Kitabı oku: «Seewölfe Paket 35», sayfa 22

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5.

„Teufel, Teufel“, sagte der Profos anerkennend, als der Höllenlärm an ihre Ohren drang und sie sehen konnten, wie die Geusen unter ihre Gegner fuhren wie reißende Wölfe unter eine Schafherde. „Die geben ihnen aber ordentlich Zunder, die Mijnheers.“

„Die lassen gar nichts mehr für uns übrig“, meinte Ferris staunend.

Die Geusen räumten kräftig auf, das mußten die Arwenacks neidlos anerkennen.

Auf der Steuerbordseite spuckte die Fleute lange Flammenzungen aus. Im Hafen entstand ein Lärm, als seien alle Teufel der Hölle auf einmal losgelassen.

Es dauerte nur Augenblicke, dann flogen auf dem überraschten Don auch schon die Fetzen nach allen Seiten.

Kurz danach, sie konnten nicht alles genau erkennen, legte sich die Fleute hart nach Steuerbord über, als die Backbordseite die Rohre verließ.

Der Lärm wurde fast unerträglich. Yardlange Blitze schossen wie feurige Schlangen aus dem Schiffsrumpf. Die hallenden Detonationen überlagerten jedes andere Geräusch.

Die Geusen waren wie ein höllisches Unwetter unter die Dons und Portugiesen gefahren. Der Angriff war auch so überraschend erfolgt, daß es praktisch keine Gegenwehr gab.

Jetzt wurde die Karavelle abgetakelt. Wieder flogen Trümmer durch das Hafenbecken. Schreie waren zu hören, brüllende Detonationen. Auf der Galeone brach ein Feuer aus, und Männer brüllten sich die Kehlen heiser, als sie zu löschen versuchten.

Unbarmherzig schoß der Holländer den Portugiesen zusammen.

Nachdem seine Breitseite schwerste Verwüstungen angerichtet hatte, segelte er auf eine Pier zu, als sei nichts geschehen.

„Jetzt sind wir dran“, sagte Hasard. „Ich glaube, sie haben uns schon entdeckt.“

Sie sahen noch, wie ein paar Männer zu den vorderen Drehbassen rannten, um den Geusen einen Eisenhagel nachzuschicken. Doch jetzt erkannten sie die neue Gefahr und ließen von ihrem Vorhaben ab.

Reine Panik und Angst bestimmten das weitere Geschehen. Kopflos geworden, sprangen einige Männer vom Schiff auf die verwüstete Pier und rannten dort blindlings weiter ins Land hinein.

Sie knöpften sich zuerst die Galeone vor, auf der nach wie vor Wuhling herrschte. Im übrigen verfuhren sie genau nach der Taktik der Geusen und so, wie es abgesprochen war.

„Breitseite Steuerbord“, sagte der Seewolf, als sie die Höhe der spanischen Galeone erreichten.

Der Rumpf der Schebecke zitterte, als sechs Siebzehnpfünder Volleisenkugeln die Rohre verließen und ihre Kraft hinausbrüllten.

Donnernd durchbrachen die Kugeln den Rumpf. Ein Niedergang wurde hochgewirbelt und flog durch die Luft. Zwei weitere Geschütze lösten sich mitsamt ihren Lafetten. Eine Culverine donnerte über das Deck, zerschlug teilweise die Planken und bohrte sich mit lautem Getöse nach unten durch splitterndes Holz.

Ein Teil der Bordwand fehlte bereits. Neben das eine riesige, gezackte Loch wurde ein zweites gestanzt und vergrößerte es so, daß ein Mann bequem hindurchgehen konnte. Planken brachen bis tief zur Wasserlinie.

Hasard sah, daß jetzt auch Wasser in die Galeone gluckerte.

„Nächste Breitseite“, befahl er. Seine Stimme war kaum zu verstehen.

Im Hafen blitzte es abermals auf, diesmal in der anderen Richtung, wo der abgetakelte Portugiese lag.

Zu diesem Zeitpunkt, als das Chaos perfekt war, sahen sie, daß der Geuse sich anschickte auf den Portugiesen loszusegeln. Ganz langsam nahm die Fleute Fahrt auf.

