Kitabı oku: «Ur-Praxis», sayfa 5
Helfer im Werk
Das Neue Testament stellt unmissverständlich fest, dass nicht alle Christen zum apostolischen Dienst berufen sind (1 Kor 12,28 ff.). Viele Christen sind jedoch berufen und begabt, das apostolische Werk zu unterstützen. Wie wir bereits gesehen haben, hatte Paulus eine Reihe von „Mitarbeitern“, die ebenfalls Gemeinden gründeten. Doch darüber hinaus hatte er weitere Männer und Frauen, die ihn in seiner Arbeit unterstützten.13
Von diesen waren zweifellos einige Propheten und Lehrer, andere vielleicht nicht. Alle jedoch hatten sie ein Herz für das Werk des Herrn und waren gewillt, nach ihren Kräften und Fähigkeiten zu helfen. Unter ihnen waren Johannes Markus, Onesiphorus, Sosthenes, Erastus, Urbanus, Priscilla und Aquila, Kreszenz, Onesimus, Philemon, Archippus und Phoebe.
Zusätzlich hatten Petrus und Paulus oft ein Unterstützerteam, das sie auf ihren Reisen begleitete (Apg 10,23; 11,12; 12,25; 15,2). Leider sind manche Christen der irrigen Auffassung, Gemeindegründer zu sein sei das anzustrebende „Nonplusultra“. Eine solche, den Dienst des apostolischen Arbeiters verklärende Vorstellung ist tragisch und dumm zu nennen.
Wer nicht zum Gemeindegründer berufen ist, ist deswegen noch lange kein Christ zweiter Klasse. Wie gesagt, hatten die Menschen, die Paulus unterstützten, ein Herz für Gottes Werk und waren stark daran beteiligt. Ohne sie wäre das Werk nicht vorangekommen.
In Wirklichkeit gibt es neben dem Aposteldienst viele Gaben im Leib Christi, die vom Herrn genauso wertgeachtet sind: Propheten, Lehrer, Evangelisten, Helfer, Ermahner und Tröster – um nur einige zu nennen (Eph 4,11 ff.; 1 Kor 12,28 ff.; Röm 12,4 ff.).
Im traditionellen kirchlichen System stehen jenen, die sich von Gott zum Dienst „berufen“ fühlen, hauptsächlich drei Optionen offen: Sie können sich zum Pastor, zum Missionar oder zum Kirchenmusiker/Anbetungsleiter ausbilden lassen. Diese stark eingeschränkte Vorstellung vom Dienst hat keine biblische Basis. Ich bin überzeugt, dass dadurch viele „berufene“ Christen in Rollen gezwängt werden, die Gott nie vorgesehen hat.
Das Neue Testament stellt die Gemeindegründer nicht dem Rest der Christen gegenüber. Es gibt verschiedene Begabungen und Dienste, und diese wirken zusammen, dass die Gemeinde des lebendigen Gottes entsteht und wächst.
Eine Herausforderung für alle Gemeindegründer
Vielleicht gehören Sie zu denen, die glauben, es gäbe heute keine Apostel mehr. Zweifelsohne nehmen die zwölf Apostel eine einzigartige Stellung in Gottes Plan ein (Lk 22,30; Offb 21,14).14
Die Schrift erwähnt allerdings eine ganze Reihe weiterer Apostel, so beispielsweise Paulus und Barnabas (Apg 14,4.14; 1 Kor 9,1-6); Jakobus, den Bruder des Herrn (Gal, 1,19); dazu Timotheus und Silas (1 Thess 1,1; 2,6). Das sind nur einige der Apostel, die im Neuen Testament Erwähnung finden. Der apostolische Dienst endete somit nicht im ersten Jahrhundert mit dem Tod der ursprünglichen Zwölf. Auch wurde er nie formal auf eine institutionelle Ämter-Hierarchie übertragen.
