Kitabı oku: «Peter Simpel», sayfa 2

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Drittes Kapitel.

Man macht, daß ich im »Blauen Pfosten« sehr trübe sehe. – Ich finde wilde Geister um mich, bald nachher heiße in mir, welche mich zuletzt überwältigten. – Ich werde aufgefordert, dem Kapitän meine Ehrfurcht zu bezeugen, und finde, daß ich das Vergnügen gehabt habe, ihn schon früher zu treffen. – Aus einer Klemme in die andere.

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Als wir anhielten, fragte ich den Kutscher nach dem besten Gasthofe. Er antwortete: »es wäre der ›Blaue Pfosten‹ wo die Seekadetten lassen ihre Kästen, Thee verlangen und Toasten Geröstete Brotschnitten., und bisweilen vergessen zu zahlen ihre Kosten.« Er lachte, als er es sagte und ich dachte, er scherze mit mir; aber er deutete auf zwei große blaue Pfosten an der Thür, nächst dem Postkutschenbüreau und sagte mir, daß alle Seekadetten dieses Hotel besuchten. Er bat dann, mich an den Kutscher zu erinnern, was, wie ich mittlerweile begriffen, bedeutete, ich solle nicht vergessen, ihm einen Schilling zu geben; ich that es und trat in den Gasthof. Das Kaffeezimmer war voll Seeleute, und weil ich wegen meines Koffers in Angst war, fragte ich einen von ihnen, ob er wisse, wann der Wagen ankomme.

»Erwarten Sie Ihre Mutter damit?« versetzte er.

»O nein! aber ich erwarte meine Uniformsstücke; ich trage nur diese Flaschengrünen, bis sie kommen.«

»Um Vergebung, welchem Schiffe sind Sie zugewiesen?«

»Der Die-a-maid, Kapitän Thomas Kirkwall Savage.«

»Der Diomed? ei Robinson, ist dies nicht die Fregatte, auf welcher die Seekadetten vier Dutzend erhielten, weil sie ihre wöchentlichen Berichte am Samstag nicht eingeschrieben hatten?«

»Ja freilich,« entgegnete der andere; »der Kapitän gab dieser Tage einem der jungen Leute fünf Dutzend, weil er ein scharlachrotes Uhrband trug.«

»Er ist der größte Tartar im Dienste,« fuhr der andere fort; »er ließ bei der letzten Fahrt die ganze Steuerbordwache peitschen, weil das Schiff nur neun Knoten nach der Boleine segeln wollte.«

»Mein Gott,« sagte ich, »dann fürchte ich mich, dahin zu gehen.«

»Meiner Seele, Sie dauern mich, Sie werden zu Tode geprügelt werden; es sind just nur drei Seekadetten auf dem Schiffe – alle übrigen liefen davon. Nicht wahr, Robinson?«

»Es sind nur noch zwei da; denn der arme Matthews starb vor Anstrengung. Er wurde bei Tag geschunden und mußte sechs Wochen lang alle Nacht Wache halten; an einem Morgen fand man ihn tot auf seinem Koffer.«

»Gerechter Gott!« rief ich aus, »und am Lande sagt man, er sei so artig gegen seine Seekadetten.«

»Ja,« erwiderte Robinson, »er sprengt überall dies Gerücht aus. Nun, merken Sie, wenn Sie ihm zuerst aufwarten und melden, daß Sie gekommen sind, um auf sein Schiff zu gehen, wird er Ihnen sagen, er sei sehr erfreut, Sie zu sehen, und hoffe, Ihre Familie befinde sich wohl; dann wird er Ihnen empfehlen, an Bord zu gehen und Ihren Dienst zu lernen. Nach diesem gehen Sie ihm aus dem Wege. Nun vergessen Sie nicht, was ich sagte, und Sie werden sehen, ob es nicht eintritt. Kommen Sie, setzen Sie sich zu uns und nehmen Sie ein Glas Grog; es wird Ihren Geist erheitern.«

Die Seekadetten sprachen nun so viel von meinem Kapitän und den schrecklichen Grausamkeiten, die er verübte, daß ich einigermaßen zweifelte, ob es nicht besser wäre, wieder heim zu gehen. Als ich sie um ihre Meinung befragte, sagten sie, wenn ich dies thue, so werde ich als Deserteur eingefangen und gehängt; am besten sei es, ihn um die Annahme von einigen Gallonen Rum zu bitten; denn er sei sehr auf den Grog versessen, und dann möchte ich vielleicht so lange in seiner Gunst stehen, als der Rum wirke.

Leider muß ich sagen, daß die Seekadetten mich diesen Abend ganz betrunken machten. Ich erinnere mich nicht mehr, wie ich zu Bette kam, aber ich fand mich daselbst den andern Morgen mit furchtbarem Kopfweh, und konnte mich nur ganz verwirrt an das erinnern, was vorgefallen war. Ich ärgerte mich sehr darüber, daß ich die Ermahnungen meiner Eltern so bald vergessen hatte, und gelobte, nie wieder so thöricht zu sein, als der Seekadett, welcher die Nacht vorher so artig gegen mich gewesen, hereinkam.

»Kommen Sie, Herr Flaschengrün,« rief er, indem er vermutlich auf die Farbe meiner Kleider anspielte. »Aufgestanden und gezäumt. Des Kapitäns Beischiffsführer wartet unten auf Sie; bei Gott, Sie sind in einer schönen Klemme wegen gestern nachts.«

»Gestern Nacht!« erwiderte ich erstaunt. »Wie, weiß der Kapitän, daß ich betrunken war?«

»Ich denke, Sie ließen es ihn verdammt gut merken, als Sie im Theater waren.«

»Im Theater! war ich im Theater?«

»Gewiß! Wir thaten alles, Sie davon abzuhalten, aber Sie wollten gehen, obschon Sie so betrunken waren, wie David's Sau. Ihr Kapitän war da mit des Admirals Töchtern. Sie hießen ihn einen Tyrannen und schlugen ihm Schnippchen. Wie, erinnern Sie sich nicht? Sie sagten, Sie fragten den Teufel nach ihm?«

»O mein Gott, was soll ich thun, was soll ich anfangen!« rief ich aus. »Meine Mutter warnte mich so vor dem Trinken und schlechter Gesellschaft!«

»Schlechter Gesellschaft? Sie Bube, was meinen Sie damit?«

»O, ich bezog es nicht gerade auf Sie.«

»Hoffentlich nicht! Doch rate ich Ihnen als guter Freund, gehen Sie, so schnell Sie können, in Georges Inn und besuchen Sie Ihren Kapitän. Denn je länger Sie es anstehen lassen, desto schlimmer ist es für Sie. Auf alle Fälle wird es sich entscheiden, ob er Sie annimmt oder nicht. Es ist ein Glück für Sie, daß Sie noch nicht in den Schiffsbüchern sind. Kommen Sie, hurtig, der Beischiffsführer ist zurückgegangen.«

»Nicht in den Schiffsbüchern?« versetzte ich ängstlich, »ich erinnere mich doch eines Briefes vom Kapitän an meinen Vater, worin es heißt, er habe mich in die Schiffsbücher eingetragen.«

»Auf Ehre, es thut mir wirklich leid,« erwiderte der Seekadett und sah, als er das Zimmer verließ, so ernsthaft aus, als ob das Unglück ihm selbst begegnet wäre. Ich stand mit schwerem Kopfe, aber noch schwererem Herzen auf und fragte, nachdem ich angekleidet war, nach Georges Inn. Ich nahm meine Empfehlungsschreiben mit, obschon ich fürchtete, es werde mir wenig nützen. Als ich ankam, fragte ich mit zitternder Stimme, ob Kapitän Thomas Kirkwall Savage von Seiner Majestät Schiff Diomed sich hier aufhalte.

Der Kellner versetzte, er sei bei Kapitän Courtney beim Frühstück, aber er wolle meinen Namen melden. Ich sagte ihm denselben; in einer Minute kam der Kellner zurück und bat mich, hinaufzugehen.

Wie schlug mein Herz! Nie war ich so erschrocken – ich dachte, ich müsse auf der Stiege umsinken. Zweimal versuchte ich, ins Zimmer zu treten, und jedes Mal versagten mir die Füße; endlich trocknete ich den Schweiß von meiner Stirne, und trat mit verzweifelter Anstrengung ein.

»Herr Simpel, freut mich Sie zu sehen«, sprach eine Stimme.

