Kitabı oku: «Hilfe, ich bin nicht prominent!», sayfa 3

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Der österreichische Wohnungsnehmer sagt zu der Person, die ihm an jedem Tag die Hausordnung aufs Neue erklärt, Hausmeister. Meine lieben Freunde aus Deutschland und hier bevorzugt die Mieter aus den neuen Bundesländern, nennen diesen Herrn, es kann aber durchaus auch eine Frau sein, Blockwart. So weit so gut, es sei ihnen gegönnt, nur es bringt keinen wesentlichen Unterschied in die Beschreibung dieses Berufstandes. Ich persönlich bevorzuge drei verschiedene Bezeichnungen für solche Personen und zwar …

Hausmeister, Blockwart, Kerkermeister

Wer in der heutigen Zeit keinen Chef hat, der ihn schikaniert, zur Zeit auch keine Frau, die das dominante Weibchen heraushängen lässt, sein Eigen nennt, der kann jetzt seine masochistischen Neigungen nur noch in einer Mietwohnung mit integriertem Kerkermeister, im Volksmund etwas verschönert Hausmeister oder eben auch Blockwart genannt, ausleben.

Überall auf der Welt, wo die NSA einen Funkschatten vermutet, hat sie ihre zweite Geheimwaffe, den Hausmeister, installiert.

Wichtigste Aufgabe des Hausmeisters ist es, als verlängerter Arm des Hausbesitzers auszuspionieren, wer was, wann und warum in die Mülltonne wirft. Am späten Abend, nachdem er notiert hat, ob das hübsche Fräulein Uschi ihre Gurkenscheiben für die Gesichtsmaske in die Biotonne oder in die Gelbe Tonnen entsorgt hat, lässt er die Roten Schnecken rund um die Biotonne noch wie ein General „habt acht“ stehen und ausrichten, bevor er seinen ersten Spionageeinsatz beendet. Danach schreibt er alle Nichthausbewohner, die vor „seinem Block“ parken auf. Anschließend lauscht er ausgiebig an den verschiedenen Wohnungstüren, um herauszufinden, ob sich seine Mieter den „Musikantenstadel“, den „Trödeltrupp“ oder gar die Sendung „Französisch für Anfänger“ auf Super RTL im Fernsehen hineinziehen. Das notiert er sich dann alles penibel und verwahrt es in seinem Stahltresor auf, um es bei passender Gelegenheit gegen seine renitenten Mieter oder auch die Anrainer zu verwenden. Er verrichtet also im Dienste seiner Eigenschaft als Kerkermeister von oft über 100 Zellen, vom Hauseigentümer großzügig auch Wohnungen genannt, eine sehr verantwortungsirrelevante Aufgabe.

Ein Detektiv mit beschränktem Wirkungskreis eben, was allerdings seinem genauso stark eingeengten Auffassungsvermögen doch wieder sehr entgegen kommt. Zusätzlich recherchiert er, auf welch perfide Weise man ein altes Ehepaar aus der viel zu billigen Wohnung hinaus ekeln könnte, um diese dann an eine junge Familie mit unverschämt erhöhter Miete wieder weiterzuvermieten. Dazu benutzt er allerhand raffinierte Methoden. Er schickt zum Beispiel seine Frau mit einem selbstgebackenen Kuchen zu jenem Paar auf Besuch. Wenn sie das ohne Krankenhausaufenthalt überstehen, setzt er für ein paar Tage den Lift außer Betrieb und bohnert zweimal am Tag das Treppenhaus. Sollte auch das nicht zum gewünschten Erfolg führen, vergiftet er die Katze und entführt den Hund. Danach verteilt er im Namen der Organisation „Schach dem Herztod“ Flugzettel mit blau angelaufenen, atemlosen Seniorengesichtern und schreibt den alten Leutchen zwingend die Teilnahme am 30-minütigen Frühsport vor. Wenn auch diese Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt zeigen, hängt er ein Bild seiner Schwiegermutter im Stiegenhaus auf und beleuchtet es bei Nacht. Der zusätzlich angebrachte Bewegungssensor lässt dann das Bild beim Vorbeigehen mit den Wimpern klimpern und Lieder von Heino singen, die noch hässlicher klingen als das Bild an der Wand auf die Passanten herabschaut. Sogar der Hausmeister selbst traut sich ab jetzt bei Nacht nicht mehr ins Stiegenhaus. Er resigniert, ruft seinen Hausherrn und Arbeitgeber an und bietet ihm seine Hausmeisterwohnung für die neuen Mieter an. Anschließend verleiht er seine Frau samt Hund an die Wach- und Schließgesellschaft und fährt auf die Malediven auf Erholungsurlaub.

Leider geht nicht jedes Mal die Geschichte letzten Endes so angenehm für die Mieter aus. Manchen wurden schon das Wasser, das Gas und der Strom abgedreht.

In Wien hat man, und das ist jetzt kein Scherz, aus Deutschland importierte Punks in so ein Haus einquartiert, um die Mieter hinaus zu ekeln. Der Schuss ging leider nach hinten los. Diese verbrüderten sich mit den Hausbewohnern. Es waren, sage und schreibe 1.700 Polizisten einer Spezialeinheit nötig, um diese 40 Berufschaoten nach zwei Jahren massiven Widerstand wieder los zu werden.

Das war jetzt die schlechte Seite des Hausmeisters oder in diesem Fall besser treffender als Scherge oder Kerkermeister bezeichnet. Jetzt zum guten Nebeneffekt: Wer sich halbwegs gut mit der Hausmeistersgattin stellt, hat einige Vorteile. Er spart sich das Abonnieren der Kronenzeitung oder für meine deutschen Freunde, das der Bild Zeitung. Er braucht auch nicht mehr „Österreich Heute“ oder „Hessen in 15 Minuten“ schauen, da gibt es nichts, was er nicht schon längst vom Hausmeisterweibchen erfahren hätte. Er ist sozusagen auch im Stiegenhaus online. Und nicht nur von der großen weiten Welt erfährt er alles. Nein, auch von der hübschen alleinstehenden Nachbarin (Sie wissen es schon, die Uschi) und den vielen jungen Männern, die regelmäßig zu ihr auf Besuch kommen. Die natürliche, angeborene Neugier der Weiblichkeit bekommt in ihrer Funktion als Hausmeisterin sozusagen eine Abhörlizenz. Wenn aber die Informationen über das Sexualleben dieser hübschen Mieterin auf einmal schlagartig verstummen, dann hat mit Sicherheit Frau Hausmeisterin, Herrn Hausmeister in flagranti mit ihr erwischt. Wir sehen, Hausmeisterinnen bringen nicht nur bei Senioren, die in den Gulag abgeschoben werden sollen, einen Kuchen vorbei. Das hat aber weniger mit Nächstenliebe als mit verdeckter Ermittlung zu tun. Vielleicht wollen sie auch nur ein paar neue Tipps zur Wiederbelebung ihres in die Garage gefahrenen Sexuallebens abkupfern. Doch was lernen wir daraus: Hausmeister wiederum kümmern sich bei hübschen Wohnungsnehmerinnen am liebsten um Dinge wie einen tropfenden Hahn, ihren eigenen Pipihahn nicht ausgenommen.

Mein Freund Herbert ist auch schon einmal das Opfer eines solchen Hauscasanovas geworden. Er hat ihm vertrauensselig wie er ist erzählt, er habe beim Fräulein Uschi die Steckdose repariert. Irgendwie muss der eifersüchtige Hausmeister das in den falschen Hals bekommen haben. Dem armen Herbert hat seine uneigennützige Tat leider kein bisschen Dank, aber ein stattliches blaues Auge eingebracht.

Wir notieren:

Wer sich keine eigene Straßenkreuzung leisten kann, um sich auf dieser als Verkehrsdirigent wichtig zu machen, als Folterknecht keine Stelle findet, aber im Schleimen und Kriechen schon immer ein Ass war, der braucht nur noch eine Hausmeisterwohnung und einen grauen Arbeitsmantel, um glücklich zu werden.

Fernsehtiger I

Jeder Mann weiß sofort, was die Maße 98/​66/​98 cm bedeuten. Es handelt sich hier um die durchschnittlichen Attribute einer Sexbombe aus den 80er Jahren. Die Maßangabe Sony 3D 84 Zoll/​HDD LED ist wieder für viele Hausfrauen kein schwer lösbares Rätsel. Sie wissen auch hier genau, es handelt sich nicht um eine Universal Küchenmaschine, sondern um einen Fernseher der neuesten Generation.

Bei einem echten Küchenherd könnten aber die meisten direkt davorstehen und würden ihn trotzdem nicht erkennen. Eigentlich ziemlich unverständlich, denn sosehr unterscheiden sich die beiden Geräte gar nicht. Wer seiner Bratröhre beim Herstellen von Popcorns zuschaut, der sieht oft mehr Action als es Markus Lanz mit seiner Sendung „Wetten Dass“ neuerdings bieten kann. Ja, und trotzdem sitzen die meisten von uns in ihrer Freizeit vor dem Fernseher, egal was gerade gesendet wird. Das Motto heißt, wir zahlen (bei manchen auch nur, wir sollten zahlen), also schauen wir auch.

Ein Kaninchen entkommt der Schlange tausendmal leichter, als wir dem Fernseher. Sie können in einer Familie mit sieben Kindern, die vor dem Bildschirm sitzt, jede Stunde ein Kind verschleppen, es wird erst auffallen, wenn Sie das Kind mit der Fernbedienung erwischen. Aber meistens sind die Geschmäcker der verschiedenen Generationen so different, dass es beim Streit von welcher Sendung man sich langweilen lässt, oft zu Mord und Totschlag kommt.

Die moderne Familie von heute hat deshalb nicht einen, sondern „für jeden einen“ Fernseher angeschafft. So lässt sich ein Krieg zwischen den Großeltern (Generation Ohnesorg-Theater), den Eltern (Helene-Fischer-Show) und den Kids (Hannah Montana, Mörder-essen-keine-Möhren) am besten vermeiden.


Es gibt seit der Erfindung der Politikerrede kein besseres Mittel, um das Volk in die Verblödung zu treiben. So mancher Dödel hockt den ganzen Tag vor der Glotze, lässt sich dabei von einer Kiste Bier und einigen Packungen Kartoffelchips inspirieren und wundert sich, dass er zugenommen hat, obwohl er 8 Stunden lange ununterbrochen nur Sport gesehen hat. Aber wie will einer, der sich regelmäßig Sendungen wie „Sturm der Liebe“ oder „Messer, Gabel, Herz“ hineinzieht, verhindern, dass sich sein Intelligenzquotient nicht endgültig in die Gehirnunterversorgung verabschiedet. Manche Hausfrauen sind durch die vielen Kochsendungen schon so verwirrt, das sie jedes Mal nach Ende so einer Sendung hinter den Fernseher gucken, ob der Koch nicht doch etwas vom Tagesgericht übrig gelassen hat.

Auch mein Freund Herbert, der ja eigentlich auf der oberen Stufe des Intellekts angesiedelt ist, lässt sich regelmäßig von seinem Fernseher vergewaltigen. Sein Wohnzimmer (4,0 x 3,5 Meter), sein Fernseher, Flachbild HDD, Stereo, 3D, mit einer Bildschirmgröße von 214 cm in der Diagonale. Er hat seinen Flachbildschirm deshalb so angebracht, dass er vom Zimmer gegenüber durch die offene Wohnzimmertür fernsehen kann. Dazu hat er das einzige Wohnzimmerfenster zugemauert, die Tür des Wohnzimmers von 90 cm auf 1,80 m verbreitert und seine Fernbedienung mit einer Autobatterie etwas aufgemotzt. Seine Nachbarn sind nicht gerade begeistert darüber, denn sie dürfen jetzt immer das gleiche Programm wie er schauen. Da hat er bei der Frequenzverstärkung doch ein klein wenig übertrieben. Aber er als Technikfreak ist total selig mit seinem neuen Fernseher. Aus einer Entfernung von nun gut achteinhalb Metern wirkt das Bild so echt, dass Herbert bei einer Fußballübertragung regelmäßig aufsteht, um den Ball zu holen, wenn dieser ins Out geht.

Aber am liebsten sieht Herbert Tiersendungen, ich meine jetzt nicht die Sendung mit der Maus, obwohl das eine der wenigen Sendungen, die ein bisschen Niveau hat, ist. Doch auch ansonsten ist Herbert sehr kritisch bei der Auswahl seiner Sendungen. Er schaut immer nur das, was gerade gesendet wird.

