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Kitabı oku: «Ein Kampf um Rom», sayfa 74

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ACHTUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Da durchzuckte den Mönch ein Gedanke: hatten sie nicht schon einmal die Gewande getauscht, die Dioskuren? Und hatte er nicht schon einmal den Mordstahl dadurch von Totila auf sich gezogen? Und nun kam ihm blitzschnell: — wenn sie verfolgt wurden? — denn ihm war, als höre er Rosse eilend nahen, und Aligern — Adalgoth hielt des Königs Haupt in seinem Schoß — war an den Waldeingang geeilt, zu spähen. »Ja: sie sind’s«, rief dieser jetzt zurück: »persische Reiter nahen von zwei Seiten dem Wald.«

»Dann eile, Julius«, bat Totila, »rette Valeria auf das feste Grab zu Teja.«

»Ja, ich eile, mein Freund! Auf Wiedersehn!« Und er drückte ihm nochmal die Hand. Dann bestieg er den Rappen Pluto: — er wählte das verwundete Roß, dem Freund das eigne, noch unversehrte überlassend. Rasch setzte er, ungesehen von Totila, den Schwanenhelm aufs Haupt, warf den weißen, blutbespritzten Mantel um und sprengte aus dem Walde gegen die Klosterhöhe. »Dieser Weg«, sagte er sich, »ist ganz offen und ungedeckt, dagegen der des Königs nach dem Grab geht durch Wald und Weinberge. Vielleicht gelingt es, die Verfolgung auf mich und von ihm abzuziehen.«

Und in der Tat, kaum war er aus dem Gehölz ins Freie gelangt und begann, bergan zu reiten, als er sah, wie die Reiter, die um Taginä herumgeschwenkt waren, ihm eifrig folgten. Um so lang als möglich die Verfolger von dem König abzulenken, so spät als möglich erst die Erkennung des Irrtums herbeizuführen, trieb er sein Roß zu höchster Eile. Aber der Rappe war wund: und es ging sehr steil einen steinigen Hang hinan. Näher und näher brausten die Verfolger.

»Ist er’s?« — »Ja, er ist’s.« — »Nein, er ist’s nicht. Er ist zu klein«, sagte der Führer, der als der vorderste ritt. »Und sollte er ganz allein fliehen?« — »Das wäre freilich das klügste, was er tun könnte, zu entkommen«, meinte der Führer. »Freilich ist er’s, der Schwanenhelm« — »Der weiße Mantel!« — »Aber er ritt ein weißes Roß?« fragte der Führer. —

»Ja, zuerst«, antwortete einer der Reiter. »Aber als das fiel von meinem Speer — da hoben sie ihn — ich stand ja dabei — auf diesen Rappen.«

»Gut«, rief der Führer, »genug, dann hast du freilich recht. Und ich kenne den Rappen.«

»Ein edles Tier! Wie es aushält, bergan, obwohl es blutet.«

»Ja, er ist edel! Und er soll stehen, der Rappe, gebt acht: Halt, Pluto! auf die Knie.« Und zitternd, schnaubend hielt das kluge, treue Roß, trotz Sporn und Schlag, und senkte langsam die Vorderfüße in den Sand.

»Verderben bringt’s, Barbar, des Präfekten Roß zu reiten! Da! Nimm das für’s Forum! und das für’s Kapitol! und das für Julius!«

Und wütend schleuderte der Führer drei Wurfspeere nacheinander, den eigenen und zwei von Syphax, die er diesem entriß, in den Rücken, daß sie vorn herausdrangen, sprang vom Roß, zog das Schwert heraus und riß des zur Erde Gestürzten Haupt an dem Helm empor.

»Julius!« schrie er entsetzt.

»Du, o Cethegus?«

»Julius! Du darfst nicht sterben.« Und leidenschaftlich suchte er das Blut zu hemmen, das dem aus drei Wunden floß.

»Wenn du mich liebst«, sprach der Sterbende — »rette ihn: — rette Totila!« Und die sanften Augen schlossen sich für immer.

Cethegus tastete nach dem Herzen: er legte ihm das Ohr auf die entblößte Brust.