Das Tosen und Brüllen verstummte für ein paar Augenblicke, als die sechs Culverinen der Schebecke gefeuert hatten. Sekundenlang herrschte eine fast geisterhafte Stille.

Danach ging das Geschrei wieder los.

Die Karavelle war nach den sechs Einschüssen nur noch ein rauchender Trümmerhaufen, übersät mit Holzstücken, zerschossenem Segeltuch und einem Gewirr aus Pardunen, Fallen und Schoten. An Bord befanden sich auch nur noch ein paar Mann. Die anderen hatten in ihrer grenzenlosen Angst das Weite gesucht und waren verschwunden.

Die Schebecke wendete im Hafen und hielt auf die Galeone zu. Die Geusen erreichten zu diesem Zeitpunkt gerade die Karavelle und legten bei ihr an.

Holländer enterten das Deck. Zwei Dutzend kräftige Kerle, bewaffnet mit Tromblons, Schiffshauern und Entermessern, fluteten an Bord und räumten sofort kräftig auf.

Hasard konnte sich nicht weiter um sie kümmern, denn sie hatten jetzt selbst alle Hände voll zu tun.

Die spanische Galeone lag in einer Glocke von Dunst, Qualm und dichtem Rauch.

Das Feuer war erstickt worden, aber an seiner Stelle stieg jetzt dichter Rauch auf, der in den Augen brannte und die Sicht verwehrte.

„Wir legen an und entern“, sagte der Seewolf. „Ich werde mir den spanischen Kapitän selbst vornehmen, falls er noch an Bord ist.“

Die Dons waren so entnervt, daß sie sich kaum zur Wehr setzten. Sie kriegten auch kaum mit, was da in ihrer unmittelbaren Nähe passierte.

Mit einem leichten Ruck ging die Schebecke längsseits.

Al Conroy, Stenmark und Nils Larsen schwenkten drei Drehbassen herum und richteten sie auf die Decks.

Ein Dutzend Arwenacks enterten die rauchende Galeone und stürmten mit wildem Gebrüll vor.

Ein einziger Mann gab einen Schuß ab. Es war ein Spanier mit rußgeschwärztem Gesicht, der auf Batuti feuerte, ihn aber knapp verfehlte.

Der Gabiamann hörte die Kugel an seinem Kopf vorbeipfeifen und stieß ein heiseres Knurren aus.

Ehe der Spanier die zweite Pistole abfeuern konnte, war der riesige Schwarze bei ihm und prellte sie ihm aus der Hand. Ein harter Schlag fegte den Spanier augenblicklich über Bord. Er fand am Schanzkleid keinen Halt mehr, weil es da nur noch riesige Löcher gab, und verschwand im Hafenwasser.

Hasard hatte seinen Degen gezogen und stürmte mit langen, geschmeidigen Sätzen nach achtern.

Durch den Rauch sah er eine uniformierte Gestalt, die immer wieder mit überkippender Stimme Befehle schrie. Nur war kaum noch jemand da, der diese Befehle auch ausführen konnte.

Neben ihm lag ein Unformierter regungslos an Deck. Splitter hatten ihn getroffen, und sein Kopf blutete.

Hasard sah den brüllenden Mann jetzt deutlicher. Er hatte eine stark gekrümmte Nase in einem länglichen Gesicht, das von schwarzen Bartstoppeln überschattet war.

Kein Zweifel, das war der Kerl, der sich so wild aufgeführt und dem sie eine Menge Ärger zu verdanken hatten. Er hatte auch dafür gesorgt, daß Gold und Silber von der Schebecke abtransportiert wurden. Er und der portugiesische Kapitän.

Hasard fühlte wieder die Wut in sich hochsteigen.

Der Spanier erkannte ihn jetzt, wollte erst nach seiner Pistole greifen und entschloß sich dann doch für den Degen. Er war ein guter Degenkämpfer, aber gegen diesen Riesen mit den silbergrauen Schläfen und den blitzenden, wie Eis schimmernden Augen, fühlte er sich plötzlich klein und erbärmlich. Der Riese legte eine Energie und Wildheit an den Tag, als wollte er die ganze Galeone in Stücke hauen.