Auch wenn Apostel heute nicht mehr an der Bibel weiterschreiben, sind sie trotzdem von Gott beauftragt, den Leib Christi zu erbauen (1 Kor 12,28-29; Eph 4,11). Die Hauptaufgabe eines Apostels ist, Gemeinden zu gründen und aufzubauen. Das heißt nicht, dass jede Gemeinde von einem Apostel gegründet werden muss. Die Gemeinden in Antiochia in Syrien, in Cäsaräa, Tyrus und Ptolemais scheinen nicht von Aposteln gegründet worden zu sein.
Alle diese Gemeinden erhielten jedoch kurz nach ihrem Entstehen die Hilfe eines apostolischen Arbeiters. Daher gilt: Jede neutestamentliche Gemeinde wurde entweder von einem Apostel gegründet oder nahm die Hilfe eines apostolischen Arbeiters in Anspruch.
Apostolische Arbeiter sind nicht dazu berufen, Missionswerke, Denominationen, Zellgruppen, außerkirchliche Organisationen oder institutionelle „Kirchen“ ins Leben zu rufen. Vielmehr sind sie beauftragt, Ekklesien zu pflanzen, die auf Jesus Christus, dem Bauherrn der Gemeinde, gegründet und von ihm am Leben gehalten sind (1 Kor 3,6-15).
Ob man nun der Ansicht ist, dass es heutzutage noch Apostel gibt oder nicht – eines bleibt klar: Es gibt heute noch Menschen, die begabt sind, Gemeinden zu pflanzen, aufzuziehen und zuzurüsten. Sollten Sie also den Ausdruck Apostel nicht mögen, können Sie meinetwegen vom Gemeindegründer oder reisenden Arbeiter sprechen.
Ich bin davon überzeugt, dass Paulus von Tarsus am vorbildlichsten gezeigt hat, wie eine Gemeinde des lebendigen Gottes zu pflanzen ist. Ich sehe keinen Grund dafür, dass seine Methode etwa in den kulturellen und zeitbedingten Voraussetzungen von damals verhaftet gewesen wäre. Wie ich im nächsten Kapitel zeigen werde, glaube ich, dass seine Vorgehensweise mit der unveränderlichen Natur Gottes selbst zu tun hat.
Und so trug es sich zu: Eine Gruppe von Aposteln kommt in eine Stadt. Sie sind bereit, sich bespucken, treten, beschimpfen und verbrennen zu lassen. Sie erdulden die widrigsten Bedingungen, die die Menschheit kennt (2 Kor 11,23 ff.; 6,4-10; Apg 13–25). Doch solange sie atmen können, verkünden sie das Evangelium von Jesus Christus und bauen Gottes Haus.
Was motiviert sie angesichts solcher Widrigkeiten? Sie haben eine große „Portion“ Jesus Christus abbekommen. Sie sind ergriffen von einer Vision über Christus und über Gottes höchster Leidenschaft, eine Braut, einen Leib, eine Familie zu bekommen. Diese Vision brennt in ihrem Herzen und bestimmt ihr ganzes Leben. In allem, was sie tun, drängt sie die Liebe Christi (2 Kor 5,14).
Die Apostel führen einige Menschen zum Herrn. Sie rufen Männer und Frauen zur Umkehr und zum Glauben an das Evangelium von Jesus Christus auf. Danach taufen sie (oder ihre Helfer) die Neubekehrten. Die meisten davon sind Nichtjuden, deren Lebensstil von extremer Sittenlosigkeit und Dekadenz geprägt ist. Die Heiden beten falsche Götter an. Von Abraham, Mose oder Jesus haben sie nie gehört. Sie sind Heiden – sündig bis auf die Knochen.
Die Apostel verbringen dann durchschnittlich sechs Monate mit diesen Neubekehrten. Sie schenken ihnen die Gemeinschaft des Leibes Christi. Sie zeigen ihnen, wie man mit dem innewohnenden Herrn lebt und ihn erlebt. Sie lehren sie, anzubeten, und zeigen ihnen, wie man sich versammelt und füreinander sorgt. Sie unterweisen sie, wie man täglich Gemeinschaft mit dem Herrn pflegen kann, und zeigen ihnen, wie sie dieser Gemeinschaft in ihren Familien Raum geben und sie in Treffen, in denen jeder offen mitmachen kann, weitergeben können, und das alles ohne steife Rituale oder menschliche Leitung.