»Es ist aus«, sagte er dann tonlos. »O Manilia! Julius — dich hab’ ich geliebt. Und er starb, seinen Namen auf den Lippen! Es ist vorbei«, sprach er dann grimmig. »Das letzte Band, das mich an Menschenliebe fesselte, — ich mußt’ es selbst zerhaun, durch höhnisch äffenden Zufall. Es war die letzte Schwäche. Jetzt, Menschheit, bist du mir tot. Hebet ihn auf das edle Pferd: das, mein Pluto, sei dein letzter Dienst im Leben: und bringt ihn... — dort oben ragt eine Kapelle: dorthin bringt ihn: und laßt ihn durch Priester feierlich bestatten. Sagt da oben nur: er hat als Mönch geendet — er starb für seinen Freund. Er verdient ein christlich Begräbnis. Ich aber«, schloß er furchtbar, »ich gehe, nochmal seinen Freund zu suchen: ich will sie rasch vereinigen — auf ewig.« Und er stieg wieder zu Pferd.

»Wohin?« fragte Syphax, »zurück nach Taginä?«

»Nein! Dort hinab in jenen Wald. Da wird er geborgen sein. Denn daher kam Julius.«

Während dieser Vorfälle hatte sich der König erholt und erkräftigt und ritt auf dem Pferde des Julius mit Adalgoth, Aligern und einigen Reitern geradeaus durch den Wald, an dessen östlichem Saum der Weg zu dem Kapellenhügel emporstieg: schon sahen sie die weißen Mauern deutlich schimmern, als sie aus dem Waldweg bogen.

Aber da erscholl vom Süden, von ihrer rechten Seite her, gellendes Geschrei: und über das offene Blachfeld sprengte, von dem Calsius her, eine starke Schar von Reiten gegen sie an.

Der König erkannte den Führer. Und ehe seine Begleiter ihm zuvorkommen konnten, spornte er sein Roß, fällte den Speer und schoß dem Feind entgegen. Wie zwei Blitze, aus sich entgegengrollenden Gewittern, trafen die beiden Reiter zusammen.

»Übermütiger Barbar!«

»Elender Verräter!«

Und beide sanken vom Roß. Mit solcher Wucht waren sie aufeinandergeprallt, daß keiner der Deckung, jeder nur des Stoßes gedacht hatte.

Furius Ahalla war tot vom Roß gestürzt, denn der König hatte ihm den Speer mit solcher Kraft durch den Goldschild und den Panzer in das Herz gestoßen, daß der Schaft in der Wunde brach.

Aber auch der König sank sterbend in Adalgoths Arme: der Lanzenstoß hatte ihn gerade unter der Kehlgrube in Hals und Brust getroffen.

Adalgoth riß Valerias blaues Bannertuch hervor aus dem Gürtel und suchte das strömende Blut zu hemmen —, umsonst —: das helle Blau war sofort tief gesättigt vom Rot.

»Gotia!« hauchte er noch, »Italia — Valeria!«

In diesem Augenblick, ehe das ungleiche Gefecht beginnen konnte, erreichte Alboin mit seinen Langobarden-Reitern die Stelle: er war dem Korsen gefolgt, ungewillt, müßig zu bleiben, während des Mauerkampfes um Taginä.

Schweigend, ernst, gerührt sah der Langobardenfürst auf die Leiche des Königs. »Er hat mir das Leben geschenkt — ich konnte seins nicht retten«, sprach er ernst.

Einer seiner Reiter wies auf die reiche Rüstung des Toten.

»Nein«, sprach Alboin: »dieser königliche Held muß bestattet werden in allen Ehren königlicher Waffen.«

»Dort oben, auf der Felshöhe, Alboin«, sprach Adalgoth traurig, »harret seiner längst die Braut und — selbstgewählt, das Grab.«

»Bringt ihn hinauf: ich gebe frei Geleit der edeln Leiche und den edeln Trägern. Ihr Reiter, folgt mir zurück in die Schlacht.«

NEUNUNDDREISSIGSTES KAPITEL

Aber die Schlacht war aus: wie Alboin und auch der Präfekt zu ihrem größten Staunen und Verdruß erfuhren, als sie wieder bei Taginä eintrafen.

Den Präfekten hatte, als er eben in den Pinienwald von Norden her eingebogen war und hier des Königs Spur verfolgen wollte, ein Eilbote des Liberius erreicht, der ihm gebot, augenblicklich zurückzukehren: Narses sei bewußtlos: und höchste Gefahr verlange augenblicklich Entscheidung.

Narses bewußtlos, — Liberius ratlos, — der schon sicher geglaubte Sieg gefährdet: — das wog doch schwerer als die zweifelhafte Aussicht, dem halbtoten König den Todesstoß zu geben. Eilig sprengte Cethegus zurück des Weges, den er gekommen, nach Taginä.