Der Kapitän wich zurück, den Degen in der Hand.

Hasard drang mit wilder Wut auf ihn ein. Seine Klinge pfiff durch die Luft und schlitzte die Uniform an der Brust auf.

Der Don war so überrascht, daß er unwillkürlich einen Schrei ausstieß.

Fassungslos und betroffen mußte er den zweiten Hieb einstecken, und noch bevor er den Degen hochreißen konnte, wurde er ihm mit unwiderstehlicher Gewalt aus der Hand geprellt.

Einen Lidschlag später stand er am Schanzkleid und spürte die Spitze des Degens an seiner Halsgrube.

Hasard stellte sich seitlich so neben ihn, daß er auch die Decks der Galeone überblicken konnte.

Dort ging es heiß her, denn ein paar Dons hatten sich zusammengerottet und wehrten sich verzweifelt gegen die Arwenacks.

„Streich die Flagge, wenn du am Leben bleiben willst“, sagte der Seewolf kalt. „Gib Befehl, damit deine Leute aufhören, zu kämpfen. Sie sollen sich ergeben.“

„Fahr zur Hölle“, keuchte der Spanier entsetzt.

„Wie du willst“, sagte Hasard gleichgültig. „Aber dann bitte erst nach dir.“

Der Druck der Degenspitze verstärkte sich. In der Halsgrube des spanischen Kapitäns bildete sich ein kleiner Blutstropfen.

Dem Mann stand jetzt die Angst im Gesicht. Er schielte mit großen und entsetzten Augen auf die Klinge und nickte kläglich.

„Ich ergebe mich“, sagte er flüsternd.

„Dann sag es deinen Leuten, und zwar deutlich!“

Die Worte ließen jedoch an Deutlichkeit zu wünschen übrig und wurden zu einem Krächzen.

Aber einige Dons wurden aufmerksam und blickten nach achtern. Dort stand ihr Kapitän, die Degenspitze am Hals und weiß im Gesicht.

„Aufhören! Den Kampf einstellen!“

Einige zögerten, und ein ganz infamer Bursche tat so, als gebe er ebenfalls auf. Er bückte sich und schien seinen Schiffshauer auf die Planken zu legen. Doch gleich darauf fuhr er herum und säbelte mit dem schweren Ding nach Ferris Tucker.

Ferris konnte mit einem gewaltigen Satz gerade noch zur Seite springen. Heiß wurde ihm bewußt, daß der Schiffshauer seine ganze rechte Seite aufgeschlitzt hätte. Er war dem Stoß nur um Haaresbreite entgangen.

Ferris, der den offenen Kampf vorzog, konnte derartige Hinterhältigkeiten nicht ausstehen.

Als der Schiffshauer an ihm vorbeipfiff, packte er den Arm des Spaniers und wirbelte ihn mit aller Kraft herum. Der Don raste um seine eigene Achse und wurde plötzlich losgelassen.

Er schrie vor Schmerzen wild auf, als ihm der Arm ausgekugelt wurde. Dann war er still, ganz abrupt. Er landete mit dem Schädel an dem zersplitterten Mast und blieb liegen.

Carberry räumte noch einen Burschen ab, der den Befehl zu spät befolgte und wohl noch nicht genug hatte.

Der legendäre Profoshammer erwischte ihn voll, ein Ding, das Carberry aus dem Schultergelenk abfeuerte und hinter dem seine ganze geballte Kraft steckte. Dieser Profoshammer hätte einen Ochsen gefällt und einen Elefanten taumeln lassen.

Für den Don reichte es zu einer längeren Reise, die über die Kuhl führte, durchs zerschossene Schanzkleid und ins Hafenwasser, wo sich immer noch ein paar andere Kerle tummelten. Der Don schlug dort wie eine Granate ein.

Damit war der Kampf beendet.

Carberry sah die Kerle finster an und pustete über seine rechte Faust. Die Knöchel brannten noch ein wenig, aber der wieder auftauchende Don schien wesentlich mehr Schmerzen zu verspüren.