Sogar der Vatikan hat schon geschnallt, dass man an die Menschen mittels Bibel TV leichter herankommt, als den mühsamen Gang über den Gottesdienst. Fernsehen und Kirche haben doch einiges gemeinsam. Auch die Kirche verwöhnt uns genauso wie das Fernsehen schon seit 2.000 Jahren mit ununterbrochenen Wiederholungen, verspricht uns viel und kassiert dafür noch viel mehr. Eine Predigt auf Kanal „Vatikan“ ist für viele ein mindestens genauso gutes Schlafmittel wie eine Übertragung einer Belangsendung irgendeiner politischen Partei. Und das ist nicht nur in Österreich so, das weiß ich. Aber die Kirche geht halt mit der Technik, und wer will ihr das verwehren. Und die heutigen Prediger im Fernsehen leben auch wesentlich ungefährlicher als die damaligen Missionare, die den Glauben noch Mann gegen Mann verbreiten mussten. Einzig und allein die Zeugen Jehovas gehen noch den konventionellen Weg über die Sonntagstürschnalle, um sich eine Abfuhr zu holen.

Eigentlich ist es aber beim Fernsehen genauso wie beim Handy. Es gibt auch ein Leben ohne diese segensreichen Geräte. Ein Buch lesen, Familienspiele, sich der Erzeugung des Nachwuchses zu widmen, hier nur ein paar Alternativen.

In meiner Jugendzeit gab es nur ein Programm, das nur von 18 Uhr abends bis Mitternacht gesendet wurde, und wir haben trotzdem überlebt. Das Bild war noch schwarzweiß, der Fernsehapparat ein Röhrengerät mit 5 Minuten Vorlaufzeit bis das Bild kam. Es gab noch keine Sendungen, wo die Menschen ihr hingekotztes Leben vor der ganzen Nation ausbreiteten, die Akteure damals konnten sich noch ein ordentliches Gewand leisten und mussten nicht so wie heute halbnackt oder gar nackt vor der Kamera posieren. Sogar die Österreichische Nationalelf hat zu dieser Zeit noch ab und zu ein Ländermatch gewonnen.

Unser erster Fernseher war von „Ingelen“, ein verlässliches Gerät. Das System funktionierte noch „analog“. Heute ist es digital, aber gelogen wird noch mehr wie vorher, besonders was die Bildqualität angeht. Es genügt schon, dass in Chile der Blitz in einen Strommast einschlägt, um ein Bild wie vor der Erfindung der Antenne auf den Fernseher zu zaubern. Es soll gewieften Indianern schon des Öfteren gelungen sein, mittels Rauchzeichen ein schöneres Bild auf das Firmament zu projektieren. Andererseits, wenn Quasselstrippen wie Oliver Pocher und Mario Barth sich gegenseitig ihre Weisheiten an den Kopf schmeißen, ist so eine Bildstörung eigentlich noch das einzig Erträgliche an der gerade laufenden Sendung.

Liebe Leser, dieses Kapitel, ist mir leider nicht viel lustiger wie das derzeitige Fernsehprogramm gelungen. Wenn Sie sich also heute noch halb totlachen wollen, ich mache es immer so: Ich gehe ins Bad, ziehe mich nackt aus und stelle mich vor den Spiegel.

Fischer, Angler und andere Aufschneider

Angler und Werbetexter haben eine Gemeinsamkeit. Was sie erzählen hat meistens mit der Wahrheit so wenig am Hut, wie ein Veganer und ein Schweinebraten. Angeln ist neben der Jagd, das einzige Hobby wo man die meiste Zeit Latein spricht. Latein sprechen wiederum, ist bei diesen beiden Hobbys nur der Versuch die ausgesprochenen Lügen irgendwie unauffällig zu verstecken.

Es gibt Flussangler, Teichangler und Hochseeangler etc., und noch eine gar nicht zu unterschätzende Anzahl von „Fischgeschäfteanglern“. Die sagen zur Verkäuferin: Schmeißen sie mir doch mal den Barsch rüber. So können sie zu Hause der Frau in die Augen schauen und stolz sagen, den habe ich „selbst“ gefangen. Ein Angler braucht darum neben einer guten Kondition, viel Fantasie und auch noch überlange Arme zur Demonstration ihrer Beute.

Mir hat einmal ein passionierter Angler (mein Freund Herbert) verraten, Angler lügen gar nicht, sie zeigen lediglich die Größe ihres Fanges immer im Maßstab 3 : 1 an. Herbert ist ein begeisterter Hobbyfischer. Er steckt unheimlich viel Geld in sein Hobby, setzt jedes Jahr unzählige Fische in seinem Teich ein, fängt aber fast nie einen. Ich habe ihm schon geraten den Teich sein zu lassen, die Angeln samt Zubehör zu verbrennen und dem Fischotter und den diebischen Kormoranen beim Verhungern zuzuschauen. Mit dem ersparten Geld könnte er sich dann jedes Jahr eine Menü-Jahreskarte im besten Fischrestaurant der Welt leisten.