Hier rief ihm Liberius entgegen: »Zu spät: ich habe alles schon abgeschlossen und bewilligt. Waffenstillstand. Der Rest der Goten zieht ab.«

»Was?« donnerte Cethegus, — er hätte gern alles gotische Blut als Grabopfer auf seines Lieblings Grab geschüttet »Abzug? Waffenstillstand? Wo ist Narses?«

»Bewußtlos liegt er in seiner Sänfte: in argen Krämpfen. Der Schreck, die Überraschung — es warf ihn nieder — und kein Wunder!«

»Welche Überraschung? Rede, Mensch!«

Und kurz erzählte Liberius, daß sie unter furchtbarem Blutvergießen, »denn diese Speer-Goten standen wie die Mauern« — in Taginä eingedrungen waren und im Straßenkampf Haus für Haus, ja Gemach für Gemach, erstürmen mußten — »Zoll für Zoll mußte man zerhacken einen Führer, der, den einstürmenden Anzalas durchrennend, in die Mauerbresche gesprungen war, bis man, über ihn hinweg, in die Stadt drang.«

»Wie hieß er?« forschte Cethegus eifrig, »hoffentlich Graf Teja?«

»Nein, Graf Thorismut. — Als wir halbwegs fertig waren mit der Blutarbeit und Narses sich in die Stadt tragen lassen wollte, da traf ihn, im Tore von Taginä, als Bote von unserem linken Flügel — der nicht mehr besteht! — gotische Herolde ritten mit ihm — der verwundete Zeuxippos.«

»Wer hat —?«

»Er, den du vorhin nanntest: — Graf Teja! Er übersah oder erfuhr, daß der Seinen Mitteltreffen schwer bedroht, der König verwundet sei: da, erkennend wohl, daß er viel zu spät kommen würde, die Entscheidung bei Taginä zu wenden, faßte er einen kühnen, einen verzweifelten Entschluß. Er warf sich plötzlich aus seiner abwartenden Ruhe von den Bergen auf unsern linken, ihm entgegenstehenden Flügel, der langsam gegen ihn bergan rückte, schlug ihn im ersten Anlauf, verfolgte die Fliehenden ins Lager und nahm dort Zehntausend der Unsern, darunter meinen Orestes, Zeuxippos und alle Führer gefangen. Er schickte Zeuxippos, gebunden, mit gotischen Herolden, die Wahrheit zu bestätigen, und forderte sofortigen Waffenstillstand auf vierundzwanzig Stunden.«

»Unmöglich!« rief Cethegus.

»Sonst habe er geschworen, alle zehntausend Gefangenen, — samt den Feldherren! — zu töten.«

»Gleichviel«, meinte der Präfekt.

»Dir mag es gleichviel sein, Römer: was liegt dir an einer Myriade unserer Truppen? Aber nicht so Narses. Die furchtbare Überraschung, die schrecklichere Notwendigkeit der Wahl erschütterte ihn bis ins Mark: ein arger Anfall seiner Krankheit warf ihn nieder, mir reichte er sinkend noch den Feldherrnstab, und ich, natürlich, nahm den Vorschlag an«

»Natürlich: Pylades muß den Orestes retten«, zürnte Cethegus.

»Und zehntausend Mann des kaiserlichen Heeres.«

»Mich bindet der Vertrag nicht«, rief Cethegus, »ich greife wieder an«. — »Das darfst du nicht! Teja hat seine Gefangenen größtenteils und alle Feldherren als Geiseln mitgeführt: — er schlachtet sie, fliegt noch ein Pfeil.«

»Er schlachte sie! Ich greife an.«

»Sieh zu, ob dir die Byzantiner folgen. Sofort habe ich deinen Scharen des Narses Befehl mitgeteilt. Denn ich bin jetzt Narses.«

»Des Todes bist du, sowie Narses zu sich kommt.«

Aber Cethegus erkannte, daß er mit seinen Söldnern allein den Goten nichts anhaben konnte, die nun (nachdem sich Teja mit seinen Gefangenen auf den Kloster— und den Kapellenhügel und die flaminische Straße zurückgezogen und auch Hildebrands Flügel mit nicht allzu schweren Verlusten diese Straße erreicht: — anfangs hatten die beiden Flüsse, dann der verkündete Waffenstillstand die Verfolgung durch Johannes gehemmt —) die Reste ihrer Truppen, die beiden Flügel, in eine feste Stellung versammelt hatten.

