Kitabı oku: «Peter Simpel», sayfa 3

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Fünftes Kapitel.

Ich werde in das Hinterverdeck eingeführt und dem ersten Leutnant vorgestellt, der mich für sehr geschickt erklärt. Ich steige hinunter zu Frau Trotters Ehestandshimmel in einem Cockpit. – Frau Trotter nimmt mich als Kostgänger an. – Ich bin sehr darüber erstaunt, daß so viele Leute wissen, daß ich der Sohn meines Vaters bin.

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Bei unserer Ankunft an Bord gab der Coxswain oder Beischiffsführer dem ersten Leutnant, welcher gerade auf dem Verdeck war, ein Billet von dem Kapitän. Er las es, blickte mich ernsthaft an, und dann hörte ich ihn zu einem andern Leutnant sagen: »Der Dienst geht zum Teufel. So lange er nicht beliebt war, hatten wir, wenn nicht viel Erziehung, doch wenigstens den Vorteil, welche natürliche Fähigkeiten uns gaben; aber nun, da vornehme Leute ihre Söhne zur Versorgung auf die Marine schicken, bekommen wir allen Ausschuß ihrer Familien, als ob jedes Ding gut genug wäre, um einen Kapitän eines Linienschiffs daraus zu machen, der in manchen Fällen mehr Verantwortlichkeit auf seinen Schultern hat, und in Lagen versetzt wird, die mehr Urteilskraft erheischen, als jeder andere Stand erfordert. Hier wird wieder einer von den Familiengimpeln dem Staate zum Geschenk gemacht, ein anderer junger Bär, den ich abrichten soll. Nun, ich sah noch keinen, aus dem ich nicht etwas machte. Wo ist Herr Simpel?«

»Ich bin Herr Simpel, Sir,« erwiderte ich sehr eingeschüchtert durch das, was ich gehört hatte.

»Gut, Herr Simpel, passen Sie auf und schenken Sie dem, was ich sage, besondere Aufmerksamkeit. Der Kapitän schreibt mir in diesem Billete, Sie hätten sich einfältig angestellt. Nun, Sir, ich lasse mich auf diese Art nicht fangen. Sie haben etwas von den Affen, welche nicht sprechen, weil sie besorgen, man werde sie zur Arbeit verwenden. Ich habe Ihr Gesicht aufmerksam betrachtet und auf den ersten Blick gesehen, daß Sie sehr fähig sind, und wenn Sie sich in kurzer Zeit nicht so erweisen, nun, so thun Sie besser, über Bord zu springen, und hiermit Punktum. Sie werden mich vollkommen verstehen, und da ich es Ihnen nun gesagt habe, so suchen Sie mich ja nicht zu täuschen; denn dies geht nicht!«

Ich war über diese Sprache sehr erschrocken, aber zugleich freute es mich zu hören, daß er mich für fähig hielt, und ich nahm mir vor, alles aufzubieten, um eine so unerwartete Meinung zu rechtfertigen.

»Quartiermeister,« sagte der erste Leutnant, »rufen Sie Herrn Trotter aufs Verdeck.«

Der Quartiermeister brachte Herrn Trotter herauf, der sich entschuldigte, daß er so schmutzig sei, da er eben Tonnen aus dem Schiffsraume herausschaffe. Es war ein kleiner untersetzter Mann, ungefähr dreißig Jahre alt, mit einer Nase, welche eine rote Warze hatte, sehr häßlichen Ohren und einem großen schwarzen Backenbarte.

»Herr Trotter,« sagte der erste Leutnant, »hier ist ein junger Gentleman, welcher für das Schiff bestimmt ist. Führen Sie ihn an seinen Kajüttenplatz und sehen Sie, daß man seine Hängematte aufschlingt. Sie müssen ein wenig nach ihm schauen.«

»Ich habe wirklich sehr wenig Zeit, nach einem von ihnen zu schauen, Sir,« erwiderte Herr Trotter, »aber ich will thun was ich kann. Folgen Sie mir, junger Herr!«

Ich stieg also die Leiter hinter ihm hinab, hierauf noch eine, und endlich sollte ich zu meinem Erstaunen noch eine dritte hinabsteigen; ich that es, und jetzt bemerkte er mir, nun sei ich im Cockpit.