Ich stand mit gesenktem Kopfe da; denn ich scheute mich, ihn anzublicken; aber die Stimme klang so freundlich, daß ich Mut faßte, und als ich aufschaute, saß da in Uniform und Epaulette, den Degen an der Seite – der Fremde im schottischen Mantel, welcher meinen Brief öffnen wollte, und dem ich ins Gesicht sagte, er sei kein Gentleman. Ich glaubte, sterben zu müssen, wie jener Seekadett auf seinem Koffer, und wollte gerade auf meine Kniee niedersinken und um Gnade bitten, als der Kapitän, welcher meine Verwirrung bemerkte, in ein lautes Gelächter ausbrach und sagte:

»So, kennen Sie mich nun, Herr Simpel. Nun, beunruhigen Sie sich nicht; Sie thaten Ihre Schuldigkeit, daß Sie mich den Brief nicht öffnen ließen, indem Sie mich für eine andere Person hielten, und Sie hatten unter dieser Voraussetzung ganz recht, zu sagen, ich sei kein Gentleman. Ihr Benehmen gefällt mir. Nun setzen Sie sich, und nehmen Sie etwas Frühstück. Kapitän Courtenay«, sagte er zu dem anderen Kapitän, der am Tische war, dies ist einer meiner jungen Leute, der gerade in den Dienst tritt. Wir reisten gestern mit einander in der Postkutsche.« Er erzählte ihm dann den Vorfall, worüber beide herzlich lachten. Ich konnte nun wieder ein wenig leichter atmen, aber die Theatergeschichte war noch da, und ich dachte, er erkenne mich vielleicht nicht mehr. Ich wurde jedoch bald von meiner Angst befreit, und zwar durch den anderen Kapitän, welcher fragte:

»Waren Sie gestern Abend im Theater, Savage?«

»Nein, ich speiste bei Admirals, man kann von diesen Mädchen nicht wegkommen, so unterhaltend sind sie.«

»Ich denke, Sie sind da ein wenig gefangen.«

»Nein, auf mein Wort. Es könnte wohl sein, wenn ich Zeit hätte zu entdecken, welche mir am besten gefällt, allein gegenwärtig ist mein Schiff mein Weib, und das einzige Weib, das ich haben werde, bis man mich aufs Brett legt.«

»Gut«, dachte ich, »war er nicht im Theater, so kann ich ihn auch nicht beleidigt haben. Wenn ich ihm jetzt nur den Rum geben und ihn zum Freunde gewinnen könnte.«

»Herr Simpel, wie befinden sich Vater und Mutter?« sagte der Kapitän.

»Sehr wohl, ich danke Ihnen, Sir; ich soll Ihnen viele Empfehlungen ausrichten.«

»Ich bin Ihnen verbunden. Nun, ich denke, je schneller Sie an Bord gehen und den Dienst lernen, desto besser. (Gerade, was der Seekadett mir sagte – dieselben Worte, dachte ich – dann ist alles wahr – und ich fing wieder zu zittern an.) Ich habe Ihnen einigen Rat zu erteilen«, fuhr der Kapitän fort, »zuerst gehorchen Sie Ihren vorgesetzten Offizieren ohne Zaudern; ich habe zu entscheiden, nicht Sie, ob ein Befehl gerecht ist oder nicht. Sodann fluchen Sie nicht und trinken keine geistigen Getränke. Jenes ist unsittlich und steht einem Gentleman nicht an, dieses ist eine gemeine Gewohnheit, welche sich bei Ihnen festsetzen würde. Ich selbst rühre nie ein geistiges Getränk an und erwarte, daß meine jungen Gentlemen sich ebenfalls dessen enthalten. Nun können Sie gehen, und sobald Ihre Uniformstücke ankommen, werden Sie sich an Bord verfügen. Zugleich lassen Sie mich Ihnen, da ich, während wir mit einander reisten, einige Einsicht in Ihren Charakter gewinnen konnte, empfohlen haben, nicht auf den ersten Anblick mit denjenigen allzu vertraut zu sein, welchen Sie begegnen, oder Sie könnten in Verlegenheit kommen. Guten Morgen.«

Ich verließ das Zimmer mit einem tiefen Bückling, froh, was mir ein Chaos von Schwierigkeiten schien, so leicht überwunden zu haben; allein mein Geist war durch die Aussage des Seekadetten verwirrt, da sie von der Sprache und dem Betragen des Kapitäns so sehr verschieden war. Als ich in den Blauen Pfosten kam, fand ich alle Seekadetten im Kaffeezimmer und wiederholte ihnen, was vorgekommen war. Nachdem ich geendigt hatte, brachen sie in ein helles Gelächter aus und sagten, sie hätten mit mir nur gescherzt.