Sehnsüchtig harrte Cethegus auf die Herstellung des Narses, der, so hoffte er, den von seinem Stellvertreter geschlossenen Vertrag nicht anerkennen würde.

VIERZIGSTES KAPITEL

Inzwischen hatten Teja und Hildebrand von beiden Flügeln her den Kapellenhügel des Numa erreicht, wohin, wie ihnen gemeldet war, der verwundete König gebracht worden. Nachricht von den späteren Vorgängen hatte sie noch nicht erreicht.

Noch außerhalb der Umwallung des Kapellenbaus hatten sich beide Führer über den Plan geeinigt, den sie dem König vorschlagen wollten: gab es doch keinen andern Ausweg als schleunigen Rückzug gen Süden unter dem Schutz des Waffenstillstands.

Aber als sie nun in das Innere des ummauerten Haines traten — welcher Anblick bot sich ihnen dar!

Laut aufschluchzend eilte Adalgoth Teja entgegen und führte ihn an der Hand an den efeuumgrünten Sarkophag des Numa.

In diesem lag auf seinem Schilde König Totila: die ernste Majestät des Todes verlieh den edeln Zügen eine Weihe, die schöner war, als je der Schimmer der hellen Freude auf diesem herrlichen Antlitz gestrahlt hatte.

Links von ihm ruhte, in der längst von dem Sarkophag gelösten, gewölbten Deckelplatte, Julius: — die Ähnlichkeit der Dioskuren trat nun, unter dem gemeinsamen Schatten des Todes, wieder ergreifend hervor.

In der Mitte aber der beiden Freunde war auf des Königs blutüberströmtem weißen Mantel von Gotho und Liuta eine dritte Gestalt gebettet worden: auf einem sanft erhöhten Hügel, das edle Haupt an der Zisterne Rand gelehnt, lag Valeria, die Römerin.

Entboten von dem nahe gelegenen Kloster, den verwundeten Geliebten in Empfang zu nehmen, hatte sie sich, ohne Seufzer, ohne Wehegeschrei, über den breiten Schild geworfen, auf welchem Adalgoth und Aligern ihn langsam, feierlichen Schrittes, durch die Mauerpforte trugen.

Ehe noch einer der beiden gesprochen, rief sie: »Ich weiß es: — er ist tot.«

Sie hatte noch geholfen, die schöne Leiche in dem Sarkophag des Numa beizusetzen. Dazu hatte sie, ohne Träne, mit leiser Stimme, vor sich hingesprochen:

»Siehest du nicht, wie schön von Gestalt, wie schimmernd Achilleus? —

Dennoch harret auch seiner der Tod und das dunkle Verhängnis,

Wenn auch ihm in des Kampfes Gewühl das Leben entschwindet,

Ob ihn ein Pfeil von der Sehne dahinstreckt oder ein Wurfspeer.

Doch mir sei dann vergönnt, in die Schatten zu tauchen des Todes.«

Dann zog sie ruhig, langsam, ohne Hast, den Dolch aus seinem Gürtel, und mit den Worten: »Hier, strenger Christengott, nimm meine Seele hin! So lös’ ich das Gelübde«, stieß sich die Römerin den scharfen Stahl ins Herz.

Cassiodor, ein kleines Kreuz von geweihtem Zedernholz in der Hand, schritt betend, tief erschüttert — Tränen rieselten über das ehrwürdige Antlitz in den weißen Bart — von einer der drei Leichen zu der andern.

Und leise stimmten die frommen Frauen des Klosters, die Valeria begleitet hatten, zu feierlicher, einfacher Weise den Choral an:

 
Vis ac splendor seculorum,
Belli laus et flos amorum
Labefacta mox marcescunt: — —
Dei laus et gratia sine
Aevi termino vel fine
In eternum perflorescunt.
(Bald in Asche muß vergehen,
Was wir stark, was lieblich sehen,
Aller Stolz und Schmuck der Zeit: — —
Gottes Gnade sonder Wanken,
Gottes Liebe sonder Schranken
Walten fort in Ewigkeit.)
 

Allmählich hatte sich der Hain mit Kriegern gefüllt, die den Führern, darunter den Grafen Wisand und Markja, vermöge der Waffenruhe unbehindert, gefolgt waren.

Schweigend hatte Teja des weinenden Adalgoth Bericht mit angehört. Nun trat er an des Königs Leiche dicht heran.