»So, junger Herr,« sagte Trotter, indem er sich auf eine große Kiste niederließ, »thun Sie, wie zu Hause. Der Tisch der Seekadetten ist auf dem Verdecke, das sich über diesem befindet, und wenn Sie daran teil nehmen wollen, so können Sie es; aber das will ich Ihnen als guter Freund sagen, daß Sie dann den ganzen Tag durch zerdroschen werden, und übel dabei fahren. Der Schwächste kommt hier immer an die Wand; doch vielleicht fragen Sie nichts danach. Da wir im Hafen sind, so speise ich hier, weil Madame Trotter an Bord ist. Sie ist ein sehr reizendes Weib, kann ich Ihnen versichern, und wird sogleich hier sein. Sie ist gerade in die Schiffsküche gegangen, um nach einem Netz Kartoffeln zu sehen. Wenn Sie wollen, so will ich sie um Erlaubnis bitten, daß Sie mit uns speisen dürfen. Sie sind dann von den Seekadetten entfernt, welche ein böses Volk sind und Sie nichts lehren werden, als was unsittlich und unanständig ist; Sie haben dann den Vorteil, in guter Gesellschaft zu sein, denn Madame Trotter hat die allerbeste in England genossen. Ich mache Ihnen dies Anerbieten, weil ich mich gerne dem ersten Leutnant verpflichten möchte, welcher ein Interesse an Ihnen zu nehmen scheint; sonst wäre ich nicht sehr geneigt, mein häusliches Glück stören zu lassen.«

Ich erwiderte ihm, ich sei ihm für seine Höflichkeit sehr verbunden, und wenn es Madame Trotter in keine Verlegenheit setze, so werde ich sein Anerbieten gerne annehmen; ich hielt mich in der That für sehr glücklich, einen solchen Freund gefunden zu haben. Ich hatte kaum Zeit zu antworten, als ich auf der Leiter über uns ein Paar in schwarzkattunene Strümpfe gehüllte Beine erblickte, und es zeigte sich, daß sie der Madame Trotter gehörten, welche mit einem Netze voll dampfender Kartoffeln die Leiter herabkam.

»Auf mein Wort, Madame Trotter, Sie müssen sich bewußt sein, sehr hübsche Knöchel zu haben, sonst würden Sie es nicht wagen, sie vor Herrn Simpel zu zeigen, vor einem jungen Gentleman, welchen ich Ihnen vorstellen will, und der mit Ihrer Erlaubnis unsern Tisch teilen wird.«

»Mein lieber Trotter, wie grausam von Dir, mich nicht gewarnt zu haben; ich dachte, es sei niemand unten; ich schäme mich wirklich,« fuhr die Dame fort, indem sie einfältig lächelte und ihr Gesicht mit der Hand bedeckte, welche sie frei hatte.

»Es ist nun einmal geschehen, meine Liebe, und Du brauchst Dich auch darüber nicht zu schämen. Ich hoffe, Herr Simpel und Du werden sehr gute Freunde sein; ich glaube, ich habe schon seinen Wunsch erwähnt, an unserem Tisch teilzunehmen.«

»Ich werde gewiß in seiner Gesellschaft sehr glücklich sein. Dies ist ein sonderbarer Platz für mich zum Leben, Herr Simpel, nach der Gesellschaft, an welche ich gewöhnt bin; aber Liebe kann jedes Opfer bringen, und ehe ich den Umgang meines teuern Trotter verliere, der in Geldsachen unglücklich gewesen ist –«

»Sprich nicht mehr davon, meine Liebe; häusliches Glück geht über alles und kann selbst die Düsterheit eines Cockpit erhellen.«

»Und doch,« fuhr Madame Trotter fort, »wenn ich an die Zeit denke, wo wir in London zu leben pflegten. Waren Sie schon in London, Herr Simpel?«

Ich antwortete »ja.«

»Dann werden Sie gewiß mit den Smiths bekannt geworden sein oder von ihnen gehört haben.«

Ich erwiderte, daß die einzigen Leute, die ich daselbst kenne, Herr und Frau Handycock seien.

»Wenn ich gewußt hätte, daß Sie in London waren, so hätte ich Ihnen mit vielem Vergnügen ein Empfehlungsschreiben an die Smiths gegeben. Diese Leute geben den Ton an.«

»Aber mein Schatz«, unterbrach sie Herr Trotter, »ist es nicht Zeit, nach unserem Essen zu sehen?«

»Ja, ich will nun danach gehen. Wir haben heute Speilerstücke. Herr Simpel, wollen Sie mich entschuldigen?« und dann stieg Madame Trotter unter vielem Kokettieren und Lachen über ihre Knöchel die Leiter hinauf, wobei sie mich um die Gunst bat, mein Gesicht abzuwenden. Da der Leser vielleicht gerne wissen möchte, wie diese Person aussah, so will ich diese Gelegenheit benutzen und sie beschreiben. Sie war sehr gut gebaut und zu einer Zeit ihres Lebens mußte ihr Gesicht sehr hübsch gewesen sein; damals, als ich ihr vorgestellt wurde, zeigte es die Verheerungen, welche Zeit oder Not darauf angerichtet hatten, sehr deutlich – kurz, man konnte sie eine verwelkte Schönheit nennen, prunkend in ihrem Anzuge und nicht sehr reinlich von Person.

»Ein scharmantes Weib, die Madame Trotter, nicht wahr, Herr Simpel?« sagte des Schiffsmeisters Gehilfe, welchem ich natürlich sogleich beistimmte. »Nun, Herr Simpel«, fuhr er fort, »es sind einige Arrangements zu treffen, welche ich besser erwähne, so lange Madame Trotter fort ist; sie würde unser Gespräch über dergleichen Dinge übel aufnehmen. Natürlich ist die Lebensart, welche wir führen, etwas kostspielig. Madame Trotter kann ihren Thee und ihre sonstigen kleinen Bequemlichkeiten nicht missen; zugleich darf ich Ihnen keine besonderen Kosten verursachen, denn lieber wollte ich sie aus meiner Tasche bestreiten. Ich mache Ihnen den Vorschlag, Sie sollen, so lange Sie mit uns speisen, wöchentlich nur eine Guinee bezahlen; zum Eintrittsgeld darf ich Ihnen, glaube ich, nicht mehr als ein paar Guineen auferlegen. Haben Sie Geld?«

»Ja«, erwiderte ich, »ich habe drei Guineen und eine halbe übrig.«

»Nun, dann geben Sie mir die drei Guineen, und die halbe können Sie als Taschengeld behalten. Sie müssen Ihren Freunden sogleich um weitere Unterstützung schreiben.«

Ich händigte ihm das Geld ein und er steckte es in seine Tasche.

»Lassen Sie«, fuhr er fort, »Ihre Kiste herbeibringen, denn Madame Trotter wird sie, wenn ich es verlange, nicht nur in Ordnung bringen, sondern auch dafür sorgen, daß Ihre Kleider ordentlich ausgebessert werden. Madame Trotter ist eine reizende Frau und sieht junge Gentlemen sehr gerne. Wie alt sind Sie?«

»Fünfzehn«, erwiderte ich.

»Nicht mehr? nun das freut mich; denn Madame Trotter ist bei einem gewissen Alter etwas eigen. Ich empfehle es Ihnen, sich auf keine Weise mit den anderen Seekadetten einzulassen. Sie sind sehr ungehalten auf mich, weil ich Madame Trotter nicht gestatte, ihren Tisch zu teilen; auch sind es böse Schwätzer.«

»Das sind sie in der That«, versetzte ich. Doch hier wurden wir von Madame Trotter unterbrochen, welche mit einem Stecken in der Hand herabkam, auf dem ungefähr ein Dutzend dünne Stückchen Rind- und Schweinefleisch steckten; diese legte sie zuerst auf eine Platte, dann begann sie das Tischtuch auszubreiten und aufzudecken.

»Herr Simpel ist erst fünfzehn, meine Liebe«, bemerkte Herr Trotter.

»Gerechter Himmel«, versetzte Madame Trotter, »wie groß er ist! Er ist gerade so groß als der junge Lord Foutretown, welchen Du beim Ausfahren mitzunehmen pflegtest. Kennen Sie Lord Foutretown, Herr Simpel?«

»Nein, Ma'am«, antwortete ich; weil ich aber sie gern wissen lassen mochte, daß ich in guter Verwandtschaft stehe, so fuhr ich fort, »aber ich darf behaupten, mein Großvater, Lord Privilege, kennt ihn.«

»Gott im Himmel! ist Lord Privilege Ihr Großvater? Nun, ich dachte gleich, ich sehe eine Ähnlichkeit. Erinnerst Du Dich nicht an Lord Privilege, lieber Trotter, welchen wir bei Lady Scamp trafen? – eine ältliche Person. Es ist sehr undankbar von Dir, Dich seiner nicht zu erinnern, denn er schickte Dir einen sehr schönen Rehschlegel.«

»Privilege, Gott straf' mich, ja. Ein alter Gentleman, nicht wahr?« sagte Herr Trotter, indem er sich an mich wandte.

