Kitabı oku: «Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe», sayfa 18
189. An Goethe.
Montag {11. Juli} Nachmittag 3 Uhr.
Vor zwei Stunden erfolgte die Niederkunft der kleinen Frau über Erwarten geschwind und ging unter Starkes Beistand leicht und glücklich vorüber. Meine Wünsche sind in jeder Rücksicht erfüllt, denn es ist ein Junge, frisch und stark wie das Ansehen es giebt. Sie können wohl denken, wie leicht mir’s ums Herz ist, um so mehr, da ich dieser Epoche nicht ohne Sorge, die Krämpfe möchten die Geburt übereilen, entgegen sah.
Jetzt also kann ich meine kleine Familie anfangen zu zählen; es ist eine eigene Empfindung, und der Schritt von Eins zu Zwei ist viel größer als ich dachte.
Leben Sie wohl. Die Frau grüßt; sie ist, die Schwäche abgerechnet, recht wohl auf.
Sch.
190. An Schiller.
Zu dem neuen Ankömmling wünsche ich von Herzen Glück; mögen Sie recht viel Freude an dem Knabenpaar erleben. Grüßen Sie Ihre liebe Frau auf das beste und schönste von mir.
Künftigen Sonnabend, wenn mir es möglich ist, komme ich Sie zu besuchen. Ueber den Roman müssen wir nun nothwendig mündlich conferiren, auch wegen der Xenien und mancher anderer Dinge, die ich auf dem Herzen habe; bei jenem wird die Hauptfrage sein: wo sich die Lehrjahre schließen, die eigentlich gegeben werden sollen, und inwiefern man Absicht hat, künftig die Figuren etwa noch einmal auftreten zu lassen. Ihr heutiger Brief deutet mir eigentlich auf eine Fortsetzung des Werks, wozu ich denn auch wohl Idee und Lust habe, doch davon eben mündlich. Was rückwärts nothwendig ist, muß gethan werden, so wie man vorwärts deuten muß, aber es müssen Verzahnungen stehen bleiben, die, so gut wie der Plan selbst, auf eine weitere Fortsetzung deuten; hierüber wünsche ich mich recht mit Ihnen auszusprechen. Schicken Sie mir nichts mit den Botenweibern und behalten das Manuskript. Die Xenien, Cellini und sonst noch was vielleicht bringe ich mit. Grüßen Sie Schlegeln und seine Frau; ich freue mich beide diesmal zu finden.
Daß die kleine Freundin, bei so einem unangenehmen Anlaß, und in so einer kritischen Zeit, die Reise macht, ist mir nicht halb recht; es sieht in Schwaben wie am Ober-und Unterrheine höchst mißlich aus.
Leben Sie recht wohl in Ihrem friedlichen Thal und genießen der schönen Jahrszeit wenigstens aus dem Fenster.
Weimar den 12. Juli 1796.
G.
191. An Goethe.
Dienstag Abend. 12. Juli.
Noch steht es um die kleine Gesellschaft so gut, als man’s nur wünschen kann. Meine Frau getraut sich, selbst zu stillen, welches mir auch sehr erwünscht ist.
Donnerstag wird die Taufe sein. Wenn die Umstände so ruhig bleiben, wie sie jetzt sind, so wird mein Gemüth heiter genug sein, das achte Buch des Romans noch einmal mit Besonnenheit zu durchgehen, ehe ich es Ihnen zurücksende.
Es hat nichts zu sagen, wenn die nächste Lieferung des Cellini auch kleiner ausfällt. Ich habe allerlei, nicht unbrauchbares, das Monatstück zu füllen.
Sie haben mir noch nicht geschrieben, wie es mit der Zeichnung und dem Kupferstich zu Hirts Aufsatze steht.
Daß ich Ihren Kopf nicht zu dem dießjährigen Almanach bekommen kann, thut mir sehr leid. Eine Verzierung müssen wir einmal haben und das wäre doch die vernünftigste gewesen. Da ich unter den lebendigen keinen andern Kopf mag, so werde ich das Porträt von Uz, der kürzlich verstorben ist, zu bekommen suchen. Es giebt uns so ein Ansehen von Billigkeit und Honeteté, wenn wir einem aus der alten Zeit diese Ehre erweisen. Vielleicht können Sie mir durch Knebeln dazu verhelfen. Ich bezahle gern was ein Gemälde oder eine Zeichnung kosten kann.
