zu diesem Behuf nach seiner Größe zurechtgesägt war, in seiner »Audienzattitüde« dem Eingang gegenüber.

Der Vorhang ging zurück, und drei Männer betraten das Gemach mit der gleichen Begrüßungsform wie jener Sklave; und doch waren sie die ersten Männer dieses Kaiserreichs, wie, mehr noch als ihre reichgeschmückten Gewänder, ihre hochbedeutenden Köpfe, ihre geistvollen Züge bewiesen.

»Wir haben euch beschieden«, hob der Kaiser an, ohne ihre demütige Begrüßung zu erwidern, »euren Rat zu hören — über Italien. Ich habe euch alle nötigen Kenntnisse über die Dinge daselbst verschafft: die Briefe der Regentin, die Dokumente der Patriotenpartei daselbst: drei Tage hattet ihr Zeit. Erst rede du, Magister Militum.«

Und er winkte dem Größten unter den dreien, einer stattlichen, ganz in eine reichvergoldete Rüstung gekleideten Heldengestalt. Die großen, offenen, hellbraunen Augen sprachen von Treue und Zuversicht, eine starke gerade Nase, volle Wangen gaben dem Gesicht den Ausdruck gesunder Kraft, die breite Brust, die gewaltigen Schenkel und Arme hatten etwas Herkulisches, der Mund aber zeigte trotz des grimmen Rundbartes Milde und Gutherzigkeit.

»Herr«, sprach er mit voller, aus tiefer Brust quellender Stimme, »Belisars Rat ist immer: greifen wir die Barbaren an. Soeben hab’ ich auf dein Geheiß das Reich der Vandalen in Afrika zertrümmert mit fünfzehntausend Mann. Gib mir dreißigtausend, und ich werde dir die Gotenkrone zu Füßen legen.«

»Gut«, sprach der Kaiser erfreut, »dies Wort hat mir wohlgetan. Was sprichst du ‘Perle meiner Rechtsgelehrten’, Tribonianus?«

Der Angeredete war wenig kleiner als Belisar, aber nicht so breitschultrig und die Glieder nicht so sehr durch stete Übung entwickelt. Die hohe, ernste Stirn, das ruhige Auge, der festgeschnittene Mund zeugten von einem mächtigen Geist. »Imperator«, sagte er gemessen, »ich warne dich vor diesem Krieg. Er ist ungerecht.«

Unwillig fuhr Justinianus auf: »Ungerecht! Wiederzunehmen, was zum Römischen Reich gehört.«

»Gehört hat. Dein Vorfahr Zeno überließ durch Vertrag das Abendland an Theoderich und seine Goten, wenn sie den Anmaßer Odoaker gestürzt.«

»Theoderich sollte Statthalter des Kaisers sein, nicht König von Italien.«

»Zugegeben. Aber nachdem er es geworden — wie er es werden mußte, ein Theoderich konnte nicht der Diener eines Kleinern sein —, hat ihn Kaiser Anastasius, dein Ohm Justinus, du selbst hast ihn anerkannt, ihn und sein Königreich.«

»Im Drang der Not. Jetzt, da sie in Not und ich der Stärkere, nehm’ ich die Anerkennung zurück.«

»Das eben nenn’ ich ungerecht.«

»Du bist unbequem und unbeholfen, Tribonian, und ein zäher Rechthaber. Du taugst trefflich, meine Pandekten zusammenzubauen. In Politik werd’ ich dich nie wieder befragen. Was hat die Gerechtigkeit mit der Politik zu tun!«

»Gerechtigkeit, o Justinianus, ist die beste Politik.«

»Bah, Alexander und Cäsar dachten anders.«

»Sie haben erstens ihr Werk nicht vollendet, und dann zweitens« — er hielt inne.

»Nun, zweitens?«

»Zweitens bist du nicht Cäsar und nicht Alexander.«

Alle schwiegen. Nach einer Pause sagte der Kaiser ruhig: »Du bist sehr offen, Tribonianus.«

»Immer, Justinianus.«

Rasch wandte sich der Kaiser zu dem Dritten. »Nun, was ist deine Meinung, Patricius?«

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
1270 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre