Kitabı oku: «Hexen Wahn-Sinn», sayfa 3
Wien, Donnerstag, 7. November 2019
Martin und Lois waren für ihre Verhältnisse sehr spät - erst um sieben Uhr morgens - aufgestanden. Beide frühstückten normalerweise nicht. Es gehörte fast schon zum Morgenritual der beiden, was viele für unfreundlich hielten: dass sie sich nicht wirklich anblicken, schnell ihre Morgentoilette machen und dann einfach verschwinden. Martin fährt ins Stiftsgymnasium. Donnerstag ist ja einer seiner Unterrichtstage. Lois macht sich auf den Weg nach Baden. Er will ein paar Stunden mit seiner Frau verbringen. Er fürchtet, ihm wird in den nächsten Wochen nicht so viel Zeit für seine Familie bleiben.
Kurz nach zwei macht sich Alois von Baden aus auf den Weg ins Innenministerium in den 1. Bezirk, direkt neben der Hofburg. Er ist gespannt, was sie für Räume für seine SOKO freigemacht haben. Auf jeden Fall wird er sich die nächsten Wochen, wahrscheinlich Monate, in geschichtsträchtigen Räumen aufhalten, was ihm auf eine Art und Weise auch Freude bereitet. Wenn er schon so einen schweren, heiklen Fall zu lösen hat, dann war es Trost, es in einer so geschichtsträchtigen Umgebung zu tun.
Beim Pförtner erfährt er, dass alle Mitglieder der SOKO spezielle Ausweise bekommen werden, er dafür nur die Namen mitteilen muss, er erhält die dafür notwendigen Formulare. Es gibt auch 8 Parkplätze in der Tiefgarage für die, die wie er selbst von auswärts einpendeln. Alois macht einen Rundgang und ist überrascht und zufrieden: sie haben fast einen ganzen Stock des Gebäudes. Er fragt sich kurz, wer da wohl ausquartiert worden war. Aber er ist froh, dass sie genug Räume haben: er hat ein Büro, der Vorraum für zwei Sekretariatskräfte, einen großen Konferenzraum, der Platz bietet für bis zu 15 Personen. Büros für die IT-Fachleute, Kriminalisten, Raum für 1-2 Spezialisten. Er hat von der Uni Wien beim Institut Geschichte, Fachbereich für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften einen Experten oder eine Expertin angefordert, der/die ihnen zum Thema Hexen weiterhelfen kann und eine Expertin oder Experten vom Institut für Religionswissenschaften, die sich bei esoterischen Strömungen, Wicca und ähnlichem auskennt.
Sein Eindruck ist, dass alles sehr gut passt.
Burg-Kloster Finstermünz, Freitag, 2. November 2018
Die Klostergemeinschaft hat gerade ihrer toten Mitbrüder durch die Jahrhunderte gedacht. Im Nekrologium (Totenverzeichnis des Klosters) steht an diesem Tag auch der erste Abt des Klosters, Abt Bonifatius. Er starb 1568, genau vor 450 Jahren. Unter ihm erreichte das Kloster seine erste Größe. Durch seine strenge und gewissenhafte Führung wurden damals die Grundlagen und Mechanismen entwickelt, die Abt Gregor in seinem Kloster jetzt wieder mit Leidenschaft lebendig machen will.
Er hat die Mitbrüder gebeten, nach dem Abendessen im Refektorium sitzen zu bleiben. Alle Bediensteten und alle, die nicht zum inneren Kreis des Klosters gehörten, wurden vorzeitig von ihm heimgeschickt.
Abt Gregor erhebt sich und geht zum Lesepult, von dem sonst normalerweise vor und während des Essens Schriftstellen und die Regel des Ordens verlesen werden.