Leben Sie aufs beste wohl. Meine Frau grüßt schön. Frau Charlotte wird das Kind heben: es ist ihr eine große Angelegenheit, und sie verwunderte sich, daß sie es nicht in Ihrer Gesellschaft sollte, besonders da der Junge auch einen Wilhelm unter seinen Namen hat.
Leben Sie recht wohl.
Sch.
192. An Schiller.
Weimar den 13. Juli 1796.
Viel Glück zum guten Fortgang alles dessen was sich aufs neue Lebendige bezieht. Grüßen Sie die liebe Frau und Frau Gevatterin. Zur Taufe hätte ich mich ohngebeten eingestellt, wenn mich diese Ceremonien nicht gar zu sehr verstimmten. Ich komme dafür Sonnabends und wir wollen ein paar frohe Tage genießen. Leben Sie wohl. Heute erlebe ich auch eine eigne Epoche, mein Ehstand ist eben acht Jahre und die französische Revolution sieben Jahre alt .
G.
Die Kupferstiche zu Hirts Abhandlung sind in der Arbeit und sollen gut werden. Den einen wollte man nicht unter vier Carolin machen, der andere soll etwas wohlfeiler kommen. Es ist freilich viel und genaue Arbeit daran.
Knebel werde ich um Uz angehen.
193. An Schiller.
In Hofrath Loders Gesellschaft bin ich gestern recht geschwinde herübergekommen. Am Roman wird eifrig abgeschrieben. Heute früh beim Pyrmonter habe ich mir einen kleinen Aufsatz ausgedacht, durch den ich zuerst mir und Ihnen Rechenschaft von meiner Methode die Natur zu beobachten zu geben gedenke, woraus künftig ein Vorbericht zu meinen Arbeiten dieser Art formirt werden kann. Hier ein Naturproduct das in dieser Jahrszeit geschwind verzehrt werden muß. Ich wünsche daß es wohl schmecken und bekommen möge.
Weimar den 20. Juli 1796.
G.
194. An Goethe.
{Jena den 22. Juli 1796.}
Nur zwei Zeilen zum Gruß nebst unserm schönsten Dank für den Fisch, der uns, nämlich meiner Schwiegermutter und mir und Schlegels die wir dazu geladen, ganz vortrefflich geschmeckt hat.
Ich bin von einer Depesche an Cotta und allerlei kleinen Nothdürftigkeiten so erschöpft und ermüdet, daß ich heute nichts mehr schreiben kann noch will. Die Frankfurter Begebenheiten sollen Sie und Ihre Mutter, wie ich hoffe, nicht so schwer betroffen haben noch betreffen. Erfahren Sie etwas, was man in Zeitungen nicht lesen kann, über diese Vorfälle, so lassen Sie es mir doch auch zukommen. Leben Sie recht wohl.
Abends um 10 Uhr.
Sch.
Hier sagte man heute, der Coadjutor sei gefangen.
195. An Schiller.
Ich habe zwei Briefe von Meyer erhalten die mich sehr beruhigen. Er hat sich mit einem Landsmanne nach Florenz zurückgezogen und ist lustig und guter Dinge, recensirt schon die Arbeiten des Cellini und ist unglaublich erbaut von den Arbeiten der ältern Florentiner.
Hierbei ein Briefchen das ich niemand zu zeigen bitte; wenn ich etwas weiter erfahre, so theile ich es mit, Frankfurt hat doch mehr gelitten als wahrscheinlich war.
Am Roman wird fleißig abgeschrieben. Künftigen Mittwoch hoffe ich die größte Hälfte zu überschicken. Es ist recht gut, daß ich so weit bin und köstlich daß Sie mir in der Beurtheilung beistehn. In den jetzigen Augenblicken möchte die nöthige Sammlung und Concentration kaum möglich sein. Leben Sie recht wohl.
Weimar den 22. Juli 1796.
