Kitabı oku: «Im Kraftstrom des Satan-Seth», sayfa 2

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Alles was lebt, ist erleuchtet

Was nun? Soll ich Weisheit durch Worte suchen? Alphabetische Wahrheiten grammatikalischer Taschenspielereien? Soll ich ein schlüpfriges Paradoxon in verrückte Schönschrift kleiden? Wie? Ich soll euch in eurem Selbstbetrug behilflich sein? Den Schwerthieb bringe ich, nicht Salbe! Ihr sucht Erlösung? Erlösung von eurer kranken Verdauung, eurem verkrüppelten Glauben und euren wiedererwachenden Begierden? Zu glauben oder nicht zu glauben, das ist die Frage. Wahrlich, sobald ihr auch nur das Geringste glaubt, bringt ihr unumgänglich alle Dinge hervor. Ihr seid der Ursprung der Dinge, allen Wissens, und strebt nach dem Stumpfsinn weiterer Selbsterniedrigung? Verflucht sind alle, die in Demut flehen. Die Götter sind noch unter euch. Darum laßt, wenn ihr betet, es auf diese Weise geschehen:

Oh Selbst, mein Gott! Fern ist dein Name außer in der Blasphemie, denn ich bin dein Ikonoklast. Berausche mich mit Selbstliebe. Lehre mich die Bewahrung ihrer Freiheit. Amen

Austin Osman Spare


Satanismus. Die Gebrüder Grimm berichten in ihrem Schwatzbuch .... Verzeihung, die Gebrüder Grant berichten in ihrem Schwarzbuch, daß der Satanismus schlingpflanzengleich die zivilisierte Welt mit ihren Errungenschaften würgt und in seiner internationalen Vernetzung der Christenheit an die Wäsche will. Sie berichten von 135.000 (in Worten einhundertfünfunddreißigtausend) Teufelskulten allein in den USA (eine Zahl von 1985, heute sind es sicherlich mehr...). Was ist dran am Satanismus, nach LaVey jener einzigen Religion, die sich am Menschen orientiert? Der Begriff „Satanismus“ ist recht neu. Er wurde nachweislich zum ersten Mal von dem britischen Schriftsteller Robert Southey (1774-1843) verwendet, der damit das Werk von Byron zu beschreiben versuchte. Um die Jahrhundertwende tauchte der Satan dann immer häufiger als Heilsbringer und Erlöser in der Literatur auf, so z.B. bei George Bernhard Shaw. Auch August Strindberg beschäftigte sich auf diese Weise mit der Satansfigur. Doch wann entsprang der Satan selbst dem Mutterschoß?

In der Kirchengeschichte spielte der gefallene Engel Satan in den ersten Jahrhunderten keine Rolle, war er nach christlicher Konzeption zwar ein Bruchpilot und Aufrührer, aber eben auch nur ein Geschöpf. Vom 12. bis zum 14. Jahrhundert wurde er immer mehr zum Sünden-Bock, dem alles Übel dieser Welt angelastet wurde und parallel hierzu zum Machtinstrument der Kirche.

Es ist keine neue Erkenntnis, daß man Menschen am einfachsten beherrscht, indem man ihre Sexualität und ihr physisches Bio-Überleben unter seine Kontrolle bringt, Angst schürt vor „falschen“, d.h., von der Führungskaste unerwünschten Handlungen, die einem vielleicht sogar das ewige Leben verbauen können. Von Vorteil, wenn man sich bei der Versklavung von Millionen auf göttliche Autorität berufen kann. Alles, was Spaß macht, wurde mit dem Etikett: „Sünde!“ versehen. Wer die Sexualität verteufelt, wer allen Ernstes behauptet, Sex sei vom Teufel, der darf sich nicht wundern, wenn die Menschen sie sich auch vom Teufel holen. Viele Christen wurden enttäuscht, da sie vom Walten Gottes in der Welt nichts wahrnahmen. Doch angeblich trieb ja an jeder Ecke der Widersacher sein Unwesen. Also wendeten sie sich ihm zum. Satan avancierte vom Bruchpiloten zum Gegengott, zur echten Alternative. Gegengott ist ein Amt, das es in nahezu jeder religiösen Bewegung früher oder später zu besetzen gibt; in fast jeder Kultur existiert eine Priesterschaft dieser Alternative; ganz gleich, ob sie nun Satan, Set, Adramelech, Haborym, Emma-O, Loki, Mania, Mantus, Pan, Milcom, Demogorgon, Beherit, Pwcca, Bile, Tchort, Rimmopn, Samnu, Typhon, Yen-lo-Wang oder Tezcatlipoca genannt wird.

