Sadece LitRes`te okuyun

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Ein Kampf um Rom», sayfa 79

Yazı tipi:

»Ich glaub’ es auch«, sprach Cethegus finster. »Aber was sprachen sie von Rom?« — »Alboin fragte nach einem Führer, dessen Namen ich nie gehört.« — »Megas?« rief Cethegus.

»Ja, Megas! so hieß er — woher weißt du... —!«

»Gleichviel! Fahre fort! Was ist’ mit diesem Megas?«

»Alboin fragte, wie lange wohl schon Megas in Rom sei? — ‘Jedenfalls’, antwortete Narses, ‘frühe genug für die römischen Tribunen und die Isaurier.’«

Da stöhnte Cethegus laut und schmerzlich aus tiefster Brust.

»’Aber die Bürger Roms?’ forschte Scävola, ‘sie vergötterten diesen Tyrannen und seine jungen Ritter!’ — ‘Ja ehemals: jetzt aber hassen und fürchten sie nichts so sehr als den Mann, der sie mit Gewalt wieder zu Römern, zu Helden machen wollte.’ — ‘Aber wenn sie ihn doch wieder aufnehmen wollten? Allbezwingend ist seines Namens Gewalt!’ fragte furchtsam Albinus.

‘Fünfundzwanzigtausend Armenier im Kapitol und im Grabmal Hadrians halten die Römer noch strenger gebunden... —’«

Da schlug sich Cethegus die linke Hand grimmig vor die Stirn.

»’Noch strenger gebunden als Papst Pelagius und ihr Vertrag und Eid.’ — ‘Ihr Vertrag und Eid?’ forschte Scävola. ‘Ja, ihr Vertrag und Eid! Sie haben geschworen: ihre Stadt nur dem Präfekten von Rom zu öffnen.’ ‘Nun und?’ rief Anicius. — ‘Nun und: sie wissen und wußten damals schon: daß seit drei Monaten der Präfekt von Rom heißt — Narses! Mir, nicht ihm haben sie geschworen!« Da warf sich Cethegus schweigend auf das Lager und verhüllte sein Haupt in seinem purpurgesäumten Mantel. Keine laute Klage entrang sich mehr der gewaltigen Brust.

»O mein teurer Herr — er wird dich töten! — Aber ich bin noch nicht zu Ende — du mußt alles wissen — auf daß dich Verzweiflung zum Äußersten kräftigt: wie der umstellte Löwe mehr als Löwenkraft gewinnt.«

Cethegus erhob sich wieder. »Vollende«, sprach er. »Was ich noch zu hören habe, ist gleichgültig: es kann nur mich, nicht mehr Rom angehn.«

»Aber dich geht es furchtbar an! — ‘Gestern’, fuhr Narses fort — nach einigen Reden, die das Wellengeräusch mir entzog, ‘gleichzeitig mit der langerwarteten Nachricht... — aus Rom... —’« — »Welche Nachricht?« fragte Cethegus.

»Das sagte er nicht. — ‘Gleichzeitig brachte Zenon mir die Weisung, das versiegelte Schreiben des Kaisers zu öffnen: denn mit Recht nimmt dieser nach meinem letzten Bericht an, daß den Untergang der Goten jeder Tag heraufführen kann. Ich öffnete und’ — o Herr — es ist schrecklich... —«

»Rede!«

»’Des großen Justinians ganze Kleinheit spricht daraus’, sprach Narses. ‘Er würde ihm, glaub’ ich, viel leichter verzeihn, daß er den Kaiser der Gerechtigkeit fast dahin verleitet, den allgetreuen Belisar zu blenden, als Justinianus ihm verzeiht, mit Theodora im Bunde, als Verführer Theodoras!’ — ein furchtbarer Anachron...’ mehr verstand ich nicht —« »Anachronismus!« sagte Cethegus, ruhig verbessernd.

— »’Den Kaiser hintergangen, überlistet zu haben. Das Los, das er Belisar um ein Haar bereitet hätte, soll ihn selbst treffen... — Blendung.’«

»Wirklich?« lächelte Cethegus. Doch er griff an den Dolch.

»’Und jene Strafe, die er, gotteslästerlich Christi Tod entweihend und Kaiser Constantins Gesetz verletzend, in seinem Rom wieder eingeführt... —’ — Was kann er damit meinen?« forschte Syphax bang.