»Nun«, erwiderte ich demjenigen, welcher mich am Morgen gerufen hatte, »Sie mögen es scherzen heißen, ich nenne es lügen.«

»Um Vergebung, Herr Flaschengrün, geht dies mich an?«

»Ja, allerdings«, versetzte ich.

»Dann Sir, verlange ich als ein Gentleman Satisfaktion. Donnerwetter! Lieber Tod als Schande, Gott straf mich!«

»Ich werde sie Ihnen nicht verweigern«, antwortete ich, »obschon ich noch nie ein Duell hatte; mein Vater warnte mich davor, und bat mich, es womöglich zu vermeiden, denn dies heiße seinem Schöpfer Trotz bieten; allein wohl wissend, daß ich meinen Charakter als Offizier aufrecht erhalten muß, überließ er es meiner eigenen Klugheit, sollte ich je so unglücklich sein, in einen solchen Fall zu kommen.«

»Gut, wir wollen Ihres Vaters Predigt nicht aus der zweiten Hand«, versetzte der Seekadett (ich hatte ihnen nämlich gesagt, daß mein Vater ein Geistlicher sei), »die einfache Frage ist die – wollen Sie sich schlagen oder nicht?«

»Kann die Sache nicht anders beigelegt werden?« unterbrach ein anderer. »Wollen Sie nicht zurücknehmen, Herr Flaschengrün?«

»Mein Name ist Simpel, Sir, und nicht Flaschengrün«, erwiderte ich, »und da er eine Unwahrheit sagte, so will ich nicht zurücknehmen.«

»Dann muß die Sache vorwärts gehen«, sprach der Seekadett. »Robinson, willst Du mein Sekundant sein?«

»Es ist ein unangenehmes Geschäft«, versetzte dieser. »Du bist ein so guter Schütze, allein weil Du es verlangst, kann ich es nicht abschlagen. Herr Simpel hat, glaube ich, auch keinen Freund?«

»O ja«, entgegnete ein anderer Seekadett; »er ist ein mutiger Bursche, ich will ihm sekundieren.«

Es wurde nun ausgemacht, daß wir den anderen Morgen auf Pistolen losgehen sollten. Ich erwog, daß ich als Offizier und Gentleman es nicht abschlagen konnte, aber fühlte mich sehr unglücklich. Noch nicht drei Tage meiner eigenen Führung überlassen – und schon einen Rausch gehabt, und ein Duell auszufechten! Ich ging in mein Zimmer und schrieb einen langen Brief an meine Mutter, in welchen ich eine Haarlocke einschloß. Nachdem ich bei dem Gedanken, wie bekümmert meine Mutter sein würde, wenn ich fiele, einige Thränen vergossen, borgte ich von dem Kellner eine Bibel, und las den Rest des Tages darin.



Viertes Kapitel.

An einem kalten Morgen vor dem Frühstück werde ich belehrt, wie man im Feuer steht, und erprobe so meinen Mut. – Nach dem Frühstück erprobe ich auch meine Galanterie. – Meine Probe trifft Tadel. – Weiber sind im Grunde an allem Unheil Schuld. – Durch die eine verliere ich meine Freiheit, durch die andere mein Geld.

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Als ich am anderen Morgen erwachte, konnte ich mir nicht erklären, was ich wie einen Zentnerstein auf meiner Brust fühlte, aber als ich aufstand, und meine zerstreuten Gedanken sammelte, erinnerte ich mich, daß in einer oder zwei Stunden entschieden werden sollte, ob ich den nächsten Tag noch erleben würde. Ich betete inbrünstig, und faßte in meinem Herzen den Entschluß, daß ich das Blut eines Nebenmenschen nicht auf meinem Gewissen haben, und mein Pistol in die Luft feuern wolle. Nachdem ich diesen Vorsatz gefaßt hatte, fühlte ich die frühere Unruhe nicht mehr. Ehe ich angezogen war, kam der Seekadett, welcher sich freiwillig als mein Sekundant angeboten hatte, in mein Zimmer und benachrichtigte mich, daß die Sache in dem Garten hinter dem Wirtshause entschieden werden sollte; mein Gegner sei ein sehr guter Schütze, und ich müsse erwarten, entweder geflügelt oder gedrillt zu werden.