Aber Herbert will weiterhin seinen Wurm Gassi führen, und er findet fischen ohne Fische erstens tierlieb und zweitens, jetzt lachen sie bitte nicht: „Romantisch“.

Ganz anders sind da die echten Fischer. Fischer, das sind Berufsangler die der Anglerromantik schon lange Adé gesagt haben. Sie müssen hart im Nehmen sein, bei jedem Wind und Wetter rausfahren, wo andere nicht mal ihren Hund vor die Tür lassen. Und das oft wochenlang. Der einzige kleine Vorteil dabei ist, sie brauchen sich in dieser Zeit nicht mit Fernsehsendungen wie „Bauer sucht Frau“, oder gar der „Lindenstraße“ herumärgern. Da nimmt man so kleine Widrigkeiten wie Windstärke 12 oder 10 Grad minus gerne in Kauf.

Eine sehr heikle Angelegenheit ist die Frage des Beifanges. Auf Grund der Überfischung gibt es immer weniger Fische, deshalb setzen die Fischer dann Grundnetze ein, die aber wieder alles einsammeln, was dort unten kreucht und fleucht.

Die meisten kleinen Fische, der Beifang also, werden zwar wieder ins Meer zurückgeworfen, überleben diesen Vorgang aber nicht immer. Sie fischen sich deshalb, sozusagen den nächsten Fang, schon vorher selbst vor der Nase weg.

Während die Fischer mit solchen Grundnetzen dadurch am Meeresgrund und am Fischbestand gleichzeitig großen Schaden anrichten, richten die Hobbyfischer ihren Schaden meist an Land an. Wer nach einem mittleren Preisfischen an irgendeinem See schon einmal danach rund um diesen gegangen ist, weiß was ich meine. Nach dem Hamburger Hafengeburtstag schaut es auf den Landungsbrücken auch nicht versauter aus, wie jetzt rund um diesen See. Ich habe sogar schon ein Damenhöschen gefunden, es gibt also nicht nur Petrijünger, die einen Wurm suchen.

Ein routinierter Fisch, der schon länger im See schwimmt, fällt natürlich nicht mehr auf die billigen Tricks der meisten Angler herein. Die Gefahr, dass er sich ob der Ungeschicklichkeit der Häscher mit dem Kescher zu Tode lacht, ist viel größer als in einer Bratpfanne zu landen. Dabei sind die meisten Hobbyangler besser ausgerüstet wie ein Vollprofi: Zig verschiedene Angelruten, Koffer voll mit Fliegen, Würmern und anderen Ködern. Grill, Grillkohle und Grillwurst, nur für den unmöglichen Fall, dass keiner anbeißt (also, für jedes Mal). Ein Zelt, Campingliege, Rutenhalter, Kondome, falls ihr Wurm doch wen an den Haken kriegt, und das Wichtigste, Bier in rauen Mengen zur Frustbekämpfung. Die Bierhändler der Umgebung sind nach so einem Event immer ausverkauft.

Viele Angler nutzen die Chance, ihre Enttäuschung über die mangelnde Ausbeute zu verdreifachen, indem sie gleichzeitig mehrere Angeln benutzen.

Noch eine gute Möglichkeit sich beim Angeln bis auf die Knochen zu blamieren, ist sich dafür einen Standplatz auf der Galata-Brücke in Istanbul zu suchen. Dort kommen an schwach besuchten Tagen schon drei Angler auf einen Laufmeter Brücke. Links und rechts der Fahrbahnen. Wenn nicht ab und zu ein mitleidiger Matrose eines unter der Brücke durchfahrenden Schiffes einen Fisch an die Angeln hängen würde, wäre die Ausbeute gleich null. Aber vielleicht bestellen diese listigen Angler ihren Fisch auch in den darunterliegenden Geschäften der zweigeschossigen Brücke. Ich vermute ja eher, an den Angelschnüren hängt nur das Bier (nein, Tee, wir sind ja in der Türkei), das sie zum Kühlen im Wasser halten. Die meiste Zeit sind diese Petrijünger ohnehin damit beschäftigt, ihre verhedderten Angelschnüre irgendwie zu lösen.