»Kreuzigung!« antwortete Cethegus, den Dolch wieder bergend. »O Herr!« — »Gemach, noch hang’ ich nicht in der Luft: noch schreite ich fest auf der heldennährenden Erde. Vollende.«

»’Ich aber bin’, fuhr Narses fort, ‘der Feldherr und nicht der Folterknecht Justinians: und er wird sich wohl begnügen müssen, wenn ich des tapfern Mannes Haupt nach Byzanz schicke.’ Aber o nur das nicht — nur das nicht, Herr! wenn wir sterben müssen.«

»Wir?« lächelte Cethegus, wieder ganz gesammelt. »Du hast nicht mit Theodora den großen Kaiser der Romäer überlistet. Dir droht nicht Gefahr.« Aber Syphax fuhr fort:

»Weißt du’s denn nicht? O zweifle nur daran nicht: — ganz Afrika weiß es — fehlt der Leiche das Haupt, muß die Seele als unrein niedres Gewürm ohne Kopf äonenlang durch Schlamm und Kot schleichen. O nur nicht dein Haupt vom Rumpfe getrennt!«

»Noch ruht es fest auf diesem Nacken, wie auf dem Atlas das Himmelsgewölbe. Still — man kommt.«

Der Isaurier, den er an Narses gesendet, brachte die versiegelte Antwort: »An Cethegus Cäsarius Narses, Magister militum. Deinem Wunsch, nach Rom aufzubrechen, steht auch heute nichts im Wege.« — »Ich begreife jetzt«, sprach Cethegus.

»Die Lagerwachen haben Befehl, dich abreiten zu lassen. Doch geb’ ich dir, falls du auf der Abreise beharrst, tausend Langobarden, unter Alboin, zur Bedeckung mit.

Die Straßen sind unsicher durch versprengte Goten.

Da, allem Anschein nach, heute noch oder morgen ein Durchbruchversuch der Goten droht und wiederholt tollkühnes Verlassen der Lager den Verlust von Führern und Truppen herbeigeführt hat, ist niemand mehr ohne meine Erlaubnis das Lager zu überschreiten verstattet und haben alle Wachen, auch die Zeltwachen, meine verlässigen Langobarden bezogen.«

Rasch sprang Cethegus gegen die Türe seines Zeltes und riß sie auf: seine vier Isaurier wurden abgeführt, zwanzig Langobarden unter Autharis zogen vor seinem Zelte auf. »Ich dachte noch an Flucht für heute nacht«, sprach er zu Syphax. »Sie ist abgeschnitten. Und es ist besser so, würdiger.

Lieber den Gotenspeer in die Brust als den Griechenpfeil in den Nacken. Aber Narses ist noch nicht zu Ende: ‘In meinem Zelt magst du vernehmen, welche Maßregeln ich gegen das durch den Ausfall der Barbaren drohende, vielleicht sehr große Blutbad getroffen. Noch aber habe ich eine dir schmerzliche Mitteilung zu machen. Gestern abend über See von Rom einlaufende Nachrichten melden, daß der größte Teil der Isaurier in Rom und deine Tribunen... ‘«

»Ha, mein Licinius, Piso, Julianus!« schrie der Präfekt, aus seiner eisigen, todesverachtenden Ruhe durch heißen Schmerz emporgeschreckt: ‘Getötet worden sind. Sie weigerten, friedlich eingelassen’ — ha, schändlich hineingelockt! — ‘dem Kaiser den Gehorsamseid: sie wollten, gegen den Vertrag, Gewalt brauchen, Lucius Licinius wollte das Kapitol mit Sturm nehmen, Salvius Julianus das Grabmal Hadrians — Piso die Porta latina — sie fielen, jeder vor seinem Angriffsziel: — der Rest der Söldner ist gefangen.’

»Mein zweiter Julius folgt dem ersten nach!« sprach Cethegus. »Nun, ich brauche keinen Erben mehr: — denn Rom wird nicht mein Eigentum und Nachlaß.

Es ist vorbei. — —

Der große Kampf um Rom ist aus.

Und die dumpfe Überzahl, die kleine Pfiffigkeit hat gesiegt, wie über der Goten Schwerter, so über des Cethegus Geist. O Römer — Römer, ‘auch ihr, meine Söhne?’ Ja, meine Bruti seid ihr! —

Syphax, du bist frei. Ich gehe in den Tod —: geh du frei zurück in deine freie Wüste.«

»O Herr«, rief Syphax, laut aufschluchzend und sich auf den Knien vor ihm hinwälzend — »stoß mich nicht von dir: ich bin nicht minder treu als Aspa ihrer Herrin war: — laß mich mit dir sterben.« — »Es sei«, sagte Cethegus ruhig, die Hand auf des Mauren Haupt legend »Ich hab’ dich lieb gehabt — mein Panther —: spring denn mit mir in den Tod. Reiche mir Helm, Schild, Schwert und Speer.« — »Wohin?« — »Erst zu Narses.« — »Und dann?« — »Auf den Vesuvius!«