»Ja, Sir«, entgegnete ich, voll Freuden, mich unter Leuten zu befinden, welche mit meiner Familie bekannt waren.

»Nun, denn, Herr Simpel«, begann Madame Trotter, »da wir das Vergnügen haben, mit Ihrer Familie bekannt zu sein, so will ich Sie unter meine Aufsicht nehmen, und so für Sie besorgt sein, daß Trotter ganz eifersüchtig werden soll«, fügte sie lächelnd hinzu. »Wir werden nur heute ein ärmliches Mittagsessen haben, denn die Frau im Marktschiffe hat mich getäuscht. Ich trug ihr nämlich besonders auf, mir eine Hammelskeule zu bringen, aber sie sagt, es wäre noch etwas früh dazu, aber Trotter ist sehr lecker im Essen. Nun wollen wir uns zu Tische setzen.«

Ich fühlte mich sehr unwohl und konnte nichts essen. Unsere Mahlzeit bestand in Stückchen Rind- und Schweinefleisch, Kartoffeln und gebackenem Pudding in einer zinnernen Schüssel. Herr Trotter ging hierauf, um der Schiffsmannschaft das Getränk auszuteilen, und kehrte mit einer Flasche Rum zurück.

»Hast Du Herrn Simpels Portion bekommen, mein Lieber?« fragte Madame Trotter.

»Ja, er hat für heute seinen Teil, weil er vor Mittag an Bord kam. Trinken Sie Rum, Herr Simpel?«

»Nein, ich danke Ihnen«, versetzte ich, denn mir fiel des Kapitäns Warnung ein.

»Da ich ein solches Interesse an Ihrer Wohlfahrt nehme, so muß ich Ihnen ernstlich empfehlen, sich desselben zu enthalten«, sagte Herr Trotter. »Es ist eine üble Gewohnheit, und hat man sie einmal, so kann man sie nicht mehr leicht lassen. Ich muß ihn trinken, um nach der Arbeit im Schiffsraume die Ausdünstung nicht zu hemmen. Zwar habe ich einen natürlichen Abscheu davor; aber meine Champagner- und Claret-Tage sind vorbei, und ich muß mich in die Umstände schicken.«

»Mein armer Trotter«, sagte die Lady.

»Ja«, fuhr er fort, »es ist mein armes Herz, das nie sich freuet.«

Er goß einen halben Becher voll Rum ein und füllte das Glas mit Wasser auf.

»Mein Schatz, willst Du versuchen?«

»Nun, Trotter, Du weißt ja, daß ich ihn nie anrühre, außer wenn das Wasser so schlecht ist, daß man ihm den Geschmack nehmen muß. Wie ist das Wasser heute?«

»Wie gewöhnlich, mein Schatz, nicht trinkbar.«

Nach vielem Zureden ließ sich Madame Trotter herbei, ein wenig aus dem Glase zu nippen. In Betracht, daß sie das Getränk nicht liebte, dünkte es mich, sie lange ziemlich oft danach, allein ich fühlte mich so unwohl, daß ich auf das Deck gehen mußte. Hier traf ich einen Seekadetten, welchen ich vorher noch nie gesehen hatte. Er blickte mir sehr ernsthaft ins Gesicht und fragte dann nach meinem Namen.

»Simpel«, sagte er, »wie, sind Sie der Sohn der alten Simpel?«

»Ja, Sir«, erwiderte ich erstaunt, daß so viele Leute meine Familie kennen sollten.

»Nun, ich dachte mir's gleich wegen der Ähnlichkeit. Und wie befindet sich Ihr Vater?«

»Sehr wohl, danke Ihnen, Sir.«

»Wenn Sie ihm schreiben, richten Sie ihm mein Kompliment aus, und sagen Sie ihm, ich wünsche besonders in seinem Gedächtnis zu bleiben.«

Damit ging er fort, aber da er vergaß, seinen Namen anzugeben, konnte ich es nicht thun. Ich ging sehr ermüdet zu Bette. Herr Trotter hatte in dem Cockpit meine Hängematte aufgehängt, welche nur durch eine Decke von Segeltuch von der Hängematte getrennt war, in welcher er mit seiner Frau schlief. Dies kam mir sehr sonderbar vor, allein sie sagten mir, es sei so Sitte an Bord, obwohl das Zartgefühl der Madame Trotter sehr dadurch verletzt werde. Ich fühlte mich sehr unwohl, allein Madame Trotter war sehr zärtlich. Als ich im Bette lag, küßte sie mich, wünschte mir gute Nacht und bald darauf fiel ich in festen Schlaf.