»Was ist das, geflügelt oder gedrillt?« fragte ich; »ich habe noch nie ein Duell gehabt, ja sogar in meinem Leben noch kein Pistol abgefeuert.«

Er erklärte mir, was er damit meine, nämlich unter »geflügelt« verstehe man durch den Arm oder das Bein geschossen werden, während »gedrillt« einen Schuß durch den Leib bedeute.

»Aber«, fuhr er fort, »ist es möglich, daß Sie noch kein Duell gehabt haben?«

»Nein«, erwiderte ich, »ich bin noch nicht fünfzehn Jahre alt.«

»Nicht fünfzehn? ich dachte, Sie wären wenigstens achtzehn.«

(Ich war nämlich sehr groß und stark für mein Alter, und man hielt mich allgemein für älter, als ich wirklich war.)

Ich zog mich an und folgte meinem Sekundanten in den Garten, wo ich alle Seekadetten und etliche Kellner des Wirtshauses fand. Sie schienen alle sehr lustig, als ob das Leben eines Mitgeschöpfes von keiner Bedeutung wäre. Die Sekundanten sprachen eine Weile insgeheim und maßen dann die Distanz ab, welche zwölf Schritte betrug. Wir nahmen unsere Posten ein. Ich glaube, ich wurde blaß, denn mein Sekundant kam zu mir heran und flüsterte mir zu, ich dürfe nicht erschrocken sein.

Ich versetzte, »ich sei nicht erschrocken, allein ich betrachte es als einen furchtbaren Augenblick.«

Der Sekundant meines Gegners kam dann herbei und fragte mich, ob ich meine Entschuldigung machen wolle, was ich wie vorher verweigerte. Sie händigten nun jedem von uns eine Pistole ein, und mein Sekundant zeigte mir, wie man abdrücken müsse. Es war ausgemacht, daß wir auf ein gegebenes Wort zugleich abfeuern sollten. Ich glaubte sicher, daß ich verwundet, wo nicht getötet werde, und schloß meine Augen, als ich mein Pistol in die Luft abfeuerte. Ich fühlte meinen Kopf schwindeln, und dachte, ich wäre getroffen, aber zum Glück war ich es nicht. Die Pistolen wurden wieder geladen, und wir feuerten zum zweiten Mal. Die Sekundanten legten sich dann ins Mittel, und es wurde vorgeschlagen, wir sollten uns die Hände geben, was ich sehr gern that, denn ich sah mein Leben nur durch ein Wunder gerettet an. Wir gingen alle in das Kaffeezimmer zurück, und setzten uns zum Frühstück nieder. Sie sagten mir dann, daß sie alle zu demselben Schiffe gehörten, wie ich; sie seien erfreut zu sehen, daß ich im Feuer stehen könne, denn der Kapitän sei ein furchtbarer Gesell im Kapern und Einlaufen unter feindlichen Batterien.

Den Tag darauf kam mein Koffer mit dem Wagen an; ich zog meine Flaschengrünen aus und legte meine Uniform an. Ich hatte weder aufgestülpten Hut noch Degen, da der von Herrn Handycock gebrauchte Warenhändler diese Artikel nicht lieferte, und ich sollte sie mir in Portsmouth anschaffen. Als ich nach dem Preise fragte, fand ich, daß sie mehr Geld kosteten, als ich in meiner Tasche hatte; daher brach ich den Brief, welchen ich vor dem Duell an meine Mutter geschrieben, auf, und schrieb einen anderen, worin ich um eine weitere Summe bat, um mir Degen und Hut kaufen zu können. Ich ging dann in meiner Uniform aus, ich muß gestehen, nicht wenig stolz. Ich war nun Offizier in Seiner Majestät Dienst, zwar nicht sehr hoch im Range, aber doch ein Offizier und Gentleman, und gelobte mir, meinen Charakter zu behaupten, obschon ich als der größte Dummkopf der Familie betrachtet wurde.

Ich war an einem gegenüberliegenden Platze angekommen, Sally Port genannt, als eine junge, hübsch gekleidete Dame mich sehr scharf ansah und sagte: »Nun, Reffer, sind Sie wohl mit Seife versehen?«

Ich staunte über die Frage noch mehr als über das Interesse, welches sie an meinen Angelegenheiten zu nehmen schien, und antwortete:

»Danke Ihnen, ich bin sehr gut versehen, ich habe vier Stück Windsor und zwei Stangen gelbe zum Waschen.«

Sie lachte über meine Erwiderung und fragte mich, »ob ich nicht mit ihr nach Hause gehen und ein kleines Diner einnehmen wolle.«

Ich wunderte mich über dieses artige Anerbieten, welches meine Bescheidenheit mehr meiner Uniform, als meinem eigenen Verdienste zuschrieb, und da ich keine Lust fühlte, abzuschlagen, so sagte ich, es sei mir sehr angenehm. Ich dachte, ich wollte es wagen, ihr meinen Arm anzubieten, welchen sie annahm, und wir wandelten mit einander High-Street hinauf, ihrer Wohnung zu.

Gerade gingen wir an des Admirals Hause vorüber, als ich meinen Kapitän mit zwei von des Admirals Töchtern daherkommen sah. Ich war nicht wenig stolz, ihm zu zeigen, daß ich weibliche Bekanntschaften habe, so gut als er, und als ich an ihm mit der jungen Dame unter meinem Schutze vorbeiging, nahm ich meinen Hut ab und machte ihm eine tiefe Verbeugung. Zu meinem Erstaunen erwiderte er den Gruß nicht nur nicht, sondern sah mich mit einem sehr finstern Gesicht an. Ich schloß daraus, er sei ein sehr stolzer Mann, und wollte des Admirals Töchtern nicht wissen lassen, daß er einen Seekadetten von Person kenne; allein ich hatte mir noch nicht recht meine Gedanken über den Gegenstand gemacht, als der Kapitän, welcher die Damen in des Admirals Haus begleitet hatte, mir einen Boten nachschickte und mir sagen ließ, ich solle sogleich zu ihm ins George-Hotel kommen, das gegenüber lag. Ich entschuldigte mich bei der jungen Dame und versprach, im Augenblick wieder zu kommen, wenn sie auf mich warten wolle; allein sie versetzte, wenn dies mein Kapitän wäre, so glaube sie, ich werde tüchtig von ihm gewaschen und an Bord geschickt werden. Sie wünschte mir wohl zu leben und setzte ihren Weg nach Hause fort. Ich konnte all dieses so wenig begreifen, als warum der Kapitän so finster blickte, da ich an ihm vorüberging, allein es wurde mir bald klar, wie ich zu ihm in das Besuchzimmer in George-Hotel kam.

»Es thut mir leid, Herr Simpel,« begann der Kapitän, als ich ins Zimmer trat, »daß ein junger Mensch schon so früh solche Zeichen von Schlechtigkeit blicken läßt; und noch mehr, daß er nicht einmal das Zartgefühl besitzt, welches selbst die Verhärtetsten nicht ganz ablegen – ich meine, die Unsittlichkeit im geheimen zu treiben und nicht sich selbst herabzuwürdigen oder seinen Kapitän dadurch zu beschimpfen, daß man seine Ausschweifungen ohne Scham gesteht, ja, ich möchte sagen, damit prunkt, indem man sie am hellen Tage in der besuchtesten Straße der Stadt zur Schau stellt.«

»Sir,« erwiderte ich voll Erstaunen, »mein Gott, was habe ich denn gethan?«

Der Kapitän richtete sein scharfes Auge auf mich, als wollte er mich damit durchbohren und an die Wand nageln.

»Wollen Sie damit sagen, Sir, daß Sie von dem Charakter der Person, mit welcher Sie soeben gingen, nichts wußten?«

»Nein, Sir,« versetzte ich, »ausgenommen, daß sie sehr artig und gutmütig war,« und dann erzählte ich ihm, wie sie mich angeredet habe und was darauf vorgefallen sei.

»Ist es möglich, Herr Simpel, daß Sie ein so großer Dummkopf sind?«

Ich erwiderte, »allerdings halte man mich für den größten Pinsel der Familie.«

»Ich denke, Sie sind es,« gab er trocken zur Antwort. Er setzte mir dann auseinander, wer die Person war, in deren Gesellschaft ich gewesen, und wie eine Verbindung mit ihr mich unvermeidlich in Schande und Verderben stürzen würde.

Ich weinte sehr, denn ich war erschrocken über die nahe Gefahr, in welcher ich geschwebt hatte, und betrübt, in seiner guten Meinung gesunken zu sein. Er fragte mich, wie ich seitdem meine Zeit in Portsmouth angewendet habe, und ich gestand ihm, daß ich betrunken war, erzählte alles, was die Seekadetten mir gesagt hatten, und daß ich diesen Morgen ein Duell gehabt habe. Er horchte sehr aufmerksam auf meine ganze Geschichte, und ich glaubte hier und da ein Lächeln auf seinem Gesichte zu bemerken, obschon er sich in die Lippen biß, um es zu unterdrücken. Als ich geendigt hatte, sagte er:

»Herr Simpel, ich kann Sie nicht länger am Lande lassen, ehe Sie mehr Erfahrung in der Welt gemacht haben. Ich werde meinem Beischiffsführer befehlen. Sie nicht aus dem Gesichte zu verlieren, bis Sie sicher an Bord der Fregatte sind. Wenn Sie einige Monate mit mir gefahren sind, werden Sie imstande sein, zu entscheiden, ob ich das Prädikat verdiene, das die jungen Gentlemen mir beigelegt haben, ich glaube, bloß in der Absicht, um sich über Ihre Unerfahrenheit lustig zu machen.«

Im ganzen that es mir nicht leid, daß es vorüber war. Ich sah, daß der Kapitän glaubte, was ich erzählt hatte, und freundlich gegen mich gesinnt war, obschon er mich für sehr einfältig hielt. Der Beischiffsführer begleitete mich, seinem Befehle gehorsam, in den Blauen Pfosten. Ich packte meine Kleider zusammen, bezahlte meine Rechnung, und der Packträger brachte meinen Koffer nach Sally Port hinab, wo das Boot wartete.

»Kommt, meine Jungen, vorwärts, den Anker aufgetrieben, lustig! Der Kapitän sagt, wir sollen den jungen Gentleman sogleich an Bord nehmen; seine Freiheit ist ihm genommen, weil er betrunken gewesen und der Dolly Mops nachgelaufen ist.«

»Sie sollten, denke ich, in Ihren Bemerkungen mehr Respekt zeigen, Herr Coxswain,« sagte ich voll Unwillen.

»Herr Coxswain? danke, Sir, daß Sie meinem Namen eine Handhabe geben«, versetzte er, »kommt Jungens, hurtig mit den Rudern.«

»Ach, Bill Freeman«, sprach ein junges Frauenzimmer am Strande, »was für einen hübschen, jungen Gentleman haben Sie da. Er sieht aus wie ein Nelson an der Mutterbrust. Ei, mein schöner, junger Offizier, können Sie mir nicht einen Schilling leihen?«

Es gefiel mir so sehr, mich von dem jungen Frauenzimmer einen jungen Nelson nennen zu hören, daß ich augenblicklich ihr Gesuch erfüllte.

»Ich habe keinen Schilling in meiner Tasche,« sagte ich, »aber hier ist eine halbe Krone; »ich werde sogleich wieder da sein, mein Lieber.«

Die Leute im Boot lachten und der Beischiffsführer befahl ihnen, abzufahren.

»Nein,« bemerkte ich, »wir müssen auf meine achtzehn Pence warten.«

»Dann dürften wir verflucht lange warten, glaube ich. Ich kenne die Dirne, sie hat ein sehr schlechtes Gedächtnis.«

»Sie kann nicht so unehrlich oder undankbar sein,« erwiderte ich; »Coxswain, ich befehle Ihnen, zu halten, ich bin Offizier.«

»Ich weiß, Sie sind es, Sir, ungefähr seit sechs Stunden; wohl dem, ich muß hinauf und dem Kapitän sagen, daß Sie ein anderes Mädchen im Schlepptau haben und nicht mit an Bord wollen.«

»O nein, Herr Coxswain, thun Sie das nicht, stoßen Sie ab, sobald es Ihnen beliebt, wir wollen nicht mehr an die achtzehn Pence denken.«

Das Boot fuhr nun ab und ruderte auf das Schiff zu. welches bei Spithead lag.