VIERZEHNTES KAPITEL

Die Absicht König Tejas war gewesen, in der kommenden Nacht mit allen Waffenfähigen, bis auf einige Wächter des Engpasses, sich vom Vesuv herab auf das Lager des Narses zu werfen und in demselben, begünstigt durch das Dunkel und die Überraschung, noch ein furchtbares Blutbad anzurichten: war der Letzte der Ausfallenden erlegen, und drohte nun, etwa bei Tagesanbruch, der Angriff auf den Engpaß, so sollten die Wehrunfähigen, die nicht die Knechtschaft dem Tode vorzogen, durch den Sprung in den nahen Krater des Vesuvs ein freies Grab suchen, wonach auch die Verteidiger des Passes durch Hervorbrechen aus der Schlucht ein rasches Ende machen sollten.

Es hatte den König mit freudigem Stolz erfüllt, daß auch nicht eine Stimme unter den Tausenden von Frauen und Mädchen — denn alle Knaben vom zehnten Jahre an und alle Greise wurden bewaffnet — die entehrende Sklaverei und das Leben statt des Todes im Vesuv gewählt hatte, als Teja den Versammelten in der Wagenburg die Wahl anheimgestellt.

Sein Heldenherz erfreute sich an dem Gedanken, daß sein ganzer Stamm in einer in der Geschichte der Völker unerhörten Tat, in glorreichem Heldentod, wie ein Mann, seine große Vergangenheit ruhmvoll besiegeln wollte. Dieser Verzweiflungsgedanke des tod-grimmen Helden wurde nicht verwirklicht: aber sein brechendes Auge sollte statt jenes grauenhaften Bildes ein helleres, ein versöhnendes schauen.

Narses, immer wachsam und vorsichtig, hatte schon vor Johannes und Cethegus die drohenden Vorbereitungen der Feinde wahrgenommen und den Rat der Feldherrn auf die fünfte Tagesstunde in sein Zelt berufen, seine Gegenmaßregeln zu erfahren.

Es war ein wunderbarer, goldner September: voll Schimmer des Lichts und Schimmer des Dufts über Land und Meer: wie er in solcher strahlenden Schönheit auch in Italien nur über den Golf von Bajä sich ergießt. In den lichtgesättigten Himmel stieg spielend die weiße Kräuselwolke des Vesuvs: Mit rhythmischem Anschlag rollten die letzten, leisen Meereswellen, wie huldigend, an das wunderschöne Land.

Da schritt hart an dem Saume der Flut hin, so daß die rollenden Wellen manchmal seine gepanzerten Füße berührten, langsam, den Speer über der Schulter, von dem linken Lagerflügel her, einsam ein gewaltiger Mann. Die Sonne glitzerte auf seinem runden Schild, auf dem prachtvollen Panzer: der Seewind spielte in seinem purpurnen Helmbusch.

Es war Cethegus: und er schritt auf dem Todesweg.

Nur von weitem folgte ihm, ehrfürchtig, der Maure.

Angelangt an einem schmalen Vorsprung des Küstensandes in den Golf hinein, ging er bis an die äußerste Spitze dieser kleinen Landzunge, wandte sich und blickte nach Nordwesten. Dort lag Rom: sein Rom.

»Lebt wohl«, sprach er tief bewegt, »lebt wohl, ihr sieben Hügel der Unsterblichkeit. Leb’ wohl, Tiberstrom, der du den ehrwürdigen Schutt der Jahrhunderte dahin spülst: zweimal hast du mein Blut getrunken, zweimal mich gerettet. Nun rettest du mich nicht mehr, befreundeter Flußgott! Gerungen hab’ ich und gekämpft um dich, mein Rom, wie keiner, wie selbst Cäsar nicht, vor mir.

Die Schlacht ist aus: geschlagen ist der Feldherr ohne Heer. Ja, ich erkenne es nun: alles kann der gewaltige Geist des einzelnen ersetzen, nur nicht ein fehlend Volk.

Sich selbst jung erhalten kann der Geist, nicht andre verjüngen. Ich habe das Unmögliche gewollt. Aber das Mögliche erreichen ist — gewöhnlich. Und spränge mir noch einmal aus meines zertrümmerten Cäsar Marmorhaupt der große Gedanke entgegen dieses Kampfes um Rom: — gepanzert, wie Athene aus dem Haupte des Zeus — — ich kämpfte ihn noch einmal, diesen Kampf. Denn besser ist’s, um das Übermenschliche ringend erliegen, als in der dumpfen Ergebung unter das Gemeine dahingehn.