„Liebe Mitbrüder, vier Monate nach meiner einstimmigen Wahl ist es an der Zeit euch mitzuteilen, wie ich mir die weitere Zukunft unseres Ordens vorstelle und was ich dafür als die nächsten notwendigen Schritte sehe. Ihr alle gehört dem Inneren Kreis des Klosters an und wisst um unseren Auftrag, den uns der Gründer des Klosters gegeben hat und von dem wir uns in den letzten Jahrhunderten weit entfernt haben. Unser ursprünglicher Auftrag war: Hexen zu suchen, zu verhören, über sie zu urteilen und das Urteil an ihnen zu vollstrecken. Der letzte Hexenprozess, an dem das Kloster beteiligt war, war der von Anna Schnidenwind, geborene Trutt, die am 24. April 1751 in Endingen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
Wie ihr auch wisst, entschied Abt Gunther dann im Jahre 1784, die Bestimmung des Klosters, Hexen zu verfolgen, vom Papst ändern zu lassen. Gleichzeitig fiel auch die Verpflichtung der Mönche, sich bei der feierlichen Ewigen Profess kastrieren zu lassen.
Seitdem hat sich dieses Kloster auf andere Aufgaben konzentriert und seine wirkliche Berufung aufgegeben.
Es ist meine Absicht, dem Unwesen, das der Teufel seither ohne Hindernis treiben kann, Einhalt zu gebieten. Wir Bonifici werden dieser Welt und den Menschen wieder den Schutz zukommen lassen, der uns bei der Gründung aufgetragen wurde. So tragen wir bei, dass sich das Paradies auf Erden wieder ausbreiten kann.
Ich weiß, jeder von euch hat bei seiner Ewigen Profess dem Abt Gehorsam und dem Orden zu dienen versprochen. Ich werde euch jetzt mitteilen, was meiner Überzeugung nach in Zukunft die Aufgaben des Klosters sein werden. Ihr habt dann die ganze Nacht und morgen bis nach der Vesper Zeit für euch zu entscheiden, ob ihr weiterhin zu eurem Versprechen steht oder ob ihr lieber in einen anderen, nicht so strengen Orden wechseln wollt. Ich erinnere euch aber an das Schweigegelübde, das für alles, was hier im Refektorium gesprochen wird, gilt. Wer es bricht, hat mit unendlichen Qualen im Jenseits zu rechnen.
Ihr seid in den Orden der Bonifici eingetreten. Wir leben nach der Regel des heiligen Kirchenvaters Augustinus. Genau jener Kirchenvater Augustinus hat uns gelehrt: Menschen können keine Magie wirken. Der Satan und seine Dämonen haben diese - ihnen von Gott gegebene Fähigkeit - auch nach ihrem Abfall von Gott behalten dürfen. Wenn also eine Frau Magie wirkt, Zauber ausspricht, dann kann sie das nur, weil in ihr der Satan oder ein Dämon wirkt. Das heißt konkret: Jede Art von Zauberei ist Teufelswerk! Jedes Handeln einer Hexe beruht auf einen Pakt, den sie mit einem Dämon oder dem Teufel selbst geschlossen hat. Es liegt an uns, das im Hexenprozess zu beweisen und die Hexen dann dem göttlichen Urteil zu übergeben.
Als ihr in den Orden eingetreten seid, haben die damaligen Äbte von euch nicht mehr eingefordert, was in den alten Regeln unseres Hauses verlangt wird und deshalb ist es nur recht und billig, dass ihr in euch geht und euch fragt, ob dieser Orden der richtige für euch ist. Weiters, ob ihr bereit seid, dem Auftrag dieses Klosters und dieses Ordens zu erfüllen? Es muss sich niemand Sorgen machen. Ich trage Sorge, dass alle, die sich entscheiden sollten, uns zu verlassen, in einem anderen Orden aufgenommen werden, wo sie sich wohl fühlen werden."