Sechstes Kapitel.

Madame Trotter besorgt meine Garderobe. – Ein eheliches Duett, welches con strepito endigt.

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Ich erwachte den andern Morgen mit Tagesanbruch durch ein donnerähnliches Geräusch über meinem Kopfe und fand, daß es von dem Abwaschen des Deckes herkam. Dessenungeachtet war ich sehr erfrischt und fühlte mich nicht im geringsten unwohl oder schwindlig. Herr Trotter, welcher um vier Uhr aufgestanden war, kam herab und trug einem Matrosen auf, mir Wasser zu bringen. Ich wusch mich auf meinem Koffer und ging dann auf das Verdeck, welches man trocken schwabberte. Als ich an der Kajüttenthür bei der Schildwache stand, traf ich auf einen jungen Seekadetten, in dessen Gesellschaft ich im Blauen Pfosten gewesen war.

»So, Herr Simpel, der alte Trotter und sein Besen von Weib haben Sie festgehalten, nicht wahr?« sagte er.

Ich erwiderte, »ich verstehe nicht, was er mit dem Besen meine, allein ich halte die Madame Trotter für ein sehr reizendes Weib.« Hierauf brach er in ein helles Gelächter aus.

»Nun,« fuhr er fort, »ich will Sie warnen; nehmen Sie sich in acht, oder man wird Sie rein ausfegen. Hat Ihnen Madame Trotter schon ihre Knöchel sehen lassen?«

»Ja,« versetzte ich, »und sie sind sehr hübsch.«

»Ach! das sind ihre alten Kniffe; es wäre für Sie besser gewesen, an unserem Tische teilzunehmen. Sie sind nicht der erste Grünschnabel, den sie gerupft haben. Nun,« schloß er, als er wegging, »heben Sie nur den Schlüssel zu ihrer Kiste gut auf, weiter sage ich nichts!«

Da Herr Trotter mir vorher gesagt hatte, daß die Seekadetten ihnen gram seien, so schenkte ich dem, was er sagte, sehr wenig Aufmerksamkeit. Als er mich verließ, ging ich auf das Hinterdeck. Alle Matrosen waren eifrig beschäftigt, und der erste Leutnant schrie dem Feuerwerker zu:

»Herr Dispart, wenn Sie fertig sind, wollen wir die Kanonen hosen. Meine Jungen«, fuhr er fort, »wir müssen den Slue (den Teil, welchen die Hosen bedecken) mehr vorwärts drehen.«

Da ich noch nie gehört hatte, daß eine Kanone Hosen anhabe, so war ich sehr gespannt, zu sehen, was vorginge, und trat ganz nahe zu dem ersten Leutnant, welcher mir sagte: »Junger Herr! langen Sie mir den Affenschwanz.« Ich sah nichts, was einem Affenschwanz glich, allein ich war so in Angst, daß ich nach dem ersten, besten Dinge griff, welches eine kurze Eisenstange war, und zufällig war es gerade das Werkzeug, welches er verlangte. Als ich es ihm hingab, blickte der erste Leutnant mich an und sagte:

»So, Sie wissen schon, was ein Affenschwanz ist? Nun stellen Sie sich nur nicht mehr einfältig.«

Ich dachte bei mir selbst, ich bin fürwahr glücklich, aber wenn dies ein Affenschwanz ist, so ist es ein sehr steifer. Ich nahm mir vor, die Namen von allen Dingen so schnell als möglich zu lernen, um immer vorbereitet zu sein; daher horchte ich aufmerksam auf alles, was man sagte, allein ich wurde bald ganz verwirrt und zweifelte daran, mir alle diese Dinge merken zu können.

»Wie wird denn hier das Ende gemacht, Sir?« fragte ein Matrose den Bootsmann.

»Ei, erlaubt mir, Sir, Euch in der zartesten Weise von der Welt zu bemerken,« versetzte der Bootsmann, »daß es mit einem Doppelwalz endigen muß. Gott straf' mich, wißt Ihr das noch nicht? Kapitän vom Vortopmast!« fuhr er fort, »hinauf zu Euren Pferden und schnallt ihnen die Bügel um drei Zoll kürzer.«

»Ja, ja, Sir.« (Ich schaute und schaute, konnte aber keine Pferde sehen.)

