Kitabı oku: «Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe», sayfa 7
68. An Goethe.
Jena den 18. Mai 1795.
Nur zwei Worte, um Ihnen den Empfang der Elegien zu melden, und für den zweiten Theil Meisters meinen und meiner Frau herzlichen Dank zu sagen. Was ich in der Geschwindigkeit (denn ich wollte ihn gleich binden lassen) von Serlos Geschichte las, ist äußerst unterhaltend, und ich freue mich nun schon auf den Eindruck, den dieser Theil im Zusammenhang auf mich machen wird.
Zu den Elegien wollten Sie Anmerkungen geben, welches gewiß nicht überflüssig wäre. Da solche am Ende derselben, wie man es jetzt gewöhnlich zu halten pflegt, folgen könnten, so wäre dazu noch bis Montag Zeit. Das Publicum läßt sich gern alles erklären.
Daß Sie wieder besser sind, hat mir Herr v. Humboldt zu meiner herzlichen Freude versichert. Ich habe ihm auf Ihre Erlaubniß die Terpsichore gegeben, die mir Herder unterdessen geschickt hat. So weit ich darin las, ist es eine sehr glückliche Arbeit, und ein solcher Dichter war es in jedem Betrachte werth, in einer so schönen Form aus der Vergessenheit aufzustehen.
Wenn wir zu den Überschriften der einzelnen Elegien recht viel Raum übrig lassen, so können wir jede auf einer eigenen Seite anfangen, ohne daß sie zu hoch oben aufhört. Ich werde denselben Druck wie bei den Episteln dazu nehmen lassen. Und so wandre denn der Centaur in einer guten Stunde in die Welt!
Mich erfreut sehr, Sie in einigen Wochen zu sehen. Wenn ich darauf rechnen kann, daß Sie am letzten des Monats gewiß hier sind, so hoffe ich Ihnen meine Briefe noch vorher lesen zu können, ehe sie abgehen, welches mir sehr lieb sein sollte.
Daß Sie für das siebente Stück so freundlich sorgen, dafür sei Ihnen tausend Dank gesagt. Unterdessen haben sich wieder drei Mitarbeiter gemeldet, deren Arbeiten ich alle nicht brauchen kann.
Leben Sie recht wohl.
Sch.
69. An Schiller.
Die letzten Elegien folgen denn auch und mögen mit gutem Omen abgehen.
Nun sollen Liedchen folgen und was dem Almanach frommen könnte.
Ich bin fleißig und nachdenklich und möchte Sie über Vieles sprechen. Vielleicht komm’ ich bald.
Leben Sie recht wohl und grüßen die liebe Frau.
Weimar den 18. Mai 1795.
G.
70. An Goethe.
Jena den 21. Mai 1795.
Der Ueberbringer dieses, Herr Michaelis aus Strelitz, ist der Verleger meines Musen-Almanachs. Wenn Sie ihm einige Augenblicke widmen wollten, so würde ich Sie bitten, mit ihm und unserm Freund Meyer zu deliberiren, ob aus den Beiträgen, die Sie zu dem Almanach bestimmt haben (die Epigramme mit eingeschlossen), nicht einige Stoff zu Vignetten geben die vielleicht Meyer skizziren würde. Die Gewohnheit fordert dergleichen Verzierungen, und hier weiß ich noch keinen Stoff dazu. Hätten Sie unter Ihren kleinen Gedichten einige Romanzen oder dergleichen, so würde sich daraus am besten etwas machen lassen. Der Almanach wird bei Hrn. Unger gedruckt und soll elegant werden.
Ich ließ Sie durch Herrn Gerning bitten, mich den Tag wissen zu lassen, wo Claudine gespielt wird, um, wenn es mir etwa möglich wäre, die Vorstellung mit anzusehen oder doch meiner Frau das Vergnügen zu machen. Aber diese wird wahrscheinlich die Masern bekommen, und so hebt sich denn das ganze Plänchen.
Herzlich verlangt mich, Sie bald wieder hier zu sehen.
Michaelis wird Ihnen auch sagen, daß in seinen Gegenden starke Nachfrage nach Ihrem Meister ist .
Dieser Brief möge Sie bei der besten Gesundheit finden.
Sch.