Eine herrliche neue Gemeinde ist gepflanzt. Sie wurde in einem Ausbruch von Freiheit und Freude geboren. In nur sechs Monaten überzeugen die Apostel diese ehemaligen Heiden, dass sie in Christus heilig sind. Ihre Predigt löst eine Lawine himmlischer Herrlichkeit aus.
Nachdem die Apostel den Neubekehrten sechs Monate lang den Herrn Jesus und ihre Stellung in ihm geoffenbart haben, sodass sie ganz davon eingenommen sind, überlassen sie die neue Gemeinde sich selbst. Sie lassen weder Aufseher noch Leiter noch Verwalter zurück.15 Nicht nur, dass sie die Gemeinde bereits im Frühstadium verlassen: Die Gemeinde befindet sich in einer äußerst gefährlichen und heiklen Lage. Ihr städtisches Umfeld ist ihr gegenüber feindselig eingestellt und lehnt die frischgebackenen Christen ab. Sie werden zu sozialen Außenseitern. Sie werden von ihrer eigenen Kultur und ihren Volksgenossen geradezu geächtet. Aber die Apostel vertrauen sie dem Heiligen Geist und der Leitung des auferstandenen Christus an.
Denken Sie nun einmal einen Augenblick über dieses Szenario nach.
Fragen Sie sich nun: Könnte ich das tun?
Könnten Sie eine Gruppe von Heiden innerhalb von sechs Monaten in hingegebene Christen verwandeln? Wären Sie in der Lage, ihnen Jesus Christus so vor Augen zu malen, dass sie danach von seinem herrlichen Angesicht ganz überwältigt wären? Könnten Sie eine Gemeinde voll himmlischer Herrlichkeit, Freude und Freiheit ins Leben rufen? Sind Sie im Besitz dieses kraftvollen, explosiven und lebensverändernden Evangeliums? Könnten Sie einer Gruppe neuer Christen zeigen, wie man beständige, tägliche Gemeinschaft mit Christus pflegt und wie man in den Versammlungen anderen in Christus dient, ohne dass diese von Menschenhand geleitet oder moderiert werden? Könnten Sie ihnen zeigen, wie man aus dem innewohnenden Herrn lebt, aus dem alles andere fließt? Könnten Sie sie lehren, wie man ihn in den Wohnungen und Häusern ohne Zuhilfenahme von festen Ritualen anbetet? Wären Sie in der Lage, die Gemeinde des lebendigen Gottes dazu zu bewegen, vorwärtszugehen, ohne dabei auf Gesetzlichkeit zurückzugreifen oder ihr organisatorische Strukturen aufzusetzen, um sie zu steuern? Könnten Sie beim Auftauchen von Problemen mit derselben Barmherzigkeit, der gleichen Weisheit und Geduld wie Jesus Christus reagieren?
Könnten Sie das alles? Wenn nicht, dann möchte ich Ihnen versichern: Genau das muss geschehen, wenn sich der Traum unseres Herrn erfüllen soll!
Ich bin der festen Überzeugung, dass all das Genannte erforderlich ist, wenn wir eine Wiederherstellung von organischem Gemeindeleben erleben wollen, die dem Herzen Gottes entspricht.
Wir wollen uns deshalb nun damit beschäftigen, was das Neue Testament zur Vorbereitung eines apostolischen Arbeiters sagt.
1 Die Begriffe reisender/apostolischer Arbeiter/Mitarbeiter bezeichnen im Wesentlichen dasselbe [Anm. d. Übers.].
2 William Steuart McBirnie, The Search for the Twelve Apostles. Carol Stream, IL: Tyndale, 1973, 27–28.
3 Robert Banks, Paul’s Idea of Community. Peabody, MA: Hendrickson, 1994, 168–169.
4 Watchman Nee, Das normale Gemeindeleben. Hannover-Kirchrode: Die Rufer, 1966, 95.
5 Vgl. Apg 14,7.21; 16,9-10; 20,24; Röm 1,1.9.15-16; 2,16; 15,16.19-20.29; 16,25; 1 Kor. 4,15; 9,12.16-18.23; 15,1; 2 Kor 2,12; 4,3-4; 10,14.16; 11,7; Gal 1,11; 2,2.5.7, 14; 4,13; Eph 1,13; 3,6; 6,19; Phil. 1,5.7.12.17.27; Kol 1,5.23; 1 Thess 1,5; 2,2, 4,8-9; 3,2; 2 Thess 2,14; 1 Tim 1,11; 2 Tim 1,8.