Du aber sei mir gesegnet« — und er kniete nieder und netzte die heiße Stirn unter dem ehernen Helm mit der salzigen Flut — »du aber sei mir gesegnet, Ausonias heilige Meerflut: sei mir gesegnet, Italias heiliger Boden« — und er griff mit der Hand tief in den Sand der Küste: »Dankbar scheidet von dir dein treuester Sohn —: erschüttert, nicht von dem Grauen des nahenden Todes, erschüttert allein von deiner Herrlichkeit. Lange Jahrhunderte ahn’ ich für dich drückender Fremdherrschaft. Ich habe sie nicht von dir zu wenden vermocht: aber mein Herzblut bring’ ich als Wunschopfer dar. Ist der Lorbeer deiner Weltherrschaft verdorrt für immer — dir lebe fort, unzertretbar, still grünend unter dem Staube, die Olive des Freiheitssinns und deines Volkes edle Eigenart. Und einst leuchte der Tag dir herauf, mein Rom, mein italisches Land, da kein Fremder mehr herrscht auf deinem geheiligten Boden, da du allein dir selber gehörst von den heiligen Alpen zum heiligen Meer.«

Und ruhig erhob er sich nun und schritt, rascheren Ganges, nach dem Mittellager und dem Feldherrnzelt des Narses.

Beim Eintreten fand er die Heerführer alle versammelt, und Narses rief ihm freundlich entgegen: »Zur guten Stunde kommst du, Cethegus. Zwölf meiner Feldherren, die ich auf einem Bund der Tollheit ertappt, wie sie etwa die Barbaren, aber nicht Schüler des Narses, begehen möchten, haben sich zur Entschuldigung auf dich berufen: es könne keine Tollheit sein, woran sich der geistesgewaltige Cethegus selbst beteilige. Sprich, bist du wirklich jenem Waffenbund gegen Teja beigetreten?«

»Ich bin’s, und ich gehe gerad’ von hier — laß mir den Vortritt, Johannes, ohne Losung — auf den Vesuv. Die Wachtstunde des Königs naht.«

»Das gefällt mir von dir, Cethegus.«

»Danke: es spart dir wohl manche Mühe, Präfekt von Rom«, erwiderte Cethegus.

Eine Bewegung der höchsten Überraschung ging durch alle Anwesenden: denn auch die Eingeweihten staunten über seine Kenntnis der Lage.

Nur Narses blieb ruhig: leise sagte er zu Basiliskos: »Er weiß alles. Und das ist gut.«

»Nicht meine Schuld, Cethegus, daß ich dir nicht früher deine Ersetzung durch mich mitgeteilt: der Kaiser hatte es streng verboten. Ich lobe deinen Entschluß, Cethegus. — Denn er stimmt zu meinen besten Absichten. — Die Barbaren sollen nicht das Vergnügen haben, heute nacht nochmal eine Myriade unserer Leute zu schlachten. Wir rücken sofort mit allen unsern Truppen, auch den beiden Flügeln, bis auf Speerwurfweite vor den Engpaß: sie sollen nicht Raum zum Anlauf gewinnen: und ihr erster Schritt aus der Mündung der Schlucht soll sie in unsre Lanzen führen. Ich habe auch nichts dagegen, Cethegus, wenn Freiwillige jenen König der Schrecken bestehen —: mit seinem Tode, hoff’ ich, löst sich der Barbaren Widerstand.

Nur eins macht mich besorgt. Ich habe die ‘jonische Flotte’ längst hierher beschieden, — ich hatte die Entscheidung einige Tage früher erwartet — und sie bleibt aus. Sie soll mir die gefangenen Barbaren sofort aufnehmen und nach Byzanz schaffen. Kam noch der Schnellsegler nicht zurück, Nauarch Konon, den ich auf Kundschaft durch die Meerenge von Regium geschickt?«

»Nein, Feldherr! So wenig als ein zweites Eilschiff, das ich selber nachgesandt.«

»Sollte der letzte Sturm die Flotte geschädigt haben?«

»Unmöglich, Feldherr, er war nicht stark genug. Und sie lag ja, nach letzter Botschaft, sicher vor Anker im Hafen von Brundisium.« — »Nun, wir können nicht auf die Schiffe warten. Vorwärts, meine Feldherren, wir brechen alle, ich selber mit, sofort gegen den Engpaß auf. Leb’ wohl, Cethegus! Laß dich die Entsetzung nicht anfechten. Ich besorge, es würde dir nach der Beendung des Krieges manch lästiger Prozeß drohen. Du hast viele Feinde: mit Recht und mit Unrecht. Böse Wahrzeichen drohen dir ringsumher. Aber ich weiß, du hast von jeher nur ein Wahrzeichen geehrt: ‘Ein Wahrzeichen nur gilt:’ —«