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich differente, teilweise paradoxe Vorstellungen, im Satanspool angesammelt. Wer aber ist dieses Chamäleon?

Der Satan der Kirche ist eine wahrhaft magische Gestalt. Dieser Satan ist tatsächlich dem Schoß der großen, christlichen Mutterkirche entflohen. Bei einer ordentlich durchgeführten Missionierung ist es wichtig, alte Götter zu diskreditieren, wenn man sie durch den christlichen Über-Gott ablösen will. Doch es ist nicht leicht, dem zu missionierenden, unzivilisierten Volk von abergläubischen Primitivlingen zu verdeutlichen, was an den alten Göttern eigentlich falsch und böse war, wenn es im eigenen Glauben doch nur das allmächtige Gute gibt. Wie hilfreich war es da, einen Widersacher aus dem Talar-Ärmel schütteln zu können, der in den alten Göttern seine Lokalvertretungen hatte, von denen man die Primitiven befreien konnte (um sie später als Sklaven für sich arbeiten zu lassen, denn Arbeit und Demut machen frei). Der Teufel als Sammelbecken für benutzte, alte, überflüssige Götter. Sollte sich wider Erwarten ein Gott im zu bekehrenden Volks so festgesetzt haben, daß man ihn weder durch Missionsarbeit sanft lösen noch durch das Schwert herausschneiden kann, bleibt immer noch, ihn heilig zu sprechen und in den eigenen Glauben zu integrieren, wie dies z.B. bei der heiligen Brigid geschehen ist.

Daß ein allwissender Gott keine Fehler begeht, ist einleuchtend. Problematisch wird es lediglich, wenn die Worte des religiösen Führers als bindende Autorität gelten, denn er hat schließlich den heiligen Geist auf der Schulter sitzen, der ihm die göttliche Wahrheit zuflüstert. Wenn das die absolute Wahrheit ist, was ein greiser, verknorrter Mann mit Fischkopfmütze sagt, ganz gleich, was er vorher getrunken hat, dann müssen Fehler und Irrtümer verleugnet und dem Teufel zugeschoben werden. So, wie die in der Psychoanalyse das Ich seinen Schrott um seinen Schatten türmt, wird das Symbol des Teufels eine gigantische Müllhalde aus zwei Jahrtausenden. Das ist es, was der „historische Satanist“, der sich als Anti-Christ am Christentum orientiert und Satan nur als Antipode des christlichen Gottverständnisses definiert, anbetet: Einen Müllhaufen.

Und so muß man sich die Hölle vorstellen: Frustrierte, abgeschobene Götter aller Kulturen, die von den Missionsplanierraupen egalisiert wurden, sitzen um einen riesigen, runden Tisch. Der Lichtbringer Luzifer glimmt etwas vor sich hin, steht dann gähnend auf und schürt das Feuer im Kamin. Wie damals, als ihn noch alle Prometheus nannten. Freya reicht ein paar selbstgebackene Plätzchen in die Runden, an denen alle recht gelangweilt herumkauen.

Plötzlich öffnet sich eine Dachluke und der Papst schüttet, neben ein paar Bierbüchsen und zerfledderten Pornoheften (Schwester Maria sieht sowas nicht so gerne) ein paar Todesurteile wegen Ketzerei, Bannbullen gegen Reformatoren und wissenschaftliche Hirngespinste (die Erde soll doch tatsächlich keine Scheibe sein...) herunter.

Diese Verfahrensweise mit dem Fremden und Neuen hatte zur Folge, neben der Erkenntnis, daß Pornohefte ins Altpapier gehören und der Vatikan keinen Müll sortiert, daß alle Formen der Ablehnung von Autorität und Auflehnung gegen bestehende Normen eine große Faszination über die Menschheit entwickelten.

So, wie der einzelne Mensch mindestens einmal im Leben eine rebellische Phase durchmacht, so gibt es auch in jeder Generation, in jedem Zeitalter, eine solche Phase.

Wie langweilig war doch das Christentum mit den öden und lebensfeindlichen Vorschriften, wie aufregend die Runde von Göttern, Wissenschaftlern und anderen Schamanen der Hölle. Dort dämmerte den frustrierten Göttern, Gelehrten und Priestern allmählich, daß ihre Zeit gekommen war. Anton Szandor Lavey beschreibt in seiner Satanic Bible, was geschah:

So they all join hands in „brotherly“ unity, and in their desparation go to Valhalla for their last great ecumenical council. „Draweth near in the doom of the twilight of the gods.“ The ravens of night have flown forth to summon Loki, who hath set Valhalla aflame with the searing trident of the Inferno. The twilight is done. A glow of new light is born out of the night and Lucifer is risen, once more to proclaim: „This is the age of Satan! Satan rules the earth!“ No longer shall men’s salvation be dependant on his self-denial.

Die Ersten, die aus der Hölle kletterten, waren diejenigen, die zuletzt hineingesteckt wurden: Wissenschaftler, die hinausschritten in die Welt, noch einen Blick über die Schulter warfen und ihren Vorsprung vor den Göttern der alten Zeit nutzten. Sie kehrten ihren ehemaligen Höllengenossen den Rücken und begannen damit, den christlichen Gott nur noch für jene zu akzeptieren, die sich keinen Psychoanalytiker leisten können und sich so samstags im Bordell, sonntags im Beichtstuhl Befreiung verschaffen. Bis kurz vor Wende ins 20. Jahrhundert haben sie tatsächlich geglaubt, sie hätten Newtons Uhrwerk-Universum bald vollständig erklärt und die klassischen Wissenschaftler könnten sich die Pfeifchen stopfen, sich in den Ohrensessel zurücksinken lassen und den verdienten Ruhestand vor dem heimischen Kamin genießen.

Doch das Feuer war nicht mehr wärmend für die Seele, der Tabak roch nicht mehr nach Freiheit und die Schatten, die das Feuer an die Wände warf, glichen keinen Fabelwesen mehr. Das Leben war kalt und die Wissenden waren unglücklich, da sie keine Weisheit besaßen.

Es begann die Renaissance der alten Götter, die sich ihr Lunchpaket gepackt hatten und sich aufgemacht haben aus der Hölle, um in ihrer Vielfalt dem Menschen die Freiheit zu geben, zu wählen und zu erkennen, daß sie bei ihm, in ihm, mit ihm, er selbst und sein Selbst sein können. All‘ unsere heidnischen Götter (und vielleicht wir selbst) haben lange Zeit in der Hölle gesessen, Doppelkopf gespielt und Freyas Kekse gefuttert, ob wir nun Thelemit, Wicca, Satanist, Odinist oder kynisch epikuräischer Hedonist sind.

Doch was, wirst du jetzt fragen, geschah mit den Wissenschaftlern in den Ohrensesseln? Die einen begingen Selbstmord. Andere stießen an die Grenzen ihrer Vorstellung, begannen hinter jeder beantworteten Fragen zwei neue zu sehen und verinnerlichten allmählich, wie wenig sie wußten. Viele aus dieser Gruppe erinnerten sich der Tradition des christlichen Abendlandes, rennen samstags in den Puff und sonntags in die Kirche.

Andere schnippeln in altbewährter Salamis-Taktik (nach der gleichnamigen Insel, nicht nach der Wurst benannt) in kurzen Überfällen immer mehr von magischen Erkenntnissen ab, geben ihnen neue Namen und bekommen den Nobelpreis oder nennen sie bei ihrem alten Namen und werden diskreditiert für einige Jahre. Wenn sie dann aus Gram oder im Gefängnis gestorben sind (Wilhelm Reich), werden sie posthum rehabilitiert.

Um die Wende ins 20. Jahrhundert begaben sich viele Menschen in Europa, enttäuscht von kalter Wissenschaft und lauwarmer Religion, selbst auf (oft mystisch orientierte) Sinnsuche. In einem allgemeinen Klima der Verunsicherung, des wirtschaftlichen Umbruchs und der Neuorientierung tauchten eine ganze Reihe von Orden, Logen und Gesellschaften wieder auf, die sich mit dem Okkulten befaßten. Es ist dies die entscheidende Zeit für die heutige esoterische Landschaft. In dieser Zeit reisten viele Suchende nach Tibet und Indien. Ich bezweifle, daß es dort so viele „erleuchtete Meister“ gab, die Europäer mit ihrem Geheimwissen einweihten, wie „Eingeweihte“ nach Europa zurückkehrten, ihren eigenen mystischen Verein eröffneten und ein paar Jünger um sich scharten. Die Begriffe Rechtshändiger Pfad (RHP) und Linkshändiger Pfad (LHP) wurden durch die Theosophische Gesellschaft aus Indien importiert.