6 Zwar wohnten sie zuweilen an verschiedenen Orten; die meiste Zeit jedoch waren sie unterwegs.
7 Zur eingehenden Darstellung von Gottes ewigem Plan siehe mein Buch Ur-Schrei, GloryWorld-Medien, 2010.
8 R. Paul Stevens, Liberating the Laity. Vancouver, Canada: Regent, 2002,25.
9 Melvin L. Hodges, A Guide to Church Planting. Chicago: Moody, 1973, 30–31.
10 Petrus vereitelte mehrmals Jesu Pläne. Er verleugnete seinen Herrn drei Mal und beugte sich fremdem Druck, als die Wahrheit auf dem Spiel stand (Joh 18,10; Lk 22,51; Mt 16,22; 26,69 ff.; Gal 2,11 ff.). Trotzdem bezeichnet ihn das Neue Testament immer wieder als großen Apostel (Mk 16,7; Joh 21,15 ff.; Apg 1–12; 1 Kor 15,5).
11 Gott mag jemanden als Ältesten einer organischen Gemeinde eingesetzt haben, bevor er zum Werk ausgesandt wurde, aber das braucht immer seine Zeit. Auch Paulus und Barnabas waren Propheten und/oder Lehrer in der Antiochia-Gemeinde, bevor man sie zu ihrem apostolischen Dienst aussandte (Apg 13,1-2).
12 Watchman Nee, Das normale Gemeindeleben. Hannover-Kirchrode: Die Rufer, 1966, 45.
13 Andere Männer und Frauen nannte Paulus „Arbeiter“, „Mitarbeiter“ o. ä. Sie sind nicht mit jenen Leuten zu verwechseln, die Paulus in Ephesus ausbildete. Unter ihnen waren Apollos, Barnabas, Silas, Demas, Jesus Justus, Tryphena, Tryphosa, Persis, Artemas, Clement, Evodia, Syntyche, Andronikus und Junia; vgl. folgende Artikel in Dictionary of Paul and His Letters. Downers Grove, IL: InterVarsity, 1993: „Church Order and Government“, 136 f; „Paul and His Coworkers“, 183–189.
14 Zu den zwölf Aposteln ist Matthias zu zählen, der als Ersatz für Judas Ischariot in den Kreis aufgenommen wurde (Apg 1,26).
15 Nicht alle Gemeinden, die Paulus gründete, hatten Älteste. Wo es aber welche gab, da stellten sie sich immer erst später heraus. Sie erwuchsen der Gemeinde auf organische Art und Weise. Nie waren sie schon von Anfang an da.
Kapitel 3: Gottes Plan für Gemeindegründung
Wer behauptet, etwas könne nicht getan werden, soll den nicht stören, der es gerade tut.
Chinesisches Sprichwort
Wie wurden angehende Gemeindegründer im ersten Jahrhundert auf ihre Aufgabe vorbereitet?1 Watchman Nee sagt treffend:
Im Dienst für Gott ist der Mensch wichtiger als seine Methode … In Gottes Arbeit hängt alles davon ab, welcher Art der Mitarbeiter ist, der ausgesandt wird, und welcher Art die Bekehrten sind, die gewonnen werden.2
Diese Worte sind so tiefgründig, wie sie wahr sind. Sie beinhalten den Kern von Gottes „Methode“ zur Heranbildung christlicher Arbeiter. Um es mit Nee zu sagen: Menschen suchen Methoden, doch Gott sucht Menschen.
Heute geraten viele Christen schnell ins Schwärmen, wenn sie von einer ausgefallenen neuen „Methode“ oder einem neuen „Plan“ hören, mit dem das Werk Gottes vorangebracht werden soll. Gott dagegen liegt vielmehr der Mensch am Herzen als die Methode.