„Sehr vernünftig“, sagte Hasard höhnisch zu dem spanischen Kapitän. „Ihr habt uns unsere Ladung gestohlen oder zumindest einen Teil davon, und ihr habt es erbarmungslos betrieben, ohne Rücksicht auf Verluste. Wir haben es euch nur zurückgezahlt, ebenso erbarmungslos.“

„Ihr habt mein Schiff zerschossen und meine Leute getötet“, beklagte sich der Spanier.

„Genau das hattet ihr mit uns auch vor, wenn wir nicht die Waffen gestreckt hätten. Viele meiner Leute wären jetzt ebenfalls tot.“

„Wer ersetzt mir mein Schiff?“ fragte der Don weinerlich.

„Keine Ahnung. Du kannst das ja mit dem portugiesischen Hundesohn aushandeln. Außerdem ist das nicht meine Sache. Ihr könnt euch zum Teufel scheren oder nach Spanien zurückschwimmen. Ich will nur die Kisten mit dem Gold und Silber, nur das, was ihr gestohlen habt.“

Hasard lockerte die Degenspitze etwas, damit der Don wieder tiefer Luft holen konnte.

Der Don sah alt und krank aus, und er hustete erstickt.

„Ihr werdet es euch ja doch nehmen“, sagte er.

„Irrtum, mein Freund. Ihr werdet es uns an Bord bringen, und zwar Kiste für Kiste. Und für jede fehlende Kiste lasse ich einen deiner Kerle an die Rah hängen. Wir mußten auch mitanpacken und die Kisten transportieren. Ich fand das sehr entwürdigend. Und nun los, du Bastard“, sagte der Seewolf schneidend. „Wir wollen keine Zeit mehr verlieren, sonst säuft die Galeone ab.“

Er stieß den Kapitän vorwärts und blickte zu der Fleute und dem Portugiesen hinüber.

Die Geusen hatten den portugiesischen Kapitän und den Ersten Offizier kurzerhand an die Maststümpfe gebunden.

Inzwischen wurde auch dort nicht mehr gekämpft. Es waren ohnehin nicht mehr viel Männer an Bord. Etliche waren landeinwärts geflüchtet, andere ins Wasser gesprungen, was blieb, war schließlich nur noch ein kleines Häuflein Kerle.

Sie kämpften auch nicht lange und waren froh, noch am Leben zu sein.

Willem van der Koop zeigte dem Seewolf mit der rechten Hand klar.

„Alles in Ordnung, Seewolf!“ rief er. „Der ehrenwerte Kapitän hat aufgegeben. Aber es besteht die Gefahr, daß dieser Kahn bald auf Tiefe geht. Er wird sich nicht mehr lange halten. Bist du damit einverstanden, wenn wir die Kisten zu uns an Bord nehmen?“

„Einverstanden!“ rief Hasard zurück. „Wir räumen hier nur noch auf, dann legen wir bei euch an.“

Der Geuse lachte unbekümmert und warf dem portugiesischen Kapitän einen Blick unter halbgeschlossenen Lidern zu.

„Wenn du mithilfst, die Kisten an Bord zu bringen, lasse ich dich frei. Wenn nicht, holen wir sie selbst, und du bleibst solange am Maststumpf stehen, bis dir das Wasser in die Augen tritt. Ich meine jetzt allerdings das Seewasser.“

„Es gluckert nämlich schon gefährlich“, sagte der Bootsmann de Haas. „Und das Gluckern hört sich so an, als hätte das Schiff keine Lust mehr, noch länger auf dem Wasser zu schwimmen. Eines Tages sind solche alten Gammelkähne einfach müde, und dann legen sie sich zur letzten Ruhe auf den Meeresgrund. Meist nehmen sie dann noch ihren Kapitän mit, insbesondere dann, wenn er am Mast steht und festgebunden ist.“

Der Haß in den Augen des Portugiesen verschwand nicht. Er hatte den Geusen schon sämtliche Knochen abgeflucht, aber immer nur Gelächter geerntet.

Er lauschte ein paar Augenblicke voller Entsetzen.