Der Abt nickt seinem Prior zu und der legt in die Mitte des Refektoriums einige Gegenstände. „Ihr kennt sicher alle ganz genau unsere Klostergeschichte. Jeder hat sie in seinem Noviziat ausführlich studieren müssen. Diese Werkzeuge, die ihr jetzt in der Mitte seht, wurden bei der Gründung des Klosters von unserem Gründer und Stifter, Baron Gregor von Finstermünz extra für uns angefertigt. Die heilige Inquisition hat sie uns zur Erfüllung unseres Auftrages anvertraut. Der Auftrag unseres Ordens - der Bonifici - ist simpel: Hexen ausfindig zu machen, sie als solche zu kennzeichnen und das Urteil über sie zu sprechen und das Urteil dann auch zu vollstrecken." - Abt Gregor zeigt zwei kunstvoll geschmiedete Stigmata (Gegenstand, mit dem man besondere Zeichen setzen kann) mit je einem Goldgriff, hebt sie hoch und führt sie jedem Mitbruder des inneren Zirkels vor die Augen. Jeder kann so den Wortlaut, den sie bilden, klar erkennen:
Male-Fica - Hexe!
„Gegen die „Male-fica" (Hexe) sind wir „Boni-fici" (die Gutes tun) gegründet und eingesetzt worden!" sagt er eindringlich dabei. „Das ist die Bestimmung dieses Ordens und es ist die Aufgabe von mir, eurem Abt, euch zu zeigen und dabei zu unterstützen, wie jeder einzelne von uns, wir alle gemeinsam, dieser Bestimmung am besten nachkommen können."
Abt Gregor nimmt das dritte Stigma zur Hand, es zeigt einen Schlangenkopf mit heraushängender gespaltener Zunge
und zitiert: „So steht es in der Heiligen Schrift: Gott, der Herr, sprach zu der Frau: Was hast du da getan? Die Frau antwortete: Die Schlange hat mich verführt und so habe ich gegessen. Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens." (Gen 3, 13-14)
Abt Gregor fährt fort: „Mit diesen wertvollen Gegenständen, die nur unser Kloster besitzt, soll jede Hexe gebrandmarkt werden. Sie sind aus kostbarem Platin gefertigt, das erst bei einer Temperatur von 1.768 Grad Celsius schmilzt, um über 200 Grad mehr als Eisen. Schaut euch genauestens das Kostbarste, was unser Kloster besitzt, an und dann entscheidet selbst, ob sie weggesperrt im Tresor des Klosters verkümmern sollen - so wie in den letzten 270 Jahren -oder ob sie wieder herausgeholt und benützt werden sollen - als Brandzeichen für die Hexen in unserer Zeit?"
Abt Gregor nimmt den Siegelring des ersten Abtes, ebenfalls aus Platin gefertigt, in seine Hand: Es zeigt das Symbol der Inquisition: Kreuz, Olivenzweig und Schwert und dazu die Worte aus dem Psalm 73: „Exurge Domine et Judica causam tuam!" - „Steh auf, Herr, und urteile über deine Streitsache!" auf der linken Seite der Name des Ordens: Bonifici und auf der rechten Seite der Name des Abtes: Abt Bonifatius.
Er nimmt seinen eigenen Abtring aus einer Schatulle, den er nach dem alten Vorbild anfertigen hat lassen, steckt ihn sich an seinen Finger und hebt seine Hand mit den Worten: „Ich gelobe, diesen Orden wieder zu seiner Bestimmung zu führen!"
Dann nimmt Abt Gregor den Ring vom Finger und legt ihn zu den anderen vier wertvollen Kostbarkeiten auf den Tisch in der Mitte des Refektoriums.
„Kommt und seht, worauf dieses Kloster und unser Orden gegründet wurde und entscheidet für euch selbst, ob ihr bereit seid, diesen Weg mit mir zu beschreiten."
Ohne sich noch einmal umzublicken, verlässt Abt Gregor wortlos und festen Schrittes das Refektorium.
Wien, Freitag, 8. November 2019
Alois Pichler ist schon kurz nach sechs Uhr früh im Innenministerium und betritt dort zum ersten Mal seinen neuen Arbeitsplatz. Er ist mit Erlass des Innenministers vom 6. November 2019 per heutigem Tag zum Leiter der SOKO „Frauenmorde" ernannt worden. Er muss lachen, weil sich der Innenminister wohl nicht getraut hat, sie „Hexenverbrennung" zu nennen.
Auf seinen Schreibtisch liegen sämtliche Akten zu dem Fall auf einem Stapel.