Schweigend, ohne Träne, legte er die gepanzerte Rechte auf des Königs Wunde, beugte sich über ihn und flüsterte dem Toten zu: »Ich will’s vollenden.«

Dann trat er zurück unter einen hochragenden Baum, der sich über einem vergessenen Grabhügel erhob, und sprach zu der kleinen Schar, die ehrfurchtsvoll, schicksalergriffen, schweigend, diese Stätte des Todes umgab:

»Gotische Männer: die Schlacht ist verloren. Und das Reich dazu. Wer unter euch zu Narses gehen, sich dem Kaiser unterwerfen will — ich halte keinen. Ich aber bin gewillt, fortzukämpfen bis ans Ende. Nicht um den Sieg: um freien Heldentod. Wer den mit mir teilen will, der bleibe. Ihr alle wollt es? Alle? Gut.«

Da fiel Hildebrand ein: »Der König ist gefallen. Die Goten können nicht, auch um zu sterben nicht, kämpfen ohne König. Athalarich: — Witichis: — Totila: — nur einer kann der vierte sein, der dieser edeln Dreizahl folgen darf — du Teja, unser größter Held.«

»Ja«, sprach Teja, »ich will euer König sein. Nicht freudig leben, nur herrlich sterben sollt ihr unter mir. Still! Kein froher Ruf — kein Waffenlärm begrüße mich. Wer mich zum König will — der tue mir nach.«

Und er brach von dem Baum, unter dem er stand, einen schmalen Zweig und wand ihn um den Helm.

Und schweigend folgten alle seinem Beispiel.

Adalgoth, der ihm zunächst stand, flüsterte ihm zu: »O König Teja! Es sind Zypressenzweige —: geweihte Opfer kränzt man so!«

»Ja, mein Adalgoth, du sprichst Weissagung« — und er schwang das Schwert im Kreis über sein Haupt — »dem Tode geweiht«.

SIEBENTES BUCH: TEJA

»Nun hab’ ich die denkwürdigste Schlacht zu schildern und das hohe Heldentum des Mannes der keinem der Heroen nachsieht: — des Teja.«

Prokop, Gotenkrieg IV. 35

ERSTES KAPITEL

Und rasch vollendeten sich nun des Gotenvolkes Geschicke. Der rollende Stein rollte dem Abgrund zu. —

Als Narses die Besinnung wiedergefunden und das inzwischen Beschlossene und Geschehene erfahren, befahl er sofort, Liberius zu verhaften und zur Verantwortung nach Byzanz zu schicken.

»Ich will nicht sagen«, sprach er zu seinem Vertrauten, Basiliskos, »daß er die falsche Entscheidung getroffen.

Ich selbst hätte sie nicht anders getroffen. Aber aus andern Gründen. Er hat vor allem seinen Freund und dann auch jene Zehntausend retten wollen. Das war ein Fehler: man mußte sie opfern, wenn man Liberius war. Denn Liberius übersah nicht die Lage des Kriegs.

Liberius wußte nicht, wie Narses es weiß, daß, nach dieser Schlacht, das Gotenreich verloren ist — ob es schon hier bei Taginä oder etwa erst bei Neapolis vollends vernichtet wird, ist gleich: und nur deshalb konnte, mußte man jene Zehntausend retten.«

»Bei Neapolis? Aber warum nicht bei Rom? Gedenkst du der furchtbaren Wälle des Präfekten nicht? Warum werden sich die Goten nicht nach Rom werfen zu mondenlangem Widerstand?«

»Warum? Weil... weil es mit Rom eine eigene Bewandtnis hat — aber das wissen sowenig die Goten wie Liberius.

Und das darf noch lange nicht wissen — Cethegus. Also schweige. Wo ist der Stadtpräfekt von Rom?«

»Vorausgeeilt, um sofort, nach Ablauf des Waffenstillstandes, als der erste, die Verfolgung zu leiten.«

»Du hast doch gesorgt —?«

»Zweifle nicht! Er wollte mit seinen Isauriern allein aufbrechen: ich — d. h. Liberius auf meinen Rat — hab’ ihm Alboin und die Langobarden beigegeben, und du weißt...«

»Ja«, lächelte Narses, »meine Wölfe lassen ihn nicht aus den Augen.«

»Aber wie lange noch soll er —?«

»Solang ich ihn brauche. Nicht eine Stunde länger.