Tatsächlich. Das Geräusch war nicht zu überhören. Die Karavelle soff sich langsam, aber sicher voll, und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sie genug gesoffen hatte.

Irgendwo knackten auch Planken, und einmal gab es einen harten und unüberhörbaren Schlag unter der Wasserlinie.

„Ich helfe mit“, sagte er leise und widerstrebend. „Aber trotzdem wünsche ich euch die Pest an den Hals.“

„Dafür wirst du aber eine Weile schwimmen müssen“, entgegnete van der Koop trocken. „Oder ihr könnt euch aus den Resten ein Floß bauen. Bis nach Portugal ist es noch ein weiter Weg.“

Sie banden den fluchenden Mann los. Die anderen standen teilnahmslos daneben und erwarteten Befehle. Die letzten wahrscheinlich, die es an Bord der Karavelle noch geben würde. Später mußten sie sehen, wie sie klarkamen.

Frans Kuiper und Arie Diep dirigierten die gebrochen wirkenden Kerle zu den Laderäumen. Leitern wurden angestellt, und dann mußten sie Kiste um Kiste nach oben an Deck schaffen.

„Die haben aber ganz schön abgeräumt“, sagte der Bootsmann. „Und in den Kisten und Fässer ist überall Gold und Silber drin?“

„So ist es.“

Willem van der Koop nickte und sagte dann: „Ich sehe mich mal ein wenig auf dem Kahn um. Vielleicht hat der Portugiese ja noch für sich persönlich ein paar Kisten beiseite geschafft.“

„Was du dem ehrenwerten Mann nicht alles unterstellst, Willem!“

Der Geuse grinste nur. Er kannte die Kerle zur Genüge.

Sein Weg führte ihn nach achtern, wo er die Kapitänskammer einer kleinen, aber gründlichen Inspektion unterzog. Es dauerte auch nicht lange, dann fand er, was er gesucht hatte.

Im Schapp gab es eine Leiste, die hinter einer Wand eine kleine Klappe öffnete, wenn man darauf drückte. Es war ein simpler und einfacher Federmechanismus.

Van der Koop bückte sich und untersuchte den Raum.

Ganz hinten in der Ecke standen zwei Kisten, die denen aufs Haar glichen, die er eben in den Laderäumen gesehen hatte. Scheinbar wie achtlos war eine Decke darüber geworfen worden.

Er zerrte die zwei Kisten hervor und entdeckte daneben einen Lederbeutel. Als er die Schnur öffnete, quollen ihm die Augen über.

Das Säckchen war prallgefüllt mit Perlen verschiedener Größe. Obendrauf lagen zwei mattschimmernde schwarze Perlen.

„Godverdomme“, sagte er andächtig und steckte das Säckchen ein. Vielleicht gehörte es auch dem Seewolf. Er würde ihn später danach fragen.

Falls es ihm nicht gehörte, würde er es als Beute betrachten. So einfach war das!

Er wuchtete die Kisten an Deck und hatte schwer daran zu schleppen.

Jan van Fleet half ihm dabei.

„Hätte ich nicht gedacht“, sagte er. „Der Kerl hat wirklich was auf die Seite geschafft.“

„Dafür habe ich immer einen Riecher. Wie weit seid ihr?“

„Bis auf elf Kisten fast fertig.“

„Gute Arbeit.“

„Die Portus sind sehr anstellig“, sagte van Fleet mit einem breiten Grinsen.

Der Kapitän enterte gerade mit einer Kiste die Leiter hoch und übergab die Kiste an einen anderen.

„Ist das alles?“ fragte van der Koop. „Oder befinden sich noch mehr Kisten an Bord?“

„Das ist alles“, erklärte der Mann mürrisch. „Und es soll euch im Hals steckenbleiben.“

„Ehrenwort, daß das alles ist?“ fragte van der Koop. Der Kapitän hatte von den beiden anderen Kisten nichts mitgekriegt, weil er gerade im Laderaum gewesen war.