71. An Schiller.
Ich danke Ihnen recht sehr, daß Sie mir die Sorge über Ihren Fieberanfall durch die liebe Frau, die ich bestens grüße, so bald benommen haben; möge doch Karl auch die Masern glücklich überstehen.
Mir ist es gleich bei meiner Rückkunft übel ergangen; ein Recidiv des Backengeschwulstes überfiel mich und da ich die Sache leicht nahm, ward sie stufenweise so arg, daß ich von Humboldt nicht einmal Abschied nehmen konnte. Jetzt ist das Uebel im Fallen. Ich habe indessen am Roman abschreiben lassen und schicke vielleicht die erste Hälfte des fünften Buches, die auch Epoche macht, nächsten Sonnabend.
Die Horen habe erhalten.
Hierbei ein Tragelaph von der ersten Sorte.
Meyer grüßt und ist sehr fleißig.
Leben Sie wohl und lassen mich bald wissen wie es Ihnen und den Ihrigen geht und was Sie arbeiten.
Weimar den 10. Juni 1795.
G.
72. An Schiller.
Hier die Hälfte des fünften Buches; sie macht Epoche, drum durft’ ich sie senden. Ich wünsche ihr gute Aufnahme. Mein Uebel hat meine Plane geändert, so mußt’ ich mit dieser Arbeit vorrücken. Verzeihen Sie die Schreibfehler und vergessen des Bleistifts nicht. Wenn Sie und Humboldt es gelesen haben, bitte ich es bald zurück. Da ich ungeduldig bin körperlich zu leiden, werde ich wohl nach Carlsbad gehen, das mich ehemals auf lange Zeit von gleichen Uebeln befreite. Leben Sie wohl. Für den Kalender nächstens etwas, auch für die Horen. Ich bin erwartend wie Ihnen ein Einfall gefällt, den ich habe, die Jurisdiction der Horen und der Journale überhaupt zu erweitern. Sie erhalten einen Brief eines Mitarbeiters.
Mögen Sie doch recht wohl sein und in Ihren Arbeiten nicht gehindert.
Weimar den 11. Juni 1795.
G. Was macht Carl?
73. An Goethe.
Jena den 12. Juni 1795.
Daß Sie aufs neue krank geworden, habe ich von Herrn v. Humboldt mit herzlichem Bedauern gehört, und daß Sie uns, einer solchen Ursache wegen, auf eine Zeit lang verlassen, beklage ich noch mehr. Sie waren in einer so frischen und heitern Thätigkeit, und der Sprudel ist eine schlechte Hippokrene, wenigstens so lang er getrunken wird. Möchten Sie indeß nur bald im Stande sein, abzureisen, um desto zeitiger wieder bei uns zu sein.
Mein Fieber hat mich seit vier oder fünf Tagen verlassen, und ich bin gegenwärtig mit meinem Befinden ganz wohl zufrieden. Könnte ich es ebenso mit meiner Thätigkeit sein! Aber der Uebergang von einem Geschäft zum andern war mir von jeher ein harter Stand, und jetzt vollends, wo ich von Metaphysik zu Gedichten hinüber springen soll. Indessen habe ich mir so gut es angeht eine Brücke gebaut, und mache den Anfang mit einer gereimten Epistel, welche Poesie des Lebens überschrieben ist, und also, wie Sie sehen, an die Materie, die ich verlassen habe, grenzt. Könnten Sie kommen, und Ihren Geist auch nur sechs Wochen lang und nur so viel ich davon in mich aufnehmen kann, in mich hauchen, so würde mir geholfen sein.
Der Centaur ist nun glücklich ausgerüstet und mit ihm die erste Semestre der Horen. Für die andern ist mir ein klein wenig bang, wenn ich an den kleinen Vorrath gedenke. Sind Sie indessen nur gesund und frei und geht es mir selbst nicht schlechter als es in diesem Jahre gegangen ist, so ist nicht zu verzagen. Sehr neugierig bin ich auf den versprochenen Brief. Kann ich aber auch noch auf die Fortsetzung der Unterhaltungen für das siebente Stück zählen?
Das fünfte Buch Meisters, das ich vor einigen Augenblicken erhielt, wird in instanti vorgenommen. Ich freue mich nicht wenig darauf, und wünschte nur gleich auch den Rest des Buchs zu haben.