»Herr Chucks!« sagte der erste Leutnant zu dem Bootsmann, »was für Blöcke haben wir unten, die nicht gebraucht werden?«

»Lassen Sie mich sehen, Sir! ich habe eine Schwester, die andern spalteten wir kürzlich mitten entzwei, und ich denke es sind auch noch ein paar Affen drunten im Schiffsraume. He, Smith! zieht die Brasse durch's Ochsenauge und nehmt die Schafskeule heraus, ehe Ihr herabkommt.«

Hierauf fragte er den ersten Leutnant, ob nicht etwas mit einer Maus oder nur mit einem Türkenkopfe versehen werden müsse, und sagte ihm, der Gänsehals müsse, sobald die Esse herauf sei, von dem Rüstmeister ausgestreckt werden. Kurz, vor lauter Totenaugen und Leichentüchern, Katzen und Katzenblöcken, Delphinen und Delphinenstampfern, Peitschen und Puddingen wurde ich so verwirrt, daß ich im Begriffe stand, in völliger Verzweiflung das Deck zu verlassen.

»Herr Chucks! vergessen Sie nicht, heute Nachmittag allen Bojen zur Ader zu lassen!«

Den Bojen zur Ader lassen, dachte ich, wie kann dies sein; jedenfalls scheint der Chirurg die geeignete Person zu sein, diese Operation zu verrichten. Diese letzte, unbegreifliche Bemerkung trieb mich vom Verdecke und ich zog mich in das Cockpit zurück, wo ich Madame Trotter fand.

»Ach, mein Lieber,« sagte sie, »wie freut es mich, daß Sie kommen, denn ich möchte gerne Ihre Kleider in Ordnung bringen. Haben Sie eine Liste von denselben? Wo ist Ihr Schlüssel?«

»Ich habe keine Liste,« versetzte ich und gab ihr den Schlüssel hin, obschon ich die Warnung des Seekadetten nicht vergaß; allein ich dachte, es habe nichts zu sagen, wenn ich sie in meiner Gegenwart meine Kleider sehen lasse. Sie schloß meinen Koffer auf, packte alles nach einander aus und dann fing sie an, mir nach einander zu sagen, was ich brauchen könne und was nicht.

»Diese gestrickten Strümpfe,« sagte sie, »sind bei kaltem Wetter sehr bequem und im Sommer werden diese braunen, wollenen Socken angenehm kühl sein. Sie haben von beiden genug, bis Sie aus ihnen herauswachsen, aber diese feinen wollenen Strümpfe sind für sie von keinem Nutzen! – Sie nehmen nur den Schmutz an, wenn das Deck geschwemmt wird, und stehen nicht nett. Ich wundere mich, wie man so thöricht sein konnte, sie Ihnen zu schicken; niemand trägt sie heutzutage an Bord. Sie sind nur für Frauen passend, und ich möchte gerne wissen, wie sie mir stehen.« Sie rückte ihren Stuhl hinweg und zog einen meiner Strümpfe an, wobei sie immer lachte. Hierauf wandte sie sich gegen mich und ließ mich sehen, wie hübsch sie ihr ständen. »Wahrhaftig, Herr Simpel! gut, daß Trotter im Schiffsraume ist, er würde sonst eifersüchtig werden. – Wissen Sie, was diese Strümpfe kosten? Sie sind für Sie von keinem Nutzen und mir passen sie. Ich will mit Trotter sprechen und sie Ihnen abnehmen.«

Ich erwiderte, ich könne nicht daran denken, sie zu verkaufen, aber weil sie für mich nicht brauchbar wären und ihr paßten, so bitte ich sie, das Dutzend Strümpfe annehmen zu wollen. Zuerst weigerte sie sich standhaft, aber da ich in sie drang, gab sie endlich nach, und ich war ebenso glücklich sie ihr geben zu können, als sie freundlich gegen mich war; ich hielt sie, wie ihr Ehemann, für eine sehr reizende Frau.

Wir hatten heute Beefsteak mit Zwiebeln, allein ich konnte den Geruch der Zwiebeln nicht vertragen. Herr Trotter kam sehr verdrießlich herunter, weil der erste Leutnant ihn getadelt hatte. Er schwur, er wolle den Dienst aufgeben, er sei nur da geblieben, um den Kapitän zu verpflichten, welcher gesagt hatte, er wolle lieber seinen rechten Arm, als ihn verlieren; auch werde er von dem ersten Leutnant Satisfaktion verlangen, sobald er seine Entlassung erhalten könne. Madame Trotter that alles, was sie konnte, um ihn zu besänftigen; sie erinnerte ihn daran, daß er die Protektion von diesem und jenem Lord habe, welcher ihm zu seinem Recht verhelfen werde, allein umsonst. Der erste Leutnant habe ihm gesagt, fuhr er fort, er sei das Salz nicht wert, und Blut allein könne den Schimpf abwaschen. Er trank ein Glas Grog um das andere, und mit jedem Glase wurde er heftiger, und Madame Trotter trank auch, wie ich bemerkte, einen guten Teil mehr, als sie nach meiner Ansicht hätte trinken sollen; allein sie flüsterte mir zu: sie trinke nur deshalb so viel, damit Trotter keinen Rausch bekomme. Ich hielt dies von ihrer Seite für ein großes Opfer, allein sie blieben so lange sitzen, daß ich sie verließ und ins Bette ging, während er noch immer trank und dem ersten Leutnant Rache schwur.

Ich hatte kaum zwei oder drei Stunden geschlafen, als ich durch ein großes Geräusch und Gezänke aufgeweckt wurde; ich entdeckte, daß Herr Trotter betrunken war und sein Weib prügelte. Sehr ungehalten darüber, daß eine so reizende Frau geschlagen und übel behandelt werden sollte, kletterte ich aus meiner Hängematte heraus, um zu sehen, ob ich keinen Beistand leisten könne, allein es war stockfinster und sie pufften einander so stark als vorher. Hierauf forderte ich den Matrosen, welcher oben an der Geschützkammerthür Wache stand, auf, seine Laterne zu bringen, und ärgerte mich sehr über seine Antwort, ich würde am besten thun, ins Bette zu gehen, und sie den Streit ausfechten zu lassen. Kurz nachher kam Madame Trotter, welche ihre Kleider noch nicht ausgezogen hatte, hinter dem Vorhang hervor. Ich bemerkte sogleich, daß die arme Frau kaum stehen konnte; sie wankte auf mein Kissen zu, setzte sich nieder und weinte. Ich zog meine Kleider so schnell als möglich an, und ging auf sie zu, um sie zu trösten, aber sie konnte nicht vollständig sprechen. Ich suchte vergebens, sie zu beruhigen; sie antwortete nicht, sondern wackelte auf meine Hängematte zu, und nach mannigfachen Versuchen gelang es ihr hineinzukommen. Ich kann nicht sagen, daß es mir sehr angenehm war, aber was konnte ich thun? Ich zog mich daher vollends an und ging auf das Hinterdeck. Der Seekadett auf Wache war derselbe, der mich vor den Trotters gewarnt hatte. Er war sehr freundlich gegen mich und sagte: »Nun, Simpel, was bringt sie auf das Deck?« Ich erzählte ihm, wie schlimm Herr Trotter mit seinem Weibe umgegangen sei, und daß dieselbe sich in meine Hängematte gelegt habe.

»Die alte besoffene Vettel,« rief er aus, »ich will hinuntergehen und sie kopfüber herauswerfen;« allein ich bat ihn, es nicht zu thun, weil es eine Dame sei.

»Eine Dame?« versetzte er, »Damen dieser Sorte giebt's eine Masse,« und dann erzählte er mir, daß sie viele Jahre die Mätresse eines vermöglichen Mannes gewesen, der ihr eine Equipage gehalten habe; allein er sei ihrer überdrüssig geworden und habe Trotter zweihundert Pfund gegeben, daß er sie heirate; nun thäten sie nichts als trinken und einander herumprügeln.

Ich war sehr verdrießlich, all dies zu vernehmen, aber da ich bemerkte, daß Madame Trotter nicht nüchtern war, so begann ich, das, was der Seekadett sagte, für wahr zu halten.

»Hoffentlich«, setzte er hinzu, »hat sie noch nicht Zeit gehabt, Ihnen eins oder das andere von ihren Kleidern abzuschwatzen?«

Ich erzählte ihm, ich hätte ihr ein Dutzend Strümpfe gegeben und Herrn Trotter für meine Kost drei Guineen bezahlt.

»Da muß nachgesehen werden«, entgegnete er; »ich werde morgen mit dem ersten Leutnant reden. Zugleich will ich Ihnen Ihre Hängematte wieder verschaffen. Quartiermeister, geben Sie wohl acht!«

Nun stieg er hinab und ich folgte ihm, um zu sehen, was er anfangen würde. Er ging zu meiner Hängematte und ließ sie an einem Ende herunter, so daß Madame Trotter in einer sehr unbehaglichen Stellung mit ihrem Kopfe auf dem Decke lag. Zu meinem Erstaunen schimpfte sie ihn auf eine schauerliche Weise und weigerte sich, herauszugehen. Er blieb ihr nichts schuldig und rüttelte sie eben in der Hängematte hin und her, als Herr Trotter, welcher bei dem Lärmen aufgestanden war, hinter dem Vorhang hervorstürzte.