Der Herr bereitet seine Diener auf einzigartige Weise auf sein Werk vor. Es hat etwas mit Umgestaltung bzw. Verwandlung zu tun, und Verwandlung bedeutet immer auch Entsagung, Leiden und Verlust. Menschen geben uns eine Methode. Gott dagegen reicht uns ein Kreuz.
Verwurzelt in der Ewigkeit
Wollen wir verstehen, wie Gott seine reisenden Arbeiter zurüstet, müssen wir beim Ursprung des christlichen Lebens ansetzen: in der Ewigkeit vor aller Zeit. Ob es nun um das Wie des christlichen Lebens, des Gemeindelebens oder der Gemeindegründung geht: Alles hat seinen Ursprung im dreieinigen Gott vor aller Zeit.
Vor der Schöpfung existierte nur Gott: eine transzendente Gemeinschaft dreier Personen – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Das Neue Testament berichtet, dass in der zeitlosen Vergangenheit innerhalb der Gottheit dreierlei vorhanden war:
• ein Austausch göttlichen Lebens,
• ein Austausch göttlicher Gemeinschaft sowie
• ein göttliches Vorhaben, dieses Leben und diese Gemeinschaft auf eine Schöpfung namens „Menschheit“ auszudehnen.
Das möchte ich erläutern.
Zunächst einmal erfreuten sich die drei Personen der Gottheit eines gemeinschaftlichen Lebens, das sie seit ewigen Zeiten miteinander teilten. Dieses Leben ist von seinem Wesen, seiner Substanz her Liebe. Innerhalb der dreieinigen Gemeinschaft befanden sich also Vater, Sohn und Heiliger Geist in einem göttlichen Tanz leidenschaftlicher und bedingungsloser Liebe füreinander.
Gott ist eine Gemeinschaft vollkommener, gegenseitiger Liebe. Diese Liebe ist die Quelle und der Ursprung der göttlichen Natur (1 Joh 4,8.16). Deshalb ist auch das christliche Leben von seinem Wesen her Liebe. Und wir können behaupten, dass christliches Leben seinen Ursprung in der Gottheit hat – und damit in der Zeitlosigkeit vor aller Zeit (Joh 13,34-35; 17,23-25; Gal 5,14; Röm 13,8-10; 1 Tim 1,5).
Zweitens erfreute sich die Gottheit einer ewigen Gemeinschaft (Spr 8,22-31; Joh 1,1-3.18; 15,26; 17,5). Vater, Sohn und Geist lebten in etwas, was das Neue Testament koinonia (= die Gemeinschaft des Heiligen Geistes bzw. im Heiligen Geist) nennt. Koinonia trifft den Kern organischen Gemeindelebens. Biblisch gesprochen ist die Gemeinde eine Gemeinschaft, in der die Einzelnen ihr Leben nicht nur miteinander, sondern auch mit Gott teilen (Apg 2,42; 1 Kor 1,9; 2 Kor 13,14; 1 Joh 1,3).
Der ursprünglichste Ausdruck von Ekklesia ist daher die Gemeinschaft von Vater, Sohn und Geist, und zwar vor aller Zeit. Wir können daraus folgern, dass die Gemeinde ihren Ursprung in der Gottheit in Ewigkeit vor aller Zeit hat. Der Theologe Stanley Grenz drückt es so aus:
Gemäß der Lehre von der Dreieinigkeit ist Gott seit ewigen Zeiten Gemeinschaft: die Gemeinschaft des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, die zusammen den dreieinigen Gott bilden. Die Erschaffung des Menschen im Bilde Gottes kann daher nichts anderes bedeuten, als dass der Mensch die göttliche Beziehungsdynamik widerspiegeln soll, welche darzustellen er berufen ist … Der Fokus der gegenwärtigen Erfahrung liegt – den neutestamentlichen Verfassern zufolge – auf der Gemeinschaft Christi.3
Wenn wir verstanden haben, dass die Gemeinde der Gottheit entspringt, so ist sie dem Zugriff menschlicher Methoden entzogen. Gemeindeerneuerung ist demnach nicht Sache eines neuen Stils, einer neuen Methode oder einer neuen organisatorischen Struktur, sondern dreht sich nur darum, am göttlichen Leben teilzuhaben (2 Petr 1,4).