Das ist ein prächtiger Patron, der Hesperus, den Sie mir neulich schickten. Er gehört ganz zum Tragelaphen-Geschlecht, ist aber dabei gar nicht ohne Imagination und Laune, und hat manchmal einen recht tollen Einfall, so daß er eine lustige Lectüre für die langen Nächte ist. Er gefällt mir noch besser als die Lebensläufe.
Meine Frau ist wieder besser und mit Karin geht es recht gut. Wenn Sie durchreisen, welches wohl bald sein wird, finden Sie uns wie ich hoffe auf besserem Weg.
Meyern bitte recht schön zu grüßen. Leben Sie recht wohl, und werden Sie baldmöglichst gesund.
Sch.
74. An Schiller.
Hierbei die Concepte von den bewußten Briefen, an denen sich noch manches wird retouchiren lassen, wenn Sie mit den Hauptideen zufrieden sind. Dergleichen Aufsätze sind wie Würfel im Brettspiele; es entsteht meist etwas daraus was man nicht denkt, aber es muß doch etwas daraus entstehen. Vor Ende dieses Monats geh’ ich von hier nicht weg, und lasse Ihnen noch für das siebente Stück eine gewöhnliche Portion Unterhaltungen zurück. Bis dahin ist auch die zweite Hälfte des fünften Buchs abgeschrieben, und so hätten wir uns der Widerwärtigkeit so gut als möglich zu unsern Arbeiten bedient. Leben Sie recht wohl, thun Sie desgleichen; möge Ihnen die Epistel recht gut gerathen.
Weimar den 13. Juni 1795.
Goethe.
75. An Goethe.
Jena den 15. Juni 1795.
Dieses fünfte Buch Meisters habe ich mit einer ordentlichen Trunkenheit, und mit einer einzigen ungetheilten Empfindung durchlesen . Selbst im Meister ist nichts, was mich so Schlag auf Schlag ergriffen und in seinem Wirbel unfreiwillig mit fortgenommen hätte. Erst am Ende kam ich zu einer ruhigen Besinnung. Wenn ich bedenke, durch wie einfache Mittel Sie ein so hinreißendes Interesse zu bewirken wußten, so muß ich mich noch mehr verwundern. Auch was das Einzelne betrifft, so fand ich darin treffliche Stellen. Meisters Rechtfertigung gegen Werner seines Uebertritts zum Theater wegen, dieser Uebertritt selbst, Serlo, der Souffleur, Philine, die wilde Nacht auf dem Theater u. dgl. sind ausnehmend glücklich behandelt. Aus der Erscheinung des anonymen Geistes haben Sie so viel Parthie zu ziehen gewußt, daß ich darüber nichts mehr zu sagen weiß. Die ganze Idee gehört zu den glücklichsten die ich kenne, und Sie wußten das Interesse, das darin lag, bis auf den letzten Tropfen auszuschöpfen. Am Ende freilich erwartet jedermann den Geist bei der Tafel zu sehen, aber da Sie selbst an diesen Umstand erinnern, so begreift man wohl, daß die Nichterscheinung ihre guten Ursachen haben müsse. Ueber die Person des Gespenstes werden so viele Hypothesen gemacht werden, als mögliche Subjecte dazu in dem Romane vorhanden sind. Die Majorität bei uns will schlechterdings, daß Mariane der Geist sei, oder doch damit in Verbindung stehe. Auch sind wir geneigt, den weiblichen Kobold, der Meistern in seinem Schlafzimmer in die Arme zu packen kriegt, für Eine Person mit dem Geist zu halten. Bei der letztern Erscheinung habe ich aber doch auch an Mignon gedacht, die an dem heutigen Abend sehr viele Offenbarungen über ihr Geschlecht scheint erhalten zu haben. Sie sehen aus dieser kleinen hermeneutischen Probe, wie gut Sie Ihr Geheimniß zu bewahren gewußt.