G.
Den 23. Juli.
Hier noch einige Nachrichten.
Chursachsen macht Anstalten zu einem Cordon.
Die Franzosen haben die Oesterreicher bei Gemünden repoussirt und waren also nur noch 5 Meilen von Würzburg. Wahrscheinlich sind sie dort schon angelangt und finden erstaunliche Magazine und gerettete Schätze.
Nach allen Nachrichten gehen die Sächsischen Contingente zurück. Die Oesterreicher gehen hinter die Donau: Würzburg muß 12,000 Pferde stellen um sie retro zu spediren.
Würtemberg macht Friede und hat schon Waffenstillstand. Mannheim soll so gut wie verloren sein. Der Kaiserliche Hof läßt 30,000 Mann aus Böhmen und Galizien kommen.
Frankfurt hat 174 Häuser verloren, zahlt acht Millionen Livres Geld, 1 ½Million Tuch und Zeug und eine Menge Vivres; dafür soll kein Einwohner ohne Urtheil und Recht mortificirt werden.
So lauten ohngefähr die tröstlichen Nachrichten von verschiedenen Orten und Enden. Das Schicksal unserer Gegenden beruht bloß darauf: ob es möglich sein wird Zeit zu gewinnen. Einem ersten Anlauf und einer Streiferei wird man allenfalls widerstehen können. Daß der König von Preußen in Pyrmont und also doch die letzte Instanz bei der Hand ist, daß ihm und dem Landgrafen von Hessen selbst viel daran gelegen sein muß einen Frieden für Chursachsen zu vermitteln, daß die Franzosen genug zu thun haben den Oesterreichern durch Franken, Schwaben und Baiern nach Böhmen zu folgen und sie auf ihrem eignen Grund und Boden zu bezwingen, das zusammen läßt uns einige Hoffnung schöpfen, wenn nicht diese, wie so viele andere, zu nichte wird.
Von meiner Mutter habe ich noch keine Nachricht; sie wohnt auf dem großen Platz wo die Hauptwache steht und sieht grade die Zeil hinauf; sie hat also den ganzen Halbkreis der Stadt der bombardirt wurde, vor ihren Augen gehabt.
Ich habe indessen fortgefahren meine Tonne zu wälzen. Wie die Abschrift des Romans vorrückt, habe ich die verschiedenen desiderata zu erledigen gesucht; mit welchem Glück werden Sie beurtheilen.
Leben Sie recht wohl. Die Nachricht vom Coadjutor ist nicht wahrscheinlich, er hatte Raum und Zeit genug sich nach Ulm zurückzuziehen; sogar das Condésche Corps, das in Freiburg stand, scheint sich gerettet zu haben. Was ich weiter vernehme erfahren Sie auch.
G.
196. An Goethe.
Jena den 25. Juli 1796.
In diesen letzten Tagen habe ich mich nicht wohl genug gefühlt, um über etwas, was uns interessirt, zu reden; auch heute enthalt’ ich mich, denn der Kopf ist mir von einer schlaflosen Nacht zerstört.
Die politischen Dinge, denen ich so gern immer auswich, rücken einem doch nachgerade sehr zu Leibe. Die Franzosen sind in Stuttgart, wohin die Kaiserlichen sich anfangs geworfen haben sollen, so daß jene die Stadt beschießen mußten. Ich kann das aber nicht glauben, da Stuttgart kaum Mauern hat, und es keinem Menschen der bei Sinnen ist, einfallen kann, sich auch nur drei Stunden darin halten zu wollen. Von meiner Familie habe ich seit mehreren Wochen keine Nachricht; die gegenwärtige ist aus einem Briefe der kleinen Paulus. Der Zusammenhang zwischen Stuttgart und Schorndorf war damals wie die Kleine schrieb gehemmt, und so sind also auch die Posten von daher abgeschnitten gewesen.
Hier in meinem Hause geht es noch ganz gut, nur daß aus dem Stillen meiner Frau nichts zu werden scheint, weil nichts mehr kommt.
Neulich erfuhr ich, daß Stolberg und wer sonst noch bei ihm war den Meister feierlich verbrannt habe, bis auf das sechste Buch, welches er wie Arndts Paradiesgärtlein rettete und besonders binden ließ. Er hält es in allem Ernste für eine Anempfehlung der Herrenhuterei, und hat sich sehr daran erbaut.
Von Baggesen spukt ein Epigramm auf meinen Musenalmanach, worin die Epigramme übel wegkommen sollen. Die Pointe ist, daß »nachdem man erst idealische Figuren an dem Leser vorübergehen lassen, endlich ein venetianischer Nachttopf über ihn ausgeleert werde.« – Das Urtheil wenigstens sieht einem begossenen Hunde sehr ähnlich. Ich empfehle Ihnen diese beiden Avis zu bestem Gebrauche. Haben Sie die Güte mir, was Sie noch von Xenien haben, zu senden, weil es jetzt mit dem Drucke sehr ernst ist.
Mein voriger Musenalmanach ist in Wien verboten: wir haben also in Rücksicht auf den neuen um so weniger zu schonen.
Folgendes Epigramm ist das neueste aus Berlin, wie Sie sehn werden.
Unger über seine beiden Verlagsschriften: »Wilhelm Meister« und das Journal »Deutschland«.
Der Lettern neuen Schnitt dem Leser zu empfehlen,
Mußt’ ich des Meisters Werk zur Ersten Probe wählen,
Die Zweite ist, und dann ist alles abgethan,
Wenn selbst des Pfuschers Werk sie nicht verrufen kann.
Leben Sie recht wohl. Das abgeschriebene achte Buch soll mich wieder aufs neue in Bewegung setzen. Ueber die naturhistorischen Dinge mündlich. Herder hat zum Almanach mancherlei geschickt; auch einiges wovon geschrieben steht:
facit indignatio versum
Qualemcunque potest.
Die Frau grüßt bestens.
Sch.
197. An Schiller.
Ich schicke hier einen guten Brief von Meyer; es ist der zweite den ich von Florenz erhalte, wo er sich ganz wohl befindet: ich wünsche nur daß er sich mit recht breiter Ruhe daselbst festsetzen möge.
Auf den Sonnabend schicke ich wohl noch ein paar Dutzend Xenien. Könnten Sie mir nicht, wie Sie beim Almanach vorwärts rucken, das Manuskript erst herüberschicken. Ich habe in den Xenien manche Stellen verändert, auch hie und da noch Überschriften gefunden, vielleicht wäre etwas davon zu brauchen.
Die Abschrift des Romans geht vorwärts und ich finde noch mancherlei darin zu thun; ich hoffe ihn den 3. oder den 6. August zu schicken; den 10. besuche ich Sie und da, hoff’ ich, wollen wir bald zum Schluß kommen.
Bis dahin wird sich auch wohl das politische Unheil mehr aufgeklärt haben; Thüringen und Sachsen hat, so scheint es, Frist sich zu besinnen, und das ist schon viel Glück.
Kants Aufsatz über die vornehme Art zu philosophiren, hat mir viel Freude gemacht; auch durch diese Schrift wird die Scheidung dessen was nicht zusammen gehört immer lebhafter befördert.
Die Auto da Fe der Stolberge und die Epigramme der Baggesen sollen ihnen übel bekommen; sie haben ja so nur einen Credit weil man sie tolerirt hat, und es wird keine große Mühe kosten sie in den Kreis zu bannen wohin sie gehören. Leben Sie recht wohl! Ich wünsche Ihrer Frau bei der Veränderung gute Gesundheit und dem Kleinen, bei seiner neuen Nahrung, Gedeihen. Ich werde indessen so fleißig als möglich sein, um einige Zeit in Ruhe bei Ihnen bleiben und mich über manche neue Unternehmung mit Ihnen unterhalten zu können.
Weimar den 26. Juli 1796.
G.
198. An Schiller.
Sie haben so oft, nebst anderen Freunden gewünscht, daß unsere Schauspieler manchmal in Jena spielen möchten; so eben tritt eine Epoche ein, wo wir sie von Lauchstädt aus zu Ihnen schicken können; ist alsdann das Theater einmal eingerichtet, so versteht sich daß die Sache im Gang bleiben kann. Schreiben Sie mir doch ein wenig die Disposition der Gemüther, bringen Sie besonders die Frauens in Bewegung.