Also der junge königliche Wundertäter liegt auf seinem Schild? Nun mag Justinianus sich mit Recht ‘Goticus’ nennen und wieder ruhig schlafen. Aber freilich, der schläft wohl nie mehr ruhig — der enttäuschte Witwer Theodoras.«

Die beiden Führer Teja und Narses hatten also das gleiche Urteil über das Gotenreich.

Es war verloren.

Bei Caprä und Taginä war die Blüte des Fußvolks gefallen, fünfundzwanzig Tausendschaften hatte Totila hier aufgestellt: nicht eine volle derselben ward gerettet, auch die beiden Flügel hatten Verluste gehabt, so waren es kaum zwanzig Tausendschaften, mit welchen König Teja eilig, zunächst auf der flaminischen Straße, nach Süden abzog.

Ihn mahnte zum Aufbruch auch der Hilferuf des kleinen Heeres von Herzog Guntharis und Graf Grippa, das von der zwiefachen Übermacht der zwischen Rom und Neapolis unter Armatus und Dorotheos gelandeten Byzantiner bedrängt war.

Und ihn zwang zur Eile die furchtbare Verfolgung, mit welcher Narses, nach Ablauf des Waffenstillstandes, gemäß seinem schrecklichen System der »wandelnden Mauer« drängte. Während die Langobarden und Cethegus rastlos nachsetzten, langsam gefolgt von Narses, breitete dieser nach links und rechts zwei furchtbare Flügel aus, die im Südwesten über das suburbicarische Tuscien hinaus bis an das tyrrhenische Meer, im Nordosten durch das Picenum bis an den jonischen Meerbusen langten und, wie sie von Norden nach Süden und von Westen nach Osten vordrangen, alles gotische Leben hinter sich ausgelöscht zurückließen.

Wesentlich erleichtert wurde dies Verfahren durch den nun ganz allgemeinen Abfall der Italier von der verlorenen gotischen Sache: der milde König, der sie dereinst gewonnen, war ersetzt worden durch einen düsteren Helden gefürchteten Namens; nicht Neigung zu dem Regiment von Byzanz, aber Furcht vor des Narses und des Kaisers Strenge, die jeden Italier, der es noch mit den Barbaren hielt, mit dem Tode bedrohten, zog rasch die Schwankenden herüber. Die Italier, die noch in König Tejas Heere dienten, verließen ihn und eilten zu Narses.

Noch viel häufiger als vor der Schlacht von Taginä wurden jetzt die Fälle, in welchen gotische Siedlungen von ihren italischen Nachbarn, oft von dem Hospes, der ein Drittel seines Gutes dem Goten hatte abtreten müssen, den »Romäern« verraten oder, wo die Italier in großer Überzahl waren, von diesen selbst ausgemordet, gefangen an die beiden Flotten des Narses, die »tyrrhenische« und die »jonische«, abgeliefert wurden, die langsam im tyrrhenischen und im jonischen Meer an der Küste hinfuhren, den Vormarsch der Landheere begleitend und alle gefangenen Goten, Männer, Weiber und Kinder, mit sich schleppend.

Die Burgen und Städte, schwach besetzt, denn Totila hatte sein kleines Heer durch deren herangezogene Mannschaften verstärken müssen, fielen meist durch die Bevölkerung, die, wie nach Totilas Erhebung die kaiserlichen, so nun die gotischen Besatzungen überwältigten; so im späteren Verlauf des Krieges Naria, Spoletium, Perusium; — die wenigen, die widerstanden, wurden eingeschlossen.

So glich Narses einem gewaltigen Manne, der mit ausgebreiteten Armen durch einen engen Gang schreitet und alles, was sich hier bergen wollte, vor sich her schiebt; oder einem Fischer, der mit dem sperrenden Sacknetz bachaufwärts watet, hinter ihm bleibt kein Leben mehr.

Geängstet flüchteten alle Goten, die sich noch retten konnten, mit Weib und Kind vor der »eisernen Walze« des Narses, wenn sie heranrollte, von allen Seiten nach dem Heere des Königs, das bald eine größere Zahl von Unwehrfähigen als von Kriegern in seinem wandernden Lager barg.

Wieder waren die Ostgoten auf der »Völkerwanderung« begriffen, wie vor hundert Jahren; aber hinter ihnen nahte jetzt das eherne Netz des Narses, vor ihnen und der immer schmaler zulaufenden Halbinsel lag das Meer — und keine Schiffe zu rettender Flucht.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
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