»’Für die Heimat kämpfend zu fallen.’ Nur noch eine Gunst: verstatte mir — meine Isaurier und Tribunen ruhen ja in Rom — die Italier und Römer in deinem Heer, die du unter alle deine Scharen verteilt hast, um mich zu sammeln und sie gegen die Barbaren zu führen«

Einen Augenblick besann sich Narses. »Gut, sammle sie und führe sie! — Zum Tode«, sagte er leise zu Basiliskos. »Es sind höchstens fünfzehnhundert Mann — ich gönne ihm die Freude, an der Spitze seiner Landsleute zu fallen — und sie hinter ihm! Leb’ wohl, Cethegus.«

Stumm, mit dem erhobenen Speer ihn grüßend, schritt Cethegus hinaus.

»Hm«, sagte Narses zu Alboin, »— schau’ ihm nur ernsthaft nach, Langobarde. Da geht ein merkwürdiges Stück Weltgeschichte dahin. Weißt du, wer da hinausschritt?«

»Ein großer Feind seiner Feinde«, sagte Alboin ernst.

»Ja, Wölflein, schau’ dir ihn nochmal an: da geht zu sterben —: der letzte Römer!« — —

Als alle Heerführer bis auf Basiliskos und Alboin Narses verlassen hatten, eilten aus dem durch Vorhänge abgesperrten Abschluß des Zeltes Anicius, Scävola und Albinus, noch in langobardischer Kleidung, mit bestürzten Mienen. »Wie?« rief Scävola, »du willst dem Richter diesen Mann entziehen?« — »Und dem Henker«, sprach Albinus, »seinen Leib? und seinen Anklägern sein Vermögen?« Anicius nur schwieg und ballte die Faust um den Schwertgriff.

»Feldherr«, rief Alboin, »laß die zwei Schreier meines Volkes Kleidung von sich legen. Mich ekelt dieser Kläffer.«

»Du hast nicht unrecht, Wölflein! —— Ihr braucht euch nicht mehr zu vermummen«, sprach Narses. »Ich bedarf euer nicht mehr als Ankläger.

Cethegus ist gerichtet: das Urteil vollstrecken wird — König Teja. Ihr aber, Rabenschnäbel, sollt nicht noch einhacken auf den toten Helden.«

»Und Kaiser Justinians Befehl?« trotzte hartnäckig Scävola.

»Tote Männer kann auch Justinianus nicht blenden und kreuzigen lassen. Wenn Cethegus Cäsarius gefallen, kann ich ihn nicht wieder aufwecken, für des Kaisers Grausamkeit. Von seinem Gold aber, Albinus, erhältst du keinen Solidus: und du, Scävola, von seinem Blute keinen Tropfen. Sein Gold ist dem Kaiser, sein Blut den Goten, sein Name der Unsterblichkeit verfallen.«

»Den Tod des Helden gönnst du diesem Bösewicht?« grollte jetzt Anicius.

»Ja, Sohn des Boëthius: denn er hat ihn verdient.

Du aber hast ein tüchtig Recht auf Rache an ihm: — du wirst dem Gefallenen das Haupt abschlagen und nach Byzanz dem Kaiser bringen! Hört ihr die Tuba? Das Gefecht begann!«

C ganze Heer des Narses gegen die Mündung des Engpasses in Bewegung sah, sprach er zu seinen Helden: »Wohlan: so schaut denn statt der Sterne die Mittagssonne den letzten Kampf der Goten. Das ist die einzige Änderung unsres Entschlusses.« Er stellte eine Anzahl von Kriegern vor der Lavahöhle auf, wies ihnen die Leiche Theoderichs, auf purpurner Bahre aufgerichtet, und den Königshort und trug ihnen auf, während der Kampf um den Engpaß toben würde, die Purpurbahre und die Truhen in den Vesuv zu schleudern auf Adalgoths Wink, dem er mit Wachis die letzte Obhut des Passes anbefahl.

Die Unwehrhaften drängten sich um die Lavahöhle zusammen —: man sah keine Träne, man hörte kein Schluchzen. Die Krieger aber ordnete Teja nach Hundertschaften, und innerhalb derselben nach den Sippen, so daß Väter und Söhne, Brüder und Vettern nebeneinander fochten: ein Gefüge der Schlachthaufen, dessen grimmige Zähigkeit die römischen Legionen seit den Tagen der Kimbern und Teutonen, des Ariovist und des Armin erprobt. Die natürliche Beschaffenheit des letzten Schlachtfeldes der Goten wies von selbst auf die alte, von Odin gelehrte Schlachtordnung zum Angriff aus dem Engpaß: dem Keil.