Der Herzog hat (unter uns gesagt) mir die Sache ganz überlassen; an Gotha hat man ein Compliment hierüber gemacht, und sie haben auch nichts dagegen; doch soll und mag ich die Sache nicht ohne Beistimmung der Akademie vornehmen. Ich werde sie aber nicht eher durch den Prorektor an den Senat bringen, als bis ich gewiß Majora vor mir habe. Lassen Sie also durch Ihre Bekannte und Freunde das Wünschenswerthe einer solchen neuen Erscheinung recht ausbreiten und sagen mir bald Nachricht wie es aussieht?
Ich wünschte die Mère coupable auf kurze Zeit zu haben; ist sie noch in Ihren Händen oder können Sie solche geschwind haben, so kann Herr Hofkammerrath Kirms, der dieses bringt, sie Abends mitnehmen.
Hier ein Brief von meiner Mutter.
Schreiben Sie mir wie die Ihrigen sich befinden.
Uebrigens ist alles in solcher Confusion und Bewegung, daß die ästhetische Stimmung, die erforderlich wäre den Roman nach unseren Wünschen zu vollenden nur als eine Wundergabe erwartet werden kann. Indessen ist auch daran nicht ganz zu verzweifeln. Leben Sie recht wohl.
Weimar den 28. Juli 1796.
G.
199. An Goethe.
(Jena den 28. Juli 1796.)
Hier die Xenien, welche mir baldmöglichst zurückzusenden bitte. Was ausgestrichen ist, bleibt theils weg, theils ist es schon gedruckt oder für den Druck herausgeschrieben. Aenderungen in dem ausgestrichenen sind also entweder unnöthig oder auch schon zu spät. Die Namen unter den einzelnen Versen bedeuten nichts, und es ist auch nicht dabei geblieben.
Für die Komödie will ich Stimmen zu werben suchen und gleich bei dem Hausherrn anfangen, der sonst dazu geneigt gewesen ist. Für meine Frau besonders wird es mir sehr lieb sein, wenn es zur Ausführung kommt. Diese befindet sich recht erträglich; der Kleine leidet viel von Säure und Krämpfen, doch scheint er sich nach und nach an die neue Nahrung zu gewöhnen. Man sollte nicht denken, daß man bei so viel Sorgen von innen und außen einen leidlichen Humor behalten oder gar Verse machen könnte. Aber die Verse sind vielleicht auch darnach.
Für den Roman fürchte ich übrigens gar nichts. Das wenige was noch zu thun ist hängt von ein paar glücklichen Apperçus ab, und im äußern Gedränge pflegt man oft die wunderbarsten Offenbarungen zu erhalten.
Meyers Stimme aus Florenz hat mich recht erquickt und erfreut. Es ist eine Lust ihn zu hören, mit welcher zarten Empfänglichkeit er das Schöne aufnimmt, und bei einem so denkenden und analysirenden Geist, wie der seinige, ist diese Rührungsfähigkeit, diese offene Hingebung eine unendlich schätzbare Eigenschaft.
Seine Idee zu einem Bilde scheint mir überaus glücklich und malerisch zu sein. Schreiben Sie ihm, so bitte ich ihm recht viel freundschaftliches von mir zu sagen.
Die Idylle ist abgedruckt und ich werde den Probebogen nächstens schicken. Die zur Eisbahn gehörigen Xenien (Mittelalter und Individualität abgerechnet) habe ich in Ein Gedicht zusammen geruckt und die einzelnen Ueberschriften weggelassen. Dasselbe läßt sich im Kleinen auch noch bei einigen andern thun und wird die Mannigfaltigkeit der Formen vermehren. Vielleicht haben Sie auch Lust die Newtoniana so zu ordnen.
Für den Brief Ihrer Mutter danken wir schönstens. Außer dem, was er historisches enthält, interessirte uns die Naivetät ihrer eignen Art und Weise.