Drittens: Die Personen der Gottheit hielten miteinander Rat und fassten einen ewigen Plan. Diesen hüllten sie in ein Geheimnis und verbargen ihn im Sohn bis zu dem von ihnen bestimmten Zeitpunkt (Röm 16,25; Eph 1,9-11; 3,3-11). Was beinhaltete dieser Plan? Er beinhaltete, dass die dreieinige Gemeinschaft eines Tages ihre Gemeinschaft auf andere ausdehnen wollte (Joh 17,20-26; Gal 6,15; Eph 2,15; 3,3-6; Kol 1,25-27; 3,11).
Hierin liegt das Wesen der apostolischen Arbeit: Ihr Ziel ist, das göttliche Leben und die göttliche Gemeinschaft auf Menschen zu erweitern. Wenn Männer und Frauen zu Christus gebracht werden und organische Gemeinden entstehen, erweitert sich der Kreis der göttlichen Gemeinschaft. Richtig verstanden ist die Gemeinde also eine Gemeinschaft von Menschen, die aus dem göttlichen Leben heraus leben, an der göttlichen Gemeinschaft teilhaben und die göttliche Gemeinschaft widerspiegeln (Joh 6,57; Gal 2,20; 2 Petr 1,4). Stuart Murray sagt:
In dieser Geschichte geht es um Gemeinschaft. Die Dreieinigkeit, Gott in Gemeinschaft, streckt sich in der Schöpfung und in der Erlösung aus, um eine menschliche Gemeinschaft zu formen, die an der göttlichen Gemeinschaft teilhat … Bei Gemeindegründung geht es also um die Etablierung neuer Gemeinschaften des Glaubens.4
Stanley Grenz vertieft diesen Gedanken noch:
Gott ist seit ewigen Zeiten Vater, Sohn und Heiliger Geist – die Gemeinschaft der Liebe. Konkreter gesagt: Die Dynamik der Dreieinigkeit ist die zwischen dem Vater und dem Sohn hin und her fließende Liebe – das ist der Heilige Geist. Gottes Absicht besteht darin, sein eigenes dreieines Wesen zu verherrlichen, indem er eine versöhnte Schöpfung schafft, in der Menschen die Wirklichkeit des Schöpfers widerspiegeln. Der dreieine Gott will, dass die Menschen in einer versöhnten Gemeinschaft zusammengebracht werden, die nicht nur Gottes eigenes und ewiges Wesen widerspiegelt, sondern tatsächlich an seiner Natur teilhat (2 Petr 1,4).5
Innerhalb der ewigen Gottheit finden somit wir die Quelle des christlichen Lebens (das göttliche Leben), des organischen Gemeindelebens (die göttliche Gemeinschaft) und der apostolischen Arbeit (Gottes Vorsatz, das Leben und die Gemeinschaft der Dreieinigkeit auf die Menschen auszudehnen). R. Paul Stevens formuliert es treffend:
Schon vor der Welt gab es den Dienst, und zwar innerhalb der Gottheit … Dienst ist der Dienst Gottes. Er entspringt dem gemeinschaftlichen Leben Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Geistes, die einander schon in der Liebe dienten, als es noch keine Welt zu retten gab.6
Eine Empfängnis in Nazareth
Im Leben von Jesus von Nazareth zeigt sich zum ersten Mal, wie „christliches Leben“ auf der Erde aussieht. Zum festgesetzten Zeitpunkt verlässt der Sohn Gottes die Herrlichkeit des Himmels und wird ein Mensch. In Bethlehem geboren und in Nazareth aufgewachsen, verkörpert Jesus Gottes ewige Vorstellung vom Menschen. (Das ist die Bedeutung des Titels „Menschensohn“, den Jesus oft für sich verwendet.)