Die tiefen, dichten Kolonnen der Byzantiner standen nun, wohl gegliedert, staffelförmig von dem Meeresufer an bis auf Speerwurfweite vor des Passes Mündung hintereinander aufgestellt: — ein prachtvoll schöner, aber furchtbarer Anblick. Die Sonne glänzte auf ihren Waffen, indes die Goten im Schatten der Felsen standen. Weit über die Lanzen und Feldzeichen der Feinde hinweg blickten die Germanen bis in das lachende, schimmernde Meer, das in wonnigem Lichtblau strahlte.

König Teja stand neben Adalgoth, der das Banner Theoderichs trug, in der Mündung des Passes. Der Dichter regte sich in dem Heldenkönig.

»Sieh hin«, sprach er zu seinem Liebling, »wo könnten wir schöner sterben? Nicht im Himmel der Christen, nicht in Meister Hildebrands Asgardh oder Breidablick kann es schöner sein. Auf, Adalgoth, laß uns hier sterben, unsres Volkes und dieser schönen Todesstätte wert.«

Und er warf den Purpurmantel zurück, den er über der schwarzen Erzrüstung getragen, nahm die kleine Harfe in den linken Arm und sang mit leiser verhaltener Stimme:

 
»Vom fernsten Nord bis vor Byzanz,
Bis Rom — welch Siegeswallen!
Der Goten Stern stieg auf in Glanz: —
In Glanz auch soll er fallen.
Die Schwerter hoch um letzten Ruhm
Mit letzter Kraft zu werben: —
Fahr wohl, du stolzes Heldentum:
Auf, Goten, — laßt uns sterben!«
 

Und mit kräftigem Schlag zerschmetterte er die im Tode noch hellaufklingende Harfe an dem Fels zu seiner Linken.

»Nun, Adalgoth, leb’ wohl! Hätt’ ich die Reste meines Volkes retten können! Nicht hier! Aber mit freiem Abzug gen Norden!

Es sollte nicht sein. Narses würd’s kaum gewähren. Und die letzten Goten bitten nicht. Zum Tod!«

Und die mächtige Streitaxt an lanzengleichem Schaft erhebend, die gefürchtete Waffe, trat er an die Spitze des Keils. Hinter ihm Aligern, sein Vetter, und der alte Hildebrand. Hinter diesen Herzog Guntharis von Tuscien, der Wölsung, Graf Grippa von Ravenna und Graf Wisand von Volsinii, der Bandalarius. Hinter diesen Wisands Bruder: Ragnaris von Tarentum, und vier Grafen, dessen Gesippen. Darauf in steigender Breite, je sechs, acht, zehn Goten.

Den Schluß bildeten dichte Haufen, je nach Zehnschaften geordnet.

Wachis, neben Adalgoth in dem Engpaß haltend, gab, auf des Königs Wink, das Zeichen mit dem gotischen Heerhorn. Und nun brach die Sturmschar ausfallend aus der Schlucht.

Auf der nächsten breiteren Stelle vor dem Paß hielten die mit Johannes verbündeten Helden: nur Alboin, Gisulf und Cethegus fehlten noch. Hinter jenen zehn Führern standen zunächst Langobarden und Heruler, die sofort einen Hagel von Speeren und Pfeilen auf die vorbrechenden Goten schleuderten.

Zuerst sprang gegen den König, den die Zackenkrone auf dem schwarzen, geschlossenen Helm kenntlich machte, Althias, der Armenier. Sofort fiel er mit zerspaltenem Haupt.

Der zweite war der Heruler Rudolf. Er rannte den Speer mit beiden Händen, links gefällt, wider Teja. Dieser fing den Stoß unerschüttert mit dem schmalen Schild und stieß dem von dem Anprall Zurücktaumelnden die lanzengleiche Spitze des Schlachtbeils in den Leib.

Ehe er die Waffe aus dem Geschupp des Waffenrocks reißen konnte, waren zugleich Suartua, des gefallenen Herulers Neffe, der Perser Kabades und der Bajuvare Garizo heran. Letzterem, dem kühnsten und nächsten, stieß Teja den Schnabel des Schildes vor die Brust, daß er über den schmalen, glatten Lavasteig zur Rechten hinabstürzte. »Jetzt hilf, o heil’ge Waldfrau von Neapolis!« betete der Lange, dieweil er flog, »die du mir durch all diese Kriegsjahre geholfen«: und wenig geschädigt kam Miriams Bewunderer unten an, nur schwer betäubt vom Fall.

Dem Heruler Suartua, der das Schwert über Tejas Haupt schwang, schlug Aligern, hinzuspringend, den Arm samt dem Schwerte glatt vom Rumpf. Er schrie und fiel. Dem Perser Kabades, welcher den krummen Säbel von unten schlitzend gegen des König Weichen hob, zerschlug der alte Hildebrand mit der Streitaxt Visier, Antlitz und Gehirn.