Das Einzige, was ich gegen dieses fünfte Buch zu erinnern habe, ist, daß es mir zuweilen vorkam, als ob Sie demjenigen Theile, der das Schauspielwesen ausschließend angeht, mehr Raum gegeben hätten, als sich mit der freien und weiten Idee des Ganzen verträgt. Es sieht zuweilen aus, als schrieben Sie für den Schauspieler, da Sie doch nur von dem Schauspieler schreiben wollen. Die Sorgfalt, welche Sie gewissen kleinen Details in dieser Gattung widmen, und die Aufmerksamkeit auf einzelne kleine Kunstvortheile, die zwar dem Schauspieler und Director, aber nicht dem Publicum wichtig sind, bringen den falschen Schein eines besondern Zweckes in die Darstellung, und wer einen solchen Zweck auch nicht vermuthet, der möchte Ihnen gar Schuld geben, daß eine Privatvorliebe für diese Gegenstände Ihnen zu mächtig geworden sei. Könnten Sie diesen Theil des Werks füglich in engere Grenzen einschließen, so würde dieß gewiß gut für das Ganze sein.
Jetzt noch ein Wort über Ihre Briefe an den Redacteur der Horen. Ich habe schon ehemals daran gedacht, daß wir wohl daran thun würden, einen kritischen Fechtplatz in den Horen zu eröffnen. Aufsätze dieses Inhalts bringen ein augenblickliches Leben in das Journal, und erregen ein sicheres Interesse beim Publicum. Nur dürften wir, glaube ich, das Heft nicht aus den Händen geben, welches geschehen würde, wenn wir dem Publicum und den Autoren ein gewisses Recht durch unsre förmliche Einladung einräumten. Von dem Publicum hätten wir sicherlich nur die elendesten Stimmen zu erwarten, und die Autoren würden sich, wie man Beispiele hat, sehr beschwerlich machen. Mein Vorschlag wäre, daß wir die Angriffe aus unserm eigenen Mittel machen müßten; wollten dann die Autoren sich in den Horen vertheidigen, so müßten sie sich den Bedingungen unterwerfen, die wir ihnen vorschreiben wollen. Auch wäre deßhalb mein Rath, sogleich mit der That und nicht mit der Proposition anzufangen. Es schadet uns nichts, wenn man uns für unbändig und ungezogen hält.
Was würden Sie dazu sagen, wenn ich mich, im Namen eines Herrn von X., gegen den Verfasser von Wilhelm Meister beschwerte, daß er sich so gern bei dem Schauspieler-Volk aufhält, und die gute Societät in seinem Roman vermeidet? (Sicherlich ist dieß der allgemeine Stein des Anstoßes, den die feine Welt an dem Meister nimmt, und es wäre nicht überflüssig, auch nicht uninteressant, die Köpfe darüber zurecht zu stellen.) Wenn Sie antworten wollen, so will ich Ihnen einen solchen Brief fabriciren.
Ich hoffe, daß es mit Ihrer Gesundheit jetzt wieder besser geht. Der Himmel segne Ihre Geschäfte und hebe Ihnen noch recht viele so schöne Stunden auf, wie die waren, in denen Sie den Meister schrieben.
Auf die Beiträge zu dem Almanach und auf die Unterhaltungen, wozu Sie mir Hoffnung gemacht haben, harre ich mit großem Verlangen. In meinem Haus geht es besser. Alles grüßt Sie.
Sch.
76. An Schiller.
Ihre Zufriedenheit mit dem fünften Buche des Romans war mir höchst erfreulich und hat mich zur Arbeit, die mir noch bevorsteht, gestärkt. Es ist mir sehr angenehm, daß die wunderlichen und spaßhaften Geheimnisse ihre Wirkung thun und daß mir, nach Ihrem Zeugnisse, die Ausführung der angelegten Situationen geglückt ist. Um so lieber habe ich Ihre Erinnerungen, wegen des theoretisch-praktischen Gewäsches, genutzt und bei einigen Stellen die Scheere wirken lassen. Dergleichen Reste der frühem Behandlung wird man nie ganz los, ob ich gleich das erste Manuscript fast um ein Drittel verkürzt habe.
Ueber das was mit dem Briefe an den Herausgeber, oder bei Gelegenheit desselben anzufangen ist, werden wir bei einer Unterredung leicht einig werden. Ich werde etwa zu Ende der andern Woche bei Ihnen sein und wo möglich die versprochene Erzählung mitbringen.
Auf den Sonnabend schicke ich Meyers Aufsatz über Johann Bellin; er ist sehr schön, nur leider zu kurz. Haben Sie die Güte uns die Einleitung, die Sie schon in Händen haben, wieder zurückzuschicken, weil noch einiges darin zu suppliren ist. Wenn er den Mantegna noch dazu fügen könnte, so wär’ es ein Gewinn für das siebente Stück.