Als er seinen Computer hochfährt, stellt er erfreut fest, dass sein Emailaccount und auch sonst alles darauf genau so eingerichtet ist wie er es von seinem früheren Arbeitsplatz in der Landespolizeidirektion gewöhnt ist.
Um 8 Uhr beginnen die beiden Sekretariatskräfte ihre Arbeit. Die eine ist Frau Miriam Wageneder, 53 Jahre alt. Sie arbeitet seit fast 20 Jahren - als er 2001 seinen Dienst in der Landespolizeidirektion Wien aufnahm als seine Sekretärin. Es war sein Wunsch, nein eigentlich seine Bedingung, dass sie für die Dauer der Existenz der SOKO mit ihm den Dienstort wechselt. Sie sind ein eingespieltes Team. Sie kann mit all seinen Macken gut umgehen und sie arbeitet genauso, wie er es braucht. Weiters ist sie die Kraft, die das Chaos, zu dem er mitunter neigt, in die nötige Perfektion verwandelt.
Die andere ist eine gewisse Frau Gerlinde Rath, 31 Jahre jung. Sie hat bisher hier im Innenministerium als persönliche Assistentin für einen Sektionschef gearbeitet, der gerade aufgrund einer Tumoroperation in einem längeren Krankenstand ist. Ihre Aufgabe wird sein, dass sie die Abstimmung mit dem Innenminister regelt. Sie ist in diesem Gebäude seit ihrer Lehre „daheim". Alois hofft, dass durch sie ein reibungsloser Ablauf mit dem Innenministerium möglich sein wird.
Die Büros nebenan gehören den Kriminalpolizisten. Derzeit gehören der SOKO 4 Kriminalpolizisten an. Alois fürchtet aber, dass er die noch erweitern muss. Zwei stammen von dem Team, das mit dem Fall Frauscher von Anfang an betraut war: Sie haben ihm auch bisher schon die entsprechenden Akten und Unterlagen zusammengesucht und all die Kleinarbeit erledigt, die zu einem Kriminalfall nun mal dazu gehört. Einer kommt vom Bezirkspolizeikommando Vöcklabruck und eine Bezirksinspektorin Sylvia Stadler kommt vom Bezirkspolizeikommando Bludenz. Das soll sicherstellen, dass alle Informationen von den bisher bekannten Tatorten auch hier in Wien bei der SOKO landen und die Zusammenarbeit mit den Beamten vor Ort hervorragend funktioniert. Sie alle wurden von ihren Dienststellen bis auf Widerruf der SOKO in Wien dienstzugeteilt.
Dann gibt es ein großes Büro für die IT. Es ist technisch am neuesten Stand und mit 2 Fachleuten besetzt: ein IT-Techniker hier aus dem Innenministerium und ein Senior Data Engineer vom BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik). Alois weiß zwar nicht wirklich, was diese Berufsbezeichnungen genau bedeuten, aber er ist zuversichtlich, dass sie ihm eine große Hilfe sein werden.
Pünktlich um neun Uhr treffen sich diese neun Personen im Konferenzraum. Alois stellt sich kurz vor, sagt auch jedem, warum er gerade ihn oder sie in dieser SOKO haben will. Dann bittet er auch alle anderen, sich kurz vorzustellen, da sie alle sich vor diesem Tag noch nie begegnet sind bzw. beruflich gemeinsam gearbeitet haben.
Er bittet alle darum, in dieser SOKO auf akademische Titel, Dienstgrade und Berufsbezeichnungen zu verzichten, sich ab dieser Team-Besprechung zu duzen und sagt, dass er darauf hofft, dass sie gut zusammenarbeiten und die Fälle bald lösen werden. Er geht zu jeder Person persönlich hin, reicht ihm bzw. ihr die Hand und sagt: „Willkommen in meinem Team, ich bin der Alois. Ich freue mich auf unsere gute Zusammenarbeit." Dann skizziert er auf dem White Board das Aufgabenfeld jeder einzelnen Person, bittet, kreativ zu sein und ungewöhnliche Gedankengänge zu entwickeln. Seine Tür steht jederzeit für alle offen und jeder kann kommen, auch wenn er meint, die Idee sei noch so sonderbar. Wenn wer was braucht, soll er sich einfach bei ihm melden. Er, Alois, wird sein Bestes tun, dass sie all das bekommen, was sie brauchen.