Tantra wurde dort auf dem exoterischen „rechten“ Pfad (die rechte Hand ist die saubere Hand. Lasse dich mal von einem konservativen Inder zum Essen einladen und gib ihm die linke Hand, iß nur mit links etc. und warte ab, was passiert) praktiziert. Die Welt wurde zurückgewiesen durch Techniken der Askese, der RHP steht in der brahmanischen Tradition mit festen Regeln, die befolgt werden müssen. Dies alles fanden die Theosophen äußerst erbauend.

Auf der anderen Seite steht der esoterische Vama Marg, der Pfad der linken Hand, wobei allein die Unterteilung in rechts und links im kulturellen Kontext eine Wertung einschließt, so daß es nicht schwer fällt herauszufinden, wer diese Begrifflichkeiten geprägt hat. Auf diesem Pfad gibt es keine Regeln, ein starkes Individuum ist gefragt. Die Welt von Maya, der Illusion, wird gelebt, ausgelebt, umarmt, geliebt; und dies auf alle erdenklichen Arten. Die Theosophen waren entsetzt von den liebes- und leibesfrohen Riten des LHP, der abseits des Kastensystems existierte. Alle magischen Arbeiten und Theorien, die von den Theosophen nicht akzeptiert wurden, fielen dann für sie unter die Sammelbezeichnung LHP. Eine solche Verfahrensweise haben wir in diesem Kapitel bereits behandelt. Der LHP wurde wie der Satanismus zum Spiegel von Ängsten und Begierden.

Der Genuß der individuellen Existenz und die Weigerung, einer Autorität auf einem ausgelatschten Pfad zu folgen, das NON SERVIAM, wurde als Unrecht und Bedrohung gesellschaftlicher Ordnung empfunden und so sind LHP und Satanismus, in welchem Gewand sie auch erschienen, immer Ziel heftiger Attacken gewesen. Der Grund, warum sie so wenig Gegenwehr geleistet haben, mag unter anderem darin liegen, daß es äußerst schwierig ist, diese Bereiche zu charakterisieren, da sie so vielschichtig sind, wie es Individuen in ihnen gibt. Gleichmacherei, Grenzen setzen, allgemeingültige Ziele formulieren, den Sturz der Regierung planen, die Welt retten, Satanskirchensteuern einführen, Staatsreligion werden, all dies sind Dinge, auf die der Magier des LHP reichlich wenig Energie verwendet.

Um das Phänomen zu verstehen, können wir im Geschichtsbuch, das immer auch ein Geschichtenbuch ist, etwas weiter zurückblättern und befinden uns im vorbiblischen Mesopotamien. Das heutige „Arztsymbol“, die Schlange, die sich um einen Baum schlingt, geht auf mesopotamische Werke zurück. An dem Baum jener Zeit hingen zwei Früchte. Rechts ein Halbmond, der das Wissen und den rebellischen Fürsten Ea symbolisierte, der sich im Rat der Götter für die Freiheit des Menschen einsetzte, während diese ihn (demokratisch, wie Götter nun einmal sind) überstimmten und die Menschheit weiterhin versklavten. Links ein Planet, der das Leben und Eas Vater Anu symbolisiert. Ea lehnte sich gegen die Götter auf, indem er einen Menschen zu diesem Baum der geistigen Freiheit sandte, daß dieser das Wissen um die Freiheit erlange. Das muß den Göttern äußerst übel aufgestoßen sein, denn sie verbannten Ea auf die Erde, verleumdeten ihn noch einmal richtig und änderten seinen Titel von „Herr der Erde“ in „Herr der Finsternis“. Diese Story kann man in abgewandelter Form in der Bibel nachlesen. Fürst Ea gründete die Bruderschaft der Schlange und versuchte die Menschheit zu befreien. Das urbiblische Wort für „Schlange“ ist von NHSH (nahash) abgeleitet, was soviel wie „herausfinden, entziffern, erlangen“ bedeutet. Spätestens zu jenem Zeitpunkt war nicht nur die Satansfigur geboren, sondern auch der organisierte Satanismus. Genauso wie die Große Weiße Bruderschaft mit ihrer Astralpolizei in den Gehirnwindungen Dion Fortunes auf dem Weg des Gerechten wandelt, könnte man auch in allen Organisationen, Kulten, Zirkeln, die sich dem LHP widmen, Manifestationen jener archaischen Bruderschaft der Schlange wittern.