Es ist mir angenehm, daß Ihnen der neue Tragelaph nicht ganz zuwider ist; es ist wirklich Schade für den Menschen, er scheint sehr isolirt zu leben und kann deßwegen bei manchen guten Parthien seiner Individualität nicht zu Reinigung seines Geschmacks kommen. Es scheint leider, daß er selbst die beste Gesellschaft ist, mit der er umgeht. Sie erhalten noch zwei Bände dieses wunderlichen Werks.
Die vier Wochen in Carlsbad denke ich einer Revision meiner naturwissenschaftlichen Bemühungen zu widmen; ich will sehen, daß ich ein Schema dessen was ich schon gethan habe und wohin ich mich zunächst wenden muß, aufsetze, um nur erst ein Fachwelt für die vielen zerstreuten Erfahrungen und Betrachtungen bereit zu haben.
Was sagen Sie zu einer Schrift, aus der ich Ihnen beiliegende Stelle abschreiben lasse?
Leben Sie recht wohl mit den Ihrigen und grüßen Humboldts.
Weimar den 18. Juni 1795.
Goethe.
77. An Goethe.
Jena den 19. Juni 1795.
Hier folgt das Manuscript von Meyern, nebst meinem besten Gruß. Daß ich sobald etwas von ihm zu erwarten habe, ist mir sehr tröstlich. Wenn es ihm indessen bloß an Zeit fehlt, um noch den Mantegna folgen zu lassen, so kann ich ihm diese vielleicht geben, da ich von Freund Fichte einen Aufsatz erwarte, und nun auf die Unterhaltungen sicher rechnen darf. Nächsten Montag kann ich bestimmter wissen, wie ich daran bin.
Daß Sie meine Erinnerungen das fünfte Buch des Romans betreffend Ihrer Aufmerksamkeit werth achten, freut mich und giebt mir neuen Muth. Ich fühle indessen mit der Liebe, die ich für dieses Werk Ihres Geistes hege, auch alle Eifersucht wegen des Eindrucks, den es auf andere macht, und ich möchte mit dem nicht gut Freund sein, der es nicht zu schätzen wüßte.
Aus welchem Tollhause Sie das vortreffliche Fragment mögen aufgegriffen haben, weiß ich nicht, aber nur ein Verrückter kann so schreiben. Freund Obereit könnte es wohl geschrieben haben, doch zweifle ich daran. Es hat mir vielen Spaß gemacht.
Gleich geht die Post. Ich freue mich sehr darauf, Sie bald wieder zu sehen.
Sch.
78. An Schiller.
Eine Erzählung für die Horen und ein Blättchen für den Almanach mögen meine Vorläufer sein. Montags bin ich bei Ihnen und es wird sich manches bereden lassen. Voß grüßt und bietet eine antiquarische Abhandlung über die Hähne der Götter und allenfalls ein Stück alte Geographie an.
Herder verspricht baldigst etwas über den Homer. Wenn noch was von Jakobi käme, so wäre es recht gut.
Ich verlange zu sehen was Sie gearbeitet haben.
Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frauen und Humboldts; ich freue mich Sie wieder zu sehen.
Weimar den 27. Juni 1795.
Goethe.
79. An Goethe.
Jena den 6. Juli 1795.
Eine große Expedition der Horen, die ich heute habe, läßt mir nur einige Augenblicke frei, um Sie zu Ihrer Ankunft im Karlsbad, welche wie ich hoffe glücklich gewesen ist, zu begrüßen. Ich freue mich, daß ich von den dreißig Tagen Ihrer Abwesenheit viere wegstreichen darf.
Von Fichte habe ich einen Brief erhalten, worin er mir zwar das Unrecht, das ich ihm gethan, sehr lebhaft demonstrirt, dabei aber sehr bemüht ist, nicht mit mir zu brechen. Bei aller nicht unterdrückten Empfindlichkeit hat er sich sehr zu mäßigen gewußt, und ist bemüht den raisonnablen zu spielen. Daß er mir Schuld giebt, seine Schrift ganz mißverstanden zu haben, ist eine Sache die sich von selbst versteht. Daß ich ihm aber Verworrenheit der Begriffe über seinen Gegenstand Schuld gab, das hat er mir kaum verzeihen können. Er will mir seinen Aufsatz, wenn er ganz fertig ist, zum Lesen schicken und erwartet, daß ich alsdann mein übereiltes Urtheil widerrufen werde. So stehen die Sachen, und ich muß ihm das Zeugniß geben, daß er sich in dieser kritischen Situation noch ganz gut benommen hat. Sie sollen seine Epistel lesen, wenn Sie zurück kommen.
Von hiesigen Novitäten weiß ich Ihnen nichts zu schreiben, als daß die Tochter vom Hofr. Schütz wirklich gestorben ist, er selbst aber sich erträglich befindet.
Weltmann, der mich vor einigen Tagen besuchte, versicherte mir, daß nicht Fichte, sondern ein gewisser Fernow (ein junger Maler, der hier studirte, auch Gedichte macht und mit Baggesen eine Zeit lang reiste) Verfasser des Aufsatzes im Merkur über den Styl in den bildenden Künsten sei. Baggesen selbst erzählte dieses, und erklärte dabei, daß jener Aufsatz das sublimste sei, was je über diesen Gegenstand geschrieben worden. Ich hoffe also Sie werden dem großen Ich in Osmannstädt im Herzen Abbitte thun, und wenigstens diese Sünde von seinem schuldigen Haupte nehmen.
Woltmann sagt mir, daß er angefangen habe, an einem Roman zu arbeiten, welches ich freilich mit seiner übrigen historischen Activität nicht recht reimen kann.
Von Humboldt habe noch keine Nachricht. Daß Ihr Aufenthalt im Karlsbad recht fruchtbar für Ihre Gesundheit und für die mitgenommenen Beschäftigungen sein möchte, wünsche ich von Herzen. Sollte sich eine Gelegenheit finden, mir den Rest des fünften Buchs zu schicken, so würden Sie mir eine große Freude damit machen.
Von den Horen habe ich zwei Exemplarien nach Ihrer Vorschrift verschickt.
Meine Frau empfiehlt sich Ihnen bestens. Leben Sie recht wohl und behalten uns in freundschaftlichem Angedenken.
Sch.
80. An Schiller.
Die Gelegenheit Ihnen durch Fräulein von Göchhausen diesen Brief zu übersenden versäume ich nicht. Nach überstandenen leidlichen und bösen Wegen bin ich am vierten Abends angelangt; das Wetter war bis heute äußerst schlecht, und der erste Sonnenblick scheint nur vorübergehend zu sein. Die Gesellschaft ist zahlreich und gut; man beklagt sich, wie immer, über den Mangel an Harmonie, und jeder lebt auf seine Weise. Ich habe nur gesehen und geschwätzt; was sonst werden und gedeihen wird muß abgewartet werden. Auf alle Fälle habe ich gleich einen kleinen Roman aus dem Stegreife angeknüpft, der höchst nöthig ist um einen Morgens um fünf Uhr aus dem Bette zu locken. Hoffentlich werden wir die Gesinnungen dergestalt mäßigen und die Begebenheiten so zu leiten wissen, daß er vierzehn Tage aushalten kann.
Als berühmter Schriftsteller bin ich übrigens recht gut aufgenommen worden, wobei es doch nicht an Demüthigungen gefehlt hat. Z. B. sagte mir ein allerliebstes Weibchen: sie habe meine letzten Schriften mit dem größten Vergnügen gelesen, besonders habe sie Giaffar der Barmecide über alle Maßen interessirt. Sie können denken, daß ich mit der größten Bescheidenheit mich in Freund Klingers hinterlaßne arabische Garderobe einhüllte und so meiner Gönnerin in dem vortheilhaftesten Lichte erschien . Und ich darf nicht fürchten daß sie in diesen drei Wochen aus ihrem Irrthume gerissen wird.
Die vielen Menschen, unter denen sehr interessante sind, lerne ich nach und nach kennen und werde Ihnen manches zu erzählen haben.
Indem ich auf meiner Herreise einige alte Mährchen durchdachte, ist mir verschiednes über die Behandlungsart derselben durch den Kopf gegangen. Ich will ehstens eins schreiben, damit wir einen Text vor uns haben. Leben Sie recht wohl mit den Ihrigen und denken mein.
Carlsbad, den 8. Juli 1795.
G.