»Du Schurke, was hast Du mit meinem Weibe zu schaffen?« schrie er, indem er, so gut er konnte, auf ihn losschlug, denn er war so betrunken, daß er kaum zu stehen vermochte.

Ich dachte, der Seekadett könne sich wohl selbst verteidigen, und wollte mich nicht darein mischen; daher blieb ich oben und schaute zu. Die Schildwache stand neben mir mit ihrer Laterne, welche sie über die Luken des Ganges hielt, um dem Kadett zu leuchten und Zeuge von der Balgerei zu sein. Herr Trotter war bald niedergeschlagen, als auf einmal Madame Trotter aus der Hängematte heraussprang, den Kadetten beim Haare ergriff und auf ihn lospuffte. Nun hielt es die Schildwache an der Zeit, sich darein zu legen; sie rief nach dem Profoß und ging selbst hinab, um dem Kadetten zu helfen, dem es zwischen den beiden schlimm erging. Aber Madame Trotter riß ihm die Laterne aus der Hand und schlug sie in Stücke. Nun befanden wir uns alle in tiefer Finsternis, und ich konnte nicht sehen, was vorging, obschon die Rauferei fortdauerte. So war die Lage der Sachen, als der Profoß mit seinem Lichte heraufkam. Der Seekadett und die Schildwache stiegen die Leiter hinauf und Herr und Frau Trotter setzten ihre Prügelei fort. Davon nahm niemand die geringste Notiz; sie sagten, wie vorher die Wache: »Laßt sie den Streit ausfechten.« Nachdem sie sich eine Zeitlang gebalgt hatten, zogen sie sich hinter den Vorhang zurück; ich folgte dem Rate des Kadetten, und ging in meine Hängematte, welche der Profoß wieder für mich aufgehängt hatte. Ich hörte Herrn und Frau Trotter mit einander weinen und einander küssen.

»Grausamer Trotter«, sagte sie schluchzend.

»Mein Leben, meine Liebe, ich war so eifersüchtig«, versetzte er.

»Der Teufel soll Deine Eifersucht holen«, erwiderte die Lady. »Ich habe morgen zwei hübsch blau unterlaufene Augen in der Küche.«

Nach ungefähr einer Stunde, die unter Küssen und Schelten verstrich, schliefen beide wieder fest ein.

Den anderen Morgen vor dem Frühstück meldete der Seekadett dem ersten Leutnant das Betragen Herrn Trotters und seiner Frau. Man schickte nach mir, und ich mußte bekennen, daß alles wahr sei. Es wurde auch nach Herrn Trotter geschickt, welcher sagen ließ, er sei nicht wohl und könne nicht auf Deck kommen. Hierauf befahl der erste Leutnant dem Marinesergeanten, ihn auf der Stelle herzubringen. Herr Trotter erschien mit einem verbundenen Auge, und sein Gesicht war sehr zerkratzt.

»Befahl ich Ihnen nicht, Sir«, sprach der erste Leutnant, »diesen jungen Gentleman in die Kajütte der Seekadetten zu führen? Dagegen haben Sie ihn zu Ihrem schändlichen Weibe geführt und ihn um sein Eigentum betrogen. Ich befehle Ihnen, auf der Stelle die drei Guineen zurückzugeben, welche Sie als Kostgeld empfangen haben, und ebenso soll Ihre Frau die Strümpfe zurückstellen, die sie ihm abgeschmeichelt hat.« Allein da schlug ich mich ins Mittel, und sagte dem ersten Leutnant, daß die Strümpfe von meiner Seite eine freiwillige Gabe seien, und obschon ich sehr einfältig gehandelt habe, so glaube ich doch, daß man sie mit Ehren nicht mehr zurückfordern könne.

»Gut, junger Herr«, versetzte der erste Leutnant, »vielleicht ist Ihre Ansicht richtig, und wenn Sie es wünschen, so will ich auf diesem Teile meines Befehles nicht bestehen, aber«, fuhr er, zu Herrn Trotter gewendet, fort, »ich fordere, Sir, daß Ihre Frau das Schiff sogleich verläßt, und bin überzeugt, daß der Kapitän mit Ihnen ebenso verfahren wird, wenn ich ihm Ihre Aufführung gemeldet habe. Unterdessen können Sie sich als Arrestanten betrachten wegen Trunkenheit.«