Eine zwar schwache, aber erkennbare Linie läßt sich jedoch diverse Jahrhunderte später ausmachen, die sich mit vielen Versätzen und Unterbrechungen bis heute durch die Geschichte zieht; und diese Linie verläuft quer durch alle Lager, an guten und bösen Jungs vorbei.

Es ist ver-teufel-t schwierig, die Geschichte der Magie und ihrer Protagonisten einzuteilen in Kategorien und Schubladen, zumal es zu allen Zeiten Verschleppungen von mehr oder minder grandiosen Ideen und Praktiken über große räumliche und zeitliche Abstände hinaus gegeben hat, ja sogar von einem Lager ins andere.

Versuchen wir also, jene Verbindungslinie im Jahre 1117 era vulgari aufzunehmen und an ihr entlang zu marschieren, ohne immer beurteilen zu wollen, ob sie gerade durch richtiges oder falsches, gutes oder böses, LHP oder RHP, vom Satan oder Jehova beherrschtes Land läuft.

Hugo de Payns und Geoffrey de Saint-Omer scharten einige gläubige Christen um sich in jenem Jahr. An Weihnachten bildeten sie diese kleine Gruppe zum Schutz der Pilger. Sie durften mit Erlaubnis von König Balduin I. von Jerusalem auf einem ehemaligen Tempelgelände ihr Quartier errichten. Dies trug ihnen den Namen „Tempelritter“ ein, sie selbst sahen sich als Ritter vom inneren Tempel der Seele. Ihnen fielen angeblich hebräische Schriften in die Hände, in denen sich Juden über den „Mamzer“ (Hurensohn) Jesus und seine Lästerungen gegen den Gott Israels ereiferten. Jesus hatte demnach JAHWE als den Satan bezeichnet (vergl. Joh. 9,44: Jesus spricht zu den Juden: „Ihr habt den Teufel zum Vater“.) Der innere Kreis der Tempelritter hielt das alte und das neue Testament für polare Gegensätze.

Viel später wurde der provinzialischen Komturei ein wahrscheinlich aus Katharerkreisen (möglicherweise haben sich die Templer deshalb später geweigert, gegen die Katharer einen Kreuzzug zu führen) stammendes Fragment des Johannesevangeliums zugespielt, niedergeschrieben vom Häretiker Marcion um 94 e.v.. Eine knappe Lebensgeschichte Marcions war diesem Dokument beigefügt. Er lehrte, daß der Rachegott der Hebräer der eigentliche Widersacher sei, und daß Jesus die Selbstheilung verkündet habe, daß es keiner Tempel bedarf (und keiner Kirchen). Im inneren Kreis der Tempelritter entwickelte sich die Marcionitergemeinschaft, die das alte Ordenskreuz in das „Ritterkreuz“, das Dornenkreuz der Marcioniter umwandelte.

Die Marcioniter unter den Tempelrittern standen in den esoterischen Traditionen der Manichäer und Albigenser (Katharer, neugnostische Bewegung; Blütezeit im 12. Jahrhundert, nach einer ihrer Hochburgen, der Stadt Albi werden sie auch Albigenser genannt). Sie entwickelten kirchenfeindliche Standpunkte, standen den Katharern sehr nahe, (zwischen 1209 und 1229 führte die Kirche eine Art Kreuzzug gegen die Katharer, der mit ihrer Zerschlagung endete) und führten die Philosophie der Gnosis fort, jener Lehre aus den Kindertagen des Christentums, die Erkenntnis über den Glauben setzt. Die orthodoxe Kirche hat schon immer alles daran gesetzt, gnostische Strömungen auszurotten.

Situation der ca. 30.000 Mann starken Templer: Durch die Kreuzzüge hatten sie einen erheblichen Reichtum angehäuft. Sie rüttelten an den Grundpfeilern der mittelalterlichen Gesellschaft: An der jüdisch-christlichen Religion und an der absolutistischen Herrschaft. Daß man mit einer solchen Einstellung für einen vernünftig denkenden König, der darüber hinaus in Finanznöte geraten war und ein Auge auf das erhebliche Vermögen des Ordens geworfen hatte, unhaltbar war, ist einleuchtend. So warf man ihnen Ketzerei vor, die Anbetung des Teufels in Gestalt des Baphomet, die Verleugnung Christi etc. Tatsächlich findet sich in vielen Templerburgen und –kirchen das inverse Pentagramm über Torbögen und Fenstern. Angeblich wurden von ihnen die Leiber verstorbener Templer gebraten, sie wurden dazu angehalten, das Kreuz zu bespeien und sich „naturwidrig zu paaren“. Philipp IV, genannt Philipp der Schöne, lies ihren letzten Großmeister Jacques de Molay am 11. März 1314 vor der Kathedrale Notre-Dame in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Dieser lud vom Scheiterhaufen aus König und Papst binnen eines Jahres vor Gottes Gericht. Klemens V. und Philipp der IV. starben tatsächlich noch in jenem Jahr.