Wenn Sie also unter der Brücke einen Menschen an einer Leine baumeln sehen, das ist kein Selbstmörder, nur ein Angler, der es nicht geschafft hat, sich aus dem Gewirr von Angelschnüren zu befreien.

Die Hauptbeschäftigung des Anglers besteht ja eindeutig im Warten. Man könnte jetzt meinen, jeder Angler müsste eigentlich ein kleiner Philosoph sein. Weit gefehlt. Kein Angler denkt in der Zeit übers Leben nach, sondern nur, welche Ausrede er diesmal wieder erfinden soll, um daheim den kümmerlichen Erfolg als positiv zu verkaufen.

Dass die Angelerfolge so oft ausbleiben, liegt an zwei Fischfangkollegen, welche meist auch noch viel geschickter als ihre Kameraden am Ende der Angelrute sind, nämlich dem Fischotter und dem Kormoran. Einer, der es nicht so gut mit den Angelmasochisten meint, hätte frei nach Wilhelm Busch gereimt:

Der Angler wirft den Köder aus

und denkt heut‘ endlich, bring‘ ich einen Fisch ins Haus

doch was im Teich er fängt, ist nur ein Schuh

und wie zum Hohn eine Konservendose noch dazu.

Er denkt scharf nach und kommt so drauf

am besten ist`s, ich gebe auf,

was nutzt mir Blinker, Angel, und Gebrabbel,

wenn nie ein Fisch an meiner Rute zappelt.

Der Otter braucht nie einen Blinker,

denn er ist früher dran und flinker,

der Angler Fangerfolg bleibt stets ein dünner,

schon Max und Moritz fischten deshalb lieber Hühner.

Aber auch der Kormoran macht seinen Job so gründlich, dass ein Fischer oft vorher fünf Fische ins Wasser schmeißen muss, damit wenigstens noch einer drinnen ist. Das Nachsetzen des Fischbestandes überlassen die beiden aber wieder ganz allein den Petri Jüngern. Sie beglücken derweilen ein anders Gewässer. Aber, und darauf kann sich jeder Fischteichbesitzer verlassen, sie kommen sicher wieder.

Deshalb weichen viele Angler vom Fischteich auf die hohe See aus. Dort sind die Fische ja auch viel größer. Um aber einen blauen Merlin zu fangen, heißt jetzt, die ohnehin schon aufwendige Ausrüstung nochmals um 100 Prozent aufzupeppen. Mein Freund Herbert hat sich um die Platzprobleme, verursacht durch die leicht übertriebene Anglerausrüstung, in Griff zu bekommen, jetzt einfach ein Lagerhaus so groß wie ein Flugzeughangar, gebaut. Seinem Baumeister und dem Stammgeschäft für seinen Angelbedarf war das gar nicht so unrecht. Da hat er ohne es zu wollen, zumindest vorläufig, wieder wen vor dem Konkurs gerettet.

Hat ein Angler aber so einen Fisch gefangen, so braucht er ihn nur noch an der Katze und dem Hund vorbei in den Kochtopf schmuggeln und kann damit wieder ein „Monat“ lang gut leben. Viele Petrijünger lassen ihren Fisch aber ausstopfen, das ist noch schlauer. So können sie mit ihm in der Stammkneipe „jahrelang“ angeben. Wer den Fisch wirklich verzehrt, gibt aber trotzdem in der Kneipe damit an und schon ist der Fisch wieder mindestens doppelt so groß wie in Wirklichkeit.

Es gibt aber noch schlimmere Zeitgenossen, nämlich die ausrangierten Fußballer. Ich habe, ungelogen, einen gekannt, der im Wirtshaus immer nur von seinem Traumtor aus 50 Metern Entfernung erzählt und das jeden Tag und auch jedes Mal denselben Stammtischbrüdern.

Da ist mir jeder Angler lieber. Denn ab und zu, wenn das Glück es will, lädt mich mein Freund Herbert sogar zum Fischessen ein.

Angeln beruhigt die Nerven, entlastet die Brieftasche optimal, man lernt viele neue Menschen und Biersorten kennen und das Beste daran: Es eignet sich auch hervorragend als Alibi, wenn man sich wieder einmal heimlich mit der Freundin treffen will. „Petri Heil!“

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
280 s. 17 illüstrasyon
ISBN:
9783943583908
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Telif hakkı:
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Metin
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