Mit dem Kommen des Herrn Jesus auf die Erde wurde das, was seinen Ursprung in der Ewigkeit vor der Zeit hat, in einer Zimmermannswerkstatt in der berüchtigten Stadt Nazareth empfangen (Joh 1,46). In jener Werkstatt bringt Gott Vater seinem Sohn Jesus drei Dinge bei (Lk 2,40.49.52; 4,16):
• wie man aus Gottes Leben heraus lebt (= das christliche Leben),
• wie man an der göttlichen Gemeinschaft teilhat (= organisches Gemeindeleben) und
• wie man das göttliche Leben und die göttliche Gemeinschaft auf andere erweitert (= apostolischer Dienst).
Nun zu den einzelnen Punkten:
Der Vater lehrte seinen Sohn zunächst, aus der göttlichen Liebe heraus zu leben (Joh 5,19-20.26.30; 7,16; 8,26.28; 10,37-38; 12,49-50; 14,10). Das ist das Wesentliche des christlichen Lebens: Es speist sich aus Gottes eigenem Leben.
Der Sohn tat Gottes Absichten für die Menschheit kund. Aus Gottes Sicht sind die Menschen von ihm erschaffene Wesen, die dazu berufen sind, durch sein Leben zu leben und seine Liebe zum Ausdruck zu bringen. Der Sohn brachte deshalb die bedingungslose Liebe auf die Erde, die er schon vor seiner Inkarnation kannte.
Auf diese Weise brachte Jesus Christus als Mensch das Bild Gottes zum Ausdruck. Er offenbarte den Menschen und Engeln, wie der Mensch leben soll: aus dem Leben Gottes heraus. Jesus Christus lebte ganz einfach durch das ihm innewohnende Leben seines Vaters (Joh 6,57).7
Zweitens brachte der Vater dem Sohn bei, wie man als Mensch mit Gott Gemeinschaft hat. Als er im Fleisch war, lernte der Herr Jesus, inwendig Gemeinschaft mit seinem Vater zu haben.
Als Mensch setzte Jesus Christus jene göttliche Koinonia fort, die er seit ewigen Zeiten kannte. In Jesus hatte die Menschheit Gemeinschaft mit Gott. Zum ersten Mal durfte ein Mensch echten Anteil an der göttlichen Gemeinschaft haben. Auf diese Weise inkarnierte Jesus Christus Gottes Absichten für die Menschheit.
Drittens bildete der Vater den Sohn zum ersten apostolischen Arbeiter aus (Joh 4,34; 9,4; Hebr 3,1). Von seinem Vater lernte Jesus, wie man Gottes Gemeinde baut – jenen Organismus, für den er später sein Leben geben sollte (Mt 16,18; Eph 5,25).
Es fällt auf, dass Jesus nicht von religiösen Experten lernte, wie man Gottes Gemeinde baut. Die Möchtegern-Schriftgelehrten seiner Tage studierten pedantisch die hebräischen Schriften, die mündlichen Überlieferungen und die Rabbinischen Kommentare unter akademischen Tutoren, und die Möchtegern-Priester zogen nach Jerusalem, um die Riten ihres frommen Berufs zu erlernen. Dagegen erlernte Jesus das Handwerk eines christlichen Arbeiters im schlichten Umfeld einer Schreinerwerkstatt.
Jesus kannte keine theologische Hochschule, keine menschlichen Lehrer und kein akademisches Programm. Stattdessen lernte er inmitten von Holzspänen und Sägemehl mit seinem Vater Gemeinschaft zu haben, seinen Vater zu lieben, ihm gehorsam zu sein und von ihm unterwiesen zu werden.
Was seinen Ursprung in der Gottheit vor aller Zeit hatte, wurde im Leben des Zimmermanns aus Nazareth empfangen. Sowohl das christliche Leben als auch die Gemeinde und die apostolische Arbeit waren in dem Gott-Mensch Jesus von Nazareth präsent. Was der Sohn Gottes in seiner ewigen Vorexistenz kannte, wurde unverändert in seiner ursprünglichen Fassung auf die Erde gebracht. Das himmlische Lied, das er in der Ewigkeit gesungen hatte, wurde von der göttlichen Tonart in eine menschliche transponiert. Das Lied selbst blieb jedoch dasselbe.
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