Der Großteil der Templer floh aus Frankreich, einige gründeten in Portugal den Orden der Ritter Christi, andere schlossen sich in England und Schottland diversen Orden und Logen an. Am 24. Juni 1314 unterstützen in Schottland untergetauchte Tempelritter die schottischen Krieger in der Schlacht von Bannockburn erfolgreich gegen die Engländer.

Im Jahre 1717 begann die Londoner Freimaurerloge öffentlich zu arbeiten, da sie England für sicher genug hielt. Innerhalb der Freimaurerei entstanden die Bayrischen Illuminaten unter Adam Weishaupt, der diese am 1. Mai 1776, als die amerikanische Unabhängigkeitserklärung fast ausschließlich von Freimaurern (auch George Washington war Freimaurer) unterzeichnet wurde, offiziell einführte. Mitglieder der Bayrischen Illuminaten waren u.a. Freiherr von Knigge und Goethe. Am 11. Oktober 1785 lies der bayrische Kurfürst aus Angst vor dem revolutionären Potential des freimaurerischen Internationalismus das Haus von Weishaupts Assistenten Zwack durchsuchen.

Es kamen angeblich viele „umstürzlerische“ Dokumente an das Tageslicht, die Illuminaten wurden zerschlagen und Weishaupt tauchte unter.

Die Rolle der Freimaurer in der Fanzösischen Revolution und die immer wieder vermutete Verschwörungstheorie, daß es die Illuminaten sind, die alle Fäden der Welt in Händen halten und die scheinbar Mächtigen dieser Erde marionettenhaft agieren lassen, trugen zum Mythos bei. Illuminaten-und Verschwörungsgeschichten finden sich in rauhen Mengen, ernst z.B. bei Jan van Helsing oder nicht ganz so ernst aber besser recherchiert bei R.A. Wilson. Das „Die Welt ist in der Hand der Illuminaten“ –Spiel ist einfach zu amüsant, um es hier ganz auszulassen. Die Zahlen Dreizehn und Dreiunddreißig haben eine besondere Bedeutung in der Freimaurerei. Die Illuminaten waren in dreizehn Grade unterteilt. Das Jahr hat zwölf Monate, die Dreizehn ist der Neubeginn. Die dreizehnte Tarotkarte, „Der Tod“, symbolisiert den Phönix, der aus der Asche aufersteht, Transformation, Wiedergeburt. Betrachten wir nun das amerikanische Staatssiegel, so fällt auf, daß sich das alte äyptische Symbol des Auges in der Pyramide wiederfindet, die Pyramide aus dreizehn Stufen besteht, die Überschrift Annuit Coeptis („Unser Unternehmen ist erfolgreich“) aus dreizehn Buchstaben besteht; auf der Rückseite befindet sich der Phönix, der die Dreizehn symbolisiert. Er hat an jedem Flügel dreizehn Federn, in der rechten Kralle dreizehn Pfeile, in der linken einen Zweig mit dreizehn Blättern. Über ihm steht mit dreizehn Buchstaben geschrieben: E Pluribus Unum, „aus vielen wird eins“. Darüber ein Hexagramm, welches aus dreizehn Pentagrammen besteht, auf der Brust die ursprüngliche Flagge mit dreizehn Streifen.

Der Schottische Ritus der Freimaurerei besitzt dreiunddreißig Grade, die Pyramide besteht aus dreiunddreißig Steinen. Um gar nicht über die wahren Absichten der weltweiten Verschwörung hinwegzutäuschen, steht im Staatssiegel geschrieben: Novus Ordo Seclorum, die „neue Weltordnung“. Man kann das Spiel bis in alle Ewigkeit weitertreiben, ob man das DEA-Tankstellen Emblem nimmt (zähl’ mal die Streifen) oder das alte ägyptische Siegel auf jeder Kekspackung von Bahlsen, auf dem sich eine Schlange räkelt, oder, oder... Politisch nehme man das Emblem der 1945 in den USA gegründeten UNO; es zeigt einen Globus, der die „Eine-Welt-Politik“ versinnbildlicht, er ist unterteilt in dreiunddreißig Felder (Novus Ordo Seclorum?).