„Mein Ehrenwort, verdammt noch mal. Ich habe alles in den Raum stauen lassen, restlos alles.“

„In dem kleinen Raum hinten im Schapp mit der Leiste“, sagte der Geuse mit einem gefährlichen Auflachen, „fand ich gerade zwei Kisten, die mit den anderen identisch sind.“

„Davon weiß ich nichts.“

Eine harte Hand holte aus und landete mit einem ebenso harten Schlag im Gesicht des Portugiesen.

„Du bist ein dreckiger Bastard“, sagte der Geuse.

Der Kapitän stand da und hielt sich die brennende Wange, wo sich alle Finger der Hand abzuzeichnen begannen. Er taumelte ein wenig.

Van der Koop zog das Säckchen hervor, das die Perlen enthielt.

„Wem gehört das?“

„Mein Eigentum, meins!“ schrie der Kapitän.

„Gewesen“, sagte der Geuse trocken. „Kriegsbeute, wie das so üblich ist. Aber ich will nicht kleinlich sein. Damit kannst du dir einen alten Kahn kaufen.“

Er nahm eine Perle aus dem Lederbeutel und stopfte sie dem Portugiesen in den Mund. Der mußte hart schlucken und verschluckte auch prompt die Perle. Dabei quollen ihm fast die Augen aus den Höhlen.

„Los, wieder hinunter und den Rest an Deck gebracht! Halunken wie dich kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Und Kerle, die sich heimlich was beiseite schaffen, erst recht nicht.“

Der Kapitän mußte wieder hinunter, bis die restlichen Kisten an Deck standen und umgeladen wurden.

Inzwischen schickte der Geuse vier seiner Männer unter Deck, die alles nochmals genau durchsuchten.

Aber sie fanden nichts mehr, außer ein paar kleinen Fäßchen mit vorzüglichem Rotwein. Auch ein paar Flaschen brachten sie mit.

Der Geuse öffnete eine und roch daran.

„Ah, Portwein“, sagte er genüßlich. „Sicher von den Schieferhängen des Dourotals. Ein vorzügliches Weinchen. Und das scheint ein Madeira zu sein. Godverdomme, so ein Kampf macht durstig.“

Ungeniert setzten sie die Buddeln an, ließen sie reihum gehen und lenzten jeder einen kräftigen Schluck.

Dem Kapitän stand mittlerweile das Wasser wahrhaftig in den Augen, wenn es auch noch kein Seewasser war. Aber die Perle rumorte in seinem Bauch, und vor seinen Augen soffen ihm die Geusen den besten Wein weg.

Hinzu gesellte sich die Sorge vor dem Untergang der Karavelle. Das Wasser ergoß sich zischend und rauschend in die Räume. Das Schiff hing immer tiefer im Wasser und würde sich höchstens noch eine Stunde halten.

„Auf deine Sorgen“, sagte der Geuse und reichte dem Kapitän die noch halbvolle Flasche.

Der nahm sie auch und trank sie voller Wut leer. Dann schleuderte er sie in einem weiten Bogen ins Wasser.

„Ich will meine Perlen!“ schrie er.

„Du hast ja eine“, höhnte der Geuse. „Du kannst sie noch ein Weilchen mit rumschleppen, und später donnerst du sie einfach in ein Gebüsch.“

Die Kerle hielten sich die Bäuche vor Lachen, als der Kapitän laut schniefte und sich mit der Hand über die Augen fuhr.

„Ja, das wär’s denn wohl“, meinte van der Koop. „War uns ein Vergnügen. Vielleicht sieht man sich ja später mal wieder. Até a vista, Senhores. Wir segeln mal zu unserem Freund hinüber, dem Seewolf.“

Die Geusen warfen dem Kapitän noch eine leergetrunkene Flasche vor die Füße, ehe sie die Leinen lösten.

Diese letzte Demütigung brachte den Kapitän fast zur Raserei. Er schickte ihnen ellenlange Flüche nach, was die Geusen jedoch nicht im geringsten bekümmerte. Sie lachten nur laut.

Die Leinen wurden gelöst, und die „Eendragt“ nahm langsam Fahrt auf.

Zurück blieben genervte Kerle, die ratlos auf ihrem sinkenden Schiff standen und Tränen der Wut in den Augen hatten.

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