Der Himmel weiß, wie es uns noch ergehen wird. Unter diesen Umständen werden Sie Meyers tröstliche Nachrichten über die Hinreise nach Italien schwerlich benutzen können.
Leben Sie recht wohl. Meine Frau grüßt schön.
Sch.
200. An Schiller.
Die Xenien kommen sogleich wieder zurück; ich habe nur wenige Anmerkungen gemacht und erinnere nur noch daß wir in Eudämonia das i lang gebraucht haben, welches wohl nach dem Accent, nicht aber nach der Quantität richtig ist. Wahrscheinlich brauchen Sie diese paar Epigramme nicht.
Ueberhaupt will ich Ihnen nicht läugnen, daß es mir einen Augenblick recht wehe gethan hat unser schönes Karten-und Luftgebäude, mit den Augen des Leibes, so zerstört, zerrissen, zerstrichen und zerstreut zu sehen. Die Idee war zu schön, zu eigen und einzig als daß ich mich nicht, besonders da sich bei mir eine Idee, ein Wunsch leicht fixirt, darüber betrüben sollte für immer darauf renunciiren zu müssen. Doch mag es denn auch an dem Spasse genug sein den uns der Gedanke indessen gemacht hat; es mag genug sein daß nun so viel Stoff da ist, der zu einem andern Körper nun wieder verarbeitet werden kann. Die Zusammenstellung in Ihrem Almanach wird mich schon wieder trösten, nur bitte ich meinen Namen so wenig als möglich unter die Gedichte zu setzen. Die wenigen welche ich die Zeit hervorgebracht habe muß ich für den Augenblick liegen lassen; ich bringe sie mit, wenn ich komme und bis dahin wird der neue Körper des Almanachs schon so lebendig und mächtig sein, um sie sich zu assimiliren.
Noch eins; ich wünschte daß alles wegbliebe, was in unserm Kreise und unsern Verhältnissen unangenehm wirken könnte; in der ersten Form forderte, trug, entschuldigte eins das andere; jetzt wird jedes Gedicht nur aus freiem Vorsatz und Willen eingeschaltet und wirkt auch nur einzeln für sich.
Vom Roman ist gar nichts zu sagen; er hält einen Mittagsschlaf und ich hoffe er soll gegen Abend desto frischer wieder aufstehn.
In meinen Beobachtungen über Pflanzen und Insecten habe ich fortgefahren und bin ganz glücklich darin gewesen. Ich finde, daß wenn man den Grundsatz der Stetigkeit recht gefaßt hat und sich dessen mit Leichtigkeit zu bedienen weiß, man weder zum Entdecken noch zum Vortrag bei organischen Naturen etwas weiter braucht. Ich werde ihn jetzt auch an elementarischen und geistigen Naturen probiren, und er mag mir eine Zeit lang zum Hebel und zur Handhabe bei meinen schweren Unternehmungen dienen.
Das französische Ungewitter streift noch immer jenseit des Thüringer Waldes hin; wir wollen das Gebürge, das uns sonst die kalten Winde schickt, künftig als eine Gottheit verehren, wenn es diesmal die Eigenschaften einer Wetterscheide hat.
Da in Rudolstadt Vogelschießen ist, so geht unsere Schauspielergesellschaft den 11ten dahin, und die Wünsche des Jenaischen Publicums nach einer anmuthigen Unterhaltung im September können indessen laut werden.
Schreiben Sie mir wenn Sie wieder eine Lieferung von Cellini brauchen.
Ich wünsche zu hören daß Sie mit den Ihrigen sich recht wohl befinden. Was haben Sie für Nachricht aus Schwaben? Die Sächsischen Kontingente sollen bei Kronach sein. Ob man sie brauchen wird das Voigtland und den Saalgrund vor Streifereien zu decken, ob man an der Werre noch einen andern Cordon ziehen wird, ob man Neutralität und Waffenstillstand durch Preußen vermitteln wird, überhaupt welche Art von Gewitterableiter man brauchen kann und will, muß sich in Kurzem aufklären. Leben Sie recht wohl. Ich wünsche eine ruhige und beruhigte Zeit bald in Ihrer Nähe zuzubringen.
Weimar den 30. Juli 1796.
G.