Teja, seiner Streitaxt wieder mächtig und der nächsten Angreifer ledig, sprang nun selbst zum Ansturm vor. Er warf die Streitaxt im Schwung gegen einen im Eberhelm — Helm mit Haupt und Hauern des Wildebers — heranschreitenden Feind: Epurulf, der Alamanne war’s: er stürzte rücklings. Über ihn beugte sich Vadomar, sein Gesippe, und wollte des Gotenkönigs schreckliche Waffe an sich reißen: aber im Flug war Teja zur Stelle, das kurze Schwert in der Rechten, hoch blitzte es, und Vadomar fiel tot auf seinen toten Freund.

Da rannten zugleich die beiden Franken Chlotachar und Bertchramm, die Francisca, eine Tejas Streitbeil ähnliche Waffe schwingend, herzu: beide Äxte sausten zugleich: die eine fing Teja mit dem Schild auf: die zweite, die hoch im Bogen, sein Haupt bedrohend, heranflog, parierte er mit dem eignen Beil: und rasch stand er zwischen den beiden Feinden, schwang die Axt im Kreise furchtbar um seinen Helm, und auf einen Schwung sanken beide Franken nach links und rechts mit zerspellten Sturmhauben.

Da traf sausend des Königs Schild ein Speer aus nächster Nähe: er durchbohrte den Stahlrand und streifte leicht den Arm. Während Teja sich gegen diesen Feind wandte — der Burgunde Gundobad war’s —, lief ihn von hinten der Gepide Ardarich mit dem Schwerte an und schlug ihm einen schweren Streich auf das Helmdach, im Augenblick aber fiel Ardarich, von Herzog Guntharis’ Wurfspeer durchbohrt. Und den Burgunden Gundobad, der sich grimmig wehrte, drückte der König mit dem Schild erst aufs Knie, er verlor den Helm, und Teja stieß ihm den Schildstachel in die Kehle.

Aber schon standen Taulantius, der Illyrier, und Autharis, der Langobarde, vor ihm. Mit schwerer Keule aus der Wurzel der Steineiche schmetterte der Illyrier auf des Königs Schild und schlug ein Stück des untern Stahlrandes heraus, gleichzeitig traf, dicht über diesem Sprung, des Langobarden Lanzenwurf den Schild und riß den Beschlag um den Schildnabel hinweg, schwer in dem Schilde haftend mit langem Widerhaken und ihn nach unten zerrend. Und Taulantius hob schon die Keule gegen des Königs Visier.

Da entschloß sich Teja kurz: den halbzertrümmerten Schild opfernd, schmetterte er diesen mit dem Stachel in des Illyriers Antlitz, den Schild fahren lassend, und fast gleichzeitig stieß er dem anstürmenden Autharis des Schlachtbeils Spitze durch den Ringpanzer in die Brust.

Aber nun stand der König ohne Schild: und die feindlichen Fernkämpfer verdoppelten ihre Speere und Pfeile. Mit Beil und Schwert nur wehrte Teja den von allen Seiten dicht heransausenden Geschossen. Und ein Hornruf von dem Paß her mahnte ihn, umzuschauen.

Da sah er den größten Teil der von ihm aus der Schlucht geführten Krieger gefallen. Die Ferngeschosse, die zahllosen, hatten sie niedergestreckt; und schon hatte sie, von der Linken einschwenkend, eine starke Schar Langobarden, Perser und Armenier von der Flanke erfaßt und im Nahkampf erreicht. Vom rechts aber sah der König eine Kolonne von Thrakiern, Makedonen und Franken mit gefällten Speeren auf die Wächter am Engpaß andringen, während eine dritte Abteilung, Gepiden, Alamannen, Isaurier und Illyrier ihn selbst und das schwache, noch hinter ihm haltende Häuflein von dem Rückweg nach dem Engpaß abzutrennen versuchte.

Scharf blickte Teja nach dem Engpaß, da verschwand für einen Augenblick das Banner Theoderichs: es schien gefallen. Dies entschied des Königs Entschluß. »Zurück, zum Paß! Rettet Theoderichs Panier!« so rief er den hinter ihm Kämpfenden zu und stürmte zurück, indem er die ihn umgarnende Schar durchbrechen wollte.