Er schließt die Besprechung damit, dass er sich auf die Zusammenarbeit freut, und jeder zu allen Unterlagen in seinem Account Zugang hat. Sie sollen sich im Anschluss diese Unterlagen genau anschauen. Es wird fortan dreimal in der Woche: Montag, Mittwoch und Freitag um neun Uhr früh eine gemeinsame Dienstbesprechung geben, wo jeder mitteilen kann, wo er gerade steht, was seine nächsten Schritte sind und was er braucht. Nächste Team-Besprechung am nächsten Montag um neun Uhr. Er übergibt jedem seinen Ausweis, mit dem er freien Zugang zu diesen Räumen hat.
Alois widmet sich dann den Berichten des Frauenmordes von der Frau Maria Frauscher in Wien:
Opfer: Frau Maria Frauscher
geboren am 11. September 1988 in Graz;
Wohnadresse: Praterstraße 36/4
Zweitwohnsitz: Kleingartenverein Satzberg Alt, 1140 Wien - den hat sie 2014 von ihrer Tante geerbt.
Beruf: Diplomierte Eltern/Kind-Mentaltrainerin, Kräuterpädagogin
Eltern: Harald und Hermine Frauscher, geb. Mitter, Schanzelgasse 63, 8010 Graz
Ausbildung: Nach der Schule 2004-2007 Lehre als Kosmetikerin und Abschluss bei DM - Drogerie Markt GmbH in Graz, ausgezeichnete Lehrabschlussprüfung, 2010 (berufsbegleitend) Ausbildung zur Kräuterpädagogin am DRUMBL (Akademie für Aus- und Weiterbildung GmbH) in Graz, 2011 (ebenfalls berufsbegleitend) Ausbildung zur diplomierten Eltern/Kind Mentaltrainerin am DRUMBL,
2013 Übersiedelung nach Wien und seither selbständig als Eltern/Kind-Mentaltrainerin und Kräuterpädagogin
Hat einen Vertrag mit der Bildungsdirektion Wien zur Beratung von Lehrkräften in Krisenfällen und mit dem Familien-Kompetenzzentrum von Prosoz Wien.
Hat eigene Klienten in beiden Bereichen.
Familienstand: ledig - nach Auskunft der Eltern und Freundinnen keine fixe Partnerschaft, ab und an sehr kurzfristige Affären.
Bericht Kripo:
Die Kleingartenanlage war in dieser Nacht leer, es hat den Anschein, dass nur Frau Frauscher dort genächtigt hat. Alle anderen Besitzer können nachweisen, dass sie zum Tatzeitpunkt nicht vor Ort waren. Das letzte Paar hat kurz vor 18.00 Uhr - nach Einbruch der Dunkelheit - die Kleingartenanlage verlassen.
Ein Nachbar, ein gewisser Herr Ing. Wolfgang Greindl ist gegen halb zwei Uhr früh in seine Hütte gefahren, nachdem ihn seine Frau beschimpfte, weil er das Gesteck für das Familiengrab dort liegen hat lassen. Er sah den Rauch und alarmierte die Feuerwehr, die innerhalb von zehn Minuten eintraf, den Brand löschte und die Frauenleiche in der Hütte vorfand.
Er ist niemandem auf dem Weg zum Schrebergarten bzw. beim Verlassen begegnet, auch keinem Fahrzeug.
Es gibt keine Zeugen, die etwas bemerkt haben.
Erkundigungen über das Opfer zeigen keine Auffälligkeiten.
Bericht Spurensicherung:
Die Spurensicherung hat im Kamin, auf den Scheiten und auf Teilen der Bettwäsche Aceton gefunden; der Analyse nach dürfte es von der Marke MEYER stammen. Die Firma verkauft es in Gebinden von 1 Liter, 6 Liter, 12 Liter, 30 Liter und 200 Liter Inhalt, vorwiegend an Malerbetriebe und Firmen, die Aceton zum Reinigen und Entfetten von Ausrüstung oder Werkstücken verwenden.
Artikel- und Sicherheitsdatenblatt liegen dem Bericht bei.
An bzw. neben der Leiche fanden sich noch Reste einer Angelschnur, eine Anaconda Rockshocker Leader - Schlagschnur, sie zeichnet sich durch hohe Abriebfestigkeit und hohe Knotenfestigkeit aus. Eine Spule mit 150 Meter davon kostet so an die 20 Euro und ist in jedem guten Angelgeschäft erhältlich, natürlich auch über den Internethandel.
An der Eingangstüre fanden sich keine Einbruchsspuren, also wird das Opfer den oder die Täter zu sich in die Hütte gelassen haben.
Der Laptop der Verstorbenen fand sich in ihrem Auto. Dort gab es einen Terminkalender. Darin ist am 1. November um 18 Uhr ein Termin mit einem gewissen Kaiser Claudius, Vermerk Erstgespräch verzeichnet. Dabei war aber weder eine Telefonnummer, Bild oder Adresse und auch im Handy oder der Klienten-Datenbank des Opferns fand sich dazu kein Eintrag, obwohl sie ansonsten in ihrer persönlichen Cloud eine sehr detaillierte Datenbank mit Angaben zu den Vorlieben, Problemen und Anschauungen und dem Verlauf der Behandlungen ihrer Klienten hatte.
In der Hütte fanden sich Spuren, Fingerabdrücke, etc. von der Besitzerin, etwas ältere von einer männlichen Person im Badezimmer - die aber nirgends registriert sind. Es gab nur ein benutztes Glas an der Spüle mit den Fingerabdrücken des Opfers, darin fanden sich Spuren von GHB (Gamma-Hydroxy-Buttersäure) - sogenanntes Liquid Ecstasy, das häufig als K.O. Tropfen verwendet wird, um Opfer gefügig zu machen.
Im Geschirrspüler war das Geschirr vom Frühstück, Mittagessen und eine Schüssel mit Salat stand noch auf der Anrichte.
Im offenen Kamin wurden die Brandzeichen, die am Opfer verwendet wurden, glühend heiß gemacht. Es fanden sich dort keine Metallreste des Metalls, mit dem die Brandzeichen gesetzt wurden.
Bericht Feuerwehr: bei dem Feuer handelte es sich eindeutig um Brandstiftung, ausgehend vom offenen Kamin, der an war. Darin waren Buchenholzscheite aufgestapelt - dieselben, wie sie auch an der Hauswand - in etwa drei Kubikmeter - gelagert sind. Im offenen Kamin unter den Buchenholzscheiten fanden sich große Glutreste. Als Brandbeschleuniger wurde Aceton verwendet, das sich auf den Scheiten und dem Bettzeug fand.
OBDUKTIONSBERICHT
Todesursache: Rauchgasvergiftung
In den Atemwegen fanden sich Spuren von Aceton.
Im Blut Spuren des Medikamentes Effortil und hohe Mengen von Morphin.
Drei massive Brandmale: zwei an den Brüsten, einer am Venushügel - fachmännisch gesetzt ohne Spuren an anderen Stellen des Körpers - das lässt darauf schließen, dass das Opfer reglos war. Weitere Verbrennungen zweiten und dritten Grades, verursacht durch die brennende Bettdecke.
Vier Einstiche in der rechten Armbeugen-Vene, zwei in der linken Armbeugen-Vene (Morphin und Effortil).
Abschürfungen und Hämatome aufgrund einer Fesselung an den Arm- und Fußgelenken, ebenso Fesselspuren im Hüftbereich, an diesen Körperstellen auch ein leichter Abrieb von Kunststoff, wie er für Schlagschnüre beim Angeln verwendet wird und Reste davon auch noch in der Hütte gefunden wurden.
Im Grunde genommen nur die Bestätigung all der Dinge, die Hannes, der Pathologe, schon in der Nacht zum 2. November erwähnt hat.