Links und rechts befinden sich jeweils dreizehn Ähren...o.k., ich unterbreche die unendliche Geschichte an diesem Punkt.

Aufgrund von Manuskripten aus Deutschland, die er einem Fräulein Sprengel zuschrieb, gründete W.W. Westcott zusammen mit Mathers und Woodman 1888 den magischen Orden Golden Dawn. Jene Manuskripte waren nach Expertisen von Oskar Schlag wahrscheinlich Fälschungen; obwohl nach Scholem durchaus eine freimaurerische Loge in Deutschland existierte, die den Namen Chabrath Zereh Boger Aur, „hermetischer Orden der goldenen Morgenröte“, trug. In der Gründungszeit kamen neue Mitglieder primär aus den Lagern der Rosenkreuzer, Theosophen und Freimaurer. Im Golden Dawn begann auch die magische Karriere Aleister Crowelys. Weitere Mitglieder waren u.a. Alan Bennet, Florence Farr, Literatur-Nobelpreisträger W.B. Yeats, Dracula-Autor Bram Stoker, Gustav Meyrink und A.E. Waite. 1895 oder 1896, hier gehen die Meinungen auseinander, gründeten Carl Kellner und der Theosoph Franz Hartmann den Orientalischen Templer Orden, den O.T.O., der sich in der Tradition der Tempelritter sah. Nach Kellners Tod übernahm Theodor Reuß die Leitung, 1922 schließlich Aleister Crowley.

1904 empfing dieser das Liber Al vel Legis in Kairo, das Buch des Gesetztes für das Äon des Horus. Der O.T.O. akzeptierte als erste große Körperschaft das Gesetz von Thelema. Leiter des deutschen O.T.O.-Zweiges war übrigens zeitweise der Theosoph und Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner.

Schnitt. 1917 trafen Gernot von der Societas Templi Marcioni, der „Erbengemeinschaft der Tempelritter“, der Okkultist Freiherr von Sebottendorf und andere in Wien zusammen.

Im Neuen Testament, Matthäus 21, 43, spricht Jesus zu den Juden: „Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem anderen Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte hervorbringt“ (das Gleichnis von den bösen Weingärtnern). Der vollständige Urtext dazu befand sich vorgeblich im Archiv der Societas Templi Marcioni. Die Versammelten waren sich einig, daß Jesus nur die Germanen mit dem anderen Volk gemeint haben könne, auch Sebottendorf war sich nun sicher, daß das in den Jahrhunderte alten Templeroffenbarungen prophezeite Lichtreich auf deutschem Boden errichtet werden mußte, und daß die Juden die ewigen Bösewichte seien. Und – schwupp – war ein neuer Mülleimer angelegt; so wie im Mittelalter die Hexen für Unwetter und krankes Vieh verantwortlich gemacht wurden, wurden jetzt die Juden an allen Übeln der Welt schuldig. 1918 formierte sich in Bad Aibling die Thule-Gesellschaft, die daran glaubte, daß ein neuer Messias, der „dritte Sargon“, Deutschland zu Ruhm und einer neuen arischen Kultur verhelfen sollte.

In der Thule-Gesellschaft wurde der ideologische Unterbau des dritten Reiches vorbereitet. Einige Mitglieder der Thule-Gesellschaft, die sich jedoch nicht immer ganz grün waren: Guido von List, Jörg Lanz von Liebenfels, Adolf Hitler, Rudolf Hess, Hermann Göring, Heinrich Himmler, Alfred Rosenberg, Dietrich Eckart, Bernhard Stempfle, Rudolf Steiner, Theo Morell. Der Thule-Gruß war „Heil und Sieg“ (Hagal- und Sig-Rune), im Wappen prangte das Hakenkreuz.

Himmler und sein „Rasputin“ Karl Maria Wiligut führten die Ordensidee in andere Richtung im inneren Kreis des SS-Ordens weiter. Ausbildungslager und Mittelpunkt der Welt sollte die Wewelsburg bei Büren sein. Hier unterhielt Himmler (der schon mal Offiziere von der Front zurückbeorderte, um ihnen den Rat zu geben, die Feinde zu hypnotisieren; ob die Offiziere höflich oder ehrlich reagiert haben, ist nicht bekannt) nach dem Vorbild der Tafelrunde von König Artus, die Tafelrunde der Elite-SS, bestehend aus zwölf „Rittern“ (Himmler war die Nummer dreizehn). Der Saal mit der zwölfarmigen Swastika mit den Sig-Runen, in dem diese Schwafelrunde sich traf, ist nach wie vor zu besichtigen. Ebenso eine Etage tiefer das Ritualgewölbe, die sogenannte Valhalla. Zwölf Podeste stehen in dem Raum für die Wappenschilde der SS-Elite-Rittersleut‘. In der Mitte sollte wahrscheinlich ein „ewiges Feuer“ brennen.

Michael Aquino, Doktor der Philosophie und der Politikwissenschaft, ehemals zweiter Mann in der Church of Satan und Gründer des Temple of Set, der in den 60er und 70er Jahren Offizier und Spezialist für psychologische Kriegsführung der US-Streitkräfte war und 1981 als Oberstleutnant mit höchster Geheimhaltungsstufe als Europa-Berater beim amerikanischen Generalstab fungierte, las in den 80er Jahren eine satanische Messe in der Valhalla, das „Wewelsburg Working“.

Ein paar Schritte weiter findet sich der Ottenshof. Heute befindet sich ein Restaurant in den Räumlichkeiten. Der Gast sitzt auf Holzbänken, in die Widderköpfe, Hakenkreuze, SS-Runen und Totenköpfe geschnitzt wurden. Die Spuren der Vergangenheit sind allgegenwärtig.

Der verquere Kult-Cocktail des SS-Ordens übte gerade auf Aquino, LaVey & Co. eine große Anziehungskraft aus, was jedoch (für uns Deutsche nicht immer leicht nachvollziehbar) eher in die Kategorie „Hobby“ fallen dürfte und nicht unbedingt politischen Standpunkt ausmacht.

Satanismus, wie ich ihn verstehe, hat mit Faschismus nichts zu tun, der in strengem Gegensatz zum individuellen „aus sich selbst heraus sein“, dem klassischen NON SERVIAM („niemals dienen“) und dem Alterius non sit, qui suus esse potest („Niemand sei eines anderen, der für sich selbst sein kann“) steht. Ich verweise auf die Ausarbeitungen des Psychoanalytikers Erich Fromm („Die Furcht vor der Freiheit“, Frankfurt 1966). Es ist gefährlich, von den Nazis mißbrauchte Symbole (z.B. die Runen. Als ich einem Pressemann gegenüber erwähnte, daß „Hagalaz“ eine Rune sei, sagte er: „Ah, Nazis und so.“) und durch das Regime belastete Orte zu meiden, nur um nicht in eine Schublade mit diesen Despoten gesteckt zu werden. Ansonsten besteht die Gefahr, daß sich unmerklich aber kontinuierlich eine neue Müllhalde bildet, um die jedermann einen riesigen Bogen macht, um nur nicht vor anderen oder vor sich selbst in die Nähe nationalsozialistischen Gedankengutes gerückt zu werden. Der Schatten, der über uns schwebt, wird als unmenschlich beschimpft, um ihn schließlich auf die Müllhalde zu werfen. Nur, um sich nicht wirklich damit auseinandersetzen zu müssen und eventuell zu der Erkenntnis zu kommen, daß dieser Schatten ausgesprochen menschlich ist und daß es besser wäre, sich mit seinem Herrschaftsbereich in uns zu konfrontieren, als ihn in die Bio-Tonne zu stecken. Denn derlei unbeachteter Müll tendiert dazu, wie wir bereits gesehen haben, eine Faszination und damit eine Eigendynamik zu entwickeln.

Wenn man bedenkt, daß nach dem Krieg z.B. Interpol von ehemaligen SS-Offizieren geleitet wurde und auch im Aufbau unseres bundesdeutschen Geheimdienstes ehemalige Nazi-Größen kräftig Hand angelegt haben sollen (es fehlte einfach an Zivilisten mit entsprechendem Know-How), ist es nicht weiter verwunderlich, daß sich nationalsozialistisches Gedankengut in gewissen Kreisen weit über den Krieg hinaus halten konnte. Weiterhin existieren zahlreiche Splittergruppen der Thule-Gesellschaft, die das Dritte Reich überlebten. Der Black Order propagiert heute von Neuseeland aus das Pan-Europäische Großreich, und die Schriften sind zu dumm und ätzend als das sie hier zitiert werden sollten.