Aber dieser war es grimmiger Ernst, denn Johannes führte die Isaurier. »Auf den König!« schrie er. »Laßt ihn nicht durch! Laßt ihn nicht zurück! Speere! Werft!«

Nun war Aligern heran: »Nimm rasch meinen Schild.« Teja ergriff den dargebotenen Büffelschild —: in diesem Augenblick flog des Johannes Wurflanze und hätte des Königs Visier durchbohrt, hob dieser nicht gerade noch den neugewonnenen Schild. »Zurück zum Paß!« rief Teja nochmal und rannte mit solcher Gewalt gegen den anstürmenden Johannes, daß dieser rücklings niederstürzte, die zwei nächsten Isaurier erschlug der König. Und nun eilten Teja, Aligern, Guntharis, Hildebrand, Grippa, Wisand und Ragnaris schleunigst gegen den Paß.

Aber hier tobte bereits der Kampf. Alboin und Gisulf hatten hier gestürmt, und ein schwerer, spitzer Lavablock, von Alboin mit zwei Händen geschleudert, hatte Adalgoth auf den Schenkel getroffen und für einen Augenblick ins Knie gestürzt. Doch schon hatte Wachis das sinkende Banner Theoderichs ergriffen und Adalgoth selbst, sich aufraffend, den eindringenden Langobardenfürsten mit dem Schildstachel aus dem Engpaß gestoßen. Des Königs und seiner umgebenden Helden plötzliche Rückkehr machte den Bedrängten Luft: haufenweise fielen die Langobarden vor den unerwartet im Rücken Angreifenden. Mit Geschrei brachen zugleich die Wächter des Passes hervor, und rasch sprangen und liefen die Langobarden, ihre Führer mit fortreißend, über die Lavaklippen hinab. Aber nicht weit kamen sie. Da nahm sie der Isaurier und Illyrier, der Gepiden und Alamannen starker Schlachthaufe, geführt von Johannes, auf. Dieser hatte, zähneknirschend, sich erhoben, den Helm zurechtgeschoben und war sofort, Kehrt befehlend, gegen den Paß gerückt, den Teja nun erreicht hatte.

»Vorwärts«, befahl er, »hierher zu mir, Alboin, Gisulf, Vitalianus, Zenon, drauf! Laßt sehn, ob dieser König denn wirklich ganz unsterblich ist.«

Teja hatte nun wieder seine alte Vorkämpferstellung, an der Mündung des Passes, eingenommen und lehnte, sich verkühlend, auf seinem Beilschaft.

»Nun, Barbarenkönig, geht’s zum Ende. Bist du wieder in dein Schneckenhaus gekrochen? Komm heraus, oder ich schlag’ dir ein Loch ins Haus! Komm heraus, wenn du ein Mann bist!« So rief Johannes und wog den Wurfspeer. »Gebt mir drei Speere!« sprach Teja und reichte Schild und Axt dem verwundet neben ihm stehenden Adalgoth. »So! Nun, sowie er gefallen, folgt mir.« Und ohne Schild trat er einen Schritt ins Freie, in jeder Hand Speere.

»Willkommen im Freien! Und im Tode!« rief Johannes und warf. Meisterhaft war sein Wurf gezielt, scharf auf des Königs Helmvisier. Aber Teja bog den Kopf zur Rechten, und an der Felswand splitterte die kräftig geschleuderte Eschenlanze.

Sowie Teja mit der Rechten nun seinen ersten Speer entsandte, warf sich Johannes auf das Antlitz: der Speer traf und tötete Zenon hinter ihm. Rasch war Johannes wieder auf den Füßen und schoß, wie der Blitz, auf den König los, den zweiten Speer, den des Königs Rechte entsandte, fing er mit dem Schild. Aber Teja hatte diesmal augenblicklich, nach dem Wurf aus der Rechten, auch aus der gleich geübten Linken eine Lanze geschleudert, und diese, von dem Anrennenden nicht bemerkt, durchbohrte den Schuppenpanzer und die Brust des tapfern Mannes, im Rücken hervordringend. Er fiel.

Da faßte seine Isaurier und Illyrier Entsetzen : denn er galt nach Belisar für den ersten Helden von Byzanz. Sie schrien laut auf, wandten den Rücken und flohen, in wilden Sätzen, ordnungslos, den Berg herabspringend, verfolgt von Teja und seinen Treuen.

Einen Augenblick hielten noch die wieder gesammelten Langobarden. »Komm, Gisulf — beiß die Zähne zusammen — bestehen wir diesen König des Todes«, rief Alboin. — Aber da stand schon Teja zwischen ihnen — hoch blitzte sein schreckliches Beil: durch den Ringpanzer tief in die rechte Schulter gehaun stürzte Alboin und gleich darauf Gisulf mit zerschmettertem Helm. Da war kein Halten mehr: Langobarden, Gepiden, Alamannen, Heruler, Isaurier, Illyrier jagten in blinder Flucht entschart den Berg hinab.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
1270 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre